Erlebnisbericht von

Sempfer Kosolofski

Colelia (Kolelia) – ein deutsches Dorf in der Dobrudscha

Von Sempfer Kosolofski (Dresden – im August 1987)

Vorwort

Die im Herbst des Jahres 1940, auf der Grundlage des zweiten Wiener Schiedsspruches (30.08.1940), durchgeführte Umsiedlung des größten Teils der rund 16.000 deutschen Bewohner der Dobrudscha nach Deutschland, bedeutete zugleich die Auflösung der bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen deutschen Sprach- und Kulturinseln in der Dobrudscha.

In einem relativ kurzen Zeitraum (ungefähr von 1800 bis 1940) wurden von den im Verlaufe der sogenannten Schwabenzüge und von den kurz vor und hauptsächlich nach dem Abschluss des 6. Russisch-türkischen Krieges (1877-1878) auf dem Umwege über Rußland in die Dobrudscha eingewanderten Deutschen Leistungen vollbracht, die die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Dobrudscha maßgebend beeinflussten.

Saubere, meist von geraden und breiten Straßen durchzogene, Dörfer, mit schönen und sehr zweckmäßigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, die von prächtigen Kirchen mit hohen Türmen überragt wurden (Colelia, Karamurat, Tariverde, Malcoci usw.), waren für die deutschen Ansiedlungen charakteristisch. Ihre Bewohner waren einfache, ehrliche, fleißige und sparsame Menschen. Sich mit dem Schicksal dieser Menschen und ihrem für die Entwicklung der rückständigen Dobrudscha so bedeutungsvollen Wirken näher zu befassen, soll das Hauptanliegen dieser Abhandlung sein.

Der Verfasser dankt allen, die durch die Schilderung persönlicher Erlebnisse, das Überlassen von Fotografien und Urkunden dazu beigetragen haben, späteren Generationen wenigstens einige Mosaiksteinchen aus der Geschichte der Dobrudschadeutschen zu überliefern.


Zur Einwanderung von Deutschen in die Dobrudscha

Im Verlaufe der sogenannten Schwabenzüge wanderten im Zeitraum von 1749 – 1803 rund 90.000 Menschen aus Deutschland nach dem Südosten Europas aus. 1) In Ungarn, Rumänien und dem heutigen (früheren) Jugoslawien fanden sie eine neue Heimat. Nachkommen dieser Auswanderer und Teilnehmer späterer Auswanderungswellen (1840 – 1860) ließen sich in kleineren Gruppen auch in der damals noch sehr dünn besiedelten und unter türkischer Herrschaft stehenden Dobrudscha nieder.

Kurz vor dem Abschluss des 6. Russisch-türkischen Krieges und vor allem unmittelbar danach, setzte ein starker Zustrom von deutschen Einwanderern aus Rußland in die Dobrudscha ein. Da diese Gruppe von Einwanderern den Hauptteil der deutschsprachigen Bewohner der Dobrudscha bildete, ist es notwendig, näher auf diese einzugehen. Bei diesen Menschen handelte es sich um Nachkommen der unter der Herrschaft der russischen Zarin Katharina II. (1762 – 1796) aus dem Elsaß, dem Schwarzwald, dem Odenwald, dem Rheinland, der Pfalz und aus Schlesien und teilweise auch aus Sachsen und Preußen nach Rußland ausgewanderten deutschen Kolonisten.

Diese Menschen hatten im 18. Jahrhundert ihre Heimat in Deutschland verlassen, um sich dem Rufe der russischen Zarin Katharina II. folgend, in Rußland anzusiedeln. Katharina II. war als Anhängerin der damals vor allem im Westen Europas herrschenden Aufklärung bemüht, Rußland der westlichen Kultur zu öffnen und alle materiellen und geistigen Kräfte ihres Riesenreiches zur vollen Entfaltung zu bringen. Der Zustrom der deutschen Kolonisten war so stark, dass bereits um 1878 im europäischen Teil Rußlands 983.659 Deutsche lebten. Ein großer Teil von ihnen hatte um diese Zeit keine Aussicht mehr, bei der damals in Rußland herrschenden extensiven Form der Landwirtschaft, selbst Land zu günstigen Bedingungen erwerben zu können. Aus dieser Tatsache und der zunehmend feindlicheren Einstellung der russischen Adligen und Großgrundbesitzer gegen alle Neuerungen und damit gegen alles Deutsche, lässt sich die Bereitschaft dieser Menschen erklären, in die vom Türkenjoch befreite Dobrudscha auszuwandern. Hier wurde ihnen so viel Land zur Verfügung gestellt, wie sie zu bearbeiten in der Lage waren. 2) 3) 4)

Aus diesen beiden Gruppen von deutschen Einwanderern setzten sich vorwiegend die Dobrudschadeutschen zusammen, die im Herbst 1940 nach Deutschland umgesiedelt wurden. Anhand der Trachten der Frauen, der Dialekte und auch der Eintragungen in den wenigen noch vorhandenen Kirchenbüchern, kann eine Zuordnung der einzelnen Familien zu der einen oder anderen Gruppe vorgenommen werden.


Die Dobrudscha

Die Dobrudscha gehörte von 1420 bis 1878 zum Osmanischen Reich. Während dieser Zeit war sie eines der rückständigsten Gebiete des Balkans. Nachdem Rußland als Sieger 1878 aus den kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Türkei hervor gegangen war, setzte es im Vorfrieden von San Stefano (03.03.1878) die Einverleibung riesiger Gebiete, auf Kosten der Türkei, durch. Da aber die übrigen, bisher am russisch-türkischen Geschehen nicht aktiv beteiligten europäischen Großmächte, nicht vollkommen leer ausgehen wollten, beriefen sie den sogenannten Berliner Kongress ein (13.06. bis 13.07.1878). Auf dieser Konferenz, die unter dem Vorsitz Bismarcks stattfand, wurde eine Aufteilung des Balkans in formell unabhängige Staaten vorgenommen. Die in San Stefano durch Rußland erwirkte Anerkennung der Unabhängigkeit Rumäniens seitens der Pforte (als Dank für die durch die rumänischen Fürstentümer erwiesene Hilfe im Kampf gegen die Türkei) wurde bestätigt, aber auch die Rückgabe des 1856 an die rumänische Moldau abgetretenen Bessarabiens an Rußland. Rumänien erhielt im Austausch dafür die Norddobrudscha, die durch jahrhundertelange türkische Herrschaft ausgeplündert und in Bezug auf die Bodenfruchtbarkeit und die klimatischen Bedingungen bedeutend schlechter als das fruchtbare Bessarabien war. 5)

Als am 25.11.1878 rumänische Truppen die Dobrudscha besetzten, fanden sie ein ausgeraubtes und über weite Landstriche entvölkertes Gebiet vor. Es bedurfte seitens der zuständigen rumänischen Organe deshalb sofortiger Maßnahmen, um das neuerworbene Gebiet wirtschaftlich und politisch in den bereits bestehenden Bund der rumänischen Fürstentümer zu integrieren, denn nur ein bevölkertes und wirtschaftlich erschlossenes Gebiet konnte einen teilweisen Ersatz für das fruchtbare Bessarabien bieten.

Stimulierend wirkten bei der Besiedlung solche Maßnahmen, wie großzügige Landzuteilungen, die zeitweise Befreiung von Steuern und vom Militärdienst, die Proklamation der gleichen Rechte für alle Bevölkerungsgruppen und Nationalitäten. Von den gebotenen Möglichkeiten machten vor allem Einwanderer aus Rußland, dem abgetretenen Bessarabien, Bulgarien und aus den rumänischen Fürstentümern Gebrauch.

Die deutschen Einwanderer, die sich in der Dobrudscha ansiedelten, kamen vorwiegend aus der Gegend von Odessa (z.B. Jahner), den deutschen Siedlungen an der Wolga und aus Krasna in Bessarabien (z.B. Kosolowski). Neben Deutschen lebten bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges in der Dobrudscha Angehörige von rund einem Dutzend Nationalitäten und ethnischen Gruppen (Armenier, Bulgaren, Deutsche, Slowaken, Juden, Griechen, Rumänen, Russen, Ungarn, Polen, Tataren, Türken und Zigeuner).

Vorsichtigen Schätzungen zufolge, die im Ergebnis umfangreicher Befragungen älterer Menschen aus den Dörfern Malcoci, Karamurat und Kolelia in den 50er bis 70er Jahren durch den Verfasser vorgenommen wurden, wanderten zwischen 1840 (1843 Gründung der ältesten deutschen Siedlung in der Dobrudscha – Malcoci) und 1880 rund 4.000 Deutsche in die Dobrudscha ein. Unmittelbar vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges hatte sich die Anzahl der in der Dobrudscha lebenden Deutschen auf rund 16.000 erhöht.


K O L E L I A (rumänisch Colelia)

In dem im Jahre 1930 verfassten Aufruf des Pfarrers Josef Polgari zur Unterstützung der Gemeinde Kolelia beim Neubau einer würdigen Kirche findet sich folgende Aussage über das Dorf und seine Bewohner:

„Mitten im Herzen der Dobrudscha besteht seit 1879 ein kleines deutsches katholisches Dörflein mit Namen Colelia. Trotzdem das Dörflein sehr ausgesetzt ist, hat es deutsches Wort und Sitte treu bewahrt und steht fest in seiner Väter Glauben. Im wahrsten Sinne des Wortes ist dieses Dörflein eine Sprach- und Glaubensinsel. Seine Einwohner sind einfache, brave, gesinnungstreue Leute …“ 6)

Im Frühjahr des Jahres 1879 trafen die ersten deutschen Einwanderer aus Krasna in Bessarabien und einigen deutschen Dörfern des Gebietes Odessa im ehemaligen Türkendorf Colelia ein. Es waren, wie bereits erwähnt, Nachkommen der deutschen Kolonisten, die im 18. Jahrhundert ihre deutsche Heimat verlassen hatten, um sich in Rußland anzusiedeln. Um 1880 bis 1882 folgten noch einige Familien aus Malcoci und Karamurat.

