Literarisches


Mehrmaliger Besuch der Schule für Dichtung in Wien (Klassen Heidi Pataki, Marianne Gruber, Rolf Schwendter, Julian Schutting...) und verschiedener Literaturworkshops (Petra Ganglbauer, Silvia Waltl...)

Schreiben eigener Texte (Lyrik und kurze Prosa)

Literarischer Austausch in mehreren Autorengruppen

Veröffentlichung eigener Texte im Lyrikband Spiegelkabinett, in verschiedenen Literaturzeitschriften und Anthologien

Diverse Lesungen

Mitglied bei der Kulturvernetzung Niederösterreich 

(www.kulturvernetzung.at)

Anerkennungen

  • 2022: Gedicht diktator auf der Shortlist für den Publikumspreis des Feldkircher  Lyrikpreises, Aufnahme von fünf Gedichten in den Lyrikband Nur die Kontur eines Kreises, Art Science.
  • 17. 9. 2020:  patchwork: Gedicht des Tages auf fixpoetry
  • 2019: Gedicht patchwork auf der Shortlist des Gertrud Kolmar Preises
  • 2015: Lyrikwettbewerb zeilen.lauf, art experience, Baden
5. Platz, Gedicht eingegrenzt
  • 2012:  Aufnahme der Gedichte siesta, sommer, piaƫa mare
in die Anthologie zum Feldkircher Lyrikpreis
  • 2008: Würth Literaturpreis der Universität Tübingen, 2. Platz
Text Alpha
  • 2004: Literatur-Karussell Niederösterreich, 2. Platz
Text Rot (heutiger Titel: Lippenstift korallenrot)
  • 1998: Internationaler Lyrikwettbewerb in Benevento / Italien 
          (V concorso Internazionale di poesia) , 6. PlatzGedicht ausgesetzt

Die Corona Anthologie II 

by Cognac & Biskotten 

Thomas Schafferer (Hrsg.)

pyjamaguerilleros*

Innsbruck 2024


Ausnahmezustand...Der Lockdown begann Anfang November in einer sanften Version, zwei Wochen später schlug er dann mit voller Härte in unser Leben ein. Wieder beschnitten Regeln und Verordnungen den Alltag, zwangen uns ins Private. Firmen, Schulen und Universitäten kommunizierten nur noch elektronisch....
Theater, Konzertsäle, Museen hungerten nach Kultur, doch sie mussten monatelang darben und ihre Türen geschlossen halten. Künstler und Künstlerinnen verloren ein weiteres Mal den Boden unter den Füßen. Ich warf die 1000 Einladungen für unsere Quilt-Ausstellung, die unsere Gruppe in diesen Tagen zeigen wollte, ins Altpapier. Vor unseren Fenstern dichtete der Hochnebel den Himmel ab. Die Coronazahlen drängten sich in unser Wohnzimmer,  F. verfolgte sie mehrmals täglich. Ich verweigerte diese Statistiken, die nicht weiterhalfen, mich jedoch albträumen ließen. Nachrichten aus Radio und Fernsehen takteten unsere Tage, fluteten sie mit Schreckensmeldungen. Wissenschafter, Experten und solche, die sich dafür hielten, bekamen eine Bühne, kommentierten mögliche Ursachen und Entwicklungen dieser Seuche, diskutierten Wahrscheinlichkeiten mit neuen Wörtern. Politiker überspielten ihre Ratlosigkeit mit großen Gesten, nahmen uns an die kurze Leine und  hielten uns klein, als wären wir unmündige Kreaturen...


Der Fasching erreichte sein Hoch, aber niemand feierte. Nur das Virus mutierte fröhlich. In den folgenden Monaten gaben wir viel zu oft unsere persönlichen Daten preis – als Eintrittskarte in Lokale und Kulturstätten. So ausgehungert waren wir.Politiker kamen und gingen. Corona bleibt. Wir fürchten uns nicht mehr.
Textauszüge

