Gedanken zu den Losungen
Autoren: D. Muhl & andere
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Ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.
Unterstütze die Witwen, die alleinstehend sind.
Manchmal hört man den Spruch: „Altwerden ist nichts für Feiglinge!" Er bringt zum Ausdruck, wie anspruchsvoll das Älterwerden ist. Während manche gesunde Rentner die neugefundene Freiheit durchaus genießen können, wird es für die allermeisten mit zunehmendem Alter schwierig. Die körperlichen Beschwerden und die Hilflosigkeit nehmen ständig zu. Doch gerade hier stellt sich die Frage: Wer trägt uns eigentlich – wir uns selbst oder jemand Größeres?
Je älter wir werden, desto mehr wird das Alter zu einer Frage des Vertrauens. Die einen vertrauen auf ihre „umfassende Vorsorge", die eine optimale Betreuung gewährleisten soll. Andere vertrauen auf ihre Kinder, die ihnen – hoffentlich – treu zur Seite stehen und dort helfen, wo sie gewisse Dinge selbst nicht mehr bewältigen können.
Ein Blick zurück ins Alte Israel zeigt, wie Menschen damals mit Hilfsbedürftigkeit umgingen. Jesaja 46:1–2 zeigt, dass viele Israeliten ihr Vertrauen auf Götzenbilder setzten. Sie glaubten, diese würden in Notlagen eingreifen, Übel abwenden, die Gesundheit erhalten und Wohlstand schenken. Besonders im Alter, wenn die Hilflosigkeit zunimmt, erhofften sie sich vielleicht auch von ihnen Trost und ein berauschendes Glücksgefühl.
Doch diese Götzenbilder mussten getragen werden – eine Last für das erschöpfte Vieh. Jesaja verspottet diese Vorstellung: Wenn ein selbstgemachter Gott getragen werden muss, ist er schwächer als sein Anbeter. Deshalb lässt Gott durch den Propheten sagen:
"Hört auf mich, … Haus Israel, die ihr von Mutterleib an … von mir getragen worden seid! Auch bis in euer Greisenalter bin ich derselbe, und bis zu eurem grauen Haar werde ich euch tragen. Ich habe es getan, … und ich werde tragen und werde retten." (Jes 46:3-4)
Derjenige, der uns geschaffen und ein Leben lang unsichtbar versorgt hat, kann uns auch in der Hilflosigkeit des Alters körperlich und psychisch durchtragen (Ps 71:9). Reichtum und ideale medizinische Versorgung gewährleisten vielleicht eine gute körperliche Betreuung – wenn sie denn bis zum Ende funktioniert. Doch trägt all das auch unsere Seele – bis zum Tod und darüber hinaus? Nur unser Schöpfer selbst kann uns im Sterbeprozess durchtragen und retten (Ps 23:4).
In biblischen Zeiten gab es keine staatlichen Sozialversicherungen. Die Familie war die wichtigste Absicherung. Wer keine Angehörigen oder hilfsbereiten Nachbarn hatte – besonders Kranke, Alte, Waisen und Witwen – war oft existenziell gefährdet. Zwar existierten gewisse soziale Hilfsmechanismen (z. B. das Nachlese-Gebot in 3Mo 19:9–10, die Schuldenerlassjahre von 5Mo 15:1–2 oder die Unterstützung aus Tempel- und Synagogenkassen), doch reichten sie nur begrenzt aus.
Darum waren die Anweisungen des Apostels Paulus an Timotheus für die Gemeinden so wertvoll: Sie linderten das Leid alter und hilfsbedürftiger Menschen. Das fünfte Gebot – „Ehre Vater und Mutter" (2Mo 20:12) – schließt die Versorgung der Eltern im Alter mit ein. Deshalb fordert Paulus die Kinder auf, ihren Eltern das Empfangene zu vergelten (1Tim 5:4). Ältere Witwen ohne Angehörige sollten von der Gemeinde unterstützt werden und – soweit möglich – selbst Dienste übernehmen (1Tim 5:9-10).
Die ersten Gemeinden hatten kein flächendeckendes Sozialsystem, in dem alle – einschließlich der Reichen – nach dem Gießkannenprinzip eine Rente erhielten. Unterstützt wurden nur diejenigen, die wirklich darauf angewiesen waren. Das setzte voraus, dass man in einer Gemeinschaft lebte und die Situation jedes Einzelnen beurteilen konnte. In einer Gemeinde, die von Liebe geprägt ist, versorgt Gott die Alten und Hilfsbedürftigen durch die Gemeindeglieder (Apg 2:44-45).
Falls unsere staatlichen Sozialsysteme zunehmend versagen sollten, wären die Gemeinden neu gefordert, die Anweisungen aus 1. Timotheus 5 umzusetzen. Gott trägt uns – und er ruft uns dazu auf, einander zu tragen (Gal 6:2).
Du wirst mit deinem Gott zurückkehren. Halte fest an Liebe und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!
Paulus schreibt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten - unter ihnen bin ich der erste. Doch eben darum habe ich Erbarmen gefunden: An mir als Erstem sollte Christus Jesus die ganze Fülle seiner Geduld zeigen, beispielhaft für alle, die künftig an ihn glauben und so ewiges Leben finden.
Der Prophet Hosea erhielt von Gott einen kaum fassbaren Auftrag: „Geh, nimm dir eine hurerische Frau und zeuge hurerische Kinder!" (Hos 1:2) Gomer – so hieß diese Frau – veränderte ihr Verhalten jedoch nicht. Sie traf sich weiter mit anderen Männern und verließ Hosea auch. Wir wissen nicht, wie sich Hosea dabei fühlte, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass ihn das zutiefst schmerzte.
Das unverbindliche „Liebesleben" von Gomer beinhaltete nicht die ultimative Freiheit, wie manche denken. Es führte sie immer mehr in eine oberflächliche Lustbefriedigung, die eine wachsende innere Leere zurückließ. Wer die Treue von der Liebe abkoppelt, verliert die wahre Liebe. Sexualität ohne verbindliche Liebe führt nicht in die Freiheit, sondern in eine Gebundenheit. Man wird zum Sklaven der eigenen Lust (Joh 8:34).
Zu Beginn des dritten Kapitels wird berichtet, wie Hosea auf Geheiß Gottes eine Frau für 15 Silberstücke kauft (Hos 3:1-2). Viele Ausleger vermuten, dass Hosea hier Gomer freikaufte, die in der Zwischenzeit in eine Art „Schuldknechtschaft" geriet. Möglicherweise fiel sie sogar in die Fänge eines Zuhälters.
Gottes auserwähltes Volk verhielt sich Gott gegenüber ähnlich wie Gomer. Das Verhalten Israels verursachte bei Gott ebenso Schmerzen (Jer 3:20). Auch er musste sein Volk von der Sklaverei der Sünde loskaufen (1Petr 1:18-19).
Der heutige Losungsvers lässt sich wörtlich auch so übersetzen:
"Und du wirst infolge deines Gottes zurückkehren. Bewahre die Gnade (o. Güte) und das Recht. Harre (wartend) auf deinen Gott."
Das zeigt: Die Umkehr zu Gott ist sein Werk (Phil 2:13). Darum ist das Zurückkehren zu Gott immer ein Geschenk seiner wunderbaren Gnade – ermöglicht durch Christus, der in die Welt kam, um Sünder zu retten. Wenn das Volk Israel durch die Gnade des HERRN zu Gott zurückkehrt, soll es diese Gnade bewahren und sich in Rechtschaffenheit üben. Dazu braucht es Ausharren – ein Warten auf Gott (Ps 27:14).
Kaum jemand durfte die Gnade Gottes so intensiv erfahren wie der Apostel Paulus. Als eifrigster Christenverfolger seiner Zeit bezeichnete er sich selbst als den „Ersten von allen Sündern". Wäre ihm der HERR vor Damaskus nicht begegnet und hätte Er ihn nicht mit seinem Erbarmen überschüttet, wäre Paulus verloren gewesen (Apg 9:3-6).
Gott demonstrierte an Paulus die überwältigende Macht seiner Gnade (1Tim 1:16). Diese Demonstration zeigt jedem Sünder – egal wie groß seine Schuld ist – dass auch er zu Gott zurückkehren und an ihn glauben kann, um das ewige Leben zu finden. Auch heute erfahren Menschen, dass Gottes Gnade stärker ist als jede Verstrickung. An Paulus wird deutlich: Die Gnade und Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes sind keine abstrakten Begriffe, sondern Wesenseigenschaften, die jeden Menschen verändern können (Tit 3:4-5). Deshalb schreibt Paulus in Römer 11:32:
"Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt."
Wer die Liebe und das Erbarmen Gottes erkennen durfte, kann nicht anders, als diesen Gott zu lieben (1Joh 4:19)!
Der HERR richtet auf, die niedergeschlagen sind.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll zur Freude werden.
Die letzten fünf Psalmen werden als „Kleines Hallel" oder „Schluss-Hallel" bezeichnet. Sie gehören zu den Hallel-Psalmen und beginnen oder enden mit dem Ausruf „Halleluja" – einem kraftvollen „Lobt den HERRN!". Ein solcher Lobpreis ist eine große Kostbarkeit, sofern er von Herzen kommt:
Er gibt Gott die Ehre und macht ihn groß – sowohl vor Engeln als auch vor Menschen
Er stärkt unsere Dankbarkeit und damit unsere Zufriedenheit
Der Lobpreis erfüllt Herz und Seele mit Freude und trägt zum Glücklichsein bei
Er lässt Gott vor unserem inneren Auge größer werden und fördert unser Vertrauen
In Psalm 146 preist der Liederdichter diejenigen glückselig, die den Gott Jakobs zu ihrer Hilfe gemacht haben und ihre Hoffnung auf den HERRN setzen. Besonders freut er sich darüber, dass sich der allmächtige Gott um alle Benachteiligten kümmert. In den Versen 7–9 lesen wir:
„Er schafft Recht den Bedrückten, er gibt den Hungrigen Brot. Der HERR macht die Gefangenen frei. Der HERR öffnet die Augen der Blinden. Der HERR richtet die Gebeugten auf. Der HERR liebt die Gerechten. Der HERR behütet die Fremdlinge, Waisen und Witwen hilft er auf; aber er krümmt den Weg der Gottlosen." (Ps 146:7-9)
Zur Zeit Jesu erlebten dies diejenigen, die dem Herrn Jesus begegneten und an ihn glaubten. Für sie wurden diese Verheißungen Realität. Doch das war nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird – nämlich dann, wenn Gott sichtbar sein Reich aufrichtet und alle Tränen abtrocknet (Offb 21:4).
Die Jünger Jesu erlebten über drei Jahre hinweg unzählige Zeichen und Wunder. Kein Wunder also, dass sie mit einem baldigen Beginn des messianischen Friedensreiches rechneten. Doch in seinen Abschiedsreden (Joh 13–17) sagte Jesus etwas ganz anderes voraus:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein." (Joh 16:20)
Diese Aussage stand in starkem Kontrast zu dem, was sie erwarteten. So erstaunt es nicht, dass sie vieles von dem, was er damals sagte, nicht verstanden.
Als Jesus verhaftet, verhört, geschlagen und gekreuzigt wurde, brach ihre ganze Welt zusammen. Sie weinten, klagten und waren über die Maßen traurig. Die Feinde Jesu hingegen freuten sich und dachten: „Endlich haben wir diesen ‚Verführer des Volkes' beseitigt." Doch am Auferstehungstag änderte sich alles! An diesem Tag verwandelte sich die Traurigkeit der Jünger in große Freude (Joh 20:20).
Auch heute erleben viele Christen Leid, Trauer oder Situationen, die wir nicht begreifen. Doch wir dürfen uns an Gottes unveränderlicher Treue festhalten (Kla 3:22-23). Er ist derselbe, der die Gebeugten aufrichtet und die Traurigkeit in Freude verwandelt – spätestens, wenn Christus wiederkommt und alle Dinge neu macht (Offb 21:5).
O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!
Der heilige Geist sprach: Bestimmt mir den Barnabas und den Saulus für das Werk, zu dem ich sie berufen habe. Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie gehen.
Der erste Satz des heutigen Losungsverses lautet auf Hebräisch: „Ana Jahweh hoschiah-na" – „O HERR, hilf doch!" Der uns bekannte Ruf Hosanna erinnert an Jesu Einzug in Jerusalem (Mt 21:9). Ursprünglich war „Hosanna" ein Hilferuf an Gott; später wurde daraus ein Jubelruf der Hoffnung auf seine Rettung. Als Jesus auf einem Eselsfüllen in die Stadt kam, entstand unter dem Volk große Euphorie (Mt 21:7-11). Die Volksmenge zitierte Psalm 118,25–26, einen messianischen Psalm, der die Ankunft des verheißenen Retters ankündigte.
Der Kontext von Psalm 118 ist bemerkenswert. Ab Vers 20 heißt es:
20 Dies ist das Tor des HERRN. Gerechte ziehen hier ein. 21 Ich will dich preisen, denn du hast mich erhört und bist mir zur Rettung geworden. 22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. 23 Vom HERRN ist dies geschehen, es ist ein Wunder vor unseren Augen. 24 Dies ist der Tag, den der HERR gemacht hat! Seien wir fröhlich und freuen wir uns in ihm! 25 Ach, HERR, rette doch (hebr. hoschiah-na)! Ach, HERR, gib doch Gelingen! 26 Gesegnet sei, der kommt im Namen des HERRN.
An dem Tag, den die Christenheit als „Palmsonntag" feiert, zog tatsächlich der Gerechte Gottes durch das Tor des HERRN ein (Ps 118:20). Er war nicht nur der einzig wirklich Gerechte, sondern auch derjenige, der den Vielen zur Gerechtigkeit verhalf (Jes 53:11 / Röm 5:19). Alle warteten gespannt darauf, was Jesus als Nächstes tun würde. Doch sie hatten irdische Vorstellungen: Sie erwarteten politische Erlösung und ein sichtbares Königreich (Apg 1:6).
Das Volk hoffte auf den richtigen Mann – hatte aber falsche Vorstellungen davon, was er tun würde. Der Messias wurde für sein Volk und die ganze Menschheit tatsächlich zur Rettung – allerdings nicht, indem er sie von irdischen Problemen erlöste, sondern indem er sie von der Sünde befreite (Mt 1:21 / 1Petr 2:24). Das geschah, als er am Kreuz für uns starb (1Kor 15:3).
Mit den Bauleuten, die den Eckstein verwarfen, waren die religiösen Führer Israels gemeint, die Jesus als Messias ablehnten und ihn umbrachten (Mt 21:42 / Apg 4:11). Doch genau dadurch bewirkte der HERR das Wunder der Erlösung und die Befreiung von Sünde (Apg 2:23). Mit seinem Tod und seiner Auferstehung errang Jesus nicht den Sieg über eine irdische Besatzungsmacht, sondern den Sieg über die mächtigste Kraft innerhalb der Schöpfung – den Tod (1Kor 15:54-57). Darum war das der Tag, den der HERR gemacht hat (Ps 118:24). Und darum dürfen wir uns freuen und fröhlich sein.
In der Gemeinde in Antiochia herrschte keine Euphorie mit falschen Erwartungen – wie an Palmsonntag – sondern ein wartendes Ausgerichtet-Sein auf den HERRN. Die Gemeinde fokussierte sich ganz auf den HERRN, indem sie ihm diente (Apg 13:2). Gleichzeitig suchten sie in Fasten und Gebet nach dem Willen Gottes. Diese Gemeinde ließ sich nicht von ihren Wünschen und Vorstellungen dominieren. Sie sagten nicht: „Unsere zwei wunderbaren Lehrer Paulus und Barnabas wollen wir unbedingt behalten!" Nein! Sie unterordneten sich der Führung des Heiligen Geistes, der ihnen zeigte, dass sie die beiden Männer als Missionare zu den nichtjüdischen Völkern freigeben sollen (Apg 13:2-3).
Wer auf den HERRN fokussiert lebt, lässt sich nicht von eigenen Vorstellungen leiten, sondern sucht den Willen Gottes (Spr 3:5-6 / Röm 12:2). Möge der HERR uns die Gnade schenken, so auf ihn ausgerichtet zu sein.
HERR, zeige uns deine Gnade und gib uns dein Heil!
Das Heil kommt von den Juden.
Was wäre wohl passiert, wenn ein Pfarrer 1942 in Berlin „Johannes 4,22" als Predigtthema gewählt hätte? Vermutlich hätte er eine Woche später nicht mehr auf der Kanzel gestanden. Damals galt „Heil Hitler" und die neutestamentliche Aussage, dass das „Heil aus den Juden kommt", durfte in Deutschland kaum jemand ungestraft verkündigen.
Aktuell – besonders seit dem 7. Oktober 2023 – erleben wir eine massive Zunahme des Antisemitismus. In vielen Ländern und religiösen Traditionen stoßen Juden auf Ablehnung – teils offen, teils unterschwellig. Doch damit nicht genug: Gleichzeitig gönnt man ihnen auch das kleine Land im Nahen Osten nicht, wo sie ihre Heimat gefunden haben. In etlichen muslimischen Staaten sucht man auf Landkarten vergeblich nach einem Staat Israel.
Viele Menschen spüren – bewusst oder unbewusst – dass das jüdische Volk eine besondere Rolle in Gottes Geschichte spielt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bibel sie als das auserwählte Volk bezeichnet (5Mose 7:6). Diese Erwählung wurde in der Geschichte oft missverstanden oder missbraucht und hat Neid, Verdächtigungen und offenen Hass hervorgerufen. Leider findet sich dieses Denken vereinzelt sogar in christlichen Kreisen.
Dabei hat Jesus selbst klargestellt, dass Gottes Heil aus den Juden kommt (Joh 4:22). Diese Aussage wirkt bis heute wie ein „Stein des Anstoßes" (1Petr 2:8). Denn sie führt direkt zur zentralen Frage: Wer ist Jesus Christus? Ein Prophet? Ein moralisch vorbildlicher Mensch? Oder der Sohn Gottes, der die Welt von Schuld erlöst hat (Joh 1:29)?
Auch die aus dem babylonischen Exil zurückgekehrten Juden litten unter Antisemitismus. Die Bücher Esra und Nehemia zeigen das deutlich (Esra 4:1-5). Man vermutet, dass Psalm 85 aus dieser Zeit stammt oder zumindest prophetisch in sie hineinspricht. In den Versen 1–4 blickt der Psalmdichter auf Gottes vergangenes Heilshandeln zurück. Die Verse 5–8 offenbaren die gegenwärtige Not und die Sehnsucht nach Gottes Gnade und seinem Heil.
In Vers 9 erwartet der Psalmist die verheißungsvollen Zusagen Gottes. Aus den letzten fünf Versen erkennen wir die prophetischen Antworten, die er von Gott erhielt. Dort finden wir unter anderem die poetisch wunderschönen Worte:
"Gnade und Wahrheit sind sich begegnet, Gerechtigkeit und Frieden haben sich geküsst. Wahrheit wird sprossen aus der Erde, Gerechtigkeit herniederschauen vom Himmel." (Ps 85:11-12)
Wenn die Wahrheit Schuld ans Tageslicht bringt, fordert die Gerechtigkeit Vergeltung – der Schuldige muss bezahlen. Wer jedoch aus Gnade einen Schuldenerlass gewährt, kann nur gerecht bleiben, wenn er selbst für die Schuld aufkommt. Genau das tat der Sohn Gottes (Röm 3:25-26).
In Jesus Christus begegnen uns Gnade und Wahrheit (Joh 1:14). Durch ihn finden wir Frieden und werden mit Gottes Gerechtigkeit beschenkt (Röm 5:1). In seiner Menschwerdung „spross die Wahrheit aus der Erde". So erfüllt sich die Botschaft des Psalms: Das Heil, das Gott verheißen hat, kommt tatsächlich aus den Juden – und ist in Christus erschienen (Tit 2:11).
Kinder, die das Gesetz nicht kennen, sollen es auch hören und lernen, den HERRN, euren Gott, zu fürchten alle Tage.
Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern lasst sie aufwachsen in der Erziehung und Zurechtweisung des Herrn.
Das Wort Gottes und das Evangelium weiterzugeben ist eine der wertvollsten Aufgaben überhaupt. Das gelingt uns jedoch nur, wenn wir selbst zuvor die Schönheit und Kostbarkeit der guten Botschaft Gottes entdeckt haben.
Der heutige Losungstext zeigt, was Kinder lernen sollen: Gottes Gesetz hören, es kennenlernen und dadurch Ehrfurcht vor Gott entwickeln. Ein Vers zuvor heißt es:
„Versammle das Volk – Männer, Frauen, Kinder und den Fremden in deinen Toren –, damit sie hören, lernen und den HERRN, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun" (5Mo 31:12).
Hier wird deutlich: Zuerst sollen die Erwachsenen hören und lernen, damit ihr eigenes Leben in der Ehrfurcht vor Gott verwurzelt ist. Da die Gottesfurcht der Anfang der Weisheit ist (Spr 1:7), bildet sie das Fundament für ein zielgerichtetes Leben.
Gott wusste von Anfang an, dass wir Menschen sein Gesetz nicht vollkommen erfüllen können (Röm 3:23). Dennoch fordert er uns auf, seine Worte zu beachten, weil sie uns vor Fehlentscheidungen bewahren. Gleichzeitig macht uns das Gesetz bewusst, wie sehr wir auf die Gnade Gottes angewiesen sind (Röm 3:20). Wer ehrlich erkennt, dass er durch das Gesetz nicht gerecht werden kann, versteht umso tiefer die Schönheit des Evangeliums: Christus hat das Gesetz vollständig erfüllt und uns von der Sünde befreit (Röm 8:3-4). Er schenkt uns seine Gerechtigkeit (2Kor 5:21) – und diese Erfahrung vertieft unser Vertrauen zu Gott und macht uns barmherziger gegenüber anderen.
Solche Erfahrungen ermutigen uns und befähigen uns, auch die nächste Generation im Glauben zu stärken (Ps 78:4-6). Es ist ein Vorrecht für uns Erwachsene, Kindern Gottes Wort weiterzugeben und sie in diesen wichtigen Lernprozess einzuführen.
In Epheser 6:4 richtet Paulus ein besonderes Wort an die Väter: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn". In einer Zeit, in der Väter fast unbegrenzte Autorität hatten, war dieses Gebot außergewöhnlich. Paulus beschreibt, wie leicht Väter ihre Kinder verletzen oder überfordern können – etwa durch …
übermäßige Kritik ohne Ermutigung
widersprüchliche Anweisungen
Vergleiche mit Geschwistern oder anderen Kindern
unrealistische Erwartungen
mangelnde Aufmerksamkeit bei gleichzeitig hohen Leistungsanforderungen
übermäßige Kontrolle ohne altersgerechten Freiraum
Spott über Schwächen oder Fehler
gebrochene Versprechen
Bevorzugung einzelner Kinder
Strenge ohne Gnade, die keinen Raum für Vergebung lässt
Paulus lädt Väter – und ebenso Mütter – ein, sich am Vorbild des himmlischen Vaters zu orientieren (Mt 5:48 / Eph 5:1). Seine Liebe, Geduld und Gnade sollen unseren Umgang mit Kindern prägen, damit sie zu Menschen heranwachsen, die Gottes gute Wege kennenlernen und ihm vertrauen.
Wollte Gott, dass alle im Volk des HERRN Propheten wären und der HERR seinen Geist über sie kommen ließe!
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird.
Beim Auszug aus Ägypten schloss sich den Israeliten auch ein „fremdes Volk" an – Nichtisraeliten, die von den mächtigen Taten des Gottes Israels beeindruckt waren und dachten: Bei den Israeliten ist man am besten aufgehoben (2Mo 12:38).
In 4. Mose 11 war die Situation ziemlich angespannt. Fast hatte man den Eindruck, dass bei allen die Nerven blank lagen. Das fremde Volk wurde immer unzufriedener, und auch die Israeliten ließen sich von dieser „Gier nach mehr" anstecken. Deshalb klagten sie:
„Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, an die Gurken und an die Melonen und an den Lauch und an die Zwiebeln und an den Knoblauch; und nun ist unsere Kehle vertrocknet; gar nichts ist da, nur auf das Manna ⟨sehen⟩ unsere Augen." (4Mo 11:4-6)
Gott versorgte sein Volk in der Wüste mit Manna, das nachts auf das Lager herabfiel (2Mo 16:13-15). Das war zwar ein außergewöhnliches Wunder, aber alle sehnten sich nach mehr Abwechslung im Speiseplan. Mose fühlte sich von dieser ständigen Klage überfordert: „Ich allein kann dieses ganze Volk nicht tragen, denn es ist mir zu schwer." (4Mo 11:14)
Gott antwortete darauf, indem er Mose aufforderte, siebzig Älteste zu versammeln. Auf sie sollte derselbe Geist kommen, der auf Mose ruhte, damit die Last geteilt wurde (4Mo 11:16-17).
So geschah es: Die Ältesten empfingen den Geist und begannen zu prophezeien (4Mo 11:25). Zwei Männer kamen jedoch nicht zum Zelt der Begegnung, sondern blieben im Lager zurück – und auch sie prophezeiten (4.Mose 11:26). Das führte dazu, dass Josua sich bei Mose beschwerte: „Mein Herr Mose, halte sie zurück!" (4Mo 11:28) Aber Mose antwortete:
„Eiferst du um meinetwillen? Wollte Gott, dass alle im Volk des HERRN Propheten wären und der HERR seinen Geist über sie kommen ließe!" (4Mo 11:29)
Aber was würde das bedeuten? Wenn Gottes Geist auf allen läge, würde das Volk von Gottes Denken geprägt, von Vertrauen statt Unzufriedenheit erfüllt und von wahrem Gehorsam geleitet werden.
Mose sehnte sich danach, dass der Geist Gottes die Herzen des ganzen Volkes erneuern würde. Doch das sollte erst später geschehen. Der Prophet Joel kündigte dieses außergewöhnliche Wunder an:
„Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, … Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen." (Joe 3:1-2)
Kurz bevor Jesus in den Himmel fuhr, bestätigte er diese Prophezeiung:
„Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird." (Apg 1:8)
Am Pfingstfest – fünfzig Tage nach Passah und zehn Tage nach der Himmelfahrt – kam der Heilige Geist bleibend auf die Gläubigen in Jerusalem (Apg 2:1-4). Sie verkündeten die großen Taten Gottes in fremden Sprachen, die sie nie gelernt hatten (Apg 2:11).
Heute besitzt jeder, der sein Leben Jesus Christus anvertraut hat, denselben Heiligen Geist (Röm 8:9). Durch ihn wohnt Christus in unseren Herzen (Eph 3:17). Er schenkt uns göttliches Denken, Kraft, Trost und eine neue Ausrichtung (Joh 14:26).
Der Heilige Geist ist eines der größten Geschenke Gottes an uns. Dafür können wir ihm nicht genug danken.
Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein Gott!
Paulus sprach: Wir predigen euch das Evangelium, dass ihr euch bekehren sollt von diesen nichtigen Göttern zu dem lebendigen Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat.
Auf der A100 in Berlin liegen zwei Ausfahrten direkt beieinander – eine davon führt Richtung Leipzig. Beim letzten Mal sorgte eine Baustelle für Verwirrung, und ich nahm die falsche Ausfahrt. Als ich es bemerkte, war die Gelegenheit zur Umkehr schon verpasst. Wer auf der Autobahn falsch abbiegt, muss häufig viele Kilometer weiterfahren, bevor die nächste Möglichkeit zur Wende kommt. Ähnlich ist es, wenn man in den falschen Zug einsteigt: Man kann es bedauern, aber nur eine bewusste Umkehr bringt einen zurück auf den richtigen Weg.
Im heutigen Losungstext geht es gleich zweimal um diese Art von Umkehr. Das hebräische Wort schuv beschreibt nicht nur ein äußeres „Zurückgehen“, sondern die innere Rückkehr zu Gott – verbunden mit Reue, Buße und einem erneuerten Denken (vgl. Joe 2:12 / Jes 55:7). Jeremia lässt Ephraim folgende Worte sagen:
„Deutlich habe ich Ephraim wehklagen hören: Du hast mich gezüchtigt, und ich wurde gezüchtigt wie ein nicht ans Joch gewöhntes Kalb.“
Anschließend folgt das Gebet: „Bekehre du mich, so will ich mich bekehren; denn du, HERR, bist mein Gott.“ (Jer 31:18) Ephraim steht hier für die zehn Stämme des Nordreiches, die sich einst unter Rehabeam vom Süden trennten. Durch jahrelangen Götzendienst, Ungerechtigkeit und geistliche Gleichgültigkeit entfernten sie sich immer weiter von Gott. Die schweren Folgen, die das Volk im Laufe der Geschichte trafen, versteht Ephraim nun als Teil von Gottes Erziehungshandeln – nicht aus Härte, sondern aus Liebe. In Ephraims Bitte lassen sich mehrere wichtige Einsichten erkennen:
Ephraim erkennt den Zusammenhang zwischen seinen Schicksalsschlägen und Gottes Erziehungshandeln.
Er versteht, dass eine Umkehr notwendig ist, um wieder in die Nähe Gottes zu gelangen.
Er spürt, dass echte Umkehr nicht aus eigener Kraft gelingt. Der Satz „Bekehre du mich“ zeigt ein Herz, das sich sehnt, aber zugleich weiß: Gott muss den entscheidenden Schritt tun.
Dieser Vers zeigt ein tiefes geistliches Prinzip: Wahre Umkehr ist letztlich ein Werk Gottes, ein Geschenk seiner Gnade (Eph 2:8). Aber gleichzeitig dürfen wir uns nach dieser Umkehr sehnen, sie erbitten und Gott unser Herz hinhalten (Hebr 3:8). Unser Anteil ist die Bereitschaft, das Verlangen, der ehrliche Ruf wie bei Ephraim: „Ich möchte umkehren – aber ich brauche deine Hilfe!“
Auch im Neuen Testament taucht dieser Gedanke auf. In Lystra hatten die Menschen Paulus und Barnabas wegen eines Wunders für Götter gehalten: Barnabas nannten sie Zeus und Paulus Hermes. Die beiden Apostel waren entsetzt und riefen:
„Männer, warum tut ihr dies? Auch wir sind Menschen mit gleichen Empfindungen wie ihr und verkündigen euch, dass ihr euch von diesen nichtigen Götzen zu dem lebendigen Gott bekehren sollt, der Himmel und Erde und das Meer gemacht hat und alles, was in ihnen ist.“
Ihre Botschaft verweist auf denselben Kern: Der lebendige Gott ruft zur Umkehr – weg von allem, was nicht tragen kann, hin zu dem, der alles geschaffen hat. Und auch hier wird deutlich: Umkehr ist nicht nur ein moralischer Appell, sondern eine Einladung des Schöpfers, der das Herz des Menschen erneuern will.
Die Umkehr zu Gott ist unverdiente Gnade und zugleich die beste Entscheidung des Lebens. Sie führt in die Nähe des Gottes, der vergibt, erneuert und mit bedingungsloser Liebe umgibt.
Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten zu deiner Wohnung.
Simeon sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.
Wer schon einmal in einer fremden Stadt unterwegs war, kennt das Gefühl: Man sucht eine Adresse, das Navi führt in die Irre, und die Passanten wissen auch nicht wirklich Bescheid. Ohne klare Informationen findet man den Weg nicht – und je dunkler es wird, desto schwerer wird die Orientierung.
Dieses Bild beschreibt etwas Grundsätzliches: Um ein Ziel zu erreichen, brauchen wir vier Dinge – Wahrheit, eine Standortbestimmung, eine verlässliche Route und Licht. Ohne diese Elemente irren wir umher, selbst wenn wir uns große Mühe geben.
Dasselbe gilt für unser Lebensziel. Um es zu erreichen, brauchen wir genau diese vier Dinge. Wer allerdings sein Lebensziel nicht kennt oder nicht ins Auge fassen kann, braucht sie nicht. Er geht einfach dorthin, wo es ihm gerade am sinnvollsten erscheint.
Wenn Gott nicht existiert, sind wir alle nur ein Produkt des Zufalls mit einem vorgegebenen Ziel: der Tod und das Ende unseres Bewusstseins. Sollte dies der Fall sein, bleibt eigentlich nur eins: möglichst gut und genussvoll über die Runden zu kommen, bevor wir sterben und aufhören zu existieren.
Wenn es aber einen Schöpfer gibt – und vieles spricht dafür – dann hat er uns mit einer bestimmten Absicht und für ein Ziel erschaffen, das er allein kennt und definiert hat. Die Bibel beschreibt unser Ziel als ewige Liebesgemeinschaft mit Gott, unserem himmlischen Vater (Joh 14:2-3). Dort – im Haus des Vaters und im Reich des Sohnes seiner Liebe (Kol 1:13) – findet unser Leben seine eigentliche Bestimmung.
Deshalb gab Gott uns die genannten Dinge, damit wir dieses Ziel erreichen können. Durch sein Wort erkennen wir, wo wir stehen, wo unser Ziel liegt und wer uns dorthin führen kann. Das Wort Gottes ist zugleich das Licht, das uns den Weg erhellt (Ps 119:105).
Wir brauchen die Wahrheit. Eine absolute Wahrheit kann es nur beim Schöpfer der Menschen geben. In Psalm 119:160 heißt es: „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit." Jesus Christus ist als das fleischgewordene Wort Gottes die Wahrheit in Person (Joh 14:6).
Wir brauchen eine Standortbestimmung. Die Bibel zeigt uns, wo wir stehen: getrennt von Gott durch unsere Sünde (Jes 59:2), die sich vor allem im Unglauben ausdrückt. Unglaube offenbart sich in einem tiefen Misstrauen gegenüber dem Schöpfer.
Wir brauchen eine Route und jemanden, der uns den Weg weist. Jesus Christus sagt von sich, dass er der Weg ist. Als guter Hirte führt er uns zu „grünen Auen" und „frischem Wasser" (Ps 23:2). Er selbst ist der Weg zum Vater (Joh 14:6) – und er ging ihn bereits vor uns. Jetzt bereitet er uns eine Stätte im Haus des Vaters (Joh 14:2-3). Durch sein Opfer am Kreuz hat er uns den Weg zum Vater geöffnet (Hebr 10:19-20).
Wir brauchen Licht, um den Weg zu sehen. Jesus Christus ist das Licht der Welt (Joh 8:12). Durch ihn erkennen wir, woher wir kommen, wo wir stehen und wohin die Reise führt.
Wer Jesus Christus erkennen durfte, hat auch das Heil Gottes gesehen. Der alte Simeon wartete sein Leben lang darauf, den Retter Israels und den Heiland der Welt sehen zu dürfen – der Heilige Geist hatte ihm dieses Glück verheißen (Lk 2:26). Als er den vierzig Tage alten Jesus auf seinen Armen hielt, ging dieser Wunsch in Erfüllung. Er sah mit eigenen Augen den Retter der Welt, der im Alten Testament vielfach verheißen wurde (Jes 9:1 / Jes 42:6). Nun konnte er mit Frieden im Herzen sterben und seinen Dienst als Knecht Gottes beenden (Lk 2:29).
Wer weiß, wie bald wir den Retter der Welt mit eigenen Augen sehen dürfen – den Heiland, der uns ins himmlische Vaterhaus führen wird (Joh 14:3)! Und wenn wir ihn sehen, dann werden wir wissen: Jetzt bin ich endlich zu Hause angekommen (1Jo 3:2).
Es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR.
Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die Jesus tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen: Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet?
Wenn ein Mensch den allmächtigen Gott in seinem Herzen erkennen darf, ist das immer eine große Gnade — und alles andere als selbstverständlich. Die Erkenntnis Gottes ist mehr als nur das Wissen, dass es diesen Gott gibt. Sie ist auch mehr als gespeicherte Informationen über die Charaktereigenschaften des HERRN. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten wussten sehr viel über Gott, weil sie den Tanach — das Alte Testament — gut kannten. Dennoch haben sie Gott in ihren Herzen nicht erkannt.
Dieses Problem gibt es bis heute. Sowohl im Judentum als auch im Christentum finden sich Gelehrte mit beachtlichem biblischem Wissen, die dennoch nicht zur wahren „Erkenntnis Jesu Christi" gelangt sind (Phil 3:8). In ihrer Selbsteinschätzung sehen sie das allerdings anders. Sie sind meist überzeugt, Erkenntnis Gottes zu besitzen, weil sie viel Wissen über ihn angesammelt haben.
Die Erkenntnis Gottes ist weniger eine Frage gespeicherter Informationen über ihn, sondern vielmehr eine Frage des Herzens (Jer 24:7). In Jeremia 31,31 kündigt der HERR einen neuen Bund an, der auf den Bund am Sinai folgt. In Vers 33 verheißt er:
"Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein."
Das zeigt: Gott selbst handelt und legt sein Gesetz in das Innere eines Menschen. Auch der Prophet Hesekiel kündigte diese „Herzenserneuerung" an, als er schrieb:
"Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben." (Hes 36:26)
Gott erfüllt diese Verheißungen nicht durch menschliche Anstrengung, sondern durch seinen Geist, den er den Menschen schenkt. Diese zeigt sich darin, dass man sein Leben dem Herrn Jesus Christus geschenkt hat und aus Liebe leben will — nicht aus gesetzlicher Pflichterfüllung, sondern aus tiefster Überzeugung (2Kor 5:14-15). Wer den Heiligen Geist in sich haben darf, kann den HERRN in seiner Liebe und Güte immer besser erkennen (1Kor 2:10-12). Wie es dazu kommt, beschreibt Jeremia im zweiten Teil des Losungsverses:
"Denn ich werde ihre Schuld vergeben und an ihre Sünde nicht mehr denken." (Jer 31:34b)
Die persönliche Erfahrung der Vergebung und das Erkennen, dass der HERR einem die Sünde nicht mehr anrechnet (Ps 32:1-2), führt zu einer Erkenntnis Gottes, die weit über das verstandesmäßige Erfassen seiner Eigenschaften hinausgeht.
Matthäus 21,14 berichtet, wie Jesus im Tempel Blinde und Lahme heilt — eindeutige messianische Zeichen (Jes 35:5-6). Doch die Hohenpriester und Schriftgelehrten freuten sich nicht darüber, weil sie Jesus hassten. Sie hassten ihn aus Eifersucht, weil er ihre falsche Frömmigkeit und ihren Hochmut entlarvte. Sie waren stolz auf ihre eigene Gerechtigkeit und fühlten sich besser als andere Menschen (Lk 18:9-14). Sie erkannten ihre eigene Sünde nicht und hatten darum auch keine persönliche Erfahrung mit der Vergebung Gottes gemacht. Für sie war die Barmherzigkeit Gottes ein abstrakter Begriff. Das merkte man schon daran, dass sie selbst keine Barmherzigkeit übten (Mt 23:23 / Lk 20:47).
Und dann das: Ausgerechnet die Unmündigen und Ungebildeten riefen im Tempel: „Hosianna dem Sohn Davids!" Die religiöse Elite empörte sich darüber und erwartete von Jesus, dass er die Kinder zum Schweigen bringe. Doch Jesus zitierte Psalm 8,3 und bestätigte damit ihren Lobpreis (Mt 21:16). Das dürfte die Empörung der Schriftgelehrten noch vergrößert haben.
Gott offenbart sich gerne den Kleinen, Unmündigen und Demütigen (Mt 11:25). Zu den Demütigen gehören auch diejenigen, die ihre Sünden erkannten und bekannten. Ihnen schenkt Gott seine wunderbare Vergebung (1Joh 1:9) — und dadurch erkennen sie auch die bedingungslose Liebe Gottes. Wahre Demut ist der Schlüssel zur Gnade und zur Erkenntnis Gottes (Jak 4:6). Dieses Handeln Gottes ist bis heute unverändert: Wo Menschen ihre Bedürftigkeit erkennen, dort öffnet Gott ihnen das Herz und lässt sie seine Vaterliebe erleben.
Darum bleibt die wichtigste Frage nicht: Wie viel weiß ich über Gott? Sondern: Lasse ich zu, dass er mein Herz erneuert und mich in die Freiheit seiner Liebe führt? (Gal 5:1)
Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend.
Jesus sagte zu seinen Eltern: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?
Der schönste Moment meines Lebens war, als ich für einige Minuten die beglückende Nähe Gottes spüren durfte. Diesen Moment hätte ich am liebsten festgehalten. Vielleicht erlebte Petrus etwas Ähnliches auf dem „Berg der Verklärung", wo Jesus in herrlicher Gestalt erschien (Mt 17:1-8). Auch Petrus wollte diesen Moment festhalten und Hütten bauen. Doch solche überwältigenden Erfahrungen sind Ausnahmen, keine Dauerzustände – sie sind ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.
Diese Sehnsucht ist nicht neu – schon in Psalm 84 beschreiben die Söhne Korachs ihr Verlangen nach dem Haus Gottes. Diese Sehnsucht zeigt sich auch bei dem zwölfjährigen Jesus, der drei Tage im Tempel in Jerusalem verweilte – ein Ort, den er das „Haus seines Vaters" nannte (Lk 2:49 / Joh 2:16). Dabei ging es ihm weniger um das prächtige Gebäude aus wunderbaren Steinen, die zum Teil mit Gold verkleidet waren, als vielmehr um das Glück der Gegenwart Gottes.
Der Vergleich in Vers 11 lässt erahnen, wie überwältigend groß das Glück der Gegenwart Gottes sein muss. Seine Nähe ist tausendmal besser als alles andere Glück in dieser Welt. Der zweite Teil von Vers 11 fehlt im heutigen Losungstext – dort heißt es:
"… Ich will lieber an der Schwelle stehen im Haus meines Gottes als wohnen in den Zelten der Gottlosen."
Damit bringen die Söhne Korachs zum Ausdruck, dass sie lieber die niedrigste Position im Haus Gottes einnehmen würden als einen Ehrenplatz bei den Gottlosen. Man könnte es auch so ausdrücken: „Lieber ein einfacher, unscheinbarer Diener im Reich Gottes als der oberste Fürst eines bösen und gottlosen Königs."
Hätten wir Menschen nur eine Ahnung davon, wie schön die Gegenwart des himmlischen Vaters ist – der die Liebe in Person ist (1Jo 4:8) – würden wir uns nach nichts anderem sehnen als nach dieser einzigartigen Nähe. Das Ode an Gott, bekannt als Appenzeller Landsgemeindelied, enthält eine Passage, die ausdrücklich vom „Gefühl der Gegenwart Gottes" spricht. In Vers 3 heißt es:
"Deiner Gegenwart Gefühl sei mein Engel, der mich leite, …"
Psalm 84,4 beschreibt: „Auch der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen hingelegt hat." Die Söhne Korachs beobachteten, wie die kleinen Vögel am Tempel Nischen fanden — vielleicht unter einem Dachvorsprung —, wo sie ihre Nester bauen konnten. Das zeigt:
Die Vögel finden am Heiligtum Gottes einen sicheren Ort — so wie der Psalmbeter selbst dort Zuflucht sucht.
Die Vögel wohnen dort, wo der Psalmist selbst nur hinpilgern kann.
Diese Beobachtung verstärkt die tiefe Sehnsucht des Beters: „Wäre ich doch immer so nah bei Gott wie diese Vögel!"
Die Vögel kommen ohne kultische Reinheit, ohne Opfer, ohne Voraussetzungen in die Nähe Gottes und dürfen dort sogar wohnen — welch unbeschreibliche Gnade!
Selbst die kleinsten Vögel finden Platz an den Altären des allmächtigen Gottes. Das zeigt seine Fürsorge für das Kleine und Schwache (Mt 10:29-31).
Einmal kommt der Tag, an dem wir für immer in das Haus des himmlischen Vaters einziehen dürfen (Joh 14:2-3) — das wird die ultimative Glückseligkeit sein. Bis dahin gilt es, diesen wunderbaren Gott durch sein Wort kennenzulernen und ihm zu vertrauen — auf allen Wegen, die er uns führt (Spr 3:5-6). Schon jetzt schenkt er uns Augenblicke seiner Nähe, die uns stärken auf dem Weg dorthin.
Wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich mache, vor mir Bestand haben, spricht der HERR, so soll auch euer Geschlecht und Name Bestand haben.
Nathanael antwortete Jesus: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!
In den letzten beiden Kapiteln der Jesajarolle macht der Prophet durch den Geist Gottes eine kaum vorstellbare Ankündigung: Er verheißt neue Himmel und eine neue Erde! Anders gesagt: Gott wird ein neues Universum schaffen (Offb 21:1). Gleichzeitig verspricht der HERR im heutigen Losungstext, dass das Geschlecht Israels vor Gott bestehen bleibt. Der Begriff, den die Lutherbibel mit „Geschlecht" übersetzt, lautet im Hebräischen zera und bedeutet auch „Nachkommen" oder müsste wörtlich mit „Same" übersetzt werden.
Aus menschlicher Sicht ist es viel wahrscheinlicher, dass die Menschheit vergeht, bevor das Universum an sein Ende kommt. Nach heutigem wissenschaftlichem Kenntnisstand befindet sich unsere Sonne in der Mitte ihres Lebenszyklus. Man schätzt ihr Alter auf 4,6 Milliarden Jahre und geht davon aus, dass sie noch etwa 5 Milliarden Jahre existieren wird. Doch schon in 100–500 Millionen Jahren wird die Erde unbewohnbar sein. Bis dahin ist unser Planet längst ein lebensfeindlicher Ort — und nicht wenige vermuten, dass sich die Menschheit vorher schon selbst abgeschafft haben wird.
Viele wissenschaftliche Modelle gehen davon aus, dass auch das Universum einen Anfang hatte — den sogenannten Urknall. Etliche Forscher sprechen ebenso von einem Ende: wenn es keine Sterne und keine Struktur mehr gibt. Man nennt dies den „Wärmetod" des Universums. Mit anderen Worten: Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Menschheit vergeht, bevor das Universum endet.
Darum erscheint die Prophezeiung aus Jesaja 66:22 aus menschlicher Perspektive sehr unwahrscheinlich. Doch wenn uns die Bibel eines lehrt, dann ist es dies: Gott tut immer wieder genau die Dinge, die uns unmöglich erscheinen (Lk 1:37). Es erscheint uns kaum vorstellbar, dass Gott alles Unsichtbare und Sichtbare durch sein Wort ins Dasein rief (1Mo 1:3) — obwohl wir mittlerweile selbst in der Lage sind, durch mündliche Befehle ganze Prozesse auszulösen.
Wie die meisten Leser meiner Andachten wissen, glaube ich weder an eine zufällige Entstehung des Weltalls noch an die großen Zeiträume, die die Wissenschaft errechnet hat. Die Bibel berichtet uns von einem allmächtigen Gott, der Himmel und Erde durch sein Wort erschuf (Hebr 11:3) — ein Gott, der außerhalb von Raum und Zeit existiert. Neue Himmel und eine neue Erde können nur entstehen, wenn es auch einen Schöpfer des jetzigen Universums gibt!
Der „Same" oder die Nachkommen sowie der Name Israels werden also genauso Bestand haben wie die neuen Himmel und die neue Erde, die Gott noch schaffen wird. Letztlich geht es um den einen Nachkommen — nämlich den Sohn Gottes, der allen, die an ihn glauben, das ewige Leben schenken kann (Joh 3:16). Jesus Christus, dessen Name über allen Namen steht (Phil 2:9), sagte in Matthäus 24:35:
"Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen."
Jesus Christus ist der Nachkomme aus Israel — der „Same", der aus der Wurzel Isais stammt (Jes 11:1). Er ist der König Israels. Als Sohn Gottes ist er zugleich der König aller Könige und somit der König der ganzen Welt (Offb 19:16). Das durfte bereits Nathanael erkennen (Joh 1:49). Warum? Nachdem Jesus sagte, dass er ihn unter dem Feigenbaum gesehen hatte, wurde Nathanael klar, dass Jesus genau wusste, was er an dieser Stelle dachte. Daraus schloss er, dass Jesus aus Nazareth der Sohn Gottes sein muss — der König Israels und letztendlich der ganzen Welt.
Der gleiche Gott, der neue Himmel und eine neue Erde schafft, sieht auch dich — genau dort, wo du jetzt stehst (Ps 139:1-3). Er versteht dich, er liebt dich (Joh 3:16), und er will dich über alle Vorstellungen hinaus beschenken (Eph 3:20), sodass auch du, wie Nathanael, einmal einen geöffneten Himmel sehen kannst (Joh 1:51).
Gott spricht: Als du mich in der Not anriefst, half ich dir heraus.
Als Petrus den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, rette mich! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn.
Asaf, der Psalmsänger, ruft in Psalm 81 alle Gottesdienstbesucher zu einem freudigen Lobgesang auf. Der Vers 4 über den Neumond und die Posaune zeigt, dass dieser Psalm im Rahmen der von Gott eingesetzten Feste gesungen wurde*. Diese Feste waren Erinnerungsmomente – feste Ankerpunkte im Jahr, an denen Israel sich neu vergegenwärtigte, wer Gott ist. Sie sollten das Volk immer wieder an Gottes Fürsorge, seine Rettungsgeschichte und seine Treue erinnern (3Mo 23).
Gerade während dieser festlichen Zeiten wurde die Vertrauensbeziehung des Volkes zu Gott vertieft – durch Dank, Umkehr und Anbetung. Deshalb erinnert Asaf im weiteren Verlauf des Psalms an den Auszug aus Ägypten: Gott hatte sein Volk mit mächtiger Hand errettet, nachdem es in seiner Not zu ihm geschrien hatte (2Mo 14).
Dabei erlebte Israel eine Vielzahl göttlicher Wunder – zum Beispiel die zehn Plagen, die dazu führten, dass der Pharao die Israeliten endlich freigab (2Mo 7-12). Bei der zehnten Plage wurde alle Erstgeburt in Ägypten getötet, während die Israeliten durch das Blut des Passah-Lammes verschont blieben (2Mo 12:12-13).
Das vielleicht größte Wunder erlebten sie, als der HERR das Schilfmeer teilte, sodass sie trockenen Fußes hindurchziehen konnten – während das ägyptische Heer anschließend in den Fluten ertrank (2Mo 14:21-28).
Alle diese Erfahrungen hätten das Volk zu folgender Erkenntnis führen sollen: „Wir haben einen allmächtigen Gott, dem alles möglich ist, der uns liebt und es gut mit uns meint. Wir dürfen wissen, dass er uns immer rechtzeitig zur Hilfe eilt – vielleicht später, als uns lieb ist, aber nie zu spät!" Das war die Herzenshaltung, die Gott sich gewünscht hatte. Doch als der HERR ihr Vertrauen prüfte, indem er sie kein Wasser finden ließ, war kein Vertrauen da! Israel sagte nicht: „Gott hat uns bisher so wunderbar geholfen – er wird uns auch jetzt rechtzeitig mit Wasser versorgen!" Stattdessen beklagten sie sich bei Mose und murrten:
"Gib uns Wasser, damit wir zu trinken haben! … Wozu hast du uns überhaupt aus Ägypten heraufgeführt? Um mich und meine Kinder und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen?" (2Mo 17:2-3)
Während der Wüstenwanderung zeigte Gott seine Gegenwart durch eine Wolken- und Feuersäule, die sie begleitete (2Mo 13:21-22). Die Jünger Jesu hatten ein noch größeres Vorrecht: Jesus, der Sohn Gottes, lebte als Mensch unter ihnen – und er tat noch größere Wunder als Mose!
Je mehr wir Gott als den allmächtigen und liebenden HERRN erfahren dürfen, desto mehr erwartet er auch, dass wir ihm vertrauen (Hebr 11:6).
Nachdem Petrus das große Wunder erlebt hatte – auf Jesu Wort hin tatsächlich auf dem Wasser zu gehen – hätte er eigentlich allen Grund gehabt, seinem Herrn vollkommen zu vertrauen (Mt 14:28-29). Und doch erschrak er, als er den Wind sah. Seine Reaktion ist menschlich nachvollziehbar: Wenn wir mitten in stürmischen Umständen stehen, fällt es uns oft schwer, auf das zu schauen, was Gott bereits getan hat. Durch die falsche Blickrichtung schwand Petrus' Vertrauen auf Gott, und er begann zu sinken.
Doch genau hier zeigt sich Jesu Liebe und Geduld: Obwohl Petrus zu zweifeln begann, streckte Jesus sofort seine Hand aus und rettete ihn (Mt 14:31). Sein kurzer Moment des Versagens wurde nicht zum Ende – sondern zu einer Lektion, die seinen Glauben wachsen ließ.
Das zeigt uns: Wenn wir auf die Probleme statt auf den HERRN schauen, schwächt das unseren Glauben – und durch das mangelnde Vertrauen beginnen wir zu sinken. Aber unser HERR ist so gnädig, dass er uns immer wieder an der Hand fasst und uns rettet (Ps 37:24). Trotzdem wünscht er sich, dass unser Glaube wächst! Lasst uns ihn vor Augen haben und ihm vertrauen (Hebr 12:2). Gott kommt nie zu spät. Er handelt manchmal später, als wir es wünschen, aber immer dann, wenn wir es brauchen. Deshalb: Blick auf ihn, nicht auf den Wind.
HERR, deine Ratschlüsse von alters her sind treu und wahrhaftig.
Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.
In Kapitel 25 beginnt der Prophet Jesaja mit einem Lob Gottes. Er durfte erkennen, dass Gott Wunder wirkt und dass er von alters her Ratschlüsse gefasst hat, die er jetzt und in Zukunft umsetzt. Alles, was Gott tut, ist von Treue und Wahrhaftigkeit geprägt – und diese stammen letztlich aus seiner Liebe. Wer solche Einblicke in Gottes Heilshandeln empfängt, kommt unweigerlich zur Anbetung.
Gott zeigte dem Propheten, wie die uneinnehmbare Stadt der Feinde zu einem Steinhaufen wurde (Jes 25:2) – was ein prophetischer Hinweis auf die Zerstörung Ninives oder Babels sein könnte. Letztlich ist diese Stadt aber ein Sinnbild für die Macht der Völker, die Gott widerstehen. Ihre Macht gründet auf Unterdrückung und Ungerechtigkeit, darum wird sie ein Ende finden. In Vers 5 heißt es dann:
"Du demütigst das Lärmen der Fremden. Wie die Hitze durch den Schatten einer Wolke, so wird der Gesang der Gewalttätigen gedämpft."
Doch das Heilswirken Gottes geht weiter: Er verheißt allen Völkern ein üppiges Festmahl und nimmt ihnen die Hülle vom Gesicht (Jes 25:6-7). Das zeigt, dass die Denkweise der Nationen verhüllt ist – sie können die Realität und das wunderbare Wirken Gottes oft nicht erkennen.
Durch Gottes Offenbarung und Jesajas lobende Anbetung erhält der Prophet einen noch tieferen Einblick in die Heilsgeschichte: Jesaja durfte bis in die Vollendung blicken, als er in Vers 8 schrieb:
"Den Tod verschlingt er auf ewig, und der Herr HERR wird die Tränen abwischen von jedem Gesicht, und die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde hinwegtun. Denn der HERR hat geredet."
Welch unglaubliche Hoffnung! Der allgegenwärtige Tod wird verschlungen und der Herr HERR (hebr. Adonai JHWH) wird von allen Gesichtern die Tränen abwischen. Der Tod wird einmal nicht mehr sein, und alle werden getröstet werden! Was für eine Erwartung! Was für eine Perspektive!
Dieses Bild greift das Neue Testament mehrfach auf. Das, was Jesaja hier ankündigt, wurde auch von Paulus bezeugt:
"Wenn aber dieses Vergängliche Unvergänglichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: ‹Verschlungen ist der Tod in Sieg.›" (1Kor 15:54)
Johannes sieht dies eindrücklich in einer Vision in Offenbarung 21. Dort heißt es in Vers 4:
"Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen."
Das wird unendlich mehr sein als oberflächlicher Trost. Gottes Trösten lässt die Menschen seine wunderbare Nähe spüren – eine Nähe, die alles zuvor Erlebte bedeutungslos erscheinen lässt. Es wird eine Erfahrung der Glückseligkeit sein, die niemand missen wird.
Diese Verheißungen scheinen kaum vorstellbar, weil sie unserer Welterfahrung vollkommen widersprechen. Man kann sie nur glauben, wenn man weiß, dass der, der sie verkündet hat, absolut treu und wahrhaftig ist (Offb 19:11). Jesus Christus – im ganzen Alten Testament prophezeit – hat sich als der Treue und Wahrhaftige erwiesen. Darum dürfen wir erwarten, dass der Tod einmal verschlungen wird. Der Sieg über den Tod ist am Kreuz bereits errungen und in der Auferstehung sichtbar bestätigt (1Kor 15:55-57), doch die vollständige Beseitigung des Todes steht noch aus.
Die Empfänger des Hebräerbriefes hatten es nicht leicht, am Bekenntnis der göttlichen Hoffnung festzuhalten – sie litten unter Verfolgung (Hebr 10:32-34). Wer Jesus Christus als HERR bekannte, musste im römischen Reich mit Repressalien rechnen, manchmal sogar mit dem Tod. Deshalb ermutigt der Briefschreiber sie, am "Bekenntnis der Hoffnung" festzuhalten (Hebr 10:23): Gott ist absolut treu und lässt alles in Erfüllung gehen, was er verheißen hat. Und mehr noch – er wird sie auch in ihren Nöten durchtragen (Hebr 13:5-6). Diese Hoffnung gilt auch uns heute – mitten in Unsicherheit, Leid und Erschöpfung.
Der HERR wird's vollenden um meinetwillen.
Nachdem Jesus nun das Ziel erreicht hat, ist er für alle, die ihm gehorchen, zum Begründer ihrer endgültigen Rettung geworden.
Vor etwa 25 Jahren war ich niedergeschlagen, traurig und verzweifelt. Ich war zutiefst frustriert, dass ich etliche Dinge in meinem Glaubensleben nicht so umsetzen konnte, wie ich mir das gewünscht und erhofft hatte. Heimlich vergoss ich Tränen. Es fühlte sich ähnlich an wie das, was Paulus in Römer 7 beschreibt. Der Apostel schildert dort die Spannung zwischen seinem Willen und seiner tatsächlichen Fähigkeit, das Gute zu tun. In diesem Kapitel stellt er mit großer Ernüchterung fest, dass er das Gute, das er von ganzem Herzen tun wollte, nicht tun konnte. Es war eine Art Kapitulation — er erkannte, dass er in seinem „Fleisch" nicht das praktizieren konnte, was er sich wünschte. Deshalb schrieb er in Vers 24:
„Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?"
Nach dieser Frage — die seine Verzweiflung zum Ausdruck brachte — wechselt Paulus in den Dank. Zuerst schreibt er: „Ich danke Gott …" oder anders übersetzt: „Gnade ist aber bei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!" (Röm 7:25) Dann erklärt er, dass er zwar mit seiner Gesinnung und seinem Denken dem Gesetz Gottes dient, während sein Fleisch dem Gesetz der Sünde dient. Er bezeugt damit, dass seine eigenen menschlichen Anstrengungen nicht in der Lage sind, das Gesetz Gottes zu erfüllen. Doch durch die Gnade Gottes durfte Paulus in Christus versetzt sein, sodass es für ihn keine Verurteilung mehr gibt — weil Christus alles vollbrachte! (Röm 8:1)
Das tiefe Erkennen seiner eigenen Unfähigkeit und Verlorenheit ließ ihn allein auf die Gnade Gottes hoffen — die er dann in Christus fand. Dadurch wurde er nicht verurteilt, sondern zum Leben gerechtfertigt (Röm 8:1-2).
Genau in diese Erfahrung hinein sprach Gott auch zu mir. In der Verzweiflung, die ich eingangs beschrieben habe, schenkte mir der HERR durch ein Wort des Apostels Paulus besonderen Trost. In Philipper 1:6 schreibt er:
„Ich bin ebenso in guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu."
Plötzlich wurde mir klar: Jesus Christus hat ein Werk in mir begonnen, und er selbst wird es vollenden. Es wäre unmöglich, wenn ich mich selbst vollenden oder zum Ziel führen müsste. Aber derjenige, dem alles möglich ist, hat es verheißen — und darum ist die Vollendung und somit das Ans-Ziel-Gelangen auch garantiert.
Die letzten Worte, die David in Psalm 138 schrieb, lauten:
„… und deine Rechte wird mich retten. Der HERR wird's für mich vollenden. HERR, deine Gnade [währt] ewig. Gib die Werke deiner Hände nicht auf!" (Ps 138:7-8)
Gottes Güte, Gnade und Huld bleiben bestehen, und darum hat Christus am Kreuz alles vollbracht, damit wir Gerettete sein dürfen und einmal vollendet werden können (Joh 19:30). Er hat das Ziel erreicht, und wer in Christus ist, gehört auch zu dem, der alles vollenden und somit zum Ziel bringen wird. Was Gott beginnt, bringt er auch sicher ans Ziel.
König Nebukadnezar sprach: Es gefällt mir, die Zeichen und Wunder zu verkünden, die der höchste Gott an mir getan hat.
Jesus sprach: Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
von Ewald Keck
Nebukadnezar war völlig überwältigt von dem, was er erlebt hatte. Der Gott Daniels und seiner Freunde hatte sich ihm geoffenbart durch spektakuläre Wunder und Zeichen. Er war so überzeugt von Gottes Macht, dass er beschloss, allen davon zu berichten. Nicht nur das. Er befahl allen Menschen in seinem gesamten Reich, den Gott Israels anzubeten (Dan 3:28-29).
Dabei war er kurz zuvor ein leidenschaftlicher Gegner Gottes und Anbeter der Götter Babylons gewesen. Wie kam es zu dieser radikalen Kehrtwendung? Es lohnt sich, das ganze Kapitel zu lesen:
Nebukadnezar ließ eine Statue aus Gold aufstellen (Dan 3:1). Wahrscheinlich ein Bild seines Lieblingsgottes Bel oder Marduk. In Form einer Säule mit 3 m Breite und 30 m Höhe.
Alle Beamten mussten antreten und sich vor diesem Gott anbetend niederwerfen (Dan 3:2-7). Nicht freiwillig, denn jeder, der sich weigerte, sollte verbrannt werden in einem der vielen Ziegelöfen Babylons (Dan 3:6). Die Freunde Daniels blieben dieser Festveranstaltung fern (Dan 3:12).
Einige Denunzianten zeigten die drei Freunde Daniels an, weil sie sich als Verwalter der Provinz Babel dem Befehl des Königs widersetzten (Dan 3:8-12). Nebukadnezar befahl, sie zu holen und drohte ihnen mit dem Feuertod (Dan 3:14-15). Ihre glaubensstarke Antwort (Dan 3:16-18) führte dazu, dass er völlig die Fassung verlor und den Ofen auf die höchste Stufe heizen ließ, auch wenn dadurch seine besten Krieger buchstäblich „verheizt" wurden (Dan 3:22).
Da geschah das große Wunder: Nebukadnezar sah von außen einen vierten Mann im Feuer, der die drei bewahrte, sodass das Feuer ihnen nichts anhaben konnte (Dan 3:24-25). Der König holte sie heraus und pries die Macht Gottes, der dieses Wunder vollbracht hatte (Dan 3:26-29).
Seine stolze, selbstsichere Frage: „Wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten könnte?" (Dan 3:15) war damit beantwortet. Gott zeigte seine Macht und Nebukadnezar war blamiert.
Mit der gleichen Radikalität, mit der er sich gegen Gott stellte, war er nach dieser Erfahrung für den Gott Israels. Auch wenn Nebukadnezar ein unberechenbarer Tyrann war, können wir von seiner „Logik" etwas lernen: Dem Mächtigsten gebührt Anbetung. Die Anbetungsfrage war für Nebukadnezar untrennbar verbunden mit der Machtfrage.
Die Bibel bezeugt den allmächtigen Gott, der sich in Jesus Christus geoffenbart hat (Joh 1:1-3 / Kol 1:15-17). Keine Macht dieser Welt ist größer und stärker als der dreieinige Gott (Ps 95:3 / Jes 40:25-26). Wenn wir davon überzeugt sind, dann ist die entscheidende Frage: Wie sieht es mit unserer Anbetung aus? (Joh 4:23-24)
Der Lehrtext betont, dass es nur zwei Optionen gibt (Mk 9:40 / Mt 12:30): Entweder stehen wir auf der Seite von Jesus oder auf der Gegenseite. Entweder sind wir für ihn und beten ihn an oder nicht. Ein Dazwischen gibt es nicht.
Und doch kommt es vor, dass wir auf moderne Götzen hereinfallen. Paulus warnt daher an mehreren Stellen seine Gemeinden vor dem Götzendienst wie z.B. der Habgier (Eph 5:5 / Kol 3:5). Der griechische Begriff bezeichnet das Streben, immer mehr haben zu wollen. Diese Lebenseinstellung zerstört den Glauben an die Macht Gottes und damit die Anbetung.
Jesus warnte seine Jünger: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon" (Mt 6:24). Anbetung ist nicht teilbar. Wir müssen uns entscheiden (Jos 24:15). Je mehr das Wort Gottes die Augen öffnet für die Größe und Macht Jesu Christi (Eph 1:18-19) und je enger unsere Beziehung zu ihm wird, desto leichter fällt diese Entscheidung – wie bei den Freunden Daniels.
Rechne mit dem Gott, der über allem steht, der dich sieht und mächtig ist, jederzeit in dein Leben einzugreifen – auf natürliche oder übernatürliche Weise. Vertraue ihm, denn er ist der Einzige, der hält, was er verspricht.
Der HERR spricht: Ich habe dich zum Licht der Völker gemacht, dass mein Heil reiche bis an die Enden der Erde.
Paulus sah eine Erscheinung bei Nacht: Ein Mann aus Makedonien stand da und bat ihn: Komm herüber nach Makedonien und hilf uns! Als er aber die Erscheinung gesehen hatte, da suchten wir sogleich nach Makedonien zu reisen, gewiss, dass uns Gott dahin berufen hatte, ihnen das Evangelium zu predigen.
von Ingo Mees
Wer ist das eigentlich, den der Herr zum „Licht der Völker" gemacht hat, mit dem Ziel, dass das Heil Gottes „reiche bis an die Enden der Erde"? Es ist der gleiche Gottesknecht (Jes 49:3.5.6), von dem bereits in Jes 42:1-7 und dann auch in Jes 52:13-53:12 die Rede ist. Wer diese prophetischen Worte des Jesaja liest, erkennt unschwer, dass vom Messias, unserem Herrn Jesus Christus, die Rede ist. ER ist es, der die Herrlichkeit und die Gemeinschaft seines Vaters verließ und Knechtsgestalt annahm (Phil 2:6-7) und als hilfloses Kind in einem Stall geboren wurde (Lk 2:7).
ER ist es, der von sich gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8:12)
ER ist es, der angesichts all der ungerechtfertigten Anklagen durch die Vertreter des auserwählten Volkes Gottes und trotz aller Misshandlungen schwieg und sich wie ein Lamm zum Ort der Schlachtung führen ließ (Jes 53:7 / Joh 1:29).
ER ist es, der um unsertwillen einen grauenhaften Tod am Kreuz starb und das Gericht, das eigentlich jeden von uns hätte treffen müssen, auf sich nahm (Jes 53:5 / Phil 2:8).
Aber ER ist es auch, der aufgrund des Gehorsams seinem Vater gegenüber hoch erhoben wurde und einen Namen erhalten hat, der über jeden Namen ist (Phil 2:9).
ER ist es, der jetzt zur Rechten des Vaters sitzt und sich für seine Gemeinde verwendet, die er bis zu seiner Wiederkunft sammelt (Röm 8:34).
ER ist der Garant dafür, dass jede Verheißung Gottes ihre Erfüllung findet (2Kor 1:20).
Eine dieser Verheißungen ist, dass Jesus Christus nach seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit (Mt 24:30) nicht nur das Licht seiner Nachfolger, sondern das Licht aller Völker sein wird, mit dem großen Ziel, dass das Heil Gottes bis an die Enden der Erde reicht und schließlich allumfassend sein wird (1Kor 15:28). Was für eine großartige Perspektive!
Zur Erreichung dieses Zieles bedient sich Gott seiner Kinder, der Glieder der Leibesgemeinde Jesu (1Kor 12:27). Es ist kaum zu fassen, dass der große Schöpfergott dich und mich in die Erfüllung seines Heilsplans einbindet – was für eine Ehre! Schließlich sind wir als Kinder Gottes Botschafter und Gesandte an Christi statt (2Kor 5:18 / 2Kor 5:20) – jeder auf seine eigene von Gott geschenkte Art und Weise.
Für den Apostel Paulus war seine Botschafterfunktion eine Lebensaufgabe. Bei seiner Bekehrung und Berufung in den Dienst für den Herrn, den er einst verfolgte, sagte dieser über Paulus: „Dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen als auch vor Könige und Söhne Israels" (Apg 9:15). Und so verstand sich Paulus als ein Diener seines Herrn mit dem besonderen Auftrag, das Evangelium in die nicht-jüdische Völkerwelt hinauszutragen (Apg 13:45-47). Eine wichtige Etappe auf diesem Weg war die Überfahrt nach Europa. Eine nächtliche Erscheinung begriffen Paulus und seine Begleiter als den Ruf Gottes, nach Makedonien zu reisen und dort das Evangelium von Jesus Christus zu predigen (Apg 16:9-10). Paulus gehorchte diesem Ruf und brachte viel Frucht.
