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Vor 500 Jahren:
Im Jahre 1519 lässt sich erstmals nachweisen das man in Langenbach Bier brauen wollte.
Aus dem oberen Vorwerk (Bezeichnung für einen befestigten Gutshof) war mit der Zeit ein Gartenhäuslergrundstück mit einem Gasthaus entstanden.
Der Kretschmer(Eine alte Bezeichnung für "Wirt"), wollte das Braurecht erlangen.
Mit folgenden Worten von Herzog Georg von Sachsen am 10. Juli 1519 in Weißenfels wurde seine Bitte zugunsten des städtischen Vorrechtes von Lößnitz und Hartenstein abgewendet:
"Nachdem der Kretschmer zu Langenbach Bier zu brauen, um so er nicht braut, seines Gefallens zu erholen vermeint, daß ihm die Städte Hartenstein und Lößnitz nicht gestatten wollen,sondern meinen, daß er nicht brauen und sich alle Wege bei ihnen sonst mögens anders Bier holen sollte..."
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Steuerflucht anno dazumal.
Die "WiPa" ist die Abkürzung für Wildenfelser Papierfabrik und hat ihren Namen daher das der Grund und Boden auf dem die ehemalige Papierfabrik steht bis 1904 zu Wildenfels gehörte.
Die Wildenfelser Papierfabrik stellte im Jahre 1900 den Antrag bei der königlich sächsischen Amtshauptmannschaft das Firmengelände von Wildenfels nach Langenbach einzubezirken.
Der Grund war das die Steuern in Langenbach günstiger waren da Wildenfels eine Stadt und Langenbach ein Dorf ist.
Dem Antrag wurde 1904 stattgegeben.
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Weihnachtliches
In unseren Ortsteilen stehen sie mancherorts das ganze Jahr und zur Adventszeit in so gut wie jedem Fenster.
Die Rede ist von Schwibbögen
Doch woher stammen die Schwibbögen?
Der Begriff "Schwebebogen" kommt aus der Architektur und beschreibt einen Bogen der zwischen zwei Mauern steht und diese gegeneinander abstützt oder auf zwei Sockeln befestigt ist.
Der Bogen soll an das halbkreisförmige Aufhängen der Bergblenden(das ist die Lampe welche der Bergmann trägt) an einer Wand, zur Mettenschicht, erinnern und genauso geht man davon aus das er den Himmelsbogen darstellen soll.
Der älteste bekannte Schwibbogen wurde 1726 aus Metall in Johanngeorgenstadt gebaut und hat christliche Motive.
Aus Holz wurden die Schwibbögen erst in der DDR in großem Stil populär und waren vorher meist aus Metall.
Das bekannteste Motiv mit den Kurschwertern,zwei Bergmännern und Klöppelnden Frauen sowie weiteren spannenden Details wird auch als "Schwarzenberger Motiv" bezeichnet.
Ich freue mich schon wieder auf den Anblick vom Schneeberger Berg auf unser Dorf herab wenn es Abends hell erstrahlt.
Frohe und gesegnete Weihnachten sowie Guten Rutsch!
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Spaziergang auf Abwegen
Zwischen den Feiertagen nutzen viele Menschen die freie Zeit für einen Winterspaziergang oder so manche Flurbegehung.
Auch mich hat es in dieser Zeit nicht in der Stube gehalten. Auf meinen Ab- und Umwegen fand ich so einige spannende Dinge, von alten Stollen, schwer entzifferbaren Inschriften auf längst vergessenen Denkmälern oder Hinweise auf einstige Naturphänomene.
So las ich neulich in der alten Chronik von Paul Dost etwas über den großen Teich, dem bei welchem später die Waldschänke entstehen sollte. An jenem Gewässer, dem größten damals in Langenbach, soll einst ein Mahnmal als Erinnerung an zwei ertrunkene Soldaten aus Schneeberg gestanden haben. Nun lies mich die Neugier nicht mehr los und ich begab mich auf die Suche nach eben jenem Gedenkstein. Ich schaute mich vor Ort genau um, lies keinen Stein auf dem anderen und fand… nichts!
