Infektions-Frühwarnsystem Rheinland-Pfalz


Das Land Rheinland-Pfalz ist das einzige Bundesland, das ein solch umfassendes und vielfältiges Datenmaterial zum Infektionsschutz sammelt und anonymisiert auswertet und veröffentlicht.  

Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz

 Abwassermonitoring RLP & SentiSurv RLP


„Auch, wenn sich Vieles wieder ‚normal‘ anfühlt und wir flächendeckend über ausreichend und sehr guten Impfschutz verfügen: Die Bevölkerungsgesundheit ist weiterhin gefährdet, täglich infizieren sich Menschen mit Corona. Es bleibt daher weiterhin wichtig, das Infektionsgeschehen im Land kontinuierlich zu erfassen, um bei steigenden Neuinfektionen frühzeitig und gezielt Maßnahmen zum Infektionsschutz ergreifen zu können“

Gesundheitsminister Clemens Hoch & Daniel Stich Ministerialdirektor im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit

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Abwassermonitoring RLP

SentiSurv RLP 

Infektions-Frühwarnsystem Rheinland-Pfalz

Das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit in Rheinland-Pfalz hat mit großflächigem Abwassermonitoring und der Sentinel Kohortenstudie SentiSurv RLP zwei Leuchtturmprojekte geschaffen, die zusammen genommen als Infektions-Frühwarnsystem Rheinland-Pfalz deutschlandweit ihresgleichen suchen.

"Das Land Rheinland-Pfalz ist das einzige Bundesland, dass ein solch umfassendes und vielfältiges Datenmaterial zum Infektionsschutz sammelt und anonymisiert auswertet und veröffentlicht." heißt es in der Pressemitteilung der Ministeriums für Gesundheit und Wissenschaft am 20.01.2023.

Dazu kann man den Verantwortlichen, Gesundheitsminister Clemens Hoch und Ministerialdirektor Daniel Stich, nur gratulieren. Wie sollen sich die Bürger in einer unübersichtlichen Lage orientieren, wenn ihnen Daten und Fakten fehlen? Dies ist nach Wegfall der bundesweiten Testverordnung und somit auch der Bürgertests geschehen. Alle sind nur noch "erklältet" und das ziemlich oft. Die offiziell gemeldete Inzidenz repräsentiert nicht mehr die Infektionen in der Bevölkerung. Schaut man auf diese Zahlen, könnte man meinen SARS-Cov2 wäre fast verschwunden. 

Doch allerorts spürt man die Auswirkungen. Seien es die Rekorde beim Krankenstand, wo ein Teil der Beschäftigten, auch auf Grund von Long- und Post-Covid oft lange nicht mehr arbeitsfähig sind. Schon 2022 war die Quoten der mit Atemwegserkrankungen krankgeschriebenen Berufstätigen in Rheinland-Pfalz mit 36,9% mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2021 und der Trend scheint sich bisher im Jahr 2023 nicht umzukehren. Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung waren laut AOK RLP im bisherigen Verlauf der Pandemie in Rheinland-Pfalz am stärksten von akuten Covid-Erkrankungen betroffen. Auch bei Post-Covid Erkrankungen liegen sie auf dem ersten Platz. 

