Lehrerinterview mit Herr Kartscher

Ruhig - hoffentlich freundlich - selbstbewusst

Herr Kartscher ist ein Urgestein des HLG. Wir haben ihn über sein Leben als Deutsch- und Geschichtslehrer, aber auch über seine musikalische Laufbahn ausgefragt.

19.02.2025 Nico Schneider

Seit wann sind Sie am HLG?

Ach du Schande… Ich hab’s nicht so mit den Daten aber ich bin da, seitdem der Herr Erhardt [der Schulleiter vor Herr Pfeiffenberger] hier war. [Anm. d. Redaktion: 2005]

Welche Fächer unterrichten Sie?

Deutsch, Geschichte, mein P-Seminar Video und Schul-TV. Aktuell bin ich auch noch der Beauftrage für Schule ohne Rassismus.

Warum haben Sie sich gerade für Deutsch und Geschichte entschieden?

Die wahre Geschichte? [lacht] Geschichte wollte ich schon immer machen. Ich war zwar nicht immer der fleißigste Schüler, aber in der Oberstufe hatte ich einen Lehrer, der mich sehr beeindruckt hat. Da habe ich das Interesse zu Geschichte entdeckt. Deutsch war dann das Hauptfach, was ich dazu genommen habe, weil mir erstmal nichts besseres eingefallen ist tatsächlich. Da dachte ich mir, Lesen macht mir Spaß, Literatur gefällt mir, und deswegen habe ich mich dann dafür entschieden. Im Studium hat sich das dann umgedreht, da fand ich das Deutschstudium wesentlich interessanter – gerade weil man viel diskutieren durfte! Ich war in Bamberg an der Universität, da hatte ich auch gute Dozenten. In Geschichte war das eher sehr knöchern und trocken. Das Deutschstudium fand ich dann also besser, obwohl mir in der Schule der Deutschunterricht nicht so gefallen hat.

Sie würden also wieder die beiden Fächer studieren?

Nein, jetzt würde ich Biologie studieren. Quatsch [lacht], ich würde das nochmal so machen, weil das auch meine Interessen sind. Vom Arbeitsaufwand unterschätzt man das im Studium, aber es ist schon machbar. Je älter man wird, desto besser kriegt man es auf die Reihe.

Wenn Sie ans HLG denken, was ist Ihr erster Gedanke?

Das ist jetzt keine Schleimerei: Wirklich tolle Schüler. Nach dem Abitur war ich wegen vieler Aushilfsverträgen an vielen Schulen. Hier am HLG fand ich die Schüler von Anfang an sehr offen. An manchen Schulen sind die Schüler zum Beispiel sehr elitär, aber hier ist das wirklich durchmischt. Das ist sehr wertvoll!

Was war Ihr Lieblingsfach als Schüler?

[Schmunzelt] Mein Lieblingsfach… ich glaube Sport. Ansonsten muss ich sagen, ich war ein normaler Schüler – nicht der fleißigste und nicht der faulste. Die Schule stand jetzt nie wirklich im Zentrum meines Lebens.

Welche Ausrede haben Sie als Schüler fürs Zuspätkommen benutzt?

Da muss ich mal überlegen… So das übliche. Ich bin aus Nürnberg, da hab‘ ich dann gesagt, dass die Straßenbahn zu spät kam oder so.

Beschreiben Sie sich in drei Worten.

Ruhig, hoffentlich freundlich und selbstbewusst.

Gibt es eine Sache, die man von Ihnen auf keinen Fall erwarten würde?

Das müssten die Schüler eigentlich beantworten. Ich glaube, dass einer meiner Lieblingsfilme Dirty Dancing ist, würde man vielleicht nicht erwarten.

Haben Sie Hobbies, die Schüler*innen überraschen würden?

Mein Lebenshobby – das ist aber auch halbwegs bekannt – ist meine Musik. Die nimmt so einen großen Raum in meinem Leben ein, dass ich kaum andere Hobbies habe. Höchstens Webdesign, was ich auch für meine Band ein bisschen mache. Aber Musik ist mein Leben.

Sie spielen in mehreren Bands. Welche Art von Musik machen Sie?

Halbwegs ähnlich. Die eine Band (Subwave) gibt’s schon ewig, seit 1997. Da habe ich auch ursprünglich angefangen mit Grunge. Das ist jetzt etwas moderater in Richtung Alternative Rock. Und Stonebourne ist jetzt so mein neueres Projekt, was nochmal zurück zu den Wurzeln geht. Da versuchen wir, klassischen Grunge zu nehmen und den in die Neuzeit zu bringen.

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft für Musik entdeckt?

