Am 28. Februar 2025 stimmte die Regionalversammlung dem Zielabweichungsantrag der Stadt Frankfurt aus raumordnerischer Sicht zu – verbunden mit zahlreichen Auflagen. Die Veranstaltung wird sich insbesondere mit diesen Auflagen und weiteren Hindernissen befassen, die die Umsetzung des Projekts erschweren. „Die Bürgerinnen und Bürger aus den angrenzenden Stadtteilen haben von Anfang an die Versiegelung des Grünzugs zwischen Praunheim, Heddernheim und Nordweststadt kritisiert. Insbesondere befürchten sie negative Auswirkungen auf das Mikroklima und die Temperaturentwicklung in diesen Stadtteilen.“, erklärt Jan Goßmann, Vorsitzender des Bürgervereins Brücke 71 e.V.
Die ursprüngliche Planung sah eine Bebauung der Flächen westlich und östlich der A5 für 30.000 Menschen vor. Inzwischen wurde das Vorhaben auf 17.000 Menschen und 5.000 Arbeitsplätze reduziert. Gleichwohl stehen dem Vorhaben noch zahlreiche Herausforderungen bevor. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die mit Baumaßnahmen einhergehende Versiegelung der Kaltluftentstehungsflächen, die Rückhaltung der lokalen Kaltluftwinde hinter der bis zu 17 Meter hohen Lärmschutzwand an der Autobahn A5 sowie die drohende Lärmbelästigung für die zukünftigen Bewohner. Auch die Ableitung großer Wassermengen bei Starkregenereignissen bleibt bislang ungeklärt.
Unser Informationsabend am 28. März 2025 um 19:00 Uhr beginnt mit Grußworten von Katja Klenner, Ortsvorsteherin im Ortsbezirk 8, und von Professor Dr. Jan Goßmann, Vorsitzender der Brücke 71 e.V., gefolgt von einem Fachvortrag von Wolf-Rüdiger Hansen, Vorstandsmitglied des BUND Kreisverbands Frankfurt, über die Auflagen und Hindernisse der weiteren Planung des Stadtteils der Quartiere, insbesondere Umweltaspekte und mögliche Konsequenzen der geplanten Stadtteilerweiterung.
„Schon die Projektgruppe zum Grüngürtel hat in ihrem Ergebnisbericht von 1991 eindringlich dargestellt, welche große klimatische Bedeutung die Grünzüge am Taunushang für die nordwestlichen Frankfurter Stadtteile haben. Hier entstehen die Kaltluftwinde, die besonders in den zunehmenden tropischen Sommernächten Kühlung in die nordwestlichen Stadtteile bringen. Die Versiegelung durch den neuen Stadtteil würde diese Klimawirkung erheblich beeinträchtigen“, so Hansen.
Alle Interessierten sind eingeladen, sich aktiv in die anschließende Diskussion einzubringen und ihre Bedenken sowie Fragen mit Experten und Entscheidungsträgern zu teilen.
Lauter offene Fragen zum Bericht B79 des Stadtplanungsdezernates.
Der Verein Brücke 71 e.V., Leben in der Nordweststadt, beanstandet den Magistratsberichts B79 zum neuen Stadtteil an der A5 vom 22.02.2021, weil er zu wesentlichen Fragen der Bürgerinnen und Bürger seit vier Jahren keine schlüssigen Antworten gibt. Der Bericht erfolgte im Rahmen der laufenden vorbereitenden Untersuchungen für eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme für den geplanten „Stadtteil der Quartiere“ in Frankfurt-Nordwest an der Autobahn A5. Er wurde den Ortsbeiräten nun zur Kenntnis vorgelegt.
Vom Ortsbeirat 8 zurückgewiesen.
