14.10.19

Tag der Heimat beim BdV-Kreisverband Groß-Gerau


Für Frieden und Verständigung

"Für mich ist Europa Heimat. - Ich lasse mir Europa nicht schlecht reden." Diese Worte sprach Tobias Utter, MdL und Europapolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag in seiner Festrede zum Festakt des diesjährigen Tags der Heimat des Bundes der Vertriebenen (BdV) im Kreis Groß-Gerau, der in der Biebesheimer Kulturhalle unter dem Leitwort "Menschrechtre und Verständigung - Für Frieden in Europa" statt fand.

Mit Blick auf die türkische Invasion in Syrien warnte Tobias Utter: „Vertreibung darf kein Mittel der Politik werden!“ Vertreibung bringe niemals Frieden, sondern sorge dafür, dass Konflikte noch lange schwelen. Hat denn die Menschheit gar nichts dazu gelernt?“ Er plädierte nachdrücklich für ein vereintes Europa. Eine Partei, die den Austritt Deutschlands aus der EU fordert, nannte er „brandgefährlich“. Nationaler Egoismus sei nicht der Weg, der Frieden bringt.

71 Millionen Menschen haben 2018 ihre Heimat verloren. Das sagte Hans-Josef Becker vom BdV-Kreisverband Groß-Gerau während seiner Ansprache. Nach dem Zweiten Weltkrieg traf dieses Schicksal rund 15 Millionen Deutsche, indem sie aus ihrer oft seit Jahrhunderten angestammten Heimat vertrieben worden waren. Die Erinnerung an das, was Menschen ihren Mitmenschen antun können, ist nach Meinung Beckers unerlässlich: „Es gibt keine sinnvolle Alternative zu Frieden und Verständigung.“ Dass die Erinnerung ein wichtiges Anliegen sei, machten auch weitere Redner während des gleichzeitig begangenen nationalen Gedenktages für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation deutlich.

Erster Kreisbeigeordneter Walter Astheimer (Grüne) sprach über die Integration und deren große Aufgabe, als 1946 im Kreis Groß-Gerau 13 707 Heimatvertriebene aus Osteuropa registriert worden waren. Bis 1960 sei deren Anteil an der Gesamtbevölkerung auf 21,7 Prozent angewachsen, „und auch damals gab es Vorbehalte in der angestammten Bevölkerung“. Bundestagsabgeordneter Stefan Sauer (CDU) hob die Bedeutung des BdV-Mottos „Menschenrechte und Verständigung – Für Frieden in Europa“ hervor. Das sei besonders in Zeiten eines erstarkenden Rechtsradikalismus wichtig. Pfarrer Günther Loch vom Dekanat Rüsselsheim drückte es so aus: „Ein bisschen mehr wir und weniger ich, damit Leben und Wirken gelingen mögen“.

Den Bezug von damals zum Heute stellte Adamu Mamo Kebede her, der vor sechs Jahren vor dem Krieg aus Äthiopien geflohen war. „Heimat und Heimatlosigkeit ist wie eine schlimme Krankheit“, beschrieb er seine Gefühle. Dank seiner Arbeit habe er nun in Deutschland ein neues Zuhause gefunden.

Zum Tag der Heimat gehört auch stets ein kulturelles Programm, das BdV-Vorstandsmitglied Markus Mohr moderierte. Diesen Volkstumsnachmittag gestalteten die Siebenbürger Musikanten aus Rüsselsheim, die Siebenbürgische Tanzgruppe aus Pfungstadt und die BdV Musik- und Gesangsgruppe Biebesheim/Dornheim. Den festlichen Teil hatte der Männergesangverein Liederkranz aus Gernsheim umrahmt.