Naturkunde II

Titelbild: Kathrin Brömse

Naturkunde II, 17QM
raum für möglichkeiten
Steinweg 2 · 35037 Marburg

Vernissage: Sonntag, 7. April 2024, um 12 Uhr
Finissage mit Künstler*innengespräch:
Sonntag, 5. Mai 2024 um 11 Uhr

Öffnungszeiten: donnerstags, 16–18 Uhr, und samstags, 11–14 Uhr

Jörn Budesheim, Michael Evers, Maja Oschmann, Ingrid Siebrecht Lehmann, Kirsten Uchman und Gerhild Werner betreiben zusammen zeichnerische »Naturkunde«.

Die Gruppe "Naturkunde" entstand Ende 2021 aus einer Kooperation des kunstbalkon und dem Projekt Aktionsraum ERDEN:LEBEN.

Seither treffen sich die Künstler:innen monatlich an verschiedenen Orten in Kassel: im Gewächshaus, im Park Wilhelmshöhe, in Gärten oder auch in Ateliers. Im Naturkundemuseum entstand die Idee für den Gruppennamen. Die entstandenen Zeichnungen und Malereien bewegen sich zwischen Realismus und Abstraktion. Sie verstehen sich als sinnliche Einladungen zur Naturbetrachtung.


Vernissage: Sonntag, 7. April

Einführung von Kathrin Brömse (17 QM)

Shinrin-Yoku. Das ist ein japanischer Begriff, den man mit „Waldbaden“ übersetzen kann.

Gemeint ist: „Ein Bad nehmen in der Atmosphäre des Waldes“. Das soll der Gesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden förderlich sein. Das ist zwar inzwischen auch ein bisschen zu einem Trend verkommen, aber dass das sich Aufhalten in der Natur etwas anderes mit einem macht, als das Sitzen in der Fußgängerzone, wird ja keiner bestreiten.

Mein Vater wohnt in Göttingen direkt am Waldrand, und wenn ich ihn besuche, steht immer auch der obligatorische Waldspaziergang an. Obwohl wir das seit Jahren machen, bin ich jedesmal erstaunt, dass ich – wenn wir wieder zu Hause sind – so ein undefinierbares Gefühl von Leichtersein habe, einen klaren Kopf, eine etwas andere Perspektive.

So ein Gefühl überkam mich, als ich am Mittwoch, am späten Nachmittag, zum ersten Mal in die fertig gehängte Ausstellung kam – und das, obwohl noch alles vollstand mit Werkzeug, Kisten und Verpackungsmaterial und nicht zuletzt den fünf Künstlerinnen und Künstlern, die den Aufbau bewerkstelligt haben.

Einen Tag später war ich dann alleine hier, und dieses eigentümliche Gefühl, in einem weiten, offenen, aber belebten Raum zu sein, hat sich noch verstärkt.

„Naturkunde II“ heißt diese Ausstellung, und „Naturkunde“ heißt auch die Gruppe der Künstlerinnen und Künstler. Ende 2021 haben sie sich zusammengefunden – eine Kooperation aus der Kasseler Produzentengalerie „kunstbalkon“ und dem  Projekt ERDEN:LEBEN – und seither treffen sie sich monatlich, um zeichnerisch und malerisch die Natur zu erkunden: in Gärten, Parks, im Gewächshaus, auch im Naturkundemuseum (wobei hier das ruhige Arbeiten wohl durch die Besucherströme erschwert wird, wie mir vertraulich berichtet wurde).

Wie erkundet man als Künstlerin/Künstler denn die Natur?

„Erkunden“ heißt ja, nicht einfach anschauen und abmalen, erkunden heißt untersuchen, hinter oder in die Dinge hineinzuschauen, und zu versuchen, sie zu verstehen.

Das kann geschehen durch Beobachten, Analysieren und Darstellen von Objekten (Pflanzen, Tiere) oder Strukturen in eher wissenschaftlicher Herangehensweise, wie das z.B. Maria Sybilla Merian oder Alexander von Humboldt getan haben. Oder – als Kontrapunkt – durch den Versuch, das, was bei der Betrachtung der Natur in einem selbst ausgelöst wird, darzustellen, wie ich es den Meer- und Sonnenuntergangs-Bildern von William Turner unterstellen würde.

Das könnte man als die beiden äußersten Punkte der Naturbetrachtung bezeichnen: auf der einen Seite das Verstehenwollen des betrachteten Gegenstandes – auf der anderen Seite das Sich-selbst-Verstehenwollen. Und dazwischen: ein großes weites Feld von Farben, Geräuschen, Strukturen, Bewegungen und Ereignissen; von Blättern, Blüten und Wurzeln, von Fell und Gefieder, von Wasser, Steinen und Erde.

In dieser Ausstellung ist all das zu erfahren, die Betrachtung von Details und der große Raum dahinter – die Farben, Geräusche und Bewegungen der Natur und unser Dasein mittendrin.

Dies sind nur meine kurzen Gedanken zur Naturerkundung und zu dieser Ausstellung – die tatsächlichen Erkunderinnen und Erkunder sind ja da und stehen für Fragen und Plauderei zur Verfügung.

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