Der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), auf dessen Gemarkung der größte Teil des geplanten Stadtteils läge, hat den Bericht B79 in seiner Sitzung am 6. Mai 2021 mit überwältigender Mehrheit zurückgewiesen. Auf die in dem Bericht unbeantwortet gebliebenen Fragen hat Wolf-Rüdiger Hansen, Mitglied bei Brücke 71, in der Ortsbeiratssitzung hingewiesen und dieses Fazit gezogen: „An den in dem Magistratsbericht B79 erwähnten Bürgerbeteiligungen haben wir immer aktiv teilgenommen und unsere Fragen vorgetragen sowie ausführlich begründet. Die Antworten der Stadtplaner waren durchweg beschönigend, abwehrend und unkonkret. Das ist für uns Bürgerinnen und Bürger höchst unbefriedigend.“
Die Wahl der Flur im Nordwesten für die Planung des neuen Stadtteils ist angesichts ihrer Grünzugqualitäten, der mittig querenden Autobahn A5, der parallel dazu verlaufenden 380-KV-Höchstspannungsleitung und der überwiegenden Lage im Wasserschutzgebiet Praunheim 2 von Anfang an fragwürdig. Hier unsere wichtigsten Argumente:
Kaltluftentstehung und Kaltluftwinde blockiert.
Auf der Flur vor Praunheim, Heddernheim und Nordweststadt würde durch die Flächenversiegelung die Kaltluftentstehung versiegen. Auch die Kaltluftwinde von den verbleibenden Freiflächen westlich der Autobahn würden durch den zu errichtenden bis zu 17 Meter hohen Lärmschutzwall an der A5 blockiert. Folglich würde die nächtliche Kühlung der nordwestlichen Stadtteile in den wegen des Klimawandels immer häufigeren tropischen Sommernächten ausbleiben. Wollen die Stadtplaner das den Menschen dort zumuten?
Wasserschutzgebiet Praunheim 2 gefährdet.
Das systemrelevante Wasserwerk Praunheim 2 würde durch die geplante Bebauung gefährdet. Hier wird mehr als 25 Prozent des Trinkwassers gepumpt, das Frankfurt auf der eigenen Flur aus dem Grundwasser entnimmt. Wo soll das Trinkwasser herkommen, wenn hier die Pumpleistung reduziert werden müsste und gleichzeitig bis zu 30.000 Menschen neu angesiedelt würden? Nehmen die Planer nicht wahr, dass die Erhöhung der Wasserlieferung aus dem Hessischen Ried und dem Vogelsberg nicht mehr möglich ist, weil dort schon wegen des Grundwassermangels Feuchtgebiete austrocknen und Wälder absterben?
Abstandsvorschrift zur Höchstspannungsleitung verletzt.
Der Hessische Landesentwicklungsplan (LEP) schreibt vor, dass Wohnhäuser 400 Meter Abstand zu der 380-KV-Höchstspannungsleitung östlich der A5 wahren müssen. Das im aktuellen Architektenentwurf dargestellte „Lachgrabenquartier“ nähert sich dieser Höchstspannungsleitung aber bis auf 50 Meter. Das geplante Quartier „Neu-Weststadt“ nördlich des Lachgrabenquartiers läge sogar vollständig innerhalb der 400-Meter-Zone. Ignoriert die Stadtplanung dieses Gesetz?
Neue Trabantenstadt viel zu dicht an der Nordweststadt.
Stadtplanungsdezernent Mike Josef hat uns Bürgerinnen und Bürgern mehrfach versichert, dass der neue Stadtteil einen deutlichen Abstand zur Nordweststadt einhalten würde. Das geplante „Lachgrabenquartier“ lässt aber nur wenige Meter Zwischenraum. Kann das einer guten Entwicklung beider Trabantenstädte dienlich sein?
Schützenswerte Biotopfläche im geplanten Bereich „Produktives Praunheim“.
Seit mehr als 30 Jahren bearbeitet das Senckenberg-Institut im Auftrag des Umweltamtes das Arten- und Biotopschutzkonzept. Der aktuelle Stand ist in dem Buch „Stadtnatur in Frankfurt“ von Indra Starke-Ottich und Georg Zizka (Senckenberg-Buch 82/2019) dokumentiert. Darin ist ein wesentlicher Teil der Fläche, auf der das Quartier „Produktives Praunheim“ entstehen soll, rot markiert, also eine „mögliche Erweiterungsfläche mit Entwicklungspotential“ für die „flächenmäßige Ausweitung des Grüngürtels“. Ist das für die Stadtplanung nicht relevant?