Der Herr hat die Seinen dazu berufen, Licht in einer dunklen und orientierungslosen Welt zu sein (Mt 5:14). Wenn wir bereit sind, diese Berufung zu leben, werden wir unserem Herrn – genau wie der Apostel Paulus – viel Frucht bringen (Joh 15:5) und unvergängliche Schätze im Himmel sammeln (Mt 6:20). Bist du bereit dazu?
Ich bin gnädig, spricht der HERR, und will nicht ewiglich zürnen. Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den HERRN, deinen Gott, gesündigt hast.
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind.
von Eberhard Klein
Die heutige Losung aus dem Propheten Jeremia beginnt mit zwei gewaltigen Selbstaussagen Gottes: „Ich bin gnädig" und „Ich will nicht ewiglich zürnen". Gott ist gnädig. Das ist auch das jubelnde Zeugnis mehrerer Psalmworte: „Gott ist barmherzig und gnädig" (Ps 103:8 / Ps 111:4) und „Gott ist barmherzig, gnädig und gerecht" (Ps 112:4 / Ps 116:5).
Dieser wunderbare Dreiklang vom barmherzigen, gnädigen und gerechten Gott enthält im Horizont des Alten Testaments eine enorme „Sprengkraft". Wie kann ein barmherziger Gott gleichzeitig gerecht und gnädig sein? Das geht doch gar nicht! Unsere menschliche Bosheit und Verlogenheit, verbunden mit unserem gottlosen Stolz, unserer Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit, unserer Undankbarkeit ist Gott ein Gräuel (Spr 21:4 / Jes 13:11 / 1Joh 2:16). Die Folge ist Gottes heiliger Zorn und sein gerechtes Gericht (Röm 1:18 / Röm 2:5). Wir haben unser Leben vor Gott verwirkt. Gottes Zorn und Gericht sind gerecht (Offb 16:7) und lassen keinen Raum für Gnade.
Und dann findet der barmherzige Gott diesen einen, einzigartigen Weg, dass er wahrhaftig gerecht sein kann und gleichzeitig doch gnädig. Er sendet seinen einzig geborenen Sohn auf diese Erde, lädt ihm die Schuld und Sünde der ganzen Welt und Schöpfung auf und bestraft und richtet diese Sünde — deine und meine Schuld — an seinem Sohn, Jesus Christus (Jes 53:2-6 / Joh 3:16 / 1Petr 2:24). Jesus Christus wurde für uns zur Sünde gemacht (2Kor 5:21) und ließ an sich, stellvertretend für uns, die Todesstrafe vollstrecken. Der große und heilige Zorn des ewigen Gottes über seine rebellische und verdorbene Schöpfung entlud sich auf Golgatha über seinem geliebten Sohn aus Liebe und Barmherzigkeit zu uns Menschen (Röm 5:8 / 1Jo 4:10).
Diese gewaltige Rettungs-, Erlösungs- und Versöhnungstat Gottes in seinem Sohn, Jesus Christus, ist der Grund, dass Jeremia Jahrhunderte vor Christi Geburt prophetisch, vorausschauend Gottes Worte bezeugen konnte: „Ich bin gnädig, spricht der Herr, und will nicht ewiglich zürnen." Gott will nicht ewiglich zürnen. Gottes Zorn geht zu Ende (Ps 103:9 / Jes 57:16).
Und jetzt sind wir beim zweiten Teil der Losung: „Allein erkenne deine Schuld, dass du wider den HERRN, deinen Gott, gesündigt hast." und bei Matthäus 6:12: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind."
Jetzt wird es ganz persönlich. Jetzt sind wir gefragt, ich und du, ob wir in der Lage sind und ob wir bereit sind, unsere Schuld und Sünde vor dem ewigen, lebendigen und heiligen Gott zu erkennen (Ps 51:5). Dass eine solide Diagnose die Voraussetzung für eine gute und erfolgversprechende Therapie ist, werden wir in medizinischen Belangen zweifellos anerkennen. Und auch in der Autowerkstatt sind wir dankbar, wenn der richtige Fehler schnell gefunden wird und dann zielgerichtet und kostengünstig repariert wird. Und so ist es auch bei Gott. Er stellt uns Menschen die Diagnose – und die ist vernichtend, ob uns das schmeckt oder nicht. In Psalm 14:1-3 heißt es:
Der Tor spricht in seinem Herzen: »Es ist kein Gott!« Sie haben Verderben angerichtet, sie tun abscheuliche Taten; da ist keiner, der Gutes tut. 2 Der HERR hat vom Himmel herniedergeschaut auf die Menschenkinder, um zu sehen, ob ein Verständiger da ist, einer, der Gott sucht! 3 Alle sind abgewichen, sie sind alle verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. (Vgl. Ps 53:1-4 / Röm 3:9-12)
Wer das erkennen und bejahen kann, der kann dann von Herzen mit den Worten Jesu beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jenen, die an uns schuldig geworden sind.“
Gottes gnädige Therapie für seine Menschen, für mich und für dich, ist seine Vergebung in Jesus Christus, so wie der Apostel Johannes schreibt:
Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit. (1Jo 1:8-9)
Halleluja! Amen!
HERR, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit.
Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Von Christoph Buch
„Was ist Wahrheit?" Diese Frage stellte bereits Pilatus, als er Jesus vor der Kreuzigung verhörte (Joh 18:38).
Diese Frage ist auch heute noch aktuell. Laut Wikipedia ist Wahrheit „die Übereinstimmung von Aussagen oder Urteilen mit einem Sachverhalt, einer Tatsache oder der Wirklichkeit im Sinne einer korrekten Wiedergabe".
Allerdings wird in den letzten Jahren sehr oft von einer „gefühlten" oder einer „relativen" Wahrheit gesprochen. Die Frage ist, ob diese Auffassung von Wahrheit wirklich Bestand hat. Bei komplexen Berechnungen, beispielsweise der Statik für ein Bauwerk, müssen mathematische und physikalische Grundregeln beachtet werden. Dass 1+1 = 2 ergibt, wird wohl keiner infrage stellen. Wenn der Statiker hier aber von einer gefühlten oder relativen Wahrheit ausgehen würde und mit 1+1=3 oder 2x5=14 rechnen würde, möchte ich sein Bauwerk nicht betreten, weil Einsturzgefahr droht. Wahrheiten dürfen nicht mit Meinungen verwechselt werden. Wenn Meinungen als Wahrheiten verkauft werden, besteht Einsturzgefahr.
Leider stürzen viele Lebensgebäude ein, weil sie nicht auf der Wahrheit gegründet sind (Mt 7:24-27). Trotz Warnungen oder schlechtem Gewissen wird dann der eigene Wille oder die eigene Meinung umgesetzt. Deshalb ist es gut, immer mal wieder innezuhalten und zu prüfen, ob die vermeintlichen Wahrheiten meines Lebens Bestand haben (2Kor 13:5).
Das hat auch der König David getan, als er betete: „Herr, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit". Er glaubte dem lebendigen Gott und seinem Wort. Er stellte Gottes Wort nicht infrage und verließ sich darauf. Im Licht der Wahrheit erkannte er seine Schuld nach dem Ehebruch mit Batseba und dem Mord an ihrem Mann Uria (2Sam 11), erfuhr Vergebung (Ps 51 / 2Sam 12:13) und durfte König bleiben. Weil David den lebendigen Gott in seinem Leben wirken ließ und SEINEM Wort vertraute, stürzte sein Lebenshaus nicht ein.
In Johannes 14:6 sagt Jesus:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."
Das ist ein hoher Anspruch! Jesus ist DER Weg, nicht nur ein Weg, Er ist DIE Wahrheit und nicht nur eine Wahrheit, und Er ist DAS Leben und nicht nur ein Leben.
Damit ist auch die Frage von Pilatus beantwortet: „Was ist Wahrheit?" (Joh 18:38) Zutiefst ist die Wahrheit keine Sache, sondern eine Person! Jesus Christus selbst ist die Wahrheit, und deshalb ist auch sein Wort Wahrheit (Joh 17:17). Auf sein Wort können wir uns verlassen – immer!
Heutzutage werden uns viele Wahrheiten angeboten. Aber woher soll ich wissen, welche Wahrheit wirklich Wahrheit ist und nicht enttäuscht? In einem Lied heißt es:
„Heute will dich Jesus fragen: "Bist du ganz für mich bereit?" Du verlierst dich sonst im Jagen nach den Gütern dieser Zeit. Wag es mit Jesus, was deine Not auch sei! Wag es mit Jesus, er macht dich frei!“ (Quelle: https://lyricstranslate.com/de/die-mundorgel-heute-will-dich-jesus-fra-lyrics)
Wir dürfen es mit Jesus wagen. Er selbst lädt uns dazu ein:
„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben.“ (Mt 11:28)
Wir dürfen immer und jederzeit zu ihm kommen. Im Gebet dürfen wir mit ihm reden (Phil 4:6), und er redet durch sein Wort und seinen Heiligen Geist mit uns (Joh 16:13 / 2Tim 3:16), manchmal auch durch andere Menschen oder durch Lebensumstände (Röm 8:28).
Wenn wir uns auf Jesus Christus und sein Wort verlassen, werden wir der Wahrheit begegnen und das erfahren, was er uns in seinem Wort zusagt: „Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh 8:31-32). Lasst uns in dieser Freiheit Jesu leben!
Gott der HERR machte den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.
Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir; sofern ich jetzt noch im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.
Der Schöpfungsbericht und die Erschaffung des Menschen geben uns fundamental wichtige Anhaltspunkte für unser gesamtes Menschsein (1Mo 1:26-27). Wer den Ursprung seiner Existenz nicht kennt, dem fehlt die Orientierung für sein Leben — er weiß nicht, woher er kommt und wohin er geht. Ohne das Wissen um den Schöpfer erscheint das Leben als zufällige Abfolge von Geburt, Existenz und Tod. Was davor und danach kommt, bleibt dann ein Bereich endloser Theorien und Spekulationen. Mir ist durchaus bewusst, dass Atheisten oder Andersgläubige auch die biblische Darstellung als eine von vielen Spekulationen sehen. Doch es gibt starke Gründe dafür, dass die Bibel mit ihren 66 Büchern das Wort des allmächtigen Schöpfers ist (siehe mehr dazu: Realität und Einmaligkeit der Bibel).
Der Schöpfungsbericht zeigt uns, dass wir Menschen im Bilde Gottes geschaffen wurden (1Mo 1:27). Deshalb haben wir die Bestimmung, Gott in seinem Wesen widerzuspiegeln. Die gesamte Bibel offenbart, dass Gott die Liebe in Person ist — gerecht, voller Gnade, Güte und Barmherzigkeit (1Jo 4:8 / 2Mo 34:6). Daraus folgt: Wir sind als sein Ebenbild dazu bestimmt, Wesen der göttlichen Liebe zu werden.
Gott wusste von Anfang an, dass wir in einem Körper aus Fleisch und Blut das Endziel niemals erreichen würden. Doch in seiner Weisheit sah er, dass unser Weg auf dieser Erde — der durch Schwachheit und Sterben führt — eine wichtige Grundlage für die zukünftige Herrlichkeit im Reich Gottes bildet (Röm 8:18). Hier durchlaufen wir wertvolle Lernprozesse, in denen wir zu demütigen und barmherzigen Ebenbildern Gottes heranwachsen. Letztendlich gelangen wir jedoch nur durch eine Neuzeugung von Gott zur Gotteskindschaft und damit zum Ziel (Joh 3:3 / 1Petr 1:3).
In der Schöpfungsgeschichte lesen wir vom kreativen und gestaltenden Geist Gottes (hebr. ruach elohim), der alles ins Dasein rief (1Mo 1:2). Bei der Erschaffung des Menschen nahm Gott Staub aus dem Erdboden (hebr. adamah) und formte den Menschen (1Mo 2:7). Bildlich gesprochen könnte man sagen, dass Gott den Menschen bis in seine innerste Struktur hinein gestaltete — möglicherweise an dieser Stelle sogar die DNA des Menschen schrieb. Anschließend hauchte er ihm seinen Odem oder Hauch ein. Hier verwendet die Bibel das hebräische Wort Neschamah. Das deutet auf eine persönliche Lebensverbindung zwischen Gott und dem Menschen hin.
Durch den Hauch Gottes wurde der Mensch zu einer lebendigen Seele (1Mo 2:7). Was beim ersten Menschen durch den Odem Gottes begann, vollendet sich in Christus — durch den Heiligen Geist. Paulus nennt diesen Menschen den ersten Adam, während er Christus als den „letztem Adam" bezeichnet (1Kor 15:45). Christus, der letzte Adam — und somit der wahre Menschensohn — ist ein lebendigmachender Geist! Dies deutete Jesus bereits nach seiner Auferstehung an, als er seine Jünger anhauchte und sagte:
"Empfangt den Heiligen Geist!" (Joh 20:22)
An Pfingsten kam der Heilige Geist bleibend in sie (Apg 2:1-4). Dadurch nahm auch Jesus bleibend Wohnung in ihnen. Durch den Heiligen Geist und den Glauben wohnt Jesus Christus auch in uns — und so dürfen wir neugeborene Kinder Gottes sein (Joh 1:12 / Gal 4:6).
Was meint Paulus, wenn er schreibt: "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir!" (Gal 2:20)? Er meint, dass sein alter, sündiger Mensch mit Christus am Kreuz gestorben ist (Röm 6:6). Nun führt er durch den Heiligen Geist ein neues Leben — nicht mehr bestimmt von seinem eigenen egoistischen Willen, sondern von Christus selbst. Das bedeutet nicht, dass Paulus als Person aufhört zu existieren. Vielmehr ist sein Leben nun völlig von der Gegenwart und dem Wirken Christi in ihm geprägt. Christus ist nicht nur ein Vorbild oder eine äußere Autorität. Er ist die innere Kraftquelle und der eigentliche Lebensinhalt von uns Gläubigen (Kol 3:4).
So führt uns Christus nicht nur in ein neues Leben, sondern auch in unsere wahre Identität als geliebte Kinder Gottes (1Jo 3:1). Das ist ein Geschenk seiner wunderbaren Gnade!
Weh denen, die Unheil planen, weil sie die Macht haben!
Jesus rief die Jünger zu sich und sprach: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch.
Wer den Allmächtigen auf seiner Seite weiß, braucht keine eigene Macht. Dennoch wünschen sich viele Menschen mehr Einfluss über andere. Macht scheint das ideale Mittel zu sein, um eigene Interessen durchzusetzen, andere zu kontrollieren und gefürchtet oder geehrt zu werden. Manche streben sogar nach Macht, um vermeintlich Frieden zu schaffen. Doch irdische Macht geht immer mit der Schwächung anderer einher. Der Machthungrige muss Gegner diskreditieren, lächerlich machen oder sogar mit Gewalt ausschalten. Dieses Prinzip ist für das Reich Gottes, das von Liebe geprägt ist, völlig untauglich (1Kor 13:4-7).
„Macht haben" ist an sich keine Sünde – Machtmissbrauch hingegen schon. Es gibt einzelne Menschen, die in Machtpositionen gelangen, ohne sie gesucht zu haben, und die ihre Macht nicht missbrauchen, weil sie nicht ihren eigenen Vorteil oder ihre Ehre suchen (Phil 2:3-4). Wer Macht auf diese Weise ausübt und zugleich das Wohl anderer im Blick hat, gehört zu den wenigen, die mächtig sind, ohne zu sündigen.
Doch in der Macht schlummert eine große Versuchung – und je größer die Macht, desto größer die Versuchung (1Tim 6:9-10). Manche Mächtige meinen genau zu wissen, was gut für uns Menschen ist. Deshalb versuchen sie mit allen Mitteln, ihre Macht zu vergrößern, um anderen das vermeintlich Gute aufzuzwingen. Doch was, wenn das, was gut erscheint, in Wahrheit gar nicht gut ist? Macht neigt zu Gewalt. Und Gewalt schafft keinen Frieden, sondern Hass und Gegengewalt (Mt 26:52).
Die Mächtigen zur Zeit des Propheten Micha – der ein Zeitgenosse Jesajas war – konnten ihren Wohlstand leicht vermehren, indem sie die Schwachen ausraubten (Mi 2:1-2). Oft geschah dies mit perfiden Mitteln, die nach außen fast legal wirkten. So lockte man Kleinbauern in Schuldenfallen, aus denen sie sich nicht mehr befreien konnten. Dadurch konnte man ihre Häuser und ihr Land an sich reißen. Viele Privilegierte verfügten über erhebliche Macht und nutzten sie gezielt, um sich zu bereichern und andere ins Elend zu stürzen.
Doch der Allmächtige sieht diese Dinge und wird die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen (Spr 15:3). Wehe denen, die nicht von solchen Machenschaften umkehren und ihr Verhalten ändern. Sie werden ein schweres Gericht tragen müssen (Mi 2:3).
Die Jünger Jesu gehörten größtenteils zu denen, die kaum Macht hatten. Dennoch geht aus den Evangelien hervor, dass auch sie sich Einfluss und Bedeutung wünschten. Mehrfach kam es zu Auseinandersetzungen darüber, wer der Größte unter ihnen sei (Mk 9:34). Auch sie ließen sich anfangs von den Mächtigen beeindrucken und sehnten sich nach ähnlicher Macht. Als Jesus ihnen Vollmacht über die Dämonen gab, freuten sie sich sehr. Doch Jesus machte ihnen unmissverständlich klar (Lk 10:20):
"Freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freut euch vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind."
Nicht die Macht ist entscheidend, sondern die Tatsache, dass der Allmächtige für dich ist und an deiner Seite steht (Röm 8:31). Selbst die Mutter von Johannes und Jakobus wünschte sich, dass ihre Söhne im Reich Jesu einmal zur Rechten und zur Linken Jesu sitzen (Mt 20:20-21). Vermutlich, damit sie allen voller Stolz sagen könnte: „Die beiden Männer zur Rechten und Linken Jesu – das sind meine Söhne!"
Jesus, der König des Friedens, setzte völlig neue Maßstäbe, die bis dahin unbekannt waren und die niemand anstrebte (Mt 20:25-28):
"Unter euch wird es nicht so sein; sondern wenn jemand unter euch groß werden will, wird er euer Diener sein, und wenn jemand unter euch der Erste sein will, wird er euer Sklave sein; gleichwie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele."
Wer beim Allmächtigen groß sein will, erniedrige sich selbst und werde ein Diener für andere (Phil 2:5-8). Ein solches Verhalten zeigt Vertrauen in Gott und ist von Liebe und Wertschätzung geprägt. Genau diese Eigenschaften zählen im Reich Gottes. Wer sich in den Dienst stellt, wird erfahren, dass Gott selbst stärkt, schützt und erhöht (1Petr 5:6-7).
Der HERR ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.
Wo keine Hoffnung war, hat Abraham auf Hoffnung hin geglaubt, auf dass er der Vater vieler Völker werde.
Die Schutzschilder zur Zeit Davids sahen anders aus als das klassische römische Langschild, das rechteckig und leicht gewölbt war. Die Römer konnten mit ihrem Langschild Kopf und Oberkörper praktisch vollständig schützen. Wenn sie in Reih und Glied vorwärtsschritten, bildeten sie nach vorne eine geschlossene Schutzmauer, während die hinteren Reihen ihre Schilder nach oben hielten, um auch von oben geschützt zu sein. Diese Formation nannte man „Testudo" – eine Schildkrötenformation.
Für Paulus war dieses Langschild eine Metapher für den Glauben – das Vertrauen auf Gott. In Epheser 6:16 schreibt er:
"Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt!"
Die feurigen Pfeile des Bösen zeigen sich in verschiedenen Formen:
als Zweifel an Gottes Güte und Treue
als Angst vor der Zukunft
als Versuchung, auf eigene Kraft statt auf Gott zu vertrauen
David beschreibt den HERRN selbst als Schild. Das hebräische Wort „magen" bezeichnet nicht nur ein Schutzschild, sondern eine umfassende Rüstung, die den ganzen Menschen schützt. Gott ist nicht nur ein Teil unserer Verteidigung – Er ist unsere vollständige Sicherheit. Wenn wir Ihm vertrauen, umgibt Er uns wie ein Schild und wehrt alle Angriffe des Feindes ab (Spr 30:5).
Gott schützt alles: Geist, Seele und Leib – besonders auch unser Herz (1Thes 5:23). Das bedeutet nicht, dass unser Leib und unsere Psyche vor Schmerzen verschont bleiben. Aber es bedeutet, dass unser innerster Kern – unsere Identität als Gottes geliebte Kinder – unantastbar bleibt (Röm 8:38-39). Selbst in den schwersten Prüfungen bewahrt Er unseren Glauben und unsere Hoffnung.
Es mag so aussehen, als wäre ein Märtyrer leiblich nicht von Gott geschützt worden. Doch auch wenn Märtyrer leiblich scheinbar nicht verschont blieben, hat Gott sie im tiefsten Sinne bewahrt. Ihren Glauben, ihre Würde und ihre Zugehörigkeit zu Ihm konnte niemand antasten (Röm 8:35-37). Bei der Totenauferstehung werden sie einen vollkommenen und unverweslichen Leib erhalten (1Kor 15:42-44).
Gottes Schutz zeigt sich auf vielfältige Weise: durch unsichtbare Engelheere (Ps 34:8 / 2Kön 6:17), durch Verwirrung feindlicher Mächte (1Sam 14:15-20), durch Bewahrung vor falschen Entscheidungen und durch die Kraft des Heiligen Geistes, der uns in der Wahrheit leitet (Joh 16:13). Oft erkennen wir Seinen Schutz erst im Rückblick – wenn wir sehen, wie Er uns durch gefährliche Situationen hindurchgetragen hat (Ps 23:4).
Dieser Schutz dient nicht nur der Abwehr des Bösen, sondern stärkt auch unser Vertrauen in Situationen, die menschlich völlig aussichtslos erscheinen – wie im Fall Abrahams und Sarahs (Röm 4:18-21).
Als fast Hundert- bzw. Neunzigjährige konnten sie keine natürliche Hoffnung mehr haben, einen gemeinsamen Sohn zu bekommen (1Mo 18:11). Ihre Herzen hätten in Apathie und Bitterkeit versinken können. Doch der HERR gab ihnen eine Verheißung (1Mo 17:19). Dadurch versanken sie nicht in Hoffnungslosigkeit, sondern vertrauten darauf, dass Gott das menschlich Unmögliche tun kann (Röm 4:18).
Wer an die Verheißungen Gottes glaubt, hat mehr als eine vage Hoffnung – er hat eine feste Erwartung (Hebr 11:1). Eine Erwartung, die sich zu Gottes Zeit erfüllen und alle Vorstellungen übertreffen wird (Eph 3:20)! Dem HERRN sei alle Ehre und Anbetung!
Herr, lehre uns, dir zu vertrauen, auch wenn wir keinen Ausweg sehen. Sei unser Schild, unsere Hoffnung und unsere Stärke. Amen.
Die Wege des HERRN sind lauter Güte und Treue für alle, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten.
Jesus spricht: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen. Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.
Im heutigen Losungsvers preist David die Wege des HERRN, die von lauter Güte und Treue geprägt sind – für alle, die seinen Bund und seine Zeugnisse beachten. Doch was meint die Bibel mit Gottes Wegen? Sie beschreibt damit Gottes Führung und sein Handeln an seinem Volk und der gesamten Schöpfung. Letztlich gehört unser gesamter Lebenslauf mit all seinen Lebensumständen zum Weg Gottes mit uns.
In Psalm 25 preist David die Güte Gottes. Er bezeugt, dass der HERR die Sanftmütigen im Recht leitet (Ps 25:9). In Vers 3 schreibt er, dass alle, die auf den HERRN harren – das heißt, geduldig auf seine Hilfe warten – nicht beschämt werden (Ps 25:3).
Wie gelangt David zu dieser Gewissheit, obwohl er gleichzeitig sagt, dass er einsam und elend ist (Ps 25:16)? Von Feinden gehasst, befindet sich David in großer Not – und trotzdem bezeugt er:
"Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet; denn er, er wird meine Füße aus dem Netz herausziehen." (Ps 25:15)
Wie kann David trotz dieser Bedrängnisse sagen: „Die Wege des HERRN sind lauter Güte und Treue"? Und wie kann Jesus diejenigen glückselig preisen, die nur wegen ihres Glaubens an ihn geschmäht und verfolgt werden (Mt 5:11)? Jesus geht sogar noch weiter: „Seid fröhlich und jubelt!" (Mt 5:12) Welcher Mensch kann jubeln und sich freuen, wenn er von Feinden bedrängt wird? Ist diese von Jesus geforderte Fröhlichkeit nicht eine Zumutung?
Jesus begründet seine Aufforderung zur Fröhlichkeit mit dem Hinweis auf die große Belohnung Gottes im Himmel (Mt 5:12). Jesus fordert keine oberflächliche oder emotionale Fröhlichkeit, sondern eine Freude, die aus der Perspektive der Ewigkeit entsteht. Weil Jesus vom Himmel kommt – und sich dort „auskennt" – weiß er, wie unbeschreiblich herrlich diese Belohnung sein wird. Sie steht in keinem Vergleich zu dem Leid, das wir hier auf Erden erdulden. Paulus, der selbst vermutlich in den dritten Himmel entrückt wurde (2Kor 12:2), kann voller Überzeugung sagen:
"Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll." (Röm 8:18)
Jesus selbst wusste, wie groß die Herrlichkeit sein würde, die ihn beim Vater erwartet (Hebr 12:2). Deshalb konnte er freiwillig und aus Liebe zu uns den qualvollen Tod am Kreuz erdulden, ohne ihm auszuweichen.
Diese Zusagen sind nicht nur biblische Wahrheiten, sondern sprechen auch direkt in meine aktuelle Situation hinein. Zurzeit geht es mir nicht gerade gut. Innerlich bin ich wegen bevorstehender Dienste angefochten, und körperlich plagt mich ein Stechen, das sich zeitweise wie ein „Stachel im Fleisch" anfühlt (2Kor 12:7). Ehrlich gesagt verursacht dieser Zustand bei mir weder Jubel noch Fröhlichkeit – sondern eher Klagen und Jammern.
Trotzdem schenkt mir der HERR eine große Gewissheit, dass er aus allem Leid eine unvorstellbare Herrlichkeit entstehen lässt (Röm 8:28). Das ist nicht nur eine vage Hoffnung, sondern eine feste Erwartung. Sie gründet sich auf die untrügliche Zusage des treuen und allmächtigen Gottes – und darum freue ich mich jetzt schon auf dieses künftige Beschenktwerden vom himmlischen Vater! Die Verheißung Gottes lässt mich mit fester Zuversicht nach vorn blicken. Denn Gottes Treue garantiert mir eine Herrlichkeit, die jedes Leid überstrahlt. Und das lässt mich schon heute danken.
Der HERR sah ihre Not an, als er ihre Klage hörte, und gedachte um ihretwillen an seinen Bund.
Und sie steinigten Stephanus; der rief den Herrn an und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!
Die Ursachen für die Not in Psalm 106 und Apostelgeschichte 7 sind grundverschieden. Das Volk Israel geriet durch Götzendienst und Blutvergießen in Bedrängnis (Ps 106:34-39). Stephanus hingegen wurde gesteinigt, weil er den Zuhörern Unbußfertigkeit vorwarf. Doch damit nicht genug: Er beschuldigte sie der gleichen Sünde wie ihre Väter, die die Propheten Gottes verfolgt hatten (Apg 7:51-52). Das verärgerte die Anwesenden so sehr, dass sie ihn sofort steinigten. Dadurch bestätigten sie selbst, dass auch sie zu den Prophetenmördern gehören.
Obwohl die Not in Psalm 106 mit der zuvor begangenen Sünde zusammenhängt, rettet Gott sein Volk trotzdem. In Vers 46 lesen wir:
"Er ließ sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangen weggeführt hatten."
Der Psalmist blickt zurück und beschreibt, wie Gott das Schreien seines Volkes hörte (Ps 106:44). Einige taten damals vermutlich Buße und änderten ihre Gesinnung – aber längst nicht alle. Trotzdem rettete der HERR sein Volk immer wieder, weil er an seinen Bund mit Abraham dachte (Ps 106:45).
Nicht jeder Hilfeschrei und jede Rettung führt automatisch zu einer Umkehr, wie es eigentlich wünschenswert wäre. Was uns Christen vielleicht zu wenig bewusst ist: Gott hilft den Menschen aufgrund seiner Barmherzigkeit oft auch ohne Buße (Röm 2:4).
Während der Wüstenwanderung gab es mehrfach Situationen, in denen das Volk bei Mose murrte und um Hilfe bat – worauf eine Rettung aus der Not folgte (2Mo 16:2-3). Doch diese Art „erzwungener Hilfe" stärkte ihren Glauben nicht. Sie lernten: Jammern funktioniert. Sie gewöhnten sich ein Lebensprinzip an, das zwar in gewissem Sinne „half", aber gleichzeitig verhinderte, dass sie ihr Ziel erreichten. Die murrende, ungläubige Generation kam nicht ins verheißene Land (4Mo 14:22-23 / Hebr 3:19).
Das heißt: Wenn Gott uns in seiner Barmherzigkeit hilft, ohne dass wir unsere egoistische Gesinnung geändert haben, bedeutet das nicht, dass Buße und Umkehr unnötig wären. Ohne ein Umdenken – oder ein Mitdenken mit den Gedanken Gottes – erreichen wir das göttliche Ziel nicht (Lk 13:3)!
Stephanus dagegen erreichte sein Lebensziel gerade dadurch, dass er Gott vertraute, obwohl ihm kein äußerlicher Ausweg gewährt wurde. Er wurde zum ersten christlichen Märtyrer – zu einem, der die Wahrheit trotz Todesgefahr bezeugte (Apg 7:59-60). Im Laufe seines Lebens lernte Stephanus immer mehr, auf Gott zu vertrauen, während die Herausforderungen und Glaubensprüfungen immer anspruchsvoller wurden.
Doch Gott schenkte ihm Gnade, sodass er selbst in Todesgefahr treu die Wahrheit bezeugen konnte. Das führte dazu, dass Gott ihm sogar vor der Steinigung einen Blick in den geöffneten Himmel schenkte, wo er den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen sah (Apg 7:55-56)! Auch das war Gottes Erbarmen. Dabei wurde Stephanus so sehr von der göttlichen Liebe erfüllt, dass er sogar während der Steinigung mit lauter Stimme rufen konnte:
"Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!" (Apg 7:60)
Stephanus erlebte am Ende seines Lebens keine physische Rettung, sondern eine geistliche! So erreichte er sein endgültiges Ziel: die himmlische Heimat – das wahre verheißene Land (Hebr 11:16 / Phil 3:20)!
Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.
Das Ziel der Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben.
Psalm 90 ist vermutlich der älteste der 150 Psalmen und der einzige von Mose. Er war der erste große Führer Israels und der Vermittler des Gesetzes, das Paulus als geistlich, heilig, gerecht und gut bezeichnet (Röm 7:12 / Röm 7:14). Das Gesetz war und ist eine wichtige Grundlage für das Volk, das eine gut funktionierende Ordnung braucht. Kein Staat auf dieser Welt kommt ohne Gesetzgebung aus.
Das Gesetz vom Sinai gibt uns durch die beiden wichtigsten Gebote das Ziel vor: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst" (Mt 22:37-39 / 5Mo 6:5 / 3Mo 19:18). Der hebräische Begriff „torah", meist mit „Weisung" übersetzt, könnte wörtlich auch mit „Zielgebung" wiedergegeben werden.
In Psalm 90 beschreibt Mose den Kontrast zwischen menschlicher Vergänglichkeit und göttlicher Beständigkeit (Ps 90:1-6). Ihm war klar, dass wir Menschen vollständig auf die Gnade und Güte Gottes angewiesen sind (hebr. chesed). Denn das Gesetz lehrt uns vor allem eines: Wir können es aus eigener Kraft niemals einhalten (Röm 3:20 / Gal 2:16). Ohne die Gnade Gottes ist das göttliche Ziel für uns unerreichbar! Das Gesetz gibt uns zwar das Ziel vor, aber es ist nicht das Mittel, das uns dorthin bringt. Das vermag allein die Gnade Gottes – und die ist uns in Jesus Christus erschienen (Tit 2:11). Sie führt und trägt uns zum Ziel.
Der heutige Losungsvers kann auch wie folgt übersetzt werden:
„Sättige uns am Morgen mit deiner Güte, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen."
Es ist ermutigend und motivierend, den Tag mit der Gnade Gottes zu beginnen. Jeden Morgen ist es ein Geschenk, aufzustehen und uns mit Brot zu stärken (Klgl 3:22-23). Vor allem brauchen wir Gottes Gnade, um am Morgen vor Gott still zu werden, sein Wort zu lesen und zu beten – damit wir auf ihn fokussiert sein können (Ps 5:4 / Ps 63:2). So können wir unseren Alltag gelassener und segensreicher durchlaufen.
Der Psalmvers ist aber auch ein Bild dafür, dass wir unseren Lebensweg nur dann mit Freude gehen können, wenn wir zu Beginn unseres Glaubenslebens mit Gottes Gnade gesättigt wurden und wissen: „Allein die Gnade Gottes bringt mich ans Ziel" (Eph 2:8-9).
Der Lehrtext zeigt uns, was das Ziel der Unterweisung ist. Es geht ausschließlich um geistliche Eigenschaften und eine Herzenshaltung. Entscheidend sind nicht äußere Handlungen oder religiöse Rituale, sondern eine geistgeprägte Herzenseinstellung mit drei Aspekten:
Liebe aus reinem Herzen. Das bedeutet Liebe ohne berechnende Hintergedanken – also nicht: „Ich bin nur deshalb freundlich und hilfsbereit, weil ich mir einen Vorteil erhoffe" (1Petr 1:22 / 1Kor 13:5).
Gutes Gewissen. Ein schlechtes Gewissen offenbart meist ein unlauteres Motiv. Es zeigt, dass etwas nicht stimmt (Apg 24:16 / 1Tim 1:19). Es kann ein Hinweis darauf sein, dass unser Reden oder Handeln nicht aus Liebe und Wertschätzung geschieht.
Ungeheuchelter Glaube. Wer nur vorgibt, auf Gott zu vertrauen, aber letztendlich mehr auf sich selbst vertraut, hat noch keinen echten Glauben (2Tim 1:5 / Jak 3:17). Ungeheuchelter Glaube ist ein von Herzen kommendes Vertrauen auf Gott allein!
Lasst uns dieses von Gott gegebene Ziel im Auge behalten und ihm nachjagen – im Wissen, dass wir es nur durch die Gnade Gottes erreichen werden (Phil 3:12-14 / 1Kor 15:10).
Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete der HERR seine Fittiche aus und nahm sein Volk und trug es auf seinen Flügeln.
Jesus spricht: Mein Vater, der sie mir anvertraut hat, ist mächtiger als alle. Niemand kann sie aus seiner Hand reißen.
1991 wurde die Operation Solomon durchgeführt, bei der über 14.000 äthiopische Juden von Addis Abeba nach Israel geflogen wurden. Die Rettungsaktion erfolgte durch El Al und die israelischen Streitkräfte (IDF). Für viele Juden waren diese großen Flugzeuge fremd und furchteinflößend. Verständlicherweise fürchteten sich einige vor dem Einstieg in diese großen Maschinen.
Eine oft erzählte Anekdote berichtet, wie ein Rabbiner den Auswanderern erklärte, sie könnten ohne Furcht in die Flugzeuge steigen, denn Gott habe sein Volk „auf Adlerflügeln" getragen (2Mo 19:4 / Jes 40:31). Daraufhin stiegen die jüdischen Heimkehrer in die Flugzeuge ein. Diese Geschichte veranschaulicht den neuzeitlichen Exodus und erfüllt zugleich die biblische Verheißung aus Jesaja 43:5-6, wonach Gott sein Volk aus dem Süden nach Hause holt:
"Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Vom Sonnenaufgang her werde ich deine Nachkommen bringen, und vom Sonnenuntergang her werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib her!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring meine Söhne von fern her und meine Töchter vom Ende der Erde."
Wenn Adlereltern ihren Jungen das Fliegen beibringen, gehen sie so vor: Zuerst drängen sie ihre Jungen aus der Komfortzone, indem sie das Nest unbequem machen und das Futter entziehen. So motivieren sie die Jungen zum Verlassen des Nests. Während der ersten Flugversuche bleiben die Elterntiere in der Nähe, fliegen mit und überwachen die Flugversuche ihrer Jungen.
Die Bibel verwendet dieses Bild, um Gottes Fürsorge und Schutz zu veranschaulichen. Beim ersten Exodus machte Gott für Israel „ihr Nest" unbequem, indem sie in Ägypten als Sklaven dienen mussten. Beim Auszug aus Ägypten waren sie wie ein junger Adler, der noch nicht fliegen gelernt hat – sie hatten keine Erfahrung als selbstständiges Volk. Doch der HERR stand ihnen bei, versorgte und beschützte sie, sodass sie 40 Jahre später das verheißene Land einnehmen konnten (2Mo 19:4).
Was damals für Israel galt, gilt im geistlichen Sinn auch für uns. So wie der Adler seine Jungen versorgt und beschützt, trägt Gott auch uns durch alle Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens (Ps 91:4). Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir in seiner Hand sicher geborgen sind – und niemand kann uns aus dieser Geborgenheit reißen.
Dieses Bild der göttlichen Geborgenheit findet sich auch im Neuen Testament. In Johannes 10 erklärte Jesus, dass er der gute Hirte ist, der sein Leben für seine Schafe lässt (Joh 10:11). Dabei machte er deutlich, dass seine Schafe in der Hand seines Vaters geborgen sind (Joh 10:29).
Wer vom himmlischen Vater gehalten wird, ist um ein Vielfaches besser geschützt als der amerikanische Präsident mit dem bestorganisierten Sicherheitsdienst der Welt. Warum? Weil der Vater größer ist als alle! Würde man sämtliche Mächte des Universums gegen den Vater aufbieten – er könnte sie alle mit seinem „kleinen Finger" beseitigen (Jes 40:12-17).
Darum dürfen wir mutig unseren Weg gehen, im Vertrauen darauf, dass Gottes Hand uns niemals loslässt (Jes 41:10 / Hebr 13:5). Oder wie Hudson Taylor es so treffend formulierte:
"Der, der für uns ist, ist größer als alle, die gegen uns sein könnten." (Röm 8:31)
HERR, ich freue mich über deine Hilfe.
Gott sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!
Die Situation im Hause Elkanas war äußerst schwierig: Er hatte zwei Frauen. Die eine wurde mehr geliebt, die andere hatte Kinder (1Sam 1:1-8). Es überrascht nicht, dass Konkurrenzdenken, Neid und Eifersucht entstanden. Peninna ließ keine Gelegenheit aus, Hanna mit üblen Worten zu kränken und zu demütigen (1Sam 1:6-7). Welche Worte sie genau gebrauchte, steht nicht in der Bibel, aber es braucht nicht viel Fantasie, um sich dieses Mobbing lebhaft vorzustellen. Vielleicht sagte Peninna zu Hanna:
„Ich weiß nicht, was unser Mann an dir so besonders findet. Du bist eine völlig unbrauchbare Frau, die nicht einmal in der Lage ist, ihrem Mann Kinder zu gebären! Bestimmt bestraft dich der Gott Israels mit Kinderlosigkeit, weil du im Verborgenen eine Sünde begangen hast!"
Man könnte sich noch viel weitere hässliche Worte ausdenken, aber das reicht bereits aus, um sich Hannas Leiden lebhaft vorzustellen.
Aus heutiger Sicht ist es schwer zu verstehen, warum Polygamie damals üblich war. Wir fragen uns: Warum hat Gott sie geduldet? In jener Zeit gab es viele kriegerische Auseinandersetzungen, die dazu führten, dass es oft weit weniger Männer als Frauen gab. Das Leben als alleinstehende und kinderlose Frau war damals viel härter als heute – nicht zuletzt, weil es keine staatliche Altersvorsorge gab. Viele Frauen sagten sich: „Lieber einen Mann teilen als gar keinen haben!" Und mancher Mann nahm sich eine zweite Frau, damit diese nicht alleinstehend blieb.
Mehrfachehen waren nie Teil von Gottes ursprünglichem Plan, sondern sind eine weitere bittere Folge des Sündenfalls (1Mo 2:24). Das zeigen auch viele Familiengeschichten der Bibel – man denke nur an die Familien von Jakob (1Mo 29:15-30) und David.
Im Neuen Testament wird die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau wieder betont (Mt 19:4-6), und für Leiter der Gemeinde wird diese Treue ausdrücklich vorausgesetzt (1Tim 3:2).
Nachdem Hanna ihr Herz vor Gott ausschüttete und um einen Sohn bat, wurde sie erhört (1Sam 1:10-20). Der Grund: Sie traute dem HERRN zu, dass er ihre Kinderlosigkeit jederzeit beenden konnte. Mit anderen Worten: Sie hatte Glauben.
Die ersten zehn Verse aus 1. Samuel 2 enthalten Hannas einzigartigen Lobpreis, nachdem der HERR ihr half und einen Sohn schenkte (1Sam 2:1-10). Dieser Lobpreis ist nicht nur ein poetisches Dankeslied. Er enthält auch heilsgeschichtliche Prophezeiungen, die damals einzigartig waren. Ich denke dabei besonders an die Verse 6–8, wo sie sagte:
„Der HERR tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol (d.h. das Totenreich) hinab und wieder herauf. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. Er hebt den Geringen aus dem Staub empor, aus dem Schmutz erhöht er den Armen, um ihn sitzen zu lassen bei Edlen; und den Thron der Ehre lässt er sie erben." (1Sam 2:6-8)
Hanna beschreibt hier eindrücklich, wie der HERR Verlierer zu Siegern macht. Auch in der Bergpredigt preist Jesus die Benachteiligten dieser Welt als Glückselige, weil sie von Gott eine wunderbare Erstattung erhalten werden (Mt 5:3-12). Paulus schildert in 1. Korinther 4,12–13 seinen eigenen Zustand, der stellvertretend für viele verfolgte und geschmähte Christen steht, die in dieser Welt wie große Verlierer aussehen:
„Geschmäht, segnen wir; verfolgt, dulden wir; gelästert, reden wir gut zu; wie Unrat der Welt sind wir geworden, ein Abschaum aller bis jetzt." (1Kor 4:12-13)
Seit Christus den Tod besiegt hat (1Kor 15:54-57) und die Gläubigen „in Christus" sein dürfen (2Kor 5:17), gehören auch sie zu den Siegern. Deshalb konnte Paulus am Ende seines Auferstehungskapitels schreiben:
„Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!" (1Kor 15:57)
Ihr sollt richten ohne Ansehen der Person, den Kleinen sollt ihr anhören wie den Großen, und ihr sollt euch vor niemandem fürchten, denn es ist Gottes Gericht.
Wenn ihr aber nach dem Ansehen der Person urteilt, dann begeht ihr eine Sünde und werdet überführt vom Gesetz als seine Übertreter.
Das fünfte Buch Mose heißt in der hebräischen Bibel „devarim", was mit „diese (sind) die Worte" übersetzt werden könnte. Der lateinische Begriff lautet „Deuteronomium", was „zweites Gesetz" bedeutet.
Dieses Buch enthält die Abschiedsreden des Mose an das Volk Israel, kurz bevor sie das verheißene Land betreten (5Mo 1:1-5). Es bildet den Abschluss der Tora – der „Weisung", die nicht nur das Fundament des jüdischen Glaubens, sondern auch die Grundlage für die ganze Bibel darstellt.
Dieses fünfte Buch beginnt mit der Aufforderung, das verheißene Land Kanaan einzunehmen und die Wüste zu verlassen (5Mo 1:6-8). Es war ein besonderer Moment in der Geschichte Israels. Bereits Jahrhunderte zuvor hatte Gott Abraham verheißen, seinen Nachkommen dieses Land zu geben (1Mo 12:7 / 1Mo 15:18).
Mose gibt hier nicht nur Gesetze weiter – er erinnert das Volk an Gottes Treue und mahnt zur Gerechtigkeit. Deshalb erwähnt er die Begebenheit, als er das Rechtssystem einführte und Richter einsetzte (5Mo 1:9-18). Diese sollten „ohne Ansehen der Person" richten, also unparteiisch urteilen.
Ein Rechtsstaat verdient diesen Namen nur, wenn er über ein unparteiisches Rechtssystem verfügt. Die Römer stellten das Urteilen ohne Ansehen der Person bildhaft dar: „Justitia" trägt eine Augenbinde, hält in der einen Hand die Waagschalen und in der anderen das Schwert.
Im Wort Gottes wird das Rechtssystem aber nicht mit der Göttin der Gerechtigkeit in Verbindung gebracht, sondern mit dem allmächtigen Gott selbst. Darum heißt es im heutigen Losungstext auch: „… denn es ist Gottes Gericht."
Die Richter sind somit Stellvertreter Gottes und hatten den Auftrag, im Sinne Gottes „Recht zu sprechen". Das war aber nur möglich, wenn sie erstens das Gesetz Gottes kannten und zweitens Gott fürchteten (2Mo 18:21). Sie sollten aus dem Bewusstsein heraus richten, dass auch sie selbst einmal vor dem Richter der Welt stehen und sich für ihr Handeln verantworten müssen (Röm 14:10-12). Dieses Bewusstsein trägt wesentlich dazu bei, dass ein staatliches Rechtssystem wirklich gerecht ist.
Sobald Richter auf das „Ansehen einer Person" schauen, verlassen sie den Boden der Gerechtigkeit. Manche tun es, um sich selbst zu schützen oder um sich Vorteile zu verschaffen. Dies geschieht besonders dort, wo Mächtige die Richter unter Druck setzen. Wenn ein Richter Gott mehr fürchtet als die Mächtigen, kann er wirklich unparteiisch richten – doch das erfordert Mut und Vertrauen in den Allmächtigen!
Für einen Liebenden ist es selbstverständlich, niemanden zu bevorzugen und alle mit Würde, Respekt und Wertschätzung zu behandeln (Jak 2:1). Leider war das bei den Empfängern des Jakobusbriefes nicht der Fall. Obwohl sie sich als „gläubig" bezeichneten, urteilten sie nach dem Ansehen der Person: Sie bevorzugten die Reichen und vernachlässigten die Armen (Jak 2:2-4). Sie zahlten ihren Angestellten nicht den verdienten Lohn (Jak 5:4). Und sie stritten untereinander so heftig, dass Jakobus schreiben musste:
„Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher: aus euren Begierden, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nichts; ihr mordet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg; ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, damit ihr es in euren Begierden vergeudet." (Jak 4:1-3)
Manche Bibelleser empfinden Jakobus als „gesetzlich" – aber was soll man Gemeindemitgliedern schreiben, die sich völlig lieblos verhalten und gleichzeitig sagen: „Ich habe Glauben" bzw. „Ich bin gläubig"? (Jak 2:14)
Die strengen und mahnenden Worte von Jakobus sind letztlich ein Ausdruck der Liebe Gottes. Er wünscht sich, dass die Briefempfänger Buße tun und nicht länger von Egoismus und Rücksichtslosigkeit geprägt sind, sondern von gegenseitiger Liebe und Fürsorge.
Darum: Lasst uns lieben, wie Christus uns geliebt hat! (Joh 13:34 / Eph 5:2)
Fürchte dich nicht und verzage nicht!
Da berührte Jesus ihre Augen und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben! Und ihre Augen wurden geöffnet.
Angst ist ein ständiger Begleiter im Leben – damals wie heute. Doch Gottes Zuspruch bleibt derselbe: Fürchte dich nicht und verzage nicht!
Oft hört man, die Bibel sage 365-mal „Fürchte dich nicht" – für jeden Tag des Jahres einmal. Auch wenn das – gemäß meinen Recherchen – nicht ganz stimmt, ist die Botschaft klar: Gott möchte, dass wir ohne Angst leben und ihm vertrauen. Schon über hundertmal spricht er uns dieses „Fürchte dich nicht" zu – ein gewaltiger Zuspruch!
Josua war ein sehr mutiger Mann. Neben Kaleb war er der einzige Kundschafter, der das Volk ermutigte, das verheißene Land einzunehmen (4Mo 14:6-9). Die anderen zehn hielten dies für unmöglich, weil sie sich nicht vorstellen konnten, wie sie dieses schwer befestigte Land mit seinen starken Riesen erobern sollten. Sie sahen die große Übermacht der Feinde und ihre eigenen begrenzten Fähigkeiten, während Josua und Kaleb mit der Hilfe ihres allmächtigen Gottes rechneten. Nur diese beiden, die auch den Auszug aus Ägypten als erwachsene Männer miterlebten, kamen ins verheißene Land – weil sie auf Gott und nicht auf die eigene Stärke vertrauten (4Mo 14:30).
Trotzdem brauchte auch Josua mehrmals die Zusage: „Fürchte dich nicht". Das zeigt uns, dass selbst Menschen, die vom Vertrauen auf Gott geprägt sind, immer wieder entmutigt werden und dazu neigen, sich zu fürchten. Die sogenannten „Glaubenshelden" waren keine „Übermenschen", sondern Menschen wie wir, die mit Verzagtheit zu kämpfen hatten. Selbst der große Apostel Paulus benötigte mindestens zweimal die göttliche Ermutigung: „Fürchte dich nicht!" (Apg 18:9 / Apg 27:24)
Während der Eroberung des verheißenen Landes kam es bei der Einnahme von Ai zu einem Rückschlag. Diejenigen, die diese Stadt erobern wollten, wurden von den Verteidigern geschlagen (Jos 7:4-5). Die Ursache war der Ungehorsam von Achan. Gott hatte bei der Eroberung Jerichos verboten, irgendwelche Schätze dieser Stadt zu plündern (Jos 6:18-19). Doch Achan ließ sich von seiner Gier nach Reichtum verführen (Jos 7:21). Das führte dazu, dass Gott bei der Einnahme der nächsten Stadt – die wesentlich kleiner war als Jericho – kein Gelingen schenkte und dass Achan und seine Familie sterben mussten (Jos 7:24-26).
Josua erkannte: Das Problem war nicht die Stärke der Feinde, sondern der Zustand des Herzens seines Volkes – nämlich die Habgier und der Ungehorsam gegenüber Gott. Diese Herzenshaltung blockierte ein siegreiches Leben – damals für die Israeliten und heute für uns. Ein solcher Zustand war und ist keine gute Voraussetzung für einen erfolgreichen Kampf gegen die Feinde. Das entmutigte Josua. Darum bekam er in Kapitel 8, Vers 1 erneut den Zuspruch: „Fürchte dich nicht und verzage nicht!". Josua vertraute auf den HERRN, und so konnte er weiter sein Volk anführen und das Land in Besitz nehmen.
Auch die zwei Blinden, die mitbekamen, dass Jesus in ihrer Nähe war, vertrauten darauf, dass er ihnen helfen könnte (Mt 9:27-28). In der Geschichte Israels hatte noch nie ein Prophet die Augen von Blinden geheilt. Doch diese beiden Blinden trauten Jesus zu, dass er der Erste sein würde, der dieses Wunder vollbringen konnte. Jesus fragte sie: „Glaubt ihr, dass ich dies tun kann?" Sie antworteten: „Ja, Herr." Dann berührte er ihre Augen und sprach: „Euch geschehe nach eurem Glauben!" Und ihre Augen wurden geöffnet (Mt 9:29-30). Das war vermutlich die erste Blindenheilung überhaupt!
Wer auf Jesus vertraut, gewinnt nicht nur neuen Mut, sondern erlebt auch Dinge, die unmöglich schienen! Fürchte dich nicht und verzage nicht! – diese Worte sind mehr als eine Ermutigung. Sie sind ein göttliches Versprechen, dass Glaube stärker ist als Angst.
Warum willst du mit Gott hadern, weil er auf Menschenworte nicht Antwort gibt? Denn auf eine Weise redet Gott und auf eine zweite; nur beachtet man's nicht.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Kennst du das auch? Du hast große Probleme und brennende Fragen an Gott, die du gerne beantwortet hättest. Aber du hörst weder eine Stimme, noch fällt ein „Zettel vom Himmel", der dir die gewünschte Antwort gibt. Bevor ich auf mögliche Gründe eingehe, möchte ich zuerst zeigen, wie Gott zu uns spricht. Dabei setze ich die wichtigsten Punkte an die erste Stelle – denn Übergeordnetes sollte immer eine höhere Gewichtung haben. Gott redet durch …
… die Bibel – das geschriebene Wort Gottes (2Tim 3:16). Manchmal verstehen wir gewisse Aussagen nicht oder sogar falsch. Aber je besser wir die Bibel kennen, desto mehr verstehen wir Gottes Sinn.
… seinen Heiligen Geist, indem er uns z. B. in einer Predigt etwas eindringlich aufs Herz legt oder indem wir bei einer Entscheidung den tiefen Frieden Gottes verspüren (Joh 16:13 / Röm 8:14).
… Mitmenschen, die sich von Gott belehren lassen. Manchmal – aber eher selten – redet Gott auch durch Menschen, die ihn nicht kennen.
… das Gewissen (Röm 2:15). Dieses muss jedoch von biblischen Werten geprägt sein.
… Umstände und Schicksalsschläge, die uns in geistliche Entwicklungsprozesse führen, die durch Worte allein nicht durchlaufen werden können (Röm 8:28 / Jak 1:2-4).
… Träume und Visionen (Joel 3:1 / Apg 2:17). Gott spricht auch heute durch Träume – besonders wo Menschen keinen Zugang zu seinem Wort haben. In unseren Gemeinden sollten Träume mit Zurückhaltung beachtet werden. Intensive Träume können bedeutungslos sein. Wenn Gott durch einen Traum spricht, erkennen wir sein Reden – solche Träume widersprechen nie seinem Wort!
… die Schöpfung (Ps 19:2 / Röm 1:20). In der Natur entdecken wir eine Vielzahl von Zusammenhängen, die ein Abbild für geistliche Realitäten sind – z. B. die Verwandlung einer Raupe zum Schmetterling, die uns eine Verwandlung des irdischen Leibes andeutet.
Immer wieder wünschen wir uns von Gott eine Antwort – doch er redet oft anders, als wir es erwarten. Manchmal spricht Gott durch Leid und Krankheit, weil wir nur in solchen Zuständen etwas Entscheidendes lernen und notwendige Entwicklungsprozesse durchlaufen können (Hebr 12:5-11). Durch biblische Lehre begreifen wir zwar gewisse Dinge mit dem Verstand. Das bedeutet aber nicht, dass wir sie auch mit Herz und Seele erfasst haben. Mit dem Verstand kann ich Demut beschreiben und erkennen, dass sie einen großen Stellenwert hat. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass ich auch von Herzen demütig bin. Wahre Demut entsteht nicht durch richtige Lehre, sondern durch Demütigungsprozesse – wie Versagen oder Schwachheit –, die uns aber meist nicht gefallen.
Hiob erwartete von Gott eine klare Antwort auf seine brennende Frage: Warum musste er als Schuldloser so massiv leiden? Zuerst schweigt Gott. Dann versuchen seine drei Freunde, Hiob klarzumachen, dass er nicht schuldlos sein kann – denn nach ihrer Einschätzung lässt Gott keinen Schuldlosen so leiden. Sowohl Hiob als auch seine drei Freunde gingen ursprünglich davon aus, dass erlittenes Leid immer etwas mit der Schuld des Betroffenen zu tun haben muss. Aber Hiob hatte ein Problem: Er konnte bei sich keine solche Schuld entdecken, weshalb er von Gott eine klare Antwort einforderte (Hiob 13:3 / Hiob 23:3-5).
Elihu, der jüngste Freund Hiobs, sprach als Letzter. Er verwies auf die Souveränität Gottes und darauf, dass Gott auf unterschiedliche Weise redet (Hiob 33:14). Wir bemerken es aber oft nicht, weil wir so stark auf unsere Vorstellung fixiert sind, wie Gott zu uns sprechen muss. Deshalb übersehen wir, dass er diesmal anders mit uns redet. Nach der Rede Elihus spricht Gott. Aber er gibt keine Antwort – er stellt nur Dutzende Fragen (Hiob 38-41). Gegen Ende seiner Rede macht er Hiob deutlich, dass er allein den unzähmbaren Leviatan kontrolliert – ein Bild für den Bösen (Hiob 41:1-26). Diese vielen Gottesfragen führten dazu, dass Hiob erkennen konnte: Alles, was Gott tut, ist letztlich richtig und gut (Hiob 42:2-3)!
Gott sprach zu den sieben Gemeinden in Kleinasien durch Johannes' Schreiben (Offb 2-3). Jede Gemeinde erhielt einen eigenen Schwerpunkt, doch alle sollten aufmerksam auf das hören, was der Geist allen sagte (Offb 2:7). Obwohl Philadelphia nicht die Probleme von Ephesus hatte, sollte jede Gemeinde auch die Botschaften an die anderen beachten – denn ihre Situation konnte sich ändern.
Gott redet zu uns – aber oft anders, als wir es erwarten. Manchmal spricht er im Schweigen, im Leid oder durch Umstände, die wir nicht verstehen (1Kön 19:11-13). Wir möchten Antworten – doch Gott schenkt uns oft Begegnungen, die tiefer wirken als Worte. So wie Hiob am Ende nicht eine Erklärung, sondern eine Offenbarung bekam: Gott selbst (Hiob 42:5).
Auch heute ruft der Geist Gottes seine Gemeinde, aufmerksam zu hören (Offb 2:7). Denn seine Wege sind vielfältig, und jede Generation braucht offene Ohren und ein empfängliches Herz (Mt 13:9).
Darum: Verschließen wir uns nicht, wenn Gott redet – auf seine Weise, in seiner Zeit und zu unserem Besten (Röm 8:28).
So hütet euch nun, dass ihr den Bund des HERRN, eures Gottes, nicht vergesst, den er mit euch geschlossen hat, und nicht ein Bildnis macht von irgendeiner Gestalt, wie es der HERR, dein Gott, geboten hat.
Gottes unsichtbares Wesen - das ist seine ewige Kraft und Gottheit - wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es mit Vernunft wahrnimmt, an seinen Werken ersehen.
Zur Zeit des Mose gab es außerhalb Israels keine nachweisbare Religion, die sowohl Monotheismus als auch ein strenges Bilderverbot praktizierte (2Mo 20:3-4). Der ägyptische Pharao Echnaton (Amenophis IV.), der von 1353–1336 v. Chr. regierte, vertrat zwar einen monotheistischen Glauben, in dem Aton als einziger Gott verehrt wurde. Aber er wurde nicht bildlos verehrt, sondern als Sonnenscheibe mit strahlenförmigen Händen dargestellt. Zudem lebte Echnaton nach dem Auszug aus Ägypten, der gemäß biblischer Datierung (1Kö 6:1) Mitte des 15. Jahrhunderts v. Chr. stattfand.
Sichtbare Götter waren damals der absolute Standard. Gottes Anweisung, von ihm kein Bildnis zu machen, war revolutionär – obwohl weder Noah noch Abraham, Isaak und Jakob einen bildhaften Gott verehrten (1Mo 12:7-8). In 2Mo 20 erhielt Israel die zehn Gebote, die klar zum Ausdruck bringen, dass sich niemand ein Bildnis von Gott machen darf (2Mo 20:4). Doch bereits kurze Zeit später verlangte das Volk von Aaron, dass er ihnen Götter machen solle. Das führte zur Anbetung eines goldenen Kalbs (2Mo 32:1-4). Die Bilderverehrung und der Götzendienst blieben sowohl beim Volk Israel als auch in der Kirchengeschichte ein Problem, das sich kaum aus der Welt schaffen ließ (Ri 2:11-13 / 2Kö 17:7-18). Bis heute werden Statuen von Jesus und Maria angebetet oder zumindest verehrt. Aber warum ist das so?
Da wir Menschen stark auf Visuelles reagieren, nehmen wir das Sichtbare oft als einzig verlässliche Realität wahr. Deshalb fällt es uns leichter, auf etwas zu vertrauen, das wir sehen können – seien es Menschen oder menschengemachte Dinge. Das Vertrauen auf einen unsichtbaren Gott fällt vielen schwer, weil sie daran zweifeln, ob er wirklich existiert (2Kor 5:7).
Paulus macht in seinen Briefen deutlich, dass das Sichtbare nicht durch sich selbst entstanden ist (Röm 1:20). Wir Menschen haben unseren eigenen DNA-Code nicht selbst geschrieben! Das muss jemand gewesen sein, der über der sichtbaren Materie steht. Einige Physiker vertreten die Auffassung, dass Materie ohne eine formende, immaterielle Informationsebene nicht existieren kann.
Paulus schreibt, dass wir Gottes unsichtbares Wesen anhand der Genialität der Schöpfung erkennen können. Darum will ich nachfolgend einige Aspekte aufzählen, die auf einen Schöpfer hinweisen:
Die außerordentliche Komplexität und das erkennbare Design in der Natur – von der DNA bis zu den Galaxien – weisen auf einen intelligenten Urheber hin (Ps 19:2 / Ps 139:14). Zufällige Prozesse können diese präzise Ordnung nicht vollständig erklären.
Die konstanten physikalischen Gesetze (Gravitation, Thermodynamik, Entropie etc.) zeigen eine zugrundeliegende Ordnung und Rationalität, die auf einen gesetzgebenden Verstand hinweist (Hiob 38:33 / Jer 33:25).
Kausalität und Ursprung. Das Kausalitätsprinzip besagt: Alles, was einen Anfang hat, hat eine Ursache. Das Universum hatte einen Anfang (1Mo 1:1), also muss es eine erste Ursache geben – den ungeschaffenen Schöpfer, der über Raum und Zeit steht (Joh 1:3 / Kol 1:16-17).
Die Schönheit und Zweckmäßigkeit in der Natur geht oft über bloße Funktionalität hinaus. Dies deutet auf einen Schöpfer hin, der nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch erschafft (Ps 104:24).
Die Feinabstimmung des Universums. Die präzise Abstimmung der kosmischen Konstanten, die Leben ermöglichen (anthropisches Prinzip), lässt auf einen planenden Geist schließen (Jes 45:18).
Inneres Gottesbewusstsein. Zusätzlich zur äußeren Offenbarung hat Gott jedem Menschen ein Bewusstsein für Ewigkeit ins Herz gelegt (Pred 3:11), sodass die Erkenntnis des Schöpfers von innen und außen bezeugt wird (Röm 2:14-15).
Obwohl die Existenz eines Schöpfergottes in seiner Schöpfung erkennbar ist, passt diese Erkenntnis nicht in jedes Lebenskonzept – besonders dann nicht, wenn man einen Lebensstil führen möchte, den man nicht vor einer göttlichen Instanz verantworten will (Röm 1:18-19). Deshalb ist der Glaube an Gott weniger eine Frage des Verstandes als vielmehr des Herzens (Spr 4:23 / Mt 5:8).
Der Glaube ist nicht bloß eine intellektuelle Zustimmung, sondern eine vertrauensvolle Beziehung zu dem, der uns geschaffen hat (Joh 17:3). Er befreit von Schuld, gibt Hoffnung und verleiht dem Leben Ziel und Sinn (Joh 8:36 / Röm 15:13).
Dieses Vertrauen auf Gott ist ein unermesslich wertvolles Geschenk – und es lohnt sich, es mit Dankbarkeit anzunehmen (Heb 11:6).
Die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen.
Jesus sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
1999 erschien der Film "At First Sight", der auf einer wahren Begebenheit beruht. Darin wird der blinde Virgil durch eine Operation sehend – doch das vermeintliche Wunder endet tragisch. Zwar erkennt er Licht und Farben, doch sein Gehirn kann die neuen Eindrücke nicht verarbeiten. Alles erscheint ihm fremd und verwirrend. Er verliert seine Selbstständigkeit, sein Selbstvertrauen bricht zusammen, und auch seine Beziehung zerbricht unter der Überforderung. Schließlich verliert Virgil nicht nur seine Sehkraft, sondern auch seinen inneren Halt.
Dieses Beispiel zeigt einerseits die erstaunlichen Fortschritte in Chirurgie und Medizin. Andererseits wird deutlich: Eine körperliche Heilung allein reicht nicht aus, um einen Menschen in den Zustand nach seiner Erschaffung zu versetzen. Blindheit kann nur derjenige umfassend heilen, der nicht nur das Auge, sondern den ganzen Menschen erschuf. Darum verheißt der allmächtige Gott in Jesaja 42:6–7:
„Ich, der HERR, habe dich berufen in Gerechtigkeit [...] und ich habe dich zum Bund für das Volk gemacht, zum Licht der Nationen, dass du die Augen der Blinden öffnest, die Gefangenen aus dem Kerker führst und aus dem Gefängnis die, die in der Finsternis sitzen."
Diese Aussage findet sich direkt im Anschluss an das erste Gottesknechtlied in Jesaja 42:1–4. Es handelt sich um eine messianische Verheißung, die zeigt, dass der Messias den Blinden die Augen öffnen kann (Mt 9:27-30 / Mt 20:29-34 / Mk 8:22-26 / Joh 9:1-7). Jesus heilte mehrfach Blinde – darunter auch Blindgeborene. Dadurch offenbarte er sich als der Messias Israels, der auch zum Licht für die Nationen wurde, indem er sich selbst als Schuldopfer darbrachte. Dies beschreibt Jesaja eindrücklich im letzten Gottesknechtlied (Jesaja 52:13–53:12).
In der Bibel ist auch vielfach von einer geistlichen Blindheit die Rede (Jes 6:9-10 / Mt 13:13-15 / Joh 12:40 / 2Kor 4:4). Sie beschreibt den Zustand, in dem man die Wahrheit Gottes nicht erkennen kann, obwohl man körperlich sehen kann. Diese Blindheit betrifft das Herz und den Verstand des Menschen. Sie zeigt sich unter anderem darin, dass man die materielle Welt als die eine maßgebende Realität sieht, während man das unsichtbare Wirken des Geistes Gottes lediglich als fragliche Sichtweise abtut. Nur Gottes Geist kann diese Blindheit heilen und uns die Gewissheit schenken, von der Hebräer 11:3 spricht:
„Durch unseren Glauben verstehen wir, dass die ganze Welt durch Gottes Wort geschaffen wurde, dass alles Sichtbare aus Unsichtbarem entstanden ist." (HFA)
Die Fähigkeit zu sehen nützt nichts, wenn man sich in absoluter Finsternis befindet. In einer Höhle, ohne Licht, sieht auch der Sehende nichts. Dann ist ein Führer notwendig – jemand, der den Weg kennt und sicher zum Ausgang führt (Ps 23:4).
Jesus Christus ist der gute Hirte (Joh 10:11), der uns aus dem dunklen Tal des Todesschattens zum wahren Licht führt – denn er selbst ist das Licht der Welt (Joh 8:12). Wer ihm nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis, sondern hat das Licht des Lebens. Sein Wort ist eine Leuchte für unseren Weg (Ps 119:105) und führt uns sicher in die Herrlichkeit Gottes.
Lass deiner sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen.
Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!
C.S. Lewis verlor früh seinen Glauben nach dem Tod seiner Mutter. Als brillanter Professor in Oxford fühlte er sich innerlich leer, trotz intensiver Beschäftigung mit Philosophie und Literatur. Eine unerklärliche Sehnsucht begleitete ihn.
Nach Gesprächen mit Freunden wie J.R.R. Tolkien über Christus und Mythen erlebte er auf einer Motorradfahrt zum Zoo eine stille, aber tiefe Gewissheit: Christus ist der Sohn Gottes. Ohne dramatische Gefühle wurde der überzeugte Atheist zum gläubigen Menschen und schrieb fortan Bücher über den Glauben, die viele Menschen berührten.
„Ich kam nicht zu Gott," sagte Lewis,„sondern er kam zu mir. Ich wurde von Freude überfallen."
C.S. Lewis hatte eine verborgene Sehnsucht nach Gott, die ihm kaum bewusst war – vielleicht ein unbewusstes Suchen. Der HERR schenkte ihm Freude, eine Freude, die auch im heutigen Losungsvers verheißen wird.
Psalm 40 ist – wie viele andere auch – ein messianischer Psalm. Er beschreibt nicht nur das Verhältnis zwischen dem Psalmdichter und Gott, sondern auch die Eigenschaften und das Wirken des kommenden Messias. Dies zeigt sich jedoch nicht sofort offensichtlich, sondern wird deutlich, wenn man den Hebräerbrief kennt: Dort wird Psalm 40:7–9 in Hebräer 10:5–7 zitiert und auf Christus bezogen. Vers 8 klingt besonders geheimnisvoll:
"Da sprach ich: Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht über mich geschrieben."
Hier erahnen wir: Christus wurde im ganzen Alten Testament prophezeit – manchmal sehr offensichtlich, an vielen Stellen auch auf verborgene Weise. Jesus selbst sagte in Johannes 5:39:
"Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen."
