Lehrerinterview mit Herr Drechsel

Geradlinig - offen - anspruchsvoll

Unser neuer Schulleiter spricht über seinen Werdegang, seine Ziele für das HLG und seine Freizeit. Ein interessanter Einblick in seine Arbeit und Persönlichkeit!

23.04.2024 Bağdagül Taşdemir, Laszlo Appoldt, Tom Bohnekamp

Seit wann sind Sie Lehrer und wo haben Sie studiert?

Studiert habe ich in Bayreuth und Lehrer im klassischen Sinne bin ich seit dem Jahr 2005. Das war der Beginn des Referendariats.

Warum wollten Sie Lehrer werden und warum haben Sie genau diese Fächer gewählt?

Ich fand den Beruf schon während der Schulzeit insgesamt spannend, besonders das Zusammenarbeiten mit jungen Leuten und ihnen etwas beizubringen. Ich glaube, das sind Sachen, bei denen man in der Schule hineinwachsen kann. Ich habe ab der Mittel- und Oberstufe Mitschülern Nachhilfe geben. Und warum Biologie und Chemie? Biologie – das war erst so eine später entdeckte Liebe. Ich habe mit dem reinen Chemie-Studium angefangen, Bio hatte ich dagegen in der Schule bereits nach der 10. Klasse abgelegt. Am liebsten hätte ich Mathe-Chemie gemacht, aber das ging damals nicht, weil die Kombination nicht zugelassen war. Naja, und dann habe ich erstmal Chemie pur studiert und nebenbei ein paar Bio-Veranstaltungen besucht und hab dann festgestellt, dass es auch interessant ist und vielleicht mit dem, was ich jetzt als letzten Eindruck in der neunten und zehnten Klasse an Bio mitgenommen hatte, dann auch nichts mehr zu tun hatte. Dann bin ich meinem eigentlichen Berufswunsch wieder nahegekommen und habe Lehramt studiert.

Hatten Sie noch andere Pläne, wenn Sie nicht Lehrer geworden wären?

Wenn ich nicht Lehrer geworden wäre, dann wäre ich mit Sicherheit in der chemischen Industrie gelandet und hätte in der Forschung oder wo auch immer meine Brötchen verdient. Das ist zwar interessant an irgendwelchen Dingen zu arbeiten und zu forschen, aber auch relativ wenig ergiebig an der einen oder anderen Stelle, weil man viel Zeit investieren muss, um dann relativ kleine Schritte voranzukommen. Das hat auch seinen Reiz, aber mit Menschen zu arbeiten, jenseits von reiner Laborarbeit – das wollte ich eigentlich schon immer machen.

Herr Drechsels Laborkittel mit der Aufschrift "Dr. Echsel"

Seit wann sind Sie hier bei uns am HLG und warum genau hier?

Ich bin seit 2019 hier an der Schule. Ja, warum genau hier? – Ich meine, ich war vorher fünf Jahre lang an der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen und wenn man jetzt solche übergeordneten Institutionen im Schulsystem wieder verlassen will, könnte man als „normaler Lehrer“ irgendwo jederzeit an eine Schule zurückgehen, aber das ist in der Regel nicht das, was man macht, sondern man geht dann in eine besondere Funktion.
Das sind Stellen, die bayernweit ausgeschrieben sind. Für mich war es so, dass ich mich gefragt habe: „Was für eine Schule hätte ich jetzt gern?“ Ich war immer gerne an naturwissenschaftlichen Gymnasien, es durfte auch gerne eine größere Schule sein, ein Studienseminar wäre auch spannend, noch dazu dann natürlich in meinen Fächern. Und es musste auch noch gut zu fahren sein. Dass es dann das HLG geworden ist, war zwar 2019 sicherlich ein Stück weit Zufall, weil ich mich damals in der Ausschreibung als stellvertretender Schulleiter durchgesetzt hatte, aber es hätte theoretisch auch eine andere Schule sein können.

Wann haben Sie die Stellenanzeige für diesen Job hier gesehen, warum haben Sie sich hier beworben und wann den Job bekommen?