Bevölkerungszuwachs in Frankfurt stagniert.
Ein Bevölkerungswachstum von jährlich 10.000 Menschen: Das war die Perspektive zu Beginn der Planung des neuen Stadtteils. Im letzten Jahr 2020 ist die Bevölkerung aber nur noch um ca. 400 Personen gewachsen, also Stagnation. Auch in den anderen deutschen Großstädten geht das Wachstum gegen Null. Wird dann der geplante Stadtteil noch gebraucht?
Vor Beginn der Planung des Stadtteils der Quartiere war der Pfingstberg als Baugebiet angedacht. Das wurde jedoch ohne eingehende Untersuchung mit einem von den Bürgern der angrenzenden Stadtteile herbeigeführten Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt. Im vergangenen Jahr hat ein Beschluss der Partei Die Grünen dazu geführt, dass das Bauprojekt Güntherburghöfe im Nordend auf die bereits versiegelten Flächen beschränkt werden muss. Die unversiegelten Grünflächen sollen geschützt bleiben.
Dementsprechend müsste aus Sicht der Brücke 71 e.V. von der Bebauung der Flur an der A5 nun abgesehen werden, denn das Gebiet ist vollständig unversiegelt. Dafür sprechen auch die oben beschriebenen gravierenden Hindernisse sowie die nicht mehr gegebene Dringlichkeit. Weiterhin ist die Fläche im Regionalen Flächennutzungsplan vor der Versiegelung geschützt, denn das ist der auch im Grüngürtelplan und im Klimaplanatlas aufgeführte „Grünzug Vordertaunus“.
Was wäre die Alternative? Das Stadtentwicklungskonzept Frankfurt 2030+ zielt auf den Bau von 90.000 Wohnungen bis 2030. Würde der neue Stadtteil Nordwest nicht gebaut, dann fielen 8.600 Wohnungen weg. Es verblieben 81.400 Wohnungen – ca. zehn Prozent weniger. Angesichts der Stagnation der Einwohnerzahl erscheint das verkraftbar. Weitere Optionen für neue Wohnungen ergeben sich aus der Mitgliedschaft Frankfurts in der Wohnungsbau-Initiative des Hessischen Wirtschaftsministers, dem „Frankfurter Bogen“.
Kontakt: Brücke 71 e.V., 60439 Frankfurt-Nordweststadt - bruecke71@web.de -
Wolf-Rüdiger Hansen, Paul-Kornfeld-Weg 33, 60439 Frankfurt - Tel. 0171 2257 520 –
hansen@wrhansen.de
Frankfurt, 03. Juni 2020
Der Verein Brücke 71 e.V., Leben in der Nordweststadt, hat die vom Frankfurter Stadtplanungsdezernat im Internet unter www.ffm.de veröffentlichten Konzeptentwürfe für den Neuen Stadtteil der Quartiere durchgesehen. Präsentiert wurde im Rahmen des Bürgerdialogs der Zwischenstand der Konzepte von sieben Architektenbüros. Die Bürger waren aufgefordert, bis zum 3. Juni 2020 zu den sieben Konzepten Meinungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge im Internet einzubringen.
Bisher keine Antwort auf die bekannten Planungshindernisse.
Es ist sicher richtig, für die Planung eines so großen Stadtteiles Gestaltungskonzepte einzuholen und Bürger einzubeziehen. Es ist jedoch nicht akzeptabel, dass es bisher keine Antworten auf die von den Bürgern seit Beginn der Planung vor drei Jahren immer wieder vorgetragenen Hindernisse gibt. Angesichts dieser Ungewissheiten bezweifeln wir, dass es verantwortbar ist, zum jetzigen Zeitpunkt Budget an sieben Architektenbüros für parallel laufende Konzeptarbeiten zu verausgaben, denn:
Es liegt kein Baurecht für die geplante Fläche im Regionalen Flächennutzungsplan vor. Die Regionalversammlung, die das Planungsrecht im Rhein-Main-Gebiet setzt, hat mit ihrem Beschluss vom 13.12.2019 einer Bebauung westlich der A5 erstmal einen Riegel vorgeschoben. Auch der östlichen Fläche wurden Schranken auferlegt. Die vorgelegten Konzepte spiegeln das nicht. Man fragt sich, welche Aufgabenstellung die Architekturbüros eigentlich erhalten haben.