Was mir stattdessen ins Auge sprang waren Wasserschächte und das nicht zu knapp. Nun bin ich, wie wohl jeder andere Langenbacher auch, schon hunderte Male an diesen Schächten vorbeigefahren und hatte sie dennoch nie “richtig“ begutachtet. Was war also auf den Deckeln der Schächte zu lesen?: „Wasserwerk der Stadt Schneeberg“.
Meinen ersten Gedanken, dass die Schneeberger wohl leicht größenwahnsinnig geworden sein könnten, ließ ich wieder fahren und durchleuchtete das Thema weiter. Wie sich herausstellte hat die Inschrift durchaus Ihre Berechtigung, denn die Schächte und dazugehörigen Stollen gehörten in früheren Zeiten zu dem Wassereinzugsgebiet der Stadt Schneeberg. So liegen die Schächte zwar auf Langenbacher Flur, jedoch hat alles seine Berechtigung.
Sollten Sie einmal selber wissen wollen wo genau ich diese Schachtöffnung gefunden habe, so gebe ich Ihnen einen Tipp:
Suchen Sie bei der Waldschänke gen Schneeberg und sehen Sie sich in der Nähe um.
Ich kann Ihnen nur empfehlen mit offenen Augen einmal über unsere Flure zu streifen und sich abseits der Wege umzusehen. (Ohne sich dabei in Gefahr zu bringen, versteht sich)
Denn in Langenbach gibt es immer etwas zu entdecken.
Viel Erfolg wünsche ich dabei sowie ein gesegnetes Jahr 2020.
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"Welterbe in Langenweißbach?" Teil 1
Glück Auf,
ich wurde von einigen Lesern gebeten etwas über den Bergbau in Langenweißbach zu schreiben.
Dem komme ich als Bergbauenthusiast gerne nach.
Im Jahre 2019 wurde die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří zum UNESCO-Welterbe ernannt und heute nehme ich mich einem dieser Objekte an, welches zum Welterbe genauer zur Bergbaulandschaft "Hoher Forst" gehört sowie auch noch auf Langenweißbacher Fluren steht!
Es ist der im Volksmund so genannte, „Engländerstollen“. Von diesem Stollen sollte man wissen, dass er sich im Grubenfeld "Martin Römer" befindet und eben jenes Grubenfeld schon seit über 800 Jahren bewirtschaftet und immer wieder erweitert wurde. Die Namen von Stollen und Schächten selbst, haben seit je her einen unmittelbaren Bezug zu realen Ereignissen. So gibt es in Schneeberg etwa eine Fundgrube "alter Schaafstall" welche eben bei einem alten Schafstall entstand.
Unser Engländerstollen heißt im Fachjargon jedoch "Untersuchungsstollen Martin Römer Weißbach" und jener wurde im Zuge der Autarkiebestrebungen des 3. Reiches und dem vermuteten Wolframitvorkommen am 08. Oktober 1934 durch die "Staatliche Bergwirtschaftsstelle" des Finanzamtes Sachsen gemutet.
[ Kurze Erklärung: Abgeleitet wurde der Name von dem Begriff Muten, was so viel wie „förmlich um etwas ersuchen“ bedeutet. Ein Muter war also jemand, der im Bergbau förmlich um die Verleihung einer Fundgrube oder einer Maßen(Grubenfeld) ersuchte. ]
Am 21. Januar 1935 erfolgte die Verleihung des Grubenfeldes "Martin Römer" an den Sächsischen Staat und damit begann die Bergbautätigkeit in Langenweißbach. Im Mai 1935 nahm die "Gewerkschaft Schneeberger Bergbau" aus Neustädtel erste Lesesteinproben und untersuchte das Revier. Der Ausbau der Grube schritt weiter voran, als am 25. Januar 1940 die ersten Schurfarbeiten zum auffinden des vermuteten Erzganges begann. Bereits im Juli des selben Jahres wurde dieser aufgefunden, welcher mäßige Mengen Molybdänit und Wolframit enthielt.
