Wenn man nach einer Form investigativ-ästhetischer Lehre und Forschung im Kontext sucht, wird diese Suche einer Safari ähnlich sein. Eine Strategie wird sich aus dem Zurücklegen von Wegen und besonders aus der Beobachtung unterschiedlicher divergenter Phänomene ergeben. Das, was wir suchen, ist schon da. Es will gehoben, entdeckt und versucht werden. Neues Denken. Neue Produkte. Neue Lehre. Neue Forschung. Neues Lernen.
Rekombination, der Entwurf neuer Ordnungssysteme und Typologien reduziert das Nicht-Handeln-Können oder -Wollen zu einer Produktion. Produktion und Projektierung entwerfen daraus neue Sinnsprachen, die – in den Strategieprozess gestellt – ständig neue Bewertung und Ergänzung zulassen. Die angewandte Phänomenologie ist die Praxis eines innovatorischen Tuns. Sie ergibt sich aus und in einer Investigativen Ästhetik, die man sowohl als reflektierte Praxis als auch als Handlungshermeneutik beschreiben könnte. Lehre und Forschung sind immer rückgebunden an die Welt, an den Wirkungsraum und - wenn man so will - an und in Kontext.
In Lehre und Ausbildung geht es nicht um ein Diktat der Praxis über die Theorie oder des Bedingten über das Unbedingte. Es geht vielmehr um eine Investigative Ästhetik in die verschiedenen Räume, um etwa Selbstähnlichkeiten, Prozesse oder Differenzen aufzuspüren. Diese Selbstähnlichkeiten können dann – bei interkontextueller Betrachtung – Kommentare, Lösungsbausteine oder Schon-Einmal-Gedachtes liefern.
Gap Junction oder Nexus, der Raum dazwischen – eine aus der Zellbiologie entliehene Begrifflichkeit, die den Raum und die Kommunikationswerkzeuge bei Zellstrukturen beschreibt – ist Werkraum des neuen Dritten. Das Dazwischen liefert Bausteine und Material; postmodern gesprochen würde dieser Raum zum Verweilen einladen, für die Lehre bietet er die Möglichkeit der Synthese. Der verfeinerte Prozess der Abfolge von konvergenten und divergenten Phasen, der sich aus der Strategieentwicklung und der Kreativtechnik ableitet, strukturiert und leitet jede Vermittlung, Aneignung, Analyse sowie Produktion in diesem Lehrkonzept. Dieses Konzept wurde von mir in der Praxis, aber auch in der Lehre mannigfach validiert. Ich möchte dieses Konzept gern als Handlungshermeneutisches Modell bezeichnen. Das Modell nutzt das beschriebene Wechselspiel im Versuch der Sichtbarmachung und damit auch Verortung. Diese prozessuale Sichtbarmachung und Verortung kann sowohl deskriptiv als auch präskriptiv erfolgen.
Das Handlungshermeneutische Modell ist darauf ausgelegt, aus dem Methodenpluralismus ein neues kreatives Methodenkonzept – eine dritte Methode also – als Lösung zu gestalten.
So ist handlungshermeneutische Kompetenz gleichsam vermittelnde und zu vermittelnde Methode. Sie bietet den Studierenden nicht nur den Erwerb und Aufbau einer fachlichen Kompetenz, sondern darüber hinaus eine spezifische Methodenkompetenz: die des Designs von Methoden und Strategien.
In die zukünftige Berufswelt der Studierenden übertragen, liefert dies einen wesentlichen Mehrwert jenseits von Schlüsselqualifikationen und Softskills. Für die Studierenden ist diese Fähigkeit ein „Hardskill“, sie liefert ihnen die Kompetenz, nicht nur eine Lösung zu entwickeln, sondern – und gegebenenfalls viel wichtiger – den Weg dahin zu kennen und über die Verortung des Weges mit anderen (Kunden, Arbeitgebern oder Kollegen) über ein Thema sprechen zu können.