Die Baufläche liegt zum größten Teil im Wasserschutzgebiet Praunheim 2. Welche Auswirkungen würde die Bebauung und welche Kostensteigerungen würden Schutzmaßnahmen für das Grundwasser nach sich ziehen?
Woher soll das zusätzliche Trinkwasser für über 40.000 Neubürger kommen? Frankfurt bezieht nur 20 Prozent seines Trinkwassers aus eigenen Wasserwerken. Je 40 Prozent kommen aus dem Hessischen Ried und dem Vogelsberg, in dem schon in den heißen Sommern Feuchtgebiete und Viehweiden austrocknen.
Die Kaltluftentstehung würde durch die Versiegelung von über 180 Hektar Grünfläche unterbunden. Damit entfiele in den nordwestlichen Stadtteilen die in heißen Sommern wichtige Temperaturreduktion - und das, wo doch Frankfurt die heißeste Stadt Deutschlands geworden ist.
400 Meter Abstand von der 380-KV-Höchstspannungsleitung dürfen Wohngebäude laut Hessischem Landesentwicklungsplan nicht unterschreiten. Sie verläuft östlich entlang der Autobahn A5. Dieser Abstand wird in allen Entwürfen um über 50 Prozent reduziert. Auf welcher Rechtsbasis? Hier geht es um die Gesundheit zukünftiger Anwohner – besonders Kinder – angesichts der elektromagnetischen Felder.
Die Konzepte sind durchsetzt mit Euphemismen und Widersprüchen.
Schon Uli Helweg, Vorsitzender des Consiliums, das die Stadt Frankfurt bei der Planung berät, behauptete im Interview in der FAZ am 4.12.2019: Wenn man dort baute, müsse man die Grünzüge stärken und erweitern. Die ökologische Bilanz des neuen Stadtteils könne sogar besser sein als heute. Wie kann von einer solchen Verbesserung gesprochen werden, wenn zunächst über 180 Hektar Grünfläche durch die Bebauung versiegelt würden? Da hilft die Verbreiterung schmaler Grünstreifen doch nicht.
Aus den Architekturkonzepten führen wir hier einzelne Aspekte und Euphemismen auf, die zeigen, dass in der Planung einiges unglaubwürdig ist:
„Mikropolis“ hat ein unkonkretes Konzept vorgelegt. Flächenpläne fehlen. Aber die U-Bahn soll durch einen Platanenwald fahren.
„PlusStadt“ zeigt ein Foto vom Campo dei Fiori, dem bekannten Marktplatz in Rom, um auf die Urbanität der neuen Quartiere in Frankfurt zu verweisen.
Die A5 soll unter einer Landschaftsbrücke verschwinden, wodurch ja die schädlichen Abgase des Verkehrs auf dieser bald 10-spurigen Autobahn nicht verschwinden.
„Urban Gardening“ wird angepriesen, dazu ein Foto von einem Platz, auf dem mit Erde gefüllte Holzkästen stehen. Unter der Versiegelung des Platzes ist derweil der Boden bester Qualität - Bodengüte 80 - für immer verschwunden.
Der Steinbach wird mit einem Bild des Urselbachs unterlegt, der gerade viel Wasser führte. Der Steinbach liegt aber die meiste Zeit des Jahres trocken.
Die „cityförster“ sprechen von der Offenlegung des Lachgrabens. Das ist eine ca. 20 cm breite Betonrinne, die mehrfach in einen Kanal abgeleitet wird und ebenfalls die meiste Zeit des Jahres trocken liegt. Will man den Kanal offenlegen?
Die Nordweststadt soll verdichtet werden, wovon nie die Rede war. Da fragt man sich wieder, welche Vorgaben die Architekten eigentlich erhalten haben.
„KH-Studio“ spricht von der „Farm City Urselbach“. Das Urselbachtal ist von der Bauplanung hoffentlich überhaupt nicht betroffen.
