Eine einzige Form der Bewegung
Fünf Jahre Konzept der muskelelastischen Bewegungsauslösung beim Klavierspielen
Peter Feuchtwangers "Es geht von selbst." (Mai 2016), jetzt:
Es von selbst passieren lassen: Intention und Klang
Demonstrationen
Übungen
Übung Arretierungspunkte Becken-Schulter-Hals/Kopf-Ellbogen-durchlässiges Handgelenk-Fingerglieder
Wahrnehmung von selbst-stabilem Sitz und selbst-stabiler Kopfposition
Wahrnehmung des Schwebezustands des Unterarms bei Oberarm-Innenrotation mit körperfernem Ellbogen
Wahrnehmung des elastischen Haltezustands des Unterarms bei Oberarm-Innenrotation mit körpernahem Ellbogen
Wahrnehmung des Arm-Schwingungszustandes durch energiearmen Wechsel der Oberarm-Rotation
Wahrnehmung der Durchlässigkeit des Handgelenks in jeder Richtung (Ellipse-beschreibend) im Gegensatz zum Körpergewicht tragenden Handgelenk oder nur Hand tragendem Handgelenk (Hand fallend oder horizontal)
Wahrnehmung der Tasten und Handposition
Übung Durchlässiges Handgelenk-Intentionsaktivität - muskelelastische Bewegungsinduktion mit Tastenbewegung noch ohne Tonbildung
Wahrnehmung der zunehmenden elastischen Spannung im Finger bei Intentionsaktivität im Fingergrundglied
Wahrnehmung der Bewegung bei muskelelastischer Auslösung
Wahrnehmung der Finger-internen Muskulatur bei elastisch ausgelöster Bewegung
Wahrnehmbare Muskulatur durch sich ändernde oder geänderte Durchblutung, unterschiedlicher Blutfülle, Volumenspannung, Zugstress, Erschöpfung (unbewusst motivierend angenehm oder bewusst demotivierend schmerzhaft)
Wahrnehmung der Entspannung des Taste unten haltenden, spontan gebeugten Fingers (am Auslösepunkt)
Wahrnehmung der elastischen Spannungszunahme bei Abflachung des Taste unten haltenden Fingers mit spontanem Nachgeben der aufsteigenden Taste
Übung elastisch ausgelöste Tonbildung mit Fingerwechsel (legato)
Wahrnehmung der Hörreaktion, sobald Ton erklingt
Wahrnehmung der Muskelaktivität bei Tastenbewegung mit Vorwärts-Rollbewegung der Fingerbeer (pp) und aus elastischem Impuls heraus (f oder ff), Vergleich der Kraft mit Gewicht auf Briefwaage
Fünf-Finger-Übung (legato, staccato) mit zunehmender Spreizung und mit pentatonischem Doppeltriller
Videoabschnitt aus "Fingerings" und Demonstration
Linke Hand beim Beginn von Chopins Nocturne posthum e-moll: Unterschied der Tastenbewegung am Ende der Ellipse und der elastisch ausgelösten Tastenbewegung
Einleitung
Das tägliche Klavierüben und Experimentieren führt dazu, dass es jeden Tag neue Ideen und Erkenntnisse gibt. Da es um Muskelaktivitäten geht, lässt das Training entsprechende Muskulatur lokalisieren, wachsen und ihre Spezialisierung ändern: Halten (Gewichte halten) wird reines Bewegen (bewegen von Massen). (Daher muss alles immer wieder neu erübt werden.)
Bewegen einer Taste entspricht dem Bewegen einer Balkenwaage. Ist die Waage in der Balance, braucht es nicht viel Kraft, egal wie schwer die Gewichtstücke sind. Aber ohne Gewichte bewirkt eine geringe Kraft (ein niedriger Druck) schon eine schnelle Bewegung (entspricht einem forte), bei schweren Gewichtsstücken hingegen ist dafür eine große Kraft (ein hoher Druck) nötig, oder die Bewegung ist langsam (entspricht einem piano).
Die muskelelastische Bewegungsauslösung realisiert erstens das "Es geht von selbst.". Diese Aussage von Peter zu Klavierübung 17 stimulierte mich ja, genau das zu finden. Zweitens ist es nur eine Bewegung, ohne irgendetwas zu halten, was dann einen Muskel zu einem Bewegungstyp trainiert. Drittens ist diese Bewegung sehr spezifisch, das heißt es geht um eine reine Bewegung. Viertens folgt dieser sehr kurzen Bewegung sofort eine weitestgehende Entspannung, das heißt es geht um eine vollständige Bewegung, wenn eine Taste nach unten bewegt wird und dort gehalten wird, bis ein anderer Finger ablöst (Legato oder Staccato). Das hört sich ideal an, was ich ja auch vermute.