Im Oktober 1940 plante die "Gewerkschaft Schneeberger Bergbau" das weitere Vorgehen um die errechneten 10 Tonnen Wolframit zu fördern. Nach dem Täufen von zwei Schürfen und einem kurzen Untersuchungsstollen mussten die Arbeiten im Juli 1941 vorerst eingestellt werden. Die genauen Gründe dafür sind unbekannt aber es waren vermutlich mangelnde Arbeitskräfte wegen des laufenden 2. Weltkrieges und fehlende Finanzmittel daran schuld. Am 9. März 1942 erklärte Doktor Oscar Oelsner von der Bergwirtschaftsstelle, dass die Wiederaufnahme der Arbeiten nur mit zusätzlichen Arbeitskräften und hohen finanziellen Investitionen durchführbar wäre. In der darauffolgenden Zeit wurde, wie es auch heute noch oft typisch ist, immer wieder heftig über die Sinnhaftigkeit dieses eventuell unwirtschaftlichen Projektes diskutiert.
Ob die Vorkommen gehoben wurden und warum der Stollen Engländerstollen heißt, dass erfahren Sie im nächsten Teil.
Ihr Markus Martin
Anmerkung: Sie haben einen Themenwunsch oder Hinweis? Dann freuen ich mich auf Ihr Schreiben oder Ihre E-Mail.
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"Welterbe in Langenweißbach?" Teil 2
Glück Auf,
wie versprochen folgt nun der zweite Teil über die Entstehung des Engländerstollens welcher zum Weltkulturerbe gehört. In der letzten Ausgabe habe ich ihnen erzählt wie durch die Autarkiebestrebungen des dritten Reiches und das Auffinden von Wolfram auf dem Grubenfeld Martin Römer erste Probenahmen stattfanden. Bis 1941 Krieg und die daher fehlenden Bergleute sowie ökonomische Fragen das ganze Projekt fast zum Scheitern brachten.
Doch wie ging es weiter und warum heißt der Stollen im Volksmund heute überhaupt „Engländerstollen“?
Nach der Zwangspause vom Juli 1941 wurden die Arbeiten erst am 16. Oktober 1943 im Bereich des Stollenmundloches wieder aufgenommen und am 1. November erfolgte der Stollenanschlag. Bis zum Januar 1944 wurde der Stollen 16,10 m aufgefahren und anschließend erfolgte der Aufbau der technischen Einrichtungen. Dies diente Alles zur Vorbereitung für den richtigen Stollenvortrieb und ist zu vergleichen mit den Arbeiten an einem Fundament ehe der Hausbau beginnen kann.
Da die meisten Bergleute an die Front mußten fehlte es an notwendigem Personal für die Vortriebsarbeiten und so wurden an staatlicher Stelle Arbeitskräfte angefordert. Am 30. April geschah dann das namensgebende Ereignis und die angeforderten zusätzlichen Arbeitskräfte trafen, in Form von 20 englischen Kriegsgefangenen, ein. Diese wurden im ehemaligen Gerber-Helm-Schießheim in Weißbach untergebracht, welches damals zum Kriegsgefangenenlager ausgebaut wurde da es leer stand. Heute ist das Gebäude die Schulstraße 16 in Weißbach oberhalb des Friseursalon Oettler und gehörte ehemals Familie Fengler.
Bei meinen Nachforschungen traf ich Gitte Oettler vom Salon "Haare von Gitte" in Weißbach. Sie zeigte mir einen Knopf welchen sie als Kind bei der Gartenarbeit in der Nähe des ehemaligen Gefangenenlagers fand.
Nach ausgiebiger Recherche fand ich heraus, dass der Knopf von einem südafrikanischem Soldaten stammt.
Doch was machte ein Südafrikaner zur Zeit des Zweiten Weltkrieges im Erzgebirge?
Schauen wir dazu weiter was mit dem Engländerstollen geschah…
Am 7. Dezember 1944 und bei einer Stollenlänge von 182,6 m wurde der Wolframitgang angefahren, also der Stollen bis zum Erz was man abbauen will gebaut. Bald darauf wurden die englischen Kriegsgefangenen, genauer am 18. Dezember 1944, gegen andere britische Soldaten ausgetauscht. Diese Soldaten stammten aus Südafrika.
