Programm

Programm

Stand 16.10.2017

Regionales Humboldt-Kolleg

Vierhundert Jahre Deutschland - Finnland, hin und zurück

Kulturelle, religiöse, wissenschaftliche, wirtschaftliche und politische Beziehungen zwischen den deutschsprachigen Ländern und Finnland von der Reformation bis zum frühen 20. Jahrhundert

Helsinki 27.-28.10.2017

Lyceumklubi, Rauhankatu 7E, 00170 HELSINKI

Konzept

Seit dem Mittelalter bestehen rege Kontakte zwischen den südlichen und nördlichen Regionen um die Ostsee. Kaufleute deutschen Ursprungs waren eine wichtige Präsenz nicht nur in den höchst erfolgreichen Hansestädten in den heutigen Lettland und Estland, sondern auch in den östlichen Teilen des schwedischen Reiches sowohl in Turku/Åbo als auch in Wiborg. Lutherische Ideen erreichten die nördlichen Küsten der Ostsee über das Baltikum schon vor der offiziellen Einführung der Reformation ins schwedische Reich durch König Gustav Wasa 1527. Im 30-jährigen Krieg beeinflusste die militärische Intervention der schwedischen Krone dauerhaft die politischen Verhältnisse des Heiligen Römischen Reiches und verhalf Schweden zu einer Machtposition im Ostseegebiet bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Wie andere Untertanen des schwedischen Königs besuchten auch Finnen ab dem 16. Jahrhundert die protestantischen Universitäten des Reiches, u.a. Wittenberg und Greifswald. Nachdem das Großherzogtum Finnland 1809 im Kontext der napoleonischen Politik von Russland annektiert wurde, wurden die Kontakte zwischen den deutschsprachigen Ländern und Finnland im 19. Jahrhundert immer reger, sowohl kulturell, wissenschaftlich als auch wirtschaftlich: einerseits zogen viele vor allem Norddeutsche (u.a. der Komponist F. Pacius, die Unternehmer K.F. Stockmann und G. Paulig) nach Finnland, andererseits hielten sich Finnen langzeitig in den deutschprachigen Ländern wegen Studien und Arbeit (u.a. der Maler W. Holmberg, der Komponist J. Sibelius, der Mediziner M. Oker-Blom, der Philologe W. Söderhjelm) auf. Während des Ersten Weltkrieges wurden finnisch-nationale Aktivisten, die Jäger, vom deutschen Reich militärisch ausgebildet. Im Frühjahr 1918 trug die militärische Unterstützung des Reiches in entscheidender Weise dem Sieg der Weißen gegen die Roten im finnischen Bürgerkrieg bei. Der Zusammenbruch des deutschen Reiches im Herbst 1918 bewirkte zum Schluss eine Wende in der deutschorientierten Politik: statt eines Königreichs unter einem deutschstammigen König wurde Finnland eine Republik.

Dieses regionale Humboldt-Kolleg wird die vielseitigen deutsch-finnischen Beziehungen zwischen der Reformation und dem frühen 20. Jahrhundert interdisziplinär (Kultur-, Wissenschafts-, Kirch-, Buch-, Wirtschafts- und politische Geschichte), untersuchen. Die thematischen Hauptfragen sind drei.

1. Was ist die Rolle der Einwanderung aus den deutschsprachigen Ländern in der kulturellen, religiösen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Geschichte des Großherzogtums und der frühen Republik Finnland?

2. Was ist die Rolle der längeren Studienaufhälte der Finnen in deutschsprachigen Ländern in der Geschichte des wissenschaftlichen und künstlerischen Entwicklung des Großherzogtums und der frühen Republik Finnland?

3. Was ist die Rolle der Finnen in der kulturellen, religiösen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Geschichte der deutschsprachigen Länder?

26.10.2017 Ankunft der Teilnehmer.

19.00 Gemeinsames Abendessen (Restaurant Sunn, Menü etwa 44 e pro Person)

27.10.2017

9.30-9.45 Registrierung und Kaffee; Poster-Ausstellung der Nachwuchswissenschaftler zur eigenen Forschung wird zur Besichtigung bereit sein

9.45-10.00 Eröffnung

Outi Merisalo, Alexander-von-Humboldt-Club Finnland

Claudia Schmitz, Geschäftsträgerin a.i. der Bundesrepublik Deutschland

16.-18. Jahrhundert

10.00-10.40 Simo Heininen (Helsinki), Michael Agricola, der finnische Luther (Vorträge: 30 Min + 10 Min Diskussion)

10.40-11.20 Jürgen Geiss Wunderlich (Berlin), Die Bibliothek von Johannes Block

11.20-11.35 Kaffee

11.35-12.15 Bernd Roling (Berlin), Schlözer, Porthan und Rühs: die Genese der Fennistik als Dialog zwischen Göttingen und Turku

12.30-14.00 Mittagessen im Restaurant Piano

19. Jahrhundert I

14.00-14.40 Antti Poso (Ost-Finnland/Tübingen), Natural sciences: From Finland to Germany and back

14.40-15.20 Outi Merisalo (Jyväskylä), Helsinki - München - Wien - Berlin - Paris: die Philologien am Ende des 19. Jahrhundert

15.20-16.00 Kaffee: Besichtigung mit individueller Diskussion der Posters zur eigenen Forschung der Nachwuchswissenschaftler (K. Dlaske, Angewandte Sprachwissenschaft; H. Fleury, Indologie; R. Kataisto, Latinistik; T. Hiippala, Angewandte Sprachwissenschaft; M. Kuha, Latinistik; J. Kujawiński, Geschichte; T. Pantsar, Pharmakologie; H. Roschier, Latinistik; S. Tiisala, Nordistik)

16.00-16.40 15 Ilkka Seppinen (Helsinki), Deutsche Einwanderer und das finnische Wirtschaftsleben (u.a. G.F. Stockmann, G. Paulig)

16.40-17.10 Informationsveranstaltung zur AvH-Stiftung

19.00 Empfang gegeben von der Geschäftsträgerin a.i. der Bundesrepublik Deutschland, Claudia Schmitz

(Deutsche Botschaft, Krogiuksentie 4, 00340 HELSINKI)

28.10.2017

19. Jahrhundert II

9.00-9.40 Vesa Kurkela (Sibelius-Akademie, Helsinki) Universal, national oder germanisiert? Übertragung des modernen musikalischen Lebens von Mitteleuropa nach Finland (1860–1920)

20. Jahrhundert

9.40-10.20 Seppo Hentilä (Helsinki), Selbstlose Helfer oder gierige Imperialisten? Die deutsche Intervention nach Finnland im Jahre 1918

10.20-10.35 Kaffee

10.35-10.55 Schlussdiskussion

11.00 Musikalischer Ausklang (Damien Ehrhardt, Évry/Association Humboldt France)

Schumann, Beethoven-Etüden, WoO31, letzte Version

Sibelius, Die Fichte, op. 75/5

Wagner, Ankunft bei den schwarzen Schwänen, WWV 95

Liszt, Orpheus (Klavierauszug von F. Spiro)

11.35-13.00 Jahresversammlung des Alexander-von-Humboldt-Club Finnland