Kolelia war im Frühjahr des Jahres 1879 ein zerstörtes und von seinen ehemaligen türkischen Einwohnern verlassenes Dorf. Die ersten Familien, die mit ihren Pferdewagen in Colelia eintrafen, fanden nur noch Ruinen und drei halbzerfallene Erdhütten in unmittelbarer Nähe des Baches vor. Dieser Bach war von großer Bedeutung für die Neugründung eines Dorfes, da er auch in Dürrejahren Wasser führte. Am Dorfausgang, in Richtung Rimnic, gab es eine ergiebige Quelle mit gutem Trinkwasser. Sämtliche Bäume und Sträucher waren von den an den Kriegshandlungen beteiligten Truppen abgeholzt worden. Da Holz- und sonstiges Baumaterial nur sehr schwer aufzutreiben war, errichteten die ersten deutschen Bewohner provisorische Unterkünfte in Form von Erdhütten, die mit Stroh und Schilf gedeckt wurden. Durch großen Fleiß und Verzicht auf alles, was nicht unmittelbar für ein bescheidenes Dasein notwendig war, gelang es nach und nach , schöne Häuser und Wirtschaftsgebäude aus Bruchsteinen zu errichten, so dass bereits um 1890 von einem modernen, schönen und sauberen Dorf mit einer breiten Hauptstraße gesprochen werden konnte.

Die im August 1978 durchgeführte Ortsbesichtigung und teilweise Vermessung der ehemaligen Hauptstraße, der Entfernung zwischen Kirche und Friedhof usw. durch den Verfasser erbrachte den Beweis dafür, dass man bei der Errichtung des deutschen Dorfes äußerst planmäßig vorgegangen ist. Um sich keiner Gefahr durch den bei plötzlich einsetzenden starken Niederschläger oder Schneeschmelzen Hochwasser führenden Bach auszusetzen, wurde das Dorf rund 250 m vom Ufer des Baches entfernt, auf einem leicht in Richtung Cogelac ansteigenden Hange erbaut. Die das Dorf schnurgerade durchziehende, rund 30 m breite Straße, verlief annähernd parallel zum Bache. Beiderseits dieser sogenannten Haupt- oder Dorfstraße wurden fast gleich große Parzellen für die neuen Einwohner des Dorfes abgesteckt. Der Aufbau der Wohn- und Wirtschaftsgebäude erfolgte mit tatkräftiger Unterstützung der Nachbarn und Freunde. Während der Wintermonate wurden die für den Bau erforderlichen Steine im gemeindeeigenen Steinbruch gebrochen und der, in Verbindung mit gehäckseltem Stroh und Spreu, als Mörtel dienende Lehm abgestochen und auf die Baustellen transportiert.

Die einfachen, zweckmäßig ausgeführten Gebäude aus Bruchsteinen waren so angeordnet, dass die Giebelseite der Wohnhäuser mit den fast obligatorischen zwei großen Fenstern der Straße zugewandt war. Dem Wohnhaus schlossen sich in der Regel unter dem gleichen Dache die Stallgebäude an. Im rechten Winkel dazu befand sich oft eine Remise für die Wagen und das landwirtschaftliche Gerät. Es folgten dann Ställe für das Kleinvieh. Jedes Grundstück verfügte über einen Backofen und eine sogenannte Sommerküche, die sich beide im Garten befanden. Scheunen im eigentlichen Sinne gab es nicht, da das Stroh im Freien gestapelt wurde. Die für Futterzwecke gesammelte Spreu wurde in einem Schuppen gelagert. Hinter der Remise befand sich der Druschplatz und der Gemüsegarten mit einigen Obstbäumen. Jedes Grundstück war von einer weißgetünchten Steinmauer umgeben.

Kolelia war ein typisches Straßendorf. Um eine übermäßige Längenausdehnung zu verhindern, wurden in den 20er Jahren neue Gehöfte an der Rückseite der an der Hauptstraße befindlichen Grundstücke errichtet. Dieser Prozess der Breitenausdehnung ist aus dem rekonstruierten schematischen Lageplan des Dorfes Kolelia deutlich zu erkennen. 7)Das Dorf war von gemeindeeigenem Weideland umgeben. In Richtung Cogelac schlossen sich an das Weideland, in einer Entfernung von rund 600 m vom Dorfrand, Weingärten an. Außerhalb des Dorfes befand sich ebenfalls am Hange in Richtung Cogelac der Friedhof (rund 180 m von der Kirche und der Dorfstraße entfernt). Hinter dem Grundstück des Eustachius Kosolofski lag inmitten des Weidelandes der Steinbruch und rund 70 m von der Grundstücksgrenze des Gehöftes des Anton Lauber befand sich die Lehmgrube. Es folgten, weit über die Straßenkreuzung Kolelia-Cogelac und Konstanza-Tulcea hinaus, fruchtbare Felder. Auf der anderen Seite des Dorfes erstreckten sich bis zum Bache Gemüsegärten und Weideland. Zur Bewässerung der Gemüsegärten hatte man unterhalb des Dorfes einen künstlichen Damm errichtet, um das Wasser anzustauen. Das Wasser wurde mit Hilfe eines, durch ein Pferd oder einen Esel, angetrieben Schöpfrades in Gräben geleitet, die die Gemüsegärten durchzogen.

Die Dorfstraße und die zum Dorfe führenden Wege und Straßen waren unbefestigt, so dass nach größeren Regenfällen oder während der Schneeschmelze der Verkehr mit den Pferdefuhrwerken nur mühsam durchgeführt werden konnte. Bis zur Umsiedlung der Deutschen gab es in Kolelia weder Strom noch Telefon. Der nächste bedeutendere Ort war Rimnic (ca. 5 km entfernt) bzw. Cogelac (17 km entfernt). Die Kreisstadt Konstanza ist von Kolelia ca. 55 km entfernt. Alles, was nicht unmittelbar selbst hergestellt werden konnte, zum Leben aber notwendig war, musste aus Cogelac oder Konstanza bzw. von durchreisenden Händlern bezogen werden. In diesen beiden Orten wurden auch das überschüssige Getreide und das Schlachtvieh auf den Märkten zum Verkauf angeboten. Da die Fahrten sehr strapaziös waren, wurden sie auf das notwendigste Maß reduziert. Die strengen Winter mit starkem Frost und Schneestürmen verboten von vornherein alle nicht unbedingt notwendigen Fahrten während der kalten Jahreszeit.

Die klimatischen Bedingungen in und um Kolelia waren in jeder Beziehung extrem. Einem sehr warmen und trockenen Sommer mit Temperaturen um + 40 Grad C folgte auf einen kurzen, aber sehr schönen Herbst, gewöhnlich ein strenger Winter mit heftigen Schneestürmen. In den Wintermonaten war es nicht ratsam das Dorf zu verlassen. Zu den oft durch Schneewehen unpassierbaren Wegen, kam noch die Gefahr des Überfalls durch ausgehungerte Wölfe. Die Wintermonate wurden vorwiegend zur Erholung genutzt. Man besserte das landwirtschaftliche Gerät aus, reparierte die Ställe und Häuser und traf sich mit Freunden, Bekannten und Nachbarn bei selbstgebranntem Schnaps und selbstgekeltertem Wein. Dabei wurde gesungen, erzählt und mancher Schabernack getrieben.

Durch großen Fleiß schufen die Einwohner des Dorfes Kolelia die Grundlagen für einen relativ hohen Lebensstandard. Bereits um die Jahrhundertwende hob sich Kolelia – ebenso wie die übrigen deutschen Dörfer der Dobrudscha – durch seine Anlage und den Wohlstand seiner Bewohner, von den benachbarten rumänischen Dörfern ab. Die große gegenseitige Hilfsbereitschaft und das stark ausgeprägte Zusammengehörigkeitsgefühl bewährten sich vor allem in den kritischen Zeiten, wie z. B. bei Dürrekatastrophen, Tierseuchen und den zahlreichen Mobilmachungen. Bei den Mobilmachungen wurden zuerst die deutschen Männer zum Heeresdienst eingezogen, dann erfolgte eine rücksichtslose Requirierung von Pferden und Wagen. So wurden beispielsweise während der Mobilmachung anlässlich des 2. Balkankrieges (1913) in Kolelia sämtliche brauchbaren Pferde und Wagen beschlagnahmt. Nach mehreren Vorsprachen und der Übergabe größerer Summen Bestechungsgelder durch beherzte Einwohner wurde erreicht, dass wenigstens von den zuständigen Stellen die tragenden Stuten und Stuten mit Fohlen den Besitzern zurückgegeben wurden. Aber im Vergleich zu den während des 1. Weltkrieges an den deutschen Einwohnern des Dorfes Kolelia verübten Verbrechen waren das nur unbedeutende Übergriffe korrupter, neidischer Beamter.


Kolelia während des 1. Weltkrieges

Obwohl Rumänien bis August 1916 neutral blieb, setzte bereits zu Beginn des Krieges im Jahre 1914 eine allgemeine Mobilmachung ein. Wiederum waren zuerst die deutschen Dörfer betroffen. Alle wehrfähigen Männer mussten zum Militär einrücken. Im Dorfe verblieben nur Greise, Frauen und Kinder. Die für das Militär geeigneten Pferde und Wagen wurden beschlagnahmt. Ab 1915 blieben die Felder unbestellt, da es an Arbeitskräften und Zugtieren fehlte.

Nachdem Rumänien als Verbündeter Rußlands in den Krieg eintrat, wurden viele der nicht zum Kriegsdienst eingezogenen kranken oder alten Männer interniert, da sie als Deutsche plötzlich Feinde Rumäniens waren. Dabei störte aber keineswegs, dass deren Söhne oder Brüder im rumänischen Heer ihren Dienst verrichteten.