Psalm 40:8 hat auch in Bezug auf David eine wichtige Bedeutung. Die Rolle des Buches spricht ihn persönlich an, und so bekennt er, dass er sich in den Schriften Gottes wiederfindet – als einer, der gerufen ist, Gehorsam statt Opfer zu bringen.
Durch den Gehorsam Jesu Christi werden alle glaubenden Sünder mit seiner Gerechtigkeit beschenkt (Röm 5:19). Verlorene Sünder mit einer (verborgenen) Sehnsucht nach Gott – die nach ihm fragen oder ihn suchen – können sich freuen und fröhlich sein, wenn Gott ihnen zeigt, dass er sie von aller Schuld befreit hat (1Jo 1:9).
Die Jünger Jesu freuten sich, als Jesus auf einer Eselin reitend nach Jerusalem einzog (Lk 19:28-40). Darum riefen sie: „Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!" Es war ein Tag voller Jubel und Euphorie – ein Vorgeschmack auf den Tag, an dem er wiederkommen wird, um ein bleibendes Friedensreich aufzurichten (Offb 20:4-6). Damals dachten die Jünger, dieser Tag stehe unmittelbar bevor. Doch wenige Tage später folgte tiefe Verzweiflung, als sie miterleben mussten, wie ihr Herr gekreuzigt wurde.
Erst nach der Auferstehung Jesu stellte sich wieder Freude und Jubel ein (Joh 20:20)! Bis heute freuen sich Christen weltweit über die Auferstehung Jesu und sein baldiges Wiederkommen. Dabei wird er zuerst seine Gemeinde zu sich holen (1Thes 4:16-17), um dann später in großer Macht und Herrlichkeit wiederzukommen und das tausendjährige Reich aufzurichten (Offb 19:11-16).
Gib deine Gottsuche nicht auf – sie wird dir große Freude bringen!
Um meines Namens willen halte ich meinen Zorn zurück, und um meines Ruhmes willen bezähme ich mich zu deinen Gunsten, dass ich dich nicht ausrotte.
Der Engel sprach zu Josef: Maria wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.
„Welche berühmte Person hat heute einen guten Namen?" Diese Frage habe ich mir gestellt, und die Antwort fällt mir schwer. Was macht einen guten Namen aus? Ist es großes Ansehen oder Bewunderung? In den USA waren das – je nach Umfragejahr – Donald Trump oder Barack Obama. Oder sind es Menschen, die sich für Frieden einsetzen, wie die Friedensnobelpreisträger? 1994 erhielten Jitzchak Rabin, Schimon Peres und Jassir Arafat diesen Preis. Arafat war PLO-Vorsitzender – einer Organisation, die terroristische Anschläge verübte.
Die Bibel erinnert uns daran: Ein guter Name ist wertvoller als großer Reichtum, ja kostbarer als Gold (Spr 22:1). Ein guter Name steht für Charakter, Integrität und das Vertrauen, das andere in uns setzen.
Blicke ich auf die Geschichte der Menschheit, leuchtet kein Name heller als der Name Jesu Christi. Zwar gab es viele, die Menschlichkeit und Liebe predigten und einen positiven Einfluss hatten, aber keiner hat Nächstenliebe so radikal verkündigt und gelebt wie Jesus Christus (Joh 13:34-35 / 1Jo 4:8). Er war von vollkommener Liebe geprägt wie kein anderer – und das bis zu seinem letzten Atemzug (Lk 23:34)! Ich kenne niemanden, der einen besseren Namen hätte.
In Offenbarung 19,11 trägt Jesus Christus den Namen „Treu und Wahrhaftig". Dort heißt es, dass er mit Gerechtigkeit richtet und kämpft. Wer gerecht richtet, muss den Schuldigen verurteilen – auch wenn man ihm treu zur Seite stehen möchte.
Neulich hörte ich die Geschichte eines Kapitäns, der auf hoher See die Lebensmittelrationen reduzieren musste, damit alle überleben konnten. Zuwiderhandlungen würden mit Peitschenhieben bestraft. Als entdeckt wurde, dass jemand aus der Speisekammer gestohlen hatte – und es sich um die Mutter des Kapitäns handelte –, tat er etwas völlig Unerwartetes: Die Mutter wurde an den Pfosten festgebunden. Der Kapitän zog sein Hemd aus, stellte sich vor seine Mutter und nahm alle Peitschenhiebe auf seinen Rücken. Der Kapitän war nicht nur gerecht und wahrhaftig – er war auch treu und schützte seine Mutter vor der Bestrafung.
Diese Geschichte zeigt, was Jesus Christus für uns tat. Er ist absolut gerecht und wahrhaftig – und gleichzeitig auch treu (2Tim 2:13). Deshalb trug er für uns die verdiente Strafe und rettete uns so von den Konsequenzen der Sünde (Jes 53:5 / 1Petr 2:24).
Der heutige Losungsvers zeigt, dass Israel – und letztlich die gesamte Menschheit – Gottes vernichtenden Zorn verdient hätte (Röm 3:23 / Röm 6:23). Doch Gott hielt seinen Zorn zurück. Er sandte seinen Sohn Jesus (hebr. Jeschua = Jahweh rettet) und lud die Sünde der ganzen Welt auf ihn, damit wir nicht mehr unter Gottes Zorn stehen müssen (Joh 1:29 / Röm 5:9)!
Wer trägt einen herrlicheren Namen als Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes? Niemand! Niemand hat die Schuldfrage so gelöst – und niemand hat so geliebt wie er (Joh 15:13). Ihm gebührt unser Dank und unsere Anbetung (Phil 2:9-11)!
Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen, und lasst uns zurückkehren zum HERRN!
Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi.
Die Aufforderung aus den Klageliedern und das Gebet des Paulus an die Philipper verbindet ein gemeinsames Anliegen: das ehrliche Prüfen des eigenen Lebens im Licht Gottes – nicht aus Angst, sondern aus Liebe.
Erfolgreiche Unternehmer üben sich in der Selbstreflexion und haben gelernt, ihre Tätigkeiten zu prüfen, um möglichst erfolgreich zu sein. Es gab Zeiten, in denen ich die Selbstbewertung eher verdrängte, statt sie zu praktizieren, weil ich mich – wohl unbewusst – vor der Selbsterkenntnis fürchtete. Eine ehrliche Selbstwahrnehmung hätte dazu führen können, dass ich mein Handeln als unzureichend empfinde – was wiederum ein reduziertes Selbstwertgefühl zur Folge gehabt hätte.
Kaum etwas fürchtet die Seele mehr als ein vermindertes Selbstwertgefühl. Deshalb hat jeder Mensch eigene Strategien entwickelt, um sich wertvoll zu fühlen – sei es durch herausragende Leistungen, Erfolg, außergewöhnliches Wissen oder durch Verhaltensweisen, die anderen gefallen.
Wenn wir jedoch erkannt haben, dass wir in den Augen Gottes überaus wertvoll sind, müssen wir uns nicht mehr vor einem mangelnden Selbstwertgefühl fürchten und dieses durch eigene Leistungen aufbessern (Jes 43:4). Dann fällt es uns wesentlich leichter, uns selbst kritisch zu hinterfragen.
Für eine gute Selbstbewertung brauchen wir den richtigen Maßstab. Falsche Maßstäbe führen uns in die Irre – sie bestärken uns oft in einem Verhalten, das nicht aus Liebe kommt. Der ultimative Maßstab für unser Leben ist Jesus Christus und seine Worte der Liebe (Joh 13:34-35 / 1Petr 2:21). Dieser Maßstab zeigt uns einerseits, wie klein wir sind – was uns demütig macht. Andererseits erkennen wir, wie sehr wir geliebt sind, was uns wertvoll macht – ohne dass wir etwas dafür leisten müssen (Röm 5:8 / Eph 2:8-9). Das gilt sogar dort, wo wir alles falsch gemacht haben und sich unser Leben vielleicht wie ein einziger Scherbenhaufen anfühlt.
Im Buch der Klagelieder – das 7 × 22 Verse enthält – beklagt Jeremia den gewaltigen „Scherbenhaufen" seines Volkes. Es wollte nicht auf die mahnenden Worte der Propheten hören (Jer 7:13). Stattdessen praktizierte es weiter Boshaftigkeit, Ungerechtigkeit und Götzendienst. Die Folge: die totale Zerstörung Jerusalems (2Kö 25:8-10). Das Volk war am Boden zerstört. Jeremia war so niedergeschlagen, dass man bei ihm vielleicht eine tiefe Depression diagnostiziert hätte.
Trotzdem forderte er sein Volk auf: „Lasst uns unsere Wege prüfen und erforschen!" Mit anderen Worten: „Denkt selbstkritisch darüber nach, warum wir so weit gekommen sind. Erkennt, dass unser Schicksal etwas mit unseren falschen Weichenstellungen in der Vergangenheit zu tun hat und dass wir es selbst verschuldet haben."
Doch Jeremia bleibt nicht bei der niederschmetternden Selbstkritik – er zeigt auch den Ausweg:
"Lasst uns zurückkehren zum HERRN! Lasst uns unser Herz samt den Händen erheben zu Gott im Himmel!" (Kla 3:40-41)
Auch unsere christlich geprägten Länder bräuchten eine Umkehr zu Gott – eine Rückbesinnung auf die göttlichen Werte. Auch wir sollten unser Leben und unsere Wege prüfen und uns wieder neu auf die Liebe Gottes ausrichten, so wie es die Gemeinde in Philippi tat.
Der Apostel Paulus lobt die Philipper für ihre gelebte Liebe. Ihr geistlicher Zustand stand in starkem Kontrast zu dem, was Jeremia bei seinem Volk feststellte – und trotzdem: Es gab noch „Luft nach oben"! Auch für die Liebe dieser Gemeinde gab es noch Wachstumspotenzial (Phil 1:9).
Paulus ermutigt die Philipper, zu prüfen, was das Beste ist. Sie sollten auf Jesus Christus schauen und sein demütiges, wertschätzendes und liebevolles Verhalten als Maßstab nehmen (Phil 2:5-8). So konnten sie sich selbst prüfen und erkennen, was das Vollkommene ist. Dadurch wurden sie Jesus immer ähnlicher und wuchsen in der Liebe (2Kor 3:18). Das ist auch unser Ziel – das Ziel, dem wir, wie Paulus, nachjagen dürfen (Phil 3:12-14)! Lasst uns also mutig prüfen, was das Beste ist – nicht, um uns zu verurteilen, sondern um in der Liebe zu wachsen.
Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen.
Betrachtet euch als solche, die für die Sünde tot, für Gott aber lebendig sind, in Christus Jesus.
Psalm 116 beginnt mit dem schönsten und zugleich wichtigsten Bekenntnis: „Ich liebe den HERRN, denn er hörte meine Stimme, mein Flehen" (Ps 116:1). Die Liebe zum HERRN hat immer einen Auslöser – nämlich die Erfahrung, von Gott geliebt zu werden. Ohne sie kann man Gott nicht wirklich lieben. Der Apostel Johannes beschreibt das so:
„Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat" (1Joh 4:19).
Der Psalmist befand sich in großer Not und erlebte, wie der HERR sein Flehen erhörte und ihn vor dem Tod rettete (Ps 116:3-6). Er erlebte auf wunderbare Weise, dass Gott und seine Liebe eine Realität sind – keine bloße Wunschvorstellung. Dieses rettende Eingreifen Gottes bekräftigte den Psalmdichter in seinem Entschluss, im „Land der Lebendigen" und in der Gegenwart des HERRN zu wandeln.
Das „Land der Lebendigen" bezeichnete damals vor allem die leiblich-seelische Existenz des Menschen auf Erden – das diesseitige Leben im Gegensatz zum Totenreich (hebr. Scheol). Im Scheol gab es nach alttestamentlicher Vorstellung keinen Lobpreis Gottes (Ps 6:6). Der Aufenthalt im Totenreich bedeutete nicht, dass der Geist eines Menschen aufhörte zu existieren. Aber die Verbindung zum lebendigen Gott war dann unterbrochen. Jesaja prophezeite, dass der leidende Gottesknecht, der um unserer Sünde willen zerschlagen wurde, vom Land der Lebendigen abgeschnitten werden würde (Jes 53:5-8).
Doch die biblische Offenbarung bleibt hier nicht stehen – im Licht des Neuen Testaments gewinnt das „Land der Lebendigen" eine tiefere, geistliche Bedeutung.
Jesus machte deutlich: Wer ohne Vertrauensbeziehung zu Gott lebt, ist in seinen Augen tot – selbst wenn er äußerlich lebt und sogar andere zu Grabe trägt (Mt 8:22). Wahre Lebendigkeit zeigt sich aus biblischer Sicht nicht im Bewusstsein, einen funktionierenden Körper zu haben, sondern in der Verbindung zu Jesus Christus, der das Leben in Person ist (Joh 14:6).
Deshalb darf man den Ausdruck „Land der Lebendigen" im übertragenen Sinn auch auf jenen Bereich beziehen, in dem diejenigen leben werden, denen das wahre göttliche Leben geschenkt wurde. Letztendlich ist das Land der Lebendigen das Reich Gottes.
Da es im künftigen Reich Gottes keine Sünde mehr geben wird (Offb 21:27), müssen wir zuerst vollständig von der Sünde befreit werden. Doch das ist bereits geschehen – als Jesus Christus als das Lamm Gottes die Sünde der ganzen Welt wegtrug (Joh 1:29). In Gottes heilsgeschichtlicher Perspektive ist die Sünde bereits gerichtet und überwunden (Röm 6:6) – auch wenn wir ihre Wirkungen in dieser Welt noch erfahren. Wir können diese geistliche Tatsache noch nicht sehen, weil wir täglich mit unserem eigenen Fehlverhalten sowie mit dem anderer konfrontiert werden.
Diese Situation lässt sich mit folgendem Bild vergleichen: Der Besitzer einer alten, baufälligen Hütte erbt die wunderschöne Villa seines reichen Onkels. Bis zum Umzug wohnt er noch in seiner Hütte – aber er ist bereits der rechtmäßige Besitzer der Villa.
So ist es auch bei uns Gläubigen: Wir leben noch in einem irdischen Leib, der immer wieder zur Sünde neigt, während wir bereits Anteil an der göttlichen Gerechtigkeit haben – ein Geschenk reiner Gnade (Röm 5:17). Darum dürfen wir uns der Sünde für tot rechnen, wie Paulus schreibt (Röm 6:11). Das ist kein moralisches Ideal, sondern eine göttliche Wirklichkeit, die wir im Glauben annehmen dürfen.
Ein solches Bewusstsein verändert unser Denken und Handeln. Es lässt uns – wie der Psalmist – „vor dem HERRN im Land der Lebendigen" wandeln: tot für die Sünde, aber lebendig für Gott.
Siehe, auch jetzt noch ist mein Zeuge im Himmel, und mein Fürsprecher ist in der Höhe.
Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis.
Als meine Brüder und ich noch ein Architekturbüro leiteten, hatte ein wohlhabender Bauherr ein Honorar bei uns offen. Er weigerte sich zu zahlen und behauptete, angebliche Garantiearbeiten seien noch nicht abgeschlossen. Unsere juristische Auseinandersetzung begann mit einem Gespräch vor dem Friedensrichter – in der Hoffnung, den Streit beizulegen. Der Friedensrichter bestätigte unseren berechtigten Anspruch auf das ausstehende Honorar. Doch der Bauherr zog die Sache vor ein ordentliches Gericht und engagierte einen sehr erfolgreichen Anwalt. Da wir vor dem Friedensrichter im Recht waren, dachten wir, wir könnten auf einen eigenen Anwalt verzichten – ein großer Fehler. Der Anwalt unseres Gegners fand ein juristisches Schlupfloch – und so musste der Bauherr das Honorar nicht zahlen. Selbst der Richter empfand die Situation als „ungerecht", aber er erklärte uns, dass er in unserem Fall nichts mehr machen konnte. Das zeigt: Wer sich einen guten – und meist teuren – Anwalt leisten kann, hat einen entscheidenden Vorteil.
Auch Hiob spürte: Ich brauche einen Anwalt – einen Fürsprecher –, um vor Gott bestehen zu können (Hi 16:19-21). Der Kontext aus Hiob 16 zeigt, dass Hiob den Eindruck hatte: Nicht nur seine Freunde verhielten sich wie Feinde, sondern auch Gott selbst behandelte ihn wie seinen ärgsten Feind. Aus Vers 21 wird ersichtlich, dass sich Hiob nach einem Mittler sehnte, der ihn vor Gott vertritt. Die Aussagen Hiobs zeigen aber nicht nur seinen Wunsch nach einem Fürsprecher, sondern auch die Gewissheit, dass es diesen „göttlichen Anwalt" gibt. Das geht aus dem wohl berühmtesten Satz Hiobs hervor, als er sagte: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt" (Hi 19:25). Wie kam Hiob zu dieser Gewissheit? Wie sollte es jemanden geben, der ihn erfolgreich vor Gott verteidigen könnte? Ist das nicht eine Illusion, ein reines Wunschdenken? Ich bin überzeugt: Diese erstaunliche Gewissheit bekam Hiob von seinem HERRN geschenkt. Er war es, der ihm diese Gewissheit gab.
Die Gewissheit, dass es trotz gefühlter Gottverlassenheit einen Fürsprecher und Erlöser gibt, ist das ultimative Gnadengeschenk Gottes mitten im Leid!
Hiobs Sehnsucht nach einem göttlichen Fürsprecher war letztlich ein prophetischer Ausblick auf den kommenden Erlöser, Jesus Christus (1Tim 2:5).
Nachdem wir das Neue Testament kennen, dürfen wir die Gewissheit haben, dass es diesen einmaligen Fürsprecher gibt. Jesus Christus ist weit mehr als der beste Anwalt und göttliche Fürsprecher: Er wurde das Lamm Gottes, das unsere Schuld wegnahm (Joh 1:29). Er wurde der Mittler, durch den uns Gottes Gerechtigkeit und Vollkommenheit geschenkt wird (1Tim 2:5). Er ist der vollkommene Hohepriester nach der Weise Melchisedeks (Ps 110:4 / Hebr 7:17). Er hat Fürbitte für uns getan (Röm 8:34) und sandte uns den Heiligen Geist, der sich ebenfalls mit unaussprechlichen Seufzern für uns verwendet (Röm 8:26). Würden wir dieses Seufzen des Heiligen Geistes hören – wir wären zu Tränen gerührt über so viel liebende und treue Fürsorge!
Da wir so reich beschenkt wurden, haben wir allen Grund, an dem Bekenntnis festzuhalten: Wir haben einen unübertrefflichen Erlöser, der alles für uns getan hat und alles für uns geworden ist (Hebr 4:14). Durch ihn können wir für immer im Haus des himmlischen Vaters wohnen – im Reich des Sohnes seiner Liebe (Kol 1:13) / (Joh 14:2-3). Dies ist ein Bekenntnis für die beste Botschaft überhaupt.
Es lohnt sich, daran festzuhalten, auch wenn wir mit Widerstand rechnen müssen. Wir haben den stärksten Fürsprecher an unserer Seite (1Joh 2:1). Deshalb können wir vor Gott bestehen. Ihm gebühren Ehre und Anbetung!
Es sollen viele Völker sich zum HERRN wenden und sollen mein Volk sein.
Gott wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.
In den ersten 2000 Jahren nach dem Sündenfall wandte sich der HERR nur einzelnen auserwählten Menschen zu, die ihm vertrauten (1Mo 5:24 / 1Mo 6:9). In den folgenden 2000 Jahren wählte sich Gott ein kleines Volk unter vielen Völkern aus und gab ihnen sein Wort (2Mo 19:5-6 / 5Mo 7:6-7). Aus diesem einzigartigen Volk stammt der Messias und Weltenerlöser. Das zeigen die Stammbäume Jesu (Mt 1:1-17 / Lk 3:23-38), und Jesus selbst erklärte der Samariterin am Jakobsbrunnen:
"Das Heil kommt von den Juden." (Joh 4:22)
Doch mit dem Kommen des Messias öffnete sich die Tür für alle Völker (Apg 10:34-35 / Gal 3:28). Die Verheißung an Abraham — dass in ihm alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen (1Mo 12:3) — fand ihre erste Erfüllung. Deshalb wandte sich Gott in den letzten 2000 Jahren auch den Völkern zu, genau wie es in den Propheten verheißen wurde (Jes 49:6 / Sach 2:15).
Bemerkenswert ist, dass Israel im Tanach (AT) von Gott keinen Auftrag erhielt, andere Völker aktiv zu missionieren oder zum Glauben an JHWH (Jahweh) zu bekehren — anders als später im NT mit dem christlichen Missionsbefehl (Mt 28:19-20).
Zwar wurden vereinzelt Propheten beauftragt, Heidenvölkern Gericht anzukündigen, aber es gab nie einen Missionsbefehl. Als Jona beauftragt wurde, gegen die Stadt Ninive zu predigen — weil ihre Bosheit ein nie dagewesenes Maß erreichte — sagte er lediglich: „Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört (o. umgewendet)!" (Jona 3:4). Diese Botschaft und das Wirken des Geistes Gottes führten dazu, dass 120.000 Menschen Buße taten und von ihren bösen Taten umkehrten (Jona 3:10 / Jona 4:11). Ein sensationeller „Erfolg", den sich Jona jedoch überhaupt nicht wünschte, aber zeigt, dass Gottes Erbarmen schon damals über Israel hinausging!
In Sacharja 2:14 heißt es:
"Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der HERR."
Diese Aussage erinnert an die Zeit, als Gott in der Stiftshütte wohnte (2Mo 25:8 / 2Mo 40:34), später im Tempel (1Kö 8:10-11) und dann durch seinen Sohn inmitten seines Volkes (Joh 1:14). Auch im kommenden tausendjährigen Reich wird der HERR in der Mitte seines Volkes Israel wohnen (Hes 43:7).
Die finale Erfüllung finden wir jedoch in Offenbarung 21, wo das himmlische Jerusalem auf die Erde herabkommen wird und Gott bei den Menschen wohnen wird (Offb 21:2-3). Der heutige Lehrtext deutet an, dass Menschen aus allen Nationen zu Gottes Volk gehören werden. Das zeigt: Gott verfolgte von Anfang an einen universellen Heilsplan (Offb 7:9).
Obwohl das himmlische Jerusalem als gigantische und herrliche Stadt beschrieben wird (Offb 21:10-21), wird es in Offenbarung 21,3 als Zelthütte Gottes bezeichnet — ein Bild für die familiäre Nähe Gottes zu den Menschen. Diese wunderbare Nähe wird auch im nachfolgenden Vers ersichtlich:
"Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen." (Offb 21:4)
Was für eine herrliche Zukunftsperspektive! Gott selbst wird bei uns wohnen und alle Not, alles Leid und allen Schmerz für immer beenden. Diese Hoffnung sollte uns heute schon Trost und Freude schenken, besonders in schweren Zeiten (Röm 8:18 / 2Kor 4:17-18).
Wenn ich schaue allein auf deine Gebote, so werde ich nicht zuschanden.
Jesus spricht: Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.
Der Beter von Psalm 119 war überzeugt: Wer sich nach Gottes Weisungen richtet, wird am Ende nicht enttäuscht. Diese Zuversicht klingt auch heute noch erstaunlich aktuell. Er war nicht der Einzige mit dieser Gewissheit. Doch wie kam er dazu? Und wie können wir wissen, dass diese Überzeugung keine Illusion ist?
Wenn die Überzeugung, dass es einen allmächtigen Gott gibt, lediglich ein Produkt der menschlichen Fantasie ist, dann ist auch ein uneingeschränktes Vertrauen auf ihn nicht mehr als der „Griff nach einem Strohhalm" – und somit ein Hirngespinst. Wenn die Bibel lediglich eine Sammlung von Geschichten und Märchen ist, dann ist auch der Glaube an einen Gott, der uns retten kann, nichts weiter als eine fatale Selbsttäuschung. Diesen Gedanken griff Paulus auf, als er schrieb:
"Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen." (1Kor 15:19)
Weil Paulus das Evangelium verkündigte, musste er unsagbar viel leiden. Wenn es keinen allmächtigen Gott gäbe – und somit auch keine Auferstehung der Toten –, dann hätte Paulus umsonst gelitten und gearbeitet. Das war ihm durchaus bewusst. Aber weil Christus ihm persönlich begegnet war (Apg 9:3-6) und er immer wieder das rettende Eingreifen Gottes erfahren durfte, wusste er: Gott ist eine bleibende Realität – ganz im Gegensatz zur sichtbaren materiellen Welt (2Kor 4:18).
Der Psalmist war überzeugt: „Ich werde nicht beschämt oder enttäuscht, wenn ich auf Gottes Anweisungen achte" (Ps 119:6). Vielleicht denkst du jetzt: „Aber ich wurde von Gott schon enttäuscht — und kenne andere, denen es genauso ging." Ein solches Empfinden ist real und schmerzt.
Da stellt sich zwangsläufig die Frage: „Kann es sein, dass Gott manchen beisteht, während er andere ‚links liegen' lässt? Oder hatten die einen einfach Glück und die anderen Pech?" Das würde dann eher dafür sprechen, dass Gott nicht wirklich existiert!
Jesus selbst sprach diese Spannung in seinem Gleichnis vom Sämann an (Lk 8:4-15). Der Sämann streut sein Saatgut auf vier verschiedene Böden aus. Einige Körner fielen auf Felsen. Sie keimten auf — aber weil es dort zu wenig Feuchtigkeit gab, verdorrten die Pflanzen wieder. Jesus verglich dieses Bild mit Menschen, die das Wort voller Freude aufnehmen — sich dann aber in der Zeit der Versuchung oder Prüfung enttäuscht abwenden. Was meint er damit? In Mt 13:21 — wo dieses Gleichnis ebenfalls steht — spricht Jesus auch von Bedrängnis und Verfolgung.
Wer Gottes Wort mit Freude aufnimmt und zugleich erwartet, dass Gott ihm ein problemloses und genussreiches Leben schenkt, wird zwangsläufig enttäuscht. Echter Glaube zeigt sich gerade darin, dass man Gott auch dann vertraut, wenn er anders führt, als wir es wünschen (Spr 3:5-6). Gott führt uns Wege, die wir uns nicht ausgesucht hätten. Er tut dies, weil er uns in schweren Zeiten in wertvolle Lernprozesse führen kann — die wir zu Beginn oft noch nicht erkennen (Röm 8:28).
In meinem Leben lief vieles anders, als ich es mir gewünscht hatte. Oft dachte ich: „Herr, muss das sein? Geht das nicht auch anders?" Trotzdem wusste ich: Er macht es gut — auch wenn ich es in dem Moment nicht verstehe und es mir anders wünschen würde!
Im kommenden Jahr jährt sich zum fünfzigsten Mal der Tag, an dem ich mein Leben Jesus Christus anvertraut habe. Heute darf ich bezeugen: Er hat mich in allen Höhen und Tiefen wunderbar durchgetragen — auch in Zeiten, die kaum auszuhalten waren (Ps 23:4).
Vertraue ihm, auch wenn er dich anders führt, als du es dir wünschst — du wirst sehen: Wer Gottes Wort bewahrt, wird am Ende nicht enttäuscht!
Wie könnt ihr rechten mit mir? Ihr seid alle von mir abgefallen, spricht der HERR.
Es ist hier kein Unterschied: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.
Schon zur Zeit Jeremias wie auch im Römerbrief wird deutlich: Der Mensch neigt dazu, sich von Gott zu entfernen – doch Gott selbst schafft den Weg zurück.
Heute vor 508 Jahren – am 31. Oktober 1517 – soll Dr. Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben. Diese Tat löste die Reformation aus, die sich über weite Teile Europas erstreckte. Darum feiert man heute mancherorts den Reformationstag. Doch was veranlasste Luther zu dieser mutigen und für ihn gefährlichen Aktion?
Zu dieser Zeit war Latein die offizielle Sprache der römisch-katholischen Kirche in ganz Westeuropa. Die Messen und Gottesdienste wurden auf Latein gefeiert, was nur gebildete Menschen verstanden. Das einfache Volk erlebte die Liturgie mehr andächtig mit und nahm wahr, dass hier etwas „Heiliges" vollzogen wurde. Gelegentlich gab es Predigten in der jeweiligen Landessprache, um dem Volk moralische oder religiöse Belehrung verständlich zu machen.
Das schuf die ideale Voraussetzung, um das Geschäft mit der Angst zu perfektionieren. Zuerst flößte man dem Volk große Furcht vor der Hölle ein, in die jeder kam, dem die Sünden nicht erlassen wurden. Dann kam man auf die Idee, sogenannte Ablassbriefe zu verkaufen. Durch sie wurden begangene – und sogar künftige – Sünden vergeben, damit die Höllenqualen vermieden oder zumindest reduziert werden konnten. Damals entstand der Slogan:
„Wenn die Münze im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."
Arme opferten teilweise ihr letztes Geld, um der Hölle zu entgehen. Die Reichen hingegen konnten sich unbekümmert weitere „Zusatzsünden" leisten. Dieses böse Geschäft machte die Kirche und andere Mächtige unsagbar reich!
Anfang des 16. Jahrhunderts studierte Martin Luther intensiv den Römerbrief. Dabei fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Alle Menschen sind verlorene Sünder und können vor Gott mit ihren eigenen Taten nicht bestehen (Röm 3:23). Doch Gott befreite uns durch die Sendung seines Sohnes von aller Schuld (Joh 3:16). Deshalb werden wir allein aus Gnade und durch den Glauben vor Gott gerechtfertigt und erhalten umsonst das ewige Leben (Röm 3:24 / Eph 2:8-9).
Das war zutiefst befreiend und stand im krassen Gegensatz zum profitablen Ablasshandel. Jeder Mensch, der unter seiner Sündhaftigkeit litt und sich vor der Hölle fürchtete, konnte durch diese revolutionäre Botschaft endlich aufatmen.
Paulus machte in seinem Brief an die Römer aber auch deutlich, dass diese erlösende Botschaft kein Freipass für ein sündiges Leben ist (Röm 6:1-2). Gott erwartet eine echte Umkehr, in der die Menschen nicht mehr sündigen, sondern aus der Liebe leben wollen (1Jo 4:19). Dass uns das nicht immer gelingt, ist ein anderes Problem, das Paulus im siebten Kapitel thematisiert (Röm 7:15-25). Entscheidend ist, was wir von ganzem Herzen wollen! Wer die befreiende Botschaft Gottes – und somit das Evangelium – wie Luther wirklich erfassen durfte, ist von der Liebe Gottes so sehr ergriffen, dass er lieben und dadurch auch nicht mehr sündigen will (1Jo 3:9)!
Brauchen die Landeskirchen und wir Christen nicht auch wieder eine Reformation – eine Rückbesinnung auf die göttlichen Werte, die uns eine Neuausrichtung ermöglicht? Sollten wir uns nicht auch wieder ganz neu auf Gottes Wort und seine wunderbare Liebe ausrichten, damit wir bereit sind, wenn Jesus Christus wiederkommt (1Thes 4:16-18)?
Wende dich, HERR, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen!
Gott tröstet uns in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
„Schöpfer der Welt, danke, dass Du mir in jedem Augenblick beigestanden bist!" So äußerte sich Omer Shem Tov (22) in einem Social-Media-Post – der 505 Tage von der Hamas als Geisel festgehalten wurde. Und Ohad Ben Ami (55, deutsch-israelische Geisel) bezeugte in einem Video: „Unser Glaube an Gott hat mich gestärkt und gerettet; dank Gott bin ich jetzt hier nach der Gefangenschaft." Gestern hörten wir von einer freigelassenen Geisel, die sich nach der beglückenden Nähe Gottes zurücksehnt, die sie in der Gefangenschaft erfahren durfte.
Solche Zeugnisse zeigen uns, dass Gott real ist und selbst in den aussichtslosesten Situationen nahe bleibt – auf eine Weise, die unser Verstehen übersteigt (Jes 41:10 / Ps 46:2).
Auch König David bezeugt in vielen Psalmen, wie ihm Gott beistand. In Psalm 6 beschreibt er seinen Zustand auf besonders bewegende Weise: „Ich bin welk, … bestürzt, … müde, … voller Seufzen, Weinen und Tränen, … geschwächt und gealtert." Zudem berichtet er, wie er von Feinden bedrängt wird.
Doch was ihm die größte Not bereitete, war die Angst, durch Gottes Zorn bestraft und durch seinen Grimm gezüchtigt zu werden (Ps 6:2). Deshalb ruft er inständig zu Gott:
„Sei mir gnädig, HERR! … Kehre um, HERR, befreie meine Seele; rette mich um deiner Gnade willen!" (Ps 6:3-5)
Dieses Flehen – getragen vom Vertrauen, dass nur Gott helfen kann – führte zu einer tiefen Gewissheit:
„Der HERR hat die Stimme meines Weinens gehört. Der HERR hat mein Flehen gehört; mein Gebet nimmt der HERR an." (Ps 6:9-10)
Eine von Gott geschenkte Gewissheit gibt Kraft zum Durchhalten und spendet großen Trost (Röm 15:13).
Wer die Kapitel 1, 11 und 12 des 2. Korintherbriefes gelesen hat, kann erahnen, wie schwer das Schicksal des Apostels Paulus war und dass er mehr als einmal an seine Grenzen kam (2Kor 1 / 2Kor 11 / 2Kor 12). Sein „Leidenskatalog" ist emotional eine Zumutung, wenn man sich in die einzelnen Situationen hineinversetzt.
Doch Gott gab ihm ein wunderbares Gegengewicht: Er erfuhr den unbeschreiblichen Trost Gottes, der in ihm einen Frieden und eine Freude auslöste, die man nur dann wirklich nachempfinden kann, wenn man selbst Ähnliches durchlebt hat (2Kor 1:3-4). Vermutlich war auch er es, der in den dritten Himmel entrückt wurde und Dinge hörte, die ein Mensch in Worten gar nicht ausdrücken kann (2Kor 12:2-4).
Ich habe mich schon einmal gefragt: Warum hat Gott Paulus so viel leiden lassen, obwohl er seinem HERRN so treu und unermüdlich gedient hat? Er war und ist der größte Lehrer für alle Christen in den letzten 2000 Jahren. Als solcher wollte Gott ihn mit vielen Schicksalen der Christenheit konfrontieren. Es gibt kaum ein Leiden, mit dem er nicht ansatzweise in Berührung kam – sei es körperlich, seelisch oder geistlich (2Kor 11:23-28)!
Doch in jeder Situation schenkte Gott ihm immer wieder Trost, Geduld, Kraft und Freude (2Kor 12:9-10 / Phil 4:13). Durch seine einzigartigen Briefe konnte er so zum Tröster für eine gesamte Christenheit werden!
Wenn auch wir leiden, werden wir auf künftige, heilbringende Aufgaben vorbereitet – damit auch wir für andere Trost und Segen sein können (2Kor 1:4 / Röm 8:28)! Dafür sei Gott allein die Ehre!
Der HERR spricht: Werdet ihr meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein.
Jesus spricht: Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe.
Nachdem Gott Israel aus der Sklaverei befreit und vor den Ägyptern gerettet hatte, führte er das Volk an den Berg Sinai in der Wüste (2Mo 19:1-2). Dort sprach er durch Mose zu seinem Volk. Gott vergleicht seine Rettungsaktion mit dem „Tragen auf Adlersflügeln" (2Mo 19:4). Die Auserwählung und Befreiung Israels geschah mit einer besonderen Absicht: Israel sollte ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein (2Mo 19:6) – ein Volk, das für Gott abgesondert und für die Welt zum Segen bestimmt ist.
Was bedeutete die Berufung zu Priestern? Priester hatten besonderen Zugang zu Gott und vermittelten zwischen dem HERRN und dem Volk (2Mo 28:1). Sie brachten Sünd- und Dankopfer dar, sprachen Segensworte und lehrten das Gesetz (3Mo 10:11). Ihr Ziel war es, das Volk in eine vertiefte Gemeinschaft mit Gott zu führen. Damit dies geschehen konnte, schloss Gott einen Bund mit seinem Volk (2Mo 24:7-8). Das Fundament dieses Bundes ist eine Vertrauensbeziehung, die durch die Beachtung der vereinbarten Gebote gestärkt wird.
Wenn Gott einen Bund schließt (wörtlich: schneidet), ist das immer ein Ausdruck seiner Liebe — er sucht eine vertrauensvolle Liebesbeziehung mit seinem Bundespartner (5Mo 7:9). Bei der Beachtung der Gebote, die zu seinem Bund gehören, geht es nicht darum, Gott zu beweisen, dass man sie einhalten kann. Es geht vielmehr darum, die Vertrauensbeziehung zu ihm zu suchen und zu bewahren.
Wir verbinden den Begriff „Gehorsam" oft mit Einschränkung und Unfreiheit — wer gehorchen „muss", kann scheinbar nicht tun, was er will. Dabei übersehen wir: Gott gehorchen bedeutet, auf denjenigen zu hören, der als einziger über Ewigkeitserfahrung verfügt (Jes 46:9-10). Wer als Unerfahrener den besten Berater mit der größten Erfahrung an seiner Seite hat, ist gegenüber anderen klar im Vorteil. Wenn ein Kind alles tun kann, was es will, macht es zahlreiche schmerzhafte Erfahrungen, die vermeidbar gewesen wären, hätte es zuerst auf seine Eltern gehört und ihnen gehorcht (Spr 1:8-9).
Jesus Christus hat uns Gebote gegeben, die uns bewahren und in die wahre Freiheit führen (Joh 8:31-32). Seine Gebote sind Gebote der Liebe, denn er sagte:
"Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt." (Joh 13:34)
Das Gebot der Nächstenliebe ist nicht neu (3Mo 19:18). Doch durch das Leben und Sterben Jesu erhielt es einen vertieften und erweiterten Inhalt: Er liebte seine Jünger nicht nur wie sich selbst, sondern so sehr, dass er sein Leben für sie gab (Joh 15:13)!
Im heutigen Lehrtext aus Johannes 15:10 wird die Parallelität zwischen Jesu Beziehung zum Vater und der Beziehung der Jünger zu Jesus besonders deutlich. Jesus stellt sich als Vorbild dar, indem er auf seinen eigenen Gehorsam gegenüber dem Vater verweist.
Gehorsam gegenüber seinen Geboten und die Liebe zu Jesus gehören untrennbar zusammen — ein zentrales Thema in den Abschiedsreden Jesu (Joh 14:15). Das Halten der Gebote wird nicht als Last dargestellt, sondern als natürliche Folge der erfahrenen Liebe Jesu. Darum ist das Halten seiner Gebote ein Ausdruck der Liebesbeziehung zu ihm (1Jo 5:3).
Nur wer sich unendlich von Gott geliebt weiß und ihm vertraut, kann ihm wirklich gehorchen und seine Liebesgebote einhalten (1Jo 4:19)!
Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.
Jesus sprach: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein.
Wenn jemand überheblich auftritt, lächeln wir oft — bis wir uns selbst darin erkennen. Das Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall" wird im Volksmund immer wieder zitiert — meist etwas spaßeshalber, wenn jemandem ein Missgeschick passiert ist. Damit wird dieses biblische Zitat, das vermutlich schon etwa 3000 Jahre alt ist, bagatellisiert. Doch die Bibel warnt mehrfach vor der Gefahr des Hochmuts und belegt dies mit etlichen Beispielen: Nebukadnezar, König Usija, der schirmende Cherub (Dan 4 / 2Chr 26,16–21 / Hes 28,11–19). In Markus 7,22 reiht Jesus den Hochmut zu den bösen Gedanken ein. Das zeigt, wie negativ der HERR diese Eigenschaft beurteilt.
In unserer Gesellschaft wird Überheblichkeit manchmal mit Selbstbewusstsein gleichgesetzt. Bei erfolgreichen und mächtigen Menschen wird dies oft als Stärke interpretiert – denn mit Demut kommt kaum jemand an die Macht. Es sei denn, Gott selbst beruft einen Demütigen in eine Machtposition.
Interessanterweise steht im hebräischen Grundtext von Sprüche 16:18 das Wort ruach – „Geist". Wörtlich übersetzt heißt es: „Vor dem Straucheln ist die Erhebung des Geistes." Hochmut ist also eine Aufblähung des eigenen Geistes – eine innere Selbstüberschätzung, die zur Selbsterhöhung führt.
Bemerkenswert ist auch, dass uns der eigene Stolz normalerweise kaum stört und wir ihn nur schwer erkennen können. Den Hochmut anderer empfinden wir dagegen meist als sehr „ätzend". Er ist wie ein Balken im eigenen Auge, den wir übersehen, während wir den Splitter im Auge unseres Bruders – also ein kleines Fehlverhalten – sehr gut wahrnehmen (Mt 7:3-5). Warum empfinden wir vor dem eigenen Hochmut kaum Abscheu? Weil er uns scheinbar ein besseres Selbstwertgefühl vermittelt. Das zeigt, dass wir unseren Selbstwert immer noch über unsere Leistung, Begabung oder Stellung in der Gesellschaft definieren – statt über die von Gott geschenkte Identität, ein geliebtes Kind Gottes sein zu dürfen (1Jo 3:1).
Der „pharisäische Hochmut" ist unter uns Christen wahrscheinlich weiter verbreitet, als wir denken – vor allem, weil wir ihn nicht als solchen wahrnehmen (Lk 18:9-14). Immer wenn wir auf andere Christen herabschauen und uns besser als sie fühlen, sind wir hochmütig. Durch das ständige Vergleichen mit anderen suchen wir die Fehler unserer Mitchristen. Gleichzeitig schauen wir auf unsere eigenen Begabungen, auf unser vermeintlich tieferes Wissen oder auf unsere Erfolge und guten Taten – was uns scheinbar zu „besseren Christen" macht.
Der Hochmut unseres Herzens dringt früher oder später nach außen und verunreinigt uns (Mk 7:20-23). Stolz verbreitet einen „geistlichen Gestank", während Demut bei Gott als Wohlgeruch empfunden wird. Aber nicht nur das: Hochmut nimmt Gott die Ehre und entwertet das Gegenüber, das Gott auf einmalige Art und Weise geschaffen hat. Der Hochmütige hat nicht erkannt, dass alles, was er ist und hat, ein Geschenk Gottes ist – er bläht sich auf und verhält sich töricht (1Kor 4:7). Darum widersteht Gott dem Hochmütigen, ganz im Gegensatz zum Demütigen, den er mit Gnade und letztlich auch mit Vollmacht beschenkt (Jak 4:6 / 1Petr 5:5).
Wenn wir erkannt haben, wie wertvoll wir in Gottes Augen sind – weil er uns liebt und für uns den höchsten Preis bezahlt hat (1Kor 6:20) –, brauchen wir unseren Selbstwert nicht mehr über unser vermeintliches Bessersein zu definieren. Alles, was wir sind und haben, ist Gnade. Wer das erkennt, kann Gott die Ehre geben und andere höher achten als sich selbst (Phil 2:3). Denn wer in Christus ruht, braucht sich nicht mehr zu erhöhen. In dieser Freiheit wächst wahre Demut – und mit ihr die Liebe zum Nächsten.
Reflexion:
Wo spüre ich in mir die Versuchung zur Selbstüberhöhung?
Wie kann ich heute bewusst Gott die Ehre geben – und einem anderen Menschen Wert zusprechen?
Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen.
Johannes der Täufer sprach: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso.
Der heutige Losungstext erinnert mich an einen Hund, der voller Erwartung auf sein Herrchen blickt, wenn dieser zum Schrank läuft, in dem die Hundekekse sind. Manchmal kann man seine Vorfreude in seinen Augen erkennen – meist begleitet von klassischem Schwanzwedeln.
In den meisten Ländern gibt es viele herrenlose Hunde, die herumstreunen und nach Nahrung suchen. Sie durchstöbern Essensreste und Abfälle in Städten und Dörfern. Kaum jemand mag sie – viele empfinden sie als lästig. Hunde mit einem Besitzer haben es meist wesentlich besser: Sie werden gut versorgt und geliebt. Viele Hunde leben von den Menschen, doch nur ein Teil hat einen Herrn und Besitzer.
Wie der Hund auf seine Fütterung wartet, so dürfen wir Menschen auf Gottes Versorgung vertrauen. Alle Geschöpfe leben von den guten Gaben, die uns der allmächtige Gott mit Wohlgefallen und aus Gnade schenkt – aber nur ein Teil weiß es. Diejenigen, die es wissen und daran glauben, wissen auch, dass sie einen HERRN haben, der ihnen zur rechten Zeit gibt, was sie brauchen. Das Beste aber ist die Gewissheit, sich unendlich und bedingungslos geliebt zu wissen.
Ohne einen allmächtigen Herrn bleibt nur das Vertrauen auf sich selbst und die eigenen Vorkehrungen – die jedoch keine wirkliche Sicherheit bieten. Solange man erfolgreich ist und im Leben alles gut läuft, meint man, auf sich selbst oder andere Menschen vertrauen zu können. Doch wenn ein schwerer Schicksalsschlag uns trifft, macht sich plötzlich große Unsicherheit breit – und womöglich auch Angst.
Wer Jesus Christus seinen HERRN nennen kann, weiß sich bedingungslos geliebt und darf in Sicherheit leben. Damit ist kein problemloses oder schmerzfreies Leben gemeint, sondern die wachsende Gewissheit, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen (Röm 8:28).
Wer um Gottes treue Versorgung weiß, darf sich von seiner Großzügigkeit inspirieren lassen und selbst ein fröhlicher Geber werden – sofern es ihm möglich ist (2Kor 9:7).
Genau das riet auch Johannes der Täufer, als das Volk ihn fragte, was sie tun sollten (Lk 3:10-11). Sie fragten ihn, weil er sie zur Buße und damit zur Umsinnung aufrief. Die Menschen wollten wissen, welche praktischen Folgen ein Umdenken hatte. Vereinfacht gesagt: Eine echte Buße hat immer eine tätige Liebe zur Folge. Darum forderte Johannes zum Teilen auf – mit denen, die nichts oder zu wenig haben.
Johannes verlangte nicht, alles zu geben, sodass man selbst nichts mehr hat. Wer zwei Hemden hat, gebe dem, der keines hat. Jesus selbst ging in seiner Liebe noch weiter: Er gab alles, was er hatte, und am Ende sogar sein Leben. Darum sagte er:
„Größere Liebe hat niemand als die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde." (Joh 15:13)
Durch diese Hingabe dürfen wir uns unendlich geliebt wissen – was für ein Geschenk!
Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.
Wenn in eure Versammlung ein Mann kommt mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es kommt aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, und ihr seht auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprecht zu ihm: Setz du dich hierher auf den guten Platz!, und sprecht zu dem Armen: Stell du dich dorthin!, oder: Setz dich unten zu meinen Füßen!, macht ihr dann nicht Unterschiede unter euch und urteilt mit bösen Gedanken?
In biblischen Zeiten konnte man relativ schnell in die Armut fallen. Ein Ernteausfall bedrohte die Bauern existenziell, da sie kaum etwas hatten, das sie verkaufen konnten. Um Steuern, Zölle oder andere notwendige Dinge bezahlen zu können, liehen sie sich Geld und gerieten so in die Schuldenfalle. Wenn sie die Schuld nicht zurückzahlen konnten, wurden Hab und Gut enteignet – am Ende mussten sie sogar die Kinder oder sich selbst als Sklaven verkaufen (3Mo 25:39-41). Wer sich schwer verletzte oder über längere Zeit krank wurde, geriet ebenfalls oft ins Elend.
Arbeitsunfähige konnten einigermaßen überleben, wenn sie eine fürsorgliche Familie hatten, die sie unterstützte. Ansonsten blieb nur das Betteln. Damit konnten sie – wenn sie Glück hatten – ihren ärgsten Hunger stillen. An neue Kleidung war kaum zu denken, und Schlafplätze, die vor Wind und Wetter schützten, waren oft nur spärlich vorhanden. Mittellosigkeit wurde nicht selten als Fluch und göttliche Strafe für ein Vergehen interpretiert, sodass etliche sich sagten: „Die Armen haben sich ihr Schicksal selbst zu verdanken!" (Joh 9:2)
Armut war allgegenwärtig, und viele lebten in der Angst, selbst hineinzurutschen. Diese Angst förderte Gier – und Gier führt stets zu Rücksichtslosigkeit und Ungerechtigkeit (1Tim 6:9-10).
Damals wie heute bleibt die Frage dieselbe: Wie gehen wir mit den Schwachen um, die unsere Gesellschaft lieber übersieht? (Spr 14:31)
Heute kümmert sich in weiten Teilen der Staat um Bedürftige, wobei eine Minderheit durchs soziale Netz fällt. Die staatliche Absicherung ist mittlerweile sehr umfangreich: Arbeitslosengeld, Sozialhilfe, Bürgergeld, Alters- und Invalidenrenten. Gesetze und Sozialleistungen können Not lindern – aber sie ersetzen keine Liebe. Wo das Herz sich abwendet und nur noch die Bürokratie hilft, wird Mitmenschlichkeit kalt. Es besteht nämlich die Gefahr, dass wir bei jeder Not in unserem persönlichen Umfeld sagen: „Der Staat soll sich darum kümmern – das ist nicht meine Aufgabe!" Mit einer solchen Einstellung verlernen wir auch, ganz praktisch aus der Liebe zu leben.
Jakobus spricht in diesem Abschnitt vom königlichen Gesetz und zitiert es sofort:
»Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (Jak 2:8)
Das ist nicht das Gesetz eines weltlichen Königs, sondern das Gesetz des Königs der Könige – das Gesetz des allmächtigen Gottes. Die Befolgung dieses Gesetzes hat nichts mit Gesetzlichkeit zu tun, denn praktizierte Gesetzlichkeit steht außerhalb der Liebe. Die Liebe praktisch zu leben gehört zum unumstößlichen Willen Gottes für uns alle! (1Jo 4:7-8)
Die ersten christlichen Gemeinden hatten einen großen Zulauf an Bedürftigen. Diese fanden dort zweierlei: Hilfe, die ihre Not linderte, und Wertschätzung, die ihnen guttat. Allein das Wissen, durch den Glauben ein Kind Gottes geworden zu sein, war für sie ein großer Trost – vor allem, weil sie jahrelang unter ihrer Identität gelitten hatten, da sie in der Gesellschaft als von Gott Verfluchte galten (Joh 9:2).
Doch die vielen Bedürftigen in den Gemeinden wurden zu einer großen Herausforderung. Es bedeutete vermehrte Opferbereitschaft und noch größere Spendenwilligkeit. Vielleicht gab es auch Arme, die sich gerne bedienen ließen und es nicht für nötig hielten, selbst mit anzupacken, obwohl es ihnen möglich gewesen wäre (2Thes 3:10).
Solche oder ähnliche Szenarien führten womöglich dazu, dass die Stimmung kippte. Die reichen Gläubigen fielen in ihr altes Verhaltensmuster der Gier zurück. Neu hinzugekommene Reiche dachten vielleicht, es sei gar nicht nötig, ihren Lebensstil zu ändern. Etliche begannen wieder, den Erfolgreichen und Wohlhabenden mehr Wertschätzung zu geben, während sie die Bedürftigen auf die „hinteren Plätze" verwiesen.
Jakobus erkannte, dass dieses Verhalten weder der Gesinnung Jesu Christi noch dem königlichen Gesetz entspricht – der göttlichen Liebe. Der Jakobusbrief ist deshalb auch eine Kampfschrift gegen Gleichgültigkeit, Geringschätzung und Lieblosigkeit.
Deshalb ermahnt er die Gläubigen in Vers 1, den Glauben Jesu Christi zu ergreifen, damit sie aus dem Vertrauen auf Gott und aus der Liebe heraus leben (Jak 2:1). Ohne Vertrauen auf Gott können wir nicht aus einer göttlichen, hingebenden und opferbereiten Liebe leben. Liebe ist keine Theorie, sondern praktizierte gegenseitige Fürsorge – darum schreibt auch Johannes:
"Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!" (1Jo 3:18)
Echte Nachfolge zeigt sich nicht in schönen Worten, sondern im Dienst am Nächsten (Mt 25:40). Dort, wo Liebe praktisch wird, wird Gottes Reich sichtbar – mitten unter uns.
Ihr sollt Brot die Fülle haben und sollt sicher in eurem Lande wohnen.
Gottes Brot ist dasjenige, das vom Himmel herabkommt und der Welt Leben gibt.
"Unser tägliches Brot gib uns heute!" So lehrte Jesus im "Vaterunser" seine Jünger beten (Mt 6:11). Obwohl dieses Mustergebet nur wenige Sätze enthält, war diese Bitte für Jesus ein zentrales Anliegen und dadurch auch von grundlegender Bedeutung. Dieser Satz befindet sich sogar in der Mitte des Gebets (wenn man vom Originaltext aus Mt 6:9-13 ausgeht).
Brot war in biblischen Zeiten das Grundnahrungsmittel – und ist es für viele Menschen auf der Welt noch heute. Obwohl Brot heute etwas in Verruf gekommen ist, war es vor 2000 Jahren wesentlich gesünder: Es enthielt nur wenig Gluten und wurde aus vollwertigem Korn hergestellt. Es lieferte die notwendige Energie für den Alltag und symbolisierte Gottes Fürsorge für sein Volk.
Gott schenkt Sonne, Wind und Regen. Er lässt Weizen, Gerste und andere Körner wachsen. Er gab uns Menschen die Weisheit, durch einen komplexen Prozess Brot herzustellen. All das ist ein bemerkenswertes Wunder, das uns leider allzu oft selbstverständlich geworden ist – vielleicht, weil wir in Westeuropa seit Jahrzehnten „Brot die Fülle" haben. Darum haben wir allen Grund, während des Essens ein von Herzen kommendes Dankgebet zu sprechen. Ein solches Gebet gibt Gott die ihm gebührende Ehre und bewirkt zugleich eine größere Zufriedenheit in uns, was sich positiv auf Leib und Seele auswirkt.
Jesus sagte aber auch, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt (Mt 4:4 / 5Mo 8:3). So wie unser Leib das tägliche Brot benötigt, um weiterleben zu können, so brauchen auch Seele und Geist eine geistliche Nahrung, um wachsen und gedeihen zu können. Was wären wir für Wesen, wenn nie ein Mensch mit uns geredet hätte? Hätten wir dann ein Bewusstsein? Könnten wir dann überhaupt existieren? Ein solches Szenario ist nur schwer vorstellbar. Ohne Worte hätten wir nie die Wunderwelt der Mathematik, der Physik und anderer Wissenschaften entdecken können.
Ohne die lebendigen Worte unseres Schöpfers wüssten wir nicht, woher wir kommen und wohin wir gehen. Wir wüssten nicht, welche Bestimmung und Identität wir haben. Ohne Gottes Worte wären wir lediglich ein organischer „Zellhaufen", der gefüttert und unterhalten werden will. Allein der Schöpfer des Menschen kann uns das Bewusstsein über unsere wahre Identität geben (1Mo 1:27).
Deshalb sind die Worte Gottes geistliche Nahrung für Seele und Geist (Ps 119:103). Jesus verwendete das Bild vom Brot, um auf das wahre „Brot des Lebens" hinzuweisen, das aus dem Himmel zu uns herabgekommen ist (Joh 6:33). Er selbst ist dieses Brot, denn er ist das fleischgewordene Wort Gottes (Joh 1:14). Wer auf ihn hört und seine Worte im Herzen bewegt, isst das geistliche Brot, das den tiefsten Hunger der Seele und die größte Sehnsucht des Geistes stillt (Joh 6:35).
Jesus Christus ist das wahre Brot, das vom Himmel gekommen ist – und wer ihn empfängt, findet den Weg und das Leben selbst (Joh 14:6).
Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft, spricht der HERR.
Gott wollte in den kommenden Zeiten den überwältigenden Reichtum seiner Gnade zeigen durch die Güte, die er uns erweist in Christus Jesus.
Es gibt Situationen im Leben, wo man das Gefühl hat: „Mein Leben ist ein einziger Scherbenhaufen!" Man weiß nicht mehr weiter und hat kaum noch Hoffnung, dass es wieder gut werden könnte. Es gehört zu den schwersten Stunden des Lebens, wenn sich Hoffnungslosigkeit breit macht, weil man keinen Ausweg mehr sieht (Ps 42:6). In solchen Situationen brauchen wir unbedingt einen Lichtblick – und den bekommen wir in besonderer Weise bei dem allmächtigen Gott. Denn er steht über Raum und Zeit und hat als Einziger die volle Kontrolle über alles Geschehen, sowohl in der Gegenwart als auch in allen künftigen Zeitaltern (Jes 46:10).
Die Kapitel 30 und 31 aus dem Propheten Jeremia werden auch als „Trostbüchlein" bezeichnet. Es ist nicht ganz klar, ob Jeremia diese Botschaft unmittelbar vor oder nach der Eroberung Jerusalems durch König Nebukadnezar verkündete. In diesem Text wird auch die Klage „Rahels" erwähnt, die über ihre Kinder in Rama weint (Jer 31:15). Viele gefangene Israeliten wurden in Rama zusammengeführt und dann nach Babel verschleppt. Rahel war die Mutter von Josef und Benjamin sowie die Großmutter von Ephraim und Manasse. Sie steht hier bildhaft für das Nord- und Südreich Israels. Beide Reiche wurden zerstört – verständlicherweise machte sich da auch eine tiefe Hoffnungslosigkeit breit.
Doch durch seinen Propheten schenkt der Gott Israels seinem Volk große Hoffnung: Er verheißt eine Rückkehr (Jer 31:16-17). Wer diesen Worten glaubte, hatte nicht nur vage Hoffnung, sondern eine feste Erwartung – geprägt von tiefer Gewissheit.
Doch mitten in dieser Geschichte von Schmerz und Verlust öffnet Gott selbst ein Fenster der Zukunft – einen Blick auf seine kommende Heilstat. Das „Trostbüchlein" Jeremias enthält nicht nur die Verheißung der Rückkehr, sondern auch die eines neuen Bundes. Bei diesem neuen Bund wird eine fundamentale Erneuerung angekündigt. So heißt es in den Versen 31 bis 34:
"Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund: nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen – diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich doch ihr Herr war, spricht der HERR. Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der HERR: Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und werde es auf ihr Herz schreiben. Und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Dann wird nicht mehr einer seinen Nächsten oder einer seinen Bruder lehren und sagen: Erkennt den HERRN! Denn sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Größten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und an ihre Sünde nicht mehr denken." (Jer 31:31-34)
Jesus Christus setzte diesen neuen Bund beim Herrenmahl ein, als er sagte: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird." (Lk 22:20)
Ein wesentliches Merkmal dieses neuen Bundes ist die vollständige Verwandlung der Herzen (Hes 36:26). Wer die hingebende Liebe Jesu erkennen durfte und mit der Liebe Gottes erfüllt wurde, ist von Gott grundlegend verändert worden (2Kor 5:17). Es geht nicht mehr um Selbstverwirklichung, sondern um eine Lebensführung, die von hingebender Liebe geprägt ist (Gal 2:20). Diese Transformation ist allein durch die Gnade Gottes möglich geworden (Eph 2:8-9).
Gott hat damit bereits begonnen, indem er eine Auswahl aus dem Volk Israel sowie eine Auswahl aus allen Nationen zu einem „Leib" gebildet hat (Eph 2:14-16). Die weltweite Gemeinde Jesu Christi bildet diesen Leib, und sie wird in den künftigen Zeitaltern zu einem „Demonstrationsobjekt" seiner göttlichen Gnade (Eph 2:7). An ihr soll die ganze Schöpfung die wunderbare Gnade Gottes erkennen, die aus den größten Sündern liebende Kinder Gottes machte (1Tim 1:15-16). Durch diese Zur-Schau-Stellung der Gnade Gottes entsteht auch eine begründete und feste Erwartung, dass auch die Schöpfung freigemacht werden wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8:21)! Dafür können wir unserem Gott heute schon nicht genug danken und ihn anbeten!
Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht!
Gott ist Liebe.
Ein Satz vor dem heutigen Losungsvers sagt „Zion": „Verlassen hat mich der HERR, der Herr hat mich vergessen" (Jes 49:14). In prophetischen Texten steht der Berg „Zion" oft bildhaft für die Bewohner Jerusalems oder das ganze Volk Israel. Beide haben im Laufe ihrer Geschichte unsagbar viel gelitten. In mancher Niedergeschlagenheit hatten sie das Gefühl der Gottverlassenheit. Manche Überlebende des Holocaust kamen gar zu dem bitteren Schluss: „Der Gott Israels ist lediglich eine Erfindung des Menschen und existiert gar nicht!"
Doch der Prophet Jesaja muss im Auftrag Gottes verkünden: „Es ist unmöglich, dass ich euch vergesse!" (Jes 49:15). Dabei benutzt er das eindrückliche Bild einer stillenden Mutter, die ihren Säugling nicht vergessen kann. Dieses Bild verdeutlicht tiefste emotionale Bindung. Normalerweise steht kein Mensch dem Säugling so nahe wie eine stillende Mutter. Für ihr Baby tut die Mutter alles, was sie kann: Sie schenkt ihm ihre ganze Liebe und Fürsorge, erkennt seine Bedürfnisse und beschützt es. Dass eine Mutter ihren Säugling vergisst, ist fast undenkbar. Doch selbst wenn es das geben sollte: Gott vergisst sein Volk nie. Er ist seinem Volk noch näher als die Mutter ihrem Kind — auch wenn das nicht immer erkennbar sein sollte.
Gott verstärkt das Bild seiner Verbundenheit noch: Im nächsten Vers sagt er durch Jesaja: „Siehe, in meine beiden Handflächen habe ich dich eingezeichnet" (Jes 49:16). Vielleicht hast du auch schon Leute beobachtet, die keinen Zettel hatten, aber einen Kugelschreiber — und etwas in ihre Handfläche schrieben, um es ja nicht zu vergessen und ständig daran erinnert zu werden. In der Antike war das Schreiben auf die Handfläche ein Symbol für bleibende Erinnerung und Schutz. Es war auch ein Zeichen tiefster Verbundenheit und inniger Liebe. Bei Gott heißt das: Wir sind unauslöschlich in sein Herz eingeschrieben. Niemand ist intensiver mit uns verbunden als der allmächtige Gott, der auch die Liebe in Person ist.
Der Apostel Johannes ist der einzige Autor in der Bibel, der zweimal schrieb: „Gott ist Liebe" (1Jo 4:8 / 1Jo 4:16). Kein anderes Buch verwendet den Begriff Liebe so oft wie der 1. Johannesbrief, und in keinem Kapitel finden wir das griechische Wort agape häufiger als in 1. Johannes 4. Der Apostel bezeichnet sich selbst im Johannesevangelium nie als Johannes, sondern immer als den „Jünger, den Jesus liebte" (Joh 13:23 / Joh 19:26 / Joh 21:7). Das heißt: Johannes definierte seine Identität darüber, ein „Geliebter Jesu" zu sein. Für ihn war das das Wichtigste, Schönste und Erfüllendste.
Nichts schenkt unserem Herzen mehr Freude und Frieden als die tiefe Erkenntnis, von Gott bedingungslos geliebt zu sein!
Das griechische Wort „agape" kommt von „agamai", was auch „anstaunen", „bewundern" oder „an etwas Freude haben" bedeutet. Die verwandten Begriffe „aga" (sehr schätzen) und „agalliao" (jubeln) machen deutlich, was die Agape auslöst. Wer die göttliche Liebe erkannt hat, ist so sehr von ihr ergriffen, dass er Gott nur noch voller Hingabe anbeten will. Er will nichts anderes mehr, als aus dieser Liebe zu leben — denn sie ist die ultimative Lebenserfüllung.
Es mag andere „Götter" geben, die behaupten, Liebe zu sein — doch keiner hat seine Liebe so sehr unter Beweis gestellt wie der Gott der Bibel. Keiner hat sie uns so deutlich vorgelebt wie der Sohn Gottes, der sich aus vollkommener Liebe für uns hingegeben hat, um uns alles zu schenken (Röm 8:32). Darum schreibt Johannes auch:
"Darin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben" (1Jo 4:9)
Und schließlich:
"Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es." (1Jo 3:1)
So spricht der HERR: Gleichwie ich über dies Volk all dies große Unheil habe kommen lassen, so will ich auch alles Gute über sie kommen lassen, das ich ihnen zugesagt habe.
Unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.
Gibt es einen Menschen, der nie gelitten hat? Gibt es jemanden, der nie ein persönliches Unglück erfahren musste? Ich kenne keinen. Sowohl Gerechte als auch Ungerechte werden früher oder später mit Leid konfrontiert (Pred 9:2). Die Ursachen dafür sind vielfältig, und unser Empfinden darüber, was „schwer" oder „leicht" ist, bleibt subjektiv.
Petrus schrieb einen aufschlussreichen Satz dazu:
"Denn es ist besser, wenn der Wille Gottes es will, für Gutestun zu leiden als für Bösestun." (1Petr 3:17)
Manches Leid ist die unmittelbare Folge von falschem Handeln. Wer stiehlt und dafür ins Gefängnis kommt, leidet, weil er Böses getan hat (1Petr 2:20). Andere hingegen leiden, weil sie das Gute tun – weil sie Wahrheit sagen oder gegen Unrecht aufstehen. So wie Dietrich Bonhoeffer, der das deutsche Volk vor dem Nationalsozialismus warnte und dafür ins Gefängnis kam und schließlich hingerichtet wurde.
Jeremia 32 macht deutlich, dass ein großes Unheil über Jerusalem kam, weil die Bevölkerung Böses getan hatte und trotz mehrfacher Warnungen nicht umkehrte (Jer 32:30-32). Sie praktizierten unter anderem den abscheulichsten Götzendienst, den man sich vorstellen kann (Jer 32:35). Die Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier war das von Gott verordnete Strafgericht über diese Stadt.
Doch das Gericht war nicht das Ende! Durch Jeremia kündigt Gott zugleich Heil und Wiederherstellung an (Jer 32:42). Auf das Unheil folgt Erbarmen, auf die Zerstörung Hoffnung. Gott verfolgt in allem, was er tut, ein gutes Ziel (Röm 8:28). So ließ er Jeremia ein Feld in Anatot kaufen – ein prophetisches Zeichen dafür, dass einst wieder Häuser und Felder in Juda gebaut werden würden (Jer 32:15).
Auch Paulus erlebte Leid und Bedrängnis. Im ersten Kapitel des zweiten Korintherbriefs beschreibt er, wie sehr er und seine Mitarbeiter an die Grenze ihrer Kräfte kamen (2Kor 1:8). Doch gerade dort erfuhren sie den überströmenden Trost Gottes – so tief, dass Paulus Gott nur noch preisen und anbeten konnte (2Kor 1:3-4).
Wie eine Mutter ihr weinendes Kind auf den Schoß nimmt, es umarmt, seine Tränen abwischt und liebevoll tröstet (Jes 66:13), so wird auch Gott eines Tages alle Tränen abwischen, jeden Einzelnen trösten und ihm nahe sein (Offb 21:4). Dann wird niemand das durchlebte Leid mehr missen wollen, weil es in unvergleichlicher Herrlichkeit aufgewogen wird (Röm 8:18).
Gerade das Leid und der Schmerz schaffen die Voraussetzung für die kostbare und tröstende Nähe Gottes!
Der Trost, den der Vater der Erbarmungen schenkt (2Kor 1:3), lässt uns die alles übertreffende Liebe und Nähe Gottes spüren. Diese Erfahrung bewegt uns tief, verändert uns und befähigt uns, andere zu trösten (2Kor 1:4). Gottes wunderbarer Trost lässt sich nicht in Worte fassen – er muss erlebt werden, wenn die Zeit dafür reif ist!
Gottes Ziel ist unsere Heilung, unsere Reifung und die Erfahrung seiner Nähe (Jak 1:2-4). Wenn wir lernen, ihm auch im Dunkel zu vertrauen, werden wir erleben, dass er alles zum Guten führt (Röm 8:28).
Abram zog aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte.
So hat Gott auch uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden.
Ursprünglich wohnten Abram und sein Vater Terach in Ur, einer Stadt der Chaldäer (1Mo 11:31). Terach entschied sich, das Land zu verlassen und mit Abram, Sarai und Lot nach Kanaan zu ziehen. Auf ihrer Reise kamen sie bis nach Haran, zogen dann aber nicht weiter, sondern blieben dort sesshaft. Haran war eine wohlhabende Handelsstadt an einer wichtigen Handelsroute. Wie Ur war auch Haran ein religiöses Zentrum des Mondgottes Sin.
Warum Terach nach Kanaan ziehen wollte und dann in Haran „hängen" blieb, wissen wir nicht. Vielleicht hatte er eine bewusste oder unbewusste Sehnsucht nach diesem Land — entweder weil er intuitiv spürte, dass man Gott dort näher kommen kann, oder weil er von der Fruchtbarkeit dieser Gegend hörte. Jedenfalls ließ es sich auch in Haran gut leben. Man konnte hier lukrative Geschäfte machen und war mit der vorhandenen Religiosität ebenfalls gut vertraut. Möglicherweise ging es Terach auch gesundheitlich nicht gut genug, um weiterziehen zu können.
