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Arbeitskreis Prager Frühling 68
Die Hoffenden
Bertolt Brecht
Worauf wartet ihr?
Dass die Tauben mit sich reden lassen
Und dass die Unersättlichen
Euch etwas abgeben!
Die Wölfe werden euch nähren statt euch zu verschlingen!
Aus Freundlichkeit
Werden die Tiger euch einladen
Ihnen die Zähne zu ziehen!
Darauf wartet ihr!
Gesammelte Werke 8
Gedichte 1 S. 417, Gedichte 1926-1933
Treffpunkt: Slavia
Bitte
halte meinen Platz frei
König Bohusch*
bis zu einem nächsten Frühling.
Ich komme wieder,
auch wenn alles
gegen uns spricht:
Bis dahin sei ein Diener
meiner Monitschka und
ein Gruß an die
absinthgrüne* Dame.
*König Bohusch. Prodagonist der Erzählung von R.M.Rilke, Umstürzler im Kampf um tschech. Autonomie gegenüber der K.u.K.-Monarchie.
* Absinthtrinker (Gemälde von Viktor Oliva im Cafe Slavia)
Der Prager Frühling war für politisch Interessierte in Ostdeutschland ein einschneidendes und in seiner Wirkung weitreichendes Ereignis der 60- und 70-er Jahre. Die einzige Möglichkeit sich außerhalb der totalitären Staatsstrukturen mit Gleichgesinnten auszutauschen, waren kleine private Diskussionsrunden, später auch Arbeitskreise, dann aber meist unter dem Dach der Kirche.
Der Diskussionskreis in Gotha wurde im Frühjahr 1966 gegründet und existierte bis Sommer 1974. Der Zusammenhalt entstand hauptsächlich über die - vom herrschenden Regime nur recht und schlecht geduldete - Beatmusik. Die Themen, die besprochen wurden, betrafen Herrschafts- und Machtstrukturen in Ost und West.
Den kritischen Blick auf gesellschaftliche Prozesse und den Versuch: trotz des krummen Holzes, einen aufrechten Gang zu wahren, haben wir bis heute beibehalten.
Die Erinnerung an das Frühjahr und den Sommer 1968 in Prag, das Leben in einer offenen und angstfreien Gesellschaft blieb bis heute in uns wach.
Der im Sommer 2008 wieder gegründete Arbeitskreis diskutiert weiterhin Verwerfungen gesellschaftlicher Entwicklung. Er hat vorerst - im Dschungel der Informationen und interessengeleiteten Meinungen - Selbstverständigungscharakter.
Defizite, Mängel im Alltag, demokratiefeindliche
Veränderungen in der Gesellschaft werden aufgespürt, transparent gemacht und kritisch im möglichst breiten öffentlichen Diskurs erörtert.
Ziel ist es: praxisorientiert, Erfahrungen vor Ort zu sammeln, diese Prozesse fassbar zu machen sowie gesellschaftlich einzuordnen.
Theorieorientiert wird versucht, eine Sondierung von Schrift- und Bildmaterial (hist. wie aktuell) vorzunehmen, zu recherchieren und die Extrakte praktikabel als Unterstützung und Orientierung anzubieten.
Anliegen ist also parteiunabhängiges, bürgerschaftliches Engagement, um demokratische Strukturen zu festigen und zu erweitern.
Hierzu finden regelmäßig Treffen des Arbeitskreises - jeweils eine Frühjahrs- und Herbsttagung - statt, zudem ein aktueller Informationsaustausch über e-mail; mit dieser Webseite jetzt auch über das Internetportal. Langfristig könnte so ein Netzwerk "unabhängiger" Informationen geschaffen werden. In einem noch zu installierenden Forum sollen in einem nächsten Schritt ein größerer Kreis von Interessierten angesprochen werden.
Die Tagungen werden im Archiv (siehe link) dokumentiert.
Nächste Tagung
In Vorbereitung!!!
Herbsttagung 2023 in Gotha:
Das Moralisieren ist eines der beliebtesten ideologischen und politischen Machtinstrumente des liberalen Establishments. Es beinhaltet die Behauptung, „Wir sind die Guten, ihr seid die Bösen.“Statt bei politischen Fragen zu moralisieren, sollte besser gefragt werden, „Was ist unser oder mein Interesse?“. Sachlich-nüchterne Interessenanalyse statt emotional aufgeladenes Moralisieren ist das, was unsere Gesellschaft mehr voranbringen würde als selbstgerechtes Moralisieren. Ganz im Sinne von Egon Bahr, der vor Gymasiasten 2013 mit Nachdruck formulierte:"In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt". Also nicht vorschnell urteilen, und ganz im Sinne Max Webers die Verantwortungsethik gegenüber der Gesinnungsethik nach vorn rücken und Hegels Gleichnis von der Eule der Minerva im Blick behalten, die erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug beginnt und nicht nur schwarz und weiß sieht, sondern die differenzierten Zwischenwerte und Grautöne so besser ins Blickfeld bekommt.