Kurze Erklärung:
Zu Zeiten des 2.Weltkrieges gehörte Südafrika zum britischen Empire. Südafrikaner und Engländern kämpften daher gemeinsam. Die südafrikanischen Soldaten wurden zumeist an den Fronten von Nordafrika gegen das deutsche Afrikakorps eingesetzt.
… Und einer dieser Gefangenen muß damals seinen Jackenknopf in der Höhe des Gerber-Helm-Schützenheim verloren haben.
Man sollte sich dabei einmal vor Augen führen welche Reise dieser Knopf hinter sich gebracht hat:
Hergestellt wurde er in Birmingham in England, wie auf der Rückseite des Knopfes zu lesen ist. Daraufhin war der Knopf um die halbe Welt nach Südafrika gereist und wurde an eine Jacke genäht. Dann überstand der Jackenknopf Kämpfe in Nordafrika gegen die deutschen Wehrmachtstruppen und kam dann schließlich ins Erzgebirge um dort von der Jacke abzufallen und in einem Gemüsebeet zu landen, wo man ihn schließlich fand und bis heute aufbewahrte ohne zu wissen welche Geschichte jener Knopf zu erzählen hat.
Doch nun wurde die Geschichte des Knopfes gehoben.
Was aus den Kriegsgefangenen geworden ist, daß wissen wir leider nicht genau.
Entsprechend der Haager Landkriegsverordnung bzw. der Genfer Konvention kann man davon ausgehen, daß die Kriegsgefangenen in Langenweißbach nicht ermordet wurden und nach Ende des Krieges zurück in Ihre Heimat gekehrt sind. Vor allem da die amerikanische Armee unseren Landstrich als erster erreichte, näheres ist jedoch nicht bekannt.
Am 14. April 1945 mußten die Arbeiten wegen der heranrückenden amerikanischen Armee und den damit folgenden Kriegshandlungen eingestellt werden. Final wurden die Arbeiten am 1. August beendet und der Stollen sicher verwahrt, die bei den Kriegshandlungen nicht zerstörten Gerätschaften wurden nach Schneeberg ausgelagert. Das Grundstück samt Betriebsgebäude wurde an den Bauer Walter Röhlig aus Weißbach für 40 Reichsmark, was ungefähr 160 Euro heute entsprechen würde, im Jahr verpachtet und die Gebäude wurden später abgerissen.
Erst 2003 wurde das Mundloch, mit Genehmigung des Oberbergamtes, wieder von den Kirchberger Natur- und Heimatfreunden geöffnet und der Stollen Stück für Stück restauriert. Seit 2005 kann nun das Vereinsbergwerk "Engländerstolln" zum "Tag des offenen Denkmals" besichtigt werden und bietet Ihnen direkt vor Ort einen Einblick in die Bergbaugeschichte unseres Dorfes.
Mit diesem Wissen empfehle ich Ihnen von Herzen den Engländerstollen zu besichtigen und dabei den Hohen Forst und die umgebenden Wanderwege zu erkunden.
Es grüßt herzlich
Ihr Markus Martin
Anmerkung: Sie haben einen Themenwunsch oder Hinweis? Dann freuen ich mich auf Ihr Schreiben oder Ihre E-Mail.
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"Der Schrecken vom Kaiserberg"
Glück Auf,
sobald man von Langenbach aus in Richtung Wildbach den Wald verläßt, erhebt er sich zur Linken. Fährt man von Weißbach gen Langenbach erhebt er sich, ganz unscheinbar unter Wäldern versteckt, hinter der Kirche.
Die Rede ist vom Kaiserberg. Wie dieser seinen Namen erhielt und welche schrecklichen Dinge er für Langenbach bedeutete, das möchte ich Ihnen heute erzählen.
Die Vorgeschichte:
Den Anfang nahm alles mit dem Grafen Heinrich von Holk, welcher zwischen 1632 – 1633 sein Lager des Öfteren in unserer Gegend aufschlug.
Vorab sollte man wissen, dass in Europa in diesen Jahren (1618 – 1648) der 30 jährige Krieg tobte und unsere Heimat von unermesslichem Grauen heimgesucht wurde.
