Allgemeine Fragen

zum Instrumentalunterricht

Musikschule oder Privatlehrer?

Dies lässt sich nicht generell beantworten. Mit Sicherheit sind Privatlehrer oft flexibler wenn es um die Gestaltung des Unterrichts geht. Keine vorgegebenen Stunden- oder Lehrpläne sowie Ferien können ein Vorteil sein. Auch bei den Vertragsmodalitäten (siehe weiter unten) haben Privatlehrer einen Spielraum, den angestellte Lehrer einer Musikschule nicht haben. Auf der anderen Seite haben städtische / öffentliche Musikschulen gewisse Qualitätsansprüche an ihre Lehrer, bei Privatlehrern wird die Qualifikation nicht geprüft. Es gibt keinen Berufsschutz und somit kann im Grunde jeder, der drei Tasten gleichzeitig drücken kann, unterrichten. Traurig, aber wahr. Leider können Laien kaum feststellen, wie fähig ein Lehrer ist, daher weiter unten ein kleiner „Lehrertest“.


Einzel- oder Gruppenunterricht?

Diese Frage ist auch nicht allgemein zu beantworten, aber die Tendenz geht hier klar zum individuellen Einzelunterricht. Gruppenunterricht mit drei oder mehr Kindern bindet viele Energien: da sind unterschwellige gruppendynamische Prozesse, wer der Stärkere oder Bessere ist, wer mehr Zuwendung braucht, wer sie einfordert und wer sie bekommt. Die musikalische und motorische Entwicklung verläuft selten in solchem Gleichklang, dass alle Kinder in gleichem Maße gefordert sind. Ergebnis: die begabteren Kinder langweilen sich und verlieren die Lust, während die schwächeren Schüler sich auf Dauer überfordert fühlen. Sinnvoll ist Gruppenunterricht wenn es darum geht, gemeinsam zu improvisieren, ein gemeinsames Konzertprogramm zu erarbeiten oder um Prüfungsängste und Lampenfieber in den Griff zu bekommen.


Was kostet der Unterricht?

Die Preise für Instrumentalunterricht schwanken je nach Art des Anbieters und der Region. Ein diplomierter Konzertpianist nimmt in der Regel mehr für eine Unterrichtsstunde als eine Musikschule, und die wiederum mehr als jemand, der nur zum Hobby etwas nebenbei unterrichtet und keine Ausbildung auf diesem Gebiet hat. Das kann, muss aber nicht so sein. Oft liegt es auch weniger am musikalischen Können, sondern schlicht daran, wie gut sich jemand verkaufen kann.

Einzelunterricht ist auf den ersten Blick teurer, aber Gruppenunterricht ist der eigentlich teure Unterricht. Glauben Sie nicht, dass eine Dreiergruppe nur ein Drittel des Einzelunterrichtes kostet. Er kostet meist die Hälfte oder mehr und ist unterm Strich somit teurer, denn der Lehrer kann sich nur mit einem Schüler gleichzeitig befassen. Somit wird die zugewendete Zeit gedrittelt, die Kosten nur halbiert. Darum ist Gruppenunterricht nicht effektiv. Besonders krass sind Gruppen mit 4 oder mehr Schülern: hier macht sich der Lehrer / die Musikschule richtig die Taschen voll, und die Schüler lernen so gut wie nichts. Beispiel: eine Gruppe mit 5 Schülern á 45 Minuten. Zeit pro Schüler: 9 Minuten! Das Vorspielen der Hausaufgabe dauert 5 Minuten, dann hat man noch 2 Minuten, um die Fehler zu erklären, nochmals spielen ist nicht drin, denn in den verbleibenden 2 Minuten muss man ja irgendwie auch noch ein neues Stück anfangen oder 1-2 Fragen beantworten. Das funktioniert nicht! Ich habe Schüler, die hatten zuvor woanders 3 Jahre Unterricht in einer solchen Gruppe und konnten fast nichts! Somit sind die Gebühren für eine solche Gruppe rausgeworfenes Geld.

Die Höhe der Gebühren hängt natürlich auch von der Dauer des Unterrichtes ab, angeboten werden in der Regel 30, 45 und 60 Minuten-Einheiten. Für Kinder bis 10 Jahre reichen in der Regel 30 Minuten, für Jugendliche und Erwachsene 45 Minuten. Als aktuellen Mittelwert kann man für 30 Minuten Unterricht bei einem fachlich qualifizierten Lehrer ca. 25-30 Euro veranschlagen, für 45 Minuten ca. 35-45 Euro.


Worauf muss man im Vertrag achten?

Musikschulen schließen in aller Regel Verträge mit einer 3-monatigen Kündigungsfrist und festem Monatsbeitrag ab. Wer jetzt denkt, er teilt diesen Betrag durch 4 Wochen pro Monat und kommt dann auf die Kosten pro Stunde, der irrt: bei 3 Monaten Schulferien und zahlreichen Feiertagen sind es weniger als 3 Stunden pro Monat, die tatsächlich stattfinden! Teilen sie den Monatsbeitrag durch drei, dann wissen Sie, was eine Stunde wirklich kostet!

