Gedenken

"Die Ermordeten sollen nicht noch um das einzige betrogen werden, was unsere Ohnmacht ihnen schenken kann, das Gedächtnis" (Adorno)

Für diese Website über das Leben meines Großonkels Carl Bruns, der von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurde, habe ich die kleinen, alten Schwarz-Weiß-Fotos mit der App Photomyne gescannt und dann gefärbt. 

Dadurch wirken sie viel lebendiger und Carl, Otto, Heinz und alle anderen kommen uns viel näher.

Erst gegen Ende der 1980er Jahre, nach dem Tod meiner Großmutter Marta Busse, geb. Bruns, erzählte mir meine Tante Ursula von Martas älterem Bruder Carl, der in Hamburg mit seinem Partner Otto und seinem jüngeren Freund Heinz zusammen mit seiner Mutter, meiner Urgroßmutter, gelebt hatte. Später gab sie mir mehrere Seiten aus alten Fotoalben, mit vielen Fotos aus den frühen 1930er Jahren. 

Mehr als 40 Jahre hatte in unserer Familie niemand über Carl gesprochen! 

Selbst auch schwul und durch HIV/AIDS vielfach mit dem Tod konfrontiert,  fühlte ich mich meinem mir unbekannten Großonkel sehr verbunden und fing zu Beginn des Jahres 2000 mit Nachforschungen an. Da ich an die Gedenkstätte Sachsenhausen geschrieben hatte, kam ich bald dahinter, dass die Gedenkstätte und das Schwule Museum in Berlin gemeinsam eine erste große Ausstellung zur Verfolgung Homosexueller während des Nationalsozialismus organisierten. Mit unseren Fotos konnte ich daraufhin zu dieser Ausstellung und dem dazugehörigen Buch beitragen - und der KZ-Häftling Carl Bruns bekam wieder ein Gesicht!

Später folgten Ausstellungen und ein Buch in Hamburg: "Hamburg auf anderen Wegen - Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt" mit vielen Fotos und Zeitzeugen-Interviews. 

2006 gab es in Amsterdam die Ausstellung "Wie kan ik nog vertrouwen? Homoseksueel in nazi Duitsland en bezet Nederland" (Wem kann ich noch vertrauen? Homosexuell in Nazi-Deutschland und den besetzten Niederlanden) > www.vertrouwen.nu   

und in Hamburg wurden Stolpersteine für Carl Bruns und Heinrich Roth verlegt.

Wolfgang Schreiber, Amsterdam

"Zeitspuren" - Die neue Dauerausstellung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Hamburg, wurde am 4. Mai 2005, dem 60. Jahrestag der Befreiung,  eröffnet. Es gibt dort ein Erinnerungsbuch (PDF, 11 Seiten) zu Heinrich Roth, Carls Freund. Mit unseren Fotos! 


27. Januar 2023

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnet die Gedenkstunde um 10 Uhr mit einer Ansprache. Sie übergibt das Wort an die Holocaust-Überlebende Rozette Kats, die eine Gedenkrede hält, ebenso wie Klaus Schirdewahn, der als Vertreter der queeren Community vor dem Plenum spricht. Der Schauspieler Jannik Schümann und die Schauspielerin Maren Kroymann tragen darüber hinaus Texte über zwei Opfer vor, deren Lebensgeschichten exemplarisch für die Verfolgung sexueller Minderheiten während des Nationalsozialismus sind.  

2000


Im Schwulen Museum Berlin und in der Gedenkstätte Sachsenhausen fand vom 26. 3. 2000 bis zum 30. 7. 2000 die Ausstellung Verfolgung homosexueller Männer in Berlin 1933 - 1945 statt. Carl Bruns wurde in der Ausstellung und im Katalog gewürdigt.

Ebenfalls in Google Books: Mann für Mann: biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualtität Teil 1. B.-U. Hergemöller (Hg.) > Heinrich Roth und Carl Bruns

von Nicolai Clarus



2005


Bernhard Rosenkranz mit Gottfried Lorenz: "Hamburg auf anderen Wegen - Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt" mit vielen Fotos und Zeitzeugen-Interviews. Das Buch mit 383 Seiten erschien im November 2005 in der Lambda-Edition. Die 3. Auflage (2012) ist als eBook erhältlich.

In Google Books > Heinrich Roth und Carl Bruns



2006/2007


Mit Ulf Bollmann gründete Bernhard Rosenkranz die Initiative "Gemeinsam gegen das Vergessen - Stolpersteine für homosexuelle NS-Opfer".


Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg


März / April 2007 - Universität Hamburg,

Staats- und Universitätsbibliothek

Dezember 2009 - März 2010 Schwules Museum, Berlin


Bernhard Rosenkranz, der Mitbegründer der Initiative, verstarb 2010.


2013 Wie Schwule in Hamburg verfolgt wurden

www.ndr.de

Meine Tanten Anni Eder, geb. Bruns (1907-2015) und Ursula Becker, geb. Busse (1924-2019) schauen sich die  Fotos aus dem Leben  ihres Onkels Carl an!

Anni besuchte damals Carl im Hamburger Gefängnis Fuhlsbüttel, brachte ihm frische Wäsche. Und schämte sich ...

Die  Fotos aus dem Leben von Onkel Carl, hier in "Hamburg auf anderen Wegen - Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt" mit vielen Fotos und Zeitzeugen-Interviews. 

Ausstellung in Hamburg, 2007

Kurz vor Kriegsende trieb die SS Häftlinge aus Konzentrationslagern durch Brandenburg. Diese Todesmärsche haben Spuren hinterlassen.

www.taz.de 18.04.2020

Eine „Staatsgefahr wie der Kommunismus“

Homosexuelle als politische Häftlinge in Sachsenhausen