Über Kolelia ging im Verlaufe des 1. Weltkrieges mehrmals die Front hinweg. Als sich die verbündeten russischen Truppen zum ersten Male aus der Gegend Cogelac und Kolelia in Richtung Tulcea zurückziehen mussten, um den vorrückenden bulgarischen und deutschen Einheiten das Gebiet zu überlassen, beschlagnahmten sie in brutalster Weise das noch vorhandene Saatgut und sämtliche Lebensmittelvorräte. Da es ihnen an Möglichkeiten fehlte, das beschlagnahmte Gut abzutransportieren, wurde alles hinter dem Anwesen des Albinus Wüst auf einen Haufen geschüttet und angebrannt. Wochenlang bildeten danach die halbverkohlten Getreidereste die einzige Nahrungsquelle für die Einwohner Kolelias. Die Menschen litten in den Wintermonaten fürchterlich unter der Kälte und dem Mangel an Nahrungsmitteln. Hinzu kamen die zahllosen Übergriffe der verwilderten und zügellosen Soldateska. Die deutschen Frauen und Mädchen galten sowohl für die Russen, als auch die Bulgaren, als Freiwild. Schutzlos dem Treiben betrunkener und verrohter Soldaten ausgeliefert, mussten sie für diese waschen, flicken und beim Ausbau der Stellungen und dem Nachschub helfen.

Die Besetzung Kolelias durch deutsche Truppen rettete die meisten Bewohner vor dem Hungertode. Auch zogen mit den deutschen Soldaten wieder Ordnung und Sicherheit für die Zivilbevölkerung ein. Durch Vermittlung des deutschen Militärseelsorgers Nötges erhielten die Bedürftigsten karge Lebensmittelzuteilungen. In den Erzählungen der auf diese Weise vor dem Hungertode bewahrten Menschen wurde stets dankbar dieses Mannes gedacht, der durch seine praktizierende Nächstenliebe den meisten Einwohnern von Kolelia ein Überleben ermöglichte. Brennesseln und Maisschrot waren monatelang die einzige Nahrung. Der Maisschrot stammte aus den deutschen Heeresbeständen und war eigentlich als Kraftfutter für die Militärpferde gedacht. 8)

Rumänien wurde im Verlaufe der Kriegshandlungen militärisch geschlagen und musste Frieden schließen (Bukarest 07.05.1918). Nach dem Abzug der deutschen Truppen aus Kolelia litten die Einwohner wieder größte Not. Obwohl die Männer ausnahmslos im rumänischen Heere dienten, erhielten die Frauen und Kinder vom rumänischen Staate keinerlei Unterstützung. Im Gegenteil, die zuständigen Behörden ließen keine Gelegenheit ungenutzt, die deutsche Bevölkerung zu drangsalieren. Die einzige Hilfe kam von den Verwandten und Bekannten aus den von direkten Kampfhandlungen verschont gebliebenen deutschen Dörfern Karamurat und Malcoci.

Durch die Kriegseinwirkungen war der größte Teil der Häuser in Kolelia zerstört. Es standen oft nur noch die Umfassungsmauern und die Essen. Deshalb mutet es wie ein Wunder an, dass das alte Bethaus, das nur mit Stroh gedeckt war, unbeschädigt die Kriegswirren überstanden hatte. Es wurde zwar von den durchziehenden türkischen Truppen geplündert, blieb aber äußerlich, von einigen Einschüssen durch Infanteriewaffen abgesehen, ohne nennenswerten Schaden. Nach dem Abzug der Türken fand man auf der Wiese in der Nähe des Baches die beiden aus Lindenholz geschnitzten Heiligenfiguren mit abgeschlagenen Köpfen und Händen. Da sie sich neben Feuerstätten befanden, ist die Annahme gerechtfertigt, dass sie als Heizmaterial dienen sollten. Auch die Fetzen der ehemaligen Messgewänder wurden gefunden. Verschollen blieb das Messgerät. Die beiden Heiligenfiguren fanden später, trotz ihrer starken Beschädigung, Aufstellung in der neuen Kirche, und zwar auf den beiden Seitenaltären.

Der Dachboden des Bethauses diente einigen Deserteuren (Emanuel Kosolowski u.a.) als Unterschlupf während der russischen, bulgarischen und türkischen Besetzung. Da sich diese Männer auch noch längere Zeit nach dem Friedensschluss dort verbargen, ist damit die manchmal geäußerte Ansicht, das Bethaus sei ebenfalls zerstört worden, widerlegt. Ehemalige ältere Einwohner Kolelias haben übrigens stets energisch dieser Ansicht widersprochen.


Kolelia unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg

Viele deutsche Männer wurden nach ihrer Demobilisierung interniert. So dankte der rumänische Staat seinen treuen Landeskindern für ihren Dienst im rumänischen Heere. Das gleiche Schicksal traf auch die aus deutscher Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Männer. Trotz aller Schikanen begann sich jedoch das Leben zu normalisieren. Es wurden Pferde angeschafft und aus den noch vorhandenen Trümmern Teile von Wagen und landwirtschaftlichem Gerät geborgen. Mit viel Geschick entstanden einige Karren, Pflüge, Eggen und Walzen. Zweirädrige Karren, die in der Regel von einem armseligen Pferdchen und einer Kuh gezogen wurden, waren oft das einzige Transportmittel für mehrere Familien. Die Not zwang die Menschen sich zusammenzuschließen, um die allernötigsten Feldarbeiten durchführen zu können. Die eine Familie hatte beispielsweise wieder ein Pferd, eine andere noch einen Pflug, eine dritte dagegen etwas Saatgut oder einen selbstgebauten Karren. Nur durch gegenseitige Unterstützung war überhaupt ein Neubeginn möglich. Viele der zerstörten oder schwer beschädigten Häuser und Stallungen wurden neu aufgebaut oder instandgesetzt. Innerhalb von drei Jahren waren die größten Spuren der Kriegszerstörungen beseitigt. Relativ gute Ernten in den ersten Nachkriegsjahren trugen zur baldigen Überwindung der größten Not bei. Der größte Reichtum des Bauern, nämlich das Ackerland, war ja vorhanden. Der jahrelang brachliegende fruchtbare Boden lieferte trotz des minderwertigen Saatgutes und der nur mangelhaften Bearbeitung gute Erträge. Die aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten männlichen Bewohner (Peter Friedrich, Reinhold Heidrich usw.) brachten manche nützliche Anregung für die Landwirtschaft, vor allem für die Viehhaltung mit. 9).


Kolelia zwischen den beiden Weltkriegen

Abgesehen von kleineren Rückschlägen, die durch Tierseuchen oder Dürreperioden verursacht wurden, erfolgte in den Jahren 1920 bis 1940 eine stetige wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung. Anfang der 30er Jahre waren die meisten bäuerlichen Wirtschaften bereits ökonomisch so gefestigt, dass eine rege Bautätigkeit das ganze Dorf erfasste. Zahlreiche alte Wohnhäuser wurden abgebrochen und durch neue ersetzt oder es erfolgten An- und Umbauten. In diese Zeit fällt auch die Errichtung zahlreicher neuer Wirtschaftsgebäude und die Anschaffung größerer landwirtschaftlicher Geräte (erste Drillmaschine in Kolelia bei Hypolit und Josef Kosolowski, erste Getreidereinigungsmaschine bei Eustachius Kosolofski, erste gemeinschaftliche Destillieranlage zur Herstellung von Schnaps aus Treber usw.). Auf der Rückseite der an der Hauptstraße befindlichen Gehöfte entstanden die ersten Häuser im Zusammenhang mit der bereits erwähnten Breitenausdehnung des Dorfes. Dafür wurden neue Parzellen abgesteckt. Aber nicht nur individuelle Bauvorhaben prägten das Antlitz des Dorfes. Große Beachtung fand in der gesamten Dobrudscha und darüber hinaus der vorwiegend von den Einwohnern des relativ kleinen Dorfes in Angriff genommene Neubau einer modernen einklassigen Dorfschule und vor allem der Bau der prächtigen Kirche. Diese beiden Objekte stellten eine hervorragende Gemeinschaftsleistung aller Einwohner des Dorfes dar. 10)

Der in den Jahren 1930 bis 1934 realisierte Kirchenbau verdient besondere Beachtung, weil es sich dabei um ein Objekt handelte, das in hervorragender Weise den Gemeinschaftssinn, die Opferbereitschaft und die Heimatverbundenheit der Einwohner des Ortes Kolelia dokumentiert. Das alte Bethaus war inzwischen baufällig geworden und konnte die zahlenmäßig stark angestiegene Gemeinde nicht mehr fassen. Es war ein Bau aus den Jahren 1890/91, der, wie bereits erwähnt, die Kriegswirren und große Schneestürme überstanden hatte.

Für den Bau der neuen Kirche wurden italienische Architekten und Maurer gewonnen. Die Einwohner des Dorfes übernahmen das Brechen der erforderlichen Steine und den Transport des gesamten Baumaterials. Aus Cogelac wurde mit Pferdefuhrwerken der Zement und Kalk herangefahren. Den Kies und den Sand bezog man aus dem weit entfernten Katalater. Das Bauholz musste im Donauhafen Cerna Voda abgeholt werden. Ohne nennenswerte Baumaschinen, nur mit Spitzhacken, Spaten, Schaufeln und Schubkarren, wurde die Baugrube in den felsigen Untergrund eingebracht. Für die Turmgründung war es beispielsweise erforderlich, eine fast 6 m tiefe Baugrube auszuheben. Nach einer Bauzeit von nur 3 ½ Jahren (1930 – 1934) konnte die feierliche Einweihung durch den Bischof von Bukarest erfolgen. Nach allen Seiten weithin sichtbar überragte der Turm der neuen Herz-Jesu-Kirche den Ort Kolelia.

Die Kirche war der Stolz aller Einwohner Kolelias. Gab es doch keinen, der nicht durch tatkräftige Mitarbeit oder erhebliche finanzielle Zuwendungen den Bau unterstützt hätte. Auch das unmittelbar neben der Pfarrkirche befindliche Pfarrhaus entsprach in allem den an ein derartiges Gebäude gestellten Anforderungen. Es ist angebracht, an dieser Stelle das Baukomitee für die Kirche und das Pfarrhaus zu nennen: Peter Friedrich, Josef Lauber, Benediktus Lauber, Eustachius Kosolofski (Kassierer), Hypolit Kosolowski, Reinhold Heidrich und Anton Lauber (Die Namen wurden dem durch den Bischof von Bukarest bestätigten Ernennungsschreiben entnommen, das sich bis 1966 im Besitz von Eustachius Kosolofski befand und seit dieser Zeit als verschollen gilt).