Nur die Kontur eines Kreises

20. Feldkircher Lyrikpreis 2022


Herausgeberin Erika Kronabitter

Edition Art Science, 2022

diktator
einerder klein ist und krankmit freudlosem maskengesichthinter dem das misstrauen nistetschlägt zu mit eiserner faustseine gedanken verkeilen sichin gestrigen tagenund füttern die gierdie keine grenzen mehr kennter knebelt die wahrheitspricht mit gespaltener zungemit panzern und feuersein hass ufert ausim wahn seiner allmacht doch irgendwannwerden die schatten ihn anfallendie chimären der toten bedrängenirgendwannwird auch ernur ein sterblichergewesen sein

muschelgang gegen den sturm

salongedichte 

2016 - 2018


Herausgeberin Silvia Waltl

Gedichte von Gabriele Buch, Susanne Grech, Rosa Leitner, Roswitha Schmit, Angelika Stumvoll, Burghard Unteregger

mit Druckgrafiken von Angelika Stumvoll

edition libica, 2019


santa barbara
die späte sonne vergoldet die häuserblassblaue jacarandawolkenschweben über den straßenpalmen tanzen ballettder pazifik wirfteine prise salzgeruch an landund einen möwenschreiwährend ein alter mannseinen besitzin einem einkaufswagendurch die state street schiebt

stadt der engel
soll einer doch sagenich hätt kein daheimkeine adressesei nur ein stück abfallin der sixth streetso schmutzigso schwarz ich atme wie ihrmein himmelist grau oder blauganz wie eureran der ecke zur crocker streetbin ich zu haus soll einer doch kommenich lade ihn einin mein zelt auf dem gehsteig nur keiner soll sagenalle engel sind weiß 

Lippenstift &Notfalltropfen

Ein Handtaschenbuch

Gabriele Buch, Gabriele Folz-Friedl, Barbara Holpfer, Brita Kerbl-Aschermann, Sonja Kohlbacher, Angelica Löwe, Roswitha Schmit, Gerda Sengstbratl, Irene Wondratsch

Fotos von Heidi Czipin

Oktober Verlag, Münster 2008


Meine Texte darin:

Wasserflasche, halbvollIm Sommer hatten sie noch ein paar Fische aus den letzten Tümpeln gerettet, viele schon tot, dann war der Bach endgültig ausgetrocknet. Es fiel Hanna nicht sofort auf. Sie stand oben auf dem Balkon und spürte eine Veränderung. Irgendetwas fehlte, ging ihr ab, ein Puzzlestück müsste dem Tag hinzugefügt werden, doch sie wusste nicht welches. Sie stand da und schaute in den Garten. Die Sonne brannte vom Himmel, das Gras roch nach Sommer, der Flox leuchtete violett, die Linde duftete, alles wie immer. Und doch lag etwas Unheimliches über dem Grün. Als ob jemand den Film angehalten hätte, Standbild, kein Ton. Das war es! Die Stille, diese lähmende Stille, die sich ihr überstülpte, sie bewegungslos werden ließ...Textauszug
Lippenstift, korallenrot...die blaue Stunde, meine Zeit. Wenn ich Zeit habe. Dann sitze ich am Fenster oder auf dem Balkon, schaue wie die Konturen weicher werden, verschwimmen, wie der Tag langsam wegdriftet. Beinahe unmerklich haucht er seine Farben aus, verblaut, verdämmert. Ich mag diesen Übergang, diese Zartheit. Ein behutsames Ausatmen. Wie eine letzte Liebkosung, die den Abschied schon in sich trägt. Eine weitere Nacht, das Haus wächst ins Dunkle. Ich schalte die Lichter ein, doch nie ist es mir hell genug.      Von nebenan dringen Stimmen herüber, laut, empört, ein Streit vielleicht. Kinderweinen. Autos fahren vorbei, keines hält, so sehr ich auch in die Dunkelheit horche. Mein Atmen wird mir zu laut. Ich gehe von Zimmer zu Zimmer, doch niemand erwartet mich. Keine Gute-Nacht-Geschichte, kein Trost, auch kein Lachen. Sogar den alten Teddy-Bären haben sie mitgenommen. Das Haus ist leer geworden, es ist mir zu groß. Ich sollte mir in der Stadt eine kleine Wohnung suchen...Textauszug

