Bridge ist ein Kartenspiel mit 4 Spielern und 52 Karten. Die sich gegenüber sitzenden Spieler bilden eine Partei und spielen zusammen. Bridge ist ein Stichspiel, das Ziel ist möglichst viele Stiche zu machen. In einer ersten Phase (Reizung) wird das Spiel von einer Seite ersteigert (Kontrakt), dabei kann jede Partei eine bestimmte Anzahl von Stichen ansagen und die andere Partei überbieten. Es gibt Spiele mit Trumpf oder ohne Trumpf. Nachdem der Kontrakt von einer Seite angesagt wurde, erfolgt das Abspiel der Karten in einer zweiten Phase. Eine Besonderheit des Bridge ist, dass für diejenige Seite die den Kontrakt ersteigert hat, lediglich ein Spieler aktiv am Abspiel (Alleinspieler) beteiligt ist. Der andere Spieler legt seine Karten offen auf den Tisch und fungiert als Dummy. Erzielt der Alleinspieler im Abspiel mindestens die angesagten Stiche, gilt das Spiel als gewonnen, andernfalls als verloren.
Bridge entstand aus dem englischen Kartenspiel Whist. Bereits 1529 wurden Stichspiele in England erwähnt, diese können als Vorläufer von Whist angesehen werden. Bei Stichspielen entscheidet ausschliesslich die Anzahl der erzielten Stiche über Sieg oder Niederlage, die Kartenpunkte (Augen) haben keine Bedeutung.
Whist wurde ab mitte des 17. Jahrhunderts in England gespielt. Whist wird zu viert gespielt, die sich gegenübersitzenden Spieler bilden eine Partei und spielen zusammen. Das verwendete Kartenpaket ist identisch mit dem des Bridge. Die Karten werden an die vier Spieler ausgeteilt, die letzte Karte (dem Teiler zugedacht) wird offen aufgelegt und bestimmt die Trumpf-Farbe. Eine Reizung findet nicht statt und somit verpflichtet sich keine Seite zu einem Kontrakt. Alle vier Spieler nahmen am Abspiel der Karten teil, einen Dummy gibt es nicht. Die Abrechnung erfolgte derart, dass jeder Stich über dem 6. (Buch) als 1 Punkt gezählt wurde. Ein Vollspiel bestand aus 5 (Short-Whist) oder 10 (Long-Whist) Punkten, die in mehreren Spielen gesammelt werden konnten. Da Whist ohne Dummy gespielt wurde waren fortgeschrittene Spieltechniken wie Spielzwang, Abwurfzwang oder Trumpfverkürzung praktisch nicht zu finden im Spiel der Karte. Diese Techniken waren den Whist Experten seiner Zeit allerdings wohl bekannt wie die "Whitfeld Six" zeigt, eine Problemstellung mit 6 Karten, die 1885 von W.H. Whitfeld gestellt wurde.
Edmond Hoyle (London, England) war die erste Whist Autorität seiner Zeit. Er veröffentlichte 1742 die Schrift "A short Treatise on the game of Whist", das die Regeln für Whist sowie Hinweise für erfolgreiches Spiel enthielt.
Zur Durchführung von Whist Turnieren ersann John T. Mitchell (Chicago, USA) Movements und die Grundlagen der Matchpoint (Paarturnier) Abrechnung (um 1890), beides wird heute noch bei Bridge Turnieren angewendet. Mitchell kann als Vater des Turnier-Whist angesehen werden.
ab ca. 1890 finden verschiedene Änderungen Eingang in das Whist. Der Trumpf wird durch den Teiler bestimmt und nicht mehr durch Aufdecken der letzten Karte. Nach dem 1. Ausspiel legt der Partner des Teilers seine Karten offen auf den Tisch. Da nun der Teiler als Alleinspieler für seine Seite fungiert, hat dieser einen besseren Überblick über die gemeinsamen 26 Karten, fortgeschrittene Spieltechniken sind nun auch in der Spieldurchführung möglich.
1904 kam die Reizung (Versteigerung) hinzu, ein weiteres characteristisches Merkmal von Bridge. Die Reizung lief reihum bis 3 mal gepasst wurde. Die Gebote wurden in der heute üblichen Form abgegeben: Kontraktstufe (Anzahl der Stiche über dem Buch) und eine Denomination (Farbe oder Sans Atout). Ab jetzt musste ein Bridge Spieler sein Blatt beurteilen und ein Bietsystem erlernen. Die Reizung ermöglichte mit schwachen aber offensiven Blättern die Gegner zu überbieten (Opfergebote) um das gegnerische Vollspiel zu verhindern.
Das letzte fehlende Element, was das Auction Bridge zum heutigen Bridge machte wurde 1925 eingeführt. Harold S. Vanderbilt ersann die heutige Abrechnungs-Skala, und die Prämien für Vollspiel bzw. Schlemm gab es nur wenn der entsprechende Kontrakt ausgereizt wurde. Im Auction Bridge war es lediglich notwendig die Gegner zu überbieten, ein Vollspiel konnte durch Anrechnung der Überstiche erreicht werden. Das neue Prinzip des Kontrakt-Bridge erforderte das Ausreizen um die entsprechende Prämie zu kassieren. Bietsysteme mussten perfektioniert werden um dieser Anforderung gerecht zu werden. Konventionen wie Blackwood (Ass-Frage) kamen in Mode um aussichtslose Schlemms zu vermeiden.
Zur ersten Autorität im Kontrakt-Bridge wurde Ely Culbertson. Er führte die Honor-Tricks (Figuren-Stich) Methode zur Blattbewertung ein. 1930 veröffentlichte er im "Contract Bridge Blue Book" ein umfassendes Bietsystem, das auf 4er Farben, starkem SA sowie forcierenden 2er Starts basierte, ein. Um Bridge zu promoten organisierte er Matches gegen die stärksten englischen Teams, das als erste Bridge Weltmeisterschaft (1930) angesehen werden kann, und über die weltweit berichtet wurde.
Charles H. Goren vereinfachte die Blattbewertung indem er die Figuren-Punkt Methode (4-3-2-1), im Trumpf-Kontakt erweitert mit Verteiler-Punkten, propagierte. Goren veröffentlichte eine Reihe erfolgreicher Bücher, u.a. 1936 "Winning Bridge Made Esay" und 1942 "Contract Bridge Complete", vorallem die leichter anzuwendende Blattbewertung (Figuren-Punkte) fand Eingang in der Bridge Welt und wird bis heute verwendet.
1932 wurde die International Bridge League gegründet, die sich weltweit um die Belange des Bridge kümmern sollte. Daraus entstand 1958 der Welt Bridge Verband (WBF) der bis heute für die Ausrichtung internationaler Turniere verantwortlich zeichnet. Eine regelmässige Bridge Team Weltmeisterschaft (Bermuda Bowl) gibt es seit 1950. In Europa koordiniert die Europäische Bridge Liga (gegründet 1947) sämtlich Aktivitäten rund um Bridge. Hier die EBL-Chronik (in englisch) der letzten siebzig Jahre.
Welt Bridge Verband: What is Bridge? http://www.worldbridge.org/what-is-bridge/