Freiheit?
Freiheit ist kein "freier", sondern ein Herrschaftsbegriff, der völlig undefiniert, unklar und am Ende sogar unbrauchbar ist, um etwas, wie den "Freien Willen" zu definieren.
Dabei geht es womöglich gar nicht um den Freien Willen, Vielleicht verbirgt sich hinter der Frage des Freien Willens eine völlig andere Frage ...?!?
Wer oder was entscheidet?
Denn ebenso wenig ist definiert, wer diesen Willen - ob nun frei oder nicht - überhaupt haben soll? Geht es um das Bewusstsein, das den Willen wahrnimmt? Oder das Ich / Ego?
Vielleicht ist es ja das Vorbewusstsein oder Hohe Selbst, das den eigentlichen Freien Willen hat und das Bewusstsein ist eine rein wahrnehmende Instanz und keine (frei) entscheidende?!
Ohne eine Klärung der Ebene ist die Frage nach dem Freien Willen nahezu unmöglich zu beantworten und insofern ist die Frage nach dem Freien Willen zunächst auch die Frage, wer oder was überhaupt entscheidet?
Gewalt
Gerade der Freiheitsbegriff drängt auf, daß es eigentlich um die "Freiheit von" - in erster Linie von Gewalt - geht.
Die Frage, wie frei eine Entscheidung von welchen Einflüssen am Ende tatsächlich sein mag, ist völlig zweitrangig, wenn nicht gar irrelevant gegenüber der Befreiung von Gewalt, Missbrauch und Unterdrückung.
Denn hier ist die Frage der "Wissenschaftstheorie" ein Luxusproblem. Niemand wird ernsthaft fragen, ob Gewalt, Missbrauch und Unterdrückung "deterministisch" vorherbestimmt sind, wenn wir uns akut in einer Lage befinden, wo wir entscheiden oder vergleichbar schädlichen Einfluß beenden. können.
Die Geschichte der Psychologie
Die Geschichte der Psychologie wurde verlegt auf die Seite der PsychoTherapie, da diese bislang weitgehend ohne einen direkten Bezug zur Freiheit aufgearbeitet wird.
Ein großer Teil der Psychologie dreht sich um die Befreiung aus Gewalt, Unterdrückung, Missbrauch und Verletzungen unterschiedlichster Art.
Soweit als bewiesen gelten kann, daß die bisherige Psychologie genau hierin funktioniert, kann ebenso als bewiesen gelten, daß der Wille und Mensch auch weiterhin befreit werden kann.
Gehirnforschung
Die angeblichen Beweise der Gehirnforschung, die gegen einen Freien Willen sprechen, belaufen sich fast allesamt auf die Tatsache, daß Entscheidungen offensichtlich von Gehirn und Muskeln bereits getroffen werden. bevor das sogenannte "Bewusstsein" die Entscheidung selbst wahrnimmt.
Dies spricht aber nicht zwingend gegen einen Freien Willen - sondern vielmehr dagegen, daß unser Bewusstsein die Ebene der Entscheidung ist. Betrachten wir das Bewusstsein als die Ebene der Wahrnehmung, dann ist die Wahrnehmung vergleichbar einem Monitor rein logisch NACH der Ebene der tatsächlichen Entscheidung geschaltet. Denn erst wird entschieden und dann erst können die Folgen wahrgenommen werden - zumindest nicht anders herum.
Apostel des Freien Willens?
Jetzt könnte man denken, ich sei ein Apostel des Freien Willens. Aber nein, so einfach ist das nicht.
Ich werde zwar den Freien Willen immer verteidigen, weil er ein notwendiger Prozess der Sozialisierung, Individualisierung und vor allem Weg des mündigen Bürgers ist. Aber am "Ende" diesen Weges, wo bereits der Weg das Ziel ist, bleibt kein freier Wille mehr.
Im Gegenteil ist hier der Freie und getrennte Wille sogar das Kernproblem des Menschen, der die Freiheit hatte, alles zu tun, was er wollte. Die Freiheit des Menschen liegt darin, sich sogar gegen seine eigene Intuition, gegen den eigenen Wesenskern, gegen den eigenen Willen zu stellen - oder diese Grenze bei anderen Menschen zu verletzen.
Wir haben also die Wahl, uns selbst und unseren eigenen Impulsen zu folgen - oder nicht. Der Freie Wille begrenzt sich am Ende auf die Möglichkeit, die Hand auf die heisse Herdplatte zu legen - oder zu lernen und dies eben sein zu lassen. Wir können unseren eigenen Lebensraum zerstören - und genau das tun wir ja auch. Aber in Wirklichkeit handeln wir hier nur gegen unseren eigentlichen Willen, indem wir sogar unsere Wahrnehmung verdrängen.
Der Freie Wille hat dazu geführt, daß wir unseren eigenen Lebensraum - uns selbst und andere - verletzen. Wir werden erkennen, daß die eigentliche Wahl, vor die wir gestellt sind, ist, daß wir den Freien Willen aufgeben - und unserem Wesenskern dienen.
Dies kann erst einmal als völlig unfrei wahrgenommen werden. Denn unser Wille steht bereits fest - es ist die Essenzs dessen, was wir sind. Jegliche Handlung gegen diesen festen und somit unfreien Willen führt zu Krankheit, Misserfolg oder anderen Konsequenzen. Dass sich die Menschen von ihren vorgegebenen Willen getrennt haben, ist der Urgrund des Übels auf dem Planeten.
Erst wenn wir wieder völlig eins geworden sind, mit dem uns innewohnenden tatsächlichen Willen, der sich durch unverdrängte Wahrnehmung nicht nur zeigt, sondern dank Bewusstsein auch erklären kann, nehmen wir dies nicht mehr als gedrängt, erzwungen oder unterdrückt wahr. Und genau das macht diesen festen, vorgegebenen Willen wiederum frei - die Freiheit von Gewalt und Verletzung. Aber die Entscheidung selbst, die wir Wille nannten, die ist fix, fest und vorgegeben... durch uns selbst.
Und genau da kommen wir bei der Fragestellung des Eingangs an: Wer oder was ist es eigentlich, das diesen "Willen" haben könnte - ja sogar mitbringt. Wir sind es - unser Sein.
Der Freie Wille ist also die Frage und der Prozess des Menschen, sich von der Einwirkung der Gewalt und Grenzverletzungen BEFREIEN zu können. So entdecken wir einen von Gewalt und Verletzung befreiten - aber eben völlig und absolut (durch uns selbst und unser SEIN) vorgegebenen und damit absolut NICHT freien Willen. Auch von den Einflüssen oder den Anderen ist dieser Wille nicht frei. Dieser ergibt sich aus dem WIR, dem GANZEN und der Auflösung jeglicher Trennung in völliger Abhängigkeit - auch wenn wir diesen ganz zentral aus unserem Innersten und absolut persönlich individuell erkennen.
Die Lösung aus der Problematik des Menschen ist daher nicht die Frage, wie wir zu einer noch größeren Freiheit des Willens gelangen - sondern eigentlich sollten wir uns mit den Abhängigkeiten beschäftigen. Wir sind nicht nur abhängig von Luft, Wasser und Liebe - sondern auch Nahrung, Nähe, Natur, etc.