Ein trainierter Muskel des Fingers kann schon mit leichter Aktivierung eine Taste schnell bewegen, ein kaum entwickelter Muskel bräuchte dafür eine große Anspannung, starke Aktivierung und daher reichlich bewusste Aufmerksamkeit, damit nicht Hilfsmuskeln, deren Bewegung unspezifisch ist oder deren Funktion mehr eine Haltefunktion ist, mit aktiviert werden müssen (wofür das Übungsprinzip mit Übungspausen von 5 bis 30 sec besonders hilfreich ist). Die Voraussetzung für ein Spiel, das "von selbst geht", sind also gut gewachsene Fingermuskeln. Diese Voraussetzung ist in Bernhards Buch "The Thoughtless Pianist" nicht genannt.
Ausgangssituation
Bevor ich Peter 1983 kennengelernt hatte während einer Zugfahrt, als er im Gespräch mit Carol Cooper als "Trockenübung" die für mich richtige Fingerbewegung zeigte, hatte ich während des Medizinstudiums meine eigenen Überlegungen auf Basis anatomischer Erkenntnisse und Kenntnisse angestellt. Diese wurden notwendig, weil das hartnäckige Üben bestimmter Stücke Schmerzen im Handgelenksrücken verursacht hatte. Obwohl ich seitdem immer wieder Kontakt mit Peter hatte, habe ich erst 2012 ernsthaft angefangen, mir seine Prinzipien anzueignen, von dessen Sinn ich mich immer wieder überzeugt hatte.
Sinn-Haben bedeutet, dass die Spielart mit den physiologischen Gegebenheiten im Einklang steht. Mein Interesse wuchs zu zeigen, dass Peters Prinzipien physiologisch sind, wieso sie physiologisch sind, und schließlich, ob sie physiologisch sind. Zu diesen Prinzipien gehören Durchlässigkeit, Balance, Elastizität,
Spontaneität (= Nicht-Vorbereitet-Sein), Mit-dem-Atem-Anfangen, Aus-der-Bewegung-heraus-Spielen (Ellipse), Von-der-Taste-aus-Spielen, passives (nicht original Peters Bezeichnung) Folgen des Spielapparats dem Fingerendglied und Eutonie (nicht starrer und nicht schlaffer, trotzdem kontrollierter Zustand des Körpers), was alles zu einem kontrollierten gesanglichen Spiel im Sinn des Bel Canto beiträgt. Diese Prinzipien gelten auch für meine Weiterentwicklung der Klavierspieltechnik.
Was ist bei mir anders oder hinzugekommen? Auf jeden Fall die muskelelastische Bewegungsauslösung, die zu einer bestimmten Art der Tastenbewegung führt. Sie ist nur möglich, wenn die Balance und Durchlässigkeit, Das Spiel-von-der-Taste und die Führung durch das Fingerendglied eingehalten werden und der übrige Körper mit einem Zustand der Eutonie mitmacht, das heißt mit der Bereitschaft, alle Bewegungen mit zu tragen. Die Ergebnisse sind: das Spiel ist gewichtslos (es wird die Masse der Spielmechanik bewegt, was einen minimalen Auftrieb des Spielapparates bewirkt, statt dass Gewicht - Körpergewicht - auf der Tastatur abgelegt wird), und der Intention (dem "inneren Hören", auch ein aktiver Vorgang) folgt der Klang. Weiterhin ist jedes einzelne Ereignis bewusst wahrnehmbar: Berührung der Taste, Position der Finger, die Wirkung der Intention auf die elastische Spannung innerhalb des Fingers, die Bewegungsabschnitte der Taste und im Finger (der Auslösepunkt wird erlebt), das Halten der Taste und das Ablösen von der Taste, die Auswirkungen der Fingeraktivität auf den übrigen Spielapparat - unabhängig vom Spieltempo - zusammen mit dem Erleben des Klangs.
Meine aktuellen Klavierspiel-Tätigkeiten
Professionell bin ich nicht tätig, aber kontinuierlich aktiv durch
Klavierübungen: Peter Feuchtwangers und eigene;
Solo-Repertoire: Barock bis Bossa Nova;
Gesangsbegleitung: Renaissance bis Moderne;
Band-Musik: Bossa Nova, Tango argentino, Musical, Jazz.
Gleichzeitig beobachte und analysiere ich die sich ergebende Entwicklung der Klavierspieltechnik so fachlich und wissenschaftlich wie möglich. Ich betrachte sie als Weiterentwicklung der Prinzipien von Peter Feuchtwanger.
„Wenn es schwer ist, ist es zu schwer.“ (Peter Feuchtwanger)
Vielleicht ist gemeint: "Wenn es schwierig ist, ist es zu schwierig."
