Ich heiße Jana Urbanovská und ich arbeite an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Masaryk-Universität in Brünn, wo ich mich mit den deutsch-tschechischen Beziehungen beschäftige. Was mich an ihnen fasziniert, ist die Vielfalt der gegenseitigen Verbindungen und die Breite der gemeinsamen Interessen, aber auch die Tiefe der Wunden, die aus der gemeinsamen Vergangenheit entstanden sind.

Im Juni 2021 übernahm ich die Patenschaft für die verlassene Grabstätte von Guido Glück, einem deutschen Intellektuellen aus Brünn, dessen reiches kulturelles und pädagogisches Wirken eine der Brücken zwischen der tschechischen und der deutschen Gemeinschaft in Brünn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dargestellt hat. Seine Haltung gegen den Nationalsozialismus rettete ihn zwar vor der Vertreibung der Deutschen aus Brünn nach dem Zweiten Weltkrieg, er konnte jedoch nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen und geriet in Vergessenheit.

Da ich davon überzeugt bin, dass die Vergangenheit ein untrennbarer Teil unserer Identität ist und nicht in Vergessenheit geraten darf oder gar ignoriert werden sollte, habe ich mir das Ziel gesetzt, Initiativen zu unterstützen, die Glücks Erbe und seinen Platz im Gedächtnis des tschechischen und deutschen Volkes wiederbeleben. Mithilfe einer öffentlichen Sammlung wollte ich die Grabstätte von Glück seinen Verdiensten entsprechend renovieren und gleichzeitig an die gemeinsame deutsch-tschechische Vergangenheit mit sowohl ihrem Reichtum als auch ihrer Härte erinnern.