Obwohl die persönliche Nähe in Kitas noch etwas höher ist, gilt das gleichermaßen auch für Schulen. Nur sind die Lehrkräfte dort zu 80% verbeamtet und damit privat versichert. Das durchweg jüngere Alter der nicht-verbeamteten dürfte erklären warum angestellte Lehrkräfte in den Statistiken der gesetzlichen Krankenkassen unterrepräsentiert sind. Aber gerade in den Schulen fallen ohne Testungen, ohne Remote-Unterricht für ältere Schüler und ohne  sonstige gesundheitliche Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel Luftreinigung, seit Monaten viele Schüler und Lehrer krankheitsbedingt immer wieder aus. Somit entfallen dementsprechend auch Unterrichtsstunden bzw. mehrere Klassenverbände werden nur noch von einer Aufsicht betreut. An "normalen" Unterricht ist dann oft nicht mehr zu denken. Die Kinder werden lediglich aufbewahrt (was im übrigen auch für Kitas zutrifft, denn eigentlich ist der Beruf der Erzieher*in so viel mehr als nur Aufpasser*in zu sein während Eltern arbeiten gehen). Ganz abgesehen vom Unterricht bleibt auch noch die Gesundheitsgefährdung von Lehrern und Schülern. Im März '23 sind 2 Kinder unter 11 Jahren in RLP an Covid-19 verstorben. Eines davon in Trier und eines im LK Germersheim (SURE Wochenbericht des Landesuntersuchungamtes KW14  S.11) Oft werden kranke Kinder zur Schule geschickt, vielleicht weil wir das "immer so gemacht haben" oder vielleicht auch weil berufstätige Eltern eben ihrerseits auf Grund der knappen Personalsituation auf ihrer Arbeitsstelle unter mächtigem Druck stehen und unabkömmlich sind. Wieviele Kinder von Long- und PostCovid betroffen sind ist uns noch gar nicht klar. 

Genauso deutlich spürbar ist die Situation im Gesundheitssystem. Besonders dort sind seit 3 Jahren mit und durch Covid-19 viele Beschäftigte betroffen und ausgefallen. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen zur Berufskrankheit Covid-19 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung: bis Ende Februar 2023 wurden bundesweit knapp 320.000 Fälle von Berufskrankheit Covid-19 infolge der Tätigkeit vor allem im Gesundheitsdienst und der Wohlfahrtspflege anerkannt. Wenn diese, für uns alle wertvollen, oft unterbezahlten und wenig wertgeschätzten Menschen dauerhaft wegfallen, dann hilft auch kein Klatschen mehr. Und nicht zuletzt ist die derzeitige Lage besonders für immunsupprimierte Menschen, durch selbst im Gesundheitssystem weggefallene Schutzmaßnahmen, ohne verlässliche Zahlen und dadurch damit schwindendes Bewusstsein in der Bevölkerung, unerträglich und brandgefährlich. geworden Sie sind auf Eigen- und Fremdschutz angewiesen. 

Die Ergebnisse von SentiSurv RLP zeigen, dass es in Rheinland-Pfalz Februar/März 2023 ein beträchtliches Infektionsgeschehen gab, welches sich frühzeitig im Abwassermonitoring angekündigt hat und sich schließlich auch in Rekord-Krankenständen bei Statista widerspiegelt. Bei der BKK war Rheinland-Pfalz schon im Februar Spitzenreiter bei Krankschreibungen mit COVID-19 mit 106,0 AU-Fällen bzw. 630,4 AU-Tage je 10.000 Beschäftigte. Der deutschlandweite Durchschnitt lag in dem Zeitraum bei 72,8 AU-Fällen bzw. 443,5 AU-Tagen. Die BKK rechnet auch im März mit überdurchschnittlichem Krankenstand. „Wir müssen weiter beobachten, wie sich die AU-Meldungen im Zusammenhang mit COVID19-Infektionen entwickeln. Da die Infektionen nicht mehr systematisch getestet, erfasst und gemeldet werden, bilden unsere Zahlen der Krankschreibungen nur noch den unteren Rand der eigentlichen Corona-Situation ab.“, sagt Franz Knieps, Vorstandsvorsitzender des BKK Dachverbandes e.V
 

„Auch, wenn sich Vieles wieder ‚normal‘ anfühlt und wir flächendeckend über ausreichend und sehr guten Impfschutz verfügen: Die Bevölkerungsgesundheit ist weiterhin gefährdet, täglich infizieren sich Menschen mit Corona. Es bleibt daher weiterhin wichtig, das Infektionsgeschehen im Land kontinuierlich zu erfassen, um bei steigenden Neuinfektionen frühzeitig und gezielt Maßnahmen zum Infektionsschutz ergreifen zu können“ verkündeten Gesundheitsminister Hoch und Ministerialdirektor Stich in der Pressemitteilung im Januar...