Nach Terachs Tod sprach der HERR zu Abram:
"Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde! Und ich will dich zu einer großen Nation machen, und ich will dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein!" (1Mo 12:1-2)
Inwieweit Abram vor diesem Reden bereits eine Vertrauensbeziehung zum allmächtigen Gott hatte, lässt sich nicht eindeutig sagen. Möglicherweise kannte er den Schöpfungsbericht und die Geschichten von Adam, Henoch und Noah und glaubte auch an den Schöpfer des Himmels und der Erde. Aber es ist nicht auszuschließen, dass er — geprägt von seinen Vorfahren (Jos 24:2) — auch etwas mit dem Götzendienst zu tun hatte.
Abram ließ sich auf dieses Abenteuer ein, weil er der Zusage des HERRN vertraute (1Mo 12:4). Er glaubte Gott, dass er ihn zu einer großen Nation machen würde — obwohl seine Frau Sarai unfruchtbar war (1Mo 11:30). Er vertraute darauf, dass Gott ihn segnen würde, und verließ sich auf Gottes Zusagen, sodass er mutig alles Vertraute hinter sich lassen konnte.
Ob Abram bereits ahnte, dass der HERR ihn in das Land führen wollte, das auch Terach ursprünglich ansteuerte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen — aber genau dorthin wurde er geführt.
24 Jahre später war Abram 99 und Sarai 90 Jahre alt (1Mo 17:1 / 1Mo 17:17). Sarai war immer noch kinderlos. Vermutlich hatten beide die Hoffnung auf ein gemeinsames Kind aufgegeben. Doch dann erschien der HERR Abram und gab ihm den Namen Abraham, denn Gott wollte ihn zum Vater einer Menge von Nationen machen (1Mo 17:5). Auch Sarai erhielt einen neuen Namen und hieß fortan Sara (1Mo 17:15).
Von Abraham und Sara stammten die Israeliten und Edomiter ab. Von Abram und Hagar stammten die Ismaeliten (arabische Stämme) (1Mo 16:15), und von Abraham und Ketura die Völker der arabischen Wüste (u. a. die Midianiter) (1Mo 25:1-4). Das sind viele Nationen.
Gottes Zusage, Abraham zu einer großen Nation zu machen, erfüllte sich nicht nur biologisch, sondern auch geistlich. So gibt es aus neutestamentlicher Sicht auch eine „geistliche Nachkommenschaft" von Abraham. Paulus schreibt dazu in Galater 3:7-9 (Gal 3:7-9):
"Erkennt also: die aus dem Glauben sind, die sind Kinder Abrahams. Die Schrift aber hat vorausgesehen, dass Gott die Heiden durch den Glauben rechtfertigt, und hat dem Abraham im Voraus das Evangelium verkündigt: In dir sollen alle Völker gesegnet werden."
Was für ein Geschenk der Gnade Gottes! Unabhängig von ihrer Herkunft haben alle Menschen Zugang zum Gott Israels (Röm 3:22). Alle werden durch den Glauben gerechtfertigt — durch Vertrauen auf Gott allein (Röm 3:28). So hat der HERR nicht nur das Volk Israel berufen, sondern auch uns Heiden in seine große Geschichte hineingenommen (Röm 9:24).
Darum dürfen auch wir dem Ruf Gottes folgen — im Vertrauen, dass er uns segnet und zum Segen setzt (1Mo 12:2). Abrahams Weg beginnt mit einem Aufbruch, und jeder Schritt des Glaubens ist eine Antwort auf denselben göttlichen Ruf: „Geh – in das Land, das ich dir zeigen werde."
Seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und bis an die Enden der Erde.
Wiederum führte der Teufel Jesus mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan!
Sacharja 9:9 beschreibt den König des Friedens, wie er zur Tochter Jerusalems kommt:
"Siehe, dein König kommt zu dir: Gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin."
Dieser König ist gerecht, siegreich und demütig – genau die Eigenschaften, die nötig sind, um eine Herrschaft zu gründen, die Bestand hat:
Ohne Gerechtigkeit kann es keinen bleibenden Frieden geben, weil jede Form der Ungerechtigkeit früher oder später Rücksichtslosigkeit, Streit, Hass und Krieg zur Folge hat.
Ohne einen endgültigen Sieg über das Böse kann keine Ruhe einkehren. Solange das Böse und damit der Satan noch wüten kann, dominieren in der Welt Lüge und Ungerechtigkeit (1Jo 5:19).
Ohne Demut gibt es keine göttliche Gnade, die unbedingt nötig ist, um ein Reich der Liebe und der gegenseitigen Wertschätzung aufzubauen. Nur die Gnade Gottes kann die Herzen der Menschen so verändern, dass sie für ein göttliches Friedensreich bereit werden (Jak 4:6).
Das kommende Friedensreich wird die ganze Welt betreffen (Sach 9:10). Es ist ein Reich, in dem zuvor alle Waffen vernichtet werden. Diese Verheißung bezieht sich auf das tausendjährige Friedensreich, das den Übergang zum ewigen Reich Gottes darstellt (Offb 20:4-6).
Wer das Neue Testament nicht kennt und Sacharja 9:9–10 liest, gewinnt den Eindruck eines nahtlosen Übergangs zwischen beiden Versen – als würde das Friedensreich unmittelbar nach dem Einzug des Königs in Jerusalem kommen. Doch laut Matthäus 21:5 erfüllte sich Vers 9 aus Sacharja 9 bereits beim Einzug Jesu in Jerusalem (Mt 21:5). Zu Jesu Zeiten dachte wohl kaum ein Schriftgelehrter, dass zwischen Vers 9 und 10 etwa 2000 Jahre liegen würden.
Jesus, der durch den Heiligen Geist gezeugt wurde (Mt 1:20), ist der einzige, der dem Anforderungsprofil der göttlichen Gerechtigkeit entsprach. Seine Demut zeigte sich nicht in erster Linie dort, wo er auf einer Eselin in Jerusalem einzog, sondern dort, wo er die ganze Ungerechtigkeit dieser Welt ertragen konnte, ohne dabei bitter und lieblos zu werden (1Petr 2:23).
Der schreckliche Tod am Kreuz von Golgatha bildete die Grundlage dafür, dass allen die göttliche Gerechtigkeit aus Gnaden geschenkt werden und das ewige Reich Gottes aufgerichtet werden kann (Röm 3:24 / 2Kor 5:21).
Das messianische Friedensreich ist eine Vorstufe zum ewigen und vollkommenen Reich Gottes. Damit dieses kommen kann, gab der himmlische Vater seinem Sohn den Auftrag, zuerst die Schuld der ganzen Welt zu beseitigen – indem er sich selbst opferte (1 Joh 2:2).
Während der Versuchung bot Satan Jesus den „einfachen Weg" an: schnell und ohne Leiden zum „Besitzer aller Reiche dieser Welt" zu werden (Mt 4:8-9). Eine kurze Anbetung Satans hätte genügt, und schon hätte er alle Reiche der Welt bekommen – zumindest laut Satans Angebot. Ob er sein Versprechen eingehalten hätte, ist mehr als fraglich. Doch das Gravierendste wäre gewesen: Jesus hätte gesündigt. Als Sünder hätte er den Tod niemals besiegen können, und alle Menschen wären für immer verloren gewesen. Der himmlische Vater hätte nicht nur seinen Sohn verloren, sondern auch seine gesamte Schöpfung. Satan hätte durch den Tod alles und für immer beherrscht.
Wahre Herrschaft erwächst nicht aus Kompromiss mit dem Bösen, sondern aus Gehorsam gegenüber Gott.
Gott sei Lob und Dank, dass Satan Jesus nicht überwinden konnte und dass Jesus ihm gehorsam war bis zum Tod am Kreuz (Phil 2:8). Mit der Auferstehung Jesu hat Gott der ganzen Welt gezeigt, dass Jesus den Tod besiegt hat (1 Kor 15:55-57). Ihm allein gebührt alle Ehre und Anbetung!
Gott, schweige doch nicht! Gott, bleib nicht so still und ruhig! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt.
Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?
In Psalm 83 ruft Asaf zu Gott in einer nationalen Bedrohungslage Israels. In Vers 5 zitiert er die Feinde des Volkes Gottes: „Kommt und lasst uns sie als Nation vertilgen, dass nicht mehr gedacht werde des Namens Israel!" Kommt uns das bekannt vor? Einige muslimische Staaten und zahlreiche Terrorgruppierungen wünschen sich nichts sehnlicher als die vollständige Auslöschung Israels. Manche sind sogar überzeugt, dass der Mahdi, der muslimische Messias, erst dann erscheinen und seine Herrschaft antreten wird, wenn der Staat Israel zerstört ist.
Israel hat aber nicht nur mit einem islamistischen, sondern auch mit einem weltweiten Antisemitismus zu kämpfen, der unter anderem dazu führt, dass Israel der weltweit meistgehasste Staat ist. Die Zahlen sprechen für sich: Laut UN Watch, einer NGO, wurden zwischen 2015 und 2023 154 UN-Generalversammlungs-Resolutionen gegen Israel angenommen — während 71 gegen alle anderen Länder zusammen gerichtet waren. Gegen Nordkorea wurden zwischen 2005 und 2024 lediglich etwa 20 UN-Resolutionen verabschiedet. Warum empört sich die Weltöffentlichkeit so viel stärker über Israel als über das nordkoreanische Regime, das seine Bevölkerung mit massiver Brutalität unterdrückt?
Zahlen allein erklären jedoch nicht, warum sich diese Feindschaft so hartnäckig hält. Hinter den politischen und religiösen Fronten steht eine tiefere Realität – ein geistlicher Kampf, und darum hat diese Feindschaft auch eine geistliche Ursache: Israel ist das auserwählte Volk des allmächtigen Gottes (5Mo 7:6).
Aber es geht jetzt nicht darum, mit dem Finger auf andere zu zeigen, denn alle Menschen sind im unerlösten Zustand Feinde Gottes. Deshalb schreibt Paulus sogar über uns Christen, die wir Gott lieben:
„Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden." (Röm 5:10)
Da die Mehrheit Gott noch nicht erkannt hat, befindet sich ein Großteil der Menschheit in Auflehnung gegen Gott — angestachelt durch Satan, den Urfeind Gottes (Offb 12:9). Das ist der Grund, warum David (Apg 4:25) in Psalm 2 schreibt:
„Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften? Es treten auf Könige der Erde, und Fürsten tun sich zusammen gegen den HERRN und gegen seinen Gesalbten: ›Lasst uns zerreißen ihre Bande und von uns werfen ihre Stricke!‹" (Ps 2:1-3)
Die Feindschaft gegen Gott erreichte bei der Gefangennahme, Verurteilung und Hinrichtung des Sohnes Gottes einen Höhepunkt. Kurz vor der Festnahme wollten die Jünger ihren Herrn und Meister verteidigen. Darum fragten sie ihn: „Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?" (Lk 22:49) Petrus wartete die Antwort nicht ab und schlug dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr ab (Joh 18:10). Doch Jesus antwortete: „Lasst ab! Nicht weiter!" Anschließend berührte er das Ohr, heilte es (Lk 22:51) und sagte zu den Hohen Priestern und Hauptleuten:
„Seid ihr ausgezogen wie gegen einen Räuber, mit Schwertern und Stöcken? Als ich täglich bei euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt; aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis." (Lk 22:52-53)
Danach konnten sich die Feinde an ihm austoben und ihn aufs Äußerste misshandeln (Jes 53:7). Er blieb stumm, und der Vater im Himmel schwieg. Asaf hätte hier vielleicht auch geschrien: „Warum bist du so still? Warum schweigst du angesichts dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit? Warum können sich deine Feinde so an dir austoben? Warum erheben sie hochmütig ihr Haupt und spotten mit hämischem Grinsen über deine Ohnmacht?"
Damals ahnte wohl niemand, dass der Allmächtige gerade in dieser „unmöglichen Situation" den Tod — und damit die stärkste Macht der Finsternis — besiegte (1Kor 15:55-57)!
Vielleicht befindest auch du dich in einer Situation, in der du fragst: „Herr, warum schweigst du? Warum unternimmst du nichts?" Doch Gottes Schweigen bedeutet nicht Abwesenheit. So wie damals am Kreuz geschah gerade im scheinbaren Stillstand das Größte: der Sieg über die Macht der Finsternis.
Manchmal wirkt Gott verborgen – nicht weil er untätig ist, sondern weil er in seiner Weisheit etwas vorbereitet, das wir erst später verstehen (Röm 8:28).
Vertraue ihm – auch im Schweigen. Er ist nicht fern, und seine Pläne enden nie im Scheitern (Jes 55:8-9).
Bei dir, Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung.
In Jesus Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade,
von Ingo Mees
Viele Jahre lag Jerusalem nun schon in Trümmern. Fast 70 Jahre lang sehnte sich die weggeführte Mittel- und Oberschicht Judas danach, endlich aus der babylonischen Gefangenschaft in die Heimat zurückzukehren. Das Gericht Gottes über Juda war lang und hart. Wann würde sich das Los der weggeführten Juden wenden? Diese Frage trieb auch Daniel um, als er etwa im Jahr 537 v. Chr. in den prophetischen Schriftrollen des Jeremia nach einer Antwort suchte – und fand (Dan 9:2 / Jer 25:11): 70 Jahre nach der ersten Deportationswelle (im Jahr 604 v. Chr. nach heutiger Zeitrechnung) sollte die Gefangenschaft Judas in Babylon ein Ende haben, so las Daniel. Aber das wäre ja in ca. 3 Jahren! Daniel konnte es kaum fassen. Stellvertretend für sein Volk trieb es den mittlerweile fast 80-Jährigen auf die Knie. Fastend und in Sack und Asche gehüllt (Dan 9:3) rief er seinen Gott Jahwe in einem Bußgebet an (Dan 9:4-19). Was konnte Daniel vor Gott bringen, damit dieser die prophetische Aussage Jeremias zur Realität werden ließe? Daniel hatte nichts anderes vorzubringen als einen Appell an die Güte und Gnade Gottes: „Bei dir, Herr, unser Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung … Nicht aufgrund unserer Gerechtigkeiten legen wir unser Flehen vor dich hin, sondern aufgrund deiner vielen Erbarmungen (Dan 9:9,18)." Die Geschichte hat gezeigt, dass Gott dieses demütige Gebet des Daniel erhört und seine Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft bewiesen hat (Esra 1:1-4 / 2Chr 36:22-23)!
Was haben wir vorzubringen, wenn wir uns mit unseren Anliegen und Bitten an unseren himmlischen Vater wenden? Berufen wir uns auf unsere vorbildliche Lebensführung oder unser weitherziges Spendenbudget? Führen wir unsere regelmäßige Bibellese ins Feld oder unseren unermüdlichen Dienst in der Gemeinde? Wir wissen alle sehr wohl, dass wir mit unseren vermeintlichen Leistungen bei Gott nicht punkten können – es wird nie reichen (Jes 64:5 / Röm 3:20)! So wie Daniel können wir uns nur auf die Barmherzigkeit und die Vergebungsgnade Gottes berufen (Eph 2:8-9). Aber eines haben wir Daniel voraus: Wir können uns im Glauben auf den berufen, der uns zur Gerechtigkeit geworden ist (1Kor 1:30) – auf Jesus Christus, den Sohn Gottes! In ihm „haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade" (Eph 1:7). Gott hat seine Liebe und sein Erbarmen mit seinen Geschöpfen dadurch bewiesen, dass er seinen Sohn auf diese Erde sandte und durch Jesu Tod am Kreuz und seine Auferstehung eine Erlösung für die gesamte Schöpfung erwirkt hat (Joh 3:16 / Röm 5:8). Wohl dem, der das im Glauben erfassen kann!
Der Glaubende ist erlöst und mit dem Blut Jesu freigekauft (1Petr 1:18-19 / Offb 5:9)
aus dem Machtbereich der Sünde und des Todes (Kol 1:13),
aus allen Schuldverstrickungen des Lebens (Kol 1:14) sowie
aus den Bindungen und Prägungen ungöttlicher Traditionen und Lebensweisen (1Petr 1:18 / Offb 1:5).
Gottes Gnadenreichtum ist so unermesslich groß, dass er in Christus alle Geschöpfe mit sich selbst versöhnt hat und ihnen seine nie endende Vergebungsbereitschaft zugesprochen hat (2Kor 5:19).
Gott ist ein Gott, der sich erbarmt (Ps 103:13). Das hat auch Philipp Friedrich Hiller erlebt und Gottes Erbarmen in folgendem Lied besungen:
Mir ist Erbarmung widerfahren,
Erbarmung, deren ich nicht wert;
das zähl ich zu dem Wunderbaren,
mein stolzes Herz hat's nie begehrt.
Nun weiß ich das und bin erfreut
und rühme die Barmherzigkeit.
Ich hatte nichts als Zorn verdienet
und soll bei Gott in Gnaden sein;
Gott hat mich mit sich selbst versühnet
und macht durchs Blut des Sohns mich rein.
Wo kam dies her, warum geschieht's?
Erbarmung ist's und weiter nichts.
Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Da wurden Kinder zu Jesus gebracht, dass er die Hände auf sie legte und betete.
Jakob, der Stammvater Israels, gilt vielen als „Schlitzohr" – einer, der mit allen Mitteln den Segen Gottes suchte. Doch man könnte ihn auch ehrgeizig und zielstrebig nennen. Schon bei seiner Geburt hielt er die Ferse seines Zwillingsbruders Esau fest (1Mo 25:26) – ein Zeichen menschlicher Schwäche, aber auch der Entschlossenheit, sich festzuhalten.
Später erkaufte er sich das Erstgeburtsrecht (1Mo 25:31-33) und erschlich auf Rat seiner Mutter den väterlichen Segen (1Mo 27:18-29). Schließlich ringt er selbst mit Gott – und lässt nicht los, bevor er gesegnet wird (1Mo 32:27).
Für uns mag dieses Verhalten berechnend und egoistisch wirken. Doch Gott sieht tiefer: Er erkennt in Jakob einen Menschen, der sich mit ganzer Seele nach seinem Segen sehnt. Diese Sehnsucht gefiel Gott, weil sie Ausdruck des tiefen Vertrauens war, dass nur Gott allein wahre Erfüllung schenken kann.
Esau dagegen verkaufte sein Erstgeburtsrecht für ein einfaches Mahl (1Mo 25:29-34) – ein Sinnbild dafür, wie gering er den göttlichen Segen schätzte. Wer so handelt, stellt das Sichtbare über das Ewige.
Vermutlich sagt der HERR nicht zuletzt deshalb: „Ich habe Jakob geliebt, Esau aber habe ich gehasst" (Mal 1:2-3 / Röm 9:13). Dieses Wort „hassen" wirkt für uns hart, doch es meint hier etwas anderes als unser menschliches Hassen, das vom Wunsch nach Verletzung oder Vergeltung geprägt ist. Im biblischen Sprachgebrauch bezeichnet „hassen" oft ein Zurückstellen oder Nicht-Erwählen in gleicher Weise. Es beschreibt eine unterschiedliche Gewichtung innerhalb von Gottes Heilsplan – nicht eine emotionale Ablehnung. Man könnte also sagen: Gott stellte Esau zurück, damit er seine Liebe auf eine andere Weise und zu einem späteren Zeitpunkt erfahren sollte. Gottes „Hassen" schließt seine Liebe nicht aus – es ordnet sie anders ein.
Jakob sehnte sich von Anfang an nach dem göttlichen Segen und rang bis zum Ende darum. Darin ist er uns ein großes Vorbild. Wir dürfen uns fragen: „Ersehne ich den Segen Gottes ebenso, oder erscheint er mir unbedeutend bzw. zweitrangig? Würde ich auch um seinen Segen ringen und mich so sehr danach ausstrecken wie Jakob – selbst wenn ich bereits weiß, dass ich mit jedem geistlichen Segen aus der Himmelswelt gesegnet bin?" (Eph 1:3)
Auch im Neuen Testament begegnet uns dieses Thema des Segens wieder – diesmal in einer ganz anderen Gestalt. Der heutige Lehrtext zeigt uns Menschen – vermutlich waren es die Eltern oder Mütter –, die sich einen göttlichen Segen für ihre Kinder wünschten. Deshalb brachten sie ihre kleinen Kinder zu Jesus (Mt 19:13). Sie erkannten, dass es etwas ganz Besonderes wäre, wenn ihre Kinder von Jesus persönlich gesegnet würden. Diese Gelegenheit wollten sie sich nicht entgehen lassen.
Leider meinten seine Jünger, Jesus hätte Wichtigeres zu tun, als sich um kleine Kinder zu kümmern. Doch in Lukas 18:16-17 sagte Jesus zu ihnen:
„Lasst die Kinder zu mir kommen und wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annehmen wird wie ein Kind, wird nicht hineinkommen." (Lk 18:16-17)
Kinder kommen voller Vertrauen zu Jesus und lassen sich gerne von ihm beschenken. Sie fragen nicht: „Bin ich gut genug?" oder „Habe ich genug getan, um von Gott gesegnet zu werden?" Sie lassen sich einfach beschenken und nehmen die Botschaft Gottes ohne Zweifel an. Wie schön wäre es, wenn auch wir uns von diesem kindlichen Glauben inspirieren ließen und uns so von Gott segnen lassen!
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir und will dich segnen.
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
Das Leben von Isaak zeigt uns eindrücklich, was es bedeutet, von Gott gesegnet zu sein (1Mo 26:24). Das beginnt bereits mit seiner Entstehung. Isaak wurde entgegen jeder Wahrscheinlichkeit gezeugt und geboren (1Mo 21:1-7). Sarah war unfruchtbar und mittlerweile so alt, dass es aus medizinischer Sicht unmöglich war, schwanger zu werden. Doch der allmächtige Gott hat sich auf Unmöglichkeiten spezialisiert – so konnte Sarah mit 90 Jahren ihren ersten und einzigen Sohn gebären (1Mo 17:17). Darum war Isaak ein „Sohn der Verheißung" (Gal 4:28) und als solcher ganz besonders gesegnet.
Doch der Segen Gottes bedeutete nicht, dass Isaak ein problemloses Leben hatte. Auch er wurde mit Nöten konfrontiert. So zeigte sich bei ihm die gleiche Schwäche wie bei seinem Vater Abraham: Auch er gab seine Frau Rebekka als seine Schwester aus – aus Angst, man könnte ihn wegen ihrer Schönheit töten (1Mo 26:7). Eigentlich hätte er sagen können: „Ich bin der verheißene Sohn und ein Gesegneter des Höchsten – mir kann nichts passieren!" Die Bibel zeigt uns an mehreren Stellen, dass auch die Auserwählten Gottes mit Furcht konfrontiert werden. Gottvertrauen muss jeder selbst lernen – es wird uns nicht in die Wiege gelegt.
Doch Gott kommt Isaak in seinem „Kleinglauben" entgegen – wie schon seinem Vater Abraham – und lässt ihn die Erfahrung machen, wie der HERR ihm beisteht. Abimelech, der Philisterkönig, erkannte, dass Rebekka die Frau Isaaks war, und ihm war klar, dass er diese Frau nicht anrühren durfte (1Mo 26:8-11). Er befahl seinem ganzen Volk: „Wer diesen Mann und seine Frau antastet, muss getötet werden."
Als die Philister erkannten, wie Gott Isaak auch materiell segnete und er reich wurde, überfiel sie der Neid (1Mo 26:12-14). Sie verstopften Isaaks Brunnen, und Abimelech forderte ihn auf, weiterzuziehen (1Mo 26:15-16). So zog Isaak weiter und grub in Gerar neue Brunnen aus. Doch auch hier kam es zum Streit über die Wasserrechte (1Mo 26:19-21). Isaak brach ein weiteres Mal auf und hob erneut einen Brunnen aus, den er dann endlich behalten konnte (1Mo 26:22).
Möglicherweise setzten Isaak diese Anfeindungen immer mehr zu, sodass der HERR ihn ermutigen musste. Er erschien ihm in der Nacht und sprach:
"Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht! Denn ich bin mit dir, und ich werde dich segnen und deine Nachkommen vermehren wegen meines Knechtes Abraham." (1Mo 26:24)
Gottes Worte waren Ermutigung, Zusage und Verheißung zugleich. Er ermutigte Isaak, sich nicht zu fürchten. Er sicherte ihm seine Gegenwart und damit seine Hilfe zu (Jes 41:10). Und er verhieß ihm, ein Gesegneter zu sein, dem eine große Nachkommenschaft geschenkt würde.
Isaak erhielt zunächst einen irdischen Segen, der sich in seinem materiellen Reichtum und später in einer großen Nachkommenschaft zeigte (1Mo 26:12-14). Aus dieser sollte der verheißene Messias kommen (Mt 1:1-2).
Wie Isaak inmitten von Bedrängnis den Segen Gottes erlebte, so erfahren auch wir in Christus einen Segen, der alle irdischen Maßstäbe übersteigt. Der Segen, der einst Isaak galt, findet seine endgültige Erfüllung in Jesus Christus. Durch den Messias entsteht ein himmlischer Segen für alle, die wie Abraham und Isaak aus Gottvertrauen leben (Gal 3:14).
Paulus macht deutlich, dass dieser Segen alle unsere Vorstellungen bei Weitem übertrifft. Er erklärt den Ephesern, dass dieser geistliche und himmlische Segen alle Segnungen beinhaltet, die Christus zugesagt sind (Eph 1:3). Deshalb sagt Paulus auch, dass uns in Christus alles geschenkt wird – sogar Leben und Tod, Gegenwärtiges und Zukünftiges (1Kor 3:21-23)! Nichts ist von diesem Segen ausgeschlossen! Was für ein Geschenk und Wunder der Gnade Gottes!
Auch wir dürfen heute diese Zusage hören: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.“ Gottes Gegenwart ist der größte Segen – selbst wenn äußere Umstände dagegen sprechen.
Ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.
Die 72 Jünger kehrten zurück und berichteten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir uns auf deinen Namen berufen. Jesus sagte zu ihnen: Ihr sollt euch nicht darüber freuen, dass euch die Geister gehorchen. Freut euch vielmehr darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind.
Gestern Abend endeten die großen Herbstfeste in Israel mit der Abschlussfeier Simchat Tora, was so viel heißt wie „Freude der Tora" bzw. „Freude über die Tora". An diesem Fest, das vorgestern Abend begann, liest man den letzten Abschnitt der Tora (5Mo 33–34) und beginnt zugleich mit dem ersten (1Mo 1:1–2:3). Das bedeutet, dass orthodoxe Juden die Tora jedes Jahr einmal komplett durchlesen. Am letzten Tag der Lesung – der gleichzeitig auch den Start der neuen Lesung markiert – veranstalten sie ein Freudenfest. 2015 durfte ich in Mitzpe Ramon (in der Negev-Wüste in Israel) dabei sein und zusehen, mit welch großer Freude die Männer für sich tanzten. Diese Freude war so besonders und ansteckend, dass ich diesen Tag nie vergessen werde.
Vor zwei Jahren begann Simchat Tora am 7. Oktober — an jenem Tag, den viele Israelis als den zweiten Holocaust bezeichnen. Statt Freude herrschten großes Entsetzen und tiefe Trauer. Zwei Jahre später, unmittelbar bevor Simchat Tora (13. Okt.) gefeiert wurde, kamen die letzten lebenden Geiseln frei. Dann gab es ein doppeltes Freudenfest: die Freude über die Befreiung und die Freude über die Tora, das Wort Gottes. Eine eindrückliche Begebenheit — wie Gott Trauer in Freude verwandeln kann.
Wer das Angebot Gottes aus Jesaja 55 für sich in Anspruch nimmt, darf sich ebenfalls freuen. Gott bietet den Durstigen und Hungrigen an, lebendiges Wasser und wahres Brot ohne Geld zu empfangen (Jes 55:1). Er motiviert Gottlose, ihren selbstgewählten Weg und ihre bösen Gedanken zu verlassen, und bietet ihnen Erbarmen und Vergebung an (Jes 55:7). Das kann er, weil der allmächtige Gott als Einziger die Schuldfrage ein für alle Mal gelöst hat — indem er die Schuld der ganzen Welt auf seinen Sohn lud, der sie ans Kreuz trug und sie dadurch entfernte (Jes 53:6 / 1Petr 2:24).
In diesem Kapitel finden wir auch die bekannten Aussagen Gottes:
"Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Denn ⟨so viel⟩ der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt, sie befruchtet und sie sprießen lässt, dass sie dem Sämann Samen gibt und Brot dem Essenden, so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es bewirkt, was mir gefällt, und führt aus, wozu ich es gesandt habe." (Jes 55:8-11)
Dann folgt der heutige Losungsvers: „Denn in Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden" (Jes 55:12). Damit ist der Auszug aus der Fremde gemeint. Für manche war und wird es auch der Auszug aus der Gefangenschaft sein — so wie bei den letzten Geiseln der Hamas.
Auch die Jünger freuten sich — aber aus einem anderen Grund! Sie freuten sich darüber, dass sie Macht über die bösen Geister bekommen hatten (Lk 10:17). Für viele ist Macht ein Grund zur Freude, weil sie dann tun können, was ihnen beliebt. Doch Jesus lehnt diese Art von Freude ab. Sie beinhaltet nicht die wahrhaftige, tiefe und bleibende Freude.
Jesus weist auf den wahren Grund der Freude hin: die Tatsache, dass die Namen derer, die Gott gehören und ihm vertrauen, in den Himmeln aufgeschrieben sind (Lk 10:20 / Phil 4:3 / Offb 20:15). Aber was heißt das? Es bedeutet nichts Geringeres, als dass wir „Bürger des Himmels" sein dürfen und dort ein ewiges Bleiberecht besitzen (Phil 3:20). Das ist viel mehr und viel kostbarer als Macht zu haben, denn Macht ohne Liebe produziert letztlich nur die Hölle! Zum Glück ist der allmächtige Gott auch die Liebe in Person (1Jo 4:8), und darum wird er jeden Fluch in Segen und jede Trauer in Freude verwandeln.
Du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.
Eine Frau hatte den Blutfluss seit zwölf Jahren; die hatte alles, was sie zum Leben hatte, für die Ärzte aufgewandt und konnte von niemandem geheilt werden. Die trat von hinten heran und berührte den Saum seines Gewandes; und sogleich hörte ihr Blutfluss auf.
von Ewald Keck
Der Psalmdichter hat Schlimmes erlebt. Er verrät nicht, worum es sich handelte (Vers 3). Auf jeden Fall geriet er an den Rand des Todes. Not und Leid erfüllten seine Tage. Seine Seele fand keine Ruhe, seine Augen waren voller Tränen. Insgesamt ein jämmerlicher Zustand.
„Aber ich rief den Namen des HERRN an: Ach, HERR, errette mich!" (Vers 4). Das war seine Reaktion auf das Erlebte. Und dann geschah etwas Wunderbares. Der Herr hörte sein Schreien und griff ein. Er brachte seine stürmische Seele zur Ruhe. Er trocknete seine Tränen (Vers 8). Er befreite ihn von den Fesseln des Todes (Vers 3) und versetzte ihn „in das Land der Lebendigen" (Vers 9), d. h. er schenkte ihm eine neue Lebensperspektive und festen Boden unter seinen Füßen.
Können Glaubende auch heute noch solche Not erfahren?
Auf jeden Fall, denn Kinder Gottes sind den Auswirkungen der gefallenen Schöpfung nicht enthoben. Wir sind hineingenommen in das „Seufzen der Schöpfung". Dieser Zustand hat erst ein Ende, wenn Jesus wiederkommt und auch unser Leib erlöst sein wird (Röm 8:23). Trotzdem dürfen wir immer wieder erleben, wie Jesus eingreift, wenn wir seinen Namen anrufen (Ps 116:4). Wir dürfen erfahren, wie er unsere unruhige und ängstliche Seele zur Ruhe bringt (Mt 11:28).
Das erlebte auch die kranke Frau in Lukas 8. Sie wird nicht weniger verzweifelt gewesen sein als der Psalmist. Versetzen wir uns doch einen Moment in ihre Lage: Sie litt vermutlich unter einer Gebärmutterblutung, die chronisch geworden war. Und das schon 12 Jahre lang, weil kein Arzt ihr helfen konnte (Lk 8:43). Sie war komplett durchtherapiert und durch die Arztkosten inzwischen mittellos. Die Frau war am Ende. Die körperlichen Beschwerden waren das eine, aber noch viel schlimmer war, dass sie vom sozialen Leben ausgeschlossen war. Denn wer an Blutfluss litt, war nach dem Gesetz rituell unrein und durfte nicht berührt werden (vgl. 3. Mose 15:19-31). Deshalb wagt sie nur schüchtern, sich Jesus von hinten zu nähern und das herabhängende Ende seines Gewandes zu berühren (Lk 8:44). Auch sie rief in ihrer Not den Namen des Herrn an, indem sie seine Gegenwart suchte.
Was geschah? Sie wurde sofort geheilt. Und auch sie pries den Namen des Herrn vor dem ganzen Volk, nachdem Jesus sie gerettet hatte (Lk 8:47-48). Auch in ihre Seele kehrte Frieden ein, besonders nachdem Jesus sie seine Tochter nannte (Lk 8:48). Wir können nicht ermessen, was diese persönliche Zuwendung für sie bedeutet haben mag nach 12 Jahren sozialer Isolation.
So richtig nachempfinden können wir die Gefühlslage des Psalmisten und dieser Frau nur, wenn wir selbst Tiefen durchleben. Vor kurzem sagte ein Pastor: „Wer tiefgründig im Glauben werden will, muss Tiefen durchleben". Das gefällt uns zwar nicht, aber es gibt keine Tiefe, durch die Jesus uns nicht durchträgt (Ps 23:4 / Jes 43:2). Wie er das macht, ist seine Sache. Aus der Heilung der Frau einen Automatismus oder einen Anspruch auf sofortige Heilung abzuleiten, führt in die falsche Richtung.
Auf jeden Fall holt Jesus uns aus der Tiefe, indem er unsere Seele mit Frieden, Hoffnung und Freude erfüllt (Röm 15:13 / Phil 4:7). Mit oder ohne Veränderung der äußeren Umstände. Was für ein Vorrecht, dass wir in jedem Moment unseres Lebens seinen Namen anrufen dürfen (Ps 116:2 / Röm 10:13)!
So spricht der HERR: Dein Schaden ist verzweifelt böse, und deine Wunden sind unheilbar. Doch ich will dich wieder gesund machen und deine Wunden heilen.
Ihr wisst: Jesus Christus ist gekommen, um die Sünden wegzunehmen. Er selbst ist ohne Sünde.
Mit 17 Jahren sprang Joni Eareckson in seichtes Wasser und brach sich das Genick. Von diesem Moment an war sie vom Hals abwärts gelähmt. Joni kämpfte mit Depressionen und stellte ihren Glauben infrage. Sie empfand ihr Leben als sinnlos und haderte mit Gott. Für sie schien nicht nur ihr Körper unheilbar – auch ihre Seele hatte jede Hoffnung verloren.
Es gehört zu den schwersten Schicksalsschlägen, wenn Ärzte eine unheilbare Krankheit diagnostizieren. Es fühlt sich an, als würde eine ganze Welt zusammenbrechen. Alle Pläne zerplatzen wie Seifenblasen.
Doch mit der Zeit fand Joni neuen Mut – durch ihren Glauben, ihre Familie und ihren starken Willen. Sie lernte, mit dem Mund zu malen und zu schreiben. Sie begann, anderen Menschen Hoffnung zu geben. Aus tiefer Trauer wurde neue Lebensfreude – und Joni wurde zu einem Vorbild für viele.
So wie Joni in ihrer scheinbar unheilbaren Situation neuen Halt fand, sprach Gott auch zu Israel in einer ausweglosen Lage. Der erste Teil des heutigen Losungsverses aus Jeremia 30:12 klingt ebenfalls ziemlich hoffnungslos. Wie müssen sich die Israeliten gefühlt haben, als der HERR durch Jeremia sinngemäß verkündete:
„Unheilbar ist dein Bruch, bösartig deine Wunde – niemand kann dich heilen. Deine Verbündeten haben dich vergessen, und ich selbst habe dich geschlagen wegen der Größe deiner Schuld. Warum schreist du nach Hilfe? Dein Schmerz ist unheilbar – wegen deiner vielen Sünden habe ich dir das angetan." (Jer 30:12-15)
Diese Aussagen erscheinen wie ein endgültiges Urteil Gottes, das keine Hoffnung mehr zulässt. Jerusalem stand kurz vor der Zerstörung durch die Babylonier, doch manche Israeliten hofften noch immer auf Hilfe durch ihre Götzen oder auf Rettung durch den Pharao. Doch Jeremia zerstört alle diese Hoffnungen. Er macht deutlich, dass weder die fremden Götter noch irgendwelche irdischen Mächte in der Lage sein würden, die „Krankheit" der Israeliten zu heilen.
Es schien, als wollte Gott die Bewohner Judas in endlose Hoffnungslosigkeit stürzen. Doch das war nicht so. Mit dieser Aussage zerstörte Gott lediglich das Vertrauen auf Götzen, Menschen und eigene Vorkehrungen. Für die fremden Götter und für Menschen war ihr Bruch unheilbar – aber nicht für Gott! Denn bereits zwei Verse später verheißt der HERR durch Jeremia:
„Denn ich will dir Genesung bringen und dich von deinen Wunden heilen, spricht der HERR." (Jer 30:17)
Bei Gott gibt es immer Hoffnung auf Heilung – für jede Krankheit! Zwar befreit uns der HERR nicht von jeder Krankheit, solange wir hier auf der Erde leben (das geschieht erst nach der Auferstehung). Aber er hat uns von der allerschlimmsten Krankheit befreit: der Sünde (Röm 6:23). Die Sünde ist die größte und schlimmste aller Krankheiten, weil sie in den Tod und somit in die Gottesferne führt (Jes 59:2). Für uns Menschen, für alle Götter und für kosmische Mächte ist die Krankheit der Sünde unheilbar – aber nicht für Gott!
Gott sandte seinen sündlosen Sohn, um uns von der Sünde zu befreien (Joh 1:29 / 1Jo 3:5). Jesus nahm die Sünde auf sich und trug sie ans Kreuz (1Petr 2:24). Gleichzeitig schenkt Gott jedem, der daran glaubt, die Gerechtigkeit Jesu (2Kor 5:21 / Röm 3:22). Nur so werden wir geheilt – sodass wir nicht in den Tod kommen müssen, sondern in eine ewige Liebesgemeinschaft mit Gott, wo vollkommener Friede und unbeschreibliche Freude herrschen (Joh 3:16 / Offb 21:3-4)!
Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.
Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.
Der Prophet Daniel – der vor allem durch seinen Aufenthalt in der Löwengrube bekannt ist (Dan 6) – war neben Hesekiel ein sogenannter „Exilprophet" mit jüdischen Wurzeln. Als Jugendlicher wurde er um 605 v. Chr. aus Jerusalem nach Babylon verschleppt, wo er vermutlich über 70 Jahre bis zu seinem Tod lebte.
Sein Leben und seine politische Laufbahn in der damaligen Weltmacht Babylon waren in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Durch die Kraft und Weisheit Gottes gelang ihm der Spagat zwischen der Bewahrung seiner jüdischen Identität, seines Gottvertrauens und einer vorbildlichen Unterordnung unter weltliche Regierungen, die stark vom Götzendienst geprägt waren (Dan 1).
Obwohl er höchste Ämter bekleidete, strebte er nie nach Macht (Dan 2:48-49). Er erkannte – wie auch der Sohn Gottes selbst –, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut kein bleibendes Reich aufrichten und bewahren kann – denn die Mächtigen dieser Welt ziehen machtgierige Menschen an, so wie die Marmeladendose die Wespen „herbeiruft". Dort, wo sich machtgierige Menschen versammeln, herrschen immer Korruption, Hinterhältigkeit und Verleumdung. Vor Gott haben sich alle Machtgierigen für eine ewige Herrschaft disqualifiziert, weil sie nicht in Demut, Wertschätzung und Liebe handeln (Jak 4:6 / 1Petr 5:5).
Wenn Menschen – selbst in höchsten Ämtern – von einem „ewigen Frieden" sprechen, den sie herbeiführen wollen, offenbart das ihr mangelndes geistliches Verständnis von wahrer, göttlicher Beständigkeit. Damit mich niemand falsch versteht: Ich befürworte Frieden im Nahen Osten und wünsche mir sehr, dass die Menschen in dieser Region endlich zur Ruhe kommen können. Aber das, was wir Menschen bewerkstelligen, wird niemals einen ewigen Frieden zur Folge haben. Der kommt erst, wenn Jesus Christus vom Himmel wiederkommt und sein Reich aufrichtet – und zwar nicht als Mensch aus Fleisch und Blut (Offb 19:11-16 / Jes 9:6). Wenn er wiederkommt, bringt er auch eine Regierungsmannschaft mit, die von Demut, Liebe und Wertschätzung geprägt ist (Offb 20:4-6).
Daniel war nicht nur ein Exilprophet, sondern erhielt von Gott auch außergewöhnliche Offenbarungen über die Weltgeschichte. Er deutete Nebukadnezars Traum vom großen Standbild aus verschiedenen Materialien, das die aufeinanderfolgenden Weltreiche symbolisiert (Dan 2). Am Ende werden alle diese Reiche durch einen „Stein" zerstört, woraufhin das ewige Reich Gottes aufgerichtet wird (Dan 2:44-45). In Kapitel 7 erscheinen vier furchterregende Tiere, die ebenfalls Weltreiche darstellen (Dan 7). Auch dieses Kapitel endet mit der ewigen Königsherrschaft Gottes (Dan 7:13-14).
Das ewige Reich Gottes wird von Jesus Christus regiert, der sich in seinem Wesen – Liebe, Gnade, Treue und Barmherzigkeit – nie verändert hat und auch nie verändern wird. Der Schreiber des Hebräerbriefes ermutigt seine Leser, an diejenigen zu denken, die ihnen das Wort Gottes verkündigt haben (Hebr 13:7). Sie sollen sich erinnern: Was war das Ergebnis ihres Wandels? Wie haben sie im Vertrauen auf den HERRN gelebt? Wie hat der HERR sie in allen Situationen durchgetragen? Dieses treue Beistehen des HERRN verändert sich nicht – auch wenn wir das Gefühl haben, dass unser Glaube vielleicht nicht so fest ist wie bei unseren Vorbildern. Aber wir dürfen wissen: Unser Gott ist die Liebe in Person (1Jo 4:8), und diese Liebe wird sich niemals verändern. Er ist und bleibt treu und liebt uns für immer (Röm 8:38-39). Darum dürfen wir getrost in die Zukunft schauen und uns ihm anvertrauen.
Möge diese Gewissheit unser Herz festmachen – dass seine Liebe bleibt, auch wenn alles andere vergeht (1Kor 13:8).
HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen.
Jesus spricht: Ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
Der Psalmist preist den herrlichen Namen Gottes über der ganzen Erde – und Jesus greift dieses Thema auf, als er seinen Jüngern verheißt, Zeugen „bis an das Ende der Erde" zu sein (Apg 1:8). Was im Psalm prophetisch erklingt, erfüllt sich in der Geschichte.
Nach der Beschreibung des Psalms in Vers 1 beginnt und endet er mit demselben Lobpreis:
"HERR, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!" (Ps 8:2 / Ps 8:10)
Dieser sogenannte „Inklusionsrahmen" zeigt: Der herrliche Name Gottes steht am Anfang und am Ende der Heilsgeschichte – mit dem Unterschied, dass die Herrlichkeit sich vermehrt hat und um vieles größer werden wird!
Zwischen diesen Lobpreisversen entfaltet sich ein erstaunlicher Kontrast: die Tiefe der Erniedrigung des Menschen – und die Erhöhung Christi. David fragt:
"Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du dich um ihn kümmerst?" (Ps 8:5)
Aus dem Zusammenhang von Hebräer 2 wird deutlich, dass hier primär Jesus Christus, der Sohn Gottes, gemeint ist (Hebr 2:6-9). Als Jesus Mensch wurde, erniedrigte er sich unter die Engel, die im Alten Testament auch als „Söhne Elohims" bezeichnet werden. Dadurch erhielt Jesus Christus – der als König des Himmels herrscht – auf der ganzen Erde einen herrlichen Namen, der bereits heute über allen anderen Namen steht (Phil 2:9-11). Kein anderer Mensch hat auch nur ansatzweise einen vergleichbaren Namen! (Siehe auch: „Die Einmaligkeit von Jesus Christus")
Als Jesus diese Worte zu seinen Jüngern sagte, war er in Jerusalem bekannt – weltweit jedoch nur eine Randnotiz. Dass er heute einen weltweit herrlichen Namen hat, ist umso erstaunlicher: Er endete wie ein Schwerverbrecher, und seine Nachfolger waren eine schwache, teilweise ungebildete Gruppe unter Verfolgung. Aus menschlicher Sicht war die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Bewegung äußerst gering.
Der heutige Lehrtext ist eine der vielen erfüllten Prophezeiungen des Neuen Testaments. Die Apostel verteilten sich über weite Teile der Welt: Johannes wirkte in Ephesus und Patmos (Offb 1:9), Petrus starb in Rom. Paulus, der später hinzukam, durchreiste Kleinasien und Griechenland und gelangte ebenfalls bis nach Rom (Apg 28:16) – möglicherweise sogar bis Spanien (Röm 15:24). Laut Eusebius und altkirchlicher Überlieferung war Andreas in Griechenland und Skythien tätig, Philippus in Phrygien, Bartholomäus in Indien und Armenien, Thomas in Parthien und Indien, Matthäus in Äthiopien oder Persien, Thaddäus in Syrien und Persien, Simon der Zelot in Persien oder Armenien.
Laut kirchlicher Überlieferung starben alle Apostel außer Johannes als Märtyrer – sie gelten als sogenannte „Blutzeugen", die bis zuletzt die Auferstehung Jesu bezeugten. Wäre die Auferstehung erfunden gewesen, hätten sie ihr Leben nicht für eine Lüge hingegeben. Deshalb dürfen wir gewiss sein: Jesus Christus ist wahrhaftig auferstanden! (1Kor 15:3-8)
Ich hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?
Gott hat das Volk, das er von Anfang an erwählt hatte, nicht verstoßen.
El Schadday, der allmächtige Gott, ist vollkommen und in jeder Hinsicht perfekt (1Mo 17:1 / 5Mo 32:4). Alles, was er tut, ist aus der Ewigkeitsperspektive das absolut Beste – er macht nie etwas falsch! Gott irrt sich nie und kommt auch nie in Verlegenheit (4Mo 23:19). Seine Entscheidungen und sein Handeln sind immer zielführend. Nichts, was der HERR tut, ist sinnlos, zwecklos oder ziellos (Röm 8:28)!
Das gilt auch dann, wenn wir seine Entscheidungen oder Zulassungen nicht verstehen (Jes 55:8-9). Der HERR ist der vollkommene Weinbauer, der genau weiß, was ein Weinstock braucht, damit er gedeiht und Früchte bringt (Joh 15:1). Aber wie war es dann möglich, dass der edle Weinstock – in Jeremia 2:21 ein Bild für Israel – zu einem schlechten Weinstock wurde? Hat Gott einen „Behandlungs- bzw. Erziehungsfehler" gemacht? Hat er Israel zu streng erzogen? Oder hat er sein Volk vielleicht zu stark verwöhnt?
Wer die Geschichte Israels bis zum Propheten Jeremia studiert hat, bekommt aus menschlicher Sicht fast den Eindruck, dass manchmal beides zutraf. Die lange Zeit unter der Sklaverei in Ägypten würden wir vielleicht als zu streng beurteilen (2Mo 1:13-14), während die Anfangszeit unter König Salomo eher wie ein Verwöhnprogramm aussieht (1Kö 10:23-25). Unsere Sicht ist subjektiv und begrenzt – Gott aber überblickt alles (1Sam 16:7). Er allein sieht alle Zusammenhänge und kennt die Herzen der Menschen (Jer 17:10). Der HERR weiß auch, wie sich ein Geschehen über die Jahrtausende – über die ganze Heilsgeschichte – auswirkt. Darum tut er immer wieder Dinge, die unser eingeschränktes Verständnis überfordern (Röm 11:33).
Ein guter Weingärtner gießt und düngt seinen Weinstock. Er befreit ihn von Schädlingen und schafft die ideale Umgebung für optimales Gedeihen. Aber er beschneidet ihn auch (Joh 15:2)! Manchmal so heftig, dass im Frühjahr nur ein Stamm und zwei bis drei Zweige übrigbleiben. Doch anders als ein echter Weinstock hat der Mensch – und damit auch das Volk Israel – einen eigenen Willen, auch wenn er nur eingeschränkt tun kann, was er will. Nichtsdestotrotz hat der Mensch grundsätzlich die Möglichkeit, sich aufzulehnen und gegen den offensichtlichen Willen Gottes zu entscheiden (5Mo 30:19).
Wir Menschen treffen von Natur aus Entscheidungen, die unser eigenes Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen (Jer 17:9). Deshalb werden wir von der Seele statt vom Geist Gottes dominiert und lehnen uns gegen das göttliche Beschneidungsprogramm auf – so ist es auch bei Israel! Der einzige „Mensch", der die vollständige Beschneidung gehorsam über sich ergehen ließ, war Jesus Christus (Phil 2:8 / Hebr 5:8). Ihm war dies nur deshalb möglich, weil er durch den Heiligen Geist gezeugt wurde und keinen menschlichen Vater hatte (Lk 1:35).
In Römer 10:21 beschreibt Paulus Gottes liebende Fürsorge für sein Volk und zitiert Jesaja 65:2: „Ich habe den ganzen Tag meine Hände ausgebreitet zu einem widerspenstigen Volk, zu solchen, die auf dem Weg, der nicht gut ist, ihren eigenen Gedanken nachlaufen." Einen Vers später stellt er die Frage: „Hat Gott etwa sein Volk verstoßen?" Die Antwort des Apostels: „Auf keinen Fall! … Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er vorher erkannt hat" (Röm 11:1-2).
Trotz des Ungehorsams Israels erreicht Gott sein wunderbares Ziel. Die Widerspenstigkeit des Volkes lässt ihn nicht ratlos dastehen – im Gegenteil: Durch ihren Fehltritt ist sein rettendes Heil zu den Nationen gekommen, um sie zur Eifersucht zu reizen (Röm 11:11). Doch das ist nicht das Ende! Israels Fall brachte den Nationen einen Reichtum (Röm 11:12), und seine zeitweilige Verwerfung bewirkte die Versöhnung der Welt. Aber Gott wird sich seines Volkes wieder annehmen – und das wird dann „Leben aus den Toten" zur Folge haben (Röm 11:15)!
Gott ist so groß, dass er selbst aus dem Ungehorsam seines Volkes das Beste für alle macht (Röm 8:28)! Deshalb kommt Paulus in Römer 11:32–33 zu einem Schluss, der ihn in tiefste Anbetung führt:
„Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt. Welche Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege!"
Gottes Wege sind nicht nur klüger als unsere – sie sind Ausdruck vollkommener Liebe (1Jo 4:8). Darum bleibt uns nur Staunen und Anbetung.
Der HERR sprach zu Abram: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
Alle, die aus Glauben leben, werden zusammen mit dem glaubenden Abraham Segen empfangen.
Gott beruft Menschen auf vielfältige Weise zu besonderen, individuellen Aufgaben. Diese Berufung dient nicht in erster Linie dem eigenen Seelenheil, sondern dem Zweck, für andere zum Segen zu werden und ihnen zu helfen, eine Vertrauensbeziehung zu ihrem Schöpfer zu finden.
So wurde dies auch bei William Cameron Townsend sichtbar, dem Gründer von Wycliffe Bible Translators. Dieser junge Bibelverkäufer aus Kalifornien reiste 1917 nach Guatemala, um dort spanische Bibeln zu verteilen. Als ein Einheimischer ihn fragte, warum Gott nur Spanisch spreche und nicht ihre eigene Sprache, erkannte Townsend eine wichtige Wahrheit: Menschen können Gottes Wort nur dann wirklich verstehen, wenn es in ihrer Muttersprache vorliegt (Apg 2:6-11). Er entschloss sich zu bleiben, lernte die Sprache der Kaqchikel, entwickelte eine Schrift und übersetzte das Neue Testament – ein Schritt, der später zur Gründung von Wycliffe Bible Translators führte. Aus einem einfachen Bibelverkäufer wurde ein Pionier, der Millionen Menschen Gottes Wort in ihrer Sprache zugänglich machte.
Jeder Mensch hinterlässt ein Vermächtnis – doch kaum jemand hat die Weltgeschichte so nachhaltig geprägt wie Abraham (Hebr 11:8-10). Was war das Geheimnis seines Lebens?
Als Jahweh, der Ewigseiende, zu Abram sprach: "Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde!" (1Mo 12:1), ahnte dieser kaum, welche großen Pläne Gott für ihn und seine Nachkommen bereithielt und wie diese Geschichte alle Nationen prägen würde. Doch bereits zwei Verse später verkündet der HERR: "In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden." (1Mo 12:3)
Abraham war zwar wohlhabend – er besaß viel Vieh und eine beträchtliche Anzahl Knechte (1Mo 13:2) – doch im Grunde war er ein Nomade, der in Zelten lebte und kaum Land besaß. Sein Einfluss auf die damalige Gesellschaft war eher gering. Er fürchtete sich sogar zweimal davor, von Königen getötet zu werden, sollten diese erfahren, dass die außergewöhnlich schöne Sarah seine Frau war (1Mo 12:11-13 / 1Mo 20:2).
Interessanterweise hat Abraham die Weltgeschichte stärker beeinflusst als ägyptische Pharaonen und babylonische, persische, griechische oder römische Kaiser. Dies liegt daran, dass die religiösen Wurzeln von Juden, Christen und Muslimen mit Abraham verbunden sind. Diese drei Weltreligionen – auch abrahamitische Religionen genannt – machen zusammen mehr als die Hälfte der gesamten Weltbevölkerung aus (rund 55%).
Doch bis heute hat eine Mehrheit von Juden, Christen und Muslimen nicht erkannt, was das tatsächliche geistliche Erbe Abrahams beinhaltet: eine Rechtfertigung vor Gott - allein aus Glauben! (Röm 4:1-5) Nur durch unser Vertrauen auf den allmächtigen Gott werden wir mit göttlicher Gerechtigkeit beschenkt. Darum heißt es bereits in 1. Mose 15:6:
"Und er glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an."
Und gegen Ende des Tanach, also des Alten Testaments, sprach Gott zum Propheten Habakuk:
"Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben." (Hab 2:4)
Im Laufe seines Lebens wuchs Abrahams Vertrauen auf seinen Gott stetig an. Bei seiner schwersten Prüfung war sein Glaube so stark, dass er sogar davon überzeugt war, Gott könne seinen Sohn Isaak von den Toten auferwecken (Hebr 11:19).
Abrahams Vermächtnis für alle Nationen geht über den bloßen Monotheismus hinaus. Es ist die grundlegende Erkenntnis, dass jeder Mensch allein durch Glauben – durch Vertrauen auf Gott – gerechtfertigt wird und göttliches Leben empfängt (Gal 3:7-9).
Nicht religiöse Pflichterfüllung oder die penible Einhaltung von Vorschriften führt zum Leben (Gal 2:16), sondern einzig das Vertrauen auf einen Gott, der alles für uns vollbracht hat. Durch das Opfer am Kreuz von Golgatha hat er uns von Schuld und Sünde befreit und uns mit der Gerechtigkeit seines Sohnes beschenkt (2Kor 5:21). Dadurch können wir ewig in Gottes Gegenwart leben, umhüllt von seiner wunderbaren Liebe (Röm 8:38-39).
Abrahams Vermächtnis ruft uns bis heute: Vertraue Gott – und werde selbst zu einem Segen für andere (Mt 5:13-16).
Das Verlangen der Elenden hörst du, HERR; du machst ihr Herz gewiss.
Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.
"Es gibt keinen Gott!" Mit diesen Worten zitiert David in Vers 4 die gottlosen Frevler, die erbarmungslos über Schwache und Elende herfallen und sie ausrauben (Ps 10:4). Sie tun dies, weil sie wissen, dass ihre Opfer sich kaum wehren können. In ihrer Überzeugung, dass kein Gott existiert, fürchten sie keine göttliche Vergeltung und handeln rücksichtslos zu ihrem eigenen Vorteil – auf Kosten der Schwachen und Elenden (Ps 94:3-7).
Das hebr. Wort "anavim", das die Lutherbibel mit "Elende" übersetzt, hat auch die Bedeutung "Gebeugte", "Gedemütigte" und beschreibt auch Menschen, die "demütig" und "sanftmütig" geworden sind (Mt 5:5). Wenn Gott demütigt, führt dies früher oder später zur Demut, und erst diese Demut öffnet uns den Zugang zur Gnade und zu Gott selbst (Jak 4:6).
Menschen, die gebeugt und gedemütigt wurden, stehen in der Gefahr, ihren inneren Halt zu verlieren. Wer sich jedoch vertrauensvoll an den HERRN wendet und um Hilfe bittet, erlebt etwas Wunderbares: Gott festigt sein Herz und schenkt die Gewissheit, von ihm getragen und gerettet zu werden (Ps 34:19).
Diese Zusage Gottes erfüllt sich auch im Neuen Testament – besonders eindrücklich in der Begegnung Jesu mit Zachäus. Der reiche und korrupte Oberzöllner Zachäus gehörte eigentlich zur Kategorie der Frevler, denn er betrog regelmäßig als Zolleinnehmer (Lk 19:2). Sein Verhalten machte das Leben vieler Menschen noch schwerer. Seine korrupten Praktiken waren damals zwar üblich, führten aber dazu, dass Zöllner in der Bevölkerung weitgehend verachtet wurden. Man hasste sie auch, weil viele in ihnen Kollaborateure der römischen Besatzungsmacht sahen (Mt 9:11).
Auf den ersten Blick fragt man sich vielleicht: "Was verbindet den Elenden aus Psalm 10 mit dem betrügerischen Oberzöllner aus Lukas 19?" Obwohl wir Zachäus' inneren Prozess nicht genau kennen, ist es naheliegend, dass er mit der Zeit erkannte: "Reichtum und materieller Genuss sind nicht alles. Sie füllen die innere Leere nur kurzzeitig und lassen einen danach noch leerer zurück!" (Pred 5:9-10). Vermutlich litt er immer stärker unter der Ablehnung und Einsamkeit. So war Zachäus zwar äußerlich reich, fühlte sich aber innerlich elend!
Gerade in seiner inneren Leere war Zachäus wie der „Gedemütigte" aus dem Psalm: offen für Gottes Zuwendung, bereit, sein Herz verändern zu lassen (Mt 5:3).
Als er erfuhr, dass Jesus nach Jericho gekommen war, wollte er ihn unbedingt sehen. Vermutlich hatte er bereits gehört, dass dieser berühmte Wanderprediger mit Zöllnern Umgang pflegte und sich auch für gesellschaftlich Ausgegrenzte interessierte (Lk 15:1-2). Doch er stand vor einem Problem: Die Menschenmenge war enorm, und wegen seiner kleinen Statur hatte er praktisch keine Chance, Jesus zu erblicken. Daher entschied er sich, auf einen Baum zu klettern – an einer Stelle, wo Jesus voraussichtlich vorbeikommen würde (Lk 19:3-4).
Da Jesus die Herzen der Menschen kannte und die innere Not von Zachäus sah, ging er direkt auf ihn zu und sagte: "Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren." (Lk 19:5). Welche Freude muss Zachäus empfunden haben, als er erkannte: Dieser heilige Mann Gottes möchte mit mir Gemeinschaft haben! Er kommt auf mich zu, verachtet mich nicht, schenkt mir Beachtung und gibt mir unverdiente Wertschätzung!
Die wunderbare Liebe Jesu veränderte sein Leben so tiefgreifend, dass er zu Jesus sagte:
"Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach." (Lk 19:8)
Wer die Liebe Jesu erfährt, erlebt, was der Psalmist bezeugt: Gott hört das Verlangen der Demütigen – und verwandelt ihr Herz (2Kor 5:17). Diese Erfahrung wünsche ich uns allen von ganzem Herzen.
Ich erkenne, HERR, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer.
Bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Hiob musste lange – aus seiner Sicht unverständlich und völlig zu Unrecht! – Leid, Schmerz und tiefe Not erleben (Hi 7:20). Dennoch hielt er fest an seinem Glauben an seinen Erlöser (Hi 19:25). Diesbezüglich ist uns Hiob ein großes Vorbild! In diese Not hinein redete Gott zu ihm, und seine Rede beginnt mit den Worten: „Mit dem Allmächtigen will der Tadler (also Hiob) rechten? (Hi 40:2)" Gott begegnete Hiob als der Allmächtige, als der, dem die Kontrolle nie entgleitet, der alles im Griff hat (Ps 115:3). Diese Rede Gottes schlug bei dem zutiefst verletzten und traumatisierten Hiob ein wie eine Bombe! Mit einem Mal sah Hiob sein ganzes Leben in neuem Licht, aus einer neuen Perspektive. Er erkannte die Größe und Allmacht des Gottes, der über seinem Leben wachte und begann seine Antwort zu Gott mit den Worten: „Ich erkenne, HERR, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer (Hi 42:2)." Wenige Sätze später stellte er fest: „Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt aber hat mein Auge dich gesehen." (Hi 42:5) Hiobs langer Weg durch das Tal des Leidens und des Schmerzens und das Reden Gottes führte ihn zu einer völlig neuen Erkenntnis Gottes, und er konnte seine Not in einem anderen Licht sehen: Die Frage nach dem Recht oder Unrecht, nach dem „Warum?" und dem „Wozu?", wich dem Staunen über die Allmacht Gottes, der ihn kaum erkennbar, aber doch souverän durch dieses Tal führte (Ps 23:4 / Jes 55:8-9).
Gelingt es uns, unsere Lebenslast und persönliche Not unter der Perspektive zu sehen, die Hiob einnahm? Wir dürfen uns in Gott, der uns in seinem Sohn Jesus Christus Vater geworden ist, bergen und wissen: ER ist der Allmächtige! (Offb 19:6 / 1Mo 17:1) Wo unsere Stärke ein Ende hat, will er sich als der erweisen, dem kein Ding unmöglich ist (Lk 1:37 / Jer 32:17), wenn wir unser Vertrauen auf IHN setzen:
ER kann die tiefen Verletzungen und Traumata, die wir erlitten haben, seiner Allmacht unterstellen und unsere Seele heilen (Hos 6:1). So macht er uns zu Menschen, die eine hohe Sensibilität für unsere Nächsten haben und tiefes Mitgefühl für die empfinden, die noch unter den Erlebnissen in ihrer Vergangenheit leiden (2Kor 1:4). Gott will den „Fluch" unseres Lebens zu einem großen Segen für unsere Mitmenschen umwandeln (5Mo 23:6 / 1Mo 50:20)!
ER kann uns angesichts der bevorstehenden Herausforderungen, die uns wie eine unüberwindbare Mauer scheinen, mit seiner Kraft ausrüsten (Ps 18:30). So erweist sich seine Gnade und seine Kraft in unserer Schwachheit (2Kor 12:9)!
ER kann kriselnde Ehen, unsere zerbrochenen Freundschaften und unsere zerrütteten Beziehungen neugestalten und das Band der Liebe neu flechten (Kol 3:14). So erweist er sich als der, der zerbrochene Herzen heilt (Ps 147:3) und unseren Beziehungen ein tragfähiges Fundament gibt (Mal 3:24)!
ER kann unsere Krankheitsnot wenden und uns heilen (Ps 103:3) oder uns die Kraft schenken, das Auferlegte zu tragen und zu ertragen (2Kor 4:7). So erweist er sich als unser guter Hirte (Ps 23)!
Hören wir also auf das Reden Gottes in unserem Leben! In seinem Reden offenbart uns Gott seine Allmacht, die dann in unserem Alltag erlebbar wird. Als Maria durch den Engel Gabriel mitgeteilt wurde, dass bei Gott kein „Ding" unmöglich ist (Lk 1:37), verwendete er einen Begriff („rhema"), der auch mit „Wort" übersetzt werden kann. Daher formuliert die Elberfelder Übersetzung, dass „kein Wort, das von Gott kommt, kraftlos sein wird". Wenn wir uns dem kraftvollen und wirkungsvollen Wort Gottes öffnen und in unserem Herzen Raum geben, werden wir ganz gewiss Gottes Allmacht in unserem Leben erfahren (Mk 9:23 / Eph 3:20).
Jesus Christus, der auferstandene Sohn Gottes, der jetzt zur Rechten des Vaters sitzt (1Petr 3:22), spricht: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Mt 28:18)." Vertraue dich ihm immer wieder aufs Neue an!
Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.
Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden.
Manch theologisch korrektes und schön formuliertes Gebet reicht vielleicht nur „bis an die Decke" (Spr 15:29), während ein anderes – womöglich einfach und unvollkommen gesprochen – direkt vor den Thron Gottes gelangt (Ps 66:19). Wenn ein Kind ohne großes Bibelwissen ein aufrichtiges, von Herzen kommendes Gebet spricht, wird Gott es hören und zu seiner Zeit erhören – vielleicht anders, als das Kind es erwartet (Mt 7:7-8). Das bedeutet nicht, dass Gott formelle oder theologisch korrekte Gebete verwirft – doch er hört besonders die, die aus einem aufrichtigen Herzen kommen.
Wenn ich dagegen in einer Gebetsgemeinschaft ein wohlklingendes Gebet formuliere, nur um andere zu beeindrucken, stehen die Chancen schlecht, dass dieses Gebet erhört wird. Es war kein Gebet des Glaubens, sondern eines, das vor Menschen gesprochen wurde, statt an Gott gerichtet zu sein (Mt 6:5-6).
David war ein authentischer Mann, der oft einsam war – sei es auf der Flucht oder in Momenten, in denen Menschen von ihm erwarteten, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Führungspersönlichkeiten werden häufig beachtet, bewundert und kritisiert, doch fühlen sie sich dennoch einsam. Gerade in dieser Einsamkeit lernte David, aufrichtig und von Herzen zu beten (Ps 142:2-4).
In den ersten Versen von Psalm 27 schreibt er:
„Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Zuflucht, vor wem sollte ich erschrecken? Wenn Übeltäter mir nahen, mein Fleisch zu fressen … Wenn sich ein Heer gegen mich lagert, so fürchtet sich mein Herz nicht; wenn sich auch Krieg gegen mich erhebt, trotzdem bin ich vertrauensvoll."
David vertraute weder auf seine Klugheit noch auf seine Erfahrung als Kämpfer, sondern allein auf Gott, der ihn retten und bewahren konnte (Ps 18:3). Sein tiefes Gottvertrauen wuchs einerseits durch das Gebet, in dem er lernte, seinen Blick auf Gott zu richten, und andererseits durch die Erfahrungen, in denen Gott seine Treue bewies (Ps 34:9).
So entstand auch seine Sehnsucht, alle Tage im Haus des HERRN zu wohnen. Er schrieb:
„Eins habe ich vom HERRN erbeten, danach trachte ich: zu wohnen im Haus des HERRN alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Freundlichkeit des HERRN und nachzudenken in seinem Tempel."
Durch seine Gebete gewann David die Gewissheit, dass er die Güte des HERRN sehen wird. Er erkannte, dass Gottes Liebe und Gnade alle Schönheit dieser Welt übertreffen (Ps 63:4).
Das Gebet ist auch in Krankheitstagen eine große Hilfe (Jak 5:13-14). In Westeuropa dürfen wir seit Jahrzehnten ein gut funktionierendes Gesundheitssystem genießen – etwas, wofür wir sehr dankbar sein dürfen. Doch vielleicht hat uns dieser Segen auch gelehrt, unsere körperlichen Probleme zuerst medizinisch zu lösen, statt sie im Gebet vor Gott zu bringen. Oft greifen wir zuerst zu Medikamenten oder suchen einen Arzt auf, und erst wenn diese Wege nicht helfen, wenden wir uns im Gebet an Gott.
Die umgekehrte Reihenfolge wäre jedoch besser (2Chr 16:12). Wir dürfen mit aufrichtigem Herzen beten und darauf vertrauen, dass der HERR uns den nächsten Schritt zeigt (Ps 32:8). Manchmal schenkt er Heilung oder Besserung, ohne dass wir selbst aktiv werden müssen. In anderen Fällen weist er uns darauf hin, das Gebet von Glaubensgeschwistern oder Ältesten in Anspruch zu nehmen (Jak 5:14-15). Solche Gebete führen nicht immer zu körperlicher Heilung, aber sie stärken und ermutigen die Seele des Kranken (2Kor 12:8-9).
Mitunter schenkt uns der HERR auch einen inneren Frieden darüber, ärztliche Hilfe anzunehmen oder eine Behandlung zu beginnen (Phil 4:6-7). Gebet und medizinische Maßnahmen schließen sich nicht aus – vielmehr ergänzen sie sich, wenn Gott uns durch beide Wege führt (Jes 38:21).
Gott leitet jeden von uns auf einzigartige Weise. Doch eines bleibt immer wahr:
Das Gebet sollte unser erster Schritt sein – nicht unsere letzte Möglichkeit.