Ich habe in der 2. Klasse Klavier gelernt, aber nicht so lange durchgehalten. Ich habe nämlich immer statt Etüden zu üben versucht, die Chart Hits der Woche nachzuspielen. Das kannte ich also schon und da habe ich auch schon gerne gesungen. Aber da hatte ich nie vor, eine Band zu gründen. Das ist mit 17 zufällig aus einer Wette in der Kneipe entstanden - eine Band zu gründen. Das war da in der Welle, wo das Growlen und Screamen bei Death-Metal und so gerade neu war. Wir waren dann eher so Team „klassischer Metal“ und haben gesagt, das kann wirklich jeder, diesen Lärm. Dann haben wir uns einfach Instrumente ausgeliehen – keiner konnte spielen – haben den Verstärker auf 10 gedreht und irgendwelche Nonsens-Texte gesungen. Unsere Band hieß damals „Baustelle“, weil das eben auch so klang. Wir hatten dann unseren ersten Auftritt bei einem Schulfasching am Nürnberger Hans-Sachs-Gymnasium. Da kannte uns noch keiner, und wir konnten auch nichts. Wir haben da nur eine riesengroße Show auf der Bühne aufgezogen. Da waren dann die Leute begeistert, haben im Klassenzimmer getobt und haben gedacht, „das macht uns Spaß“. Dann haben wir einfach weitergemacht. So habe ich Schritt für Schritt mit jedem Song, den ich geschrieben habe, mir etwas Neues beigebracht auf der Gitarre. Und so bin ich zur Musik gekommen.

Wie verbinden Sie das Lehrersein mit dem Musikmachen?

Es heißt immer so schön, Lehrersein sei eine Halbtagsarbeit. Das stimmt natürlich so nicht, aber man kann sich die Zeit frei einteilen. Meine Bandkollegen arbeiten „normal“, die müssen abends dann nichts mehr arbeiten. Ich muss mich nach der Bandprobe vielleicht auch noch an den Schreibtisch setzen. Man bekommt das aber ganz gut hin. Das dreht sich auch ein bisschen um die Frage, wie viel Raum man seinem Hobby einräumt in seinem Leben. Manche gehen ins Fitnessstudio den ganzen Tag, ich mache halt Musik.

Quelle: https://www.subwave-music.de/mobile/media.php, letzter Aufruf: 18.02.2025, 22:10 Uhr

Ein Song von Ihnen, den man unbedingt gehört haben muss?

Das kann ich wirklich nicht sagen, das sind alles meine Babys. Auch wenn ich die alten Songs immer wieder anhöre, finde ich alle Songs super. Da kann ich überhaupt keinen herausnehmen. Das ist zum Beispiel beim Schreiben einer Setliste immer schwer. Bei Subwave haben wir ja fünf Alben, das sind zig Songs. Dann für eine Stunde Programm Songs auswählen – irre! Da denk ich mir immer, „den würde ich gerne auch noch spielen. Den auch.“ Also einfach reinklicken, die sind wirklich alle gut! [lacht]

Eine Sache auf Ihrer Bucket-List?

Ich habe eigentlich keine. In Bezug auf Musik hatte ich immer den Wunsch, eines Tages mal in einem richtigen Tonstudio eine Platte aufzunehmen, die ich nicht selber bezahlen muss. Das habe ich mit Subwave geschafft. Da hatte ich drei Wochen in einem professionellen Studio mit Unterkunft und Essen . Das war mein musikalischer Traum. Ansonsten träumt man natürlich immer von schönen Auftritten. Jetzt bin ich so alt, habe keine Rockstar-Karriere mehr vor mir, da können wir ganz entspannt uns Auftritte aussuchen können. Bucket-List habe ich also keine. Diese amerkanische Idee, die passt auch irgendwie nicht zu mir, mit diesen festgelegten Zielen. Da bin ich zu offen.

Was ist Ihr alternatives Schimpfwort?

So über Schüler? Also ich finde es wirklich schwer, über Schüler zu schimpfen. Natürlich ärgert man sich mal, aber das ist am nächsten Tag vergessen. Das passiert halt – wie im „normalen“ Leben auch – deswegen habe ich kein Schimpfwort über Schüler.

Was ist das Peinlichste, das Ihnen während des Unterrichts passiert ist?

Das ist in Zeiten der Political Correctness ganz doof. Mir ist tatsächlich mal ein Ausdruck über die Lippen gerutscht im Unterricht, dass ich gesagt habe: „Du …“. Das sollte man auf keinen Fall sagen. Gott sei dank ist das dann untergangen, aber ich bin innerlich knallrot geworden und habe mich gefragt, „wie konntest du das sagen?“. Da habe ich gemerkt, manche Schüler haben etwas verdutzt geschaut, aber ich habe einfach weiter unterrichtet und anscheinend hat es zu meinem Glück keiner so richtig mitbekommen. Den Begriff kann ich jetzt hier aber nicht sagen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des HLG?

Da wünsche ich mir, dass ich noch Spaß habe bis zum Ende meiner Lehrerkarriere. Dann wünsche ich mir auch, dass das Kollegium so cool bleibt wie es ist – das ist auch was sehr besonderes. Und dass auch das Verhältnis zu den Schülern – speziell auch die Eltern – so respektvoll und freundlich bleibt. Da fühlt man sich als Lehrer auch sehr wertgeschätzt.

Vielen Dank für das Interview!

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