... und sie sollten Recht behalten. Die Daten von SentiSurv RLP sind derzeit die einzig repräsentativ erhobenen Daten in Deutschland. Ohne diese Projekte würde man im dunkeln tappen. Das zeigt Weitsicht von Hoch und Stich. Das passt auch zu Rheinland-Pfalz, das sie immer weiter zum fortschrittlichen Forschungsstandort entwickeln wollen. Das passt besonders zum Standort Mainz, der gerne in der biomedizinischen Forschung und der BioTech-Branche durchstarten möchte und dafür beste Voraussetzungen hat. Wenn Mainz und das Land Rheinland-Pfalz nicht solche Projekte wie das weitläufige Abwassermonitoring und SentiSurv RLP am Start hätte, wie wollte man diese Ambitionen erklären? Wenn es dort nicht solche Projekte gäbe, wo sonst? 

Doch interessieren sich andere Teile der Landesregierung und Entscheidungsträger überhaupt für die von Hoch und Stich erarbeiteten Ergebnisse? Die Entscheidung für weitere Maßnahmen liegt jetzt bei den Ländern. Leider scheinen bisher überhaupt nur wenige Menschen in Rheinland-Pfalz diese progressiven und notwendigen Projekte zu kennen. Selbst in der Presse oder TV sind die Ergebnisse bisher, abseits von von dpa Meldungen, weitestgehend unbekannt oder wecken wenig Interesse darüber zu berichten. Das mag an allgemeiner Pandemiemüdigkeit oder mangelndem Mut der Presse liegen. Führt aber zu Intransparenz und mangelnder Information.

Doch die Bürger haben ein Recht auf Transparenz, auch wenn das Ergebnis nicht der Hoffnung gerecht wird, dass die Lage wieder komplett entspannt sei. Sollte es sich zeigen, dass es SARS-Cov2 weiterhin möglich ist die Bevölkerung mehrmals im Jahr zu infizieren, wo möglicherweise die Gefahr für spätere Komplikation mit jeder Infektion steigt  und zusätzlich durch Deregulierung des Immunabwehr - zumindest eine Zeit lang - auch anderen, opportunistischen Infektionen die Tür geöffnet wird, ist das ein Umstand der auch zukünftig, sowohl zuvorderst die Gesundheit der Bevölkerung, als auch den Krankenstand und damit letztendlich auch die Wirtschaft nachhaltig belasten wird. Wir sollten nicht kollektiv die Augen verschließen, triumphierend die Pandemie für beendet erklären, nur um dann später zu rätseln wo Folgeprobleme herkommen und versuchen dafür teils absurde Erklärungen finden. 

Deswegen sind diese beiden vom Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit in Rheinland-Pfalz geförderten Projekte, das Abwassermonitoring und SentiSurv RLP, so wichtig. 

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Die Sentinel Kohortenstudie SentiSurv RLP ist ein Gemeinschaftsprojekt unter Federführung des Leiters für klinische Epidemiologie und Systemmedizin Professor Philipp Wild an der Universitätsmedizin Mainz und Professor Karl-Heinz Küfer vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik in Kaiserslautern. 

Die Ergebnisse veröffentlicht die Gruppe auf ihrem Dashboard: https://www.unimedizin-mainz.de/SentiSurv-RLP/dashboard/index.html 

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Leider gibt keine Visualisierung der veröffentlichten Daten des Abwassermonitorings in Rheinland-Pfalz. 

Also machen wir das notgedrungen hier eben selbst. 


Wo kommen die Daten her?

Abwasserdaten vom Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz

https://lua.rlp.de/de/unsere-themen/infektionsschutz/meldedaten-coronavirus/abwassermonitoring/ 


7-Tage Inzidenz Daten für die 5 Oberzentren Kaiserslautern, Koblenz, Ludwigshafen, Mainz und Trier von SentiSurv RLP: 

https://www.unimedizin-mainz.de/SentiSurv-RLP/dashboard/index.html