Es sei Gutes oder Schlechtes - auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, werden wir hören.
Jesus aber antwortete den Jüngern: Gebt ihr ihnen zu essen!
Während einer Predigt sprach ein Pastor über das Thema "Partnerwahl". Humorvoll zitierte er das Gebet eines jungen Mannes, der sich entscheiden musste, welche Frau er heiraten sollte: "HERR, zeige mir, ob ich Emma oder Gretel heiraten soll – aber lass es bitte die Gretel sein!" Kommt uns das bekannt vor? Oft bitten wir um Gottes Führung, haben uns aber bereits für einen Weg entschieden – sei es, weil wir meinen zu wissen, was gut ist, oder weil wir insgeheim bezweifeln, dass Gott uns überhaupt antworten wird (Jak 1:6-8 / Spr 3:5-6).
Jeremia 42 beschreibt eine Situation von höchster Anspannung. Nebukadnezar II. hatte Jerusalem und den Tempel im Jahr 587/586 v. Chr. zerstören lassen und setzte daraufhin Gedalja als Statthalter über die im Land verbliebenen Juden ein. Doch nach der Ermordung Gedaljas machte sich unter dem Volk große Furcht breit – sie rechneten mit der harten Vergeltung der Chaldäer. Diese Sorge war keineswegs unbegründet: Juda hatte sich mehrfach den Weisungen Babylons widersetzt – zunächst unter Jojakim und Jojachin, später auch unter Zedekia. Gerade dieser wiederholte Widerstand führte schließlich zur erneuten Belagerung und zur völligen Vernichtung Jerusalems (2Kön 25:1-21).
Kein Wunder also, dass das Volk in Panik nach Ägypten fliehen wollte, um dem Zorn Nebukadnezars zu entgehen. Der Plan stand eigentlich schon fest, doch sie wollten zusätzlich den Propheten Jeremia befragen, damit ihr Vorhaben auch von Gottes Seite "abgesegnet" würde. Darum sagten sie zu ihm:
"Der HERR sei ein wahrhaftiger und zuverlässiger Zeuge gegen uns, wenn wir nicht nach jedem Wort, mit dem der HERR, dein Gott, dich zu uns senden wird, so handeln werden. Es sei Gutes oder Böses, wir wollen hören auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, zu dem wir dich senden, damit es uns gut geht, wenn wir auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, hören."
Dann aber geschah das Unerwartete: Der HERR sprach durch Jeremia und wies sie an, im Land zu bleiben. Er versprach, sie vor der Bestrafung des babylonischen Königs zu schützen (Jer 42:9-12). Diese Anweisung erschien aus menschlicher Sicht höchst unvernünftig und erforderte daher einen besonders starken Glauben, um ihr zu folgen. Doch genau dieses Vertrauen fehlte ihnen. Entgegen Gottes klaren Anweisungen flohen sie nach Ägypten, was schließlich in einem verhängnisvollen Desaster endete (Jer 43:1-7 / Jer 44:11-14).
Damit aus dem Hören auf Gottes Wort ein echtes Gehorchen wird, braucht es Vertrauen, dass Gott es gut macht – selbst wenn alle menschliche Vernunft dagegen spricht (Spr 3:5-7).
Auch die Jünger standen vor einer scheinbar unlösbaren Situation – und auch sie mussten lernen, dass Vertrauen wichtiger ist als Berechnungen. Die Situation im heutigen Lehrtext aus Markus 6 war anders gelagert, obwohl auch hier Jesus seinen Jüngern eine "Anweisung" gab: 5.000 Männern zu essen zu geben (Mk 6:35-37). Mit dieser Aufforderung waren sie allerdings völlig überfordert. Ihre menschliche Logik sagte ihnen, dass sie mindestens 200 Denare für Brot ausgeben müssten – Geld, das sie wahrscheinlich gar nicht besaßen. Für die Jünger erschien es also wie eine "Mission Impossible"!
Möglicherweise erwartete Jesus von seinen Jüngern, dass sie sich in dieser Situation an Elisa erinnern, der mit nur 20 Broten 100 Menschen gespeist hatte (2Kö 4:42-44) und dass sie darauf vertrauen, dass Jesus noch mehr tun könnte (Mt 19:26). Stattdessen taten sie, was wir Menschen so oft tun: Erst alle menschlichen Möglichkeiten abklopfen und erst, wenn keine mehr übrig sind, zum HERRN gehen und um Hilfe bitten! Sollten wir uns nicht vielmehr die umgekehrte Reihenfolge angewöhnen? Zuerst zum HERRN gehen, ihn fragen und dann darüber nachdenken, welche Möglichkeiten es gibt (Mt 6:33 / Jak 4:2-3)? Halten wir noch einmal fest:
"Damit aus dem Hören auf Gottes Wort ein echtes Gehorchen wird, braucht es Vertrauen (Hebr 11:6)!"
Salomo betete: Du hast deinem Knecht, meinem Vater David, gehalten, was du ihm zugesagt hast. Mit deinem Mund hast du es geredet, und mit deiner Hand hast du es erfüllt, wie es offenbar ist an diesem Tage.
Treu ist er, der euch ruft.
1.Thessalonicher 5,24
Die Zeit, in der Salomo das Gebet in 1. Könige 8 sprach, markiert einen Höhepunkt in der Geschichte Israels. Nach jahrhundertelangen Kämpfen und vielfältigen Nöten schenkte der HERR seinem Volk endlich Frieden, Wohlstand und überfließende Freude. Dies war ein Vorgeschmack auf das kommende messianische Friedensreich (Jes 9:6-7 / Jes 11:1-9) und zugleich ein sichtbares Zeichen von Gottes großer Treue. Viele Zusagen, die Gott seinen Dienern gegeben hatte, erfüllten sich in dieser Zeit.
Salomos Gebet bei der Tempeleinweihung ist mit den Versen 23b-53 das zweitlängste Gebet der Bibel. Das längste steht in Nehemia 9, Verse 5b-37, und wurde von den Leviten nach der Wiederherstellung der Mauern Jerusalems gesprochen. Bemerkenswert ist, dass beide Gebete – das zweitlängste im Zusammenhang mit dem Tempel und das längste im Zusammenhang mit den Mauern Jerusalems – direkt mit dem Haus und der Stadt Gottes verbunden sind.
Auch die Wahl des Tempelbauplatzes zeigt etwas von Gottes Treue: David erwarb die Tenne von Ornan, dem Jebusiter, zum offiziellen Preis von 600 Schekel Gold (1Chr 21:25) und zahlte für die Opferrinder zusätzlich 50 Schekel Silber (2Sam 24:24). Er weihte diesen Platz dem HERRN, damit dort der Tempel errichtet werden konnte. Man könnte sagen, dass der Tempelplatz in Jerusalem damals zum erworbenen Eigentum Gottes wurde und seitdem nicht mehr rechtmäßig erworben, sondern nur durch Gewalt beansprucht wurde. Rechtlich betrachtet ist dieser Ort nach wie vor Jahwehs Eigentum – und genau deshalb ist er der meistumstrittene Platz der Welt, an dem ein geistlicher Kampf tobt. Persönlich glaube ich, dass hier noch einmal ein dritter Tempel gebaut wird, in dem sich dann der Antichrist niederlassen und sich als Gott ausgeben wird (2Thes 2:4).
König Salomos Tempelbau war ein deutlicher Beweis für Gottes Treue. Der HERR hatte David zugesagt, dass sein Nachkomme ihm ein Haus bauen würde (2Sam 7:12-13). Diese Verheißung ging nun in Erfüllung – ein weiteres Zeugnis der unverbrüchlichen Treue Gottes.
Wäre Gott nicht absolut treu und würde nicht dafür sorgen, dass alle seine Verheißungen in Erfüllung gehen, könnten wir ihm nicht vollständig vertrauen. Treue ist die Grundlage jeglichen Vertrauens (5Mo 7:9 / Ps 36:6). Gottes Verlässlichkeit ist so vollkommen, dass er sein Liebstes für uns hingab (Joh 3:16), um alle seine Zusagen zu erfüllen – obwohl wir untreu waren und es manchmal noch sind. Paulus schreibt dazu in 2Tim 2:13:
"… wenn wir untreu sind – er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen."
Der absolut treue Gott hat uns gerufen und berufen (Röm 8:28-30)! Seine Treue garantiert, dass wir unser Ziel erreichen werden. Daher stellt der Apostel fest:
"Ich bin ebenso in guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu." (Phil 1:6)
Der allmächtige Gott hat in den Glaubenden ein Werk begonnen, und seine Unwandelbarkeit garantiert dessen Vollendung (Hebr 13:8). Diese Vollendung bedeutet nichts Geringeres als unsere vollständige Verwandlung in das Bild Jesu, sodass wir ihm gleich sein werden (2Kor 3:18 / 1Jo 3:2). Was für ein einmaliges Wunder der göttlichen Gnade und Treue!
Wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und an wem ist der Arm des HERRN offenbart?
Maria Magdalena geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und was er zu ihr gesagt habe.
Johannes 20,18
Im Frühjahr 1947 entdeckten beduinische Hirtenjungen zufällig mehrere Tonkrüge in einer Höhle bei Qumran am Toten Meer, als sie nach einem entlaufenen Ziegenbock suchten. In einigen dieser Krüge lagen alte Schriftrollen, darunter die große Jesaja-Rolle. Dieser Fund war eine archäologische Sensation: Über 2.000 Jahre hatte die Rolle in „Höhle 1" in einem Tonkrug geruht und wurde auf etwa 125 vor Christus datiert. Die Jesaja-Rolle war nicht nur wegen ihres hohen Alters spektakulär, sondern auch wegen ihrer beeindruckenden Übereinstimmung mit dem damals bereits bekannten Jesajabuch aus dem Tanach, den sogenannten „Späteren Propheten" (hebr. Nevi'im Acharonim).
Doch was fand sich in dieser Rolle, das bis heute von solcher Bedeutung ist? Jesaja enthält bekanntlich zahlreiche Prophezeiungen über den Messias Israels, von denen sich viele im ersten Jahrhundert durch Jesus Christus erfüllten (Mt 1:22-23 / Lk 4:16-21). Das belegt, dass Jesaja bereits Jahrhunderte zuvor reale historische Ereignisse voraussagen konnte. Es zeigt auch, wie er vom Heiligen Geist inspiriert wurde, der über Raum und Zeit steht (2Petr 1:20-21).
Jesaja 53 bildet den Abschluss der sogenannten vier Gottesknechtlieder aus der Jesaja-Rolle. Dieses letzte Lied, das bereits in Kapitel 52 ab Vers 13 beginnt, beschreibt den leidenden Messias mit bemerkenswerter Präzision. Besonders deutlich wird das, wenn man diesen Text mit den vier Passionsberichten der Evangelien (Mt, Mk, Lk und Joh) vergleicht.
Wäre Jesaja nur ein gewöhnlicher Mensch gewesen, der sich in seiner Fantasie ein paar erfundene Erzählungen ausgedacht hat, wäre er wohl nie darauf gekommen, einen unschuldigen Messias zu schildern, an dessen Aussehen das Volk kein Gefallen fand (Jes 53:2), der verachtet und von Menschen verlassen war (V. 3), den man für von Gott bestraft hielt und der die Schmerzen und das Leid anderer auf sich nahm (V. 4). Es wäre kaum denkbar gewesen, ihn als „durchbohrt" und „gestraft um unserer Sünden willen" zu beschreiben (V. 5). Ebenso unwahrscheinlich wäre es, zu schreiben, dass er wegen des Vergehens seines Volkes bestraft wurde (V. 8). Noch erstaunlicher erscheint, dass dieser verurteilte und bestrafte Gottesknecht ein Grab bei einem Reichen erhält (V. 9) und dass dieses heilsgeschichtliche Geschehen vielen zur Gerechtigkeit verhelfen würde (V. 11).
All das erscheint so unwahrscheinlich und seltsam, dass selbst Jesaja zu Beginn von Kapitel 53 fragen musste: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt? Wem ist der Arm des HERRN offenbart worden?" (Jes 53:1)
Der Prophet Jesaja beschreibt den Messias auch als König des Friedens: als „Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens" (Jes 9:1-6; Jes 11:1-10). Er zeichnet ihn als einen vom Geist erfüllten Mann, der den Armen gute Botschaft bringt, zerbrochene Herzen heilt, den Gefangenen Freiheit verkündet und das Gnadenjahr des HERRN sowie den Tag der Rache unseres Gottes ausruft, um alle Trauernden zu trösten (Jes 61:1-3).
All diese Aussagen wurden gern geglaubt – doch wie ließen sich solche wunderbaren Verheißungen mit einem leidenden Gottesknecht verbinden? Wie konnte man einen Fürsten des Friedens erwarten, der Gerechtigkeit auf Erden bringt, und zugleich an die Botschaft aus Jesaja 53 glauben? Doch der allmächtige Gott Israels tut das Undenkbare und Unvorstellbare (Eph 3:20-21).
Jesaja 53 beschreibt das Ende des ersten Kommens des Messias: Zuerst brachte er Herzensfrieden (Joh 14:27), doch erst bei seinem zweiten Kommen wird er in großer Macht und Herrlichkeit vom Himmel her auch den äußeren Frieden auf die Erde bringen – dort, wo Wolf und Lamm gemeinsam weiden werden (Jes 11:6). Auch das klingt kaum vorstellbar – aber Gott hat es verheißen, und darum wird es geschehen (4Mo 23:19)!
Für die Jünger schien es unvorstellbar, dass Jesus nach drei Tagen auferstanden war und wieder lebte – obwohl er es ihnen mehrfach verheißen hatte (Mk 8:31 / Mt 16:21). Maria aus Magdala war die Erste, die den Auferstandenen sah. Als sie es den Jüngern berichtete, konnten sie es nicht glauben – zumal das Zeugnis einer Frau damals wenig galt (Lk 24:10-11). Wie die Jünger damals mit ihrem Glauben rangen, stehen auch wir heute vor derselben Frage: „Glauben wir, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat und dass er heute noch lebt?" (Röm 10:9)
Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.
In Bezug auf den Glauben an Gott gibt es im Wesentlichen nur drei Möglichkeiten:
Man glaubt nicht an die Existenz eines Gottes und somit auch nicht an einen Schöpfer des Himmels und der Erde (Ps 14:1). Nach dieser Sichtweise wären wir alle das Produkt eines Zufalls, bei dem manche etwas besser "über die Runden" kommen, während andere mit viel Leid konfrontiert sind. Doch sterben müssen letztlich alle – und damit wäre alles zu Ende (Pred 9:5).
Man glaubt an einen oder mehrere Götter, die das Weltgeschehen nach ihrem Willen oder ihren Möglichkeiten beeinflussen (1Kor 8:5-6). Dabei existiert vielleicht ein höchster Gott mit der größten Macht, der jedoch nicht allmächtig ist. Dieser Gott bemüht sich möglicherweise ständig, alles zum Besseren zu lenken, stößt dabei aber an Grenzen. Viele Anhänger dieser Sichtweise glauben zudem an Reinkarnation – einen Kreislauf der Wiedergeburt des Bewusstseins – mit der Hoffnung, eines Tages aus diesem Kreislauf befreit zu werden und den höchsten spirituellen Zustand zu erreichen (wie Brahman oder Nirvana).
Man glaubt an einen allmächtigen Gott, der das Universum mit allen Lebewesen erschaffen hat (1Mo 1:1 / Offb 4:11), der außerhalb von Raum und Zeit existiert (Ps 90:2) und alles nach seinem Willen lenkt (Eph 1:11).
Die Bibel beschreibt den Ewigseienden als einen allmächtigen Gott, der die Herzen der Könige wie Wasserbäche lenkt (Spr 21:1), jeden Spatz kennt (Mt 10:29) und alle Haare unseres Hauptes gezählt hat (Lk 12:7). Sie stellt ihn als glückseligen Gott dar (1Tim 1:11), der die absolute Liebe verkörpert (1Jo 4:8) und dem nichts entgleitet – auch wenn wir vieles nicht verstehen können. Die Vorstellung, dass Gott ständig gegen das Böse ankämpfen muss, um es einigermaßen "in Zaum" zu halten, widerspricht der Gesamtbotschaft des Wortes Gottes. Selbst der größte Feind Gottes kann nur das tun, wofür er zuvor von Gott die Erlaubnis erhalten hat (Hiob 1-2).
In Römer 9-11 beschreibt Paulus das Handeln Gottes an seinem auserwählten Volk Israel. Am Ende dieses Abschnitts erläutert er das unbegreifliche, aber zugleich wunderbare Wirken Gottes:
"Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt. Welche Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege! Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm vorher gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge! Ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen." (Röm 11:32-36)
Wer sich mit der Menschheitsgeschichte und einzelnen Schicksalen beschäftigt, erkennt, dass praktisch alle Menschen mit Not und Leid konfrontiert werden. Dies betrifft sowohl die Gottesfürchtigen als auch die Gottlosen (Pred 9:2). Der Gottesfürchtige weiß jedoch, dass der HERR das Leid nutzt, um uns zu demütigen, barmherzigen und liebenden Menschen zu formen (Röm 5:3-4 / Jak 1:2-4). Er darf zudem darauf vertrauen, dass Gott aus dem Leid eine unvorstellbare Herrlichkeit entstehen lässt (Röm 8:18) – was tiefe Ehrfurcht und Respekt in ihm auslöst.
Doch die Bibel zeigt uns noch eine tiefere Dimension: Gott ist nicht nur derjenige, der Leid zulässt und es in seinem Ratschluss gebraucht – er ist selbst in das Leid dieser Welt hineingegangen. In Jesus Christus hat er den Schmerz, das Unrecht und den Tod am Kreuz auf sich genommen (Jes 53:4-5 / Phil 2:8). Dadurch hat er die Macht des Todes besiegt (Hebr 2:14-15) und uns gezeigt, dass Leid und Tod nicht das letzte Wort haben. Das Kreuz ist somit nicht nur ein Zeichen des größten Leids, sondern zugleich auch der größte Beweis von Gottes Liebe (Röm 5:8).
Im heutigen Losungswort aus Psalm 66 steht anstelle von "wunderbar" im Hebräischen das Wort "jare", das hauptsächlich mit "Furcht" übersetzt wird. Dieser Begriff bedeutet jedoch nicht nur Angst, sondern umfasst tiefe Ehrfurcht und Respekt vor Gottes Macht. Wenn wir erkennen, auf welchen Wegen Gott uns Menschen führt, entwickeln wir eine tiefe Ehrfurcht vor ihm – und genau diese Ehrfurcht brauchen wir, um weise zu werden (Spr 9:10).
Der römische Hauptmann bewies nicht nur tiefen Respekt vor Jesus, sondern auch außergewöhnlichen Glauben. Er vertraute darauf, dass allein Jesu Wort genügen würde, seinen Knecht zu heilen – selbst aus der Ferne, ohne physische Anwesenheit Jesu (Mt 8:8-10).
Durch diese Haltung wurde er zu einem herausragenden Vorbild für Ehrfurcht, Respekt und Gottvertrauen – Eigenschaften, nach denen auch wir streben dürfen! Möge der HERR uns dies vermehrt schenken (Hebr 12:28)!
Der HERR erweckte den Geist des Volkes, dass sie kamen und arbeiteten am Hause des HERRN Zebaoth, ihres Gottes.
Jesus spricht: Ich kenne deine Werke und deine Mühsal und deine Geduld.
Kennst du das? Du investierst viel Kraft und Zeit in etwas, aber der Erfolg bleibt aus. Oder umgekehrt: Du denkst, du hättest zu wenig Kapazität, um ein wichtiges Projekt abzuschließen, und dann geschieht das Unerwartete – alles läuft viel besser als erwartet!
Ähnliches erlebten auch die Juden, die auf Befehl des persischen Königs Kyrus aus dem babylonischen Exil in ihr Land zurückkehrten (Esra 1:1-3). Sie erhielten den Auftrag, den zerstörten Tempel in Jerusalem – das Haus des HERRN – wieder aufzubauen. Doch die Widerstände waren groß, und die Sorge um das eigene Überleben nahm so stark zu, dass sie dachten: „Zuerst müssen wir uns um unsere eigene Versorgung und um unsere Häuser kümmern."
Diese – aus menschlicher Sicht – logische Schlussfolgerung führte dazu, dass sie zueinander sagten: "Die Zeit ist noch nicht gekommen, das Haus des HERRN zu bauen" (Hag 1:2). Folglich verwendeten sie ihre ganze Kraft und Zeit darauf, den eigenen Wohlstand aufzubauen oder zu vergrößern. Doch seltsamerweise brachten auch diese Bemühungen nicht das erhoffte Ergebnis. Die gesamte Situation war frustrierend.
In diese schwierige Zeit hinein spricht der HERR durch den Propheten Haggai zu seinem Volk:
"Richtet euer Herz auf eure Wege! Ihr habt viel gesät, aber wenig eingebracht; ihr esst, aber werdet nicht satt; ihr trinkt, aber seid noch durstig; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn in einen durchlöcherten Beutel." (Hag 1:5-6)
Warum war das so? Weil das Haus des HERRN verödet dalag, während sich jeder um sein eigenes Haus kümmerte (Hag 1:9). Nachdem der Prophet seine Ermahnung ausgesprochen hatte, hörte das Volk auf ihn. Gleichzeitig "erweckte" der HERR den Geist des Statthalters Serubbabel, des Hohenpriesters Jeschua und des ganzen Volkes, sodass sie neue Motivation fanden und ihre Arbeit am Haus des HERRN fortsetzten (Hag 1:12-15).
An dieser Stelle wird deutlich, dass zwei Faktoren entscheidend sind, damit etwas gelingen kann: zum einen die Bereitschaft des Einzelnen, zuzuhören und zum anderen das Wirken des Geistes Gottes (Phil 2:13 / Joh 15:5).
Seit der Entstehung der neutestamentlichen Gemeinde geht es nicht mehr um den Bau eines Tempels aus Stein und Holz, sondern um die Arbeit an einem geistlichen Tempel – und das ist die weltweite Gemeinde Jesu (1Kor 3:16-17 / Eph 2:19-22).
Die christliche Gemeinde in Ephesus bestand bereits seit mehreren Jahrzehnten und hatte schon zahlreiche Herausforderungen bewältigt. Trotz aller Widerstände und Mühen arbeiteten die Gläubigen geduldig am "Werk des HERRN" weiter. Sie setzten ihre Bemühungen fort, den geistlichen Tempel Gottes – die Gemeinde Jesu – zu bauen (Offb 2:1-3 / 1Kor 15:58).
Dieses "Bauwerk", das sich über die ganze Welt erstreckt, wird bald vollendet sein – nämlich dann, wenn Jesus wiederkommt und seine Gemeinde zu sich holt. Lasst uns bis dahin weiterbauen und nicht müde werden, denn die Belohnung wird groß sein! (1Thes 4:16-17 / Gal 6:9)
Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!
Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
Der Schrei nach Hilfe – wer kennt ihn nicht oder hat ihn nicht schon oft gehört? Der Ruf nach Rettung ist allgegenwärtig, und jeder, der in Not gerät, sehnt sich nach Hilfe. Denken wir an die Menschen in Kriegsgebieten und jene, die von Umweltkatastrophen heimgesucht wurden. Depressive und Kranke sehnen sich nach Heilung. Unterdrückte, Verfolgte und Gefangene nach Befreiung (Ps 107:10-16).
Auch in der Bibel begegnet uns der Schrei nach Rettung häufig (Ps 18:7). Bemerkenswert ist, dass die meisten dieser Hilferufe direkt an Gott gerichtet sind. In den täglichen Nachrichten sehen wir regelmäßig Interviews mit Menschen aus Krisengebieten, die nach Unterstützung rufen. Sie wenden sich an die UNO, das Rote Kreuz oder andere Hilfsorganisationen und bitten um mehr Hilfe. Das ist verständlich. In der Bibel hingegen ist der Adressat dieser Hilferufe meist der unsichtbare Gott.
Ein Hilfeschrei zu Gott macht nur Sinn, wenn man glaubt, dass Gott ihn hört – oder wenn man zumindest diese Möglichkeit in Betracht zieht. Gott selbst ermutigt uns dazu in Psalm 50:15:
"Rufe mich an am Tag der Not; ich will dich retten, und du wirst mich verherrlichen!"
Viele Bekehrungen haben genau so begonnen: Menschen in Not riefen: „Gott, wenn es dich gibt, so hilf mir jetzt – ich weiß keinen Ausweg mehr!" Manche legten dabei sogar ein Gelübde ab: „Wenn du mich rettest, dann werde ich dir mein Leben schenken und dir nachfolgen!" (Jon 2:10)
Die Söhne Korachs beteten stellvertretend für ihr Volk und baten im heutigen Losungsvers um Hilfe und Erlösung aus ihrer Verfolgungsnot (Ps 44:27). Das hebräische Wort "padah" bezeichnet nicht nur Erlösung, sondern auch Loskauf. Manche Israeliten wurden als Sklaven zu den Heidenvölkern weggeführt und sehnten sich deshalb nach einem "Loskauf" aus dieser Sklaverei (Jes 52:3).
Johannes 8 macht deutlich, dass alle Menschen von Natur aus unter der Sünde versklavt sind. Dies liegt daran, dass wir egoistisch gesinnt sind und nicht aus der Liebe leben. Doch Christus hat uns von der Sünde losgekauft, indem er für uns starb (Gal 3:13 / 1Petr 1:18-19). Er rettete uns aus reiner Güte!
Obwohl wir Christen von der Sünde erlöst sind, seufzen wir dennoch unter der Mühsal des alltäglichen Lebens und anderen Herausforderungen (Röm 8:23). Sowohl das Volk Israel als auch die Christen leiden unter Verfolgung. Deshalb wollte Petrus die Leidenden ermutigen, indem er ihnen Gottes Ziel vor Augen malte: die ewige Herrlichkeit in Christus (1Petr 5:10)! Auch wenn uns die Zeit des Leidens hier manchmal lang erscheint – im Vergleich zur zukünftigen Herrlichkeit ist sie nur von kurzer Dauer.
Auch Paulus, der viel Schweres durchlebte (2Kor 11:23-28), betont in Römer 8:18:
"Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll."
Und in 2. Korinther 4:17-18 drückt er es so aus:
"Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit, da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig."
So wie Petrus und Paulus das künftige Ziel – die Herrlichkeit in Christus – vor Augen hatten, so dürfen auch wir die verheißene Glückseligkeit in Gott erwarten (Offb 21:3-4)! Darum lohnt es sich, den Blick auf ihn gerichtet zu halten (Kol 3:1-2).
Ich bin dein, hilf mir.
Plötzlich stand da der Engel des Herrn, und die ganze Zelle war von strahlendem Licht erfüllt. Der Engel weckte Petrus durch einen Stoß in die Seite und sagte: Schnell, steh auf! Da fielen Petrus die Ketten von den Händen.
In welcher Not sich der Psalmist befunden hat, wissen wir nicht. Vielleicht war es eine Gewissensnot, die in ihm aufstieg, als er über das Gesetz Gottes nachdachte (Ps 119:5 / Ps 119:120). Möglicherweise waren es der Spott und die Todesdrohungen seiner Feinde, die ihn schreckten (Ps 119:51 / Ps 119:95 / Ps 119:110), oder ein Kummer, der ihn nicht zur Ruhe kommen ließ (Ps 119:28). Depressive Lebensphasen und Ängste, die wohl jeder von uns schon durchlebt und erlebt hat, kannte der Psalmist jedenfalls auch (Ps 119:25 / Ps 119:143). Seine Reaktion ist die einzig Richtige: Er wendet sich in seiner Not an Gott (Ps 50:15)! Dabei nennt er nur einen einzigen Grund, warum Gott ihn aus seiner Not retten sollte: „Ich bin dein" – „Ich gehöre dir!" (NGÜ)
Das hat mich beim Nachdenken über das heutige Losungswort ganz neu ergriffen! Ich gehöre ihm, meinem Herrn! Jesus, mein Erlöser und Retter (Eph 1:7 / Eph 2:5), hat mich mit seinem eigenen Blut erkauft (1Petr 1:18-19). Wenn wir Menschen schon auf das, was uns teuer und wichtig erscheint, besonders achtgeben, wie viel mehr unser Herr, in dessen Augen wir so wertvoll sind, dass er sein Leben für uns hingegeben hat (Jes 43:4 / Röm 8:32). Ich gehöre Jesus – das ist die Garantie dafür, dass er mir in jeder Not beisteht und mit seiner Hilfe zur Stelle ist, wenn ich mich in meiner Not an ihn wende (Ps 50:15). Manchmal prüft der Herr unseren Glauben und wir haben den Eindruck, Jesus kommt mit seiner Hilfe nicht rechtzeitig, aber eines dürfen wir felsenfest glauben: Jesus kommt nie zu spät!
Das hat auch Petrus erlebt, als er im Zuge einer Christenverfolgung von Herodes ins Gefängnis gebracht wurde. Vier Abteilungen von je vier Mann wurden zu seiner Bewachung abgestellt, obwohl Petrus mit Ketten gebunden war (Apg 12:4) – eine völlig aussichtslose Situation! Und die weiteren Aussichten waren mehr als schlecht: Herodes beabsichtigte, Petrus nach dem Passafest dem Volk vorzuführen – offenbar mit dem Ziel, ihn der Lynchjustiz der fanatischen Juden zu überlassen. Ganz sicher hat – wie der Psalmist – auch Petrus gebetet: „Ich bin dein, hilf mir!" Aber der Tag verging, ohne dass seine Bitte erhört wurde.
Petrus war nicht der einzige, der um die Befreiung aus seiner misslichen Lage betete: Die ganze Jerusalemer Gemeinde stand anhaltend betend hinter ihm (Apg 12:5). Und so sandte Jesus mitten in der Nacht seinen Engel (Apg 12:11), der Petrus durch einen Stoß in die Seite weckte und sagte: „Schnell, steh auf! Da fielen Petrus die Ketten von den Händen." Jesus erlöste Petrus durch seinen Engel von den Ketten! „Aber die Wachen!?", höre ich Petrus, der das alles gar nicht fassen konnte, stöhnen. „Und was ist mit den eisernen Toren, die das Gefängnis abriegeln?" Vielleicht hat der Engel im Auftrag Gottes geantwortet: „Ich, ich werde vor dir herziehen ... Eherne Türen werde ich zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen." (Jes 45:2). Und genauso kam es (Apg 12:10)! Jesus befreit, und „wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei (Joh 8:36)!"
Was immer deine Not auch ist: Wenn du Jesus gehörst und ihn anrufst, kannst du seiner Hilfe gewiss sein – zur rechten Zeit (Ps 50:15 / Mt 11:28 / Phil 4:6-7).
Der HERR behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen.
Vergesst die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.
Psalm 146 enthält ein eindrückliches Plädoyer für das Gottvertrauen. Der Psalmist zählt Menschen auf, die am "Rande der Gesellschaft" stehen und oft übersehen werden: die Bedrückten, Hungrigen und Gefangenen. Er erwähnt auch die Blinden, Gebeugten sowie die Fremdlinge, Waisen und Witwen (Ps 146:7-9). All diese Menschen leiden unter einem schweren Schicksal – ein Los, mit dem wir, wenn möglich, nicht tauschen möchten.
Gott steht ihnen nahe und richtet sein Auge besonders auf sie. Er verschafft ihnen Recht zu seiner Zeit und stillt ihren Hunger. Als liebender Gott befreit er sie und öffnet ihre Augen. Der HERR richtet sie auf, behütet und unterstützt sie (Ps 146:7-9 / Jes 61:1-3).
In den Versen 7-9 werden neben den Benachteiligten auch Gerechte und Gottlose erwähnt. Dies hat eine besondere Bedeutung. Der Gottlose fürchtet Gott nicht und neigt daher zu skrupellosem Verhalten. Er betrachtet die Schwachen der Gesellschaft als Menschen, die „zu dumm" waren, ein „erfolgreiches" Leben zu führen – als Personen, die man leicht ausbeuten kann, weil sie sich kaum wehren können (Ps 94:3-7). Gottlose vergrößern häufig das Leid der Benachteiligten und sind nicht selten die Hauptverursacher dieses Elends.
Ganz anders die Gerechten, die wie Abraham aus einer Vertrauensbeziehung zu Gott leben: Sie empfinden tiefes Mitgefühl für Leidende und fragen sich stets: 'Wie kann ich durch Liebe und Barmherzigkeit das Leid der Bedrängten lindern?' (Spr 31:8-9 / Jak 1:27). Gerade dieses Mitgefühl macht sie zu Werkzeugen in Gottes Hand. Denn auch wenn Gott den Benachteiligten unmittelbar helfen könnte, wählt er doch meist den Weg durch Menschen, um sie in sein Heilswerk einzubeziehen. Er nutzt uns als Werkzeuge seiner Liebe, damit wir Anteil an seiner Herrlichkeit erhalten (2Kor 5:20 / Mt 25:34-40).
Dies ist auch einer der Gründe, warum der Hebräerbrief uns zur Gastfreundschaft ermutigt (Hebr 13:2). In biblischen Zeiten war der Aufenthalt in der Fremde für mittellose Flüchtende und Reisende oft beschwerlich. Die Ungewissheit, eine Übernachtungsmöglichkeit und ausreichend Nahrung zu finden, stellte eine Belastung dar, die nicht jeder gut bewältigen konnte. Im antiken Nahen Osten galt Gastfreundschaft als heilige Pflicht. Sie war jedoch mit Aufwand, Kosten und Risiken verbunden. Nicht jeder Fremde erwies sich als dankbar oder vertrauenswürdig.
Aus der Apostelgeschichte und den neutestamentlichen Briefen wird ersichtlich, dass zahlreiche Verkündiger des Evangeliums im Nahen Osten, der römischen Provinz Asien und in Europa unterwegs waren. Sie reisten oft mittellos und waren auf Gastfreundschaft angewiesen (Mt 10:9-11 / 3Jo 1:5-8). Die Gastgeber trugen zwar Kosten, empfingen jedoch durch ihre Gäste einen besonderen Segen. Sie hörten die gute Botschaft Gottes und erlebten Begegnungen, die ihr Leben veränderten. Die meisten Gastgeber wurden zudem mit einem besonderen Schalom – einem tiefen Frieden – beschenkt (Lk 10:5-6).
Als Abraham den HERRN und zwei Engel beherbergte, erhielt er die Verheißung, dass Sarah innerhalb eines Jahres einen Sohn gebären würde – einen Sohn, auf den er Jahrzehnte gewartet hatte (1Mo 18:1-15). Und als Lot zwei Engel aufnahm, wurden er und seine Familie vor dem göttlichen Feuergericht über Sodom gerettet (1Mo 19:1-22).
Manche Menschen meiden Gastfreundschaft aus Angst vor dem Aufwand. Doch wahre Gastfreundschaft braucht kein "Fünf-Gänge-Menü" – sie lebt von Offenheit und Gemeinschaft, die Herz und Seele stärkt (Lk 10:38-42).
Lasst uns Gastfreundschaft mit neuer Hingabe und von Herzen praktizieren. Sie muss nicht aufwendig sein – ein einfaches Mahl, ein offenes Ohr oder ein Platz am Tisch genügen (Röm 12:13 / 1Petr 4:9). Wo wir Fremde aufnehmen, schafft Gott Begegnungen, die uns verwandeln. Wenn wir unsere Türen öffnen, öffnen wir zugleich unsere Herzen – und erfahren einen besonderen Segen (Mt 25:35 / Hebr 13:2).
Fürchtet euch nur nicht und stärkt eure Hände!
Jesus spricht: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Der HERR ermutigt durch den Propheten Sacharja alle Heimkehrer aus Babylon, sich nicht entmutigen zu lassen (Sach 8:13). Der Widerstand gegen die Rückkehr der Juden war groß. Esra berichtet, wie die "Hände derjenigen erschlafften", die sich daran machten, den zerstörten Tempel wieder aufzubauen (Esra 4:4). Dies zeigt, dass sie zwischenzeitlich völlig den Mut verloren hatten (Esra 4:23-24). Doch Gott machte ihnen Mut und versicherte ihnen: “Ich bin mit euch!”
Der vollständige Vers aus Sacharja 8:13 lautet:
"Und es wird geschehen: Wie ihr ein Fluch unter den Nationen gewesen seid, Haus Juda und Haus Israel, so werde ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein. Fürchtet euch nicht! Eure Hände seien stark!"
Was meint die Bibel mit "ein Fluch unter den Nationen gewesen zu sein"? Dies bedeutet nicht, dass die Juden ein Unglück für die Nationen waren, sondern dass sie zu einem Sinnbild oder Sprichwort für Unglück und göttliche Ablehnung wurden. In ihrer fast viertausendjährigen Geschichte erlebten die Juden unsägliche Verfolgung. Doch Nationen, die ihnen wohlgesinnt waren, empfingen oft besonderen Segen (1Mo 12:3).
Die christlichen Nationen empfingen besonderen Segen durch Jesus Christus und seine Apostel, die alle jüdischer Abstammung waren. Das Heil für die ganze Welt ging von den Juden aus, wie Jesus selbst der Samariterin bezeugte (Joh 4:22). Durch sie wurden wir mit dem kostbaren göttlichen Wort beschenkt – denn der Tanach, das Alte Testament, bildet zusammen mit dem Neuen Testament das unvergängliche Wort des allmächtigen Gottes (2Tim 3:16-17).
Sacharja verkündete eine Prophezeiung für die Endzeit, kurz bevor der HERR zu seinem Volk zurückkehrt – eine Vorhersage, die sich in naher Zukunft erfüllen wird:
"Und es wird geschehen an jenem Tag, da werde ich Jerusalem zu einem Laststein für alle Völker machen: Alle, die ihn aufladen wollen, werden sich gewiss daran verwunden. Und alle Nationen der Erde werden sich gegen es versammeln." (Sach 12:3)
Schon heute erkennen wir erste Vorboten dieser prophetischen Entwicklung im zunehmenden Antisemitismus und in der einseitigen Wahrnehmung des Nahostkonflikts. Der weltweit zunehmende Antisemitismus bildet die Grundlage für dieses schwere Ereignis der Endzeit, das sich bereits jetzt abzeichnet, während die mediale Aufmerksamkeit intensiv auf den Nahen Osten gerichtet ist. Zweifellos ist das Schicksal der Palästinenser im Gazastreifen unsagbar schwer, und in diesem Konflikt wurden auch von israelischer Seite Fehler begangen. Dennoch steht die unverhältnismäßig hohe mediale Aufmerksamkeit für eine Bevölkerung, die das terroristische Massaker vom 7. Oktober 2023 weiterhin rechtfertigt, in keinem angemessenen Verhältnis zu anderen gravierenden humanitären Krisen weltweit.
Bemerkenswert ist zum Beispiel die Tatsache, dass weltweit 310 Millionen Christen verfolgt werden, was in den Medien kaum Beachtung findet. Weder die öffentlichen Fernsehsender in Deutschland noch in der Schweiz haben meines Wissens jemals ausführlich über dieses Thema berichtet (2Tim 3:12).
Diese Einseitigkeit hat eine geistliche Ursache und lässt sich nicht ausschließlich mit geschichtlichen oder psychologischen Faktoren erklären. Die Hauptursache dieses Phänomens liegt darin, dass Satan alles hasst, was Gott auserwählt hat. Er hasst das auserwählte Volk Israel und er hasst die Christen, die die Botschaft der Versöhnung mit Gott verkündigen (Offb 12:17 / 1Petr 5:8).
Meiner Beurteilung nach beeinflusst und prägt der Widersacher Gottes maßgeblich den medialen Mainstream. Wie sonst ließe sich erklären, dass Juden gehasst werden, nur weil sie Juden sind, ohne etwas Böses getan zu haben (Joh 15:25)? Und warum lastet man allen Juden der Welt die Fehler an, die eine aktuelle israelische Regierung begeht? Schließlich werden auch nicht automatisch alle Iraner gehasst, weil das gegenwärtige Mullah-Regime nachweislich weltweit Terroristen unterstützt – man setzt auch nicht alle Iraner mit ihrer Regierung gleich. Aber bei den Israelis tut man es, weil der Antisemitismus durch eine dunkle Geistesmacht gefördert wird!
In dieser feindlich gesinnten Welt brauchen sowohl das Volk Israel als auch die verfolgten Christen Ermutigung. Doch Jesu Zusage gilt nicht nur ihnen, sondern auch dir und mir persönlich: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden." (Joh 16:33) Er hat die Macht im Himmel und auf Erden – nichts geschieht außerhalb seiner Hand (Mt 28:18). Darum dürfen wir mit gestärkten Händen und einem festen Herzen unseren Weg gehen, im Vertrauen darauf, dass er mit uns ist – heute und bis an das Ende der Welt (Mt 28:20).
Viele sagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott. Aber du, HERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor.
Einer aber unter den zehn aussätzigen Männern, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme.
Mein erster Schwiegervater hatte als Kind keine guten Aussichten. Seine Geschwister sagten abwertend zu ihm: „Du bist nichts, du kannst nichts und du wirst nichts!" Er erkrankte zudem an Kinderlähmung und musste deshalb einige Zeit außerhalb seines Zuhauses verbringen. Diese Krankheit ließ ihn sein Leben lang hinken. Seine schulischen Leistungen waren eingeschränkt, und er konnte leider keine Berufslehre absolvieren, obwohl er liebend gerne Schreiner geworden wäre. In den Augen seiner Mitmenschen gehörte er zu den „Verlierertypen", und seine Chancen, jemals eine Familie zu gründen, erschienen gering. Entgegen aller Erwartungen schenkte Gott ihm jedoch eine wunderbare Frau, und er durfte Vater zweier Kinder werden.
Als David den Psalm 3 verfasste, befand er sich in einer äußerst schwierigen Lage: Sein eigener Sohn Absalom hatte sich gegen ihn gewandt und trachtete nach seinem Leben. (2Sam 15:13-14) Viele Israeliten schlossen sich Absalom an, was David zur überstürzten Flucht aus Jerusalem zwang. Während dieser Flucht begegnete ihm Schimi, der ihn öffentlich verfluchte. (2Sam 16:5-8) Überall hörte David: „Er hat keine Hilfe bei Gott!" – mit anderen Worten: „Gott hat ihn verlassen!" Wie niederschmetternd muss diese Erfahrung für ihn gewesen sein?
Neben der Lebensgefahr, in der David sich befand, und der tiefen Angst, die er verspürte, musste er erkennen, dass seine Feinde nicht nur seine politische Position anzweifelten, sondern auch seine Beziehung zu Gott in Frage stellten. Diese geistliche Anfechtung belastete ihn vermutlich zusätzlich zu seiner ohnehin schwierigen Lage. (Ps 22:8-9)
Doch gerade in diesem bedrängenden Tiefpunkt hält David am Herrn fest und bekennt: „Aber du, HERR, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor." Was für ein Glaube! Was für ein Gottvertrauen! David hatte durch die Gnade Gottes die feste Zuversicht: „Gott selbst wird mein Beschützer sein, selbst wenn die Feinde zahlreicher werden. Er ist meine Ehre, auch wenn Menschen mich verachten. Gott wird mich wieder aufrichten, obwohl andere mich am Boden sehen wollen." (Ps 3:4 / Ps 27:1)
Ein solcher Glaube ist ein Geschenk Gottes – das man aber auch aktiv ergreifen sollte!
Die zehn Aussätzigen, von denen im Lehrtext die Rede ist, wurden nicht wie David verfolgt, aber ihre Krankheit (vermutlich Lepra) führte zu sozialer und religiöser Ausgrenzung. Diese Isolation verursachte neben dem körperlichen Leiden auch große seelische Not, in der sich die Betroffenen oft von Gott bestraft und verstoßen fühlten. In der Antike war die Hoffnung auf Heilung von dieser schweren Krankheit sehr gering. Schätzungen zufolge wurden nur etwa 10–20% der Erkrankten wieder gesund.
Ob die zehn Aussätzigen vor ihrer Begegnung mit Jesus noch auf Heilung hofften, wissen wir nicht – ihre Hoffnung war vermutlich auf ein Minimum gesunken. Doch als sie Jesus von fern erblickten, erfasste sie neue Zuversicht. Sie baten ihn um Heilung. Und tatsächlich: Während sie auf dem Weg zu den Priestern waren, wurden sie geheilt. Wie groß muss ihre Freude gewesen sein, als sie wieder „rein" waren und zu ihren Familien und Freunden zurückkehren konnten! Wahrscheinlich konnten sie es kaum erwarten, von ihrem Glück zu berichten. (Lk 17:11-14)
Aber nur einer kehrte zu Jesus zurück und dankte ihm für die Heilung. Wie traurig! Dies zeigt doch, wie schnell wir alle die Dankbarkeit vergessen. Gott hat uns schon so oft geholfen, Linderung geschenkt oder uns von einer Grippe genesen lassen – und dennoch vergessen wir, ihm dafür zu danken. Welchen Wohlstand durften wir in den letzten Jahrzehnten genießen, der leider immer mehr zur Selbstverständlichkeit wurde. (Ps 103:2 / 1Thess 5:18)
Leider sehen wir oft nur, was uns fehlt, und vergessen dabei, dankbar für das zu sein, was wir haben. Dabei würde gerade Dankbarkeit unser Leben mehr bereichern als ein gut gefülltes Bankkonto. Unsere Zufriedenheit wächst mit jedem Dank, was wiederum unsere Lebensqualität steigert. Vielleicht sollten wir heute bewusst einen Moment innehalten und Gott für etwas danken, das wir sonst leicht übersehen. (Phil 4:11-13 / Kol 3:15)
Siehe: Der die Berge gemacht und den Wind geschaffen hat, der dem Menschen sagt, was er im Sinne hat - er heißt »HERR, Gott Zebaoth«.
Halleluja! König geworden ist der Herr, unser Gott, der Herrscher über das All.
Ohne Fernsehen, Videos und Fotos könnte ich nicht sehen, dass die sieben Bundesräte der Schweiz unser Land regieren – da ich noch nie einem von ihnen persönlich begegnet bin. Ebenso wenig könnte ich mit eigenen Augen erkennen, dass Friedrich Merz und sein Team Deutschland regiert. Dennoch weiß ich es aus den Nachrichten und zweifle nicht daran – auch wenn im Hintergrund andere Mächtige ihre Finger im Spiel haben.
So ähnlich ist es mit Gottes Herrschaft über das Universum. Sie ist für uns noch unsichtbar. Wir können sie nur glauben, weil das Wort Gottes sie bezeugt (Hebr 11:1; 2Kor 5:7). Die Bibel lehrt klar: Gott regiert alles, und selbst sein größter Feind kann nur tun, was Gott erlaubt (Ps 103:19; Spr 21:1). Das zeigt eindrücklich die Geschichte Hiobs (Hiob 1–2), dem ältesten Buch der Bibel.
Der allmächtige Gott schuf Himmel und Erde (1Mo 1:1; Ps 115:3). Er lässt Berge entstehen, verschiebt die tektonischen Platten und bringt die Erde zum Beben (Ps 104:32; Nah 1:5). Er bestimmt, wo der Wind weht und welcher Geist gerade Einfluss hat (Joh 3:8; Dan 2:21).
Das hebräische Wort ruach bedeutet Wind, Geist oder Atem. Gott ist der „Vater der Geister“ (Hebr 12:9) und kennt die Gedanken und Motive jedes Menschen (1Sam 16:7). Nur das Wort Gottes zeigt, welche Motive gut oder böse sind. So lesen wir in Hebr 4:12–13:
“Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.”
Vieles, was wir positiv nennen, hat in Gottes Augen keinen Ewigkeitswert – etwa Selbstvertrauen ohne Gott (Lk 18:9) oder Selbstgefälligkeit, die nichts anderes als Hochmut im „Sonntagsgewand“ ist (1Petr 5:5). Selbst Jesus gefiel sich nicht selbst, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte (Röm 15:3).
Umgekehrt gibt es Haltungen, die gering scheinen, aber in Gottes Augen kostbar sind – etwa Demut und eine „Niedrigkeits-Gesinnung“, wie wir sie bei David (2Sam 6:22) und bei Jesus Christus finden (Phil 2:5–8).
Der höchste Gott ist Richter der Gedanken und zugleich „Herr der Heerscharen“. Dieser Titel – Jahweh Zebaoth – erscheint im AT über 200 Mal und bezeichnet den Souverän, der alle Engelheere befehligt (Ps 103:20; Hebr 1:14). Jesus selbst spricht von zwölf Legionen Engeln (Mt 26:53).
Auch die letzte Phase der Weltgeschichte zeigt seine Herrschaft: In Offenbarung 19 werden alle gottfeindlichen Mächte entmachtet. In Kapitel 20 wird Satan für 1000 Jahre gebunden (Offb 20:1–3). Dann regiert der HERR sichtbar auf Erden, und Friede breitet sich aus (Jes 2:4; Offb 20:4). Dies geschieht, wenn er in Macht und Herrlichkeit wiederkommt (Mt 24:30). Auch wenn das tausendjährige Reich noch nicht der endgültige Zustand ist, wird darin Gottes Herrschaft für alle sichtbar sein.
Darum lohnt es sich, schon heute im Glauben auf den unsichtbaren, allmächtigen Gott zu vertrauen. Seine Herrschaft ist real – und bald wird sie für alle sichtbar.
Hilf du uns, Gott, unser Helfer, um deines Namens Ehre willen! Errette uns und vergib uns unsre Sünden um deines Namens willen!
In seinem Namen wird allen Völkern Umkehr verkündigt werden zur Vergebung der Sünden.
Wenn wir den Namen einer Person hören, erinnern wir uns nicht nur an ihr Aussehen, sondern auch an ihr gesamtes Wesen. Je besser wir jemanden kennen, desto mehr Charaktereigenschaften fallen uns ein. Ein Name funktioniert wie ein Schlüssel, der eine Fülle von Informationen und Eigenschaften erschließt (Spr 22:1 / Pred 7:1).
Die Bibel offenbart uns zahlreiche Charaktereigenschaften, durch die sich der allmächtige Gott selbst beschreibt. Dabei gibt es eine besonders prägnante Aussage, die immer wieder auftaucht:
"Jahweh, Jahweh, Gott (hebr. El), barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue." (2Mo 34:6 / Ps 86:15 / Ps 103:8 u.a.)
Diese Eigenschaften entspringen der Liebe Gottes. Daher betont Johannes zweimal, dass Gott Liebe ist (1Jo 4:8+16), und Paulus erklärt in 1Kor 13:13, dass die Liebe das Größte unter allen bleibenden Dingen ist.
In Jesaja 45:21-22 verkündet Gott mit Nachdruck:
"Und es ist sonst kein Gott außer mir; ein gerechter und rettender Gott ist keiner außer mir! Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst."
Jahweh trägt den Namen und die Bestimmung, der einzige Gott zu sein, der wahrhaft und dauerhaft retten kann. Seine Ehre ist untrennbar mit dieser Eigenschaft verbunden. Paulus betont sogar, dass Gott ein Retter aller Menschen ist (1Tim 4:10).
Vermutlich schrieb Asaf den Psalm 79 nach der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 586 v.Chr. Er erkannte, dass dieses schwere Schicksal die Stadt traf, weil die Bevölkerung trotz wiederholter Warnungen nicht von ihren bösen Taten umkehrte (2Chr 36:15-16). Da sie keinen "verdienten Anspruch" auf Hilfe hatten, bittet der Psalmbeter im heutigen Losungsvers um Beistand "um seines Namens Ehre willen" und ebenso um Vergebung der Sünden "um seines Namens willen" (Ps 79:9).
Der HERR will sein Volk retten, damit sein Name von allen geehrt wird (Hes 36:22-23). Würde der Gott Israels sein Volk aufgrund ihres Ungehorsams nicht retten können, würde sein Name gelästert werden. Viele könnten dann sagen:
"Er pries sich immer als den rettenden Gott an, aber aufgrund der Widerspenstigkeit seines Volkes war es ihm letztlich nicht möglich! Der rettende Liebeswille Gottes scheiterte am Ungehorsam und an der Bosheit der Menschen."
Asaf erkannte, dass Gott sein Volk nicht aufgrund ihrer Verdienste rettet, sondern um seines eigenen Namens willen - um seine Identität als rettender Gott zu wahren (Hes 20:44 / Jes 48:11).
Jesus (hebr. Jeschua) bedeutet "JHWH ist Rettung". Der Sohn Gottes, der Mensch wurde, ist die personifizierte "Rettung Gottes". Als Lamm Gottes beseitigte er die Sünde der ganzen Welt (Joh 1:29). Jesus selbst sagte voraus, dass in seinem Namen allen Völkern die Umkehr verkündigt werden wird, die zur Vergebung der Sünden führt (Lk 24:47). Diese Prophezeiung hat sich vor unseren Augen erfüllt!
"Umkehr" lautet im Griechischen metanoia und bezeichnet eine vollständige Sinnesänderung – ein Umdenken und Mitdenken mit Gottes Gedanken oder ein Sich-Identifizieren mit seinem Wort (Röm 12:2). Wer die große Retterliebe Gottes erkannt und begriffen hat, kann nicht anders, als sich von Gottes Denken und Liebe verändern zu lassen (2Kor 5:14-15).
Ich will euch von all eurer Unreinheit erlösen.
Gott hat uns nicht zur Unsittlichkeit berufen, sondern zu einem Leben in Heiligkeit.
Was für eine Wohltat ist es, frisch gebadet oder geduscht zu sein - besonders nach längerer Zeit ohne Möglichkeit dazu.
Während meiner militärischen Grundausbildung nahm ich an einer dreitägigen Überlebensübung teil. Wir schliefen im Wald und überquerten mit 25 Kilo Gepäck einen Pass – mitten im Schneegestöber. Eine Nacht verbrachten wir in einem Kuhstall, eine andere in einer eiskalten Kiesgrube. Dazwischen marschierten wir kilometerweit. Am dritten Tag kippte mir Eintopf über die Kleidung, in der ich ohnehin schon fror. Schlaf gab es kaum. Am Ende wartete noch ein weiterer Marsch.
Wie ich nach diesen Tagen roch, kann sich jeder vorstellen. Umso herrlicher war die Dusche danach – und die frischen Kleider. Ein unvergesslicher Moment des Wohlbefindens.
Körperliche Hygiene trägt nicht nur zu unserem Wohlbefinden und einem angenehmen Geruch bei, sondern reduziert auch die Gefahr von Erkrankungen. Besonders das Händewaschen ist in der Küche sowie in Pflegeberufen unverzichtbar.
So wie wir ohne Reinigung äußerlich krank werden können, so schadet auch innere Unreinheit unserer Seele. Darum brauchen wir auch eine innere Reinigung (Ps 51:9). Wir benötigen regelmäßig eine geistliche Reinigung, um die „Beschmutzungen" des Alltags zu entfernen und inneres Wohlbefinden zu erlangen (Hebr 10:22).
In Hesekiel 36,17-18 kritisiert der HERR sein Volk, das sich unrein machte, indem sie „eigene Wege" gingen, sündhafte Taten vollbrachten, Blut vergossen und Götzendienst praktizierten. Dies führte zu einer tiefen Verunreinigung ihrer Herzen. Das Tragische dabei ist, dass Menschen sich an solche Unreinheit gewöhnen und scheinbar nicht mehr darunter leiden. Doch diese Verunreinigung führt unweigerlich ins Verderben (Spr 14:12)!
Jemand sagte einmal:
"Was wir anschauen, formt uns!" (Phil 4:8)
Die Dinge, mit denen wir uns beschäftigen, prägen unsere Gedanken und unser Unterbewusstsein weitaus stärker, als wir vermuten. Früher schaute ich bedenkenlos Action- oder Liebesfilme mit Gewalt- und Untreueszenen an – rein zur Unterhaltung. Heute erkenne ich, wie solche Darstellungen meine Gedanken, mein Gewissen und letztlich mein Herz negativ beeinflussen und verunreinigen (Mt 6:22-23). Besonders im Umgang mit Medien benötigen wir daher eine besondere Weisheit. Gleichermaßen belasten ungesunde Beziehungen und schädliche Gewohnheiten unser Herz.
Bevor Paulus in 1. Thessalonicher 4 die Wiederkunft Jesu Christi für seine Gemeinde thematisiert, ermutigt er die Gläubigen zu einem geheiligten Leben. Dies bedeutet ein Leben, das „Gott geweiht" ist und von Treue und Liebe geprägt wird (1Thes 4:3-5). Sowohl Unzucht als auch jede leidenschaftliche Begierde verunreinigen uns und behindern unser geistliches Wachstum.
Geistliche Hygiene hingegen wirkt absolut befreiend und löst letztlich Freude und einen großen Frieden aus (1Jo 1:9 / Ps 32:1-2).
In Hesekiel 36,26 verheißt der HERR seinem Volk ein neues Herz und einen neuen Geist. Wiedergeborene Christen haben dies bereits erlebt, als der HERR ihnen den Heiligen Geist schenkte und sie dadurch reinigte und erneuerte (Tit 3:5). Dennoch benötigen wir eine tägliche Reinigung, da unser alltägliches Handeln immer wieder zu Verunreinigungen führt. Diese regelmäßige Reinigung geschieht vor allem durch die drei "G's":
Gebet (Ps 139:23-24)
Gottes Wort lesen (Joh 17:17)
Gemeinschaft mit anderen Gläubigen pflegen (Hebr 10:24-25)
Diese drei Praktiken führen zu einer wirksamen geistlichen Hygiene und einem Leben in Heiligkeit. So bereiten wir uns bewusst auf die baldige Wiederkunft des HERRN vor (1Jo 3:3).
Was der HERR tut, das ist herrlich und prächtig, und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.
Ich habe nicht meine eigene Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern jene Gerechtigkeit durch den Glauben an Christus, die aus Gott kommt aufgrund des Glaubens.
Unser Empfinden darüber, was gerecht und ungerecht ist, unterscheidet sich stark von Mensch zu Mensch. Es wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: unsere Prägung, persönliche Lebenseinstellung, subjektives Empfinden und gesellschaftliche Trends. Diese individuellen Sichtweisen erklären, warum wir bei Wahlen für unterschiedliche, teils gegensätzliche Parteien stimmen. Selbst unter Christen gibt es kein einheitliches Wahlverhalten. Ich kenne Christen, die „rechts" wählen, andere wählen „links", und wieder andere versuchen, sich in der „Mitte" zu positionieren. Politik ist im Wesentlichen eine „horizontale" Auseinandersetzung über menschliche Vorstellungen von Gerechtigkeit. Die göttliche Gerechtigkeit umfasst zwar auch diesen „horizontalen Aspekt" – die zwischenmenschliche Gerechtigkeit – doch ihr Schwerpunkt liegt auf dem „vertikalen Aspekt": der Beziehung zwischen Gott und Mensch (Mi 6:8).
Für Gott ist klar: Erst wenn die Menschen ihre Beziehung zu Ihm bereinigt haben, kann eine vollkommene zwischenmenschliche Gerechtigkeit entstehen (Mt 6:33). Jeder Versuch, zwischenmenschliche Gerechtigkeit ohne Beziehung zu Gott zu schaffen, ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Dies liegt vor allem daran, dass Gottesfurcht fehlt (Spr 1:7). Wer Gott nicht fürchtet, handelt nach eigenem Belieben zu seinem Vorteil. Den Mächtigen fehlt dann das Bewusstsein, sich einmal vor Gott für ihr Handeln verantworten zu müssen (Röm 14:12).
Macht ohne Gottesfurcht führt unweigerlich zu Ungerechtigkeit!
Während unser Gerechtigkeitsempfinden subjektiv und sehr unbeständig ist, bleibt Gottes Gerechtigkeit zeitlos (Ps 119:142). Sein Handeln ist absolut gerecht – und zwar gegenüber allen! So lesen wir auch im Predigerbuch:
"Ich erkannte, dass alles, was Gott tut, für ewig sein wird. Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen. Und Gott hat es ⟨so⟩ gemacht, damit man sich vor ihm fürchtet." (Pred 3:14)
Jede menschliche Bemühung, aus eigener Kraft eine umfassende Gerechtigkeit herzustellen, ist schlichtweg unmöglich (Röm 3:10-12).
Paulus versuchte eine Zeit lang, eigene Gerechtigkeit zu erlangen, indem er das gesamte Gesetz des Alten Testaments aus eigener Kraft zu erfüllen suchte. Sein Ziel war es, sich eines Tages vor Gott und Menschen rühmen zu können. Er hatte dafür ideale Voraussetzungen: Er stammte aus Israel, war ein "Hebräer von Hebräern" und hielt die gesetzlichen Vorschriften vorbildlich ein (Phil 3:4-6). Sein Eifer für Gott war so groß, dass er die "gefährliche Sekte" der Nazarener (die später Christen genannt wurden) mit allen Mitteln bekämpfen wollte (Apg 9:1-2). Jesus von Nazareth betrachtete er vermutlich als einen Mann, der unter die Bestimmung aus 5. Mose 13:2-6 fiel:
"Wenn in deiner Mitte ein Prophet aufsteht … und er gibt dir ein Zeichen oder ein Wunder, und (es) … trifft ein, von dem er zu dir geredet hat, indem er sagte: »Lass uns anderen Göttern – die du nicht gekannt hast – nachlaufen und ihnen dienen!«, dann sollst du nicht auf die Worte dieses Propheten hören … und jener Prophet … soll getötet werden. Denn er hat Abfall vom HERRN, eurem Gott, gepredigt, … ".
Für Saulus von Tarsus war klar: „Jesus machte sich zu Gott, was ein ‚anderer Gott' ist, und dieser hat das Volk verführt. Darum müssen alle seine Anhänger beseitigt werden, damit das Volk Israel nicht weiter verführt wird!" In seinem Verfolgungseifer bemerkte er nicht, dass er den Messias Israels verfolgte – bis ihm der HERR selbst erschien und ihn fragte: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" (Apg 9:3-5) Diese Begegnung veränderte sein Leben vollständig. Er erkannte, dass all sein gesetzliches Streben nach Gerechtigkeit vergeblich war und dass wahre Gerechtigkeit nur durch den Glauben an Jesus Christus kommt, oder anders ausgedrückt: „durch den Glauben Jesu Christi" (Gal 2:16).
Plötzlich erkannte Paulus: So wie Abraham seine Vertrauensbeziehung zum HERRN als Gerechtigkeit angerechnet wurde (1Mo 15:6 / Röm 4:3), so kann auch er selbst nur durch eine vertrauensvolle Liebesbeziehung zu Christus mit der Gerechtigkeit Gottes beschenkt werden!
Die Gerechtigkeit Gottes ist ein Wunder, das selbst dem Gottlosen Zugang zur göttlichen Gerechtigkeit schenkt (Röm 4:5)! Hast du dich, durch den Glauben, schon mit dieser Gerechtigkeit beschenken lassen? Es ist die wichtigste Entscheidung deines Lebens – willst du sie heute treffen (2Kor 6:2)?
Rut sprach: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.
Boas zeugte Obed; die Mutter war Rut. Obed zeugte Isai. Isai zeugte den König David. Jakob zeugte Josef, den Mann von Maria. Sie wurde die Mutter von Jesus, der Christus genannt wird.
Das Schicksal Noomis war unsagbar schwer: Zuerst musste sie mit ihrem Mann infolge einer Hungersnot ihre Heimat verlassen (Rt 1:1). Später verlor sie in der Fremde ihren Mann und danach auch noch ihre beiden einzigen Söhne (Rt 1:3-5). Sie hatte nichts mehr außer ihre Schwiegertöchter Orpa und Rut. Obwohl sie sich verpflichtet fühlte, den beiden je einen weiteren Sohn zu geben, konnte sie ihnen nichts mehr bieten.
Verständlicherweise war Noomis Trauer und Niedergeschlagenheit so überwältigend, dass sie verbitterte (Rt 1:20-21). Heute würde man dies möglicherweise als Depression bezeichnen. In dieser verzweifelten Lage sah Noomi nur einen Ausweg: die Rückkehr in ihre Heimat. Als ausländische Witwe hatte sie bei den Moabitern kaum Überlebenschancen, und von ihren kinderlosen Schwiegertöchtern konnte sie nicht erwarten, dass diese für sie sorgen würden.
Sie wünschte ihren noch relativ jungen Schwiegertöchtern eine neue Chance auf einen Ehemann und damit auch auf Kinder, denn in jener Zeit war es äußerst schwierig, kinderlos und als Witwe alt zu werden. In Israel waren die Überlebenschancen deutlich besser, da Gott seinem Volk Gesetze gegeben hatte, die den Schutz und die Versorgung von Witwen vorschrieben (5Mo 24:19-21 / Jes 1:17).
Nachdem Noomi ihre Schwiegertöchter ermutigte, in ihre Heimat zurückzukehren, wo sie wieder heiraten könnten, weigerte sich Rut – im Gegensatz zu Orpa – ihre Schwiegermutter zu verlassen und sagte:
"Dringe nicht in mich, dich zu verlassen, von dir weg umzukehren! Denn wohin du gehst, dahin will auch ich gehen, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott." (Rt 1:16)
Warum blieb Rut so beharrlich? Noomi war alt, arm, verbittert und hatte keine Söhne mehr. In Israel würde Rut als verwitwete und kinderlose Ausländerin wahrscheinlich am Rande der Gesellschaft stehen (Rt 2:10). Aus menschlicher Sicht hatte sie keine vielversprechende Zukunft vor sich, und man kann durchaus verstehen, warum Orpa in ihr Heimatland zurückkehrte.
An diesem Tiefpunkt der Geschichte, als alles verloren schien und Noomi nur noch den Rückweg in ihre Heimat sah, steht ihr Rut treu zur Seite. Inmitten von Trauer, Armut und Aussichtslosigkeit geschieht etwas völlig Unerwartetes: Ausgerechnet die junge, verwitwete Moabiterin entscheidet sich gegen jede menschliche Vernunft für den schwereren Weg. Ihre Worte markieren nicht nur eine persönliche Entscheidung, sondern einen Wendepunkt in der ganzen Heilsgeschichte (Mt 1:5-6).
Noomi hatte ihrer Schwiegertochter nichts mehr zu bieten. Nur ihre Liebe – und ihren Gott. Mittlerweile hatte Rut eine so innige Beziehung zu Noomi entwickelt, dass sie nicht mehr ohne sie leben wollte. Vermutlich lernte sie durch Noomi Jahweh, den Gott Israels, kennen und erkannte, dass dieser Gott ein völlig anderes Wesen hatte als Kemosch, der Gott der Moabiter.
In der „Mescha-Stele" – einem archäologischen Fund von 1868 östlich des Toten Meeres – werden sowohl Jahweh als auch Kemosch erwähnt, wobei Letzterer unter anderem Menschenopfer forderte (3Mo 18:21 / Jer 48:46). Zudem berichtet die Stele von den israelitischen Königen Omri und Ahab, was die biblischen Überlieferungen über diese Herrscher bestätigt.
Ihre Liebe zu Noomi und zum Gott Israels waren für Rut wohl die entscheidenden Motive, das schwere Schicksal ihrer Schwiegermutter zu teilen – trotz ihrer geringen Aussichten auf ein erfülltes Leben in Israel. Mit Treue und Hingabe wollte sie für ihre Schwiegermutter sorgen. Welch wunderbare Schwiegertochter und welch selbstlose Liebe! (Rt 2:11-12)
Nach ihrer Ankunft in Israel entdeckte Boas rasch die „innere Schönheit" dieser Moabiterin. Als er bemerkte, dass Rut bereit war, ihn zu heiraten – obwohl er deutlich älter war als sie – leitete er alle notwendigen Schritte ein, damit ihre Verbindung rechtlich einwandfrei geschlossen werden konnte (Rt 4:1-12).
So wurde Rut die Frau von Boas und gebar ihm Obed, den Großvater von König David – einen der bedeutendsten Vorfahren von Jesus Christus (Mt 1:5-16). Am Ende der Geschichte sagten die Frauen zu Noomi:
"Und er (Obed) wird dir ein Erquicker der Seele sein und ein Versorger deines Alters! Denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren, sie, die dir mehr wert ist als sieben Söhne." (Rt 4:15)
Ein schweres Schicksal verwandelte sich in eine wunderschöne Liebesgeschichte – genauso wie die gesamte Heilsgeschichte Gottes! (Röm 8:19-28)
Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn.
Alle, die sich vom Geist Gottes führen lassen, die sind Gottes Söhne und Töchter.
Die Frage nach Führung ist aktueller, als wir oft denken – im Straßenverkehr wie im Leben. Eigentlich wollten meine Frau, die Kinder und ich zur Klagemauer, aber wir haben uns mit unserem Mietauto in Jerusalem heillos verfahren. Damals hatten wir noch kein Navi. Als wir den Stadtplan studierten, interpretierte ich unsere Position falsch – was mir sonst selten passiert, da ich mich gut orientieren kann. Nach größeren Umwegen kamen wir schließlich an, hatten aber Mühe, einen legalen Parkplatz zu finden. Das war 1992, und heute weiß ich nicht einmal mehr genau, ob wir es damals tatsächlich bis zur Klagemauer geschafft haben.
