Nie wieder- Eine Denkmalseröffnung am HLG

Am 22. Juni 2022 wurde in Fürth ein Denkmal gegen rassistische und rechtsextreme Gewalt eingeweiht, das an die Opfer des Nationalsozialismus und des rechtsextremen Terrors erinnert. Es ist das Ergebnis der Initiative eines P-Seminars des HLG und ein kraftvolles Zeichen für eine Zukunft ohne Hass und Diskriminierung.

28.07.2022 Bağdagül Taşdemir

Dies ist das Motto einer der wichtigsten Tage in der Geschichte des HLG und auch von Fürth. Am 22.06.2022 wurde ganz in der Nähe vom HLG, am Engelhardtsteg im Fürther Wiesengrund, ein Denkmal gegen rassistische Gewalt eingeweiht – um die Opfer nationalsozialistischer Gewalt während der NS-Zeit und des rechtsextremen Terrors in Deutschland nach 1945 zu ehren. Und um nicht zu vergessen. Denn in der Geschichte wurde schon zu oft vergessen, zu oft geschwiegen.

Mit der Aufdeckung der NS-Vergangenheit von Adolf Schwammberger, einem bis dato angesehenen Fürther Ehrenbürger und ehemaligen Stadtarchivar, durch den Fürther Stadtrat Kamram Salimi im Jahr 2017 änderte sich einiges im Fürther Geschichtsbewusstsein.

Der Stadt wurde schmerzhaft bewusst gemacht, dass sich viele ihrer Bürger während des 2. Weltkriegs in Torun, einer Stadt in Polen, schrecklicher Verbrechen schuldig gemacht hatten. Dies hatte viele Folgen, unter anderem wurde die Adolf-Schwammberger-Straße in die Bella-Rosenkranz-Straße umbenannt, es kam zu einem intensiven Austausch zwischen Fürther*innen und Menschen aus Torun und…dieses P-Seminar wurde ins Leben gerufen.

P-Seminar Geschichte mit Herrn Schlaht (links) vor dem Denkmal

Die Schülerinnen des P-Seminars Geschichte von Herrn Schlaht kam 2021 die Idee dafür, als sie wegen Corona ihren vorgesehenen Schüleraustausch mit Torun nicht machen konnten. Die Schule dort hatte sich mit dem Verbrechen der deutschen Besatzer auseinandergesetzt und eine Ausstellung dazu erstellt. Von da an beschäftigten sich das P-Seminar und ihr Lehrer mit der NS-Vergangenheit in Fürth und seine Auswirkungen auf heute. Der Jahrestag des rechtsextremen Terroranschlages in Hanau (19.02.2020) nahte und brachte die Schülerinnen auf die Idee. Denn die Botschaft der Angehörigen der Opfer des Anschlages war „Wider das Vergessen –nie wieder!“. Das inspirierte die Schüler*innen und so kamen sie auf die Idee, ein dauerhaftes Gedenken für die Opfer von nationalsozialistischer und rechtsextremer Gewalt nach 1945 zu erstellen, damit diese nie wieder in Vergessenheit geraten.

Denkmal gegen rassistische Gewalt

Der Torbogen mit 2,10 m Höhe formt eine menschliche Silhouette. Die Silhouette soll das Fehlen der Menschen symbolisieren, die wegen einer hasserfüllten Ideologie ermordet wurden.

Stellt man sich in den Bogen hinein, kann der Blick in zwei Richtungen gehen. Er geht in die Vergangenheit, um nicht zu vergessen und um die Opfer zu ehren. Aber auch nach vorne, in die Zukunft, um eine Wiederholung solcher Taten zu vermeiden. Mit Hoffnung für eine bessere Welt. „Wider das Vergessen!“ ist hinter dem Torbogen in Stein gemeißelt zu sehen. Außerdem ein QR-Code. Scannt man diesen, wird man zur Website des P-Seminars weitergeleitet, die ausführliche Informationen über ihre Aktion und dessen Hintergründe bietet. https://wider-das-vergessen-nie-wieder.jimdosite.com/

Direktor Martin Pfeifenberger

Fürther Bürgermeister Markus Braun

Am Tag der Einweihung waren viele Gäste wie Bürgermeister Markus Braun (siehe oben), unser Direktor Herr Pfeifenberger (siehe oben), zwei Klassen und auch die Presse dabei.

Doch die eigentlichen Stars des Tages, die Schüler*innen des P-Seminars und Herr Schlaht, durften natürlich auch nicht fehlen. Janne Popp und Hanna-Marie Alles (siehe unten) betonten in ihren Reden mehrmals, dass nie wieder vergessen werden darf, welche Gräueltaten in der Vergangenheit begangen wurden.

