Programm am Standort der Uni-Halle
Alle Veranstaltungen der Jüdischen Campuswoche sind kostenlos und laden alle Interessierten herzlich ein – ob immatrikuliert, exmatrikuliert, pausierend, dozierend oder emeritiert. Offenheit und Zugänglichkeit stehen im Zentrum unseres Ansatzes: Jede*r, der sich für jüdisches Leben, Austausch und gemeinsames Lernen interessiert, ist willkommen – unabhängig von Studienstatus, Herkunft oder Vorwissen.
Hier findet ihr das Wegeleitsystem für den Steintorcampus, sowie eine Übersicht aller Einrichtungen der Universität – einschließlich fachfremder Standorte.
19. Mai 2025 - Podiumsdiskussion: Antisemitismus an Hochschulen
Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich die Situation für jüdische Studierende und Wissenschaftler:innen an deutschen Hochschulen dramatisch verschärft. Offene Anfeindungen, antisemitische Parolen auf dem Campus und fehlende Reaktionen von Hochschulleitungen machen deutlich: Antisemitismus ist nicht nur ein gesamtgesellschaftliches Problem – er ist längst auch Teil des Hochschulalltags. Nach den neuerlichen antisemitischen Exzessen, insbesondere an der Humboldt-Universität in Berlin, stellt sich umso dringlicher die Frage: Wie schaffen wir Sicherheit für Jüdinnen und Juden an deutschen Hochschulen?
In einer Podiumsdiskussion wollen wir die Situation in Mitteldeutschland, insbesondere in Sachsen-Anhalt, in den Blick nehmen. Gemeinsam mit Expert:innen aus Politik und Zivilgesellschaft diskutieren wir aktuelle Herausforderungen und mögliche Strategien im Umgang mit antisemitischen Vorfällen.
Podiumsgäste:
Alexander Tsyterer (Jüdische Allianz Mitteldeutschland)
Marianna Piruzyan (Bundesvorstand Junges Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft)
Max Privorozki (Vorsitzender Jüdische Gemeinde Halle)
Wolfgang Schneiß (Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus)
Moderation: Sarah Maria Sander (Freie Journalistin)
Prof. Dr. Claudia Becker (Vizepräsidentin der Landesrektorenkonferenz)
Ort: Hörsaal IV, Ludwig-Wucherer-Straße
Zeit: 16:30 Uhr
20. Mai 2025 - Zwischen Heimat und Fremde - Jüdische Erfahrungen in der antiken Diaspora - Vortrag von Gregor Krönig
Für die Zeit des Hellenismus (336–30 v. Chr.) lässt sich eine große jüdische Diasporagemeinde in Ägypten und vor allem in der Mittelmeerstadt Alexandria ausmachen. Von einigen wenigen von dort stammenden jüdisch-hellenistischen Autoren sind uns heute Texte bzw. Fragmente überliefert. Schwerpunkt dieses Vortrags ist der Umgang einiger dieser Autoren (z. B. des Autors des Aristeasbriefes) mit dem Leben im multikulturellen Ägypten. Aufgezeigt werden soll, inwieweit die Autoren die Ambivalenz– Ägypten und sein Verständnis sowohl als Heimat als auch als Fremde – innerhalb ihrer Texte thematisieren und auflösen. Indem gezeigt wird, wie etwa der Aristeasbrief über Ägypten und die Ägypter als Mitbewohner spricht, soll den Zuhörenden ein Einblick in die Bewältigungsmethoden dieser hellenistischen Diasporajuden gegeben werden.
Ort: Hörsaal Robertinum
Zeit: 16:00 Uhr
20. Mai 2025 - Verfolgungen literarisch Verarbeiten. Ein spätantiker jüdischer Roman aus Ägypten: Das dritte Makkabäerbuch - Frank Ueberschaer
Auch wenn das sog. Dritte Makkabäerbuch mit dieser Bezeichnung in die Tradition eingegangen ist, hat das Buch mit den Ereignissen um die makkabäische Erhebung in Jerusalem im 2. Jh. vor Beginn der christlichen Zeitrechnung fast nichts zu tun. Nur der Anfang nimmt daran Anleihen.
Dann jedoch wird über eine Verfolgung der jüdischen Gemeinschaft in Ägypten erzählt. Dabei bietet der Roman durch seine Charakterdarstellungen eine äußerst differenzierte Analyse von Tätergruppen, Opfern, Verhalten und Motivationen.
Nach einer Einführung in den Roman werden diese vorgestellt und analysiert. Obwohl über 2000 Jahre alt erweist sich eine bedrückende Aktualität.
Ort: Theologische Fakultät Franckeplatz 1 Haus 30 Hörsaal I (EG)
Zeit: 18:30 Uhr
22. Mai 2025 - Stadtführung Jüdisches Halle
Jüdisches Halle - Biographien zwischen Reileck und Saale
Der von jungen Hallenser*innen entwickelte Stadtrundgang führt Dich durch das hallische Mühlwegviertel. Ziel sind Orte, die eng mit den Lebensgeschichten von Jüdinnen und Juden aus dem 20. Jahrhundert verknüpft sind.