Nach der Fertigstellung der Kirche wurden weitere Pläne für Gemeinschaftsobjekte erarbeitet. So trug man sich beispielsweise mit dem Plan, eine neue Brücke über den Dorfbach zu bauen und das Dorf zu elektrifizieren. Der Erwerb eines Traktors und einer Dreschmaschine mit Dampfantrieb war vorgesehen. Die Familien Eustachius und Josef Kosolowski (Onkel und Neffe) hatten sich dazu entschlossen und bereits dafür die nötigen Voraussetzungen geschaffen. Auf Grund des hohen Preises war man gezwungen, sich bei derartigen Anschaffungen zusammenzuschließen. Das Dreschen zählte zu den anstrengendsten und zeitraubendsten Tätigkeiten.

Bis zur Umsiedlung nach Deutschland wurde in Kolelia mit walzenförmigen Dreschsteinen das Getreide gedroschen, die von Pferden über das kreisförmig ausgebreitete Getreide gezogen wurden. Der Dreschplatz war eine ebene kreisförmige Fläche, ähnlich einer Zirkusmanege. Über das zum Dreschen rund 50 cm hoch ausgebreitete Getreide wurden die Pferde mit den Dreschsteinen getrieben. Von Zeit zu Zeit musste das zum Drusch ausgebreitete Getreide von den Frauen gewendet werden. Dazu benutzte man Holzgabeln mit 3 Zinken. Abends wurde dann das Getreide gereinigt. Um das Getreide von der Spreu zu trennen, wurde es in die Höhe geworfen. Der nach Sonnenuntergang einsetzende Abendwind unterstützte diese mühselige Tätigkeit. Aber auch die einzige im Dorf vorhandene Getreidereinigungsmaschine musste mit Muskelkraft angetrieben werden. Zwei Personen drehten ein, mit einer Kurbel versehenes großes Rad, das den gesamten Mechanismus antrieb. Gegenüber der herkömmlichen und im ganzen Dorfe praktizierten Methode stellte diese Maschine aber bereits einen großen Fortschritt dar. Mit ihrer Hilfe wurde das Getreide schneller und bedeutend besser gereinigt.

Um sich ein Bild machen zu können, was mit den relativ primitiven Maschinen und Geräten in der Landwirtschaft geleistet wurde, soll hier auf die wichtigsten Arbeiten und die Art ihrer Durchführung verwiesen werden: Das Ackern erfolgte mit einem Zweischarpflug und vier Pferden. Der schwere Boden verlangte dabei von den Menschen und Tieren das Letzte an Krafteinsatz. Wenn brachliegendes Land umgebrochen wurde, verwendete man einen großen Einscharpflug. Für das Eggen und Walzen genügten zwei Pferde. Gesät wurde manuell. Der Mais musste mehrmals manuell gehackt werden. Diese Arbeit verrichteten größtenteils die Frauen. Auch das Verschneiden der Reben und das mehrmalige Durchhacken der Rebstöcke war Frauenarbeit. Für die großen Sonnenblumenschläge gab es ebenfalls keine Maschinen. Die nötigen Pflegearbeiten wie das Hacken, Vereinzeln und das Ernten, erfolgten ebenfalls per Hand. Für die Getreideernte standen den einzelnen Wirtschaften sogenannte Rechenmähmaschinen zur Verfügung. Auch diese wurden in der Regel von vier Pferden gezogen. Auf einem der zwei vorderen Pferde musste ein Junge reiten. Das Reiten erfolgte ohne Sattel. Nur eine dünne Decke durfte dabei verwendet werden, um die Pferde bei der großen Hitze zu schonen. Der Reitjunge war notwendig, um die vorderen Pferde in der Spur zu halten und das Wenden am Schlagende zu beschleunigen. Das in Schwaden gemähte Getreide wurde zu Hecken aufgestellt, danach zum Dreschplatz gefahren und gedroschen.

Das ausgedroschene Stroh fand für Futterzwecke und zum Feuern Verwendung. Zum Feuern war vor allem Rapsstroh geeignet. Das Stroh wurde größtenteils in der Nähe des jeweiligen Dreschplatzes zu großen Strohschobern aufgeschichtet, da es dafür, wie bereits erwähnt, keine Scheunen gab. Das ganze Jahr über tummelten sich in der Nähe der Strohschober die Hühner, Tauben und Spatzen, da sie immer wieder einzelne Getreidekörner fanden.

Die Kleintierhaltung war äußerst unproblematisch. Die Hühner, Enten, Gänse und Puten wurden früh und abends gefüttert und dann über Nacht eingesperrt. Wasser stand für sie den ganzen Tag über in Trögen zur Verfügung. Die wenigen Schweine, die vorwiegend für den Eigenbedarf gehalten wurden, liefen fast die gesamte wärmere Jahreszeit frei umher. Den größten Teil des Tages verbrachten sie im oder in unmittelbarer Nähe des Baches. Abends bekamen sie in ihren Ställen Mais vorgeschüttet, was dazu führte, dass sie jeweils zur gleichen Zeit von allein nach Hause kamen. Es waren halbwilde Tiere mit langen schwarzen Borsten. Die Borsten und große Teile des Rückenleders fanden in den Haushalten oder in kleinen Handwerksbetrieben zur Herstellung von Pinseln, Bürsten, Besen bzw. von leichten Sandaletten Verwendung (sogenannte rumänische Paputschen).

Kühe wurden ebenfalls nur in geringerer Stückzahl gehalten. Es waren anspruchslose Tiere mit einer geringen Milchleistung. Die anfallende Butter wurde an durchziehende Händler oder auf den Märkten in Cogelac bzw. Konstanza verkauft.

Das rastlose Schaffen und die Zukunftspläne sollten jedoch ein jähes Ende finden. Wie ein Krebsgeschwür verbreitete sich ab Ende August und Anfang September 1940 die Nachricht von der geplanten Umsiedlung aller Deutschen nach Deutschland. Damit wurde jegliche Initiative gelähmt und allen Plänen für die weitere Gestaltung des Dorfes und die Verschönerung der einzelnen Gehöfte ein Ende gesetzt.

Tagelang diskutierten die Erwachsenen darüber, ob man an der Umsiedlung teilnehmen soll oder nicht. Es wurden die Bewohner der übrigen deutschen Dörfer konsultiert. Trotz der vielen vernünftigen Argumente, die für eine Umsiedlung sprachen, gab es zahlreiche Einwohner, die anfangs die Umsiedlung ablehnten. Die Aussicht auf die Trennung von allem, was einem Lebensinhalt war, sprach gegen die Umsiedlung.

Eine grundlegende Wende in dieser Frage trat durch das Eintreffen der aus deutschen Militärangehörigen bestehenden Umsiedlungskommissionen in den deutschen Dörfern ein.


Die Umsiedlung

Zur Vorbereitung und Durchführung der Umsiedlung der in Rumänien lebenden Deutschen wurden unmittelbar nach der Unterzeichnung des sogenannten 2. Wiener Schiedsspruches (30.08.1940) in der Dobrudscha und in den anderen Landesteilen Rumäniens (außer Siebenbürgen) deutsche Truppen stationiert. Der zentrale Umsiedlungsstab für die Dobrudscha hatte seinen Sitz in Konstanza. In den einzelnen deutschen Dörfern arbeiteten Umsiedlungskommissionen.

Die Hauptaufgabe der Umsiedlungskommissionen bestand in der propagandistischen und organisatorischen Vorbereitung der Umsiedlung. In enger Zusammenarbeit mit Vertretern der einzelnen deutschen Dörfer erfolgte, durch diese Kommissionen, auch die Schätzung des Besitzes der umsiedlungswilligen Bevölkerung.

Die Umsiedlung war freiwillig. Die fast hundertprozentige Teilnahme der deutschen Bevölkerung war vor allem auf die geschickte propagandistische Auswertung der in den letzten Jahren erfolgten zunehmenden Unterdrückung aller nationalen Minderheiten, im ehemaligen Königreich Rumänien, zurückzuführen. Die anfangs, auch bei vielen Einwohnern des Dorfes Kolelia, vorhandenen Gedanken gegen eine Umsiedlung konnten leicht durch Hinweise auf die vorwiegend in deutschen Dörfern erfolgten Übergriffe und Willkürmaßnahmen bei der Requirierung von Pferden, Schlachtvieh, Lebensmitteln usw. und auf das Verhalten der korrupten Vertreter der rumänischen Staatsmacht, besonders gegenüber den Deutschen, zerstreut worden.

Noch waren nicht die Leiden und Grausamkeiten vergessen, denen vor allem die Deutschen während des 1. Weltkrieges in Rumänien ausgesetzt waren. Für die deutschen Kriegswaisen, deren Väter als Soldaten des Königreiches Rumänien gefallen waren, gab es seitens des rumänischen Staates keinerlei Unterstützung. Es kam einer Verhöhnung der Betroffenen gleich, dass die aus dem Kriege oder aus der Kriegsgefangenschaft und den Internierungslagern Heimgekehrten, noch jahrelang eine Sondersteuer dafür bezahlen mussten, dass sie während des Krieges ihre Felder nicht bestellt hatten.

Deutschen war es kaum möglich Regierungsbeamter, Offizier oder Richter zu werden. Die Begabtesten konnten höchstens, unter großen Opfern ihrer Angehörigen, den geistlichen Stand wählen. Die Deutschen hatten in keinem einzigen Regierungsorgan einen Vertreter. Es ist deshalb nicht weiter erstaunlich, dass nach vorsichtigen Schätzungen in der gesamten Dobrudscha nur rund 500 deutschstämmige Personen die Umsiedlung ablehnten. Bei den zurückgebliebenen Deutschen handelte es sich in erster Linie um die katholischen Pfarrer und Ordensleute, die auf Grund einer Anweisung ihrer Vorgesetzten an der Umsiedlung nicht teilnehmen durften; und um einige in Mischehen mit Rumänen oder Russen lebende Deutsche.