Sachsen versuchte zuerst den geltenden Religionsfrieden im deutschen Kaiserreich, welcher beim Augsburger Reichstag 1555 beschlossen wurde, zu wahren und zeitgleich seine überwiegend protestantische Bevölkerung zu schützen. Das änderte sich jedoch schlagartig als Schweden in den Krieg eintrat und die katholische Liga (alle Länder mit vorwiegend katholischen Gläubigen unter dem deutschen Kaiser) gewaltsam den Zusammenschluss der protestantischen Länder verhindern wollte.
Damit wurde das sächsische Kurfürstentum gezwungen sich gegen den katholisch-deutschen Kaiser zu wenden und ein Bündnis mit Schweden einzugehen. ...
Die komplette Vorgeschichte des 30 jährigen Krieges ist noch wesentlich verworrener, aber springen wir lieber zurück zu unserer Geschichte ins Jahr 1632.
Feldherr von Wallenstein, den meisten wohl noch durch die Schullektüre bekannt, beauftragte seinen Obristen Holk in Sachsen einzufallen, es zu brandschatzen und so den sächsischen König zum Frieden mit der katholischen Liga zu zwingen.
Das Problem:
Obrist Holk war bekannt für sein brutales und grausames Vorgehen.
Aus dem Jahre 1632 berichtet etwa unsere Kirchenchronik, dass am 19. August 1632 Hans WENDLER aus Schneeberg von den kaiserlichen Truppen so zusammengeschlagen wurde, das er am selben Tag noch seinen Verletzungen erlag. Die Dorfbewohner versteckten sich in dieser Zeit im Wald hinter Felsen und in Höhlen. Die kaiserlichen Truppen ließen, unter anderen schrecklichen Dingen, ausgehungerte Hunde in den Wald, welche die Bauern jagten und mehrfach durch die Mulde trieben. Frauen wurden vergewaltigt und Männer tot geschlagen. Die Häuser ausgeraubt und sogar Särge und Grüfte entweiht und beraubt. Danach wurde alles was noch stand angezündet.
Als wäre das nicht genug kam Obrist Holk im Jahre 1633 wieder, lagerte einen ganzen Monat auf dem Kaiserberg und terrorisierte die Umgebung. In dieser Zeit kam der „Kaiserberg“ zu seinem Namen, da die Truppen Holks der kaiserlichen Liga unterstellt waren.
Was verbrachen Holk und seine Schergen noch alles im Jahr 1633 im Erzgebirge?
Die Antwort: Vieles! Am 04. August 1633 wurde Aue bis auf drei Häuser niedergebrannt. Noch am gleichen Tag wüteten die Truppen Holks in Schneeberg und plünderten die Stadt sowie den Bergmannsdom, wo sie den Lucas-Cranach-Altar zertrümmerten. Am nächsten Morgen fand man in der Stadt etwa 50 Tote auf. … Von weiteren Details der Schauerberichte möchte ich Sie hier verschonen.
Anfang August zogen die Truppen dann in Richtung Stollberg weiter, gen Zwickau und Leipzig. Von da zog sich der Obrist Holk, auf den Befehl Wallensteins hin, über Zwickau und das Vogtland gen Böhmen zurück.
Langenbach wurde während dieser Lagerung bis auf ganze drei Kühe komplett geplündert.
Der Obrist Holk und seine Truppen hinterließen nach den Plünderungen ein grausames Geschenk:
Sie schleppten die Beulenpest ein, welche in den folgenden Monaten in der ganzen Gegend grassierte. In Langenbach allein verstarben 73 Menschen daran und es wurden mitunter ganze Familien durch diese Seuche ausgerottet.
Doch auch der Obrist Holk entkam seinem Schicksal nicht. Er erkrankte an der Beulenpest und ging im Vogtland bei Adorf am 30. August 1633 an der Krankheit grausam zu Grunde, wortwörtlich von Gott verlassen. Laut Überlieferung bot er jedem protestantischen Pfarrer 500 Gulden an, damit er ihm den letzten Segen geben würde. Doch keiner wurde gefunden der dazu bereit war.