Bei unseren späteren Israelreisen hatten wir jedes Mal eine Reiseführerin, deren Kompetenz mir bis heute in Erinnerung geblieben ist. Sie brachte uns stets zielsicher zu unserem Bestimmungsort. Diese Erfahrung machte mir erneut bewusst: Eine gute und erfahrene Führung ist besonders an fremden Orten eine wertvolle Hilfe (Spr 3:5-6).
David befand sich häufig in ausweglosen Situationen, und man kann gut nachvollziehen, dass er sich nach göttlicher Führung sehnte (Ps 25:4-5). Er erkannte jedoch, dass er die Führung durch Gottes Geist nicht nur in Krisenzeiten brauchte, sondern für alle Lebensentscheidungen – denn er wusste, dass jede Fehlentscheidung schwerwiegende Folgen haben kann.
Beim Lesen des gesamten Psalms 143 fällt auf, dass David zahlreiche Imperative verwendet. Er bittet: "HERR, höre", "merke auf", "gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht", "verbirg dein Angesicht nicht", "lass mich ... hören", "Tu mir kund", "errette mich", "lehre mich", "leite mich", "belebe mich" und "führe meine Seele"!
Darf man so mit Gott reden? Sind solche "Imperative" gegenüber Gott überhaupt angemessen? Auch wenn diese Aussagen grammatikalisch als Imperative gelten, handelt es sich hier nicht um Befehle, die David Gott erteilt, sondern vielmehr um dringliche Bitten. Sie entspringen einerseits aus seiner Not und andererseits aus einem tiefen inneren Verlangen (Ps 42:2-3).
Die Bitte an Gott: "Lehre, leite und führe mich!" zeugt von großer Weisheit. Wer darum bittet und sich von ganzem Herzen danach sehnt, Gott wohlgefällig zu leben, hat seinem Leben bereits eine gute Ausrichtung gegeben (Jak 1:5 / Ps 86:11).
Im heutigen Lehrtext verdeutlicht Paulus, dass sich die Söhne Gottes vom Heiligen Geist führen lassen (Röm 8:14). In Galater 5,18 ergänzt er: "Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz." Warum ist das so? Wer versucht, jede einzelne Gesetzesvorschrift akribisch einzuhalten, wird davon so vollständig vereinnahmt, dass keine Kapazität mehr für die lebendige Vertrauensbeziehung zu Jesus Christus bleibt (Gal 5:18 / 2Kor 3:17).
Wer im Glauben mit Gott lebt, wird vom HERRN belehrt und vom Heiligen Geist geführt. Dadurch entwickelt sich eine Sensibilität für Gottes Frieden, die hilft, Entscheidungen nach seinem Willen zu treffen – zu seinem Wohlgefallen statt zur eigenen Selbstverwirklichung. Durch diese geistliche Leitung lernt man, aus der Liebe zu Gott und den Mitmenschen zu leben (Kol 3:15 / Joh 16:13).
Die Frage bleibt: Vertraust du deinem eigenen Kompass – oder lässt du dich vom Heiligen Geist führen, der den ganzen Weg kennt (Spr 3:5-6 / Jes 30:21)?
Was vom Hause Juda errettet und übrig geblieben ist, wird von Neuem nach unten Wurzeln schlagen und oben Frucht tragen.
Jesus spricht: Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
Als das Nordreich Israel bereits gefallen war und auch Juda schwer bedroht wurde, sprach Gott durch Jesaja ein Wort der Hoffnung: Ein Überrest – insbesondere Jerusalem – wird überleben, neue Wurzeln schlagen und Frucht tragen. Mitten in einer scheinbar aussichtslosen Lage verheißt Gott Erneuerung und Wiederherstellung (Jes 37:31-32).
Diese Zusage schenkte den Bewohnern Hoffnung – vorausgesetzt, sie vertrauten ihr. Ohne Glauben blieb nur Panik, denn die Grausamkeit der Assyrer war weithin bekannt. Jeder musste sich fragen: „Kann ich Jesajas Worten glauben? Sprach er wirklich im Namen Gottes?" Da Jesaja sich bereits mehrfach als glaubwürdiger Prophet erwiesen hatte, durfte man darauf vertrauen, dass Gott in dieser prekären Situation wieder zu seinem Volk sprach (Jes 36-37).
All jene, die sich an Gottes Wort hielten, waren tief in ihm verwurzelt und fanden Zuflucht in seiner Gnade. So blieb Jerusalem als Rest erhalten und konnte durch Gottes Treue neu wachsen und geistliche Frucht bringen. „Wurzeln schlagen" bedeutete, dass das Volk trotz Zerstörung neu im Land Fuß fassen durfte und sein Glaube gestärkt wurde. Das „Frucht tragen" zeigte sich in geistlicher Erneuerung und Gottes Segen – selbst inmitten schwerer Verwüstungen (Ps 1:3 / Jer 17:7-8).
Dieses Bild greift Jesus auf, wenn er vom Weinstock und den Reben spricht. Dabei sagt er das bedeutsame Wort:
„Bleibt in mir und ich in euch." (Joh 15:4)
Räumlich gedacht umgibt uns der Herr von allen Seiten, weil wir in ihm sind. Zugleich erfüllt er uns, da er in uns lebt. Wir sind also sowohl von innen als auch von außen geborgen (Ps 139:5).
Auch Paulus betont dies immer wieder. So schreibt er in Römer 8,1:
„Also gibt es jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind." (Röm 8:1)
Wer in Christus ist, muss weder Verurteilung noch Verdammnis fürchten. Welch kostbares Geschenk der göttlichen Gnade! In Kolosser 1,27 beschreibt Paulus prägnant, was es bedeutet, mit Christus erfüllt zu sein:
„Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit." (Kol 1:27)
Weil Christus in uns ist, dürfen wir voller Gewissheit die künftige Herrlichkeit erwarten. Diese tiefe Verbundenheit mit ihm eröffnet neue Perspektiven und bringt bleibende Frucht, weil wir im wahren Leben verwurzelt sind (Gal 2:20).
Wie wunderbar, dass wir durch den Glauben tief in Christus verwurzelt sind, er in uns lebt und uns mit seiner Gnade umhüllt (Eph 3:17-19)!
Der HERR spricht: Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen.
Jesus sprach: Diese Witwe hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.
Jesaja 55 beginnt mit einem wunderbaren Angebot Gottes:
"Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst! Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch!" (Jes 55:1)
Es braucht kein Geld, um das zu „kaufen", was Gott anbietet. Doch warum spricht der HERR von „Kaufen", wenn es kostenlos ist? Ist das nicht ein Widerspruch? Und von welchem Wasser und Brot ist hier die Rede?
Offensichtlich nicht von gewöhnlichem Wasser und Brot, sondern von etwas Tieferem, das den Durst und Hunger der Seele stillt (Ps 42:2-3 / Mt 5:6).
In Johannes 4 bietet Jesus der Frau am Brunnen ein Wasser an, das für immer sättigt – das Wasser des Lebens, das die Sehnsucht des Herzens stillt (Joh 4:13-14). In Johannes 6 spricht er vom wahren Brot, das aus dem Himmel kommt, und meint damit sich selbst (Joh 6:35). Und als Satan ihn in der Wüste aufforderte, Steine in Brot zu verwandeln, antwortete Jesus mit 5. Mose 8:3:
"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht." (Mt 4:4)
Jesus, das fleischgewordene Wort Gottes (Joh 1:14), ist somit das Brot des Lebens. Wer Gottes Worte aufnimmt, sie im Herzen bewegt und „verdaut", nährt sich mit einer Speise, die dauerhaft sättigt. Warum? Durch das Wort Gottes erkennen wir unseren Ursprung und unsere Bestimmung: Gott schuf uns für eine Liebesgemeinschaft mit Ihm und untereinander (1Joh 4:7-8). Durch den Glauben Jesu Christi dürfen wir zu vollkommenen Kindern Gottes werden und für die ganze Schöpfung zum Segen werden (Gal 3:26 / Röm 8:19).
Wie aber „kauft" man ohne Geld? Jesaja 55:3 gibt die Antwort:
"Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben!"
Wahres Hören braucht Zeit. Die eigentliche Währung in Jesaja 55 ist deshalb nicht Geld, sondern Zeit mit Gott (Ps 27:4). Wer sich ihm widmet, gewinnt Vertrauen und empfängt das wahre Brot und Wasser des Lebens.
Vielleicht verbrachte die arme Witwe aus Markus 12 so viel Zeit mit Gott, dass sie dieses tiefe Vertrauen entwickelte. Ihre Spende war winzig – nur zwei kleine Münzen, kaum genug für ein Stück Brot. Dennoch gab sie alles, was sie zum Leben hatte (Mk 12:42-44). In den Augen der Menschen unbedeutend, in Gottes Augen jedoch von unschätzbarem Wert.
Sie legte ihr Leben in Gottes Hände – und gewann dadurch etwas, das kostbarer ist als alles Geld dieser Welt: Gottes Anerkennung (Hebr 11:6).
Kaufst du auch ohne Geld, was Gott dir anbietet? (Offb 3:18)
Jeremia sprach: Ich dachte: Ich will seiner nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer.
Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll.
„Ich kann nicht mehr! (Jer 20:9)" – so beklagte sich Jeremia bei Gott, weil er sich in seinem Amt als Prophet Gottes total überfordert fühlte. Zu groß waren die Widerstände (Jer 20:10), zu schwer die Gerichtsbotschaft, die er zu verkündigen hatte (Jer 20:8 / Jer 1:10). Schon als Gott ihn in das Prophetenamt berufen hatte, wehrte sich Jeremia gegen diesen Auftrag: „Ach, Herr, HERR! Siehe, ich verstehe nicht zu reden, denn ich bin zu jung. (Jer 1:6)" Aber irgendwie hatte Gott es doch geschafft, Jeremia zu überzeugen. „Ich bin mit dir (Jer 1:8)", so hatte Gott versprochen. Und nun? In seiner Überforderung dachte Jeremia nur ungern an seine Berufung durch Gott zurück: „HERR, du hast mich betört, und ich habe mich betören lassen. Du hast mich ergriffen und überwältigt. (Jer 20:7)" Aber immer, wenn Jeremia den Entschluss fasste, sich von Gott und dessen Auftrag loszusagen, „ward es in seinem Herzen wie brennendes Feuer. (Jer 20:9)". Zutiefst war Jeremia klar, dass er sich seinem Gott und der Berufung Gottes nicht entziehen konnte.
Kennst du solche Gefühle und Gedanken, wie Jeremia sie hatte?
Jeder, der mit Jesus lebt und ihn seinen Herrn nennt, hat die Berufung, ein Zeuge für den Herrn zu sein. Wir alle sind Botschafter, Gesandte des Königs aller Könige. Wir sind beauftragt mit dem „Dienst der Versöhnung" und bitten im Namen Christi: „Lasst euch versöhnen mit Gott! (2Kor 5:18-20)". Um die Berufung zu „Gesandten an Christi statt" recht auszufüllen, muss man nicht im Predigtamt stehen. Jedes Gotteskind darf in seinem Umfeld, seinen Gaben und seinen Begabungen gemäß, den Zeugendienst ausführen. Durch unseren Lebensstil können und sollen unsere Nächsten erkennen, dass wir andere Werte leben und andere Prioritäten haben als die Menschen, die Gott nicht kennen. Der Apostel Paulus ermuntert uns, unseren Lebensalltag weise gegenüber denen zu gestalten, die „draußen sind" (Kol 4:5). Wenn sie dann fragend werden, wird der Geist Gottes uns „mit Salz gewürzte" Worte und gute Antworten geben, um unsere Mitmenschen in angemessener Weise auf unseren himmlischen Vater hinzuweisen (Kol 4:6 / Mt 10:19-20).
Manchmal fällt uns das schwer. Vielleicht fürchten wir den Spott oder die Verachtung unseres Gegenübers, oder wir wissen nicht, wie wir unsere Botschafterrolle in guter Weise ausfüllen können. Die Berufung wird zur Last – aber Gott will zu unserem Lastenträger werden (Ps 68:20 / Mt 11:28-30).
Der Apostel Paulus wusste sich vom erhöhten Herrn dazu berufen, den nichtjüdischen Völkern das Evangelium von der Liebe Gottes und dem Heil, das Christus erwirkt hat, zu verkündigen (Eph 3:8). Er tat dies mit Eifer und großer Freude, aber auch für ihn war es manchmal eine Last (2Kor 11:23-28). Paulus war sich bewusst, dass er seinen Verkündigungsdienst in großer äußerer Schwachheit tat (2Kor 10:10 / 2Kor 12:7-10) und wusste, dass er auf die Gebetsunterstützung seiner Glaubensgeschwister angewiesen war:
„Betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue und wir vom Geheimnis Christi reden können, um dessentwillen ich auch in Fesseln bin, auf dass ich es so offenbar mache, wie ich es soll (Kol 4:3-4).“
Jeremia und Paulus waren von Gott zum Dienst Berufene – jedes Gotteskind ist dies auch, jedes auf die ihm von Gott geschenkte Weise!
Für Jeremia und Paulus wurde ihre Berufung manchmal zur Last – wir Gotteskinder empfinden das wohl auch hin und wieder. Wenn das so ist, dann blicke auf Jesus (Hebr 12:2) und die Liebe, die er uns erwiesen hat (2Kor 5:14) und die er durch seinen Geist in unsere Herzen ausgegossen hat (Röm 5:5) – das ist die beste Motivation, deiner Berufung gerecht zu werden.
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes.
Preist Gott mit eurem Leibe.
Die Aussage "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" wird von vielen Bibelauslegern als poetische Ausdrucksweise verstanden, die Gottes herrliches Schaffen zum Ausdruck bringt. Die Bibel versteht unter dem Begriff "Himmel" jedoch weit mehr als nur den Lufthimmel und den Weltraum. Das Wort Gottes spricht von mehreren Himmeln und erwähnt an einigen Stellen auch einen himmlischen Thronsaal. Dieser befindet sich vermutlich in einem für uns unsichtbaren Himmel. Gleiches gilt für den dritten Himmel, den Paulus mit dem Paradies verbindet (2Kor 12:2-4). Zum Himmel gehören auch himmlische Wesen wie Engel, Cherubim und Serafim (Jes 6:1-3 / Hes 1:4-28). Und im Himmel wird entschieden, was auf der Erde geschieht (Dan 4:23 / 1Kö 22:19-23 / Hi 1:6-12).
Könnten wir alle diese Dinge sehen, würden wir aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Gleichzeitig würden wir unsere „kleine Welt" mit völlig anderen Augen betrachten. Doch schon der sichtbare Himmel versetzt uns immer wieder in Erstaunen. Die Bilder, die uns Satelliten und Hochleistungsteleskope übermitteln, machen uns bewusst, wie unglaublich vielfältig das Universum ist. Die Planeten und Monde bestehen nicht einfach aus „Steinkugeln", sondern aus unterschiedlichsten Materialien, Oberflächen und Farben. Darunter finden sich Gasplaneten wie Jupiter und Eismonde wie Europa, der den Jupiter umkreist (Ps 19:2 / Röm 1:20).
Sie alle bezeugen die unendliche Kreativität und Schaffenskraft Gottes. Könnten wir auch die unsichtbaren himmlischen Welten sehen, wären wir von der Größe unseres Schöpfers noch tiefer überwältigt.
In 1. Korinther 6 schreibt Paulus etwas sehr Erstaunliches über die zukünftige Aufgabe der Gläubigen in Bezug auf die himmlischen Wesen. Da lesen wir:
"Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden, …" (1Kor 6:3)
Obwohl wir deutlich schwächer als die Engel sind, haben wir die Berufung erhalten, genau diese uns heute weit überlegenen Geschöpfe zu richten (Ps 8:5-7). Dies wurde nur möglich, weil Gott uns teuer erkauft und uns den Heiligen Geist geschenkt hat, wodurch unser Leib ein Tempel des Heiligen Geistes sein darf (1Kor 6:19-20).
Mit dieser unfassbaren Würde geht ein Lebenswandel einher, der Gott die Ehre gibt. In der Gemeinde von Korinth führten Streitigkeiten und Unzucht dazu, dass Gottes Name verunehrt wurde. Da der Leib eines wiedergeborenen Christen ein Tempel des Heiligen Geistes ist, soll Gott auch durch diesen Leib geehrt werden – indem er als Werkzeug der Liebe Gottes dient (Röm 12:1). Dies schließt ein treues, verbindliches und wahrhaftiges Verhalten ein, das anderen Menschen die Würde und den Wert zuspricht, die ihnen zustehen (1Thess 4:3-8).
Durch treuloses Verhalten – gerade auch im sexuellen Bereich – wird ein Mensch zum bloßen Verbrauchsartikel degradiert, was Gott verunehrt (1Kor 6:15-18). Dies steht in direktem Widerspruch zu Gottes Liebe und Treue uns gegenüber und widerspricht unserer Berufung als Kinder Gottes (Eph 5:1-3).
Wir sollen Gott nicht nur mit Worten ehren, sondern mit unserem gesamten Leben – einschließlich unseres Leibes, der ein Tempel des Heiligen Geistes sein darf. Welch außerordentliche Ehre! (1Kor 10:31 / Kol 3:17)
Der HERR sprach zu Mose: Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben.
Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Ist der nicht der Zimmermann?
Mose spielt bis heute eine herausragende Rolle – sowohl in der Geschichte Israels als auch in der Weltgeschichte. Durch ihn erhielten die Menschen die Zehn Gebote (2Mo 20:1-17) und die Tora, die grundlegende Unterweisung Gottes. Sie lehrt das Gesetz, führt zu Sündenerkenntnis und macht deutlich, wie vergebungsbedürftig wir sind. Das Gesetz vom Sinai beeinflusst nicht nur das Volk Israel, sondern auch die weltweite Christenheit. Es fungiert als Erzieher, der uns zur Gnade hinführt – der einzigen Kraft, die uns erlösen kann (Röm 7:7, Gal 3:24).
Moses herausragende Rolle beruhte nicht auf eigener Überlegenheit, sondern auf Gottes gnädiger Berufung (2Mo 3:10-12). In seinen jungen Jahren zeigte sich sein Jähzorn, als er einen Ägypter erschlug (2Mo 2:11-15). Gott führte ihn in die Wüste, wo er 40 Jahre Demut lernte, sodass die Bibel ihn als den sanftmütigsten Menschen aller Zeiten beschreibt (4Mo 12:3).
Mose kündigte einen Propheten wie ihn an, nachdem das Volk am Berg Horeb Gottes Macht in Feuer, Donner und Rauch erlebt hatte. Sie fürchteten zu sterben, wenn Gott weiterhin direkt zu ihnen sprechen würde (5Mo 18:15-19, 2Mo 20:19). Deshalb baten sie um einen Vermittler. Gott versprach daraufhin:
„Sie haben recht getan. Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird alles reden, was ich ihm befehlen werde.“ 5Mo 18:16-18
Das Volk brauchte einen Mittler, um in Gottes Gegenwart nicht zu sterben – und letztlich brauchen alle Menschen einen solchen Mittler, da sie als sündige Wesen nicht in der Nähe des heiligen Gottes existieren können (Jes 59:2, 1Tim 2:5).
Das Neue Testament identifiziert diesen Propheten als Jesus Christus (Joh 1:45, Apg 3:22) und zeigt zahlreiche Parallelen zu Mose:
Beide wurden als Kinder vor einem Massenmord gerettet (2Mo 2:1-10, Mt 2:13-18)
Beide hatten eine Zeit der Zurückgezogenheit in der Wüste (2Mo 3:1, Mt 4:1-11)
Beide vollbrachten Wunder als Bestätigung ihrer Sendung (2Mo 4:1-9, Joh 20:30-31)
Beide führten eine Befreiung herbei – Mose aus der physischen Sklaverei, Jesus aus der geistlichen Sklaverei der Sünde (2Mo 14:30, Joh 8:36)
Beide waren Mittler eines Bundes zwischen Gott und Menschen (2Mo 24:8, Hebr 9:15)
Beide traten für ihr Volk ein (2Mo 32:11-14, Hebr 7:25)
Wesentliche Unterschiede bleiben: Jesus wuchs als einfacher Handwerkerssohn auf (Mk 6:3), Mose als ägyptischer Prinz. Jesus ging über Fürbitte hinaus – er starb stellvertretend für die Sünden der Welt (1Jo 2:2), sodass Gläubige seine Gerechtigkeit empfangen können (2Kor 5:21). Mose gab uns ein Gesetz, das uns unsere Sündhaftigkeit vor Augen führt, uns aber nicht befähigt, das göttliche Leben zu erlangen. Jesus vermittelt durch seinen Opfertod das Gesetz des Geistes des Lebens (Röm 8:2). Jesus überbringt die entscheidenden Worte Gottes, die zum wahren Leben führen – über den Tod hinaus (Joh 11:25-26).
Die Menschen in Nazareth kannten ihn und seine Familie, daher fiel es ihnen schwer, ihn als Messias zu erkennen (Mt 13:54-57, Joh 1:11). Wer nur seine irdische Identität sieht, erkennt ihn nicht als Erlöser, der zum göttlichen Leben führt (Joh 14:6). Jesus ist nicht nur der Prophet wie Mose, sondern auch der Messias und Sohn Gottes, der uns erlöst hat (Mt 16:16, 1Petr 1:18-19).
Ich will mich freuen des HERRN und fröhlich sein in Gott, meinem Heil.
Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Das dritte und letzte Kapitel des Propheten Habakuk ist wie ein Klagepsalm aufgebaut und wird in Vers 1 als "Gebet des Propheten Habakuk nach Schigjonot" bezeichnet. Der hebräische Begriff Schigjonot lässt sich als "ein wildes, leidenschaftliches Lied mit raschen Rhythmuswechseln" interpretieren. Das Wort stammt von der Wurzel "shagah" (Strong-Nr. H7686), was "umherirren" oder "taumeln" bedeutet und deutet auf eine geistliche Erfahrung hin, in der der Beter zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankt (Ps 77:3-9).
Dies ist tatsächlich eine treffende Beschreibung dieses Klageliedes. Habakuk beobachtet, wie sich "der HERR aufmacht", um ein Gericht über die Gottlosigkeit der Nationen zu vollziehen (Hab 3:3-7). Gleich zu Beginn – in Vers 2 – fleht er:
"Im Zorn gedenke des Erbarmens!" (Hab 3:2)
Gegen Ende beschreibt Habakuk seinen körperlichen Zustand, der vermutlich eine direkte Folge seines seelischen oder geistlichen Erlebens ist (Ps 6:3-4):
"Ich vernahm es, da erbebte mein Leib, bei dem Schall erzitterten meine Lippen, Fäulnis drang in meine Knochen, und unter mir bebte mein Schritt." (Hab 3:16)
Doch dieses Klagegebet beschreibt nicht nur Gottes Gerichtshandeln, sondern gipfelt in einem Lobpreis! Warum? Weil Habakuk auch Gottes rettende Hand erkennt. Die letzten beiden Verse des Propheten lauten:
"Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln über den Gott meines Heils. Der HERR, der Herr, ist meine Kraft. Den Hirschen gleich macht er meine Füße, und über meine Höhen lässt er mich einherschreiten. Dem Vorsänger, mit meinem Saitenspiel!" (Hab 3:18-19)
Habakuk erlebt hier, was schon viele Bibelausleger erkennen durften:
"Der Weg führt durch Gericht und Gnade zur Errettung!"
Sowohl Habakuk als auch Jesus machen deutlich, dass Gottes Herz zwischen Zorn und Erbarmen schlägt – doch am Ende triumphiert die Gnade (Jak 2:13).
Ein ähnliches inneres Aufgewühltsein erfährt auch der Vater, der voller Sehnsucht lange Zeit auf die Heimkehr seines Sohnes gewartet hat. Als er ihn eines Tages von ferne erblickt und seinen ausgehungerten, schmutzigen Zustand erkennt, wird er von tiefem Mitleid ergriffen (Lk 15:20).
Wie beschreibt man das Gefühl eines Vaters oder einer Mutter, die ihr Kind leiden sehen? Es ist, als würde man den Schmerz am eigenen Leib spüren. Viele Eltern wären ohne zu zögern bereit, das Leid ihres Kindes selbst zu tragen – wenn sie nur könnten (Jes 49:15).
Das Empfinden des Vaters wird im heutigen Lehrtext mit einem sehr speziellen Wort zum Ausdruck gebracht. Bei der Formulierung "es jammerte ihn" finden wir das griechische Wort "splanchnizomai". Dies ist ein kraftvoller Ausdruck für tiefes Mitgefühl, den man wörtlich übersetzen könnte als: "Er wurde in seinen Eingeweiden bewegt". Die innersten Emotionen werden dabei "in Aufruhr" versetzt, sodass der Vater gar nicht anders kann, als sich über seinen Sohn zu erbarmen (Ps 103:13).
Dieses Verb wird im NT fast ausschließlich für Jesus (Mt 9:36, Mk 6:34) oder für Gott verwendet und es offenbart uns das innerste Wesen des himmlischen Vaters (Mt 18:27). Er verfolgt nur ein Ziel: Er will sich über die Menschen erbarmen, um mit ihnen in eine wunderbare Gemeinschaft zu treten, die von innigster Liebe geprägt ist (Joh 3:16 / 1Jo 4:9-10).
Habakuk jubelt trotz Gericht, weil er Gottes Rettung erkennt. Der Vater läuft seinem Sohn entgegen, bewegt von unerschütterlichem Erbarmen. Beides zeigt uns: Gottes Herz ist nicht kalt, sondern voller Liebe. Auch in unserem Leben dürfen wir gewiss sein: Er sieht uns (Ps 139:1-3), er erbarmt sich (Klgl 3:22-23), er nimmt uns an (Röm 15:7).
Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht; was können mir Menschen tun?
So hatte nun die Gemeinde Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samarien und baute sich auf und lebte in der Furcht des Herrn und mehrte sich unter dem Beistand des Heiligen Geistes.
Die rhetorische Frage „Was können mir Menschen tun?" ist angesichts von Davids Umständen mehr als erstaunlich! In Israel wurde er von König Saul verfolgt (1Sam 19:1-24), und als er ins Land der Philister floh, wurde er in Gat gefangen genommen (1Sam 21:10-15). David war bei den Philistern kein „unbeschriebenes Blatt" – sie wussten genau, wie er ihren Helden, den hünenhaften Riesen Goliath, mit einer Steinschleuder getötet hatte (1Sam 17:48-51). Zudem kannten sie die Reigentänze, die in Israel über David gesungen wurden: „Saul hat seine Tausende erschlagen, David aber seine Zehntausende!" (1Sam 18:7)
Sowohl im eigenen Land als auch im Feindesland befand sich David in höchster Lebensgefahr. Aus menschlicher Sicht hatte er in Gat keine Überlebenschance mehr. Doch für David war der allmächtige, unsichtbare Gott die entscheidende Realität – und so wandte er sich in seiner aussichtslosen Lage voller Vertrauen an den HERRN (Ps 56:2-14). Im Gebet konzentrierte er sich ganz auf Gott, sodass in ihm die Gewissheit wuchs: “Gott ist da! Er umgibt mich, er hält Seine Hand über mir, und darum darf ich mich in Sicherheit wissen!” (Ps 139:5)
Das hebräische Wort "batach" bedeutet mehr als nur "eine vage Hoffnung auf Gott". Es beschreibt vielmehr eine tiefe Zuversicht und das sichere Bewusstsein, in Gottes Schutz zu stehen. Daher gelangte David zu der Überzeugung: Menschen können mir nichts anhaben, wenn der HERR mich beschützt – ganz gleich, wie übermächtig sie erscheinen.
Die Aussage Davids erinnert an Paulus' Worte in Röm 8:31:
"Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns?"
Paulus macht in diesem Kontext deutlich, dass Gott uns durch den geschenkten Glauben rechtfertigt. Deshalb kann keine Macht im Universum erfolgreich Anklage gegen uns erheben. Menschen oder andere Mächte können uns zwar – mit Gottes Zulassung, die oft einem höheren Ziel dient – bedrängen oder sogar töten, aber sie können uns niemals das Heil und die Erlösung in Christus rauben (Röm 8:33-39).
Paradoxerweise verlieren Menschen, die den HERRN fürchten – also Ehrfurcht vor Ihm haben – zunehmend ihre Angst vor anderen Menschen (Spr 29:25). Warum? Weil der Gottesfürchtige den Anweisungen Gottes mehr Gewicht beimisst als menschlichen Forderungen (Apg 5:29) und sich gerade deshalb in Gottes Schutz geborgen wissen darf!
Diese Form des Vertrauens, wie sie David lebte, wurde auch für die junge Gemeinde in neutestamentlicher Zeit zum Fundament ihres Wachstums.
Nachdem der HERR den eifrigsten Christenverfolger seiner Zeit bekehrt hatte und Saulus von Tarsus zum Christen wurde (Apg 9:1-19), kehrte dieser nach Jerusalem zurück. Viele Gläubige fürchteten sich noch vor ihm, da sie an der Echtheit seiner Bekehrung zweifelten (Apg 9:26). Zusätzliche Unruhe entstand, als die Hellenisten – griechisch sprechende Juden, die außerhalb Israels lebten – mit Paulus in Streit gerieten (Apg 9:29).
Nach Paulus' Überführung nach Cäsarea erlebte die Gemeinde in Judäa, Galiläa und Samaria eine Zeit des Friedens – sowohl äußerlich als auch innerlich. Durch ihre Gottesfurcht und mit dem Beistand des Heiligen Geistes wuchs die Gemeinde stetig, sodass immer mehr Menschen zum Glauben an Jesus Christus fanden (Apg 9:31).
Wer den Blick auf den HERRN richtet (Hebr 12:2), entwickelt Ehrfurcht vor Ihm, verliert die Angst vor Menschen und darf sich in Gottes Schutz geborgen und sicher wissen (Ps 34:8-10). Dadurch entsteht ein innerer Friede, der zu einer wohltuenden Gelassenheit führt (Phil 4:6-7).
Das wünsche ich heute allen von ganzem Herzen!
Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken; denn der HERR ist deine Zuversicht.
Als die Jünger Jesus auf dem See gehen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. Sogleich aber redete Jesus mit ihnen: Seid getrost, ich bin es. Fürchtet euch nicht!
Es war der 11. September 2001. Ich war im Büro, als ein Kollege ins Zimmer kam und ganz aufgeregt berichtete, es sei ein Flugzeug in einen der Zwillingstürme des World Trade Centers in New York geflogen. Kurz danach kam die Meldung, ein zweites Flugzeug sei in den anderen Turm geflogen. Diese Nachrichten und alle folgenden Schreckensnachrichten verbreiteten sich nicht nur im Büro, sondern weltweit innerhalb weniger Minuten. Wir alle waren geschockt. Mit einem Ereignis solcher Dimension hatte keiner gerechnet.
Ähnlich war es mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 21. Februar 2022 oder dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Dass solche Ereignisse bei uns Schrecken und Angst auslösen, ist völlig normal. Das ist menschlich (Ps 56:4). Wie gut ist es, in solchen Situationen jemanden zu haben, dem man vertrauen kann, der uns beschützt und aus der Not retten kann (Ps 91:1-2 / Jes 41:10). Das gibt Zuversicht!
Als Kind durfte ich immer zu meinen Eltern kommen, wenn ein Gewitter aufzog und es plötzlich blitzte und donnerte. Bei ihnen war ich geborgen. Sie gaben mir die Zuversicht, dass das Gewitter vorbeizieht und ich keine Angst haben muss, weil sie bei mir sind.
Ähnlich ist es auch den Jüngern auf dem See Genezareth ergangen. Es war Sturm. Die Wellen waren hoch. Sie fühlten sich allein. Plötzlich sahen sie jemanden, der auf dem Wasser auf sie zulief (Mt 14:25). Wie kann ein Mensch auf dem Wasser laufen? Wer kann das sein? Das muss ein Gespenst sein. Die Jünger schrien vor Angst. Und in ihrer großen Not sprach die unbekannte Gestalt zu ihnen: „Seid getrost, ich bin es. Fürchtet euch nicht!" Jetzt erkannten sie Jesus, ihren Herrn. In der größten Not gab sich Jesus seinen Jüngern zu erkennen.
In Joh 16:33 sagt Jesus zu seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden" (Ps 27:14 / Phil 4:13). Im Blick auf Jesus darf ich mutig sein (Hebr 12:2). Corrie ten Boom, die im Zweiten Weltkrieg viele Juden rettete, hat einmal gesagt:
„Mut ist die Angst, die gebetet hat."
Wenn ich zu meinem HERRN Jesus Christus bete und SEIN Wort lese, blicke ich auf IHN (Ps 123:1-2). Dann kann ich ruhig werden und muss mich nicht von der Angst regieren lassen (Ps 94:19). Schon der Volksmund sagt: „Angst ist ein schlechter Ratgeber." Gerade in einer Zeit, in der es viele Gründe gibt, Angst zu haben, ist es wichtig, nicht auf die Angst, sondern auf Jesus zu blicken (2Tim 1:7). Das hat auch Petrus erfahren. Nachdem Jesus sich seinen Jüngern zu erkennen gegeben hatte, wollte er auf dem Wasser zu Jesus gehen. Im Blick auf Jesus konnte er über das Wasser gehen (Mt 14:28-29).
„Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und spricht zu ihm: Kleingläubiger, warum zweifeltest du? Und als sie in das Boot gestiegen waren, legte sich der Wind." (Mt 14:30-32 / Ps 107:28-29)
Petrus hatte sich von der Angst regieren lassen. Er hatte auf die Wellen - das ist ein Bild für die Sorgen und Nöte des Lebens - geschaut und nicht auf Jesus (1Petr 5:7). Und dann drohte er zu sinken. Aber in seiner Not rief er „Herr, rette mich!" (Ps 34:7) Und Jesus streckte seine Hand aus, ergriff Petrus und rettete ihn (Ps 18:17).
Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit (Hebr 13:8). Genauso wie er damals bei Petrus war, so ist er heute bei dir (Mt 28:20). Und genauso, wie er damals seinen Jüngern zurief „Seid getrost, ich bin es. Fürchtet euch nicht!" (Mt 14:27), ruft er dieses Wort heute in dein Leben! (Jes 41:10)
Ich bin der HERR. Was ich rede, das soll geschehen und sich nicht lange hinausziehen.
Da nun die Schrift voraussah, dass Gott die Völker aus Glauben gerecht machen würde, hat sie dem Abraham das Evangelium im Voraus verkündigt: In dir werden alle Völker gesegnet werden.
Die Bibel ist reich an Verheißungen und prophetischen Aussagen. Tausendfach hat sie bestätigt, dass ihre Autoren vom Heiligen Geist inspiriert wurden – einem Geist, der über Raum und Zeit steht (2Petr 1:21). Deshalb bleibt die Bibel stets aktuell und zeitlos.
Im heutigen Losungstext stellt sich der allmächtige Gott, wie so oft, als "Jahweh" vor – als der Ewigseiende, der ohne Anfang und Ende existiert (2Mo 3:14). Er ist der Einzige, der nicht erschaffen wurde und schon immer da war. Er hat die Zeitalter oder Weltzeiten geschaffen (griechisch: die Äonen, gemäß Hebr 1:2). Durch sein göttliches Wort wurde alles ins Dasein gerufen (1Mo 1:3), und Johannes beschreibt in seinem Prolog, wie dieses Wort Gottes durch Jesus Christus "Fleisch" wurde (Joh 1:14). Er war auch derjenige, der als Einziger sagen konnte:
"Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen." (Mt 24:35)
Zahlreiche göttliche Prophezeiungen erfüllten sich rasch, doch viele Verheißungen benötigen eine längere Zeit bis zu ihrer Erfüllung. Direkt nach dem Sündenfall empfing Eva die Prophezeiung, dass sie unter Schmerzen Kinder gebären würde – was sich dann auch bald bewahrheitete (1Mo 3:16).
Sie bekam aber auch die Verheißung, dass ihr "Same" der Schlange den Kopf zertreten würde (1Mo 3:15]). In der hebräischen Ausdrucksweise umfasst dieser Begriff allgemein die Nachkommenschaft und macht keinen Unterschied zwischen männlichem Samen und weiblicher Eizelle. Als Eva Kain gebar, sagte sie: "Ich habe einen Mann hervorgebracht mit dem HERRN" (1Mo 4:1). Vielleicht glaubte sie bereits damals, dass dieser Sohn der "verheißene Same" – der angekündigte Nachkomme – sein könnte.
Eva rechnete wohl kaum damit, dass es noch 4000 Jahre dauern würde, bis "ihr Same" der Schlange den Kopf zertreten würde. Dieser entscheidende Sieg über die Schlange geschah erst, als Jesus Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung die Macht des Bösen besiegte (Kol 2:15). Durch die Sünde hatte Satan die Menschheit mit der Macht des Todes beherrscht (Hebr 2:14). Seit Jesus den Tod überwand, indem er die Sünde des gesamten Kosmos "wegtrug" (Joh 1:29), hat Satan seine Macht verloren – zunächst rechtlich ("de jure") und bald auch tatsächlich ("de facto"), wenn er vor dem tausendjährigen Reich gebunden wird (Offb 20:2).
Abraham war ein einfacher, aber wohlhabender Kleinviehhirte, der auf Gottes Geheiß in ein fremdes Land zog und in Zelten lebte (Hebr 11:8-9). Aus menschlicher Sicht erschien sein Leben eher unspektakulär: Er besaß weder die Macht eines ägyptischen Pharaos noch eroberte er zahlreiche Länder wie Alexander der Große. Stattdessen war sein Leben von Warten geprägt – jahrzehntelanges Warten auf den verheißenen Sohn (1Mo 21:5). Und als dieser Sohn endlich da war, sollte Abraham ihn auf Gottes Anordnung wieder hergeben (1Mo 22:2). Ihm wurde zudem prophezeit, dass seine Nachkommenschaft 400 Jahre lang unterdrückt werden würde (1Mo 15:13). Darüber hinaus erhielt er eine Verheißung, die in fernster Zukunft lag. Dies wird in Hebr 11:10 deutlich: "… denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist." Dabei handelt es sich vermutlich um das neue Jerusalem, das in Offb 21 beschrieben wird.
Gerade dieser einfache Mann wurde zu einer Schlüsselfigur der Menschheitsgeschichte, und er hat die Welt stärker geprägt als alle großen Herrscher und Eroberer! Dies zeigt sich allein daran, dass 56% der gesamten Weltbevölkerung den sogenannten "abrahamitischen Weltreligionen" angehören, auch wenn das Verständnis von Abraham und die Glaubensausrichtung in diesen Religionen sehr unterschiedlich ist (31% Christentum, 25% Islam, 0,2% Judentum).
Abraham, der im Vertrauen auf Gott geduldig wartete, wurde zum Vorbild für alle Glaubenden, die durch ihren Glauben von Gott gerecht gesprochen werden (Röm 4:3). Nach Römer 4:11-12 ist Abraham der "Vater aller Gläubigen". So wurden schließlich alle Völker durch ihn gesegnet (Gal 3:8), denn in jeder Nation gibt es Menschen, die wie Abraham auf Gott vertrauen und dadurch gerecht gemacht wurden. Auch wir leben in der Spannung zwischen Verheißung und Erfüllung. Wie Abraham dürfen wir auch auf die Stadt hoffen, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist (Hebr 13:14).
Unser Gott, du großer Gott, mächtig und schrecklich, der du Bund und Treue hältst, achte nicht gering all das Elend, das uns getroffen hat.
Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Nehemia 9 enthält das Bußgebet der Leviten nach der Wiederherstellung der Stadtmauer Jerusalems. Nach der babylonischen Gefangenschaft kehrten die Juden unter Kyros zurück, um zunächst den Tempel und später unter Nehemias Leitung die Stadtmauer wiederaufzubauen (Esr 1:1-4 / Neh 2:1-8). Nach Vollendung des Werkes versammelte sich das Volk und nachdem aus dem Gesetz des Mose vorgelesen wurde, waren sie tief betroffen, woraufhin Nehemia zu ihnen sprach:
"Dieser Tag ist dem HERRN, eurem Gott, heilig! Seid nicht traurig und weint nicht! Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte. Und er sagte [weiter] zu ihnen: Geht hin, esst fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet dem Anteile, für den nichts zubereitet ist! Denn der Tag ist unserem Herrn heilig. Und seid nicht bekümmert, denn die Freude am HERRN, sie ist eure Stärke!" (Neh 8:9-10)
Im 9. Kapitel wird Gott von den Leviten angebetet, indem sie seine Wunderwerke in der vergangenen Geschichte Israels und seine große Treue preisen (Neh 9:5-15). Gleichzeitig bekennen sie die sich ständig wiederholende Treulosigkeit des Volkes und würdigen das Erbarmen Gottes. So lesen wir in Neh 9:31-33:
"Doch in deinen großen Erbarmungen hast du nicht ein Ende mit ihnen gemacht und sie nicht verlassen. Denn ein gnädiger und barmherziger Gott bist du! Und nun, unser Gott, du großer, starker und furchtbarer Gott, der den Bund und die Gnade bewahrt, lass nicht gering vor dir sein all die Mühsal, die uns getroffen hat, … Doch du bist gerecht bei allem, was über uns gekommen ist, denn du hast Treue bewiesen; wir aber, wir haben gottlos gehandelt."
Das Bußgebet aus Nehemia 9 trägt die Merkmale eines priesterlichen Gebets, das stellvertretend die Sünde des ganzen Volkes vor Gott bringt und um Vergebung und Erbarmen bittet (Neh 9:16-37). Solche Gebete, in denen der Betende sich mit den Sünden des Volkes identifiziert, um sie vor Gott zu tragen und seine Vergebung zu erbitten, sind geradezu das „Markenzeichen" der großen Männer Gottes. Beispiele hierfür finden wir bei Abraham (1Mo 18:23-32), Mose (2Mo 32:31-32), David (2Sam 24:17), Daniel (Dan 9) und Paulus (Röm 9:1-5).
Sie alle verkörpern die große Liebe des Messias, der als einziger die Sünde der ganzen Welt auf sich nehmen konnte (Joh 1:29 / 1Jo 2:2). Dies geschah, damit allen vergeben werden kann. Dadurch werden die Ungerechten mit der Gerechtigkeit Jesu Christi beschenkt (2Kor 5:21). So erhalten sie freien Zugang zur himmlischen Herrlichkeit – und damit zum Vaterhaus (Joh 14:2-3).
Am Kreuz von Golgatha vereinten sich alle Mächte der Finsternis gegen den Sohn Gottes und überschütteten ihn mit Hass und Grausamkeit – in der Hoffnung, ihn mit Bitterkeit zu erfüllen (Kol 2:15). Satan bedrängte Jesus bis zum Äußersten und wartete darauf, dass er fluchend mit Hass reagieren würde. Doch aus Jesus kam nur Liebe, als er betete: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23:34). Diese überwältigende Liebe Gottes, die selbst im tiefsten Leid standhält, ist dieselbe Kraft, die uns heute trägt und von der Paulus im Römerbrief so überzeugend spricht.
Im gesamten Universum existiert keine Kraft und keine Macht, die die Liebe Gottes auslöschen oder überwinden könnte (Röm 8:35-39). Deshalb bleiben wir stets mit Gottes Liebe verbunden – auch dann, wenn wir sie nicht spüren können. Das dürfen gerade auch jene wissen, die sich in einer Depression befinden und sich von Gott verlassen fühlen – so wie es Hiob (Hi 19:25-27), David (Ps 22:2) und selbst Jesus erlebten (Mt 27:46)!
Egal, unter welchen Umständen du zu leiden hast und unabhängig davon, was in nächster Zeit passiert — es gibt rein gar nichts, was dich von Gottes Liebe trennen könnte! Auch wenn wir sterben — wir bleiben mit Gottes unendlicher Liebe verbunden (Ps 23:4 / 1Kor 15:55-57)! Glaubst du das?
Es hat dem HERRN gefallen, euch zu seinem Volk zu machen.
Die Apostel priesen Gott und sprachen: Nun hat Gott also auch den anderen Völkern die Umkehr zum Leben gewährt.
"Ein König soll über uns sein, damit auch wir seien wie alle Völker!" So lautete die Forderung des Volkes Israel an Samuel. Dies missfiel Samuel, und Gott sagte daraufhin zu ihm: "Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen! Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll." (1Sam 8:7) Dies war Gottes präzise Analyse über das Motiv seines auserwählten Volkes. Für Gott war es zwar keine Überraschung, aber vermutlich dennoch schmerzhaft – besonders wenn man bedenkt, mit wie viel Liebe und Zuneigung er sich um sein Volk gekümmert hat (5Mo 7:7-8).
Israel sah die Könige der anderen Völker, die sichtbar voranzogen. Sie wünschten sich dasselbe – es schien einfacher, einem menschlichen Herrscher zu vertrauen als einem unsichtbaren Gott. Bei diesem wussten sie nie, wie lange es dauern würde, bis er wieder einen geeigneten Richter einsetzen würde. Uns Menschen fällt es generell schwerer, auf einen unsichtbaren Gott zu vertrauen als auf eine sichtbare Stütze – obwohl alles Sichtbare letztlich viel weniger Sicherheit bietet als der allmächtige Gott (Ps 20:7 / Hebr 11:1).
An dieser Stelle können wir uns auch fragen: Wo tauschen wir heute „das Bessere gegen das Schlechtere"? Woran hängen wir, weil es sichtbarer und greifbarer scheint als Gott? (Jer 2:13)
Trotzdem gab Gott seinem Volk das, was es sich wünschte, obwohl sie mit ihrem Begehren nach einem König das Bessere gegen das Schlechtere eintauschen wollten. Der HERR tat dies, damit sie mit den Folgen ihres Wunsches konfrontiert würden. Diese waren unter anderem:
Ein Königshaus verschlang Unsummen an Geldern, was die Steuerlast jedes Einzelnen erhöhte. Je nach Regent war diese Last besonders für arme Leute kaum tragbar (1Sam 8:11-17).
Häufig übernahm ein korrupter und machtgieriger Sohn die Herrschaft – ein Mann, den Gott nicht gewählt hätte, weil er genau wusste, dass dieser als Führer seines Volkes ungeeignet war (1Kön 12:1-15).
Die Menschen machten sich zu Knechten eines unvollkommenen Herrschers (1Sam 8:17).
Nachdem das Volk Israel von Gott einen König bekam, wurde ihm bewusst, dass es damit gesündigt hatte. Sie fürchteten nun, sterben zu müssen. In 1. Samuel 12 heißt es dann:
"Bitte den HERRN, deinen Gott, für deine Knechte, dass wir nicht sterben! Denn zu all unseren Sünden haben wir das Böse begangen, einen König für uns zu erbitten. Samuel aber sagte zum Volk: Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar all dieses Böse begangen, doch hört nicht auf, dem HERRN nachzufolgen, und dient dem HERRN mit eurem ganzen Herzen! Und weicht nicht ab und folgt nicht den nichtigen [Götzen] nach, die nichts nützen und nicht erretten können, weil sie nichtig sind! Denn der HERR wird sein Volk um seines großen Namens willen nicht verlassen. Denn es hat dem HERRN gefallen, [euch] zu seinem Volk zu machen." (1Sam 12:19-22)
Trotz ihrer Fehlentscheidung blieb Gott seinem Volk treu und machte deutlich, worauf es wirklich ankommt: weiterhin von ganzem Herzen dem HERRN nachzufolgen und den Götzendienst zu meiden. Diese Stelle zeigt eindrücklich: "Gott bleibt treu, auch wenn wir Menschen untreu werden! Seine Berufungen sind unwiderruflich, und so dürfen wir bis heute erleben, wie Gott seinem Volk Israel beisteht." (2Tim 2:13 / Röm 11:29)
Israel ist und bleibt das auserwählte Volk Gottes (Röm 11:1-2). Aufgrund dieser Überzeugung glaubten die ersten Christen in Jerusalem, dass Gott sein Heilswerk nur mit denjenigen fortsetzen würde, die bereits zu seinem Volk gehörten oder sich als Proselyten dem Volk Israel angeschlossen hatten. Proselyten übernahmen den "jüdischen Glauben" samt seiner Sitten und Gebräuche – einschließlich der Beschneidung und der Einhaltung aller religiösen Vorschriften (Apg 15:1).
In Apostelgeschichte 10 eröffnete Gott ein neues Kapitel seiner Heilsgeschichte: Durch eine eindrucksvolle Vision zeigte er dem Apostel Petrus, dass er auch Heiden auserwählt und reinigt. Diese müssen nur Buße tun und umkehren, um mit Gott in Gemeinschaft zu treten – ohne zuvor Proselyten werden zu müssen (Apg 10:15 / Apg 10:34-35).
Diese Erkenntnis war für die jüdische Gemeinde in Jerusalem zunächst "schwer verdaulich". Doch bald freuten sie sich darüber, dass Gott sein Heil – das er ihnen durch Jesus Christus geschenkt hatte – nun auf alle Menschen ausweitete. Die Apostel priesen Gott und bekannten: "Nun hat Gott also auch den anderen Völkern die Umkehr zum Leben gewährt." (Apg 11:18) Ohne das Ereignis aus Apostelgeschichte 10 hätte ich heute keine Andacht über Gottes Heil schreiben können! 😀
Wie Israel damals sehnen auch wir uns oft nach sichtbaren Sicherheiten. Doch wahre Geborgenheit finden wir nur bei Gott, der treu bleibt – auch wenn wir untreu sind (Ps 62:2-3). Und so dürfen wir mit den ersten Christen staunen: Sein Heil gilt nicht nur Israel, sondern allen Menschen. Auch dir und mir – heute (Tit 2:11 / Joh 3:16).
Gott sende seine Güte und Treue.
Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.
David befand sich auf der Flucht vor Saul und versteckte sich in einer Höhle (1Sam 22:1 / 1Sam 24:4). Diese Notlage löste in ihm vermutlich eine beklemmende Angst aus. Doch sie bewirkte noch etwas anderes: Sie führte dazu, dass er sich intensiv an seinen Gott klammerte. Durch diese Erfahrung vertiefte sich seine Vertrauensbeziehung zum HERRN (Ps 56:4). Aus dieser innigen Verbindung heraus verfasste David den wunderbaren Psalm 57, der mehrere herausragende Kostbarkeiten enthält. In der Elberfelder Bibel lesen wir in den Versen 3 und 4:
"Ich rufe zu Gott, dem Höchsten, zu dem Gott, der es für mich vollendet. Er sende vom Himmel und rette mich; … Gott sende seine Gnade und seine Wahrheit, [er errette] meine Seele."
David bat um göttliche Hilfe vom Himmel, indem er den HERRN anflehte, ihm seine Gnade und Wahrheit zu senden, um seine Seele zu retten (Ps 57:3-4). In dieser Situation wurde David nicht nur vor seinem Feind bewahrt; er verfasste auch Worte, die zu einer bedeutsamen Prophezeiung über den kommenden Messias wurden. Johannes schreibt dazu:
"Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Einzigen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Joh 1:14)
Jesus Christus ist die personifizierte Gnade und Wahrheit, der vom Himmel kam (Joh 3:13), unsere Seelen von Sünden befreite (Mt 1:21) und uns dadurch auch vom Tod errettete (Röm 6:23).
Das hebräische Wort "chesed" bedeutet nicht nur "Gnade", sondern umfasst auch "Güte, Huld und Barmherzigkeit". Ebenso trägt der Begriff "emet" mehrere Bedeutungen wie "Wahrheit, Treue, Beständigkeit".
Davids Bitten, die zugleich hoffnungsvolle Verheißungen wurden, können wir als geistliche Frucht betrachten, die aus seiner innigen Verbindung mit Gott entstanden ist. Geistliche Frucht entsteht stets aus einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Jesus Christus. Deshalb vergleicht Jesus unsere Beziehung zu ihm mit einer Rebe, die am Weinstock wächst, um genießbare Früchte hervorzubringen (Joh 15:1-5).
Ohne Verbindung zum Weinstock entstehen keine genießbaren Trauben (Joh 15:4). Genau dieses Problem hatten die Galater im geistlichen Sinn. Sie versuchten, durch eigene Anstrengungen und die Einhaltung des Gesetzes vor Gott gerecht zu werden (Gal 3:2-3). Ihr Fokus lag auf dem Tun statt auf der Verbindung zu Gott.
Um es bildlich auszudrücken: Sie schnitzten eine Rebe aus Holz und bemalten sie mit schönen Farben, sodass sie ansprechend und sogar echt aussah. Diese Rebe symbolisiert die Gesetzeswerke und ist ungenießbar, weil sie von Menschen gemacht wurde – im Gegensatz zu jener Frucht, die durch eine echte Verbindung zum Weinstock natürlich gewachsen und gereift ist.
Wer aus Glauben und Vertrauen auf den HERRN lebt, ist mit Ihm verbunden (Gal 2:20). Aus dieser Liebesbeziehung entsteht dann auf natürliche Weise die geistliche Frucht, wie sie Paulus in Galater 5:22-23 beschreibt:
Die göttliche bedingungslose Liebe, die alles trägt und das Böse nicht zurechnet (1Kor 13:4-7)
Die Freude, die durch die Liebe, Gnade und Barmherzigkeit entsteht und die niemand mehr wegnehmen kann (Joh 16:22)
Der Friede, der höher ist als alles menschliche Denken und der unsere Herzen und Gedanken bewahrt (Phil 4:7)
Die Langmut oder Geduld, die Ungerechtigkeit ertragen kann, ohne Vergeltung zu üben (Kol 3:12-13)
Die Güte, die sich durch eine wohlwollende Einstellung und Handlungen gegenüber anderen zeigt und sich in den Dienst anderer stellt (Mt 5:44-45)
Die aktive Rechtschaffenheit oder Großzügigkeit, die bereit ist, anderen Gutes zu tun (Eph 5:9)
Der Glaube bzw. das Vertrauen in Gott, das auch Treue und Zuverlässigkeit im Umgang mit anderen hervorbringt (Hebr 11:1 / 2Tim 2:13)
Die Sanftmut oder Milde, die aus einer von Gott gewirkten Demut erwächst. Im Gegensatz zu Schwäche ist sie eine Stärke unter Kontrolle (Mt 5:5).
Die Selbstbeherrschung oder Enthaltsamkeit – die Fähigkeit, Begierden und Leidenschaften zu kontrollieren (2Petr 1:6 / 1Kor 9:25).
Diese neunfache Frucht wächst allein aus einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Jesus Christus und nicht durch akribisches Befolgen gesetzlicher Vorschriften (Gal 5:18). Wenn wir im Weinstock bleiben, bringt Gott in uns Frucht, die bleibt (Joh 15:16).
Ich will dem HERRN sehr danken mit meinem Munde und ihn rühmen in der Menge.
Jesus legte die Hände auf die verkrümmte Frau; und sogleich richtete sie sich auf und pries Gott.
Wer den Psalm 109 liest, ist möglicherweise irritiert. Der Text spricht intensiv von Vergeltung, Rache und dem Verderben der Feinde. Es erscheint seltsam, wenn man bedenkt, dass diese Texte auch gesungen wurden. Doch das ist nicht alles. Da diese Lieder zum Wort Gottes gehören und sich kaum mit der von Jesus gepredigten Feindesliebe vereinbaren lassen (Mt 5:44), erschüttert dies vielleicht unser Gottesbild. Wir fragen uns: „Wie lassen sich solche Texte mit einem Gott der Liebe vereinbaren?" (1Jo 4:8)
Wir verbinden Vergeltung und Rache oft mit Hass und dem Wunsch, dass unsere Feinde leiden – und übertragen diese Gefühle auf Gott. Genau hier liegt das Problem! Gott erfreut sich weder am Leid der Feinde (Hes 33:11) noch wünscht er das Verderben der Gottlosen. Seine Vergeltung ist vielmehr ein Mittel, die Bösen mit den Folgen ihres Tuns zu konfrontieren, damit auch ihnen Umkehr möglich wird (Röm 12:19-21).
David wurde massiv verfolgt und bedrängt (1Sam 18:9-11)! Sein Wunsch nach Vergeltung von Seiten Gottes entsprang vor allem der Sehnsucht nach Befreiung. Möglicherweise empfand er auch Gefühle der Wut und den Wunsch nach Rache – er war ein Mensch wie wir. Doch wir sollten uns davor hüten, diese Emotionen einfach auf Gott zu übertragen.
Was die Psalmen einzigartig macht, ist ihre authentische Darstellung menschlicher Gefühle und der gesunde Umgang mit diesen (Ps 62:9). David schildert eindringlich, wie die Verfolgung ihn beeinflusste und welche Emotionen sie in ihm auslöste. Indem er alles vor Gott ausbreitet, wächst sein Vertrauen auf den HERRN. So kann er am Ende dieses „düsteren Psalms" in Dankbarkeit Gott preisen und anbeten. Der letzte Vers lautet dann:
"Denn er steht zur Rechten des Armen, um ihn von denen zu retten, die seine Seele richteten." (Ps 109:31)
So wie David am Ende trotz aller Bedrängnis zum Lobpreis findet, so erhebt sich auch die Frau nach ihrer langen Leidenszeit und preist Gott. Die verkrümmte Frau litt seit achtzehn Jahren unter einem "Geist der Schwäche" (Lk 13:11). Anders als David wurde sie nicht von Menschen verfolgt, doch Jesus beschreibt sie als eine Tochter Abrahams, die der Satan gebunden hat – eine Form der Bedrängnis, die man durchaus als Verfolgung verstehen könnte (Lk 13:16). Die Bibel berichtet nicht, ob oder wie lange sie zuvor Gott um Hilfe angefleht hatte. Fest steht jedoch: Achtzehn Jahre sind eine außerordentlich lange Zeit des Leidens.
Jesus begegnet ihr am Sabbat in einer Synagoge und heilt sie (Lk 13:10-13). Sofort tut sie das einzig Richtige: Sie verherrlicht Gott und gibt ihm die Ehre! Doch anstatt sich mit dieser befreiten Frau zu freuen, ärgert sich der Synagogenvorsteher über die Heilung am Sabbat. Er betrachtet das Heilen als "Arbeit", die am Sabbat verboten sei (2Mo 20:8-11). Vermutlich spielte auch die Eifersucht eine gewisse Rolle.
Jesus stellt klar, dass notwendige Hilfsdienste am Sabbat durchaus geboten sind (Mk 2:27). Er verweist darauf, dass selbst gesetzestreue Juden ihr Schaf am Sabbat retten würden, wenn es in eine Grube gefallen ist (Mt 12:11-12). Mir ist auch keine religiöse Gruppierung bekannt, die einem verletzten Menschen am Sabbat die notwendige Hilfe verweigern würde.
Der Tag wird kommen, an dem Jesus uns endgültig von aller Not, Krankheit und Gebundenheit befreien wird (Offb 21:4). Schon jetzt dürfen wir ihn dafür loben – so wie David, so wie die Frau in der Synagoge, so wie alle, die seine befreiende Hand erfahren haben (Ps 103:1-5).
Gott spricht: Ich will für Israel wie der Tau sein, dass es blüht wie eine Lilie.
Jesus spricht: Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.
Tau, der dem Erdboden Feuchtigkeit spendet, steht in der Bibel symbolisch für den himmlischen Segen Gottes (1Mo 27:28 / 5Mo 33:28 / Sach 8:12). Umgekehrt hat das Ausbleiben von Tau Trockenheit und Unfruchtbarkeit zur Folge und ist daher ein Symbol für Fluch und Gericht Gottes (2Sam 1:21 / 1Kö 17:1 / Hag 1:10).
Das Buch des Propheten Hosea endet mit einem Ausblick in die Zeit, in der Israel zu seinem Gott umkehrt (Hos 14:2-4) und den uneingeschränkten Segen Gottes genießen darf. Gott selbst, der sich mit der fruchtbaren Wirkung des Taus identifiziert, garantiert seinem Volk Gedeihen, Wohlstand und Sicherheit (Hos 14:6-9). ER wird Israel vollumfänglich mit allem versorgen, was die Bewohner des Landes benötigen, und mit einer Herrlichkeit versehen, die mit der üppigen Blütenpracht einer Lilie vergleichbar ist.
In seiner Bergpredigt greift Jesus das Bild von der prachtvollen Lilienblüte auf (Mt 6:28). Er knüpft an die Eigenschaft des menschlichen Herzens an, sich um die Dinge, die lebenswichtig erscheinen, Sorgen zu machen, und dabei die eigentlich entscheidenden Aspekte des menschlichen Lebens aus den Augen zu verlieren: „Seid nicht besorgt für euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung (Mt 6:25)?"
Jesus will uns vom Sorgengeist befreien und verweist auf seinen himmlischen Vater, der ein Versorger aller seiner Kinder ist: „Seht hin auf die Vögel des Himmels, dass sie weder säen noch ernten noch in Scheunen sammeln, und euer himmlischer Vater ernährt sie ⟨doch⟩. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? … Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, dass selbst nicht Salomo in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen." (Mt 6:26 / Mt 6:28-29).
Gott ist unser Versorger – das ist eine geistliche Tatsache, die den Sorgengeist vertreibt und uns innerlich frei macht für das, was aus Gottes Perspektive das wirklich Wichtige ist: Die Frage, wie Seine Ehre, Seine Herrlichkeit, Seine Herrschaft und Seine Gerechtigkeit in unserem Leben Gestalt gewinnen: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden (Mt 6:33 / Lk 12:31)." Kannst du das glauben?
Georg Müller, der „Waisenvater von Bristol", hat Jesus beim Wort genommen und auf beeindruckende Weise erlebt, dass Gott denen, die ihm vertrauen, ein Versorger ist. Als er mit dem Elend der Straßenkinder in Bristol konfrontiert wurde, fühlte er sich berufen, ein Heim für diese verwahrlosten Kinder aufzubauen (Jak 1:27). Dabei handelte er nach dem Grundsatz, dass er und seine Mitarbeiter niemals etwas von anderen Menschen erbitten sollten, sondern allein Gott ihm alles Notwendige zukommen lassen sollte (Mt 7:7-8). Was für ein Vertrauen! Gott belohnte dieses glaubensvolle Vertrauen so eindrücklich, dass Georg Müller Wunder um Wunder erlebte und am Ende seines Lebens fünf Waisenhäuser unterhielt, in denen mit Hilfe von 600 Mitarbeitern rund 2000 Waisenkinder versorgt werden konnten.
Corrie ten Boom sagte einmal: „Wer sorgt, nimmt die Verantwortung Gottes auf die eigenen Schultern." An dieser Last verheben wir uns! Gott weiß doch am besten, was wir benötigen (Mt 6:32), und er wird uns niemals im Stich lassen!
So können wir getrost dem Rat des Apostels Paulus folgen:
„Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus (Phil 4:6-7)."
Nimm ja nicht von meinem Munde das Wort der Wahrheit.
Sie haben Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient statt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit.
In den USA wurde eine Zeit lang ein Blutverdünnungsmittel verkauft, das als Heparin gekennzeichnet war – ein wirksames Mittel, um Thrombosen oder Embolien zu verhindern. Doch statt Heparin enthielt das Medikament nur einen billigen und unwirksamen Ersatzstoff. Die Folgen waren katastrophal: schwere allergische Reaktionen, Blutdruckabfälle, Organversagen und dadurch auch mehrere Dutzend Todesfälle.
Dieses Beispiel zeigt, wie tödlich eine Falschinformation sein kann. Die erste Lüge aus 1. Mose 3 war ebenfalls tödlich. Die Frau glaubte der Lüge, die ihr die Schlange auftischte, und die Folgen davon spüren wir bis heute (1Mo 3:4-5). Das Lügen gehört zum Kerngeschäft Satans (Joh 8:44). Meist ist sie in Wahrheit "eingepackt", sodass man sie kaum erkennt. Je echter das Unechte erscheint, desto schwieriger ist es, die Fälschung zu durchschauen.
Weder umfangreiches Wissen noch Intelligenz schützen uns vor Satans Lügen. Zu häufig lassen sich die Mächtigen dieser Welt von Geld, Macht und Stolz blenden, ohne zu bemerken, dass sie dadurch Satan bereits "auf den Leim" gegangen sind (1Tim 6:9-10). Letztlich sind wir alle gefährdet – besonders weil die Lüge manchmal besser in unser Lebenskonzept passt als die oft unbequeme Wahrheit (2Tim 4:3-4).
Der Autor des 119. Psalms war ein echter "Wortliebhaber" – jemand, der sich am Wort Gottes und den Anweisungen des HERRN mehr erfreute als an allem anderen (Ps 119:47-48). Dies bildet eine hervorragende Grundlage, um Lügen zu erkennen und ihnen zu widerstehen.
Dennoch erkannte der Psalmist die Gefahr, dass das Wort der Wahrheit "aus seinem Mund" verschwinden könnte, wenn der HERR ihn nicht davor bewahren und ihm diese Gnade schenken würde. Auch wir benötigen dieses demütige Bewusstsein – ohne Gottes Schutz unseres Herzens könnten wir das Wort der Wahrheit leicht verlieren (Hebr 2:1).
Paulus weist in Römer 1 darauf hin, dass vielerorts Wahrheit gegen Lüge eingetauscht wurde. Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele, doch der Apostel nennt in Vers 25 eines der bedeutendsten: Vergängliche Geschöpfe oder Gegenstände werden zu Göttern erhoben, während der allmächtige Schöpfer missachtet wird (Röm 1:25). Ägyptische Pharaonen, römische Cäsaren und andere Autokraten verlangten göttliche Verehrung von ihren Untertanen – obwohl sie alle nur sterbliche Menschen waren.
Jeder Mensch steht in der Gefahr, etwas über Gott zu stellen. Wenn wir etwas mehr verehren als Gott oder jemandem mehr vertrauen als dem Schöpfer selbst, wird dieser zum Ersatzgott in unserem Leben (Mt 6:24). In diesem Moment haben wir – vielleicht unbewusst – die Wahrheit gegen eine Lüge eingetauscht.
Der wahre Gott ist nur derjenige, der das gesamte Universum erschaffen und allen Lebewesen das Leben geschenkt hat (Joh 1:3 / Apg 17:24-25). Er allein verkörpert die absolute Wahrheit. Eine der verbreitetsten Täuschungen unserer Zeit behauptet hingegen, dass es keine absolute Wahrheit gäbe.
Die Lüge zerstört das Vertrauen, während Wahrhaftigkeit die Grundlage für jede freundschaftliche und dauerhafte Beziehung bildet – sowohl zu Gott als auch zu den Menschen (Spr 12:22).
Wenn wir wahrhaftig und authentisch leben, auf Gottes Wort achten und dem HERRN gehorchen, werden wir die Wahrheit, die uns zum wahren Licht führt, mit zunehmender Klarheit erkennen (Joh 8:31-32). Nur wer im Licht der Wahrheit lebt, bleibt frei von der zerstörerischen Macht der Lüge (Joh 3:19-21).
Von Gott werde dir geholfen, und von dem Allmächtigen seist du gesegnet.
Das Evangelium ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben.
Von einem Bruder hörte ich, wie er kurz vor seinem Tod alle seine Kinder und Enkel zu sich rief und sie segnete. Was für ein wunderschönes Vermächtnis! Ich denke, dass dies wertvoller war als das materielle Erbe, das er seinen Kindern hinterließ. Vermutlich ließ er sich dabei unter anderem von Jakob inspirieren, der kurz vor seinem Tod seine zwei Enkel und zwölf Söhne segnete (1Mo 48 + 49).
Die letzten drei Kapitel der Genesis (1. Mose) zeigen eine bemerkenswerte Struktur: In Kapitel 48 segnet Jakob zunächst seine beiden Enkel – Josephs Söhne Ephraim und Manasse – wobei er den jüngeren Ephraim als den "Größeren" bezeichnet. Danach, in Kapitel 49, segnet er seine zwölf Söhne. Das abschließende 50. Kapitel berichtet über Jakobs Tod, Josephs versöhnliche Haltung gegenüber seinen Brüdern und schließlich über Josephs eigenen Tod (1Mo 50:1-26).
Der heutige Losungsvers enthält einen Teil des Segens über Joseph. Neben der Zusage göttlicher Hilfe erhielt er auch die Verheißung, vom Allmächtigen gesegnet zu sein – mit Segnungen des Himmels und der Tiefe (1Mo 49:25). Welche Geheimnisse in diesem Segen verborgen liegen, können wir nur erahnen.
Der besonders gesegnete Ephraim war keineswegs ein "Musterkind" – im Gegenteil: Er war ein "Sohn", der Gott besonders viel Mühe bereitete. So lesen wir in Jer 31:20:
"Ist mir Ephraim ein teurer Sohn oder ein Kind, an dem ich Freude habe? Denn sooft ich auch gegen ihn geredet habe, muss ich ⟨doch⟩ immer wieder an ihn denken. Darum ist mein Innerstes um ihn erregt. Ich muss mich über ihn erbarmen, spricht der HERR."
Sowohl aus dieser Stelle als auch aus zahlreichen Versen des Propheten Hosea wird deutlich, dass Ephraim ein "Sorgenkind" war, das Gott dennoch besonders liebte (Hos 11:1-4). Hosea schildert, wie Ephraim und die zehn Stämme des Nordreiches ihre Identität verloren, als er ankündigte: "Ihr werdet die Bezeichnung 'mein Volk' verlieren" (Hos 1:9). Der Grund dafür lag in ihrer anhaltenden "geistlichen Hurerei" – sie beteten fremde Götter an (Hos 4:17 / 8:11).
