SPUREN NACH GRAFENECK
In Reutlingen gibt es ein außergewöhnliches Theater mit dem Namen „Die Tonne“.
Seit 2005 arbeitet der Intendant Enrico Urbanek dort mit Menschen mit Beeinträchtigungen zusammen. Das inklusive Ensemble beschäftigt sich in seiner neuen Arbeit „Hierbleiben … Spuren nach Grafeneck“ mit der deutschen nationalsozialistischen Vergangenheit.
Nur 35 Kilometer von Reutlingen entfernt, wurden 1940 in Grafeneck innerhalb eines Jahres 10.654 Menschen, die im Nationalsozialismus unter den Begriff „lebensunwert“ fielen, in einer Gaskammer ermordet. Dabei wurde an der gesellschaftlichen Gruppe der Beeinträchtigten und der psychisch Kranken industrielles Töten exemplarisch erprobt und später im großen Ausmaß während des Holocausts angewendet.
Der Film „Spuren nach Grafeneck” begleitet die Protagonist:innen bei der Entstehung und Aufführung des Straßentheaterstücks und wirft einen Blick in ihre unterschiedlichen Leben und Ansichten: welche Relevanz haben die Geschehnisse von damals heute? Die Beschäftigung mit Grafeneck forciert bei den Darsteller:innen konkrete Fragen nach ihrer gesellschaftlichen Anerkennung, nach der Wertschätzung ihrer Arbeit bis hin zum Fürvollgenommenwerden in der eigenen Familie. Dies wiederum konfrontiert uns alle als Gesellschaft mit unseren gelebten Wertvorstellungen und Zielsetzungen.
Ein Film von
Yvonne Lachmann und Nora Mazurek
90 min | Produktionsjahr 2023
Eine Produktion der Hochschule der Bildenden Künste Saar
und der Kunsthochschule für Medien Köln
in Kooperation mit dem Theater Reutlingen Die Tonne