Treffpunkt: Mühlweg, Ecke Bernburger Straße (vor dem Literaturhaus)
Ziel: Kiosk am Reileck
Dauer: ca. 1,5 Stunden (ca. 3 km Strecke)
Zwei digitale Stadttouren, die die Gruppe bereits veröffentlicht hat, können unabhängig von diesem Rundgang jederzeit kostenfrei mit der App Actionbound abgerufen werden. Mit der Tour „Jüdisches Halle gestern und heute“ gehst Du auf Spurensuche quer durch Halle. Die Tour „Jüdisches Halle – Biographien zwischen Reileck und Saale“ führt durch das Mühlwegviertel.
Ort: Treffpunkt: Mühlweg, Ecke Bernburger Straße (vor dem Literaturhaus) Ziel: Kiosk am Reileck
Zeit: 16:00 Uhr
22. Mai 2025 - Mojzis Woskin-Nahartabi (1884–1944) – Ein Jüdischer Hebraist aus der Ukraine in Halle und Leipzig - Mariia Boichun
Im Mittelpunkt des Vortrags steht der Forscher Moses Woskin-Nahartabi (1884-1944), der aus der jüdischen Kolonie Nahartaw (Region Mykolaiv, Ukraine) stammte und einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der hebräischen Studien und der Semitologie in Europa leistete. Als Missionar des modernen Hebräisch in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg und als qualifizierter Lehrer für rabbinisches Hebräisch an der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg genoss er einen ausgezeichneten Ruf in der Professorenschaft. Er gründete eine hebräische Privatschule in Leipzig und ließ auch danach, als er im Ghetto lebte, keine Gelegenheit aus, Erwachsene und Kinder in jüdischer Philologie, Geschichte und Kultur zu unterrichten.
Ort: Haus 30 der Franckeschen Stiftungen, Hörsaal I („Melanchthon“)
Zeit: 18:00 Uhr
22. Mai 2025 - SPUREN einer israelisch-jüdisch-palästinensischen Familie - Michael Touma gibt Einblicke in Kunst und Familiendokumente
Michael Touma wurde als Sohn einer Jüdin und eines Palästinensers in Haifa geboren und zog 1987 in die DDR, nach Leipzig. Dort studierte er Malerei und Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) und war dort von 1993 bis 1997 Dozent im Fachbereich Medienkunst. Sein künstlerisches Schaffen umfasst Lyrik, Prosa, Malerei, Medienkunst und Video.
Im Rahmen dieser Lesung präsentiert Michael Touma eigene Texte sowie Auszüge aus Briefen und Texten seiner Eltern. Die Lesung wird begleitet von Familienfotografien und Videomaterial. Es wird außerdem Gelegenheit zum Austausch mit dem Künstler geben.
Ort: Seminarraum Großer Berlin des Seminars für Judaistik (Google Maps)
Zeit: 18:00 Uhr
25. Mai 2025 - Coffee with a Jew: Lasst uns über jüdische Vielfalt reden
Jüdisches Leben ist vielfältig – in Traditionen, Identitäten und Perspektiven. Doch oft wird es auf wenige Klischees reduziert. Das Münchener Begegnungsprojekt „Coffee with a Jew“ setzt genau hier an: Auf der Straße, bei einer Tasse Kaffee, kommen Jüdinnen und Juden mit Menschen ins Gespräch, um Vorurteile abzubauen und echte Begegnungen zu ermöglichen. Ihr Motto: „Redet mit uns, nicht über uns.“
Wir freuen uns, Ariella Chmiel und Daniel Gitbud in Halle begrüßen zu dürfen, um mit ihnen über ihr Projekt und die Vielfalt jüdischen Lebens zu sprechen. Was bedeutet es heute, jüdisch zu sein? Welche unterschiedlichen Traditionen, kulturellen Hintergründe und Identitäten gibt es? Und warum ist es so wichtig, direkt miteinander zu sprechen, statt nur über Jüdinnen und Juden zu reden?
Ort: Hörsaal V, Ludwig-Wucherer-Straße 2
Zeit: 13:00-14:30 Uhr
25. Mai 2025 - Das Land, das ich dir zeigen will - Lesung mit der Autorin Sara Klatt
Sara Klatts Roman „Das Land, das ich dir zeigen will“ ist eine literarische Annäherung an die historischen und aktuellen Verstrickungen zwischen Israel und Deutschland. Die Protagonistin des Romans, in Deutschland geboren, in ihrer Kindheit und Jugend oft zu Besuch in Israel bei ihrem Opa und Shoah-Überlebenden, kehrt als Erwachsene in das Land ihres Vaters und Großvaters zurück. Sara Klatt hat ein eindrucksvolles Porträt Israels gezeichnet, das im Schatten des 7. Oktober 2023 zu einem unfreiwilligen Nachruf auf ein Land geworden ist, das es so nach dem Schwarzen Shabbat nicht mehr gibt. Zugleich ist Klatts Roman eine Annäherung an die schmerzhafte Geschichte eines deutschen Wissenschaftsbetriebs, der nach 1933 mit brutaler und atemberaubender Gründlichkeit Forschende und Lehrende als „jüdisch“ stigmatisiert, ausgegrenzt und vertrieben hat. Was aber bedeutet dieses historische Erbe für eine gegenwärtige Akademica jüdischen Campuslebens? Eine Lesung und ein Gespräch von und mit Sara Klatt.
Ort: historischer Hörsaal XIVc (Löwengebäude)
Zeit: 17:00 Uhr