Am 22. November 1940 erfolgte die Abfahrt aus Kolelia. Bereits einige Tage vorher trafen die künftigen Bewohner des Dorfes Kolelia ein. Es waren Hirten aus den Bergen Mazedoniens. Ihre Trachten und Gewohnheiten versetzten alle halbwegs zivilisierten Menschen in Erstaunen. Da es sich um bisher nomadisierende Hirten handelte, kannten diese Menschen beispielsweise keine festen Feuerstellen und andere, einen bestimmten Zivilisationsgrad widerspiegelnde, Einrichtungen (Toiletten, Badeeinrichtungen, Betten usw.). Bei der Zubereitung ihres Essens bedienten sie sich eines Kessels, der an ein Eisengestell (Dreifuß) über ein offenes Holzfeuer gehängt wurde. Das Auftreten und Aussehen dieser halbwilden Bergbewohner erleichterte ein wenig den Trennungsschmerz. Man konnte sich bei ihrem Anblick kaum ein späteres Zusammenleben mit ihnen vorstellen.

Am Tage der Abreise versammelten sich alle Einwohner in aller Frühe noch einmal zu einem letzten Gottesdienst. Der Pfarrer Josef Polgari, der mit der Gemeinde seit 1914 alle Freuden und Leiden geteilt hatte, hielt eine ergreifende Abschiedsansprache. Anschließend erfolgte vor der Kirche der Abschied vom Pfarrer, der als einziger Deutscher im Dorfe zurückblieb. Auch die rumänischen Mitbewohner des Dorfes kamen vor die Kirche, um sich zu verabschieden. Danach gingen alle noch einmal in ihre Häuser, um den bereits wartenden rumänischen Soldaten das Vieh und die Schlüssel zu übergeben. Es folgte ein letzter Rundgang durch die Stallungen und sonstigen Wirtschaftsgebäude, um danach mit dem Handgepäck zu den auf der Dorfstraße bereitstehenden Militärlastkraftwagen zu eilen. Weinend und niedergeschlagen traf eine Familie nach der anderen an dem für sie bestimmten Lastkraftwagen ein. Die Kisten mit der Bettwäsche, den Kissen und Federbetten, der Kleidung und dem Küchengeschirr waren bereits am Vortage abgefahren worden, um auf dem Bahnhof Cogelac in Güterwagen der rumänischen Staatsbahn verladen zu werden.

Jeder Umsiedler trug auf der Brust eine weiße Umsiedlungskarte in der Größe einer Postkarte, die, an einem Bindfaden hängend, sich weithin sichtbar in der Morgendämmerung von ihrem Besitzer abhob. Vom Säugling bis zum Greis war jeder verpflichtet, diese Karte ständig gut sichtbar auf der Kleidung zu tragen. Auf ihr waren die Personalien und die Umsiedlungsnummer angeführt. Jede Familie hatte ihre eigene Umsiedlungsnummer, die auch auf jedem Gepäckstück aufgemalt sein musste. Unsere Familie hatte die Umsiedlungsnummer:

18227

Die Fahrt mit dem LKW endete auf der nächsten Eisenbahnstation, nämlich in Cogelac. Hier stand bereits ein Sonderzug bereit, der die Einwohner des ganzen Dorfes Kolelia aufnahm und bis zum Donauhafen Cerna Voda brachte. Am späten Abend des 22. November 1940 erfolgte die Einschiffung. Ein alter, ehemals österreichischer Passagierdampfer, verließ kurz vor Mitternacht den Hafen. Das Schiff war überfüllt. Geschlafen wurde auf den Sitzbänken und auf Tischen und Stühlen. In den frühen Morgenstunden des 26. November 1940 erreichte der Dampfer den Hafen von Belgrad. Die Fahrt verlief im Großen und Ganzen ohne größere Zwischenfälle. Nur einmal gab es einen Zwischenfall. Eine ältere Frau, die Mutter des Gregor Therness, stürzte beim Abschütteln ihrer Schürze über Bord. Da es an einer Anlegestelle geschah, konnte sie von Matrosen eines seine Fracht löschenden Schiffes sofort geborgen werden.

Bei Belgrad befand sich im Orte Semlin ein großes Barackenlager, das als Durchgangslager für alle aus dem Balkan kommenden Umsiedler diente. In diesem Lager war nach vier Tagen wieder das erste Mal Gelegenheit zu baden, auf Strohsäcken zu schlafen und sich von den bisherigen Strapazen zu erholen. Durch großherzige Spenden der Deutschen aus den umliegenden Orten erhielten hier alle eine ausreichende und vorzügliche Verpflegung. In den Rot-Kreuz-Baracken dieses Lagers gab es auch ein Wiedersehen mit den älteren und kranken Angehörigen, die einige Tage vor den übrigen Einwohnern abgereist waren.

Nach einer zweitägigen Rast ging es wieder mit Sonderzügen weiter bis zur österreichischen Grenze (damals Grenze des Deutschen Reiches). In der Grenzstation Graz wurden die Koleliaer in zwei große Gruppen aufgeteilt, um danach die Fahrt entweder in das Lager III b Lülsfeld bei Gerolzhofen oder in das Lager Kloster St. Ludwig am Main (zwischen Volkach und Schweinfurt, gegenüber Wipfeld) anzutreten. Während der Fahrt in die Lager erfolgte auf den einzelnen Bahnhöfen ein Halt, der zum Durchzählen und damit zur Kontrolle der Umsiedler, aber auch für die Ausgabe von Speisen und Getränken genutzt wurde. Vertreter der einzelnen Städte begrüßten die Umsiedler herzlich. In den malerischen Trachten, die Frauen in weiten dunklen Röcken und großen Umschlagtüchern, die Männer mit herrlichen Lammfellmützen, die entweder nach der Art der Kosaken oder der rumänischen Hirten getragen wurden, boten die Umsiedler für die einheimische Bevölkerung einen interessanten, ja exotischen Anblick. Dem anfänglichen Bestaunen und herzlichen Begrüßen sollten aber bald in den Lagern, seitens der sogenannten Reichsdeutschen, Beschimpfungen und Hass folgen.

Die nazistische Herrenmenschenideologie trug bereits ihre Früchte. Alles Fremde oder Ungewohnte war als minderwertig und undeutsch anzusehen. Ausdrücke wie „dahergelaufene Zigeuner“, „Balkanzigeuner“, „Polacken“, „Halbrussen“, „Knoblauchfresser“ usw., waren auf der Tagesordnung. Dem größten Teil der einheimischen Bevölkerung sagten die faschistischen Parolen zu. Fast jeder Reichsdeutsche fühlte sich als etwas Besseres, für den die armen Kriegsgefangenen und Ostarbeiter Menschen zweiter Klasse waren. Irgendwo dazwischen wurden die Umsiedler eingestuft. Dass das nazistische Gedankengut bereits breiteste Schichten des deutschen Volkes erfasst hatte, bekamen die Umsiedler während des mehrjährigen Lageraufenthaltes sehr oft zu spüren. 11)


Das Lagerleben

Am 28. November 1940 gegen 14.oo Uhr traf die eine Hälfte der ehemaligen Einwohner Kolelias auf dem kleinen Bahnhof in Lülsfeld, Kreis Gerolzhofen ein. Nach dem Verlassen der Waggons und der üblichen Zählung, mussten sich die Menschen zu einer Kolonne formieren, um dann geschlossen durch den Ort in das Lager zu marschieren. Die Alten und Kranken wurden mit PKWs zum Lager gefahren.

Das Umsiedlungslager IIIb befand sich am Ausgang des Dorfes in der ehemaligen Haushaltungsschule des Klosters „Maria Schnee“ in Lülsfeld. Die Umsiedler wurden zum größten Teil in den beiden großen Sälen untergebracht. In dem ehemaligen Schlafraum und im großen Handarbeitsraum standen Doppelstockbetten mit Strohsäcken und grauen Wolldecken. Rund 80 Personen, d.h. Männer, Frauen und Kinder, wurden jeweils in einem dieser Säle zusammengepfercht. Drei und mehr Personen mussten sich in der Regel zwei nebeneinander stehende Betten teilen. Die vorhandenen sanitären Anlagen waren völlig unzureichend. Pro Saal gab es nur zwei WC und zwei Waschbecken mit kaltem Wasser. Bade- oder Duschgelegenheiten fehlten vollkommen. Um der katastrophalen Lage einigermaßen Herr zu werden, wurden im Frühjahr 1941 im Klosterpark Trockentoiletten errichtet. Die ungewohnte und völlig unzureichende Verpflegung sowie die mangelhaften sanitären Anlagen führten dazu, dass nach 8 bis 10 Tagen Lageraufenthalts die meisten Lagerbewohner an Magen- und Darmkrankheiten litten.

Dreimal täglich gab es im ehemaligen Speisesaal des Klosters eine Mahlzeit. Das Frühstück bestand in der Regel aus Hauskaffee, Tee, Brot, Margarine und Marmelade. Das Mittagessen war sowohl in Bezug auf Quantität als auch Qualität äußerst mangelhaft. Eintöpfe, Erbsensuppen, Bohnensuppen und Pellkartoffeln waren die Standardgerichte. Abends gab es einige Scheiben Schwarzbrot, Pferdewurst, Margarine (ganz selten nur Butter) oder Pellkartoffeln mit stark verdünntem Quark. Die Lagerleitung hat uns um die kargen Zuteilungen betrogen. Staatlicherseits wurden bewusst die Lebensmittelzuteilungen gekürzt. Einen Ausgleich sollten erhöhte Zuwendungen aus den Erträgen der klostereigenen Gärtnerei und Landwirtschaft bilden. Das war aber den armen Nonnen nur in geringem Umfange möglich, da diese sich und das von ihnen betreute Altersheim St. Joseph, verpflegen mussten. In kaum einem anderen Umsiedlungslager des damaligen III. Reiches gab es im Winter 1940/41 eine so schlechte und unzureichende Verpflegung wie im Lager III b Lülsfeld.