Privatlehrer sind in der Vertragsgestaltung flexibler. Manche orientieren sich an dem Modell der Musikschulen (gut für den Lehrer), manche kommen ihren Schülern jedoch entgegen. Manche machen gar keine Verträge (gut für den Schüler). Fragen Sie immer, was mit ausgefallenen Stunden passiert. Kann der Schüler nicht, ist das in der Regel auch das Problem des Schülers, kulante Lehrer bieten aber auch hier Ersatzstunden an. Kann der Lehrer nicht, sollte auf jeden Fall ein Ersatz angeboten werden.


Woran erkennt man einen guten Lehrer?

Hier spielen viele Dinge eine Rolle. Es geht natürlich um die musikalischen Fähigkeiten, aber auch um die pädagogischen und menschlichen Aspekte, denn keiner möchte einen absolut virtuosen Überflieger, der aber nichts erklären kann und mit dem der Schüler menschlich nicht zurecht kommt. Bestehen Sie in jedem Fall auf eine unverbindliche Probestunde. Nutzen Sie diese Stunde, um den Lehrer so gut es geht kennen zu lernen. Wenn Ihr Kind das Instrument lernen will: achten Sie darauf, wie er mit Ihrem Kind spricht und Dinge erklärt. In der Regel braucht es ein bisschen Zeit, bis Lehrer und Schüler sich aneinander gewöhnt haben, aber viele Dinge sieht man sofort. Wenn Ihnen eine Probestunde zu wenig war, vereinbaren Sie eine weitere. Lehnt der Lehrer das ab, suchen Sie sich einen anderen. Und so können sie Hobby-Lehrer, Autodidakten und andere unfähige Bewerber aussortieren:


„Haben Sie Musik studiert? Wo und bei wem?“

Bereits hier werden viele Kandidaten überrascht sein und eingestehen müssen, dass sie nicht über eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Musiklehrer verfügen. Das soll nicht heißen, dass alle guten Lehrer studiert haben müssen und alle ohne Studium per se schlechte Lehrer sind, aber es ist unzweifelhaft ein Faktor, an dem Sie die musikalischen Fähigkeiten messen können! Wer ein Diplom/Examen auf seinem Instrument hat kann sicherlich gut spielen. Über die pädagogischen Fähigkeiten sagt es jedoch nichts aus.


„Könnten Sie mir bitte etwas vorspielen?“

Die Frage liegt so nahe und wird doch so selten gestellt. Nicht Sie müssen sich für den Lehrer qualifizieren, sondern der Lehrer für Sie / Ihr Kind! Oder wer bezahlt hier wen? Auch wenn Sie sich als Laie vielleicht nicht zutrauen, die Fähigkeiten korrekt einschätzen zu können, so zeigt die Frage dem Lehrer jedoch, dass er gefordert ist, Sie zu überzeugen. Speziell bei Keyboard-Lehrern: „Spielen Sie bitte auch ein Klavierstück!“ Also ohne Begleitautomatik, nur mit beiden Händen Klavierklang. Da bricht vielen Kandidaten der Schweiß aus, weil sie nur das Spiel mit der Begleitautomatik beherrschen! Wer nicht in der Lage ist drei Klavierstücke aus verschiedenen musikalischen Stilrichtungen zu spielen, hat sich sofort selbst disqualifiziert. Ansonsten: beurteilen Sie selbst, ob Ihnen gefällt was Sie hören und sehen.


„Welche Themenbereiche deckt Ihr Unterricht ab?“

Ein guter Lehrer antwortet Ihnen: „Spieltechnik, Musiktheorie, Gehörbildung und Improvisation.“ Fehlt auch nur einer der genannten Punkte, haken Sie nach: „Was ist mit….?“ Wenn ein Lehrer einen Bereich nicht beherrscht, müssen Sie entscheiden, ob Sie ihn als Lehrer wollen…


„Welche Stilrichtungen beinhaltet Ihr Unterricht?“

Es gibt viele Lehrer, die sind nur auf eine Stilrichtung fixiert, meistens Klassik. Für diese Lehrer ist Rock-, Pop- und Jazz-Musik oft etwas, das auf gar keinen Fall unterrichtet werden darf (wer so denkt, beherrscht diese Stilistiken meist gar nicht). Das ist ignorant und für eine musikalisch breit angelegte Grundausbildung schädlich. Ein stilistisch breit angelegter Unterricht zeigt dem Schüler, was möglich ist. Später entwickelt jeder Schüler eigene Vorlieben. Diese sollte der Lehrer unterstützen und nicht seine eigenen Vorlieben zum Thema des Unterrichts machen.