Definitionen und Beispiele

Definitionen

Als sexuelle oder sexistische Belästigung gilt jedes Verhalten (Worte, Gesten, Taten von Personen oder Gruppen) mit sexuellem oder sexistischem Bezug, das von einer Seite unerwünscht ist und eine Person in ihrer Würde verletzt. Ein Verhalten hat einen sexistischen Bezug, wenn es sich an eine Person aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit oder ihrer (tatsächlichen, vermeintlichen oder eingebildeten) sexuellen Orientierung richtet.

Beispiele für sexuelle oder sexistische Belästigung sind: Bemerkungen über das Äussere; anzügliche, abwertende, zweideutige Bemerkungen; sexistische Bemerkungen oder Witze über sexuelle Merkmale, sexuelles Verhalten oder die sexuelle Orientierung; vulgäre Äusserungen; Vorzeigen von pornografischem Material (Kalender, Website usw.); unerwünschte Einladungen mit eindeutiger Absicht; nicht einvernehmliche Handlungen wie Kneifen, Umarmungen, Berührungen, unerwünschtes Tätscheln, unerwünschte Äusserungen; Verfolgen und Bedrängen einer Person innerhalb oder ausserhalb der Ausbildungsstätte; Annäherungsversuche, die mit Versprechen von Vorteilen oder Androhen von Nachteilen einhergehen; sexuelle Übergriffe, sexuelle Nötigung oder versuchte Vergewaltigung; Verschicken von E-Mails mit anstössigen Karikaturen oder Witzen sexuellen Inhalts; Vorzeigen von anstössigen Symbolen oder Fotos; Schaffen eines feindseligen Arbeitsklimas; Verfolgen von Mitarbeitenden oder Mitstudierenden innerhalb oder ausserhalb der Arbeits- oder Ausbildungsstätte; Kussversuche.

Von sexueller und sexistischer Belästigung im Studium spricht man in folgenden Fällen:

  • Wenn die beteiligten Personen in einem Ausbildungsverhältnis stehen. Ein solches Verhältnis kann zum Beispiel bestehen zwischen einer an der Ausbildung beteiligten Person (Mitglied des Lehrkörpers, Vertretung, in die Praxisausbildung involvierte Person) und einer Studentin oder einem Studenten; zwischen zwei oder mehreren Studierenden oder auch zwischen einer in die Ausbildung involvierte Person (einschliesslich Kolleginnen und Kollegen, Patientinnen und Klienten, Leistungsempfänger) und einer Studentin oder einem Studenten.

  • Wenn die Belästigung im Rahmen der Ausbildung stattfindet, sei es in den Ausbildungsstätten selbst oder anderswo.

  • Wenn die Belästigung bei einer Aktivität im Zusammenhang mit dem Studierendenleben (z. B. Partys oder Freizeitaktivitäten) stattfindet.

Sexuelle oder sexistische Cyberbelästigung findet über Informations- und Kommunikationstechnologien (E-Mails, soziale Netzwerke, Instant Messaging usw.) statt.

Sexuelle und sexistische Belästigung fällt unter Sexismus und ist untrennbar verbunden mit anderen Machtverhältnissen (z. B. Rassismus oder Klassismus) oder auch Diskriminierungen aufgrund des Aussehens, des Alters oder einer Behinderung.

Der Zustimmung kommt eine entscheidende Rolle zu, denn genau diese fehlt bei sexuellen Belästigungen oder Übergriffen. Die Zustimmung muss explizit verbal oder nonverbal ausgedrückt und frei, ohne Ausübung von Druck und ohne Drohungen gegeben werden, ansonsten liegt keine Zustimmung vor. Flirten ist erlaubt.

Moralische oder psychologische Belästigung, die in Kombination mit einer Form der sexuellen oder sexistischen Belästigung auftritt oder die ineinander übergehen, wird definiert als eine Form des Machtmissbrauchs mit dem Ziel, eine Person zu demütigen, zu verunsichern, herabzusetzen, zu isolieren, auszugrenzen oder sogar auszuschliessen.


Beispiele

Nach einer Studentenparty, auf der viel Alkohol geflossen ist, beginnt der betrunkene Herr X (Student) mitten im Bus zu tanzen, der die Studierenden auf den Campus zurückbringt. Dabei schmiegt er sich von hinten an Frau Y (Studentin), kneift ihr in den Po und berührt ihre Brüste. Viele im Bus haben ihren Spass daran.

Herr X ist auf dem Weg zum Basketball-Training an seinem Gymnasium. Er spielt im gleichen Team wie Herr Z (Student am gleichen Gymnasium), der wie jeden Dienstag ständig «Witze» über seine Homosexualität macht und ihn teils sogar beleidigt: «Beweg deinen Hintern, du Schwuchtel».

Donnerstagabend. Es fliesst viel Alkohol. Frau Y und Herr X, die sich den ganzen Abend gegenseitig mit anzüglichen Witzen aufgezogen haben, lassen den Abend mit Küssen und Tanzen ausklingen und gehen danach zusammen auf das Zimmer von Frau Y. Sie werden intim, doch nach ein paar Minuten bittet Frau Y Herrn X aufzuhören. Er lässt trotzdem nicht von ihr ab.