Der erste Winter in einer völlig fremden Umgebung war sehr schlimm. Viele ältere Menschen litten körperlich und vor allem seelisch unter den menschenunwürdigen Bedingungen des Lagerlebens. Die Kinder waren unbekümmerter, denn sie konnten noch nicht das ganze Elend erfassen. Bei Sport und Spiel verbrachten sie die meiste Zeit im Klosterpark. Die Feldwege in der Umgebung des Lagers waren bis weit nach Weihnachten ein beliebter Tummelplatz. An vielen Bäumen hingen noch einige Äpfel und Birnen, die, obwohl schon von den ersten Frösten gezeichnet, mit großem Appetit verspeist wurden. Auch das Kartoffeldämpfen in der klostereigenen Schweinemästerei lockte die Kinder an. Durch kleine Handreichungen versuchten sie sich nützlich zu machen, um von den frischen, wohlschmeckenden Kartoffeln essen zu können. Unter den größeren Jungen sprach sich auch bald herum, dass einige Bauern für den Transport der Milchkannen vom Dorfplatz zu den einzelnen Bauerngehöften mit Butter- oder Musschnitten ihren Dank abstatteten. Um diese Bauern wurden regelrechte Machtkämpfe zwischen den Halbwüchsigen ausgetragen. Die Sieger suchten sich natürlich die Bauern aus, die regelmäßig den Milchkannentransport entlohnten und der Schnitte noch einen Apfel oder eine Birne hinzufügten.

Die erste Weihnacht fern der Heimat war sehr traurig. Die Menschen fanden sich nur sehr schwer oder überhaupt nicht mit den Bedingungen ab, unter denen sie nunmehr leben mussten. Obwohl alle durch das sogenannte Winterhilfswerk beschenkt wurden, kam in den überfüllten Räumen keine Weihnachtsstimmung auf. Die Erinnerungen an die seit Generationen praktizierten schönen alten, in der Fremde stolz bewahrten Bräuche in der alten Heimat, die besonders um die Weihnachtszeit gepflegt wurden, stimmte alle traurig. Über der ersten Weihnacht im Lager schwebte der Schleier der Ungewissheit und der maßlosen Enttäuschung.

Das untätige Herumsitzen der Männer während des Winters 1940/41 verschlechterte noch das bereits gereizte Lagerklima. In immer kürzeren Abständen kam es zu Streitigkeiten, Zank und Äußerungen von Missgunst. Im Verlaufe des ersten Winters in Deutschland wurden bereits Stimmen hörbar, die eine Rückkehr in die alte Heimat forderten, um dem Lagerleben zu entrinnen. Unfähige Parteibonzen, die für irgendwelche zweifelhafte Verdienste den einträglichen Posten eines Lagerleiters bzw. -verwalters bekommen hatten, unternahmen nichts, um die Stimmung zu heben oder die Verpflegung zu verbessern. In den meisten Fällen nutzten diese Menschen ihre Funktion, um sich persönlich zu bereichern.

Zu einer gewissen Verbesserung der Stimmung im Lager kam es erst, nachdem im Frühjahr 1941 die arbeitsfähigen Männer in Schweinfurt beim Bau der Luftschutzbunker eingesetzt wurden. Die abends von der Arbeit in das Lager zurückkehrenden Männer hatten nunmehr wieder konkreten Gesprächsstoff. Es wurden wieder Scherzworte gewechselt und Erlebnisse ausgetauscht.

Trotz der menschenunwürdigen Bedingungen in den Lagerräumen ging das Leben weiter. Geburten, Hochzeiten und Beerdigungen wechselten einander ab. Das waren Höhepunkte, die den Umständen entsprechend würdig gestaltet wurden. An solchen Tagen oder an den kirchlichen Feiertagen war die Klosterkapelle bis auf den letzten Platz gefüllt.

Ab Januar 1941 wurden die Kinder im großen Speisesaal des Lagers unterrichtet. Nach der Einberufung des Lehrers zur Wehrmacht besuchten die Lagerkinder zusammen mit den anderen Dorfkindern die einklassige Dorfschule in Lülsfeld. Der alte Dorfschullehrer hatte sehr häufig Gelegenheit, seinen Rohrstock zu schwingen, was damals noch sehr stark verbreitet war, denn es mangelte leider nie an Missverständnissen. Der Koleliaer Dialekt (eine ältere Version des Schwäbischen) und das Bayrische (Fränkische!) wichen so stark voneinander ab, dass es eines Dolmetschers bedurft hätte, um alle Missverständnisse zu klären. Unausgeschlafen, hungrig und überreizt kamen die Lagerkinder früh in die Schule. Auf dem Weg zur Schule waren sie den Anfeindungen und dem Hass der einheimischen Kinder ausgesetzt, die in ihren Ausfällen gegenüber den Lagerkindern durch ihre Eltern bestärkt und unterstützt wurden. Das und vieles andere, führte damals dazu, dass die Schule nur als ein notwendiges Übel angesehen wurde. Und zwar vergleichbar mit dem verhassten Dienst in der rumänischen Armee, den man zwar ableisten musste, wobei es aber unangebracht war, sich irgendwie hervorzutun oder die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Im Herbst 1941 erfolgte für die Lagerbewohner von Lülsfeld die Einbürgerung in Volkach. Damit wurden alle Hoffnungen auf eine Rückkehr in die alte Heimat zerstört. Den nunmehrigen Bürgern des „Großdeutschen Reiches“ wurde eine baldige Ansiedlung im „deutschen Osten“ in Aussicht gestellt. Von einer Ansiedlung im sogenannten „alten Reich“ war von diesem Zeitpunkt an keine Rede mehr.

Bei der Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit erfolgte eine Einteilung der Umsiedler in zwei Kategorien: „würdig für eine Ansiedlung im deutschen Osten“ oder „unwürdig für eine Ansiedlung im deutschen Osten“. Diejenigen, die im „alten Reich“ verbleiben sollten, waren über diese Entscheidung unglücklich. Meistens handelte es sich um Umsiedler, bei denen das faschistische Rassenamt irgendwelche Einsprüche geltend machte. Im Lager Lülsfeld betraf das nur die Familie Gregor Therness. Gregor Therness war Epileptiker. Das genügte, um der ganzen Familie Leid zuzufügen.

Bei der Einbürgerung wurden auch willkürlich die Namen eingedeutscht. Kosolofski wurde prinzipiell Kosolowski (polnische Schreibweise!) geschrieben. Bei anderen slawischen Familiennamen ging man ähnlich vor. Von der Einbürgerungsbehörde wurden aber auch Vorschläge zur Eindeutschung der slawischen Familiennamen unterbreitet. So sollten sich beispielsweise alle Träger des Namens Kosolofski Ziegemann nennen, für Ruscheinski hatte man Rosenmann vorgesehen usw. Bei den Vornamen wurde einfach die Endung -us gestrichen. Das betraf Namen wie Ambrosius, Albinus, Petrus, Paulus usw. Besonders tragisch sollte sich für viele später das eintätowieren der Blutgruppe unter dem linken Oberarm (Achselhöhle) erweisen. Das hatte vor allem für diejenigen, die in russische Kriegsgefangenschaft gerieten oder von den Polen und Tschechen interniert wurden, die schlimmsten Folgen, weil man sie als Angehörige der SS behandelte und größtenteils tötete.

Unmittelbar nach der Einbürgerung wurden die ersten jungen Männer aus Kolelia zur Wehrmacht bzw. zur Waffen-SS eingezogen. Von diesen jungen Männern, die im Winter 1942 einrücken mussten, hat keiner den Krieg überlebt (Vergleiche Liste der Kriegsopfer!). Einige Jugendliche aus dem Lager Lülsfeld wurden im Januar 1942 in sogenannte Wehrertüchtigungslager der HJ geschickt, um nach ihrer Rückkehr unter ihren Altersgenossen als Propagandisten zu wirken.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass das Umsiedlungslager III b Lülsfeld eines der schlimmsten Umsiedlungslager des „Großdeutschen Reiches“ war. Diese Feststellung beruht auf der Analyse zahlreicher Aussagen von Insassen der verschiedensten Umsiedlungslager und dem Vergleich mit den Gegebenheiten des Lagers Lülsfeld.

Alle Äußerungen der Unzufriedenheit, die Forderungen nach besserer Verpflegung und menschenwürdigen sanitären Bedingungen, wurden von der Lagerleitung im Zusammenwirken mit der Oberin durch den Hinweis abgefangen, dass jede nach Außen bzw. zu den übergeordneten zuständigen Organen dringende Kritik die vollständige Auflösung des Klosters zur Folge hätte. Als strengpraktizierende Katholiken haben die Insassen des Lagers lieber gelitten, als durch ihre berechtigte Kritik den Fortbestand des Klosters zu gefährden.


Die Ansiedlung

Die Umsiedler aus der Dobrudscha waren vorwiegend für eine Besiedlung des „Deutschen Ostens“ vorgesehen. Nur die Einwohner der Orte Karamurat, Tariverde und Cogelac sollten im ehemaligen Protektorat Böhmen und Mähren angesiedelt werden.

Die Lagerinsassen von St. Ludwig und Lülsfeld wurden ab Herbst 1942 nach dem Lager Kirschberg bei Litzmannstadt (Lodz) transportiert, um von dort aus im Kreis Löslau angesiedelt zu werden. Die Ansiedlung erfolgte in der Weise, dass man einzelne deutsche Familien in rein polnische Dörfer brachte, einen polnischen Bauern mit seiner Familie und dem allernötigsten Handgepäck von seinem Hofe vertrieb oder ihn in einen Stall bzw. abgelegene Kammer einwies, um ihn als Knecht auf dem ehemaligen eigenen Gehöft arbeiten zu lassen. In der Regel waren nie mehr als zwei bis drei deutsche Familien in einem polnischen Dorfe angesiedelt worden. Betreut wurden die Siedler von einem Ortsbauernführer und einem Wirtschaftsberater.

