„Die Menschen sollen weniger Zeit damit verbringen, ihren Pferden etwas zuzuflüstern, sie sollten es mal damit versuchen den Pferden zuzuhören“ (Americas Horse Magazin)

"Problempferde"

Obwohl wir ein absoluter Verfechter von so feinem Arbeiten wie möglich sind, gibt es „Problempferde“ die ein so feines Arbeiten zu Beginn nicht immer sofort annehmen. Häufig muss man sich den Respekt des Pferdes erst erarbeiten um überhaupt eine Atmosphäre des Zuhörens zu kreieren. Zu Beginn muss man sehr konsequent arbeiten ohne jemals unfair zu werden. Unfairness führt gerade bei diesen Pferden zu einer heftigen (und schnell gefährlich werdenden) Gegenwehr. Pferde wissen Gerechtigkeit instinktiv zu schätzen!

Da die Begriffe Respekt und Dominanz gerne missverstanden und fehlinterpretiert werden, würde ich gerne unsere Auffassung davon genauer definieren.

Schwierige Pferde neigen dazu unseren Individualraum komplett zu missachten. Bei nicht so problematischen Fällen beginnt es mit einem ständigen Wegschieben durch die Schulter des Pferdes (oft nicht vom Besitzer wahrgenommen), und kann sich soweit steigern, dass ein Pferd aktiv durch Steigen, Beißen, Treten seinen Raum verteidigt und uns versucht wegzuschicken. Dies ist etwas was wir absolut nicht dulden und eine Regel die wir Pferden ab den ersten Tag der gemeinsamen Arbeit erklären. Wir legen bei einem Pferd fest, wie nah es an uns heran treten darf. Ein häufiger Fehler besteht darin, sich von Anfang an zu sehr ans Pferd „anzukuscheln“. Der Abstand zum Pferd sollte auch immer am Grad ihrer Beziehung gemessen werden.

Übrigens verhalten Sie sich nicht anders Menschen gegenüber. Tritt ein Mensch, den Sie nicht kennen zu nah an sie heran, finden sie das in den meisten Fällen auch unangenehm und werden versuchen den Abstand zu vergrößern. Leider wird es meistens so gelöst, dass sie einen Schritt zur Seite machen werden und erst etwas sagen, wenn der Mensch weiterhin so unhöflich ist permanent in ihren Raum zu treten. Beim Pferd müssen sie es von Anfang an umgekehrt machen. Tritt hingegen ein Mensch nah an sie ran, dem sie vertrauen, ja vielleicht sogar ihr Partner, werden Sie viel mehr Nähe zu lassen und generell einen geringeren Abstand zueinander einhalten. Respekt und Vertrauen sollte immer eine Grundlage einer guten Beziehung sein, egal ob zu Pferd, Mensch, Hund.

Und aus Respekt und Vertrauen folgt immer auch ein Gefühl der Sicherheit, eines der größten Geschenke die Sie ihrem Pferd machen können.


Um im Leben eines Pferdes eine wichtige Rolle zu spielen, dürfen wir uns nicht neutral verhalten. Ich muss Gesetze verabschieden und absolut klar machen, was erlaubt ist und was nicht erlaubt ist. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass sie Pferde stärker nach Beruhigung sehnen, als nach Freiheit- dies muss ich ihm geben. Während ich dieses Bedürfnis nähre, muss ich das Pferd davon überzeugen, dass ich die Person bin, die seinen Drang erfüllen kann“ (von Frederic Pignon in Achtung, Respekt, Würde Wuwei Verlag)

Wichtig ist zuerst zu erkennen, warum ein Pferd zu einem Problempferd geworden ist. Leider liegt die Ursache immer in einem Nicht-Verstehen des Pferdes. Gerade Aggressivität hat meistens seine Ursache in Unsicherheit und mangelnden Sicherheitsgefühl, welches das Pferd durch „Angriff ist die beste Verteidigung“ zu überspielen versucht. Dies wird häufig falsch eingeschätzt und als dominantes Pferd abgestempelt.

Wir sehen unsere Aufgabe darin, diesen Kreislauf zu unterbrechen, dem Pferd die Sicherheit zurückzugeben und dadurch das Vertrauen in den Menschen wieder aufzubauen.

Die sogenannten Problempferde sind immer vom Menschen enttäucht worden und haben es meist aufgegeben mit ihnen zu kommunizieren. Im schlimmsten Falle war Aggressivität die einzige Möglichkeit der Arbeit mit, in diesem Fall ihrem Feind Mensch, zu entgehen. Selbiges kann sich auch in einer unverhältnismäßigen Aggressivität anderen Pferden gegenüber äußern (häufig eine Gesamtüberforderung in allen Lebenslagen).

In dem vorher beschriebenen reden wir von den extremen „Problempferden“, selbstverständlich gibt es aber auch andere Formen und Ursachen.