Dass das Denkmal eine Erinnerung an die Opfer von rassistischer, antisemitischer, rechtsextremer und nationalsozialistischer Gewalt ist. Ein großes Dankeschön ging außerdem an die Stifter des Denkmals, ohne die es dieses gar nicht gäbe - unseren Elternbeirat und Förderverein, die mit einer Spende von rund 10.000 € dieses Projekt möglich gemacht haben.

Doch vergessen dürfen wir hierbei nicht, dass der Torbogen aus Muschelkalkstein ja auch noch entworfen und gebaut werden musste. Die Idee zu dem Bogen hatten die Schüler*innen zusammen mit dem Steinmetz und Bildhauermeister Ulrich Behner.

Der Steinmetz stimmte der Idee zu, denn es sei wichtig, da es an die Opfer erinnern soll. Außerdem sei es ein „Sahnestückchen“ für ihn, dass er das machen durfte. Mit der Genehmigung der Stadt Fürth baute er es dann am Engelhardtsteg im Wiesengrund. – Ein Ort, der ganz nah an unserer Schule ist, an dem man jeden Tag vorbeiläuft und man so stehen bleiben muss, um einfach mal nachzudenken, das Werk zu bewundern und nicht zu vergessen. Ein ehemaliger Schüler unserer Schule, Philipp Abel, findet, dass dieses Denkmal „genau den Spirit der Schule aufgreift: Zusammenzuhalten, für andere einzustehen und den Blick über den Tellerrand zu werfen“. Außerdem finde er das Denkmal „absolut gelungen“ und würde Bekannten davon erzählen. Leider kenne er jedoch auch viele Menschen, die von Rassismus betroffen seien und würde hoffen, „dass das(...) ein weiterer Schritt dafür ist, dass wir das als Gesellschaft alle überwinden können“. Herr Pfeifenberger meinte im Interview, dass er es von Anfang an eine „super Idee“ fand, jedoch habe er Bedenken gehabt, ob es realisierbar sei, aufgrund von rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Fragen. Auf der anderen Seite finde er es wichtig, dass man die Bedenken nicht ganz nach vorne stellen sollte, sondern daran arbeiten sollte, die Idee zu verwirklichen. Das hätten die Schüler*innen ja auch geschafft. Er finde es des Weiteren wichtig, dass man an unserer Schule die Schülerinitiative „Schule ohne Rassismus“ wieder aufleben lassen sollte, da wir eine Schule mit „so vielen tollen Leuten“ haben und man da das Engagement reinbringen müsste, z.B. in der SMV.

Herr Schlaht sagte in einem Interview, er habe viele Gedanken dazu. Zum einen finde er es großartig, dass das Denkmal jetzt dastehe, wie es zustande gekommen ist, basierend auf den schlimmen Erfahrungen seiner „Schulkinder“. Was ihn sehr stolz mache, sei, dass es komplett von der Schule finanziert worden ist. Zum anderen mache es ihn als Fürther sehr glücklich, dass sie von der Stadt Fürth so nachhaltige Unterstützung bekommen haben, „bei der Idee der ganzen Geschichte, aber auch von ganz vielen anderen Organisationen wie dem Bündnis gegen Rechts, oder auch verschiedene Stadträte“, die sich für sie eingesetzt hätten. Wenn er an das Denkmal denke, sehe er die „ganzen verschiedenen Einzelschicksale, die so grausam, unnötig beendet worden sind durch diese Hassideologie“, aber er sehe auch „ein Netzwerk von Menschen, die alle zusammengeholfen haben, was Besseres aufzubauen, im wahrsten Sinne des Wortes“. Es habe ihn sehr bereichert. Aber besonders die Schüler*innen könnten nach 10, 20 oder 30 Jahren zum Denkmal zurückkommen und darauf stolz sein, was sie geschafft haben.

Schüler*innen des P-Seminars mit dem Leiter des Seminars Herrn Schlaht nach der erfolgreichen Eröffnung des Denkmals

Denkmal mit Zetteln voller Gedanken und Gefühle für die Zukunft

Am Ende der Einweihung wurden noch bunte Zettel und Stifte verteilt, um Gedanken und Gefühle zu dem Thema aufschreiben zu können und in die Fugen zwischen den Steinen zu legen.

Ein tolles Denkmal, für das wir uns als Schülerzeitung bei dem P-Seminar, dem Elternbeirat und Förderverein und allen Mitwirkenden bedanken! Und gleichzeitig auch euch dazu anregen wollen, zu diesem Denkmal zu gehen und einfach mal nachzudenken. Nicht zu vergessen und die Opfer zu ehren.

Denn auch wir sagen: Nie wieder!

Page updated

Google Sites

Report abuse