Aus meinem Reisetagebuch von der

 Jungfernreise der "Fritz Heckert" am 1.Mai 1961

Jutta Kuhfeld (geb. Mierse an Bord genannt Max)

Nachdem ich im Januar-Februar 1961 in Warnemünde meine Ausbildung zum Feuerwehrschutzmann und Rettungsbootsmann auf Seefahrzeugen abgeschlossen hatte, ging es nach Wismar in die Werft.

Hier lag unser Urlauberschiff Fritz Heckert und wurde auf den Einsatz ab 1.Mai 1961 vorbereitet.

Jetzt bekamen wir unsere Kabine und ich lernte meine Kollegen kennen.

Auf der Tagesordnung stand, sich mit dem Bordbetrieb vertraut zu machen und alles für die Aufnahme der Gäste für die Jungfernreise vorzubereiten.

Ich wurde als Stewardess im Tanzsalon und Tagescafe eingesetzt.

Es war eine schöne Zeit, wir lernten das Schiff, unseren zukünftigen Arbeitsplatz kennen. In der Freizeit machten wir uns mit Wismar vertraut und

am Abend ging es zum Tanz in den Interclub oder in andere Einrichtungen der Stadt.

So lernte man vor der Probefahrt und der ersten Reise auch weitere Besatzungsmitglieder besser kennen. Dann kam die Probefahrt und es ging

hinaus in die Ostsee zur Erprobung der Fahr- und Seetüchtigkeit des Urlauberschiffes.

 1. Mai 1961.

Wir nahmen an der Maidemonstration in Wismar teil. Leinen los....

Zum ersten Mal begann um 16.00 Uhr meine erste Schiffsreise mit dem Urlauberschiff.

Alles war NEU für uns.

Tausende Bürger verabschiedeten uns zur ersten Reise.

Die Bordkapelle spielte zum Auslaufen "Muss ich denn, muss ich denn zum Städele hinaus".

Diese erste Ostseereise war auch die Jungfernreise der Fritz Heckert.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass ich bis Anfang 1968, natürlich mit einigen Unterbrechungen an Bord sein würde.

Der 1. Hafen sollte Helsinki sein.                                                               

  



2. Mai 1961.

Der erste Tag auf See.

Das erste Rettungsmanöver (Übung) für Passagiere und Besatzung. Dienstbeginn 15.00 Uhr, 

Feierabend gegen 1.00 Uhr. Zum ersten Mal betreuten

wir Gäste im Tagescafe und Tanzsalon. Am Vormittag war sonnen auf dem Deck und Frisör.

Gegen 23.00 Uhr passierten wir Gotland.

In der Nacht hatten wir etwas Seegang, bei Windstärke 5-6.

 3. Mai 1961

Ein ganz normaler Tag an Bord. Aufstehen, Gespräche mit Freunden über die ersten Eindrücke.

Dienst in den Salons an Bord und zum Feierabend trafen sich Besatzungsmitglieder im

Tank 13 um sich BESSER kennen zulernen.

 4. Mai 1961

Um 10.00 Uhr waren wir im Hafen von Helsinki fest.

Ab 14.00 Uhr haben wir Spalier gestanden und Gäste begrüßt die zu einem Empfang an Bord

ein geladen waren. Das Schiff und seine Besatzung stellten sich in den Häfen vor.

15.00 Uhr –Kaffee und Kuchen Seemannssonntag, immer am Donnerstag der Woche.

(Seemannssonntag ist eine seemännische Tradition)

 5. Mai 1961

Erster Landgang in Helsinki - ALLES war für uns NEU. Unsere Eindrücke waren sehr gut. 

Volle Schaufenster, aber man hatte viel zu wenig Geld.

Ab 15.00 Uhr wieder Dienst. Es war alles sehr anstrengend. 

Wenn das so weiter geht sind wir bald alle sauer.

 6. Mai 1961

12.30 Uhr in Leningrad vor Anker. Schöner und herzlicher Empfang mit Blumen.

Abends Empfang für sowjetische Freunde an Bord.

Die meisten Besatzungsmitglieder besuchten den Interclub in Leningrad.

Busfahrten und Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt

wurden für die Besatzung vom Interclub kostenlos organisiert.

Das erlebten wir später immer in allen sowjetischen Häfen.

 Sonntag 7. Mai 1961

 

Heute habe ich Leningrad besichtigt (u. a. Winterpalais)


8. Mai 1961 Tag der Befreiung

10.00 Uhr Leinen los und weiter nach Riga.

 9. Mai 1961

In der Sowjetunion wurde dieser Tag, als Tag des Sieges begangen. Um 15.00 Uhr waren wir in Riga fest.

Wir wurden noch herzlicher als in Leningrad mit Blumen, Blasmusik und von jungen Pionieren begrüßt.

10. Mai 1961

Um 9.00 Uhr ein große Stadtrundfahrt in Riga unternommen. Von der Stadt waren wir begeistert.

Am Nachmittag um 13.30 Uhr ausgelaufen und gegen 15.00 Uhr auf einer Sandbank aufgelaufen.

Bevor die Reise fortgesetzt werden konnte mussten Taucher das Schiff untersuchen.

Es war alles in Ordnung und die Reise konnte fortgesetzt werden.

11. Mai 1961

Ein normaler Seetag. Die Reise ging zu Ende.

12. Mai 1961

Wir waren wieder in Wismar. Die erste Reise war erfolgreich überstanden.

Es war etwas NEUES und UNBEKANNTES.

Man musste erst die richtige Einstellung zum Reiseablauf und der Arbeit finden. Der nötige Spielraum für Entspannung und Erholung

musste auch noch gefunden werden. Das Schiff musste auf die nächste Reise vorbereitet werden.

In Wismar ging man ins Kino, Interclub oder zum Tanz in die dortigen Restaurants.

Während dieser Zeit und auch in den Tagen der Vorbereitung des Schiffes auf den Einsatz lernte ich meinen heutigen Ehemann kennen.

Er war als Plumber (Klempner) an Bord im Einsatz.

Noch HEUTE gibt es zu vielen meiner früheren Arbeitskollegen regelmäßige Kontakte. Treffen ehemaliger Fahrensleute des Schiffes,

wie zuletzt am 7.Mai 2011, machen ein persönliches Wiedersehen möglich.

Jutta Kuhfeld (geb. Mierse an Bord genannt Max)

 


Meine Arbeitsplätze an Bord

1961 "Zeit im Bild" der DDR.

Titel: Interview auf Atlantikwellen- mit Jutta

auf dem Schiff der fleißigen Hände.

Foto: Friedemann

3. Oktoberheft 1961 Nr.42

FDGB Urlauberschiff GTMS "Fritz Heckert"

ERSTE FAHRT 1.5.- 12.5.1961