Geschichte

Schriftlich erwähnt wurde Wrisse erstmals 1580, wobei es Spekulation bleibt, ob der Name "Friese" abgelenkt worden sein mag, was aber durchaus denkbar ist. Mit großer Wahrscheinlichkeit aber dürfte der Ort in etwa so alt sein, wie die Nachbardörfer Aurich-Oldendorf und Holtrop, also an die 1000 Jahre, da eine alte nicht anerkannte Überlieferung aussagt, daß sich in östlicher Nähe der früheren Gaststätte "Zur Linde" am "Alten Postweg" in grauer Vorzeit eine Art Vorposten des damaligen Holtroper Kirchenspiels befunden haben soll. Ein womöglich als Schutzgraben dienender künstlicher Wasserlauf um ein solches Anwesen war bis vor wenigen Jahrzehnten zumindest deutlich zu erkennen. Eine sich anschließende kleine Ansiedlung könnte man folglich als den Ursprung unseres Dorfes bezeichnen.

Eine Statistik aus dem Jahre 1611 sagt über 8 Haushalte und 25 hier lebende Personen aus. Besondere Bedeutung dürfte die im 16. Jahrhundert erstellte Verkehrsanbindung von Leer nach Aurich über Hesel, Bagband, Aurich-Oldendorf, Holtrop und Schirum für die weitere Entwicklung unseres Dorfes gehabt haben, da nun unsere Vorfahren quasi Zugang zu einer größeren Umgebung hatten.

Eine alte Überlieferung spricht aber auch von einem früheren Verkehrsweg über Wiesens, Brockzetel und Friedeburg ins Oldenburgische, der allerdings nicht nur von friedlichen Zeitgenossen benutzt wurde: der Friesische Heerweg. Es sind jedenfalls Übergriffe kriegsdurstiger Oldenburger Fürsten auch auf das Gebiet der Auricher Geest bekannt. Besonders zu leiden hatten die umliegenden Orte durch die Raubschatzung und Plünderungen der Mansfelder Truppen während des 30-jährigen Krieges. So zählte die Bevölkerung von Wrisse 1633 nur noch 15 Personen, 1684 hatte sich die Situation mit 27 Einwohnern wieder erholt.

Im Jahre 1700 zählte man in Wrisse 9 "Plaatzen", die sich wohl alle im jetzigen westlichen Teil unseres Dorfes, dem "Loog" befunden haben, da im Osten zu der Zeit das Moor und unkultiviertes Busch- und Heideland wohl noch keine Besiedlung zuließen. Allerdings zählte damals ein als "Wrissmer Hammrich" bezeichnetes Gebiet bis an das heutige Marcardsmoor heran zur Wrissmer "Contrai". Seit 1700 ist auch ein "Krug" nachweisbar, in dem sich nicht nur das gesellschaftliche Leben abspielte. 1725 nämlich lieferten sich hier die Pastoren von Holtrop und Aurich-Oldendorf zunächst einen heftigen verbalen Schlagabtausch, der dann aber in eine handfeste Prügelei ausartete, aus der der Holtroper als klarer Punktsieger hervorgegangen sein soll.

Anfang des 19. Jahrhunderts überschritt Wrisse die 100-Einwohner-Grenze, und 1848 zählte man schon 26 Haushalte mit 158 Personen. Neben den landwirtschaftlichen Betrieben gab es einen Bäcker, einen Schneider, eine Schmiede und gar zwei Gastwirtschaften! Man kann ob dieser Angaben wohl von einer Blütezeit unseres Dorfes sprechen!

Die 1900 fertiggestellte Kleinbahnstrecke von Aurich nach Leer hatte auch in Wrisse eine Haltestelle mit einem Güterbahnhof. Hier entwickelte sich bald ein reger Personen- und Güterverkehr. Besonders die Landwirtschaft dürfte von dieser Entwicklung profitiert haben, da man nun auch Handelsgüter beziehen und damit Flächen besser düngen konnte, wodurch wesentlich höhere Erträge erzielt wurden. Man konnte ab jetzt aber auch ohne eigenes Gefährt kleinere und weitere Reisen unternehmen.

Die beiden Weltkriege rissen auch in den Familien unseres Dorfes große und vor allem schmerzliche Lücken. Auf den Kriegsschauplätzen überall in Europa und Afrika ist leider auch das Blut junger Wrissmer Männer geflossen.

In der für alle schwierigen und entbehrungsreichen Nachkriegszeit wurden auch in Wrisse Flüchtlinge aufgenommen, die sich meistens als Tagelöhner bei den Bauern ihren Lebensunterhalt verdienten.

Langsam aber kehrte Normalität und bescheidener Wohlstand ein, die Leute hatten genügend Arbeit und es ging ihnen - gemessen an der jüngsten Vergangenheit - relativ gut.

Wrisse war selbständige Gemeinde, in deren östlichem Bereich sich nun zunehmend Kleinsiedler und Arbeiter ansiedelten. Im Rahmen des "Meenwarkens" wurden von Dorfbewohnern die bis dahin bei schlechten Witterungsbedingungen nur schwer passierbaren Wirtschaftswege verbessert und gepflastert.

Der östliche Teil des Dorfes gehörte zum Einzugsbereich der Schule Moorlage, die Kinder aus dem Loog gingen in Holtrop zur Schule.

1972 wurde Wrisse in Rahmen der Gemeindereform Ortschaft der Gemeinde Großefehn. Nachdem in den letzten Jahrzehnten nur in Ausnahmefällen Genehmigungen für den Wohnungsbau erteilt wurden, drohte dem Ort eine Überalterung der Bevölkerung. Seit Mitte der neunziger Jahre sind vor allem im östlichen Teil mehrere Neubauten von jungen Familien errichtet worden, weitere 6 Baumöglichkeiten in diesem Bereich sollen den realen, mittelfristigen Bedarf decken.