Unsere Mission ist es, eine faire und respektvolle Berichterstattung über psychische Erkrankungen zu fördern. Diese Webseite bietet Journalist*innen und Medienschaffenden konkrete Leitlinien, um stigmatisierende Darstellungen zu vermeiden und ein besseres Verständnis für psychische Gesundheit zu schaffen:
Die Berichterstattung über psychische Erkrankungen in den Medien ist ein sensibles Thema, das oft missverständlich und verzerrt dargestellt wird. Besonders deutlich wird dies, wenn Gewalttaten geschehen. Schnell wird die These aufgestellt, dass der oder die Täter psychisch krank seien, während Nationalität und Religion oft ausgeblendet bleiben. Diese Praxis trägt maßgeblich zur Stigmatisierung und Diskriminierung psychisch erkrankter Menschen bei.
Medien haben eine immense Macht, Meinungen und Einstellungen in der Gesellschaft zu formen. Wenn psychische Erkrankungen in einem negativen Kontext dargestellt werden, verstärkt dies Vorurteile und Ängste. Besonders problematisch ist die Gleichsetzung von Gewalt und psychischen Erkrankungen. Es entsteht der falsche Eindruck, dass psychisch kranke Menschen häufiger gewalttätig seien als andere, was wissenschaftlich widerlegt ist.
Die Sprache, die in der Berichterstattung verwendet wird, spielt eine entscheidende Rolle. Einige Begriffe und Phrasen sind besonders problematisch:
"Psychisch krank" als Erklärung für Gewalt: Diese Formulierung suggeriert, dass psychische Erkrankungen direkt zu Gewalttaten führen, was in den meisten Fällen nicht zutrifft.
"Psychiatrie" statt "Forensik": Wenn von „Psychiatrie“ gesprochen wird, denken viele an allgemeine psychiatrische Einrichtungen. Gewalttätige Straftäter werden jedoch oft in forensisch-psychiatrischen Kliniken behandelt, die speziell für die Behandlung von Straftätern mit psychischen Erkrankungen zuständig sind.
"Geisteskrank": Ein veralteter und stark stigmatisierender Begriff, der psychische Erkrankungen diffamiert und Betroffene als gefährlich und unberechenbar darstellt.
"Amoklauf" und "psychisch labil": Diese Begriffe werden oft ohne fundierte psychiatrische Diagnosen verwendet und vermitteln ein vereinfachtes und oft falsches Bild.
Es ist essenziell, dass Journalisten und Medienmacher sich ihrer Verantwortung bewusst werden und fairer berichten. Hier sind einige Empfehlungen:
Präzise und respektvolle Sprache: Verwenden Sie genaue Begriffe und vermeiden Sie stigmatisierende Ausdrücke. Beispielsweise sollte "Forensik" statt "Psychiatrie" verwendet werden, wenn es um Straftäter geht.
Kontextualisierung: Geben Sie den Kontext und die Komplexität psychischer Erkrankungen wieder. Nicht jede psychische Erkrankung führt zu gewalttätigem Verhalten.
Vermeidung von Stereotypen: Vermeiden Sie Verallgemeinerungen und Stereotypen. Betonen Sie, dass psychische Erkrankungen vielfältig und individuell sind.
Betroffene zu Wort kommen lassen: Lassen Sie Menschen mit psychischen Erkrankungen und Experten auf diesem Gebiet zu Wort kommen, um ein ausgewogenes Bild zu zeichnen.
Eine faire und ausgewogene Berichterstattung über psychische Erkrankungen ist unerlässlich, um Stigmatisierung und Vorurteile abzubauen. Medien sollten ihre Macht nutzen, um Aufklärung zu betreiben und die Gesellschaft zu sensibilisieren, statt Ängste und Missverständnisse zu schüren. Nur so können wir eine inklusivere und verständnisvollere Gesellschaft schaffen, in der psychisch erkrankte Menschen respektiert und unterstützt werden.
Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Baden-Württemberg
Irre:Stark!