Kurz nach der Ansiedlung wurden die wehrfähigen Männer durchweg zur Wehrmacht einberufen. Die Frauen mussten mit den polnischen Knechten und Mägden die Wirtschaften leiten und das Ablieferungssoll für die landwirtschaftlichen Produkte erfüllen. Die Kinder besuchten sogenannte deutsche Zentralschulen, die sich vorwiegend in einem zentral gelegenen Dorfe befanden, oder sie waren in den Kreisstädten in Internaten untergebracht. Den deutschen Siedlern war es streng verboten, freundschaftlichen Kontakt zu den Polen zu unterhalten, sie irgendwie zu unterstützen, polnische Gottesdienste zu besuchen oder an Beerdigungen von Polen teilzunehmen.

Die öffentlichen Verkehrsmittel führten Abteile bzw. Waggons, die nur für Deutsche bestimmt waren. Von einer kulturellen Betreuung der deutschen Siedler kann nicht gesprochen werden. Kurze Besuche bei Nachbarn bzw. bei Verwandten in den umliegenden Dörfern waren Höhepunkte, die von allen sehr geschätzt wurden. Das Leben der in Polen angesiedelten ehemaligen Bewohner Kolelias verlief ziemlich eintönig und voller Sorgen. Die immer häufiger eintreffenden Todesnachrichten über die an der Front Gefallenen, die Zunahme der Partisanentätigkeit, die sich vor allem auf die wehrlosen deutschen Familien konzentrierte, und das Heranrücken der Front versetzten die alleinstehenden Frauen mit ihren Kindern in große Sorge und Angst.


Die Flucht

Völlig hilflos und über das eigentliche Geschehen an der Front nur lückenhaft informiert, wurden die zerstreut in Polen lebenden deutschen Familien plötzlich von der heranrückenden Front und der damit einsetzenden Rückflucht nach dem Westen überrascht. Die faschistische Propaganda hatte bewusst Falschmeldungen verbreitet, um die Menschen bis zur letzten Minute von einer Flucht abzuhalten. Nach dem Durchbruch sowjetischer Panzer im Januar 1945 im Raum Litzmannstadt setzte die völlig unorganisierte Flucht ein. Viele Familien wurden überhaupt nicht mehr gewarnt und fielen den Partisanen oder Rotarmisten in die Hände. Mit den Kindern an der Hand oder auf einem eilig eingespannten Pferdewagen traten diese bedauernswerten Menschen, bei eisiger Kälte, die Flucht in Richtung Deutschland an.

Die meisten ehemaligen Bewohner Kolelias wurden zu spät oder überhaupt nicht mehr zur Flucht aufgefordert. Nur rund 1/3 der im Kreis Löslau angesiedelten Deutschen schaffte es, sich dem Zugriff der Partisanen oder Rotarmisten zu entziehen. Die meisten wurden von der schnell vorrückenden Front überrollt. Augenzeugen berichteten unter Eid dem Verfasser von grausamen Handlungen gegenüber den Flüchtlingen, an denen sich sowohl polnische Partisanen als auch Rotarmisten beteiligten. Die Männer, und zwar vorwiegend Jugendliche und Greise, wurden in der Regel an Ort und Stelle erschossen, die Frauen und Mädchen mehrmals viehisch vergewaltigt. 10 Prozent der im Lageplan angeführten Familien haben ihre Väter, Söhne oder Brüder im Osten verloren.

Ähnliches trifft auch auf die Bewohner der ehemaligen anderen deutschen Dörfer der Dobrudscha zu, die in Polen angesiedelt waren. Letztere haben allerdings nicht ganz so hohe Kriegsverluste zu verzeichnen, da sie vorwiegend in organisierten Trecks nach Deutschland flüchten konnten. Auch waren sie größtenteils nicht dem Toben der entmenschten Sieger aus dem Osten ausgesetzt. Viele beendeten ihre Flucht in den späteren Westzonen oder in Räumen, die später von der Roten Armee besetzt wurden, nachdem sich die westlichen Besatzungstruppen zurückgezogen hatten. Es bleibt Berufeneren vorbehalten, all das zu erfassen, was sich an Unmenschlichkeiten und Grausamkeiten die „Befreier“ gegenüber der Zivilbevölkerung und speziell gegenüber den Frauen und Mädchen herausnahmen.

Die aus dem Osten eintreffenden Flüchtlinge wurden in Deutschland vorwiegend bei einheimischen Bauern untergebracht. Einigen Familien aus Kolelia gelang es, bis in die Kreise Pritzwalk, Nauen (Adolf Furch, Gustav Pfeifer usw.) und sogar in die Nähe von Würzburg (Melchior Jahner, Hypolit und Josef Kosolowski) und Schweinfurt zu flüchten. Die Bewohner Karamurats und Malcocis waren nach dem Kriege über alle vier Besatzungszonen Deutschlands verstreut. Einzelne Familien aus Karamurat, Malcoci und Kolelia wurden von der Roten Armee nach Rußland verschleppt und dann nach Rumänien abgeschoben (aus Kolelia betrifft das die Familie Wagner). Auch ein Teil der in sowjetische Kriegsgefangenschaft geratenen ehemaligen Dobrudschadeutschen wurde nach Rumänien entlassen. Da aber alle in Rumänien nicht mehr in ihre Häuser durften, gingen sie nach Karamurat, Konstanza oder Tulcea arbeiten. Nur unter großen Mühen gelang es ihnen, in den 50er Jahren wieder nach Deutschland zurückzukehren.

Wieviel unsagbares Leid sich hinter den oben angedeuteten Tatsachen verbirgt, können nur diejenigen ermessen, die das Fürchterliche überlebt haben. Selten haben nachweisbar völlig Unschuldige für die Untaten einiger Größenwahnsinniger so teuer bezahlen müssen wie während und nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches die Auslandsdeutschen in ihrer Gesamtheit. 12).


Das Ende des Dorfes Kolelia

Nachdem am 22. November 1940 die deutschen Einwohner das Dorf verlassen hatten, wurden die Gehöfte von den aus Mazedonien eingewanderten Rumänen in Besitz genommen. Wie bereits erwähnt, handelte es sich bei diesen Menschen um Viehzüchter, die mit ihren großen Schaf- und Ziegenherden in den Bergen Mazedoniens als Halbnomaden gelebt hatten. Die Landwirtschaft war für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Es ist deshalb nicht weiter verwunderlich, dass die Felder innerhalb einer relativ kurzen Zeit verunkrauteten und die Weingärten verwilderten. Die in den Jahren 1947/48 erfolgte zwangsweise Kollektivierung brachte anfangs einen gewissen Aufschwung mit sich. Die vom Staat zur Verfügung gestellte Landtechnik, wie Traktoren, Dreschmaschinen, Mehrscharpflüge usw., trug zu einer besseren Bodenbearbeitung und damit zu steigenden Hektarerträgen bei. Aber trotz der anfänglichen Erfolge war es der Leitung der Kollektivwirtschaft nicht gelungen, den Menschen das Nötigste für ein bescheidenes Dasein zu bieten. Hinzu kam, dass die stark verbreitete Korruption, Cliquenwirtschaft und die persönliche Bereicherungssucht die einfachen Mitglieder der Kollektivwirtschaft verbitterte. Das fand seinen Ausdruck in einer schlechten Arbeitsdisziplin und einer zunehmenden Interessenlosigkeit. Frau Agathe Kosolofski, geborene Friedrich besuchte im Sommer 1959 Kolelia. Die alteingesessenen Rumänen beklagten sich bei ihr unter anderem darüber, dass sie unter der Willkür der Kolchosleitung sehr zu leiden hätten. Bitterste Armut war auf Schritt und Tritt zu beobachten. Es war die Zeit, in der das Parteibuch der Kommunistischen Partei Rumäniens bestimmten Funktionären uneingeschränkte Machtbefugnisse einräumte. Es herrschten ähnliche Zustände wie während und unmittelbar nach der Kollektivierung in der Sowjetunion. Die nach jahrelanger Verzögerung auch endlich in Rumänien einsetzende Abrechnung mit dem Stalinismus und dem, mit allen seinen negativen Auswirkungen herrschenden Personenkult, trug dazu bei, dass die Menschen die ihnen eingeräumten Teilfreiheiten zur Landflucht nutzten.

In Kolelia wirkte sich das konkret so aus, dass zuerst die jüngeren Menschen in die Städte abwanderten, um in der Industrie eine Arbeit aufzunehmen. Es folgten dann Mitte der 60er Jahre ganze Familien, so dass 1968 die Kollektivwirtschaft in Kolelia wegen fehlender Arbeitskräfte aufgelöst werden musste. Das Land wurde auf die umliegenden Kollektivwirtschaften aufgeteilt, die großen Stallgebäude wurden geräumt und abgerissen. Die nach und nach freigewordenen Häuser wurden abgetragen und das auf diese Weise gewonnene Baumaterial in die Nachbardörfer transportiert, wo es bei Neu- und Umbauten Verwendung fand.

Bei der bereits erwähnten Ortsbesichtigung im Sommer 1978 bot sich dem Verfasser ein niederschmetternder Anblick. Alle Straßen und Wege nach Kolelia waren umgepflügt, die Trümmer der Häuser hatte man mit Planierraupen eingeebnet und alle Bäume und Sträucher gerodet. Es standen nur noch die Umfassungsmauern der Kirche und der bis dahin unbeschädigte Kirchturm (ohne Glocken). In der Kirchenruine bargen rumänische Soldaten Schrott. Die Brunnen hatte man zugeschüttet und mit Stacheldraht eingefasst. Die Umfassungsmauer des Friedhofes war bis auf das Fundament abgetragen worden. Es fehlten alle Holzkreuze und die Steinkreuze und Gedenksteine waren wahllos über den gesamten Friedhof verstreut. Nur mit großer Mühe konnten unter dem überall wuchernden Unkraut noch einige Grabhügel ausfindig gemacht werden. Eine schwere Freitreppe aus Beton markierte den ehemaligen Eingang zum Wohnhaus des Eustachius Kosolofski, das einst die Nummer 18 besaß.