Ich würde jetzt mal schätzen, dass die Ausschreibung vielleicht im Mai war. Ich wusste es aber indirekt früher, weil Herr Pfeifenberger mir natürlich mitgeteilt hat, dass er sich an einer anderen Schule beworben hatte. Das war Ende Februar, glaube ich. Es war somit relativ wahrscheinlich, dass Herr Pfeifenberger die Schule verlässt und damit konnte ich mich, sagen wir mal ab März, mit dem Gedanken auseinandersetzen, „Möchte ich mich da bewerben: Ja oder Nein?“. Dann kam die offizielle Stellenausschreibung bayernweit für alle, die sich dafür interessieren, im Mai. Vermutlich dürfte es dann Mitte Juni oder so was gewesen sein, als ich dann davon erfahren habe, dass ich es werden soll.

"Schulbeginngeschenke" für Herrn Drechsel von Kollegen und Freunden

Wie würden Sie Ihren jetzigen Job als Direktor mit Ihrem vorherigen als „einfacher“ Lehrer vergleichen, oder als 2. Direktor?

Eigentlich würde ich noch nicht ganz so weit gehen, dass ich sage, dass das ein völlig neuer Beruf ist, aber es geht schon ein bisschen in die Richtung. Lehrersein ist das, was man unmittelbar gelernt hat - da fühlt man sich dann in den jeweiligen Fächern dementsprechend heimisch, weil man diese über Jahre studiert hat, aber eine Art Ausbildung zum Schulleiter und alles, was mit den Fragen zusammenhängt, die da auftauchen, die gibt es nicht. Das ist dann immer ein Stück weit Learning by Doing. Für Herrn Dr. Preitschaft ist das jetzt letzten Endes das Gleiche. Es ist also eine Mischung aus „Kann man von Kollegen irgendwo profitieren? Hat man irgendwo Freunde, die meinetwegen in der Position auch tätig sind?“ und aus sich die Dinge ansonsten selbstständig und hart erarbeiten oder auf Fortbildungen zu gehen, aber ansonsten muss man einfach selbst Erfahrungen sammeln. Es ist aber auch etwas komplett anderes, weil vor allem der eigene Unterricht fehlt. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten: Der eine unterrichtet gerne, dem fehlt dann etwas, da würde ich mich jetzt dazuzählen, und für den anderen war der Unterricht eigentlich nur Ballast, der freut sich dann vielleicht. Von daher verlässt man in gewisser Weise seine eigene Komfortzone und muss auch bereit sein, wieder viel in kurzer Zeit dazu zu lernen oder sich zu erarbeiten.

Was läuft gut am HLG? Was würden Sie gerne verbessern/ändern?

Vielleicht fangen wir hinten an: Von dem Ändern und dem Verbessern – da würde ich eigentlich, zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nichts unmittelbar anführen können. Nicht, weil mir nichts einfällt, sondern weil ich mir zum jetzigen Zeitpunkt eher vorgenommen habe, die Schule aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen. Als stellvertretender Schulleiter kannte ich die Schule in dem Sinne auch, aber ich hatte nicht die Gesamtverantwortung, sondern nur in bestimmten Teilbereichen. Ich glaube, dass es sicherlich die Hoffnung von Schülern, Eltern, aber auch von Kollegen ist, dass ein neuer Schulleiter sich auch Zeit nimmt, erst einmal genau hinzuschauen. Man ist relativ schnell dabei zu sagen „Ach ja, da drehe ich jetzt das Ganze irgendwo mal auf links“, aber manche Veränderungen brauchen vor allen Dingen mehr Zeit. Deswegen bin ich jetzt noch in der Phase zu beobachten und auch zu überlegen, „Wo gibt es vielleicht Handlungsbedarf und wo nicht?“.
Was mir an der Schule insgesamt gefällt, ist einerseits die gesamte Struktur mit den drei Zweigen und mit dem Studienseminar. Aber auch, dass es viele Schüler und viele Kollegen, mit völlig unterschiedlichen Backgrounds sind.
Andererseits auch, dass sowohl auf Schülerseite als auch auf Lehrerseite ein sehr großes Engagement da ist – jeder versucht sich da nach Kräften einzubringen.
Wenn wir jetzt zum Beispiel ans Schulhaus denken, fallen uns allen viele Defizite ein, für die wir nichts können, aber wir müssen erstmal etwas daraus machen. Es ist sicherlich vor allen Dingen den Kollegen und euch Schülern zu verdanken, dass da trotzdem vieles passiert. Und deswegen: Diese bunte Vielfalt täglich zu erleben – das ist auf jeden Fall das, was Spaß macht. Und außerdem ist es auch eine tolle Sache, jeden Tag einer relativ großen Altersspanne an Schülern zu begegnen.