Ausgehen

19. Würth-Literaturpreis

Hg. Dorothee Kimmich und Philipp Ostrowicz

Swiridoff Verlag, Künzelsau 2008

AlphaDen Hund hat Sarah sich gewünscht. Natürlich würde sie mit ihrem Hund spazieren gehen, zweimal am Tag, sie würde für ihn sorgen, ihm Futter und Wasser geben, ihn bürsten und pflegen, ihn lieben und küssen, jede Nacht würde er auf dem Teppich vor ihrem Bett schlafen und gleich nach dem Aufstehen würde sie schon für ihn da sein, alles würde sie machen, wenn sie nur einen Hund bekäme.      Jetzt, ein halbes Jahre später, schlüpfe ich jeden Morgen in meine roten Schuhe, die zu putzen sich nicht lohnt, stecke ein paar Leckerbissen in die Jackentasche, nehme die Kettenleine vom Garderobehaken, versuche dem Hund das Würgeband über den Kopf zu ziehen und so die Leine um seinen Hals zu befestigen, was er, ganz Löwe, gezielt verhindert. Ich kenne seine Anfälle, weiß, dass er mich anspringen, mir die Zähne zeigen wird, aber wie immer werde ich ihm mit festem Griff das Maul zudrücken und das Metallband über den Kopf ziehen. Wieder wird er toben, wird bellen und an der Kette zerren, wird in einer Mischung aus Freude, Ungeduld und Wut an mir hochspringen, nach mir zu schnappen versuchen, bis ich endlich die Tür öffnen, die Leine straff ziehen und kurz halten werde, er wird weiterspringen, zu laufen versuchen, sich beinah erwürgen an den Kettengliedern, die ihm den Hals zudrücken, er wird keuchen und hecheln, aber aufgeben wird er nicht... Textauszug

Würth Literaturpreis 2008

Universität TübingenTübinger Poetic-Dozentur, Oktober 2008Roswitha Schmit beschreibt in ihrem Text Alpha das prekäre Verhältnis zwischen Herr (oder Frau) und Hund in einer makellosen Sprache, die extrem verdichtet ist. Dabei wird dieses in der Literatur oft behandelte Thema geschickt variiert, die Gefühlsnähe und der gleichzeitige Machtkampf zwischen Hund und Mensch überzeugend erzählt.

Spiegelkabinett

Gedichte

Roswitha Schmit

Edition Atelier, Wien 2000

Nach dem Krieg
Die Transparente leerfegtkein Publikum vorm Rednerpultwo Mikrophone schweigen
Gesichter nackt und leergelebtdie Masken in den Sand gestreutwo Pfauenfedern bluten
Die Stacheldrähte leergewebtverscharrt den Tod im Aschengrabkein Brot wächt zwischen Minen



Totes Meer
Fluten so salzig wie Tränentragen die Seele auf Flügelnliebkosen die Hautmit feurigen Zungenbis jeder Makel verblasst
Im Westen drübendas Heilige Landdie Abendsonne verfängt sichim Stacheldraht

@cetera 5, Juni 2001

60 Gedichte, von Abschied über Nach dem Krieg bis Zeit los alphabetisch geordnet. Die erste Veröffentlichung von Roswitha Schmit (geboren 1952 in St. Pölten) - und äußerst lesenswert: Komm / schlüpf mit mir / durch die Maschen der Zeit / naschen wir / von der Ewigkeit. Das Naschen von der Ewigkeit verführt zu dunklen Versen, die Verlassenheit besingen, Verletzlichkeit, Endlichkeit: Ikarus' Flügel liegen in Scherben / tief  begraben im Meer / langsam vertrocknen die Rosen / und sterben. Frühling (...die Freude knüpft Knospen / von Baum zu Baum), Sommer(Der wind zirpt ein Lied / ganz in Grün / im groben Netz / zwischen Blättern / schaukeln / träumen und kosten vom Duft der Linden), Herbst (Blätter im Herbst / verdorrte Erinnerung / gefangen im Jetzt), Winter (...Stimmen frieren ein / unter jungfräulichem Kleid / schlafen die Träume / verblassen / die Sehnsucht malt Blüten ans Fenster / am Stacheldraht knospen Kristalle).Der Leser lässt sich gerne führen durch Dunkel und Schmerz, Wehmut und Freude (Blumen streue ich aus / auf unserem Weg /... / die Farben deines Lächelns / verschlingen sich mit meinen...) - das schmale Bändchen wird zum treuen Begleiter.Alfred Dunshirn

Denn wir wollen alle sehend werden

Ingeborg Bachmann