Der frühe Wanderzug
Von Pommerellen über Bessarabien bis in die Dobrudscha
Von einem Bekannten, der hobbymäßig Wappenforschung betreibt, bekam ich in 1998 den Hinweis, dass meine wahrscheinlichen – einzig aufspürbaren – Vorfahren, im Jahre 1772 in Ossowo/Kreis Tuchel in Westpreußen ein Gut hatten (gehabt haben könnten). Er hat es anlässlich einer Tagung in Warschau auch aufgesucht und fotografiert. Von diesem Gut ist heute fast nichts mehr erhalten, lediglich der Schlossteich ist noch vorhanden (siehe hier). Der gleiche Hinweis machte deutlich, dass noch im gleichen Jahr ein Nachfolger Namens Kowalewski auf dem Gut Fuß fasste.Nun hat mich die Ahnenforschung bis dahin kaum interessiert; aber der damalige Kosolowski hieß Christian, genauso wie unser jüngster Sohn. Nachdem sich unser Christian für das Wappen derer von Kosolowski interessierte, kam auch bei mir zwangsweise das Interesse hoch. Vor allem erhielt ich schnell Hinweise, wo ich evtl. weitere Unterlagen auffinden könnte.
Also las ich erst einmal alle mir greifbaren Unterlagen – die ich teilweise schon vor Jahren von meiner Mutter Rosalie erhielt, andere sich im Besitz meiner Geschwister befanden – durch und inzwischen bin ich davon überzeugt, dass ich den fast unglaublichen Wanderzug unserer Vorfahren, zumindest ab Westpreußen, wahrscheinlich rekonstruieren kann.
Vorausschicken darf ich meiner Erläuterung noch, dass ich aus den Erzählungen meiner Mutter und Großeltern ziemlich sicher weiß, dass unsere Vorfahren um 1800 beim Durchzug durch Polen in der Grafschaft Warschau längere Zeit festgehalten wurden (Das passt auch mit meinem geschichtlichen Wissen überein. Die Grafschaft Warschau war damals Napoleonisch und Napoleon hat die Siedler dort damals gezielt festgehalten. Nachlesen kann man das übrigens auch bei Paul Traeger „Die Deutschen in der Dobrudscha“ S. 20 ff.). Dass sie später von Krasna (Krasne, Krassna) in Bessarabien (heutige Ukraine) nach der Dobrudscha weiter gewandert sind, können wir schon mit Schriftstücken belegen.
Die Zeit und der Weg dazwischen sind weniger klar und damit besonders interessant. Eine kurze Episode dazu: Der Cousin unseres Vaters, Sempfer Kosolofski (Sohn des Eustachius, dieser ein Bruder unseres Großvaters Hypolit.) beschäftigt sich ebenfalls mit der Ahnenforschung der Kosolowski´s (er schreibt sich mit dem tschechischen „f“, weil sie den Zug über die Tschechei nach Deutschland nahmen). Wir beide wussten aus den Überlieferungen eigentlich eindeutig, dass unser gemeinsamer Ururgroßvater mit Vornamen Peter hieß. So haben es unsere Eltern und Großeltern immer erzählt. Aber die Mormonen, die sich in der Ahnenforschung ja richtig verdient gemacht haben, haben uns bewiesen, dass unser Urgroßvater Johannes von einem Adam abstammt. Also mussten wir uns entscheiden. Wir haben unseren Ururgroßvater damit Peter Adam „getauft“, um Irritationen zu vermeiden.
Zum Glück war unser Großvater Hypolit so weitsichtig, dass er, schon einige Jahre vor der späteren „Zwangs“-umsiedlung (1) noch Abschriften aus den Kirchenbüchern erstellen ließ. Diese Urkunden, aber auch Landkaufurkunden unseres Urgroßvaters Johannes, von Großvater Hypolit und unserem Vater Josef, befinden sich in meinem Besitz, so dass auch die Geburtsdaten der Urgroßeltern genau bekannt sind.
Hans Kosolowski
Fußnote:
1 „Staatsvertrag“ zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Rumänien zwecks Rückführung der Deutschen aus dem Südbuchenland und der Dobrudscha – s.a. Bericht des Otto Kielt aus Cobadin, Constanza in der Dobrudscha. Die Umsiedlung war zwar freiwillig, mit propagandistischen Mitteln hat man aber quasi 100 % Beteiligung erzielt.