Kapitulation

am 2. Mai 1945

Wer von der Dudenstraße, einer wichtigen Verbindungsstraße für die Bezirke Tempelhof/Schöneberg, Kreuzberg und Neukölln, seinen Blick in die kleine, gerade gezogene Burgherrenstraße richtet, dessen Auge wird von einem vierstöckigen, nach dem im Jahre 1982 erfolgten Dachausbau heute fünfstöckigen Haus am Ende der Straße angezogen: dem Haus Schulenburgring Nr. 2. In diesem im Jahre 1912 unter der Leitung des Berliner Architekten Franz Werner errichteten Wohnhaus wurde in den ersten Maitagen des Jahres 1945 Weltgeschichte geschrieben. Im Erdgeschoss befand sich vom 27. April bis zum 4. Mai der Kommandostab der sowjetischen 8. Gardearmee. Ihr Chef war der Generaloberst und spätere Marschall Wassili I. Tschuikow. In der ersten Etage war der Generalstab der 1. Gardepanzerarmee untergebracht. Von dort leitete General Katukow die militärischen Kampfhandlungen zur Einnahme der Reichskanzlei und des Berliner Reichstages. In der Nähe des Hauses befindet sich der ehemalige Flughafen Tempelhof, dessen Rollbahnen begehrte letzte Fluchtwege waren.

Am späten Vormittag des 2. Mai erreichte General Weidling, Kommandeur des 56. Panzerkorps und letzter Befehlshaber des Verteidigungsbereichs Berlin, den Schulenburgring. In der Erdgeschosswohnung von Frau Anni Goebels, geb. Werner, unterzeichnete Weidling den Kapitulationsbefehl an die Soldaten der Berliner Garnison. Der Wortlaut des Befehls ist unter dem Link „Dokumente“ gesondert ausgewiesen. Nach der Entgegennahme dieser Urkunde, die heute im Moskauer Armeemuseum ausgestellt ist, wurden die Kampfhandlungen eingestellt. Für Berlin war damit der 2. Weltkrieg beendet. Sechs Tage später wurde in Berlin-Karlshorst die Kapitulation für ganz Deutschland unterzeichnet.