Von Rimnic kommend, hatte der Besucher den, gegen den wolkenlosen Himmel, sich abzeichnenden Kirchturm als einzigen Zeugen des einst blühenden Dorfes vor sich. Ungehindert konnte der Blick über das ehemalige Dorf schweifen. Es herrschte eine Totenstille, die nicht einmal vom Gesang eines Vogels unterbrochen wurde. Die Arbeit von Generationen und die Spuren ihres aufopferungsvollen Schaffens waren ausgelöscht.

Kolelia bot im Sommer 1978 einen trostloseren Anblick als vor rund 100 Jahren bei der Inbesitznahme durch die deutschen Einwanderer. In diesem Jahre hörte Kolelia auf zu existieren, da man eifrig dabei war, die letzten Spuren einer ehemaligen Ansiedlung zu beseitigen. Kein Hinweisschild, keine Landkarte neueren Datums verweist auf den Ort Kolelia. Kolelia gibt es nur noch in der Erinnerung der wenigen, derzeit noch lebenden, ehemaligen Einwohner dieses einst blühenden deutschen Dorfes im Herzen der Dobrudscha. 13).


Abschrift „kurze Geschichte der römisch-katholischen Pfarrei“

M. Kogalniceanu – Caramurat – Karamurat – Ferdinand

„Im Jahre 1878 ließen sich sieben deutsche Familien aus Krasna (Bessarabien) ausgewandert, im Tatarendorf Caramurat nieder.

Bei Ausbruch des Krieges 1878 mussten sie ihre neuen Wohnungen verlassen, fanden sie aber bald wieder nach dem Ablauf desselben.

In den ersten 10 Jahren kamen neue Ansiedler von Krasna, aus den Kolonien des Gouvernements Cherson und aus Russisch-Polen. Infolge dieser Zuwanderung und natürlicher Vermehrung hat sich die Gemeinde stark entwickelt; bei der Repatriierung der Ethnisch-Deutschen (1940) zählte die Gemeinde 280 Familien mit 1.500 Seelen.

Der Boden war fruchtbar und die Leute fleißig und sparsam und so gelangten sie bald zu einem gewissen Wohlstand, ja Reichtum selbst. Drei Jahre nach der Gründung des Dorfes wurde die Pfarrei errichtet; der erste Pfarrherr war ein gebürtiger Schweizer. Im Jahre 1889 kam die Pfarrei von der Juristikation der Apostolischen Präfektur Trapezunt unter die der Erzdiözese Bukarest.

Am 1. Mai 1897 hat man mit dem Bau der Kirche und des Pfarrhauses begonnen; im Oktober 1898 war man damit fertig; Pfarrherr war Luigi di Benedetto; Arbeiter und Baumeister waren Italiener.

Die Kirche ist im gotischen Stil gebaut. Der Hauptaltar, die Nebenaltäre, die 14 Kreuzwegstationen, die Kanzel, der Taufbrunnen, die Statuen sind Holzschnitzereien im gotischen Stile – „Stuflesser Werke“ (Österreich). Die Turmuhr ist ein „Liebig-Werk“ aus Wien. Unsere Kirche ist 32 m lang, 13 m breit und 10 m hoch; der Turm ist 30 m hoch.

Der Kirchenpatron ist der heilige Antonius von Padua – am 13. Juni gefeiert. Derzeit zählt die Gemeinde 60 Familien mit 230 Seelen; die Mehrheit bilden rumänische katholische Ansiedler aus dem rumänisch gewesenen Cadrilater (1940). Zur Pfarrkirche M. Kogalniceanu gehört die Filiale Oituz – 9 km weitet entfernt – mit 80 Familien und 365 Seelen.“

Siegel der Pfarrkirche Unterschrift

M. Kogalniceanu Pfarrer Genoia

Abschrift gefertigt am 06.08.1978 im Pfarrhaus

In M. Kogalniceanu durch S. Kosolofski

Verzeichnis der Kriegsopfer

(ehemalige Einwohner Kolelias und deren Angehörige)

Aspeleiter, Anton * 1944 1945 in Rußland verhungert

Aspeleiter, Berta * 1942 1945 in Rußland verhungert

Aspeleiter, Sebastian 19.09.1907 am 01.06.1944 in Bardex gefallen

Drescher, Andreas ? ? in Rußland gefallen

Friedrich, Matthias 30.05.1906 seit März 1945 in Böhmen vermisst

Friedrich, Matthias 04.11.1924 im Mai 1944 in Rußland gefallen

Heidrich, Emanuel 26.07.1913 am 13.08.1944 in Rußland gefallen

Heidrich, Reinhold 22.11.1887 im Januar 1945 auf der Flucht aus Polen ermordet

Jahner, Benedikt 05.04.1914 im Oktober 1944 in Monte Casino (I) gefallen

Jahner, Jakob * 1914 ? in Rußland gefallen

Kosolowski, Elisabeth 14.03.1855 im Februar 1945 auf der Flucht von Partisanen erschlagen (bei Lodz/P)

Lauber, Anton 23.10.1887 auf der Flucht von Partisanen erschossen (bei Kalisch/P)

Lauber, Hypolit 21.06.1921 am 13.06.1944 in Frankreich gefallen

Lauber, Johannes 27.11.1920 am 14.01.1945 in Polen gefallen

Stark, Jakob 26.06.1923 am 20.09.1942 in Rußland gefallen

Therness, Josef 16.12.1894 auf der Flucht von Partisanen in Polen erschossen

Therness, Raimund ? am 12.02.1943 in Rußland gefallen

Therness, Sebastian * 1921 seit 1945 in Polen vermisst

Theiss, Johannes 02.02.1916 ? gefallen in Rußland

Tuchscherer, Anna 18.08.1882 im Januar 1945 auf der Flucht von Partisanen in Polen erschlagen

Tuchscherer, Ignatz 04.09.1877 im Januar 1945 auf der Flucht von Partisanen in Polen erschossen

Winter, Anton 04.08.1889 seit November 1944 in Polen vermisst (von Partisanen entführt)

Das Verzeichnis ist unvollständig, da die Möglichkeiten des Verfassers für weitere Nachforschungen erschöpft sind!


Einige wichtige Daten über Kolelia, die dem „Heimatbuch der Dobrudscha-Deutschen“ entnommen wurden:

Liste der Kriegsopfer (s.o.)

Verzeichnis der in Kolelia tätigen Pfarrer:

Heinrich Kapitzki 1893 bis 1900

Franz Schindzielorz 1900 bis 1902

Johann Dudzik 1902 bis 1905

Heinrich Overbeck 1906 bis 1908

Franz Schindzielorz 1908 bis 1914

Josef Polgari 1914 bis .1946.

Zunahme der Einwohner ab 1879:

1893 bereits 40 Familien mit rund 200 Einwohnern

1918 werden 57 Familien mit 283 Einwohnern registriert

1940 beteiligten sich 80 Familien mit insgesamt 364 Personen an der .Umsiedlung.

Wichtige Auskünfte über die Abstammung der einzelnen Koleliaer Familien könnte die Zentralstelle für Genealogie in Leipzig erteilen, die zum Teil über Kirchenbücher aus der Dobrudscha verfügen soll

An der Gründung des Dorfes Kolelia waren 6 Familien aus der Kolonie Mannheim im Gouvernement Cherson beteiligt (z.B. Jahner). Die übrigen Familien (Kosolowski/Kosolofski) kamen aus Krasna und aus Malcoci (Aspeleiter).


Literatur-/Quellenverzeichnis

„Deutsche Geschichte in Daten“. Herausgegeben vom Institut für Geschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1967, Seite 260

Buschen, „Die Bevölkerung des russischen Kaiserreiches“, Gotha 1862

Brückner, „Die Europäisierung Rußlands (Land und Volk)“, Gotha 1888, Verlag Friedrich Andreas Perthes

Rittich, „Die Ethnographie Rußlands“ in „Mitteilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen am dem Gesamtgebiete der Geographie“ von Dr. A. Petermann, Ergänzungsband XII, Gotha 1878, Justus Perthes, Heft Nr. 54 und Beilage „Ethnographische Karte von Rußland“ nach A. F. Rittich

„Deutsche Geschichte in 3 Bänden“, Band 2 von 1789 – 1917, Seite 520-524, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1967

Aufruf des Pfarrers Josef Polgari zur Unterstützung des Kirchbaues in Kolelia, Flugblatt, Bucurest 1930

Schematischer Lageplan des Dorfes Kolelia – Stand Oktober/November 1940 – Rekonstruktion Trajan Paltanes und Sempfer Kosolofski, Dresden 1980

Mündliche Berichte über die Kriegs- und Nachkriegsereignisse in Kolelia von Filomena Kosolofski, geb. Hoffart, Aurora Friedrich, Gustav Pfeifer, Georg und Cäcilie Jahner, Angela und Zachäus Furch, Adolf Furch, Marianne Ehret, geb. Hoffart aus Malcoci

Erinnerungen von Adolf Furch, Gustav Pfeifer, Zachäus Furch, Eustachius Kosolofski – vom Verfasser in der Zeit von 1960 bis 1975 in Stichworten aufgezeichnet

Mündliche Berichte von Eustachius Kosolofski, Isidor Kosolofski, Zachäus Furch, Emanuel Fähnrich

Mündliche Berichte von Eustachius Kosolofski, Isidor Kosolofski, Agathe Kosolofski, Adolf und Zachäus Furch, Marianne Ehret, Rufina Tuchscherer, Ignaz Tuchscherer

Eigene Erlebnisse des Verfassers, Berichte der in 9) bis 11) Genannten.

Bericht des Trajan Paltanes während seines Aufenthaltes in Dresden im Jahre 1980. Verfasser