Wenn ich mit dem Teleskop bei Leuten zu Gast bin oder zu einer Führung am Sternenhimmel besucht werde, stellt man mir meistens drei Fragen:
(tatsächlich in dieser Reihenfolge)
1. Was kostet das Ding?
2. Was ist die größte Vergrößerung die das Ding schafft?
3. Wie kommt man auf so ein Hobby?
Die Antwort auf Frage 1 kann ich manchmal selber nicht glauben, aber das gesamte Equipment das ich für die Himmelsbeobachtung benutze übersteigt inzwischen einen mittleren vierstelligen Betrag!
Für manchen ist das eine überschaubare Summe, für einen einfachen Facharbeiter grenzt das fast an Irrsinn.
Frage 2 beantworte ich, in dem ich den oder die Fragende/n einen Blick auf den Mond werfen lasse mit 100facher Vergrößerung.
Die meisten schweigen danach. Eventuell schiebe ich noch hinterher, daß bei weiterer Steigerung automatisch auch die Luftunruhe vergrößert wird.
Das Schweigen nach dem Blick auf den Mond ist meistens auch eine gute Antwort auf Frage 3.
Wer das einmal gesehen hat, kann sich dem Zauber kaum mehr entziehen.
Aber Frage 3 ist natürlich berechtigt. Wie kommt ein Junge, geboren 1966 im Norden der Stadt Essen, dazu sich für die Sterne zu begeistern?
Die Basis liegt wohl wie so oft bei den Eltern. Wenn wir fernsehen durften, dann meistens Sendungen über Tiere oder Wissenschaft und da faszinierten mich von Anfang an die Beiträge über den Weltraum.
Aufmerksamen Eltern entgeht sowas nicht und Verwandte und Großeltern sind dankbar für solche Informationen, die sie dann in Geschenke umwandeln können.
Irgendwann mit 10 oder 11 Jahren hatte ich dann genügend Geld für ein Teleskop zusammengespart , das ich in einem Foto Quelle Katalog gesehen hatte.
339,- DM waren ein echtes Vermögen für mich, aber ich war selig!
Moment mal, ich glaube den Tubus habe ich sogar noch irgendwo rumfliegen
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Sogar noch mit 20mm Okular!
Nach ein paar Monaten wurden mir dann die Nachteile, vor allem der azimutalen Montierung bewusst. Die Sterne wanderten ständig aus dem Blickfeld und ich musste nachjustieren. Außerdem war das Stativ sehr wackelig.
Insgeheim hatte ich schon ein Auge auf das Spiegelteleskop für 549,- DM geworfen aber absolut keine Ahnung wie man jemals derartig viel Geld zusammenbekommen könnte.
Schließlich kam ich in die Lehre auf dem Bergwerk Fürst Leopold in Dorsten - wir waren inzwischen umgezogen - und damit zu meinem ersehnten Spiegelteleskop!
Das hat mich wirklich sehr lange begleitet und für meine Bedürfnisse ausgereicht.
Dann geht das Leben so seinen Gang. Man verliebt sich, heiratet, bekommt Kinder, wechselt den Beruf, zieht wieder um und guckt während diesen Jahren nur sporadisch zum Himmel. Allerdings oft genug damit die Glut weiterglimmt.
Schließlich hatte ich es im Alter von 40 Jahren geschafft mir einen veritablen Bandscheibenvorfall einzufangen der mich nach zwei Operationen dazu zwang eine Umschulung zum Elektroniker zu machen.
Zu dieser Zeit begann ich damit herumzuexperimentieren ob die alte Spiegelreflexkamera von meinem Onkel nicht irgendwie auf das Teleskop passen könnte. Ich habe damals tatsächlich Bilder gemacht auf einem 36er Film mit ISO400.
Seit dem Jahr 1983 kaufe ich mir ohne Unterbrechung das Kosmos Himmelsjahr. Das kann ich nur jedem Interessierten empfehlen!
Irgendwann während der Umschulung las ich darin von einer Astromesse in Essen, der ATT.
Also fuhr ich in Begleitung meiner Frau dorthin - nur zum gucken!!
Natürlich erstand ich dort ein neues Teleskop!! Ein Skywatcher 200/1000 auf einer EQ5 Montierung zum Messepreis von 400,-€.
Das war dem alten Newton natürlich um Längen überlegen und eröffnete mir neue Möglichkeiten. Seit dem ist das mein Standartteleskop.
Inzwischen ist natürlich einiges dazugekommen. Die alte Spiegelreflexkamera aus dem Jahre 1972 wurde erst durch eine Canon EOS 1200D ersetzt und dann durch eine astromodifizierte Canon EOS 60DA erweitert.
Die EQ5 Montierung habe ich mit einem passenden Set Schrittmotoren aufgerüstet wodurch auf einmal Belichtungszeiten von 30 Sekunden möglich waren.
Auch diese Montierung wurde ersetzt durch eine Skywatcher EQ6 PRO SynScan mit der ich, mit Hilfe von Autoguiding, bis zu 30 Minuten belichten kann.
Trotz der ganzen Technik, der ganzen Verkabelung, Ausrichtung und Rumwarterei auf das nächste Bild fasziniert mich nach wie vor der Blick in den klaren Sternenhimmel.
Mein großer Dank gilt meiner Frau die oftmals stundenlang wartet bis ich durchgekühlt wieder ins Haus komme und die geduldig zuhört wenn ich ihr, wie ein kleiner Junge, von den ganzen Unzulänglichkeiten und den bösen Wolken erzähle die mich wieder geärgert haben.
Manchmal, wenn mich das schlechte Gewissen plagt, locke ich sie heraus ans Teleskop, zeige ihr die Sternhaufen h&chi im Sternbild Perseus und verspreche ihr das ich ihr diese Diamanten am Himmel reserviert habe.
In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern viel Spaß auf meiner Homepage und allzeit einen klaren Himmel!
Gerhard Wüst
Ach ja, bevor ich es vergesse, da gibt es noch eine zweite Geliebte.
Seit ich denken kann gibt es in meinem Leben die Musik.
Ich bin leidenschaftlicher Beatles Fan. Also spiele ich Gitarre und war 12 Jahre lang Bassist in einer der besten Oldiebands -
den Greyhounds aus Dinslaken.
Aber das ist eine ganz andere Geschichte.