Doch Hosea verhieß auch eine neue Identität:
„… und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: ‚Ihr seid nicht mein Volk!', wird zu ihnen gesagt werden: ‚Söhne des lebendigen Gottes!'" (Hos 2:1)
Der Apostel Paulus zitiert diese Stelle in Röm 9:26, nachdem er erläutert hatte, dass Gott nicht nur Juden berufen hat, sondern auch Menschen aus den Nationen (Röm 9:24-25).
Diese Berufung begann, als die Apostel das Evangelium auch den Heidenvölkern verkündeten (Apg 10:34-35 / 13:46-48). Alle Menschen aus den Nationen, die dieser Guten Botschaft Gottes glauben, erfahren dann, dass das Evangelium tatsächlich eine Kraft Gottes ist – eine Kraft, die jeden Glaubenden rettet (Röm 1:16).
Paulus schreibt in Eph 1:3, dass die Gläubigen mit jedem geistlichen Segen aus den überhimmlischen Welten gesegnet sind, ähnlich wie Joseph, der von Jakob mit "Segnungen des Himmels" gesegnet wurde (1Mo 49:25-26).
Dieser Segen aus Eph 1:3 umfasst weitaus mehr als jeder vorstellbare irdische Segen. Glaubst du das?
Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.
Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.
Die revolutionäre Aussage Jesu, seine Feinde zu lieben, ist vielen Menschen bekannt, besonders in christlich geprägten Ländern. Viele empfinden diese Aussage auch als erstrebenswert, weil sie das Potenzial hat, die Hassspirale zu durchbrechen (Röm 12:20-21). Durch die Feindesliebe können Vergebung und Versöhnung entstehen. Die Feindesliebe war nicht selten der Auslöser für die Heilung von zerstörten Beziehungen.
So schön und vollkommen die Aussage Jesu ist, so herausfordernd ist ihre praktische Umsetzung. Wut und Bitterkeit aus erfahrenen Verletzungen sowie unser eigener Stolz können uns derart blockieren, dass wir uns unfähig fühlen, Feindesliebe zu praktizieren (Eph 4:31-32). Wahre göttliche Liebe kann auch nur dort wirksam werden, wo Menschen nicht mehr von Egoismus und Gier beherrscht werden.
Um Feindesliebe wirklich praktizieren zu können, brauchen wir zum einen den Willen dazu und zum anderen eine grundlegende innere Erneuerung (Röm 12:2). Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine Gesellschaft nicht allein durch Gesetze oder moralische Appelle verändert werden kann.
Gott wusste dies von Anfang an. Deshalb verhieß er durch die Propheten Hesekiel und Jeremia, den Menschen ein neues Herz und einen neuen Geist zu geben (Hes 36:26 / Jer 31:33). Diese tiefgreifende innere Erneuerung geschieht ausschließlich durch den Heiligen Geist, den Gott jenen schenkt, die ihm ihr Herz öffnen.
Seit dem Pfingstfest vor fast 2000 Jahren werden Menschen bleibend mit dem Heiligen Geist erfüllt, sodass er in ihnen „Wohnung nimmt" (1Kor 3:16). Durch den Heiligen Geist ist die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen (Röm 5:5), die es uns überhaupt erst ermöglicht, sogar unsere Feinde bedingungslos zu lieben.
Corrie ten Boom, eine niederländische Christin, durfte das erfahren und auch praktizieren. Während des Zweiten Weltkriegs leistete sie gegen die Nazis Widerstand, indem sie mit ihrer Familie Juden versteckte. Für diese mutige Tat wurde sie verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert.
Nach Kriegsende reiste sie weltweit umher und sprach über Vergebung (Kol 3:13). In München begegnete sie einem ehemaligen SS-Wachmann aus Ravensbrück, der sie wiedererkannte und, nachdem er zum Glauben gefunden hatte, um Vergebung bat.
In diesem Moment kämpfte Corrie mit sich selbst. Die schmerzhaften Erinnerungen an das Lager und den Tod ihrer Schwester Betsie machten es ihr zunächst unmöglich, seine ausgestreckte Hand zu ergreifen. Doch im stillen Gebet bat sie Gott um Kraft (Phil 4:13), und als sie schließlich seine Hand nahm, durchströmte sie eine Welle der Liebe, die ihr ermöglichte, ihm aufrichtig zu vergeben.
Diese Geschichte veranschaulicht eindrucksvoll, wie ein "neues Herz" und ein "neuer Geist", wie es Hesekiel verheißen hat, uns befähigen, sogar Feinde zu lieben – genau wie Jesus es in der Bergpredigt gelehrt (Mt 5:44-45) und selbst vorgelebt hat, als er am Kreuz rief:
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." (Lk 23:34)
Öffne dich dem Geist Gottes und lass dich mit seiner Liebe erfüllen (Gal 5:22-23) – nur so kannst du lernen, bedingungslos zu lieben, denn das ist das wahre „Markenzeichen" der Kinder Gottes (Joh 13:35)!
Vielleicht stehst du gerade selbst vor einer Person, der du nur schwer vergeben kannst. Lade Gottes Geist ein, dein Herz zu erneuern – und er wird dich befähigen, mehr zu lieben, als du aus dir selbst könntest (2Kor 5:17).
Wer bin ich, Herr HERR, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast?
Als Lydia aber mit ihrem Hause getauft war, bat sie uns und sprach: Wenn ihr anerkennt, dass ich an den Herrn glaube, so kommt in mein Haus und bleibt da.
Nachdem König David Jerusalem erobert hatte und der HERR ihm ringsumher Ruhe verschafft hatte (2Sam 7:1), baute er sich in der Stadt ein schönes Zedernhaus zum Wohnen. David war Gott überaus dankbar für all den Segen, den er empfangen durfte. Während seiner Besinnung wurde ihm jedoch bewusst: Er wohnte in einem komfortablen Haus, während die Bundeslade, die die Gegenwart Gottes symbolisierte, in einem einfachen Zelt untergebracht war (2Sam 7:2). David empfand das Zelt als nicht mehr würdig genug und war überzeugt: Für Gott war nur das Beste gut genug. Darum fasste er den Entschluss, für Gott ein Haus zu bauen – doch zuvor wollte er sich beim Propheten Nathan rückversichern. Nathan bestärkte ihn in seinem Vorhaben (2Sam 7:3).
In der darauffolgenden Nacht aber sprach der HERR zu Nathan und gab ihm eine Botschaft für David: „Du willst mir ein Haus bauen? Ich habe nie verlangt, dass man mir ein Haus baut. Ich bin immer in einem Zelt mit euch umhergezogen!" (2Sam 7:5-7) – Welch überraschende Antwort. Der HERR erkannte Davids Wunsch, ihn zu ehren, und sicher freute er sich über dessen Haltung. Aber es war nicht seine Absicht, in einem steinernen Tempel zu wohnen. Als Salomo Jahrzehnte später den Tempel einweihte, bekannte er: Der allmächtige Gott ist so groß, dass ihn nicht einmal die Himmel der Himmel fassen können, geschweige denn ein von Menschen gebautes Haus (1Kö 8:27).
Doch warum bekam Mose in der Wüste den Auftrag, dem HERRN ein Zelt zu bauen, in dem die Bundeslade ihren Platz finden sollte? (2Mo 25:8-9) In der Bibel ist das Zelt ein Bild für den irdischen Leib (2Kor 5:1). Gott wollte in einem Zelt unter uns sein – d.h. er wollte zunächst als Mensch unter uns wohnen, damit wir sein Vaterherz kennenlernen. Darum schreibt Johannes:
„Und das Wort (d.h. Christus) wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit." (Joh 1:14)
Dass Gott von seinem Volk nicht verlangte, ihm einen Tempel aus Stein zu bauen, hat also eine tiefe symbolische Bedeutung.
In seiner Botschaft an David kündigte Gott an, dass er ihm selbst ein Haus bauen werde, indem er ihm einen Nachkommen schenken würde, der das Haus Gottes errichten sollte (2Sam 7:11-13). Diese Zusage erfüllte sich zunächst sichtbar, als Salomo den ersten Tempel bauen durfte (1Kö 6). Die eigentliche geistliche Erfüllung aber kam erst durch den „wahren Sohn Davids" (Mt 1:1). Durch sein Opfer begann er, das wahre Haus Gottes zu bauen – einen unsichtbaren, geistlichen Tempel. Wie die Stiftshütte in der Wüste ein Bild für den irdischen Leib Jesu war, so ist auch der steinerne Tempel ein Hinweis auf den geistlichen Leib Christi, der ewig bestehen wird (Hebr 9:11-12).
Die Gemeinde Jesu, die in der Schrift auch als „Leib Christi" bezeichnet wird (1Kor 12:27), nennt Paulus den „Tempel Gottes" (1Kor 3:16-17). Petrus wiederum ermutigt die Gläubigen, sich als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus aufbauen zu lassen (1Petr 2:5).
Gott hatte David durch Nathan zugesagt, dass sein Nachkomme dem Namen des HERRN ein Haus bauen würde – und dass der HERR selbst den Thron seines Königtums für ewig festigen werde (2Sam 7:13-16).
Als David diese Botschaft hörte, konnte er nur demütig staunend und anbetend ausrufen: „Wer bin ich, Herr HERR, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher gebracht hast?" (2Sam 7:18)
Das Wort „Haus" meint in der Bibel oft nicht nur ein Gebäude, sondern auch die Familie oder die Bewohner eines Hauses (Jos 24:15). Ein schönes Beispiel dafür finden wir in Apostelgeschichte 16: Die wohlhabende Purpurhändlerin Lydia aus Philippi kam zum Glauben an Jesus Christus – und mit ihr auch ihr ganzes Haus. Alle Bewohner ihres Hauses ließen sich taufen (Apg 16:14-15).
Danach lud Lydia Paulus und seine Begleiter ein, in ihrem Haus zu bleiben. Diese gelebte Gastfreundschaft war nicht nur für sie selbst, sondern für ihr ganzes Haus ein großer Segen (Hebr 13:2). Viele erhielten dadurch die Gelegenheit, noch mehr von Paulus' Verkündigung zu hören. Manche Ausleger vermuten sogar, dass das Haus der Lydia zum ersten Versammlungsort der Gemeinde in Philippi wurde (Apg 16:40). Auch dadurch erfuhr ihr Haus eine ganz besondere Segensgeschichte.
Haltet dem HERRN, eurem Gott, die Treue, so wie ihr es bisher getan habt.
Wir wollen die Versammlung der Gemeinde nicht verlassen, wie es bei einigen üblich geworden ist, sondern einander mit Zuspruch beistehen, und dies umso mehr, als ihr den Tag nahen seht.
Durch Josua hat der HERR die lang ersehnte Verheißung erfüllt – sein auserwähltes Volk in das Land Israel zu führen. Mehrere hundert Jahre mussten sie darauf warten, doch nun ist es Wirklichkeit geworden. Dies zeugt von Gottes Zuverlässigkeit und Treue: Wenn der Allmächtige etwas verspricht, hält er es auch (4Mo 23:19 / Jos 21:45). Allerdings lässt das Verheißene oft auf sich warten und erfüllt sich meist später, als Menschen es erwarten (Hab 2:3).
Während Josuas Lebenszeit blieben die Israeliten überwiegend ihrem Gott treu. Dies geschah vermutlich aus Dankbarkeit für Gottes Segnungen in dieser Zeit und weil sie in Josua eine starke, zuverlässige Führungspersönlichkeit hatten, die durch tiefes Gottvertrauen geprägt war (Jos 24:31).
Im heutigen Losungsvers ermutigt Josua sein Volk, dem HERRN treu zu bleiben. Das hebräische Verb "tidbaku" stammt von der Wurzel "dabaq", was "anhängen, anhaften, kleben" bedeutet. Es ist dasselbe Wort, das für die Vereinigung von Mann und Frau verwendet wurde, als Gott die Ehe einsetzte (1Mo 2:24). Das Wort Gottes nutzt hier – wie an anderen Stellen auch – das Bild einer ehelichen Gemeinschaft, um die tiefe Verbundenheit zu Seinem Volk zu veranschaulichen (Hos 2:19-20). Seine Beziehung zu Israel gleicht einem idealen Ehebund, geprägt von Liebe und Treue. Deshalb ermutigte Josua die Israeliten, weiterhin fest am HERRN zu halten.
Auch Paulus verwendet das Bild der Ehe, um die innige Verbundenheit zwischen Jesus Christus und seiner Gemeinde zu veranschaulichen (Eph 5:31-32). So wie Christus sich untrennbar mit uns verbunden hat und an uns "klebt", dürfen auch wir in Liebe an ihm festhalten.
Seine Gemeinde besteht aber nicht aus "Einzelkämpfern", die unabhängig voneinander agieren, sondern aus einer Gemeinschaft, die ebenso tief miteinander verbunden ist wie Christus mit seiner Gemeinde (1Kor 12:12-27).
Die Empfänger des Hebräerbriefes litten unter Verfolgung, weshalb viele geneigt waren, die Versammlungen zu meiden, um sich selbst zu schützen. Der Autor ermahnt jedoch die Gemeindemitglieder eindringlich, dies nicht zu tun, da sie gerade in schwierigen Zeiten den gegenseitigen Zuspruch und die Stärkung durch die Gemeinschaft benötigten (Hebr 10:32-36).
Heute gibt es noch zahlreiche andere Gründe, warum Menschen die Gemeinschaft mit Christusgläubigen meiden: Meinungsverschiedenheiten, unterschiedliche theologische Auffassungen, Enttäuschungen über Fehler in der Gemeinde oder bei einzelnen Mitgliedern.
Wir sind jedoch grundlegend aufeinander angewiesen. Liebe kann nur innerhalb einer Gemeinschaft erlernt und gelebt werden (1Jo 4:7-12). In der Gemeinschaft ermutigen wir einander und leisten praktische Hilfe (Gal 6:2 / 1Thes 5:11). Zudem erhalten wir dort die notwendige Korrektur, die jeder von uns braucht (Spr 27:17).
Livestreams und digitale Angebote sind ein großer Segen – sie erweitern unseren Horizont und geben Zugang zu Lehre und Ermutigung. Doch sie können die persönliche Begegnung nicht ersetzen. Praktische Nächstenliebe, gegenseitige Ermutigung und auch Korrektur geschehen nur dort, wo wir wirklich miteinander unterwegs sind (Apg 2:42-47).
Gemeinschaft ist nicht immer einfach. Unterschiedliche Prägungen, theologische Sichtweisen oder auch Enttäuschungen gehören dazu. Und doch bleibt sie ein unverzichtbares Geschenk: Gott selbst stellt uns in eine geistliche Familie, damit wir einander tragen, stärken und in der Liebe wachsen (Kol 3:12-14 / Eph 4:15-16).
Wohl allen, die auf ihn trauen!
Durch Christus Jesus haben wir Freimut und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.
Der Psalmist beendet den Psalm 2 mit einem Jubelruf, der gleichzeitig eine große Verheißung beinhaltet. Er verspricht denen Wohlergehen, vollumfängliche Glückseligkeit, die „ihm" trauen, sich bei „ihm" bergen. Der erste Teil dieses Verses macht klar, wem unser Vertrauen gehören soll: Dem „Sohn" des HERRN (Ps 2:11-12a)! Von diesem Sohn ist bereits im 7. Vers dieses Psalms die Rede – wir finden also in Psalm 2 klare Christusprophetie (Hebr 1:5)!
Der Lehrtext aus Epheser 3:12 bringt auf den Punkt, was die Grundlage unserer Glückseligkeit ist: Es ist der freie und zuversichtsvolle Zugang zum Vaterherz Gottes, der uns im Glauben an Jesus Christus geschenkt ist (Röm 5:2 / Hebr 4:16). Ist dir eigentlich bewusst, was das für ein großes und wunderbares Gnadengeschenk darstellt? Zu dieser Glückseligkeit gehören
das Wissen um Gottes nie endende Vergebungsgnade (Ps 32:1-2 / Röm 4:7-8),
die Zusage, dass wir in jeder Lebenslage eine Zuflucht bei Gott haben (Ps 34:9),
die Erfahrung, dass ER unsere Stärke und unser Wegbereiter ist, egal in welcher Schwierigkeit wir uns befinden (Ps 84:6),
das Wissen, dass Gott in der Bibel, seinem inspirierten Wort, zu uns redet und sich offenbart (Ps 119:2), um nur einige „Glückseligpreisungen" aus den Psalmen zu nennen.
Dieser Weg der Glückseligkeit schließt schwere Erfahrungen und Nöte im Leben nicht aus. Aber der Heilige Geist will die Kinder Gottes in schweren Zeiten mit Kraft, Mut, Freude und Zuversicht erfüllen.
Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist der Rechtsanwalt und Christ Horatio G. Spafford (1828–1888). Im Jahr 1871 verlor er bei einem Brand in Chicago den größten Teil seines Vermögens und eines seiner Kinder – seinen einzigen Sohn. Zwei Jahre später waren seine Frau und seine vier Töchter an Bord eines Schiffes, als dieses auf dem Atlantik mit einem Segelschiff zusammenstieß. Die Frau konnte gerettet werden, aber alle vier Kinder von Horatio G. Spafford kamen bei diesem Unglück ums Leben. Zur Erinnerung an ihren Tod schrieb er 1876 ein Lied, dessen deutsche Übersetzung vielen von uns bekannt ist:
Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt, ob Stürme auch drohen von fern, mein Herze im Glauben doch allezeit singt: "Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn".
Auch Paul Gerhardts Lieder sind das Resultat eines leidvollen Lebens. Seinen Vater verlor er als Zwölfjähriger, seine Mutter als Vierzehnjähriger. Seine Jugend und seine besten Jahre verlebte er unter den Lasten des 30-jährigen Krieges, der das deutsche Land weithin verwüstete und die verheerende Pest mit sich brachte. Sein Geburtshaus, die Pfarrei und die Kirche seines Geburtsortes Gräfenhainichen brannten in den Wirren des Krieges nieder, gerade als er die Pfarrstelle dort übernehmen sollte. An diesem Tag verlor Paul Gerhardt seinen von den Eltern ererbten Besitz mit Gasthaus, Landwirtschaft und Wohnhaus. Wenig später starb sein Bruder an der Pest.
Vier seiner Kinder verlor er im frühen Kindesalter, eines lebte nur wenige Stunden, eines nur 7 Monate, eines 8 Monate und eines 14 Monate. Als seine Frau, die unter Schwermütigkeit litt, schließlich starb, hinterließ sie ihm einen einzigen sechsjährigen Sohn. In diesem Trauerjahr (1668) schrieb er das Lied „Ich bin ein Gast auf Erden", in dem er einige Nöte seines Lebens zum Ausdruck bringt. Dieses Lied hat das Bibelwort aus Ps 30:6 zum Grundgedanken: „Am Abend kehrt Weinen ein, und am Morgen ist Jubel."
Horatio G. Spafford und Paul Gerhardt stehen beispielhaft für viele christusgläubige Menschen, die ihr durch Jesus Christus erwirktes Recht in Anspruch nehmen, mit Freimut und Zuversicht Zugang zum Vaterherz Gottes zu haben und ihm alle Not ihres Lebens zu bringen (Röm 8:15 / Phil 4:6-7). Das darfst Du auch tun. Wohl dir, wenn du auf IHN traust, denn dann wirst du bezeugen können:
„ER hat alles wohl gemacht (Mk 7:37)."
Herr, du lässt mich genesen und am Leben bleiben.
Es traf sich aber, dass der Vater des Publius mit Fieber und Durchfall darniederlag. Da ging Paulus zu ihm hinein und betete, legte ihm die Hände auf und machte ihn gesund.
Der gestrige Losungsvers stammte aus dem 37. Kapitel des Propheten Jesaja. Dort bat Hiskia voller Vertrauen um Gottes rettende Intervention (Jes 37). Die Erhörung seines Gebets war eindrucksvoll und zeigte erneut die Allmacht Gottes. Solche Erfahrungen stärken den Glauben, manche werden sogar euphorisch und denken: „Meinem Gott ist alles möglich, ich brauche nichts mehr zu fürchten!"
Doch nachdem der größte Feind besiegt war und König Hiskia sein Leben hätte genießen können, stand er vor einer neuen Prüfung: Seine Gesundheit verschlechterte sich dramatisch, und er erhielt vom Propheten Jesaja eine erschütternde Botschaft:
"So spricht der HERR: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben!" (Jes 38:1)
Hiskia wusste aus Erfahrung, dass seinem Gott alle Dinge möglich sind (Mt 19:26). Er hatte bereits erlebt, dass der HERR Gebete erhört und auf Bitten eingeht. Da er mit seinen 39 Jahren noch nicht bereit war zu sterben, flehte er Gott indirekt um Heilung an, indem er auf seine Treue ihm gegenüber verwies. In den Versen 2+3 heißt es dann:
„Ach, HERR! Denke doch daran, daß ich vor deinem Angesicht in Treue und mit ungeteiltem Herzen gelebt habe …" Und Hiskia weinte sehr. (Jes 38:2-3)
Daraufhin erhörte Gott tatsächlich sein Gebet und kündigte durch Jesaja seine Genesung an (Jes 38:5). Voller Vertrauen auf seine baldige Heilung betete Hiskia seinen Gott an und gab ihm die Ehre.
Auch im Neuen Testament begegnen wir Gottes heilender Kraft – wenn auch in ganz anderem Kontext. Im letzten Kapitel der Apostelgeschichte finden wir weitere Wunderheilungen, jedoch unter völlig anderen Umständen. Paulus reiste als Gefangener nach Rom (Apg 27:1). Herbststürme peitschten das Schiff – orientierungslos trieb es übers Meer. Schließlich ereignete sich vor der Insel Melite (vermutlich Malta) ein Schiffbruch, den alle 276 Menschen an Bord überlebten (Apg 27:44).
Publius, der Oberste der Insel (vermutlich der römische Gouverneur), nahm die Schiffbrüchigen freundlich bei sich auf. Sein Vater litt an der Ruhr, und Paulus – obwohl Gefangener Roms – legte ihm die Hände auf und heilte ihn durch die Kraft des Heiligen Geistes (Apg 28:7-8). Trotz seiner misslichen Lage diente Paulus den Menschen mit der Gabe, die er von Gott erhalten hatte. Er hätte auch denken können: "Warum sollte ich mich um die Probleme der römischen Elite kümmern? Ich habe selbst genug Schwierigkeiten." Doch Paulus ließ sich nicht von Verbitterung leiten, sondern vom Geist Gottes und seiner Liebe (1Kor 13:4-7).
Obwohl Gott auch heute noch wundersame Heilungen bewirkt, sollten wir aus den biblischen Berichten nicht schließen, dass er immer eine körperliche Heilung vollzieht, wenn wir darum bitten. Die Bibel berichtet auch von anderen Fällen: Elisa starb krank (2Kön 13:14), Paulus musste mit seinem „Stachel im Fleisch" leben (2Kor 12:7-9), und Trophimus ließ er krank in Milet zurück (2Tim 4:20). Gott bleibt souverän (Jes 55:8-9). Einmal aber wird die endgültige Heilung kommen, wenn wir den unverweslichen Leib empfangen (1Kor 15:42-44).
Mit zunehmendem Alter wächst bei manchem die Sehnsucht nach der himmlischen Heimat. Oft verliert die Bitte um Heilung etwas an Gewicht, während die Aussicht auf das Vaterhaus an Anziehungskraft gewinnt (Joh 14:2-3). Wer hier noch gebraucht wird, darf bleiben – wer heimgerufen wird, empfängt das Beste (Phil 1:21-24).
Für mich gilt: Wenn der HERR mich hier haben möchte, will ich Ihm und meinen Mitmenschen von Herzen und mit Freuden dienen. Und wenn er mich zu sich nimmt – umso besser!
„Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn." (Phil 1:21)
HERR Zebaoth, du bist allein Gott über alle Königreiche auf Erden, du hast Himmel und Erde gemacht.
Alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist auch nicht eines geworden, das geworden ist.
Der jüdische König Hiskia zählt zu den herausragendsten Königen Israels – und das trotz seiner äußerst schwierigen Kindheit. Sein Vater Ahas war ein schlimmer Götzendiener, der sogar eigene Söhne den fremden Göttern im Feuer opferte (2Kön 16:3). Was dies für Hiskia als Kind bedeutet haben muss, ist kaum vorstellbar. Es muss eine schreckliche Erfahrung gewesen sein.
Doch Hiskia entschied sich, ganz dem allmächtigen Gott Israels zu vertrauen und ihm allein zu dienen (2Kön 18:5-6). Allerdings wurde sein Glaube mehrfach auf die Probe gestellt – so auch im Kontext des heutigen Losungsverses. Hiskia erhielt ein Schreiben vom mächtigen assyrischen König Sanherib, in dem dieser sich über Hiskias Glauben lustig machte und ihn als nutzlos bezeichnete. Da lesen wir u.a.:
"Dein Gott täusche dich nicht, auf den du vertraust, indem du sagst: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assur gegeben werden! Siehe, du hast gehört, was die Könige von Assur mit allen Ländern getan haben, indem sie an ihnen den Bann vollstreckten. Und [du] solltest gerettet werden? Haben die Götter der Nationen, die meine Väter vernichtet haben, sie gerettet …?" (Jes 37:10-12)
Das assyrische Heer mit seinen 185.000 Mann vor den Toren Jerusalems bot einen furchterregenden Anblick (2Kön 19:35). Nach der Eroberung fast aller umliegenden Länder schien es aus menschlicher Perspektive unmöglich, dem bevorstehenden Untergang zu entrinnen.
Doch Hiskia war ein Mann des Glaubens. Er nahm den Brief, ging hinauf ins Haus des HERRN, breitete ihn vor dem HERRN aus und betete (Jes 37:14-15):
"HERR der Heerscharen, Gott Israels, der du über den Cherubim thronst, du bist es, der da Gott ist, du allein, für alle Königreiche der Erde. Du hast den Himmel und die Erde gemacht." (Jes 37:16)
Mit den Augen seines Herzens schaute Hiskia auf den, der über allen Engeln thront und Himmel und Erde erschaffen hat (Ps 103:19-22). Er erkannte, dass die Entscheidung über Jerusalems Schicksal allein in Gottes Händen lag. Vertrauensvoll bat er den allmächtigen Schöpfer um Rettung – und ein Wunder geschah: In einer einzigen Nacht vernichtete ein Engel des HERRN das gesamte assyrische Heer, ohne dass Hiskias Krieger auch nur kämpfen mussten (2.Kön 19:35 / Jes 37:36).
Hiskia wusste, wer der höchste Gott ist und wer am Anfang alles ins Dasein rief (1Mo 1:1). Dies zeigt uns: Das Wissen, dass Gott Himmel und Erde erschuf, spielt auch im Alltag eine entscheidende Rolle!
Wer den Anfang nicht kennt, erkennt auch das Ende nicht. Und wer nicht weiß, woher wir kommen, kann auch nicht erfassen, wohin wir gehen. Ohne das Wissen um den Anfang fehlt uns das Fundament, die Orientierung und die begründete Hoffnung auf ein wunderbares Ziel (Röm 8:28).
Am Anfang stand das alles erschaffende Wort, der „Logos", der allen Lebewesen die entsprechende DNA-Information verlieh. Sowohl für Mose (1.Mo 1) als auch für Johannes (Joh 1:1-14) und Paulus (Kol 1:16) war eindeutig: „Alles Sichtbare und Materielle entstand durch den unsichtbaren Gott, der Geist, Leben und Licht ist."
Aus Neugier bat ich die Künstliche Intelligenz zu berechnen, wie wahrscheinlich eine zufällige Entstehung der menschlichen DNA-Information ist. Die Antwort lautete schlicht: "Praktisch Null!" Bis heute können Wissenschaftler nicht schlüssig erklären, wie die ersten genetischen Informationen – etwa die ersten RNA-Stränge – überhaupt entstanden sind. Sie können lediglich Hypothesen aufstellen, aber keine beweisbare Entstehungsgeschichte liefern. Bemerkenswert ist auch, dass etliche Quantenphysiker heute davon ausgehen, dass Materie ohne geistige Information aus dem "Hyperraum" gar nicht existieren könnte (John Archibald Wheeler, Max Planck, David Bohm u.a.).
Damit bestätigen sie unbeabsichtigt, was die Bibel seit jeher lehrt: "Im Anfang war das Wort und durch das Wort wurde alles, das geworden ist!" (Joh 1:1-3)
Ich schließe mit einem Zitat des Nobelpreisträgers und Physikers Werner Heisenberg:
„Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."
Du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes.
Jesus sprach: Wenn du eingeladen bist, so geh hin und setz dich untenan, damit, wenn der kommt, der dich eingeladen hat, er zu dir sagt: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen.
Ehre und Wertschätzung zu bekommen tut uns bis ins tiefste Herz hinein gut und macht uns glücklich. Ehre bei Menschen zu suchen ist gefährlich und führt uns zu falschem Denken, Reden und Handeln. Stattdessen sollen wir die Ehre bei Gott suchen, der uns liebt und dessen Ehre zählt.
Jesaja 62:3 spricht davon, dass Zion, die Stadt Davids, also Jerusalem, in zukünftiger Zeit ein Schmuckstück erster Güte sein wird (Offb 21:2). Jerusalem wird dann eine Ehre sein für den wahren König Jesus Christus (Mt 5:35) und den lebendigen Gott und von Gott geehrt werden (Ps 132:13-14).
Das ist ein großes Wunder, denn nach einer Blütezeit in den Jahren 1000 v.Chr. bis 930 v.Chr. unter den großen Königen David und Salomo ging es mit Jerusalem bergab. Bereits unter Salomo kamen Götzendienst und Unglaube in Israel auf (1Kön 11:4-8), die sich in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten mehr und mehr ausbreiteten und verfestigten. Das Volk Gottes wurde gottlos (Jes 1:4). Jerusalem verlor seinen Glanz und seine Pracht. Schließlich wurde unter dem babylonischen König Nebukadnezar Jerusalem erobert und zerstört (2Kön 25:8-10). Die Israeliten wurden in die Gefangenschaft geführt (2Chr 36:17-21). Welch eine Tragik, welch eine große Not! Andererseits aber ist dieses Geschehen uns zur Warnung gegeben, dass wir mit ganzem Ernst aus der Gnade unseres Herrn Jesus Christus leben und mit Blick auf Ihn unseren Weg gehen – in Glauben, Hoffnung und Liebe (vgl. 1Kor 10:1-12).
Israel durfte aus der Gefangenschaft zurückkehren und den Tempel und Jerusalem wieder aufbauen (Esra 1:1-4 / Neh 2:17-18). Die weitere Geschichte Jerusalems bis zu den Erdentagen Jesu, bis zur Zerstörung durch die Römer in den Jahren 70 und 135, bis zur Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 und bis heute lässt sich nicht mit wenigen Zeilen in einer kurzen Andacht erzählen. Bis heute geht der Staat Israel mit seiner Hauptstadt Jerusalem einen Weg der Niedrigkeit (Sach 12:2-3), aber leider auch weitgehend einen Weg ohne seinen Gott und seinen Messias Jesus (Röm 11:25-27).
Das wird sich ändern. Der lebendige Gott hat Rettung und Herrlichkeit für Sein Volk Israel und Zion als Ziel. Jesaja 62:3 schaut nach vorn auf die kommende Herrlichkeit Zions, wenn der wahre, große König David, der Sohn Davids (vgl. Röm 1:3-4), der Messias Jesus wiederkommt (Offb 19:11-16 / Sach 14:4). Dann wird Zion, die Stadt Davids, eine schöne Krone in der Hand des Herrn und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes sein, voller Schönheit und zur Freude und zur Ehre Gottes. Bereits in Kapitel 2 darf Jesaja diese herrliche Zeit schauen .
"Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN fest stehen als Haupt der Berge und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs, dass er uns aufgrund seiner Wege belehre und wir auf seinen Pfaden gehen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem." (Jes 2:2-3)
Für Jerusalem geht der Weg durch Niedrigkeit zur Ehre. Und das ist auch der Weg, den Jesus für Seine glaubende Gemeinde vorgesehen hat – der Weg durch Niedrigkeit und Demut zu Herrlichkeit und Ehre. Und das ist auch der Weg, den Jesus auf dieser Erde selbst gegangen und uns vorangegangen ist (Joh 15:18-21 / Phil 2:5-11 / 1Petr 5:6).
Das Wort Jesu im Lehrtext, in Lukas 14:10, warnt uns ernstlich davor, uns selbst zu überschätzen und uns Ehre zu nehmen, die uns gar nicht zusteht (Spr 25:6-7 / Mt 23:12). Die Ehre Gottes zu suchen und die Ehre bei Gott zu suchen ist im Tiefsten der Weg der Freiheit und der Freude – der Weg zum Ziel (Joh 5:44 / 1Petr 5:5-6).
Wen der HERR liebt, den weist er zurecht, und hat doch Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.
Der Vater sprach zum älteren Sohn: Feiern muss man jetzt und sich freuen, denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.
Wer wissen will, ob er weise ist oder sich zumindest auf dem Weg zur Weisheit befindet, sollte sich zwei Fragen stellen:
Habe ich Ehrfurcht vor Gott, indem ich seinen Worten mehr Beachtung schenke als allen anderen Ratschlägen (Ps 111:10)?
Schätze ich Zurechtweisung und Ermahnung, obwohl sie manchmal unangenehm sind (Spr 12:1)?
Wer diese Fragen mit „Ja" beantworten kann, ist auf dem besten Weg, weise zu werden. Wer hingegen die Anweisungen Gottes missachtet und Ermahnungen hasst, verläuft sich leicht in den Irrwegen von Selbstgefälligkeit und Unvernunft (Spr 1:7).
Normalerweise mögen wir keine Zurechtweisungen, weil sie unsere Pläne durchkreuzen könnten oder weil wir eine Ermahnung oft als Angriff auf unsere Person empfinden. Dadurch fühlen wir uns entwertet – und das schmerzt – besonders wenn wir Verachtung von Seiten des Kritikers wahrnehmen. Dabei ist jede berechtigte Ermahnung eine Kostbarkeit, die uns weiterbringt (Hebr 12:11).
Ein Trainer zeigt seinem Spitzensportler stets, was er verbessern kann und worauf er achten sollte. Warum folgt der Athlet diesen Anweisungen? Weil er erfolgreicher werden möchte und letztlich auf einen großen Sieg hofft (1Kor 9:25).
Warum hören wir problemlos einem ‚fehlerhaften' Trainer zu, während wir die Ermahnungen des vollkommenen und allmächtigen Gottes lieber verdrängen?
Vielleicht liegt es daran, dass wir meinen, selbst am besten zu wissen, wie wir unser Leben gestalten müssen, um glücklich zu sein. Gottes Anweisungen erscheinen uns dagegen leicht als Einschränkung unserer Lebensqualität.
Doch ist es beim Spitzensportler nicht ähnlich? Auch er nimmt hartes Konditionstraining auf sich – alles andere als angenehm – allein, weil er erfolgreich sein möchte (1Tim 4:8).
Der himmlische Vater erzieht uns zu "volljährigen Söhnen" – ein unfassbares Vorrecht. Seine Erziehungsmaßnahmen sind nichts anderes als ein Ausdruck seiner Liebe (Hebr 12:5-6).
Im Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt sich die bedingungslose Liebe eines Vaters zu seinen beiden Söhnen. Der jüngere wollte sich vom Vaterhaus lösen und das Leben genießen. Das anfängliche "Glück" verwandelte sich jedoch schnell in bittere Not. Er musste schmerzhaft erfahren, dass Freiheit ohne den Vater letztlich zu Einsamkeit und Verzweiflung führt. Als er reumütig zurückkehrte, empfing ihn der Vater mit offenen Armen - ohne Vorwürfe, dafür mit einem Fest (Lk 15:11-24).
Im heutigen Lehrtext aus Lukas 15:32 ermahnt der Vater ausgerechnet den älteren, scheinbar vorbildlichen Sohn. Er erklärt ihm liebevoll, warum die Rückkehr des jüngeren Bruders ein Grund zur Freude ist, und lädt ihn ein, die Freude des Vaters zu teilen. Dies zeigt uns ein wunderbares Beispiel für eine "liebevolle Ermahnung" (Lk 15:31-32).
Vorbildliche Menschen definieren ihre Identität manchmal über ihr "Besser-sein-als-andere", statt über die Tatsache, dass sie durch Gottes Gnade Kinder des himmlischen Vaters sein dürfen. Dabei ist die Kindschaft Gottes unendlich wertvoller als jeder Vergleich mit anderen! Ohne Demut können wir jedoch den Stolz des Vergleichens nicht loslassen und folglich auch unsere wahre Identität als Gotteskinder nicht vollständig annehmen (Röm 8:15-16 / Phil 2:3).
Das Gleichnis lässt offen, wie lange der ältere Sohn brauchte, um sein Überlegenheitsgefühl gegenüber dem Bruder abzulegen und sich darüber zu freuen, dass er seinen Bruder zurückgewonnen hat und seinen Vater wieder glücklich sieht (Röm 12:15).
Bin ich bereit, Gottes liebevolle Ermahnung als Geschenk anzunehmen – und freue ich mich, wenn andere seine Gnade erfahren, auch wenn sie meinen Stolz herausfordert (Jak 4:6 / 1Petr 5:5)?
Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Als wir mit unseren Kindern noch in einem älteren Einfamilienhaus wohnten, hatten wir im Erdgeschoss eine große Werkstatt mit einer älteren Bandsäge. Diese stammte noch aus einer ehemaligen Schreinerei. Wir nutzten sie regelmäßig zum Zuschneiden von Holzstücken. Je kleiner das Holzstück, desto näher kam meine Hand dem Sägeblatt – immer mit Respekt und Vorsicht. Einmal wollte ich das Holz zu stark drehen, wodurch sich das rotierende Sägeblatt von beiden Rädern löste. Glücklicherweise blieb meine rechte Hand dabei unverletzt. Der HERR wachte wie ein Schatten über meiner rechten Hand.
Die Beschreibung des HERRN als „Schatten über der rechten Hand" wird auch als Metapher für Gottes Schutz bei jeglicher Form von Aktivität verstanden (Ps 91:1). So wie ich diese Bewahrung ganz praktisch erleben durfte, kannten auch die Pilger die Erfahrung, dass sie unterwegs gefährdet waren.
Psalm 121 ist der zweite der fünfzehn Wallfahrtspsalmen. Die Psalmen 120-134 werden auch als „Stufenlieder" bezeichnet und wurden von Pilgern auf dem Weg nach Jerusalem oder beim Aufstieg zum Tempel gesungen. Die Reise war oft beschwerlich und gefährlich. Tagsüber brannte die Sonne unbarmherzig, während die Pilger nachts unter der Kälte litten. Eine zu lange Sonnenexposition konnte zu einem „Sonnenstich" führen, und bei manchen Menschen verursachte der Vollmond schlaflose Nächte.
Das Singen des 121. Psalms war nicht nur eine wohltuende Gewohnheit zur Ermutigung der Seele, sondern erinnerte die Pilger auch daran, dass sie unter Gottes Schutz wandelten (Ps 32:7). Diese Erinnerung spendete ihnen Freude und Kraft auf ihrer beschwerlichen Reise.
Die Aussage aus Psalm 121:6 steht in deutlichem Kontrast zum Glauben heidnischer Völker: Diese verehrten Sonne und Mond als Gottheiten. Hinter diesen "Göttern" verbergen sich tatsächlich geistliche Mächte, die Menschen in Abhängigkeit halten. Das Vertrauen auf den allmächtigen Gott bewahrt uns davor, von diesen Mächten "gestochen" zu werden.
Das Ziel einer Pilgerreise war letztlich eine Begegnung mit Gott. Pilger, die nach Jerusalem kamen, suchten dort Reinigung und Erneuerung (Ps 84:5-8). Der Tempel stand als zentraler Ort der Sühne und Vergebung. Ein wesentlicher Aspekt dabei war die Versöhnung (Hebr 9:22).
So wie die Pilger durch Gottes Schutz sicher ihr Ziel erreichten, so führt Gottes Gnade auch uns zur Versöhnung – mit ihm und untereinander (2Kor 5:18-19). Der Philemonbrief handelt unter anderem von der Versöhnung zweier Brüder. Onesimus war ein Sklave Philemons, der vermutlich nach Freiheit strebte und deshalb floh. Dies war in der damaligen Zeit äußerst gefährlich, da entlaufene Sklaven oft hart bestraft wurden. Während seiner Flucht begegnete er Paulus und fand durch ihn zum Glauben an Jesus Christus (Phim 1:10). Nach einiger Zeit sandte Paulus ihn – mit dem "Philemonbrief" ausgestattet – zu seinem Herrn zurück, um eine Versöhnung zwischen den beiden zu ermöglichen.
Die Gnade Gottes und Sein Friede, der alles Verstehen übertrifft, bilden eine wunderbare Grundlage für jede Versöhnung – sowohl mit Gott als auch miteinander (Phil 4:7). Wer Gottes Gnade erkennt und Seinen tiefen Frieden erfährt, entwickelt eine völlig neue Denkweise – ein Bewusstsein, das unsere Gedanken und Herzen beschützt.
Ich schließe mit dem letzten Vers aus Psalm 121:
"Der HERR wird deinen Ausgang und deinen Eingang behüten von nun an bis in Ewigkeit."
In dieser Zusage dürfen wir heute gehen – behütet, begleitet und getragen von seiner Gnade.
Wenn du auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, hörst: Gesegnet bist du in der Stadt, und gesegnet bist du auf dem Feld.
Ihr bittet und empfangt's nicht, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr's für eure Gelüste vergeuden könnt.
Eine Mutter wäscht das Geschirr ab und bittet ihren achtjährigen Sohn, ihr beim Abtrocknen zu helfen. Dieser verweigert die Hilfe. Daraufhin fragt sie ihre vierjährige Tochter, die freudig zustimmt. Die Mutter freut sich darüber, obwohl die Arbeit nun länger dauert, als wenn sie es allein erledigen würde. Warum? Die gemeinsame Tätigkeit stärkt nicht nur ihre Beziehung, sondern bietet der Tochter auch eine Lernmöglichkeit.
Nach dem Abwasch kommt der Sohn und bittet um ein Eis. Er erwartet selbstverständlich, dass die Mutter seinen Wunsch erfüllt, obwohl er zuvor kein Gehör für ihr Anliegen hatte. Ist es pädagogisch sinnvoll, auf seine Bitte einzugehen, wenn er weder zuhören noch gehorchen will? (Eph 6:1-3)
So ähnlich verhält es sich mit unserem himmlischen Vater: Auch er freut sich mehr über unser Hören und unsere Bereitschaft, ihm zu dienen, als über perfekte Ergebnisse (1Sam 15:22). Dieses Beispiel veranschaulicht, welche Ziele der HERR verfolgt, wenn Er uns auffordert, Ihm zuzuhören und zu gehorchen. Viele Menschen, die die Bibel lesen, fühlen sich durch Gottes Anforderungen überfordert. Sie merken, dass sie den Maßstab Gottes nie aus eigener Kraft erreichen können, was dazu führt, dass sie nicht mehr hören wollen, was Gott ihnen sagen möchte (Röm 3:23).
Sie haben tatsächlich recht mit ihrer Einschätzung, dass sie das Geforderte aus eigener Kraft niemals erreichen können. Ähnlich wie die Vierjährige das Geschirr noch nicht perfekt abtrocknen und einräumen kann, sind auch wir mit Gottes Anforderungen überfordert. Dennoch tun wir – wie das kleine Mädchen – gut daran, auf den himmlischen Vater zu hören und ihm zu gehorchen, unabhängig davon, wie "perfekt" es uns gelingt (Ps 119:105). Dem himmlischen Vater geht es vor allem um die Beziehung zu uns und darum, dass wir in Lernprozesse kommen, durch die wir seine Liebe und Gnade immer tiefer erkennen dürfen (Joh 17:3).
"Hören" und "Gehorchen" sind im Hebräischen dasselbe Wort: "schama". Das Hören auf Gottes Anweisungen – beziehungsweise der Gehorsam Gott gegenüber – hatte im Alten Testament einen großen irdischen Segen zur Folge (5Mo 28:1-14). Hören und Gehorchen bleiben auch im Neuen Testament wichtig, doch spätestens seit der Apostelgeschichte erkennen wir: Es geht nicht vorrangig um einen irdischen Segen, sondern um einen noch viel größeren und höheren Segen. Paulus, der selbst wiederholt unter Mangel litt, schreibt dazu in Epheser 1:3 Folgendes:
"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus."
Dieser unübertreffliche Segen – der uns aus lauter Gnade geschenkt wurde – schließt das Hören und Gehorchen nicht aus – im Gegenteil: Wer vom himmlischen Vater so überaus reich beschenkt ist, möchte aus Liebe zu Ihm umso mehr auf Ihn hören und Ihm gehorchen, selbst wenn es manchmal nicht so gut gelingt, wie erhofft (Joh 14:15 / 1Jo 4:19).
Jakobus stellt traurigerweise fest, dass einige in den Gemeinden Gott lediglich um Dinge baten, die ihnen ein möglichst genussvolles Leben ermöglichen sollten. Statt den HERRN darum zu bitten, sie mit der Erkenntnis Seines Willens zu erfüllen (Kol 1:9), um das tun zu können, was den HERRN ehrt und für andere ein Segen sein kann, dachten sie nur an ihr eigenes Vergnügen. Das Motiv ihrer Gebete gefiel Gott nicht, und darum blieben ihre Gebete wirkungslos.
Darum lasst uns nicht um Dinge bitten, die nur unserem Vergnügen dienen, sondern Gott darum bitten, dass er uns lehrt, auf seine Stimme zu hören (1Sam 3:10). Wer im Vertrauen auf seine Liebe lebt, erfährt den wahren Segen: die tiefe Freude, ihm zu gehorchen (Ps 19:8-12).
Wir, dein Volk, die Schafe deiner Weide, danken dir ewiglich und verkünden deinen Ruhm für und für.
Jesus spricht: Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.
Asaph klagt in Psalm 79 darüber, dass heidnische Völker in das Land Israel eingefallen sind und Jerusalem samt Tempel zerstört haben. Die Heimat der Juden lag in Trümmern, und viele Menschen sind umgekommen. Psalm 79 wird zwar nicht ausdrücklich als Klagelied bezeichnet, enthält aber alle klassischen Elemente eines solchen. Mit eindrücklichen Worten beschreibt der Psalmdichter das große Leid Jerusalems. Gott ließ zu, dass Nationen, die ihn nicht kannten, sein auserwähltes Land mit großer Grausamkeit verwüsten konnten (Ps 79:1-4).
In diesem Klagelied wendet sich Asaph an Gott und schüttet ihm sein Herz aus. Er beschreibt die ganze Not und bringt auch seine Rachegefühle zum Ausdruck (V. 10). Das Neue Testament ermahnt uns, keine Rache zu üben, sondern sie Gott zu überlassen (Röm 12:19). Auch im Alten Testament ist keine Stelle bekannt, in der ein Betender Gott um die Erlaubnis bittet, sich selbst rächen zu dürfen. Fast immer wird Gott selbst um Vergeltung gebeten, da nur seine Rache gerecht sein kann (5Mo 32:35).
Ab Vers 8 wendet sich Asaph den Anliegen zu, die Gottes Herz besonders berühren: Seine Barmherzigkeit, die Ehre seines Namens und seine Bereitschaft, um seines Namens willen zu vergeben und zu retten. Asaph spricht diese Punkte an, weil er Gott gut kennt und darauf vertraut, dass Er sein Gebet erhören wird – zwar vielleicht nicht zum erhofften, aber zum richtigen Zeitpunkt (Ps 79:8-9).
Wie würdest du dich an Gott wenden, wenn du einen schweren Schicksalsschlag erlitten hast? Welche Worte würdest du wählen?
Der Losungsvers erinnert Gott daran, dass Israel "die Schafe seiner Weide" sind. Damit macht Asaph deutlich: "Du kannst doch unmöglich deine Herde vergessen und sie verloren gehen lassen!" Er appelliert an Gottes Treue und verleiht so seiner Bitte besonderen Nachdruck (Ps 23:1 / Hes 34:11-16).
Der zweite Teil des Losungsverses lautet: "Wir … danken dir ewiglich und verkünden deinen Ruhm für und für." Diese Worte können sowohl als Versprechen als auch als Feststellung verstanden werden. Ich denke: beides ist zutreffend! Viele aus dem auserwählten Volk haben dem HERRN bereits gedankt und seinen Ruhm verkündigt. Und wenn Gott rettend eingreift, werden noch mehr Menschen dies tun und ihrem Gott ewig dankbar sein (Ps 107:1-3)!
So wie Israel in seiner Not Gott als Hirten anrief, so dürfen auch wir uns heute an Jesus, den guten Hirten, wenden. Die Treue des HERRN als guter Hirte zeigt sich besonders darin, dass er selbst als Mensch zu uns kam. Er nahm sich nicht nur seines Volkes an, sondern aller Menschen, indem er die Sünde der ganzen Welt auf sich lud und dadurch die Grundlage für eine umfassende Heilung schuf (Joh 1:29 / 1Jo 2:2).
Ich kenne keine Person in der gesamten Menschheitsgeschichte, die sich so sehr als guter Hirte für die Menschen qualifiziert hat wie Jesus Christus! Er vereint scheinbare Gegensätze: sanft und demütig, doch zugleich führungsstark (Mt 11:29). Voller Gnade und dennoch vollkommen wahrhaftig (Joh 1:14). Gerecht zu allen und gleichzeitig barmherzig gegenüber verlorenen Sündern (Röm 3:26). Er fordert Gerechtigkeit und erfüllt sie zugleich selbst. Jedem Sünder, der seine Schuld bekennt, schenkt er vollständige Vergebung (1Jo 1:9). Jesus versorgt uns mit allem, was wir brauchen, und führt uns zum besten aller Ziele: ins himmlische Vaterhaus (Joh 14:2-3)!
Darum will auch ich mich ihm anvertrauen – denn es gibt wirklich keinen besseren Hirten (Ps 23).
Ist's nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie.
Als Judas, der Jesus verraten hatte, sah, dass er zum Tode verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sprach: Ich habe gesündigt, unschuldiges Blut habe ich verraten.
Wenn meine Kinder etwas taten, von dem sie wussten, dass es mich freuen würde, kamen sie mit strahlendem Gesicht zu mir. Voller Erwartung standen sie vor mir und hofften auf Lob oder sogar eine Belohnung.
Ganz anders war es, wenn sie etwas angestellt hatten. Hatten sie etwa einem Geschwisterkind etwas weggenommen und es kam zum Streit, versuchte sich der „Übeltäter" zu verstecken. Musste er sich schließlich doch stellen, tat er es mit schlechtem Gewissen und gesenktem Blick.
Ähnlich wird es uns ergehen, wenn wir eines Tages vor dem Richter aller Menschen stehen (Röm 14:10 / 2Kor 5:10). Wer aus Liebe zu Gott und den Mitmenschen gelebt hat, darf seinen Blick frei erheben und voller Hoffnung auf Gottes Verheißungen warten. Wer sich aber von Egoismus und Sünde beherrschen ließ, wird mit gesenktem Blick vor Gottes Angesicht treten und sein Urteil fürchten müssen.
Das Opfer, das Kain Gott darbrachte, wurde von ihm nicht angenommen (1Mo 4:3-5). Der unmittelbare Kontext erklärt nicht warum, doch im Licht der gesamten Bibel lassen sich zwei Gründe erkennen:
Kain opferte Gott „minderwertige Ware", während er das Beste für sich behielt (Mal 1:8).
Oder er brachte sein Opfer widerwillig und nur aus Pflichtgefühl – nicht aus Liebe (2Kor 9:7).
Kains Herz war nicht von Dankbarkeit erfüllt, sondern von Selbstsucht beherrscht. Paulus schreibt im Römerbrief, dass alle Menschen von Natur aus Sklaven der Sünde sind (Röm 6:17-18). Doch durch Christus sind wir befreit und können nun lernen, über die Sünde zu herrschen – indem wir Gott in Liebe und Dankbarkeit dienen.
Auch Judas Iskariot ließ sich von der Sünde bestimmen. Johannes 12:6 beschreibt ihn als Dieb, der die gemeinsame Kasse verwaltete und Gelder beiseiteschaffte. Seine Geldliebe band sein Herz an das Materielle statt an das Göttliche (1Tim 6:10). Das Weltliche und Sichtbare erhält dann die höchste Priorität.
Als er Jesus für dreißig Silberstücke verriet – den damaligen Preis eines Sklaven (2Mo 21:32) – spielte diese Gier eine entscheidende Rolle. Wahrscheinlich war es aber nicht sein einziges Motiv. Wie viele andere erwartete er, dass Jesus seine Macht offenbaren und Israel von der römischen Herrschaft befreien würde. Vielleicht hoffte Judas, durch seinen Verrat Jesus geradezu „zwingen" zu können, seine Macht zu zeigen. Damit wollte er ihm seine eigenen Ziele aufzwingen.
Doch wer Jesus für die Erfüllung eigener Wünsche benutzt, verkehrt die göttliche Ordnung: der Mensch setzt sich über den Herrn, statt sich ihm zu unterstellen (Jes 55:8-9).
Als Judas schließlich erkannte, dass sein Plan gescheitert war und Jesus sich widerstandslos gefangen nehmen ließ, brach seine Welt zusammen. Er bekannte: „Ich habe gesündigt, unschuldiges Blut habe ich verraten." Dieses Zeugnis ist bemerkenswert, denn er hatte drei Jahre mit Jesus gelebt und wusste, dass Jesus ohne Schuld war (1Petr 2:22). Bei Judas ist Reue erkennbar, während es den religiösen Führern völlig gleichgültig war, dass ein Unschuldiger verurteilt wurde.
So tragisch Judas' Ende war: all dies geschah im Rahmen von Gottes Heilsplan, wie Jesaja 53 bezeugt. Durch Jesu Leiden und Sterben wurden wir von der Macht der Sünde befreit und mit seiner Gerechtigkeit beschenkt (2Kor 5:21).
Nur auf dieser Grundlage können wir über die Sünde herrschen und ein Leben aus Liebe führen (Röm 6:14 / Gal 5:13).
Ich will dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.
Das ganze Volk sah den Geheilten umhergehen und Gott loben.
Wüstensituation – wieder einmal! Die Sonne brennt und David, der künftige König Israels, muss mit seinen 600 treuen Gefolgsleuten vor dem Noch-König Saul in die Wüste fliehen (1Sam 23:14). David und seine Männer wissen nur zu gut, was es heißt, in dieser lebensfeindlichen Umgebung unter der Hitze und in der Folge unter starkem Durst zu leiden. In dieser Lage tut David das einzig Richtige – er wendet sich an seinen Gott: „Gott, mein Gott bist du; nach dir suche ich." (Ps 63:2a) Aber das Hauptanliegen des David ist nicht, dass sein körperlicher Durst gestillt wird, sondern dass der Durst der Seele gestillt wird, die sich nach der Nähe und dem Beistand Gottes sehnt:
„Es dürstet nach dir meine Seele, nach dir schmachtet mein Fleisch in einem dürren und erschöpften Land ohne Wasser." (Ps 63:2b)
David ist sich seiner schwierigen Lage bewusst, aber er weiß aus vielfacher Erfahrung, dass Gott seine Gnade über ihm walten lassen wird (Ps 63:4), und so kann er sich im Vertrauen auf die Gnade und Treue Gottes mitten in dieser Wüstensituation zu einem ehrlichen Gotteslob durchringen:
„Ich will dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben." (Ps 63:5)
Jedes Lob, was wir Gott bringen, ehrt ihn und erhöht seinen Namen (Ps 69:31). ER freut sich, wenn wir IHM aus vollem Herzen singen und mit ganzem Herzen preisen (Eph 5:19). Grund genug gibt es ja: ER hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und lässt uns jetzt schon an der Herrlichkeit seines himmlischen Reiches teilhaben (Kol 1:13). ER versorgt uns täglich mit allem, was wir benötigen (Mt 6:25-33), beschenkt uns mit seiner Freude (Joh 15:11) und sendet sein Licht in unsere Dunkelheit (Ps 27:1). ER führt und leitet uns mit treuen Väterhänden, wenn wir uns seiner Führung überlassen (Ps 119:105). ER vergibt gerne und immer wieder, wenn wir ihm unsere Schuld bekennen (1Jo 1:7). Und ER erbarmt sich unser in Krankheitsnöten und heilt diese auf wunderbare Weise, wenn es seinem Willen entspricht – ich habe das selbst erlebt.
So hat manche Heilung, die Jesus in seinen Erdentagen vollbracht hat, zu großem Lob seinem himmlischen Vater gegenüber geführt (Mt 15:30-31 / Lk 19:37). Auch die Heilung eines lahm Geborenen durch Petrus hatte zur Folge, dass der Geheilte, der nun umherlaufen und sogar springen konnte (Apg 3:8), Gott aus vollem Herzen und mit tiefer Dankbarkeit lobte: „Das ganze Volk sah den Geheilten umhergehen und Gott loben." (Apg 3:9)
Es gibt aber eine weitaus größere Art, Gott die Ehre zu geben, nämlich wenn wir ihm unseren Dank opfern (Ps 50:14a,23) und ihn loben, obwohl die Situation, in der wir uns befinden, noch keine Verbesserung der notvollen Lage erkennen lässt. Paulus und Silas sind uns diesbezüglich ein wunderbares Vorbild (Apg 16:22-34): In Philippi wurden beide gedemütigt, mit Ruten geschlagen und in eine Gefängniszelle gesperrt. Da lagen sie nun in der Dunkelheit der Zelle – mit den Füßen in einem Block fixiert, mit schmerzendem Rücken und dem quälenden Gefühl, zu Unrecht misshandelt und gedemütigt worden zu sein. Paulus und Silas hätten vielfache Gründe gehabt, zu klagen und die Gnade und Treue Gottes zu hinterfragen. Aber stattdessen beteten sie um Mitternacht und weckten die anderen Gefangenen mit ihrem lauten Lobgesang zur Ehre Gottes. (Apg 16:25) Die Antwort Gottes ließ nicht lange auf sich warten: Die Grundfesten des Gefängnisses wurden erschüttert, die Türen öffneten sich und die Fesseln aller Gefangenen lösten sich. (Apg 16:26)
Lasst uns unseren himmlischen Vater in jeder Lebenslage loben, preisen und unseren Dank darbringen (Eph 5:20 / 1Thes 5:18). Es ehrt ihn und er freut sich darüber, und er wird auf wunderbare Weise darauf antworten. So hat es auch David in der Wüste erlebt, und er konnte voller Freude ausrufen: „Du bist mir zur Hilfe geworden, und im Schatten deiner Flügel kann ich jubeln." (Ps 63:8)
Der HERR sprach: Ich habe vergeben, wie du es erbeten hast.
Wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.
Vergebung ist nicht nur ein zentrales Thema des Wortes Gottes, sondern wirkt sich auch fundamental auf unser Denken und somit auf unser gesamtes Leben aus (Kol 3:13). Jeder weiß vermutlich aus eigener Erfahrung, dass Vergeben manchmal schwerfällt – besonders dort, wo wir tief verletzt wurden. Meine eigenen Verletzungen halten sich – Gott sei Dank – in Grenzen. Wenn ich jedoch an das Schicksal einer Frau denke, die von ihrem Stiefvater jahrelang geschlagen, sexuell missbraucht und mit Verachtung erniedrigt wurde, kann ich erahnen, wie unglaublich schwierig Vergebung sein kann. Einige meinen womöglich, dass in solchen Fällen Vergebung gar nicht angebracht sei, da man dadurch die tief empfundene Wut nur unterdrücke. Diese unterdrückte Wut könnte dann weiter in einem gären und langfristig noch größeren Schaden anrichten. Bevor ich diese Problematik näher beleuchte, möchte ich einige grundlegende Aspekte zur Vergebung erwähnen.
Zu Lebzeiten sprach Jesus immer wieder Vergebung aus. So vergab er zum Beispiel einem Gelähmten seine Sünden, obwohl dieser sich wohl kaum persönlich an Jesus versündigt hatte (Mt 9:2). Die Schriftgelehrten ärgerten sich darüber, weil sie überzeugt waren, dass nur Gott selbst Sünden vergeben konnte. Warum? Weil jede Sünde eine Missachtung der Gebote Gottes darstellt und letztlich auch Gott "verletzt" (Ps 51:4).
Als David Ehebruch beging und Uria umbringen ließ, bekannte er später, dass er gegen Gott gesündigt hat, obwohl eigentlich Uria der Leidtragende war (Ps 51:6). Darum lagen die Schriftgelehrten mit ihrer Überzeugung grundsätzlich nicht falsch. Doch Jesus bewies, dass er über die göttliche Vollmacht der Sündenvergebung verfügte, indem er den Gelähmten heilte (Mt 9:6-7).
Jesus wurde als Schuldloser massiv verletzt: Man hat ihn verleumdet, verachtet, gekränkt, erniedrigt, misshandelt und zum Tod verurteilt (Jes 53:3-5). Er war verlassen und erlitt die größte Ungerechtigkeit aller Zeiten. Keine Sünde wiegt schwerer als die Kreuzigung des Gottessohnes! Die ganze Menschheit hat dazu beigetragen, dass Jesus gekreuzigt wurde. Nicht nur seine Zeitgenossen versündigten sich an ihm, sondern auch ich selbst, weil auch ich seine Gebote missachtet habe (Röm 3:23). Unter größten Schmerzen und inmitten extremer Verachtung rief Jesus:
"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" (Lk 23:34)
Wie war das möglich? Wie konnte Jesus angesichts solcher Ungerechtigkeit und unfassbarer Verletzung vergeben und um Vergebung bitten? Es gibt nur eine Antwort: "Weil seine Liebe vollkommen göttlich war – rein, bedingungslos und unbegrenzt!" (1Jo 4:8 / Joh 3:16)
Wenn uns jemand massiv verletzt, spüren wir neben dem großen Schmerz auch Wut und eine aufkommende Bitterkeit, die sich manchmal sogar zu Hass entwickelt (Hebr 12:15). Nach unserem Leiden möchten wir, dass derjenige, der uns verletzt hat, durch unser "Nicht-Vergeben" bestraft wird – zumindest indem er unsere Ablehnung und Verachtung zu spüren bekommt. Das Nicht-Vergeben wird so zu einer Form der Rache (Röm 12:19).
Zudem fühlen wir uns oft unaufrichtig oder heuchlerisch, wenn wir jemandem vergeben, während wir noch starke Wut und Bitterkeit gegen diese Person empfinden.
Im Gegensatz zu Jesus haben wir alle gesündigt. Wir tragen Schuld, und wenn Gott uns vergeben hat, sind auch wir gerufen, anderen zu vergeben (Mt 6:14-15). Die Wut, Bitterkeit und den Hass, die unsere Seele in den Abgrund ziehen, können wir nicht durch Verweigerung der Vergebung beseitigen. Solche Verweigerung ist nur eine Form der Rache, die uns selbst schadet. Wenn wir vergeben, selbst während wir noch Zorn empfinden, helfen wir unserer Seele, sich von Bitterkeit und Hass zu befreien. Vergebung ist der erste Schritt zur Heilung unserer Seele (Jak 5:16). Letztlich tun wir durch Vergebung uns selbst den größten Gefallen.
Vergebung bedeutet nicht zwangsläufig Straffreiheit. Bei Gott führt Vergebung nur dann zur Straffreiheit, wenn echte Buße und aufrichtige Umkehr erfolgt sind. Doch auch Straffreiheit schließt nicht aus, dass Gott weiterhin erzieherisch in unserem Leben wirkt.
Dennoch stehen wir manchmal vor tiefen Verletzungen, die unsere Kraft zu vergeben übersteigen. In solchen Momenten bleibt uns nur eines: Den Blick auf den Gekreuzigten zu richten, der uns aus bedingungsloser Liebe vergeben hat (Hebr 12:2). Wer diese Liebe wahrhaft erkennt und sich von ihr durchdringen lässt, wird mit der Zeit die Kraft finden, selbst dem schlimmsten Feind zu vergeben (Mt 5:44 / Röm 5:8).
Gottes Wahrheit ist Schirm und Schild.
Wer die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.
"Was ist Wahrheit?" Diese Frage wird immer wieder gestellt – und sie ist nicht neu. Pilatus stellte sie bereits vor 2.000 Jahren – ausgerechnet dem, der die Wahrheit in Person ist (Joh 18:38). Als römischer Präfekt war Pilatus umgeben von Machtspielen, Intrigen und Menschen, die ihm schmeichelten, um Vorteile zu erlangen. Wahre Aufrichtigkeit war in seiner Welt selten.
Die Frage des Pilatus zeigt indirekt seinen Zweifel an der Existenz einer „absoluten Wahrheit".
Dieser Zweifel ist bis heute lebendig – viele Menschen empfinden Wahrheit als subjektiv. Doch diese Haltung ist nur dann stimmig, wenn das Universum durch Zufall entstanden wäre. Gibt es jedoch einen Schöpfer von Himmel und Erde, einen Gott, der uns Menschen mit bestimmter Absicht erschuf, dann verkörpert er die absolute Wahrheit. Paulus bestätigt in Kol 1:16, dass in Jesus Christus alles erschaffen wurde – sowohl das Sichtbare als auch das Unsichtbare!
Jesus Christus war der Einzige, der von sich sagen konnte: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben" (Joh 14:6). Jeder andere Mensch, der solch eine Aussage treffen würde, müsste als "größenwahnsinniger Hochstapler" betrachtet werden.
In Psalm 91 wird der Allmächtige besonders als derjenige beschrieben, der uns umfassenden Schutz bietet. Die Lutherbibel beginnt diesen Psalm mit den Worten:
"Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe." (Ps 91:1-2)
Im heutigen Losungstext wird Gottes Wahrheit als "Schirm und Schild" bezeichnet. In Ps 119:160 heißt es, dass die Summe seines Wortes die Wahrheit ist. Wer das Wort Gottes als Ganzes betend liest und studiert, erkennt die Wahrheit. Wie ein Schild den Krieger vor Pfeilen schützt, so hält Gottes Wahrheit die unsichtbaren Pfeile der Lüge von uns fern (Eph 6:16).
Das hebräische Wort für Wahrheit, "emeth", ist eng mit den Begriffen "Treue" und "Festigkeit" verwandt. Es stammt von der Wurzel "aman", was "fest", "beständig", "treu sein" und "glauben" bedeutet. Auch das bekannte Wort "Amen" (übersetzt: "wahrlich" oder "so sei es") leitet sich von "aman" ab.
Dies verdeutlicht: Wahrheit existiert nicht ohne Vertrauen und Treue. Wer untreu ist, handelt unwahr und kann folglich kein Vertrauen aufbauen. Menschen, die Lügen verbreiten, haben sich vom Bösen verführen lassen und meiden das wahrhaftige Licht (Joh 3:20). Wer hingegen in der Wahrheit lebt, sucht das Licht bereitwillig auf, da er nichts zu verbergen hat. Nur das göttliche Licht ermöglicht uns, die wahre Realität zu erkennen (Ps 36:10).
Der heutige Lehrtext beschreibt eine Lebensweise, die mit Gottes Wahrheit übereinstimmt. Diese Lebensweise ist geprägt von Treue, bedingungsloser Liebe und Vertrauen (1Jo 1:7). All dies wurzelt in einer tiefen Beziehung zu Gott. Durch diese Verbundenheit bewirkt Gott in uns Werke der Liebe und Treue, die später im Licht Gottes sichtbar werden. Deshalb betont Paulus in Eph 2:10:
"Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen."
Was für ein Gnadengeschenk: Gott selbst rüstet uns aus, damit wir im Licht leben können (1Thes 5:5).
Darum: Lass heute Gottes Wahrheit dein Schild sein – und geh mutig ins Licht, wo seine Treue dich sicher umgibt (Ps 119:114).
Der HERR lebt! Gelobt sei mein Fels!
Jesus sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage.
Der hebräische Gottesname "Jahweh" bedeutet "Ich bin, der ich bin" und verweist auf die Selbstexistenz Gottes (2Mo 3:14). Dabei handelt es sich um das sogenannte Tetragramm "JHWH", das in vielen deutschen Bibelübersetzungen mit den Großbuchstaben "HERR" wiedergegeben wird.
Er ist der Einzige, der schon immer da war, der ist und immer sein wird (Offb 1:8). Er hat keinen Anfang und kein Ende. Der HERR ist das Leben in Person (Joh 14:6) und der Einzige, der nicht erschaffen werden musste. Als HERR über Raum und Zeit existiert er auch jenseits dieser Dimensionen (Ps 90:2). Er erschuf alle physikalischen Gesetze und kann sie jederzeit außer Kraft setzen (Hiob 38:33). Er ist der unerschütterliche geistliche Fels (1Kor 10:4), den niemand je besiegen konnte oder können wird. Selbst in seiner scheinbar größten körperlichen Ohnmacht am Kreuz hat er alle gottfeindlichen Mächte im gesamten Universum besiegt (Kol 2:15).