„Team A24“ spricht von einem Lärmschutzwall an der A5 von 7,5 Meter Höhe über der Fahrbahn. Mitten zwischen den Quartieren führt die A5 aber schon über einen sechs Meter hohen Wall. In Summe ergäbe das 13,5 Meter. Von einem so hohen Lärmschutzwall würde auch noch der letzte Rest von Kaltluft abgeblockt.
Ein Badesee soll angelegt werden, obwohl man von hier aus in ca. 15 Minuten mit dem Rad drei städtische Bäder erreicht. Außerdem: Woher soll das Wasser kommen?
Team „Supergreen“ spricht von Aktivpark, Agropark, Boulevards, Grünbrücken, urbanem Leben und 36.000 Einwohnern. Im Plan stand immer 30.000.
„to be Stadt“ plant gar 17.000 Wohnungen, das ergäbe rechnerisch über 42.000 Einwohner. Woher haben die Architekten diese Zahl?
Jan Goßmann, Vorstand der Brücke 71 e.V., zieht das Fazit:
„Das sieht sehr nach einer Planung am grünen Tisch aus. Echte Ortskenntnis und eine realistische Berücksichtigung der gegebenen Einschränkungen scheinen in allen Entwürfen zu fehlen. Angesichts der Missverständlichkeiten und der ungeklärten Planungsvoraussetzungen sehen wir uns außerstande, das Potential der Konzepte für eine bauliche Umsetzung anzuerkennen.“
Der 13. Dezember 2019 war ein maßgeblicher Termin. Da tagte die Regionalversammlung, die auch den Regionalen Flächennutzungsplan hütet. In diesem Plan ist wie Ihnen sicher bekannt ist die Fläche östlich und westlich der A5 mit einer Reihe von Auflagen versehen, die erst beseitigt werden müssten, wenn Frankfurt dort bauen wollte. Das sind insbesondere:
· Grünzüge und Klimaschneise
· Landwirtschaftliches Vorzugsgebiet
Bedauerlich ist, dass unser Oberbürgermeister in seinen Reden und Interviews immer so tut, als hätten diese Auflagen keine Bedeutung, wenn er sagt, die Stadt Frankfurt müsse auf ihrem Gelände bauen können wo sie wolle. Die FAZ schrieb dazu einmal, er kenne wohl das Planungsrecht nicht, was ich mir kaum vorstellen kann. Also: Die Stadt muss sich an die Beschlusslage im Regionalparlament halten.
Leider ist es weiterhin so, dass für Architekten und Bauplaner die o. a. Eigenschaften der Flur wenig Bedeutung haben. In Anbetracht des Klimawandels und des Umstands, dass Frankfurt heißeste Stadt in Deutschland geworden ist, ist jedoch deren Bedeutung signifikant gestiegen, denn wenn diese Flächen versiegelt würden, dann würde es im Sommer in unseren nordwestlichen Vierteln noch heißer.
Wasserschutzgebiet Praunheim 2
Weiterhin ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass in der ganzen Diskussion der letzten zwei Monate ein Aspekt von der Stadt nicht aufgegriffen wurde, nämlich das Wasserschutzgebiet Praunheim 2. Es befindet sich im Status „Festsetzung“. Bearbeitung bei der Oberen Wasserschutzbehörde beim RP Darmstadt. Dieses WSG bedeckt den gesamten Bereich Praunheim Nord zwischen Heerstr. und Autobahn, etwa 50% der Flur zwischen Europaschule und A5, und zwar westlich des Feldweges zwischen Paul-Kornfeld-Weg und der alten Ziegelei. Weiterhin ca. 50% der Fläche westlich der A5.
Vor dem Vollzug der Festsetzung werden umfangreiche Untersuchungen über Grundwasserströme, Volumina und Reinheitszustand durchgeführt. Mit einer Festsetzung ist nicht vor Sommer 2020 zu rechnen. Dann würden ggf. die Grenzen arrondiert und die Stadt müsste dazu Stellung nehmen, welchen Einfluss das WSG auf ihre Baupläne hätte. Bis zur Festsetzung ist das WSG genauso gestellt, als wäre es bereits festgesetzt.
