Historischer Bericht
Die Geschichte der Familie Köhne reicht viele Jahrhunderte zurück und zeichnet sich durch ihre weiten geografischen und sozialen Veränderungen aus. Ursprünglich stammt die Familie aus Flandern, wie die linguistischen und historischen Hinweise auf den niederfränkischen Wortstamm des Namens „Coene“ nahelegen. Der Name bedeutet „kühn“ oder „erfolgreich“ und wurde im späten 13. Jahrhundert in der Region häufig verwendet.
Frühe Geschichte in Flandern und Brügge
Die ersten urkundlich erwähnten Vertreter der Familie Köhne tauchen im frühen 14. Jahrhundert als wohlhabende Kaufleute und Mitglieder des Hansebundes in Brügge auf. Ghiselin de Coene war 1303 ein hochbesteuerter Kaufmann und Ratsmitglied der Stadt. Weitere Familienmitglieder, darunter sein Neffe Diederick Coene, traten in städtischen Ämtern auf. Die Familie betrieb regen Handel mit verschiedenen Gütern, darunter deutsches Bier, was auf umfassende Handelsbeziehungen hinweist.
Kulturelle Beiträge: Neben dem Handel war die Familie Coene auch kulturell aktiv. Quentin Coene war 1363 Schatzmeister der Künstlergilde in Brügge, und sein Sohn Jan I begründete ein erfolgreiches Kunstunternehmen, das mit Malern, Modellbauern und anderen Künstlern städtische Aufträge in Brügge ausführte. Jakob Coene, ein weiterer bedeutender Vertreter, arbeitete als Buchgestalter und Porträtist am Pariser Königshof und leitete zeitweise die Mailänder Dombauhütte.
Ausbreitung nach Antwerpen und die Folgen der Reformation
Mit dem wirtschaftlichen Niedergang von Brügge und den politischen Umwälzungen verlagerten sich einige Familienmitglieder nach Antwerpen. Diese Stadt entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert zum Handelszentrum Europas, und die Coenes setzten hier ihre Tätigkeiten im Fernhandel fort. Sie handelten unter anderem mit Wolltuchen, Seidenstoffen und exotischen Waren wie Gewürzen und Heilkräutern.
Religiöse Konflikte und Flucht: Die religiösen Spannungen und der Konflikt mit dem Habsburgerreich führten zu massiven Umwälzungen. Marten Coene, ein Ratsherr in Antwerpen, wurde 1576 während eines Aufstandes gegen die Spanier getötet. Daraufhin floh sein Sohn Pieter nach Hoorn in den Niederlanden, wo er 1587 Jan Pieterszoon Coen, den späteren Gründer von Batavia, empfing.
Ansiedlung in Deutschland
Nach der Flucht aus den Niederlanden ließ sich die Familie Köhne in deutschen Städten wie Köln, Bremen und Diepholz nieder.
Köln und Bremen: Jan Coene und seine Nachkommen waren um 1600 in Köln aktiv, bevor Heinrich Köhne nach Bremen auswanderte. In Bremen wurde die Familie zu einem integralen Bestandteil des städtischen Lebens. Werner Köhne (1656–1737) spielte während der Besetzung Bremens durch die Dänen 1712 eine bedeutende Rolle und ist für seine mutige Verteidigung der Stadt bekannt.
Handel und Reederei: Franz Adam Köhne baute das Handelshaus weiter aus und gründete eine Überseehandelsreederei, die sich auf den Handel mit Spanien und Italien spezialisierte. Die Firma betrieb unter anderem Walfang und verfügte über ein weitreichendes Handelsnetz, das Bremen als wichtigen Knotenpunkt für den Handel mit Übersee stärkte.
Bildung und soziale Integration: Die Familie legte großen Wert auf Bildung und schickte ihre Söhne an renommierte Universitäten in Deutschland und den Niederlanden. Diese akademische Ausbildung ebnete den Weg für Karrieren im Handel, in der Verwaltung und in öffentlichen Ämtern. Durch Heiraten mit anderen Bremer Patrizierfamilien festigte die Familie ihre Stellung in der städtischen Oberschicht.
Die Familie Köhne in Diepholz
Parallel zur Entwicklung in Bremen war ein weiterer Zweig der Familie in Diepholz ansässig, wo sie über Generationen hinweg das Bürgermeisteramt bekleideten und in der örtlichen Verwaltung aktiv waren. Die enge Verbindung zu Bremen blieb bestehen, und es gab regelmäßigen Austausch zwischen den beiden Zweigen der Familie.
Heiratspolitik und soziales Netzwerk: Die Köhnes in Diepholz heirateten oft in lokale Adels- und Patrizierfamilien ein, was ihre soziale Position weiter stärkte. Diese Verbindungen trugen dazu bei, die Stellung der Familie in der Region zu festigen und den Zugang zu wichtigen politischen und wirtschaftlichen Netzwerken zu sichern.
Erwerb und Bewirtschaftung des Klosterguts Bredelar
Im Jahr 1899 erwarb Martin Köhne das Klostergut Bredelar im Kreis Brilon, Westfalen. Das Gut, das auf eine lange klösterliche Tradition zurückblickt, wurde nach der Säkularisation zu einem landwirtschaftlichen Betrieb umgewandelt. Für die Familie Köhne bedeutete der Erwerb des Guts eine Rückkehr zu ihren agrarischen Wurzeln und eine Erweiterung ihres wirtschaftlichen Portfolios.
Landwirtschaftliche Nutzung: Martin Köhne und seine Nachkommen modernisierten den Betrieb und setzten auf eine nachhaltige landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Das Klostergut entwickelte sich zu einem wichtigen landwirtschaftlichen Besitz der Familie und blieb bis ins 20. Jahrhundert hinein in deren Händen.
Symbolische Bedeutung: Das Klostergut Bredelar repräsentiert den oft wiederkehrenden Wunsch der Familie Köhne, sich vom städtischen Handel zurückzuziehen und zu einer traditionellen landwirtschaftlichen Bewirtschaftung zurückzukehren. Es bleibt bis heute ein wichtiger Teil des familiären Erbes und ein Zeichen für die Kontinuität der Familie.
Die Quelle für diesen Bericht ist die Genealogie