In der dreidimensionalen Präsenz der Skulptur, wie in der bildenden Kunst üblich, hat man es mit der Durchdringung komplexer Gedanken und Emotionen zu tun; Formloses wird in Form gebracht. Mittels der unterschiedlichen Materialien, Ausdrucksweisen und Darstellungsformen, die zur Verwendung gelangen, entstehen Verbindungen oder differente Kontraste zwischen einzelnen Arbeiten. Dies Verfahren führt zu Werken, die miteinander harmonieren oder sich ergänzen oder sogar einander herausfordern.
Die einmal gewählte Reduktion der Formenvielfalt auf stereometrische Vereinfachung als symmetrische Elemente in meinen Arbeiten geht einher mit Konzentration, Ruhe und Focussierung: eine besondere Weise des Im-Gleichgewicht-Seins strebe ich an. Es ergeben sich bei meinen bildhauerischen Arbeiten blockhafte, voneinander abgesetzte Formelemente, mal figürlich, mal abstrakt. Eine klare Linie als Begrenzung der Form scheint mir unverzichtbar.
Andererseits ermöglichen mir flexible Materialien einen eher spielerischen Umgang, z.B. das Schnitzen von Schaumstoff oder das Gestalten mit Stahlwolle. Formale Begrenzungen lösen sich im Material auf; die Skulptur findet andere Verbindungen zur Umgebung. Wichtig ist auch der experimentelle Schmelz-prozess beim Erwärmen von Blei oder das Arbeiten mit der Kettensäge, wobei die Formreduktion zusätzlich ein expressives Moment bekommt. So entsteht ein Wechsel zwischen Material und seiner Bearbeitung und Formen, die sich gegenseitig herausfordern und bedingen.
Die spezifischen Qualitäten diverser Materialien fließen hinein in die formalen, technischen und inhaltlichen Aussagen der entsprechenden Skulpturen. Sie zeigen eigene Ausdruckswerte und kulturelle Konnotationen, die das Material in spezielle Zusammenhänge führt.
Mein Material besitzt sinnliche Qualitäten und seine Bearbeitung mit passenden Werkzeugen erzeugt unterschiedliche Klänge, Geräusche und manchmal unterschiedliche Gerüche. Aber vor allem wird das Material fühlbar, tastbar, greifbar. Es geht mit sinnlichem und emotionalem Erleben einher. In seiner Stofflichkeit erscheint es mir als ein Gegenüber.
Auf kognitiver Ebene wird die Arbeit an der Skulptur zu einem einzigartigen Dialog. Einem zwischen mir, einer Formwerdung und Gestaltung und sogar einem (eventuellen) Verwerfen oder einem Scheitern. Und es folgt das langsame In-Erscheinung-Treten einer Idee als geformte Skulptur.
Der besondere Wert bildhauerischen Arbeitens liegt für mich darin, die Gegenwart des weniger Sichtbaren bewusster zu machen (oder dem Material zu entlocken). Kunst wird begleitet von einer spannungsreichen Bewegung zwischen Anwesenheit und Abwesenheit, beeinflusst durch Handlungen des Verbergens und Enthüllens.
Kunst braucht für mich das Konkrete des Materials, das Stoffliche. In den Interpretationen kommt schlussendlich etwas hinzu, was über das Dingliche in der Skulptur hinausweist. Das „Un-bedingte“ ist irgendwann nicht mehr wegzudenken. So lässt sich sagen: Die Wirklichkeit der Dinge liegt in ihrer Bedeutung, viel weniger in ihrem primären Erscheinen.