Aber meine Klavierspieltechnik zielt tatsächlich darauf ab, dass das Spiel gewichtsmäßig weder schwer noch leicht ist. Stattdessen schwebt der Spielapparat mit den Händen über der Tastatur, und die Fingern berühren sie, wobei sie ein Teilgewicht der Hand auf die noch unbewegten Tasten übertragen. Das macht das Handgelenk durchlässig. Die musikalische Intention wird im Fingergrundglied entwickelt, die elastische Spannung macht die Intention bewusst, und der Klang entsteht - von selbst - durch einen elastischen Impuls aus dem Fingerendglied. Der Finger ist der aktive Vermittler der Masse der Spielmechanik und der Masse der Hand (oder des Spielapparates). Ich meine dazu nebenbei, dass das körperliche Verarbeiten von Gewicht auf dem Tastenboden von der bewussten Wahrnehmung des Spielens und vom musikalischen Erleben ablenkt.
Aber auch die zweite Perspektive ist gültig: Wird das Spielen schwierig, bedeutet es, dass eine bewusste Wahrnehmung, Verarbeitung und Ausführung erforderlich werden, was das Spielen zu einem Machen oder Produzieren werden lässt, sodass das erwünschte bewusste musikalische Erleben automatisch eingeschränkt ist.
Beides - die passende Spieltechnik und die Musikalität - lassen sich erüben in dem Sinne, dass durch experimentierendes Wiederholen das Passende entdeckt wird und das Unpassende nicht mehr präsent sein wird. Letzteres stellt einen Löschvorgang dar, der noch nicht gut definiert ist. Nach meinem Konzept sind es eingestreute Übungspausen (über deren Effekt ich vor zwei Jahren referiert habe), in denen der eutone Zustand des Körpers und die Balance wiedererlangt werden. Um das zu erreichen, müssen gewisse Arretierungspunkte in der Haltung eingenommen werden, die vom Körperbau bereits vorgegeben sind, also ganz natürlich sind, und mit denen die Haltung am entspanntesten eingenommen werden kann.
(Ein Beispiel dazu ist meine Art von Klausuraufsicht gewesen: erhöht auf einem Tisch aufrecht bis zum Kopf in Balance sitzend, die Augen nicht konvergieret umherschweifen zu lassen und es atmen zu lassen; dabei musste ich darauf achten, dass die Entspannung nicht in einen Sekundenschlaf mündete.)
Obligatorische Merkmale
Durchlässigkeit des Handgelenkes (benötigt den direkten Kontakt mit der Taste zur Übernahme des Hand-Teilgewichts; in Schwebe gehaltene Hand und Finger, hängende Hand und Ablegen von Körpergewicht machen das Gelenk steif)
Intentionsaktivität mit der Atmung (im Zuge der Ausatmung, die Rückwirkung durch Taste stimuliert Einatmung)
Muskel-Entwicklung und -Wahrnehmung durch sehr spezifische muskelelastische Bewegungsauslösung (durch Real-Belastung: Ein gut gewachsener Muskel bleibt weich und elastisch bei derselben geforderten Leistung. Entwicklung zum Bewegungsmuskel statt Haltemuskel, bewusst wahrgenommene Muskeldurchblutungs-Phänomene, die Ausdauer und Motivation bewirken - s. Peters "I could do this for 24 hours."); unterstützt durch Methode der Tiefstentspannung als Mittel der Muskelregeneration.
Arretierungspunkte Sitzbein, Schulter-Brustkorb-Kontakt, Ellbogen (Oberarm leicht innen rotiert und abgespreizt), Handgelenk bleibt frei, Fingerkuppen (Fingerbeere und Endphalanx-Knorren)ermöglichen spannungsfreier Balance
Elastizität des ganzen Körpers (im Eutonus), muskelelastische Bewegungsauslösung jedes Endglieds (zusammen mit Mittelglied) als ultrakurzer, sehr bewusst wahrnehmbarer Impuls
Schwingung: Atmung mit der Tastenbewegung und elliptische Bewegung aller Elemente des Spielapparates ermöglichen expressive Spontaneität.
Gewichtsloses, kontaktgebundenes Spiel: Ausgangspunkt ist bei Handdurchlässigkeit Ablegen des Teilgewichts der Hand noch ohne Tastenbewegung: Jeder zusätzliche Druck bringt Taste in Bewegung. Tatsächlich vermittelt der elastisch ausgelöst aktive Finger eine Bewegung gegen die Schwerkraft und hält einen Schwebezustand aufrecht bei freier Möglichkeit des Spielapparates, sich in jeder Richtung reibungslos zu bewegen (außer nach unten).
Finger-Mittel- und -Endglied sind aktiver Ausgangspunkt der muskelelastisch ausgelösten Tastenbewegung (der übrige Spielapparat (der übrige Körper) muss eutonisch mitgehen (NICHT PASSIV)
Bewegung in Balance kontinuierlich (benötigt Wahrnehmung der Arretierung Punkte)
Ausnahme Daumen: zwei Bewegungsarten im Endgelenk (Schnapp-Scharnier, wichtig für Daumen-Über-/Untersatz)