Methodischer Kommentar

Portfolios werden meist nur in zwei Arten eingesetzt, zur Dokumentation von Ergebnissen oder zur Darstellung von eigenen Kompetenzen. Neben solchen Präsentations- oder Kompetenzportfolios gibt es weitere Varianten, die in Schule und Ausbildung lernwirksam eingesetzt werden können: Lernportfolio, Projektportfolio, Sprachenportfolio, Bewerbungsportfolios, Talentportfolio (und einige mehr), vielfach ähneln oder decken sich Konzepte von Portfolios im Bildungsbereich auch, so etwa das Lern- und das Prozessportfolio oder das Kompetenz- und das Leistungsportfolio.

Das Schülerportfolio kann also verschiedenen Zielen dienen:

  • persönliches Dokumentations- oder Entwicklungsinstrument,

  • Lehr-Lern-Instrument,

  • Diagnose- und Förderinstrument,

  • alternatives Beurteilungsinstrument.

Reflexion macht den Unterschied

Wichtig für alle Ansätze der Portfolioarbeit sind die Elemente der Individualisierung und der Reflexion: "Portfolioarbeit ist Ausdruck einer Philosophie, in der die Einzigartigkeit eines jeden Menschen hervorgehoben, die Vielfältigkeit menschlicher Begabungen wertgeschätzt, die Interessen der Lernenden berücksichtigt und die Bedeutung der Lernergebnisse für das Lebensprojekt jedes einzelnen erkennbar gemacht werden." (Brunner, 2006)

Ein wesentlicher Unterschied zu gängigen Projektmappen oder anderen Arbeitsmappen ist die reflexive Arbeit, der Anspruch, dass der Schüler jeden Lernschritt und jedes Lernprodukt reflektiert. Ein Portfolio wird in der Regel mit einem reflektierten, persönlichen Text eröffnet, enthält Überlegungen zum eingeschlagenen Lernweg, zum eigenen Lernzuwachs und auch Rückmeldungen anderer und endet mit einem Text über die Bedeutung des Gelernten und einem Ausblick auf weitere Schritte.

Portfolios mit digitalen Werkzeugen

Das E-Portfolio gewinnt im schulischen Kontext insbesondere durch die praktische Auseinandersetzung mit digitalen Medien an Bedeutung (Baumgartner 2009). Im Unterschied zur typischerweise papierbasierten Portfolio-Mappe ermöglicht ein E-Portfolio das Einbetten von digitalen Medien wie Videos, Audios, Bildern, Tweets, Kommentaren, Links, Übungen und vielem mehr. Webbasierte Portfolios erlauben darüber hinaus die Zusammenarbeit mit anderen Schülerinnen und Schülern. Des Weiteren ermöglicht ein webbasiertes digitales E-Portfolio eine verbesserte Kommunikation über die Lernprodukte. Schaltet man ein entstandenes Lernprodukt für Mitschüler, Kommilitonen oder Dozierende frei, so können alle Beteiligten Kommentare hinzufügen, und das Artefakt kann diskutiert werden. Es ist besonders dieser kollaborative Mehrwert, den ein E-Portfolio auszeichnet, da sich hier Lese- und Schreibrechte von Artefakten einfach verwalten lassen (Baumgartner 2012). Rein praktische Vorteile von E-Portfolios liegen in der einheitlichen digitalisierten Form, sie können leichter gesammelt, sortiert, präsentiert und kommentiert werden.

Hinweise zur Bewertung

Schüler*innen und Auszubildende benötigen einen klaren Rahmen für die Arbeit an E-Portfolios, da hier nicht eine einzige richtige Lösung am Ende steht, sondern individuelle Lösungen. Lehrkräfte sollten vereinbaren, wie Blogs und andere E-Portfolio-Formate im Unterricht zur Leistungsbewertung herangezogen werden. Daher sollten den Schüler*innen klare Vorgaben bezüglich der folgenden Aspekte gegeben werden:

  • Allgemeine Aufgabenstellung: Den Schüler*innen soll transparent gemacht werden, wozu die Werkzeuge, die sie benutzen sollen, gut sind und welche Vorteile sie von deren Einsatz haben.

  • Spezifische Aufgabenstellungen: Einzelne Aufgaben sowohl obligatorischer als auch optionaler Art strukturieren die Inhalte, die die Schüler*innen erstellen sollen und bieten gleichzeitig Möglichkeiten der Einzelbewertung für den Inhalt und die Ausführung.

  • Bewertungskriterien Einzelaufgaben: Welche Kriterien legen die Lehrkräfte für die Bewertung der einzelnen Produkte an? Dazu muss berücksichtigt werden, dass die Produkte sehr unterschiedlicher Natur sein können und die Kriterien dementsprechend angepasst werden. Texte unterliegen anderen Kriterien als selbst produzierte Präsentationen, Audios oder Videos.

  • Bewertungskriterien Gesamtprodukt: Das Gesamtprodukt kann nach folgenden Kriterien bewertet werden:

    • Intensität – Authentizität – Reflexivität: Die Studierenden sollen für diesen Bereich beweisen, dass sie die Verknüpfungen der einzelnen Produkte sowie die Wichtigkeit der Produkte verstanden haben. Der Fokus in diesem Bereich liegt auf dem Lernprozess.

    • Dokumentation der Kompetenznachweise: In diesem Bereich, der vor allem für E-Portfolios eine Rolle spielt, wird die Vollständigkeit der Produkte bewertet, die die Studierenden in einer Lehrveranstaltung erstellt haben.

    • Ästhetik – Multimediale Aufbereitung – Kreativität: Ob Pinnwand, E-Book, Blog oder Website, ein E-Portfolio unterscheidet sich von einem Papierportfolio grundsätzlich durch die vielfältigen multimedialen Möglichkeiten, daher sollte natürlich auch dieser Bereich in die Bewertung einfließen. Zusätzlich zu grundsätzlichen ästhetischen Gestaltungsregeln (Proportion, Farbgestaltung, Schriften etc.) müssen hier Prinzipien der Multimedialität und Hypertextualität berücksichtigt werden (Einbettungen, Verlinkungen, Navigation etc.).

Literatur