Was danach geschah:
Langenbach erholte sich Stück für Stück von diesem Grauen und im darauffolgenden Jahr 1634 konnte der Pfarrer schon wieder fünfundzwanzig neue Kinder taufen.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf werden Sie den Kaiserberg vielleicht ganz anders erleben, wenn Sie das nächste Mal dort hinauf spazieren. Denken Sie dabei bitte an den berühmten Spruch von dem Hartensteiner Dichter Paul Flemming welcher in jener Zeit entstand:
„Denket, daß der Friede nährt,
Denket, daß der Krieg verzehrt.“
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Markus Martin
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"Die freien Bauern von Grünau"
Glück Auf liebe Leser und Leserinnen,
am Palmsonntag zog es mich wieder in die Natur. Diesmal habe ich das Dorf Grünau, welches ja erst seit der Gebietsreform der DDR 1953 zu Langenbach gehört, mit seinen wunderschönen Höfen besucht.
Grünau ist ein ganz besonderes Dorf.
Nicht nur, daß sich dort die meisten Höfe bis heute erhalten haben. Nein! Die Bauern in Grünau hatten und haben seit vielen hundert Jahre einen ganz besonderen Stand: Sie sind freie Bauern.
Was bedeutete das für die Grünauer und wie kam es dazu?
In den ersten Jahren nach der Gründung der Siedlung, wahrscheinlich um 1200, gehörte das Dorf zu dem Herren von Wildenfels. Dieser mußte wegen finanzieller Nöte den gesamten Ort im Jahre 1401 an das Kloster Grünhain verkaufen. Dort fand es seine erste amtliche Erwähnung als "die Grün" in einer Klosterschrift.
Während der Reformation, genauer ab dem Jahre 1556, gehörte das Dorf aufgrund der Enteignung der katholischen Klöster zum sächsischen Kurfürstenreich. Die Grünauer Bauern waren damit mehr oder weniger ohne einen Vorgesetzten – sprich Lehnsherrn, welcher willkürliche Abgaben und Frondienste abverlangen konnte. Jenes Privileg erhielten die meisten Nachbardörfer erst im 19. Jhd. Dies spiegelte sich auch in den prachtvollen Vierseitenhöfen in Grünau wider, da die Bauern einen großen Teil ihres erwirtschafteten Vermögens nicht abgeben mußten. Neidische Blicke der Langen- und Weißbacher waren den Grünauern damals bestimmt gewiß.
Die Bauern Grünaus nutzten ihre Freiheiten und die natürlichen Kalk-, Schiefer- und Marmorvorkommen und bauten diese ab. Denn der Boden der Grünauer Bauern war nicht ideal, wie so oft im Gebirge, so das man auch von diesen Nebenerwerben abhängig war. Anfangs wurde der Kalkstein direkt zu Baumaterial weiterverarbeitet und später mit Kalköfen zu Brandkalk weiterverarbeitet (Brandkalk ist ein wertvoller Dünger in der Landwirtschaft, aber auch ein flexibles Baumaterial aus welchem viele Bauwerke geschaffen wurden).
Im Jahre 1587 entdeckte der italienische Bildhauer Nosseni, im Auftrage des sächsischen Kurfürsten, daßein in Grünau polieren konnte und somit schwarzer und roter Marmor zur Verfügung stand. Schnell erwarb der Landesherr die Abbaurechte. So ziert vor allem der schwarze Marmor bis heute viele repräsentative Gebäude, wie die Eingangssäulen der Sempergalerie im Dresdener Zwinger, das Amsterdamer Rathaus oder den Freiberger Dom.
Es gibt noch so viel zu Erzählen über Grünau, welches so unscheinbar wirkt wie unsere ganze Dorfgemeinschaft am Rande des Zwickauer Landkreises. Doch belasse ich es für heute dabei, damit Sie unseren Dorfanzeiger noch -ohne ein Rückenleiden zu riskieren- bequem in der Hand halten können.
Bleiben Sie gespannt und vor allem bleiben Sie gesund.
Ihr Markus Martin
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