Bodenwert 80
Was in der ganzen politischen Diskussion auch nicht vorgekommen ist, das ist die Qualität des Bodens. Die gesamte Fläche ist mit einem bis zu 10 Meter tiefen extrem fruchtbaren Lehmlössboden ausgestattet. Gemäß einer Skala von Null bis 100 beträgt ihr Bodenwert 80. Nach Aussage des BUND darf ein solcher Boden überhaupt nicht bebaut werden.
Zur Beschlusslage
In der o. a. Sitzung am 13.12. wurden auf Betreiben der Umlandgemeinden die Auflagen nicht freigegeben. Die Begründungen bezogen sich überwiegend auf die Klimafunktion, die aufrechterhalten werden müssten. Also kann Frankfurt derzeit noch keine konkrete Bauplanung beginnen. Es scheint so, als habe die Stadt akzeptiert, dass die Umlandgemeinden niemals zulassen werden, dass die Fluren westlich der A5 bebaut werden. Sie wollen Abstand zu Frankfurt haben, keinen „Siedlungsbrei“. Und sie wollen sicher auch die Existenzgrundlage Ihrer Bauern schützen.
Aber Frankfurt will weiterhin im Osten bauen. Dazu müsste Frankfurt ein Zielabweichungsverfahren einleiten, um die im Wege stehenden Auflagen aus dem Weg zu räumen. Ein solches Verfahren ist im Baugesetz vorgesehen. Die Entscheidung darüber würde auf der Schiene Regionalverband, RP DA und Hessischer Wirtschaftsminister fallen. Gerade der Wirtschaftsminister hat natürlich mit seinem Planvorschlag „Frankfurter Bogen“ einen Hut in die Runde geworfen, der den Wohnungsdruck in Frankfurt reduzieren und als Alternative zur Josefstadt gewertet werden könnte. Man darf gespannt sein.
Interessant ist noch ein Detail: Die Umlandgemeinden haben sinngemäß wissen lassen, dass Ihre Zustimmung zu so einem Zielabweichungsverfahren denkbar sei, aber nur wenn es um die Flur östlich der A5 ginge und nur wenn es um eine Fläche von maximal fünf Hektar ginge. Das Josefstadt-Quartier auf der Ostseite hat aber 45 Hektar. Das sieht also nicht gut aus für das Stadtplanungsamt.
Aufleben bereits bestehender Bauplanungen
Die Stadt hat im Zuge der Diskussion einmal wissen lassen, dass nun die rechtsgültigen Bebauungspläne westlich der Mosaikschule und zur Arrondierung des Mischgebietes nördlich der Heerstraße wieder aufleben. Ich denke, das muss uns nicht beschäftigen, denn das würde die Schutzbedürftigkeit der Grünflächen und Klimaschneisen kaum beeinträchtigen. Wenn also, wie ich erlebt habe, Bürger meinen, es werde ja jetzt gebaut, dann kann sich das nur auf diese beiden kleineren Bauvorhaben beziehen, nicht auf die Josefstadt.
Bürgerbeteiligung am 15.2.2020 im Hotel am NW-Krankenhaus
Zu diesem Termin konnte sich jeder Bürger anmelden.
Aber an was werden wir Mitbürger an diesem Termin denn beteiligt? Dazu habe ich folgendes erfahren: Die Bürger sollen an Gestaltungsvorschlägen für die Josefstadt mitwirken.
Aber Gestaltung kann doch erst dann sinnvoll sein, wenn alle Randbedingungen geklärt, die Auflagen im Regionalplan beseitigt und das Wasserschutzgebiet festgelegt ist. Auf meinen entsprechenden Hinweis erhielt ich die Antwort, dass das Planungsamt sich an den Auftrag halte, den es aufgrund des Beschlusses M176 zur Durchführung von Planungsmaßnahmen erhalten habe. Es wird also weiter Geld und Arbeitskraft in ein Projekt investiert, dessen Realisierungschance auch in reduziertem Umfang völlig ungewiss ist.