Kleine Stärkung für große und kleine Gäste

Was haben Sie als 1. Schulleiter für Pläne für die Schule?

Was mir so vorschwebt: Dass das HLG sich noch stärker ein Profil erarbeitet. Also auch ein wahrnehmbares Profil in der Öffentlichkeit.

Ich würde gerne dahin kommen, dass unter Einbezug von allen eine gewisse Schärfung des Profils, was das HLG ausmacht, eintritt. Und ich würde auch gerne noch, aber das gelingt dann vielleicht auch sukzessive mit einem neuen Gebäude, dahin kommen, dass die Identifikation mit der eigenen Schule, sowohl für Lehrer, aber auch für die Schüler weiter steigt. Dass man ein Stück weit froh ist, jeden Tag da hingehen zu können und auch stolz darauf ist, wie es bei uns läuft. Ich würde mir wünschen, dass die Vorstellung „Meine Schule“ noch stärker ins Bewusstsein rückt und nicht nur der „Arbeitsplatz“ aus Lehrerperspektive, oder die „Anstalt“, vielleicht aus eurer Perspektive.

Herr Drechsels Arbeitsplatz

Was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie kein Schulleiter sind?

Ach, das ist eigentlich unspektakulär, würde ich jetzt mal sagen. Ich bin gerne mit Freunden unterwegs und gestalte da meine Freizeit, oder verbringe die Zeit im Garten. Ein paar Hobbys habe ich mir auch bewahrt. Die sind aber auch mit meinen Studienfächern verknüpft. Ich bin zum Beispiel, wenn es irgendwie geht, als „Schmetterlingsjäger“ unterwegs. Ich zähle Häufigkeiten aus und leite diese dann an das Landesamt für Umwelt weiter und wie sich dann sozusagen die Schmetterlingspopulation in einem bestimmten Bereich verändert und verschiebt und daraus werden dann teilweise Kartierungen gemacht, also Bücher. Im Neudeutschen würde man wahrscheinlich von „Citizen Science“ sprechen, also dieser massenhaften Beteiligung von Bürgern, um dann Daten im großen Stil zu sammeln. So etwas mache ich gerne, wann immer es zeitlich noch geht.

Beschreiben Sie sich in drei Worten:

Geradlinig, offen, anspruchsvoll.

Hätten Sie einen FunFact über sich selbst, oder etwas, was man von Ihnen nicht erwarten würde?

Nein, da fragt ihr vielleicht mal Herrn Hudler oder Frau Dotzer, oder irgendwelche anderen Bio-Chemie-Lehrer – die kennen mich hier an der Schule wahrscheinlich am besten und egal, was die euch erzählen, das könnt ihr im Zweifel dann nehmen, aber da fällt mir jetzt spontan selbst nichts ein.
(Nach Nachfrage bei Quelle, die anonym bleiben möchte: Herr Drechsel trägt bunte Socken und in seiner Freizeit auch mal Jogginghosen.)

Von Star Wars ist unser Schulleiter auch ein Fan

Möchten Sie noch etwas ergänzen?

Ja. Vielleicht ein kleines Dankeschön. Jetzt nicht nur an euch für die Fragen und das Interview insgesamt, sondern ich gehe mal davon aus, dass das dementsprechend auch ein paar Leute lesen. Nach den ersten Wochen (und Monaten) im Schulbetrieb will ich den Schülern, die das hier lesen, auch „herzlichen Dank“ sagen, weil wir bei den Jahrgangsstufenversammlungen, die wir hatten - ich denke, das gilt für Herrn Dr. Preitschaft auch, für den es ja auch ein spannender Schritt war – überall wahrgenommen haben, dass wir herzlich aufgenommen werden, auch in der neuen Rolle und Funktion. Das merkt man auch, wenn man in der Schule unterwegs ist, und einem alle Schüler mit einer relativ großen Offenheit und Freude begegnen. „Beißhemmungen“ gibt es keine, obwohl ja auch ein paar Schüler früher aus unangenehmen Anlässen in meinem Büro waren, als ich noch Stellvertreter war.
Also von daher freut es mich, dass das ganz gut geklappt hat, weil ein Schulleiterwechsel nichts ist, was sich jeden zweiten Tag vollzieht und es ist für diejenigen, die es betrifft, eine spannende Sache, ich denke aber auch für euch.
Und deswegen ein großes Dankeschön, dass das so geklappt hat, wie es gelaufen ist.

Vielen Dank für das Interview!

Page updated

Google Sites

Report abuse