(siehe auch meine ersten Experimente mit DeepSeek auf der Startseite)
DeepSeek ist da! Es hat gleich ein Beben an den Börsen ausgelöst. Angeblich verbraucht der neue chinesische Chatbot nur ein Drittel der Energie von den bisher führenden Produkten wie ChatGPT. Für mich als Endnutzer ist allerdings nur die Qualität der Ergebnisse von Interesse. Und da ist DeepSeek noch nicht auf einem angemessenen Niveau. Zum einen ist sehr oft die Meldung: "Seite ist beschäftigt" oder "gerade nicht zugänglich" zu sehen, was wahrscheinlich damit zu tun, hat, dass DeepSeek plötzlich weit mehr Kunden hat als erwartet. Solche Anfangsschwierigkeiten lassen sich mit der Zeit bewältigen.
Dass es sich um eine chinesische Software handelt, die vermutlich Server benutzt, zu denen die nicht sehr vertrauenswürdige chinesische Regierung Zugang hat, ist in der gegenwärtigen politischen Lage zumindest ein Anlass für Vorsicht. Ich verwende DeepSeek nicht für politische Texte, vorerst also mehr für historische, philosophische und literarische Inhalte.
Natürlich habe ich keine Illusionen, dass amerikanische Unternehmen bisher noch fähiger sind, meine Daten zu stehlen als chinesische. Das nehme ich in Kauf, weil die USA zum westlichen Wertesystem gehörten. Das könnte sich ändern, wenn Trump die Demokratie abbaut und wenn seine imperialistischen und autoritären Phantasien von den großen IT-Firmen unterstützt werden. Um es klar zu sagen: die Produkte von Trump-Unterstützern fallen aus meinem Sortiment, sobald sich Alternativen auftun.
Ich habe DeepSeek zunächst einmal mit philosophischen Texten und biografischen Angaben getestet. In beiden Fällen ist ChatGPT 40 deutlich besser. Vor allem bei biografischen Angaben hat DeepSeek massive Halluzinationen gezeigt - in einem Fall waren etwa 90% der Biografie frei erfunden - und falsch. Generell leiden die textbasierten Chatbots daran, dass sie in der Regel keine "Ich-weiß-es-einfach-nicht"-Funktion haben und mangelnde Daten dann durch "folgerichtige" Phantasie ersetzen, die oft richtige, meistens aber unzuverlässige oder einfach nur falsche Ergebnisse liefert.
Zu Standardthemen verwendet Deepseek offenbar öffentlich zugängliche Textdaten, die weitgehend mit der von ChatGPT oder Gemini übereinstimmen. Die Ergebnisse erinnern mich an die von ChatGPT vor der Version 3.0 - nach einer längeren Lernphase könnte DeepSeek also aufholen.
Sehr interessant ist die Tatsache, dass man sich bei DeepSeek das "reasoning" ansehen und damit nachvollziehen kann, wie das Ergebnis zustandekommt. Im Falle der weitgehend falschen biografischen Daten beispielsweise ist die "Überlegung" einfach, irgendwelche wahrscheinlichen Details zur Füllung von Wissenslücken zu verwenden, die sicher in mehr als 50% der Fälle stimmen könnten - in meinem Testfall aber zu 90% falsch waren.
Fazit
DeepSeek ist noch in einer Anfangsphase, es kommt an die Leistungsfähigkeit von ChatGPT nicht heran, hat aber Potenzial. Allerdings muss das Problem der Halluzinationen weitaus besser gelöst werden als bisher, sonst ist DeepSeek nur als Märchen-Generator geeignet.
Perplexity ist kein textbasierter Chatbot, sondern wertet das Netz auf Fakten hin aus, auch aktuelle Meldungen. Dabei wird nur bis zu einer bestimmten Tiefe in die Faktenbasis des Internet hineingeschaut. Die Ergebnisse sind erstaunlich vollständig und genau - gerade auch zu biografischen Daten. Die Quellen werden angegeben, weitere Links zur Vertiefung werden angegeben. Es ist also sozusagen eine Google-Alternative mit textbasierten Antworten.
Die Kombination von ChatGPT und Perplexity ist derzeit für mich das beste auf dem Markt. Ich muss dazu sagen, dass ich Gemini bisher nicht verwende, obwohl dem System einige Vorteile zugesprochen werden, weil das Kleingedruckte, das aus meiner Sicht entgegen allen EU-Regeln Datenklau ermöglicht, mich sehr abschreckt. Die Rechte des Kunden werden nicht ernstgenommen trotz ständiger Versicherungen und geradezu aufdringlichen Meldungen über Zugriffe (vor allem eigene Zugriffe) auf mein Google-Konto. Ich gebe zu, dass ich im Allgemeinen nicht auf Google verzichte, denn es ist schlicht breiter angelegt und leistungsfähiger als fast alle Alternativen - aber sobald es einmal bessere Alternativen gibt, bin ich weg von der Datenkrake Google.
Die Konkurrenz schläft nicht - und das bedeutet, dass die Extragewinne, die sich (zu recht) für den Pionier im Markt ergeben, nicht von Dauer sein können. ChatGPT wird jetzt auch Pro-Versionen kostengünstiger anbieten müssen, sonst ist der Kunde schnell bei DeepSeek - denn es wird sicher nicht bei den derzeit noch massiven Schwächen bleiben. Und die Halluzinationen auch bei ChatGPT (weitaus weniger als bei DeepSeek, aber doch störend) brauchen die Ergänzung durch faktenbasierte Systeme vom Typ Perplexity.