David erlebte seinen wunderbaren Gott als wahren "Alleskönner". Immer wieder geriet er in ausweglose Situationen, umzingelt von Feinden und verschiedenen Gefahren. Doch jedes Mal rettete ihn der HERR, weil David sein volles Vertrauen auf ihn setzte (Ps 56:4). In Psalm 18 drückte David seine tiefe Liebe zu Gott aus. Die Lutherbibel übersetzt Vers 2 wie folgt:
"Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke!"
Psalm 18 beschreibt eindrücklich die vielen Nöte, die David durchlitt. Diese Schilderungen spiegeln auch die Leiden Jesu Christi wider. Wie David in seinen Kämpfen, so stand auch Jesus vor der größten Herausforderung – und überwältigte sie durch Vertrauen in den Vater (Hebr 5:7-8). Aufgrund dieses unerschütterlichen Vertrauens wurde er aus den Toten auferweckt (Apg 2:24).
Die Frage nach der körperlichen Auferstehung Jesu ist von fundamentaler Bedeutung für unseren Glauben! Ohne die Auferstehung wäre das Christentum bedeutungslos, unsere Hoffnung vergeblich und unsere Verkündigung leer. Paulus schreibt:
"Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. … Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen." (1Kor 15:17,19)
Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann leiden die zurzeit 380 Mio. verfolgten Christen weltweit vergeblich, weil auch sie keine Auferstehung erleben werden. Doch viele der verfolgten Christen haben die Gegenwart des Auferstandenen so intensiv erlebt, dass sie die feste Gewissheit haben: Jesus Christus ist auferstanden und lebt (Offb 1:18). Auch Paulus ist dem auferstandenen und erhöhten Jesus persönlich begegnet (Apg 9:3-6). Ohne diese Begegnung hätte sich der Christenverfolger Saulus von Tarsus niemals bekehrt!
Die Zeugnisse der Auferstehung Jesu im ersten Jahrhundert waren so umfassend und überzeugend, dass selbst die Gegner Jesu das Gegenteil nicht widerlegen konnten. Als die Soldaten den Hohepriestern und Ältesten von ihren Erlebnissen am Auferstehungsmorgen berichteten, erhielten diese den Beweis für Jesu Auferstehung (Mt 28:11-15). Doch statt die Wahrheit anzuerkennen, gaben sie den Soldaten Geld, damit diese behaupteten, der Leichnam Jesu sei gestohlen worden. Zu Lüge und Bestechung mussten sie greifen – und betrogen damit letztlich sich selbst.
Nicht nur zahlreiche Indizien sprechen für die Auferstehung Jesu, sondern auch die vielen Prophezeiungen des Alten Testaments, die sowohl die Leiden als auch den Tod und die Auferstehung des Messias vorausgesagt haben (Jes 53:10-11 / Ps 16:10). Dies machte Jesus seinen Jüngern klar, als er sich ihnen zeigte (Lk 24:44-46). Das Leben, Sterben und die Auferstehung Jesu ist das am besten dokumentierte Ereignis aus dem ersten Jahrhundert (z.B. „besser belegt als die Feldzüge Cäsars").
Darum haben wir allen Grund, weiterhin an Jesus Christus zu glauben und ihm wie David ganz zu vertrauen (Röm 10:9 / Hebr 11:6)!
Hinweise und Indizien, die für die Auferstehung Jesu Christi sprechen:
Wer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden.
Jesus sprach: Seht zu, lasst euch nicht verführen. Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und: Die Zeit ist herbeigekommen. - Lauft ihnen nicht nach!
"Rufe mich an am Tag der Not; ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen!" So lautet das bekannte Wort aus Ps 50:15. Dieses wunderbare Angebot Gottes gilt allen, die sich in Not befinden.
Wenn wir in schwierigen Lagen sind, suchen wir instinktiv nach einem Ausweg. Dabei wenden wir uns oft zuerst an "sichtbare Helfer" – Freunde, Ärzte oder andere Fachleute. Einen unsichtbaren Gott um Hilfe zu bitten, erscheint vielen zu vage oder ungewiss. Menschen bevorzugen Hilfe in konkreten, greifbaren Formen (Joh 20:25).
Dabei ist der Schöpfer der Welt der Einzige, für den keine Not zu groß ist. Er kann in jeder Situation helfen – auch wenn er es manchmal anders tut als erwartet (Jes 55:8-9).
Wir sollten für die sichtbaren Helfer sehr dankbar sein, denn Gott wirkt oft durch sie. Dennoch wünscht er sich, dass wir Christen in jeder Situation zuerst ihn anrufen und um Hilfe bitten. Dies schließt nicht aus, dass wir anschließend Freunde oder Ärzte konsultieren. Ist der HERR unsere erste Anlaufstelle, erleben wir oft überraschend gute Lösungen (Mt 6:33).
Nicht nur Psalm 50:15 spricht von einer Not, sondern auch Joel 2 und 3, wo schwere Gerichtszeiten beschrieben werden. Dort werden die Menschen zur Buße und Umkehr aufgerufen, um gerettet zu werden. Petrus zitiert in seiner Pfingstpredigt Joel 3:5 (in manchen Übersetzungen ist es Joel 2:32) und ermutigt seine Zuhörer, den Namen des HERRN anzurufen, um errettet zu werden (Apg 2:21). Die Errettung von Sünde und Tod ist dabei das Wichtigste! Wer den Namen des HERRN anruft und glaubt, dass er uns von der Sünde befreit hat, darf als Geretteter leben (Röm 10:13).
Diese Zusage Gottes gilt nicht nur in unseren persönlichen Nöten, sondern wird ihre volle Bedeutung auch in den letzten Tagen entfalten. Als Befreite warten wir auf die Wiederkunft des HERRN (Tit 2:13). Die Jünger Jesu wollten wissen, wann Jesus wiederkommen wird und welche Anzeichen dies ankündigen würden (Mt 24:3). Vor seiner Wiederkunft werden verschiedene Zeichen erscheinen. Neben Kriegen, Kriegsgerüchten, Erdbeben, Hungersnöten und Seuchen werden auch Zeichen auf der Erde und am Himmel sichtbar sein (Mt 24:6-8). Der Prophet Joel beschreibt Blut, Feuer und Rauchsäulen sowie eine Sonne, die sich in Finsternis verwandelt, und einen Mond, der zu Blut wird (Joel 3:3-4). Vielleicht deutet dies auf eine Zunahme von Blutvergießen, Großbränden und Vulkanausbrüchen hin, die bewirken, dass die Sonne verdunkelt und der Mond blutrot erscheint.
Diese Gerichtszeit bezeichnet Jesus in seiner Endzeitrede auch als "Geburtswehen" (Mt 24:8). Ein Teil dieser Geburtswehen findet vor dem großen Tag des HERRN statt. In dieser Zeit wird intensiv nach einem sichtbaren Helfer gesucht, was einen Nährboden für Verführer und falsche Christusse schafft (Mt 24:24). Einige treten auf – und sind bereits aufgetreten – die behaupten: "Ich, ich bin's!", was eine Anspielung auf 2Mo 3:14 ist, wo der HERR sich als "Ich bin, der ich bin!" vorgestellt hat. Weil viele nicht auf denjenigen warten wollen, der vom Himmel kommen wird, lassen sie sich von falschen Propheten und Christussen verführen, die ihnen Hilfe und Rettung versprechen und behaupten, dass die Zeit (des Friedensreiches Gottes) angebrochen sei (Lk 21:8). Jesus warnt uns: "Lauft ihnen nicht nach!"
Stattdessen sollten wir den Namen des HERRN anrufen und geduldig auf seine Wiederkunft vom Himmel warten (Jak 5:7-8)!
Der HERR segne dich und behüte dich.
Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Wir richten unseren Blick auf das Segenswort aus Numeri. Doch zunächst: Was ist Segen? Wer segnet? Und wer wird gesegnet?
Segen bedeutet Lebensmehrung, Lebensentfaltung, Wachstum – geistlich wie leiblich – vom Fürsten des Lebens. Gott selbst ist der Geber und Spender des Segens. Er segnet durch Mittler wie Priester, die als „Arbeiter im Weinberg“ dienen. Für Gott wird hier im Hebräischen „Jahwe“ verwendet. Dieser Name wird für Gott benutzt, wenn es darum geht, dass Er mit Menschen in Beziehung tritt, insbesondere mit seinem Volk Israel. Gott ist ein Gott der Nähe. Er sehnt sich nach Begegnung – auch mit uns. Was für ein Geschenk!
Gesegnet wird vor allem das Volk Gottes alten und neuen Bundes – aber auch alle Menschen, die den Segen des Herrn suchen, können ihn empfangen. Das hebräische Wort für segnen („barak") bedeutet ursprünglich „knien". Wer sich vor Gott beugt, wird gesegnet. Im NT wird die Beziehung noch klarer, da das griechische Wort („eulogeo") aus „gut" („eu") und „sprechen" („logeo") zusammengesetzt ist. Wenn wir Gott preisen, dann sprechen wir Gutes über Ihn aus. Wenn Er Gutes über uns ausspricht, dann segnet Er uns. So einfach kann man ein Gesegneter des Herrn sein. Nicht gesegnet werden können hingegen jene, die Gottes Weg bewusst ablehnen, ihre Knie nicht beugen.
1. Kontext des Segens (V. 22)
„Und der HERR redete zu Mose und sprach …“
Der sogenannte Aaronitische Segen rundet inhaltlich das Thema der Weihe (besonders des Nasiräers) ab: Es ist, als ob Gott den Finger darauflegen wollte, dass der Weg der Hingabe für uns immer ein Weg des Segens ist – jetzt schon im persönlichen Leben, zukünftig vor allem im 1000-jährigen Reich für Israel. Der Segen wird sich prophetisch vollständig über Israel entfalten – sobald das Volk Christus erkennt und Ihm in Weihe und Treue folgt.
2. Das Priestertum als Kanal des Segens (V. 23)
„So sollt ihr die Kinder Israel segnen …“
Gott spricht den Segen nicht direkt, sondern beauftragt Priester – ein prophetischer Fingerzeig auf Christus als den wahren Hohenpriester, durch den aller Segen kommt (Hebr 4:14-16). Wie Aaron mit erhobenen Händen das Volk segnete (3Mo 9:22), so segnete auch Christus seine Jünger beim Abschied (Lk 24:50-51) – mit durchbohrten Händen. Jetzt ist Er unser Fürsprecher beim Vater und segnet uns „mit jedem geistlichen Segen in der Himmelswelt" (Eph 1:3).
3. Der Inhalt des Segens (V. 24–26)
Der Segen besteht aus drei Doppelaussagen:
a) Segen und Bewahrung (V. 24)
„Der HERR segne dich und behüte dich.“
Wahrer Segen kommt von Gott, der es gut mit uns meint. Sein Segen umfasst unser ganzes Leben: Beziehungen, Gesundheit, Arbeit, Hoffnung. Und er behütet uns – nicht immer vor allem Schweren, aber mitten hindurch (Jes 43:2). Er geht mit. Seine Fürsorge zeigt sich in Bewahrung vor äußeren Feinden (für Israel) und geistlichen Gefahren (für Christen). In der Anwendung auf uns als Christen denken wir an Bewahrung vor dem Bösen (Joh 17:15). Von allen Seiten und auf ganz modernen Wegen strömt es auf uns ein. Unsere Schutzausrüstung ist eine Segensgabe Gottes (Eph 6:10-18), auf die wir heute weniger denn je verzichten sollten.
b) Licht und Gnade (V. 25)
„Der HERR lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig.“
Gottes leuchtendes Angesicht steht für Zugewandtheit, Führung und Offenbarung. Es ist ein Bild für seine Nähe, für Licht auf dem manchmal so dunklen Lebensweg. Wer sich von Gott angesehen weiß, lebt nicht im Verborgenen oder Vergessenen. Und wenn wir scheitern, bleibt er gnädig – voller Erbarmen und Geduld. Christen kennen „den Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi" (2Kor 4:6). Seine Gnade begleitet uns täglich – nicht nur als rettende, sondern auch als tragende Kraft (Eph 2:5 / 2Tim 2:1). Seine Gnade ist in Christus erschienen, sie erzieht und vollendet (Tit 2:11-13). Gott sei Dank.
c) Gemeinschaft und Frieden (V. 26)
„Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“
Ein erhobenes Angesicht zeigt Gunst und ungetrübte Gemeinschaft. Nichts steht zwischen Gott und mir, das Lamm Gottes hat alles Trennende beseitigt. "Denn er ist unser Friede" und er „hat Frieden gemacht" (Eph 2:14 / Kol 1:20). Er wendet sich uns persönlich zu. Er sieht uns, hört uns, kennt uns. Und das Ziel seines Segens ist „Schalom", Friede in vollkommener Harmonie. Der Frieden Christi trägt – selbst inmitten der größten Herausforderungen.
4. Der Name Gottes (V. 27)
„Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen …“
Es geht nicht um eine separate siebte Segnung, sondern vielmehr um eine Zusammenfassung: Der Name des HERRN wurde auf die Kinder Israel gelegt. Dadurch macht Gott sich mit ihnen eins, und sie werden Gottes Repräsentanten. Es ist ein Zeichen göttlicher Identifikation und Bevollmächtigung. Obwohl Israel diesem Ruf oft nicht gerecht wurde, wird Gott sein Ziel erreichen: Das Volk wird seinen Namen wieder tragen und unter Seinem vollen Segen leben (Hos 2:25). Gesegnete sind ein Segen für andere, so dass Israel dann „Licht für die Völker ist" (Jes 49:6). Die Erfüllung von Ps 134:3: „Der Herr segne dich von Zion aus".
Den Namen Gottes tragen zu dürfen, ist tatsächlich auch für uns Christen ein gewaltiges Vorrecht. Den Überwindern in Philadelphia war die Verheißung gegeben worden: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes … und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes … und meinen neuen Namen" (Off 3:12). „Und sie werden sein Angesicht sehen; und sein Name wird an ihren Stirnen sein" (Off 22:4). Wir sind dazu berufen, in Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn zu leben – heute im Glauben, künftig in vollkommener Klarheit und als Gesegnete ein Segen zu sein.
Tut von euch die fremden Götter, die unter euch sind, und neigt euer Herz zu dem HERRN.
Paulus sagt: Ich habe nichts verschwiegen, was für euch wichtig ist. Ich habe Juden und Griechen beschworen, zu Gott umzukehren und an Jesus, unseren Herrn, zu glauben.
Sowohl in Josua 24 als auch in Apostelgeschichte 20 finden wir die letzten Anweisungen bedeutender Führungspersönlichkeiten. Im hohen Alter von hundertzehn Jahren hielt Josua eine Abschiedspredigt, in der er die Israeliten aufrief, ihr Herz vollständig dem HERRN zuzuwenden. Dieses Kapitel, in dem Josua zurückblickt und die großen Taten Gottes hervorhebt, kann man treffend als "Josuas Vermächtnis" bezeichnen.
Josua hatte bereits als junger Mann gelernt, auf Gott zu hören, und ihm war die Gemeinschaft mit dem HERRN wichtiger als alles andere (2Mo 33:11). Neben Kaleb war er der einzige, der als erwachsener Mann die Befreiung aus Ägypten miterlebte und vierzig Jahre später ins verheißene Land einziehen konnte. Warum? Weil sie jene Kundschafter waren, die darauf vertrauten, dass Gott ihnen beistehen würde, wenn sie ein Land mit scheinbar uneinnehmbaren Festungen und übermächtigen Gegnern einnehmen sollten (4Mo 14:6-9). Die anderen zehn Kundschafter hielten dies für unmöglich, weil sie mehr auf die äußeren Umstände schauten, als auf Gott zu vertrauen. Obwohl sie miterlebten, wie Gott das Volk mit mächtigen Wundern aus Ägypten befreite, überwog ihr Unglaube das Vertrauen auf Gott. Darum starben sie während der Wüstenwanderung und konnten nicht dabei sein, als Israel in ein Land einzog, in dem "Milch und Honig floss" (4Mo 14:22-23).
Warum war der Unglaube dieser zehn Kundschafter stärker als das Vertrauen auf den HERRN? Eine mögliche Antwort finden wir darin, dass die Anbetung fremder Götter noch immer präsent war. Die aufrichtige Umkehr zu Gott hatte bei vielen nicht wirklich stattgefunden. Eine wichtige Voraussetzung dafür wäre eine entschiedene Distanzierung vom Götzendienst gewesen (Jos 24:14).
Solange bestimmte Dinge im Leben wichtiger sind als Gott selbst, fehlt auch das Vertrauen auf den HERRN, das nötig ist, um in das verheißene Land einzuziehen. Dieses „verheißene Land" befindet sich für uns Christen nicht auf dieser Erde, sondern ist das „Reich des Sohnes seiner Liebe" und somit auch das himmlische Haus des Vaters (Kol 1:13 / Joh 14:2-3).
Die Entfernung der Götzen, die Umkehr zu Gott und das von Herzen kommende Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus waren auch die zentralen Anliegen des Apostels Paulus (Apg 20:20-21). In Apostelgeschichte 20 macht Paulus deutlich, dass er die Gemeinde in Ephesus nicht mehr besuchen können würde. Es war jene Gemeinde, in der er drei Jahre lang gewirkt hatte und in der er jeden einzelnen – Tag und Nacht, unter Tränen – ermahnt hatte (Apg 20:31).
Paulus versammelte die Ältesten der Gemeinde ein letztes Mal und teilte ihnen sein wichtigstes Anliegen mit. Mit seiner prophetischen Einsicht erkannte er die drohende Gefahr für die Gemeinde in Ephesus. In den Versen 28-30 sprach er eine eindringliche Ermahnung an die Ältesten:
"Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen [Sohnes]! Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her." (Apg 20:28-30)
Nur eine entschiedene Hinwendung zu Gott und ein von Herzen kommendes Vertrauen auf Jesus Christus würde es den Christen in Ephesus ermöglichen, dieser drohenden Gefahr entgegenzutreten (Eph 6:10-18).
Lasst auch uns die mahnenden Worte von Josua und Paulus zu Herzen nehmen, indem wir uns auf den HERRN fokussieren und ihm von ganzem Herzen vertrauen (Spr 3:5-6).
Ich habe mir vorgenommen: Ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge.
Aus einem Munde kommt Loben und Fluchen. Das soll nicht so sein, meine Brüder und Schwestern.
Ich kann nur vermuten, wie sich die Schweizer Bundesräte fühlten, als sie erfuhren, dass der amerikanische Präsident trotz ihrer intensiven Bemühungen an seinem Zoll von 39% festhielt. Vermutlich waren sie verärgert – und doch hielten sie in der Öffentlichkeit ihre Zunge im Zaum und verzichteten auf herabsetzende Worte gegenüber Donald Trump.
David lernte im Laufe seines Lebens, wie wichtig ein behutsamer Umgang mit Worten ist. Von Feinden bedrängt, war ihm bewusst: Würde er sich mit seinen Worten versündigen, würde er zum Gespött seiner Gegner werden (Ps 39:9). Besonders im Angesicht der Gottlosen kann „ein falsches Wort" schwerwiegende Folgen haben.
Es geht jedoch nicht nur darum, seinen Mund "im Zaum" zu halten (Jak 1:26), sondern vor allem darum, sein Herz mit der Liebe Gottes füllen zu lassen (Röm 5:5). Wenn unser Herz voll Liebe ist, wird unser Mund von selbst segnen und gar nicht auf die Idee kommen, irgendjemanden zu fluchen (Mt 12:34). Jesus sagte in Lk 6:28:
„Segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen."
Und Petrus schreibt in seinem ersten Brief: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort; sondern im Gegenteil: Segnet, weil ihr dazu berufen seid, damit ihr den Segen ererbt" (1Petr 3:9). In der Bibel stehen „Segnen" und „Fluchen" als fundamentale Gegensätze zueinander – vergleichbar mit Gut und Böse, Liebe und Hass oder Licht und Finsternis (5Mo 30:19).
Im dritten Kapitel seines Briefes beschreibt Jakobus, wie schnell wir unsere Zunge missbrauchen können (Jak 3:1-12). In den Versen 9 und 10 heißt es:
"Mit ihr (der Zunge) preisen wir den Herrn und Vater und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bilde Gottes geschaffen worden sind. Aus demselben Mund gehen lobpreisende Segnung und Fluch hervor! Dies darf, meine Brüder, so nicht geschehen!
Jakobus schreibt hier nicht "ihr", sondern "wir" und bezieht sich damit selbst mit ein. Offensichtlich erkannte er, dass dieses Problem uns alle in irgendeiner Weise betrifft (Röm 3:23).
Obwohl ich bemüht bin, meine Mitmenschen zu segnen, ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich mich über andere ärgere und dann unüberlegt eine verächtliche Bemerkung mache. Solche Äußerungen führen dazu, dass wir diese Menschen geringschätzen und als "unbedeutend" betrachten. Mit diesem Verhalten geraten wir in den "Graubereich" des Verfluchens, denn im Hebräischen bedeutet "Fluchen" auch ein "Leichtmachen" – es entwertet den Mitmenschen (Mt 5:22).
Ich möchte damit nicht behaupten, dass man unangemessenes Verhalten nicht kritisieren darf. Jedoch sollte Kritik niemals respektlos oder aus einer verächtlichen Haltung heraus erfolgen (Gal 6:1). Selbst der Erzengel Michael sprach kein lästerndes Urteil über den Teufel (griech. diabolos) aus, als er mit ihm eine Auseinandersetzung hatte (Jud 1:9).
Das Segnen gehört zur Berufung der Kinder Gottes. Es ist eine wunderschöne Aufgabe und zugleich ein Ausdruck der Liebe! Wenn wir unsere "Feinde" regelmäßig segnen, bewirkt dies zunächst, dass wir selbst inneren Frieden finden (Phil 4:7). Nicht selten wird nach einiger Zeit auch bei den "Feinden" eine positive Veränderung spürbar (Röm 12:20-21).
Das Alte Testament enthält zahlreiche Stellen, in denen das Gesetz Flüche ausspricht (5Mo 28:15ff). Ungehorsam gegenüber Gott führt unweigerlich zum Fluch. Jesus Christus hat jedoch auf Golgatha diesen Fluch (griech. katara) getragen und für alle beseitigt, die sein Gnadengeschenk der Vergebung und Erlösung angenommen haben (Gal 3:13). Im Neuen Testament spricht Gott keine Flüche mehr aus, macht aber deutlich: Unter dem Fluch bleiben jene, die sein Gnadengeschenk ablehnen, in Gottlosigkeit verharren (2Petr 2:12-14) oder vom Glauben abfallen (Hebr 6:8).
Segnen (griech. eulogeo) bedeutet wörtlich übersetzt "Gutes reden" oder "wohltuende Worte sagen" (Eph 4:29). Darin wollen wir uns üben – nicht nur mit unseren Worten, sondern auch mit einem liebevollen Herzen (Mt 12:34-35)!
Ihr erwartet wohl viel, aber siehe, es wird wenig; und wenn ihr's schon heimbringt, so blase ich's weg. Warum das?, spricht der HERR Zebaoth. Weil mein Haus so wüst dasteht; ihr aber eilt, ein jeder für sein Haus zu sorgen.
Jesus sprach: Weh euch Pharisäern! Denn ihr gebt den Zehnten von Minze und Raute und allem Kraut und geht vorbei am Recht und an der Liebe Gottes. Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen.
Endlich war die Zeit der babylonischen Gefangenschaft vorbei und die Juden kehrten aus dem Exil zurück in das Land Israel (Esr 1:1-4). Nun wurde in die Hände gespuckt und eine gewaltige Aufbauarbeit begann. Schließlich gab es einen enormen Bedarf an Wohnraum und auch das Ackerland musste bebaut werden, um die Bevölkerung zu ernähren. Es wäre doch gelacht, wenn sich nicht wieder ein gewisser Wohlstand erarbeiten ließe! Aber irgendetwas lief schief: Die Ernten waren dürftig und der erhoffte Wohlstand stellte sich nicht ein. Stattdessen kam Unzufriedenheit auf (Hag 1:6). Was war da los?
In diese Situation hinein hatte der Prophet Haggai eine göttliche Botschaft zu verkünden, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrigließ: Die Heimkehrer hatten die falschen Prioritäten gesetzt! Haggai verurteilte im Auftrag Gottes die Entscheidung, den Aufbau des Tempels in Jerusalem hintenanzustellen (Hag 1:4). Erst die eigenen Häuser und dann der Tempel Gottes – diese Priorität hatten sich die Juden gesetzt (Hag 1:2). Das konnte Gott nicht gefallen! Die mageren Ernten und das stagnierende Wirtschaftswachstum waren also eine göttliche Erziehungsmaßnahme, um sein Volk auf die falsche Priorisierung hinzuweisen (Hag 1:9-11):
„Ihr erwartet wohl viel, aber siehe, es wird wenig; und wenn ihr's schon heimbringt, so blase ich's weg. Warum das?, spricht der HERR Zebaoth. Weil mein Haus so wüst dasteht; ihr aber eilt, ein jeder für sein Haus zu sorgen."
Der HERR rief die Juden auf, Bilanz zu ziehen: „Richtet euer Herz auf euren Weg!" (Hag 1:5). Haben wir das nicht auch immer wieder nötig? Die Frage, wer oder was in unserem Leben die oberste Priorität hat, müssen wir uns immer wieder stellen (Mt 6:33 / Kol 3:2). In der Dynamik unseres Lebens liegt die Gefahr, dass sich Prioritäten verschieben. Wir stehen in einem geistlichen Kampf, in dem der Teufel alles daransetzt, Gott an die zweite Stelle unseres Lebens zu setzen, weil uns anderes wichtiger wird. Dies geschieht oft schleichend und ohne, dass wir das sofort bemerken (Hebr 2:1). Finanzielle Sorgen können dazu führen, dass uns der Erhalt unseres Wohlstandes so viel Zeit und mentale Kraft raubt, dass die Begegnungen mit unserem Herrn in der Stille zu kurz kommen (Mt 6:24-25 / 1Tim 6:9-10). Sogar unser gutgemeinter Dienst in der Gemeinde kann dazu führen, dass unser Engagement zur „Nr. 1" unseres Lebens wird und unseren „Dienstherrn" an die zweite Stelle rückt (Offb 2:2-4). So war es wohl auch bei den Pharisäern, die vor lauter Angst, irgendeinen Paragrafen des göttlichen Gesetzes zu verletzen, das Entscheidende aus den Augen verloren: Die Gerechtigkeit Gottes in seinen Gerichten und vor allem seine Liebe zu seinen Geschöpfen (Mt 23:23).
Darum gilt auch für uns immer wieder: „Richtet euer Herz auf euren Weg!" „Zieht Bilanz"! Welcher Lebensbereich droht deinen Herrn und Gott vom ersten Platz deines Lebens zu verdrängen? Hast du noch den Wunsch und die Zeit, deinem Herrn in der Stille zu begegnen, in der Betrachtung seines Wortes und im Gebet (Mt 6:6)? Oder gibt es „Zeitkiller" in deiner Lebensgestaltung, die klammheimlich eine höhere Priorität bekommen haben (Eph 5:15-16)?
Wenn wir bereit sind, Gott die höchste Priorität in unserem Leben einzuräumen, haben wir die gleiche Zusage von ihm wie die Juden, nachdem sie auf die Stimme des Gottes Israels gehört haben:
„Ich bin mit euch, spricht der HERR." (Hag 1:13).
Ich will dem HERRN singen, denn er ist hoch erhaben.
Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand.
Das griechische Wort psallo bedeutete ursprünglich ‚zupfen' – etwa an einer Saite. Diese Bedeutung erinnert an die 150 Lieder und Gebete, die wir im Buch der Psalmen finden. In vielen dieser Texte werden Musikinstrumente wie die Harfe oder die zehnsaitige Laute erwähnt. Bereits in 1Mo 4:21 – noch vor der Sintflut – ist von Harfe und Flöte (hebr. "kinnor" und "ugab") die Rede. In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, werden diese Begriffe mit "psalterion" und "kitharan" übersetzt. Das deutsche Wort Gitarre stammt übrigens vom griechischen "kithara" ab.
Das Singen und Lobpreisen Gottes wurde vermutlich seit jeher von Musik begleitet. Für König David war das Singen und Musizieren ein wesentliches Element der Gottesanbetung (Ps 150). Seine besondere Begabung zeigte sich darin, dass sogar der geplagte Geist Sauls durch sein Spiel beruhigt werden konnte (1Sam 16:23).
Im neutestamentlichen Gebrauch entwickelte sich das griechische Wort "psallo" zur Bedeutung "singen, loben", was im Deutschen oft mit "Psalmen singen" übersetzt wird. Paulus erwähnt das "Singen und Spielen" bzw. den "Lobpreis Gottes mit musikalischer Begleitung" auch in Kol 3:16 und verbindet ihn ausdrücklich mit dem Herzen. Er schreibt dort:
"Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade!"
Das Wesentliche liegt darin, dass Singen und Anbetung Gottes von ganzem Herzen und im Einklang mit dem Heiligen Geist geschehen (Eph 5:19). Die Freude an Gott spielt dabei eine zentrale Rolle (Ps 100:2).
Im heutigen Lehrtext unterscheidet Paulus zwischen dem Psalmen-Singen mit dem Geist und dem Psalmen-Singen mit dem Verstand (1Kor 14:15). Das Singen mit dem Geist kann sich sowohl auf den menschlichen Geist als auch auf den Heiligen Geist beziehen. Ähnlich wie bei der „Zungenrede" handelt es sich um eine innere, verborgene Verbindung mit Gott, bei der der menschliche Geist unter dem Einfluss des Heiligen Geistes steht (Röm 8:26).
Es ist eine Form intensiver "geistlicher Kommunikation", die nicht immer in gewöhnlicher Sprache ausgedrückt wird (1Kor 14:2). Dabei kommt es zu einer innerlichen Erbauung, wie Paulus in 1Kor 14:4 schreibt: "Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst." Diese persönliche Erbauung stärkt den inneren Menschen und führt zu einer tieferen Gottesbeziehung sowie geistlichem Wachstum.
Gerade in der musikalischen Anbetung – ob im persönlichen Lobpreis oder in der Gemeinde – kann diese geistgeleitete Dimension eine tiefere Herzensverbindung zu Gott schaffen (Ps 33:3 / Ps 96:1-2).
Paulus betonte, dass sowohl Zungenrede als auch das ‚Singen im Geist' in der Gemeinde der Auslegung bedürfen, um für alle verständlich und somit zur Erbauung dienlich zu sein (1Kor 14:26-28).
Auf jeden Fall ist ein von Herzen kommendes Singen von Psalmen und geistlichen Liedern etwas, das Gott ehrt, unseren Glauben stärkt und uns erfreut (Jak 5:13). Es wirkt wohltuend auf Geist und Seele und lässt uns die Gegenwart Gottes auf eine Weise erfahren, die Herz, Verstand und Geist gleichermaßen berührt (Ps 98:4-6).
Der HERR sprach zu Mose: Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde.
Verkündige das Wort, tritt dafür ein, zur Zeit oder Unzeit, widerlege, tadle, bitte, in aller Geduld, wo die Lehre es gebietet!
In unserer heutigen Gesellschaft wird es zunehmend schwieriger, sich offen zu seinem Glauben zu bekennen – sei es als Jude oder Christ. Antisemitismus und antichristliche Tendenzen nehmen zu, nicht zuletzt, weil beide Gruppen eng mit der Bibel und deren Werten in Verbindung stehen (Joh 15:18-19). Die biblischen Werte stoßen heute vielfach auf Ablehnung, da sie nicht mehr mit der Lebensphilosophie des Mainstreams übereinstimmen (1Kor 1:18). Ein Beispiel: Die moderne Vorstellung, dass ein Mann sich entscheiden kann, eine Frau zu sein, lässt sich nicht mit der biblischen Lehre vereinbaren, nach der Gott unsere Identität bestimmt hat (1Mo 1:27).
Paulus prophezeite in 2. Timotheus 4:3 – also einen Vers nach dem heutigen Lehrtext:
"Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt."
Obwohl es schon immer Mut erforderte, Gottes Worte weiterzugeben, wird es zunehmend schwieriger. Dies liegt daran, dass viele Menschen die lebensspendende und heilende Botschaft Gottes nicht mehr ertragen und folglich auch nicht mehr hören wollen (Jer 6:10).
Vielleicht denkst du: "Zum Glück bin ich kein Prediger, der das Wort Gottes verkündigen muss!" Es stimmt zwar, dass nicht alle zum Predigerdienst berufen sind (1Kor 12:28-29), aber jeder Christ ist von Gott dazu berufen, in persönlichen Gesprächen die Worte Gottes weiterzugeben – sei es die gute Botschaft der Erlösung oder auch korrigierende, wegweisende Worte, die er aus der Bibel kennenlernen durfte (1Petr 3:15). Die Tatsache, dass Gott aus Liebe zu uns seinen Sohn sandte, um uns von unserer Sünde zu befreien und das ewige Leben zu schenken, darf nicht verschwiegen werden (Joh 3:16 / Röm 6:23).
Sowohl Mose als auch Timotheus benötigten Ermutigung und Ermahnung, um die Botschaft zu verkünden, die Gott ihnen aufgetragen hatte. Mose zweifelte an seinen Fähigkeiten als Verkündiger und gestand Gott:
"Ach, Herr! Ich bin kein redegewandter Mann, weder seit gestern noch seit vorgestern, noch seitdem du zu deinem Knecht redest; denn unbeholfen ist mein Mund und unbeholfen meine Zunge." (2Mo 4:10)
Diese Ausrede ließ Gott nicht gelten! Zwar erhielt Mose seinen Bruder Aaron als Sprachrohr gegenüber dem Pharao (2Mo 4:14-16), doch dies entband ihn nicht von seinem Auftrag, Gottes Worte weiterzugeben. Timotheus war vermutlich eher ein schüchterner und harmoniebedürftiger Mensch, doch auch er wurde von seinem Mentor ermahnt, das Wort Gottes jederzeit zu verkündigen (2Tim 1:7-8).
Paulus bekannte in Römer 1:16, dass er sich des Evangeliums – der guten Botschaft Gottes – nicht schämt. Der Satan setzt alles daran, dass wir uns für die Worte Gottes schämen, damit wir sie verschweigen (1Petr 5:8). Er will uns mit allen möglichen Mitteln davon abhalten, das weiterzugeben, was Gott uns an guten Worten gegeben hat.
Auch wenn Gottes Wort nicht immer bequem ist – es bleibt die beste Nachricht, die je verkündet wurde! Durch sie erfahren wir, dass wir unendlich geliebt (Jer 31:3), dass uns vollkommen vergeben (1Joh 1:9) und wir zur ewigen Gemeinschaft mit Gott berufen sind (1Thes 5:9-10). Sie allein schenkt uns eine untrügliche Hoffnung, eine bleibende Freude und einen ewigen Frieden (Röm 15:13 / Phil 4:7)! Darum: Scheue dich nicht, sondern gib Gottes Worte weiter – treu, mutig und voller Hoffnung (Jos 1:9).
Der HERR ist ein Gott des Rechts. Wohl allen, die auf ihn harren!
Wenn es jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern und ohne Vorwurf gibt; so wird sie ihm gegeben werden.
Das gerechte Gericht Gottes verhilft einst all jenen zu ihrem Recht, die geduldig auf ihn warten. Bevor wir lernen, auf Gott zu warten, wartet er bereits auf uns. Das zeigt sich im heutigen Losungsvers aus Jes 30:18 genauso wie im Lehrtext aus dem Jakobusbrief.
Gott hatte seinem Volk ein erstaunliches Angebot gemacht: „Durch Umkehr und durch Ruhe würdet ihr gerettet werden; in Stille und Vertrauen würde eure Stärke sein." (Jes 30:15) Doch das Volk lehnte ab – sie wollten lieber eigene Wege gehen, auf militärische Bündnisse setzen und schnelle Lösungen erzwingen. Ihre vermeintliche Stärke wurde ihnen zum Verhängnis.
Und doch wartet Gott. Er erhebt sich nicht, um zu strafen, sondern um gnädig zu sein.
Warum zögert Gott mit seinem Eingreifen? Warum greift er nicht sofort ein? Vielleicht, weil wir noch zu sehr auf eigene Strategien vertrauen. Er sehnt sich danach, dass wir still werden, innehalten, umkehren – und ganz auf ihn hoffen.
In den Versen 16 und 17 wird beschrieben, wie die Israeliten auf schnellen Pferden fliehen wollte, dadurch aber nur noch schnellere Verfolger anzogen. Ihre selbstgewählten Lösungen verschlimmerten ihre Probleme nur. Die Niederlage war so vernichtend, dass lediglich ein einsamer Mast auf dem Berggipfel zurückblieb – ein trauriges Symbol ihrer vollständigen Verwüstung.
Deshalb heißt es dann in Jes 30:18:
"Und darum wird der HERR darauf warten, euch gnädig zu sein, und darum wird er sich erheben, sich über euch zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechts ist der HERR. Glücklich alle, die auf ihn harren!"
Wir alle haben uns wohl schon gefragt, warum Gott manchmal wartet, nicht sofort eingreift und hilft – besonders in schwierigen Lebensumständen, die unverändert bleiben (Ps 13:2-3 / Hab 1:2).
Die Gründe, warum Gott unsere Situation manchmal unverändert lässt, sind vielfältig. Eine mögliche Antwort finden wir im Zusammenhang der heutigen Bibelverse: Gott wartet darauf, dass wir aufhören, auf unsere eigenen Lösungen zu vertrauen (Spr 3:5-6). Er sehnt sich danach, dass wir zur Ruhe kommen, still werden und unsere Hoffnung vollständig auf ihn setzen. Mit Verlangen wartet er auf unser Vertrauen, dass er uns zur richtigen Zeit Gerechtigkeit verschaffen wird (Ps 37:7).
Gott wartet auch darauf, dass wir ihn um seine Weisheit bitten. Manche Christen bitten Gott um Weisheit, damit sie Entscheidungen treffen können, die zu einem angenehmen Leben führen. Gottes Weisheit dient nicht bloß der klugen Entscheidung im Alltag, sondern vor allem dazu, dass unser Leben Frucht trägt – Frucht, die ihn ehrt (Joh 15:8). Gott eilt nicht voraus, sondern bleibt geduldig stehen, bis wir umkehren. Er drängt sich nicht auf – doch er ist bereit, sobald wir uns ihm zuwenden (Lk 15:20).
In Jak 1 geht es darum, dass wir durch die von Gott geschenkte Weisheit Prüfungen und Anfechtungen richtig bewältigen können, damit wir uns im Glauben bewähren (Jak 1:2-4 / 1Petr 1:6-7). Wer Gott um Weisheit bittet, um zu seiner Ehre zu leben, wird sie auch erhalten – ganz einfach deshalb, weil Gott es versprochen hat!
Der HERR spricht: Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst.
Jesus spricht: Folge du mir nach!
Der heutige Losungsvers erinnert mich an meine Berufung zum vollzeitlichen Prediger vor ziemlich genau 21 Jahren. Meine Brüder und ich leiteten die Sommerbibelfreizeit in Arosa, als Charles und Sonja Reichenbach uns für einen Tag besuchten. Nach dem Mittagessen sagte Charles zu mir: "Daniel, du solltest vollzeitlicher Prediger werden – Architekten gibt es genug!" Ich fühlte mich wie in einem "falschen Film". Obwohl ich mir als Familienvater mit vier Kindern nicht vorstellen konnte, wie ich vollzeitlicher Prediger werden sollte – und das ohne Festanstellung – spürte ich dennoch, dass dies ein Reden Gottes war. In jenen Tagen sandte mir mein damals zukünftiger Schwiegersohn eine SMS mit dem Bibelvers aus Ps 32:8:
"Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst."
Dies war in dieser Situation eine besondere Ermutigung, da ich wusste: Jetzt stand eine folgenschwere Entscheidung bevor, bei der es noch viele offene Fragen gab. Die Berufung schien klar, doch die Umsetzung war mit vielen ungelösten Herausforderungen verbunden, die mich beunruhigten. Es war, als würde der HERR zu mir sagen: "Mach dir keine Sorgen, ich belehre dich und führe dich! Ich kenne den Weg, den du gehen sollst!" (Spr 3:5-6)
Vielleicht befindest du dich heute ebenfalls an einem Wendepunkt, der dir Angst macht oder dich überfordert. Dann darfst du wissen: Gott kennt deinen Weg – und er wird dich sicher und liebevoll leiten (Jes 58:11).
Psalm 32 ist ein sogenannter Buß- und Dankpsalm – ein Lied, das sowohl Schuldbekenntnis als auch Gotteslob vereint. David hatte sich schwer versündigt. Zu Beginn versuchte er, seine Sünde zu verdrängen, weil das intensive Bewusstsein seiner großen Schuld kaum auszuhalten war. Doch mit der Zeit erkannte er: "Ich muss meine Schuld vor Gott bekennen, denn nur so kann ich in die harmonische Gemeinschaft mit ihm zurückfinden. Und nur in dieser Gemeinschaft finde ich wieder den wahren Frieden, den allein Gott mir geben kann." (1Joh 1:9)
Als David seine Sünde bekannte, gewährte Gott ihm Vergebung (Ps 32:5). Dies stellte seine ungetrübte Gemeinschaft mit Gott wieder her, und Gott gab ihm die wunderbare Zusage aus dem heutigen Losungsvers. Wie tröstlich muss das für David gewesen sein, als er realisierte: "Trotz meiner schweren Sünde wird Gott mich weiterhin belehren, mir Weisheit schenken und mich auf dem richtigen Weg führen!" Diese Erfahrung erfüllte David mit tiefem Frieden und neuer Freude (Ps 32:1-2).
Eine ähnliche Freude dürfte auch Petrus gespürt haben, als er erfahren durfte, wie Jesus ihm sein dreimaliges Verleugnen vergeben hatte. Später erteilte Jesus ihm den dreifachen Auftrag, seine Herde zu versorgen. Trotz – oder vielleicht sogar wegen – seines kläglichen Versagens erhielt Petrus eine zentrale Führungsrolle innerhalb der Gemeinde Jesu. Was für eine Ehre und Wertschätzung! Gleichzeitig machte Jesus Petrus auch indirekt klar: Du wirst für mich sterben müssen (Joh 21:18-19)! Auch hier sehen wir: Würde und Bürde sind ein untrennbares Gespann!
Vermutlich war das für Petrus alles „schwer verdaulich", sodass er sich etwas ablenken musste. Vielleicht fragte er deshalb – mit Blick auf Johannes: „Herr, was wird aber mit diesem?" (Joh 21:21) Doch Jesus macht ihm klar, dass es nicht seine Aufgabe ist zu wissen, wie er Johannes führen wird. Petrus sollte sich nicht mit anderen vergleichen, sondern sich ganz auf Jesus konzentrieren. Darum sagte Jesus zu ihm: „Folge du mir nach!" Nur wer seinen Blick auf Jesus richtet, kann ihm wirklich nachfolgen und für andere zum Segen werden (Hebr 12:2).
Denke keiner gegen seinen Bruder etwas Arges in seinem Herzen!
Euch allen sage ich: Haltet in derselben Gesinnung zusammen und habt Mitgefühl füreinander! Liebt euch gegenseitig als Brüder und Schwestern! Seid gütig und zuvorkommend zueinander!
Würden Christen gefragt, ob sie einander lieben sollen, würde wohl kaum jemand widersprechen. Für jeden gläubigen Christen ist klar: Wir sollen einander lieben, füreinander da sein und uns gegenseitig helfen (Joh 13:34-35). Wenn alle das wissen, bräuchte es doch keine Aufforderung mehr zur gegenseitigen Liebe, oder? Die Apostel waren jedoch offensichtlich anderer Meinung – und das aus gutem Grund.
Denn trotz dieses Wissens hapert es oft an der praktischen Umsetzung. Auch die Christen des ersten Jahrhunderts kämpften mit diesem Problem: Die Korinther waren streitsüchtig, parteiisch und übervorteilten einander (1Kor 3:3). Im Philipperbrief stellte Paulus fest, dass er nur Timotheus zu ihnen senden konnte, weil alle anderen ihren eigenen Vorteil und ihre eigene Ehre suchten (Phil 2:21). Jakobus kritisierte die "gläubigen Arbeitgeber", weil sie ihren Arbeitern den verdienten Lohn vorenthielten (Jak 5:4). Zudem gab es in den Gemeinden Wohlhabende, die Hungernden nichts zu essen gaben und schlecht Gekleidete missachteten, anstatt sie mit liebevoller Fürsorge wertzuschätzen (Jak 2:15-16).
Warum fällt es uns Christen im Alltag oft so schwer, Liebe praktisch zu leben? Warum können manche gläubige Ehepaare einander nicht mehr lieben, und weshalb gibt es in Gemeinden immer noch Streit?
Die Antwort ist vielschichtig, da in verschiedenen Konfliktsituationen unterschiedliche Ursachen vorliegen. Egoistisches Denken ist noch immer weit verbreitet und führt unweigerlich zu Verletzungen, die Wut und Bitterkeit nach sich ziehen. Ein wesentliches Grundproblem liegt darin, dass wir unseren Selbstwert noch immer über unsere Leistung oder Position definieren. Wo dies geschieht, drängen wir uns – bewusst oder unbewusst – in den Vordergrund, stellen andere zurück oder schätzen sie gering (Phil 2:3-4).
Wir müssen tief in unserem Innersten begreifen, dass unser Wert allein darauf beruht, dass Gott uns unendlich liebt und für uns den höchsten Preis – seinen Sohn – bezahlt hat (Joh 3:16 / Röm 5:8). Jede menschliche Seele ist wertvoller als die gesamte materielle Welt! Jesus machte dies deutlich, als er sagte, dass es einem Menschen nichts nützt, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber Schaden an seiner Seele nimmt (Mt 16:26).
Wer seinen eigenen Wert „biblisch" definiert, erhält ein komplett neues Bewusstsein. Aus diesem neuen Bewusstsein kann eine grundlegend andere Gesinnung entstehen, durch die wir lernen, das Gute zu denken (Phil 4:8). Die gegenseitige Bruderliebe kann nur dort erfolgreich gelebt werden, wo alle Beteiligten sich von Gott bedingungslos geliebt wissen (1Joh 4:19).
Durch dieses neue Bewusstsein können wir unser „horizontales Denken" ablegen, bei dem wir uns ständig mit anderen vergleichen, und zu einem „vertikalen Denken" gelangen, das den Blick auf unseren alles schenkenden himmlischen Vater richtet (Kol 3:2). Wenn wir auf ihn ausgerichtet und von seiner Liebe erfüllt sind, lernen wir nicht nur, das Gute zu denken, sondern werden auch mit einer vollkommen liebenden Gesinnung erfüllt. Diese befähigt uns, einander trotz aller Fehler und Schwächen zu lieben (1Kor 13:4-7)!
Die göttliche Gesinnung prägt uns mit tiefem Mitgefühl und befähigt uns, aus liebevoller Sensibilität heraus zu leben (Kol 3:12). Aus dieser Haltung erwächst eine Güte und Zuvorkommenheit, die Gott wohlgefällt (Eph 5:1-2)!
Möge uns der HERR dazu Gnade schenken!
Bist du es nicht, HERR, unser Gott, auf den wir hoffen?
Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und wir erhalten dieses Leben durch seinen Sohn.
Gestern hörte ich in den Nachrichten, dass die iranische Hauptstadt Teheran unter akutem Wassermangel leidet. Je nach Ort und Tageszeit fließt kein Wasser mehr aus den Hähnen. Die Situation hat sich so dramatisch verschärft, dass Behörden erwägen, Teile der Bevölkerung aus dieser 9-Millionen-Einwohner-Stadt zu evakuieren. Eine bedrohliche Lage – und wie wir wissen, ist dies nicht das einzige Problem, mit dem dieses Volk zu kämpfen hat.
In Jeremia 14 lesen wir ebenfalls von einer verheerenden Dürre in Jerusalem. Die Mächtigen und Wohlhabenden schicken ihre Diener zu den Zisternen, doch diese kehren enttäuscht, beschämt und mit leeren Händen zurück (Jer 14:3). Der HERR macht durch Jeremia in diesem Kapitel deutlich: Dies war nicht bloß ein meteorologisches Problem. Vielmehr war die Wasserlosigkeit eine direkte Folge der Gottlosigkeit Israels. Statt Gott zu suchen, betete die Bevölkerung selbstgemachte Götzen an und handelte rücksichtslos (Jer 2:13 / Jer 5:23-25).
Stellvertretend für das Volk betete Jeremia in den letzten beiden Versen dieses Kapitels:
"Um deines Namens willen verschmähe uns nicht! Entehre nicht den Thron deiner Herrlichkeit! Denk ⟨an uns⟩, mache deinen Bund mit uns nicht ungültig! Gibt es unter den Nichtigkeiten der Nationen Regenspender, oder kann der Himmel ⟨von selbst⟩ Regengüsse geben? Bist du es nicht, HERR, unser Gott? Wir hoffen auf dich; denn du, du hast dies alles gemacht." (Jer 14:21-22)
Wir sind uns oft zu wenig bewusst, dass Gott der HERR es ist, der Regen und damit auch Wasser schenkt (Ps 147:8 / Mt 5:45). Wasser bildet die absolute Grundlage für alles biologische Leben! Zwar gibt es sogenannte extremophile Organismen wie die Bärtierchen, die mit sehr wenig Wasser überleben können, doch selbst diese sind in Trockenphasen nicht aktiv. Anders ausgedrückt: Fehlendes Wasser führt entweder zum Tod oder zur völligen Inaktivität.
Für das geistliche Leben gilt dasselbe! In Johannes 4:10-14 bietet Jesus der Samariterin lebendiges Wasser an, das den Durst der Seele und des Geistes für immer stillt. Auch während des Laubhüttenfestes in Jerusalem verkündete er:
"Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen." (Joh 7:37-38)
Was stillt unseren geistlichen Durst und was beinhaltet dieser Durst?
Es ist die tiefste Sehnsucht unseres Herzens: bedingungslos geliebt und angenommen zu sein – trotz all unserer Fehler (Röm 5:8 / 1Jo 4:10).
Diese unendliche Liebe hat Gott uns in Jesus Christus gezeigt (Joh 3:16). Ohne ihn bliebe Gottes Liebe abstrakt, die schwer greifbar wäre und uns keine wirkliche Gewissheit vermitteln würde. In Christus aber wurde sie konkret und erfahrbar (Joh 1:14 / Kol 1:15).
In ihm erfüllt sich unsere Hoffnung – er ist das lebendige Wasser! (Offb 21:6 / Offb 22:17)
So hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
Wo aber die Sünde ihr volles Maß erreicht hatte, da wuchs die Gnade über alles Maß hinaus. Wie die Sünde ihre Macht ausübte, indem sie den Tod brachte, so wird die Gnade ihre Macht ausüben, indem sie uns vor Gott bestehen lässt und zum ewigen Leben führt. Das verdanken wir Jesus Christus, unserem Herrn.
Im heutigen Losungsvers fehlt ein kleines, aber bedeutsames Wort: „Denn". Es leitet eine Begründung ein – nämlich warum Gott nicht mit uns nach unseren Sünden verfährt. Psalm 103,11 erklärt dann den Grund dafür: Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten.
Der Zusammenhang dieser Verse ist so beeindruckend schön, dass ich die Passagen davor und danach unbedingt zitieren möchte. Ab Vers 8 lesen wir:
"Barmherzig und gnädig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Er wird nicht immer rechten, nicht ewig zürnen. Er hat uns nicht getan nach unseren Vergehen, nach unseren Sünden uns nicht vergolten. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so übermächtig ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten. So fern der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Vergehen. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten." (Ps 103:8-13)
David kannte vermutlich weite Teile der Tora (die fünf Bücher Mose) sowie das Josua- und Richterbuch. Diese Schriften dokumentieren das unrühmliche Verhalten seines Volkes. Immer wieder wandte sich Israel treulos von Gott ab und handelte böse (Ri 2:11-13). Ein Beispiel dafür finden wir in Richter 10:13-14, wo Gott zu seinem Volk sagte:
"Ihr aber, ihr habt mich verlassen und habt andern Göttern gedient. Darum werde ich nicht fortfahren, euch zu retten. Geht hin und schreit zu den Göttern um Hilfe, die ihr erwählt habt! Sollen sie euch doch retten zur Zeit eurer Not!"
Damals schien es, als wäre Gottes "Geduldsfaden" gerissen und er hätte sein Volk aufgegeben – aber dem war nicht so! Gottes Gnade überragt unsere Sündenschuld so weit, wie der Himmel höher ist als die Erde (Jes 55:9). Dieser Vergleich verdeutlicht die überwältigende Erhabenheit von Gottes Gnade. Ob David diesen Psalm vor oder nach seinem Fehltritt mit Uria und Batseba verfasste, ist nicht eindeutig zu bestimmen, doch zweifellos durfte auch er Gottes unvergleichliche Gnade und Barmherzigkeit erfahren (2Sam 12:13).
Ebenso erging es Paulus, der als ehemaliger Christenverfolger eigentlich nur Tod und Verdammnis verdient hätte (1Tim 1:13-16). Doch es gefiel dem allmächtigen Gott, diesen "ersten aller Sünder" mit seiner Barmherzigkeit zu überschütten und ihm die unermessliche Größe seiner Gnade zu offenbaren, sodass er den Römerbrief verfassen konnte. In den Kapiteln 5, 8 und 11 leuchten die Gnade und Barmherzigkeit Gottes in einer Weise auf, wie wir sie sonst nirgends in der gesamten Weltliteratur finden können. Das Erbarmen Gottes und seine große Gnade entspringen letztlich seiner unvergleichlichen Liebe zu seiner Schöpfung (Joh 3:16 / 1Jo 4:9-10).
Die Gnade Gottes ist nicht einfach nur eine "nette" abstrakte Charaktereigenschaft des höchsten Gottes – nein, sie ist eine unfassbare Macht, welche die stärksten Kräfte des Universums überwindet! Die Sünde war so mächtig, dass sie jeden Menschen infizierte (Röm 3:23), und der Tod ist eine Gewalt, die alles erfasst hat (Röm 5:12). Doch Paulus macht im heutigen Lehrtext deutlich: Die Gnade ist noch mächtiger, noch höher, noch umfassender und noch überwältigender! Diese Erkenntnis war für Paulus so tiefgreifend, dass er seinen Gott nur noch anbeten und ihm mit völliger Hingabe dienen konnte (Röm 12:1). Selbst die herrlichsten Dinge dieser Welt konnten ihn nicht so sehr faszinieren und ins Staunen versetzen wie die alles überragende Gnade und Liebe Gottes (Phil 3:8).
Darum möchte ich den heutigen Lehrtext noch einmal aus der weniger bekannten, aber sehr nuancenreichen Übersetzung von Heinz Schumacher zitieren:
"Das Gesetz aber kam nebenbei herein, damit die Übertretung [noch] zunähme. Wo aber die Sünde immer mächtiger wurde, da hat sich die Gnade überfließend mächtig erzeigt, damit, wie die Sünde im Bereich des Todes königlich geherrscht hat, so auch die Gnade königlich herrsche durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn." (Röm 5:20-21)
Fazit: Gottes Gnade ist keine Theorie – sie ist eine aktive, mächtige Kraft, die Sünde und Tod überwindet (1Kor 15:54-57).
Behalte meine Gebote, so wirst du leben, und hüte meine Weisung wie deinen Augapfel.
Da sagte der junge Mann zu Jesus: Das alles habe ich befolgt. Was fehlt mir noch?
Die Gebote Gottes und seine Weisung (hebr. Tora) erfüllen mehrere wichtige Funktionen:
Das Behüten der Anweisungen Gottes bietet Schutz (Ps 119:11)
Das Beachten der Worte Gottes fördert Weisheit (Ps 119:98-100)
Durch das Praktizieren der Gebote Gottes werden grundlegende Erkenntnisprozesse angestoßen (Ps 119:104)
Diese Aspekte sollten wir nicht unterschätzen – auch wenn wir aus dem Neuen Testament wissen, dass das Gesetz uns weder erlösen noch zum Ziel führen kann. Obwohl wir durch das Gesetz keine Gerechtigkeit vor Gott erlangen können, bietet es doch wertvolle Orientierung für unseren Alltag (Ps 119:105).
Im Kontext des heutigen Losungsverses warnt Salomo vor den Gefahren des Ehebruchs und beschreibt die raffinierte Verführung, die das Fremdgehen verlockend erscheinen lässt. Wer das Gebot "du sollst nicht ehebrechen" befolgt (2Mo 20:14), erweist sich selbst einen großen Dienst, indem er sich, seinen Partner und die Familie vor zahlreichen Verletzungen bewahrt. Die Einhaltung dieses Gebotes steigert wesentlich die Lebensqualität. Die psychischen Schäden, die ein Ehebruch verursacht, sind deutlich schwerwiegender, als allgemein anerkannt wird.
Doch selbst wenn wir Gebote wie das der ehelichen Treue einhalten, bleibt eine entscheidende Frage: Können wir durch Gesetzeserfüllung vor Gott bestehen? Paulus beantwortet dies im Römerbrief klar und eindeutig: Kein Mensch ist in der Lage, die Gesetze Gottes vollkommen zu erfüllen (Röm 3:20). Dadurch sind alle Menschen zu Sündern geworden, haben das Ziel verfehlt und Schuld auf sich geladen (Röm 3:23). Jeder Mensch braucht Erlösung von Sünde, und niemand kann durch Gesetzeserfüllung eine vor Gott gültige Gerechtigkeit erlangen. Die Einhaltung des Gesetzes führt uns auch nicht zum Endziel – einer vollkommenen Liebesgemeinschaft mit dem himmlischen Vater und seinem Sohn Jesus Christus (Gal 2:16).
Das ganze Gesetz und die Propheten hängen an zwei Geboten: "Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst!" (Mt 22:37-40). Die ersten vier der Zehn Gebote verkörpern die Liebe zu Gott, während die Gebote 5-10 die Nächstenliebe umfassen. Dabei schützt uns das 10. Gebot "du sollst nicht begehren" vor Unzufriedenheit und berührt somit auch die Liebe zu uns selbst (2Mo 20:17).
Der vorbildliche junge Mann aus Matthäus 19:20 hielt nach seiner eigenen Einschätzung alle Gebote, die Jesus erwähnte. Interessanterweise zählte Jesus nur die Gebote 5-9 auf und ergänzte diese mit dem Gebot der Nächstenliebe (Mt 19:18-19). Das erste Gebot "Liebe Gott von ganzem Herzen" und damit auch die Gebote 1-4 erwähnte Jesus nicht. Hätte Jesus diese ebenfalls genannt, hätte der junge Mann vermutlich auch hier behauptet, sie einzuhalten.
Doch seine Liebe zu Gott – und damit auch zu Jesus – wies einen entscheidenden Mangel auf: Er liebte seinen Reichtum mehr als Gott (Mt 19:22). Diese Szene zeigt eindrücklich, wie ein frommer Lebenswandel dennoch an der entscheidenden Stelle scheitern kann – am Herzen. Jesus stellt nicht nur Regeln in den Mittelpunkt, sondern fragt: Wem gehört dein Herz? (Mt 6:21) Diese Prioritätensetzung führte Jesus ihm durch die nachfolgende Aufforderung deutlich vor Augen:
"Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe deine Habe und gib ⟨den Erlös⟩ den Armen! Und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben. Und komm, folge mir nach!" (Mt 19:21)
Diese Aussage Jesu offenbarte, dass das Vermögen des jungen Mannes eine höhere Priorität hatte als Gott. Die genannte Aufforderung Jesu ist kein genereller Befehl an uns alle, sämtliche Vermögenswerte zu veräußern und mittellos dazustehen, sondern sie soll uns zu einer wichtigen Frage führen: "Liebe ich Jesus mehr als alles andere? Mehr als mein Vermögen, mein Ansehen, meine Familie und mein Leben?" (Lk 14:26) Verfolgte Christen werden täglich mit dieser Frage konfrontiert, weil sie durch ihren Glauben an Jesus jederzeit alles verlieren können (2Tim 3:12).
Jesus hat das Gesetz für uns erfüllt – vollkommen und aus Liebe (Mt 5:17). Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat er dich erlöst und dir seine Gerechtigkeit geschenkt (2Kor 5:21). Deshalb darfst du jetzt ganz aus Gnade leben. Es ist nicht deine Leistung, die dich ans Ziel bringt, sondern dein Vertrauen auf ihn (Eph 2:8-9).
HERR, erhebe dich in deiner Kraft, so wollen wir singen und loben deine Macht.
Als Jesus schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten.
Wenn ein König auf seinem Thron sitzt und sich erhebt, hat das stets eine besondere Bedeutung. Diese Geste signalisiert, dass der König im Begriff ist, eine wichtige Erklärung abzugeben, eine Entscheidung zu verkünden oder eine bedeutsame Handlung vorzunehmen – beispielsweise jemanden zu begnadigen, einen Befehl zu erteilen oder ein Urteil zu fällen.
Vermutlich hatten die Schreiber der Bibel ein ähnliches Bild vor Augen, wenn sie vom Sich-erheben des HERRN sprachen. So kündigte Gott in Jes 33:10 an, dass er sich erheben würde, um gegen das Böse einzugreifen. In Ps 82:8 bittet der Dichter Gott darum, aufzustehen, um die Erde zu richten.
Wenn Gott sich erhebt, ist das wie ein Lichtstrahl, der durch dunkle Wolken bricht: Geringe werden gesehen (Ps 113:7-8), Unterdrückte erfahren Gerechtigkeit (Ps 103:6) – und Menschen brechen in Lobpreis aus. Wenn der HERR sich erhebt, manifestieren sich seine Gerechtigkeit und Allmacht.
Nachdem Jesus in Jericho Blinde geheilt (Mt 20:30 / Lk 18:35-43) und später in Bethanien Lazarus von den Toten auferweckt hatte – einen Mann, der bereits vier Tage verstorben war (Joh 11:17) – wuchs sowohl unter den Jüngern als auch in der Bevölkerung eine große Euphorie. Viele waren überzeugt: Jesus ist tatsächlich der verheißene und lang ersehnte Messias. Mit dieser Überzeugung verbanden sich automatisch all die Erwartungen, die aus den Verheißungen über den Messias stammten. Man glaubte, er würde alle Feinde Israels besiegen und ein beispielloses Friedensreich errichten.
Diese Gedanken begleiteten sowohl die Jünger als auch viele aus dem Volk, die zusahen, wie Jesus unter großem Jubel auf einem Eselsfohlen den Ölberg hinabritt und in Richtung Jerusalem zog (Sach 9:9). Daraufhin begann die ganze Menge der Jünger, mit lauter Stimme freudig Gott zu loben für all die Wunderwerke, die sie miterlebt hatten, und sie riefen:
"Gepriesen [sei] der König, der da kommt im Namen des Herrn!" Friede im Himmel und Herrlichkeit in der Höhe!"
Eine Masseneuphorie entwickelte sich, die hier und später im Tempel ihren Höhepunkt erreichte (Mt 21:15). Doch Begeisterung allein bietet keine tragfähige Basis, um in Krisenzeiten am Gottvertrauen festzuhalten. Die Freude jener Tage hielt nicht stand. Als sich zeigte, dass Jesus nicht der politische Befreier war, den man erwartete, kippte die Stimmung. Aus Jubel wurde Wut – und viele, die zuvor 'Hosanna' riefen, schrien nun: 'Kreuzige ihn!' (Mt 27:22-23)
Tatsächlich hat der Messias in diesen Tagen den größten aller Feinde besiegt und die Grundlage für einen Frieden geschaffen, der viel umfassender war als nur ein äußerer Friede (Joh 14:27). Doch dies geschah völlig anders, als das Volk es sich vorgestellt hatte. Jesus besiegte nicht den irdischen Feind der Juden – die römische Besatzungsmacht – und errichtete auch kein Weltfriedensreich. Stattdessen überwand er den Tod, die mächtigste Kraft des Universums (1Kor 15:54-55), und schuf die Grundlage für einen inneren Herzensfrieden. Dieser Friede ermöglicht es uns, später in das Himmelreich Gottes einzugehen, denn das Königreich Jesu ist nicht von dieser Welt (Joh 18:36)!
Wer Jesus im Herzen trägt, wird – so wie Stephanus in seiner letzten Stunde (Apg 7:55-56) – sehen dürfen, wie sich der König des Himmels erhebt. Kein Schmerz, keine Not, keine Träne bleibt dann mehr (Offb 21:4). Mit unvorstellbarer Freude werden wir vor seinem Thron niederfallen und ihn anbeten – für seine Gnade, seine Wunder und seinen Sieg über den Tod (Offb 5:13-14).
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.
Sowohl die Zehn Gebote als auch das Vaterunser gehören zu den ganz zentralen Texten der Bibel und gehören quasi zum „ABC" eines christlichen Lebensstils. Während der Losungstext ein Verbot formuliert, ruft uns der Lehrtext positiv zur Heiligung des Namens Gottes auf, bei dem sich das Herz eines Beters bewusst machen darf, was oberste Priorität hat.
Der Missbrauch von Menschen in schwächeren Positionen ist ein gravierendes Problem, das regelmäßig thematisiert wird. Besonders schwer wiegt solcher Missbrauch, wenn er von Menschen geschieht, die sich Christen nennen. Warum? Weil sie dadurch auch den Namen Gottes missbrauchen, indem sie ihn für ihre eigenen Vorteile instrumentalisieren (Hes 36:20-23).
In ihrer Übersetzung gibt die Elberfelder Bibel das dritte Gebot folgendermaßen wieder:
"Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht zu Nichtigem aussprechen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen zu Nichtigem ausspricht."
Mit "Nichtigem" ist Leeres, Wertloses oder Falsches gemeint. Aus göttlicher Sicht ist alles, was nicht aus der Liebe geschieht, wertlos! In den ersten drei Versen von 1. Korinther 13 zählt Paulus sogar sehr wertvolle Gaben auf – wie etwa Glauben und Erkenntnis – die jedoch ohne das göttliche Motiv der Liebe zu einer nutzlosen und leeren Hülle werden (1Kor 13:1-3).
Wer den Namen Gottes mit Nichtigem und Wertlosem in Verbindung bringt, verunehrt Gott und beschmutzt seine Ehre (Mal 1:6-7). Menschen, die die Bibel nicht kennen oder nur unzureichend verstanden haben, werden sich infolgedessen von Gott abwenden und sagen: "Mit diesem Gott will ich nichts zu tun haben!"
Auch unsere Sprache ehrt – oder entehrt – Gott. Der Missbrauch des Namens Gottes geschieht nicht nur durch Taten religiöser Heuchelei, sondern beginnt oft schon in unserer Sprache (Jak 3:9-10). In Redewendungen wie „Oh mein Gott", „um Himmels willen" oder ähnlichen Floskeln wird Gottes Name häufig gedankenlos gebraucht.
Auch wenn solche Worte nicht böswillig gemeint sind, zeigen sie oft eine innere Gleichgültigkeit gegenüber dem Heiligen. Der Name Gottes steht jedoch für sein Wesen, seine Gegenwart, seine Majestät (Ps 8:2). Im Judentum war dieser Name so heilig, dass er nicht einmal ausgesprochen wurde. Diese Ehrfurcht dürfen auch wir neu lernen – nicht aus Zwang, sondern aus Liebe und Respekt vor dem lebendigen Gott.
Je bewusster wir sprechen, beten und über Gott reden, desto mehr wird unser Reden ein Ausdruck von Wertschätzung. Unsere Worte können seine Ehre widerspiegeln – oder sie entehren (Kol 3:17).
Jede Form des Missbrauchs verursacht psychische Verletzungen und beraubt Menschen ihrer Würde. Dies erschwert zugleich den Zugang zum Gott der Liebe. Dennoch wäre es falsch, den heiligen Gott mit jenen gleichzusetzen, die behaupten, seine Boten zu sein. Nicht jeder Pfarrer, Priester oder Christ ist automatisch ein Diener Gottes! Wahre Diener Gottes sind nur diejenigen, die zur Ehre Gottes und aus Liebe zu den Menschen leben wollen (Mt 7:21-23)!
Um ein wirklicher Diener Gottes zu sein, braucht man eine Kind-Vater-Beziehung zu ihm. Deshalb beginnt Jesus sein Mustergebet mit den Worten: "Unser Vater" (Röm 8:15). Wer in Gott den liebenden Vater erkennen darf – einen Vater, der uns nahe ist, für uns sorgt und uns alles Notwendige für Zeit und Ewigkeit schenkt – der kann aus einer vertrauensvollen Beziehung zu ihm leben. Gleichzeitig ist er ein Gott, der im Himmel thront und über allen Himmeln wohnt (Ps 113:4-6). Diese Erhabenheit sollte uns mit Ehrfurcht erfüllen, damit wir ihm mit dem gebührenden Respekt dienen können.
Wenn wir Gott aus kindlichem Vertrauen heraus dienen und unseren Mitmenschen in Liebe und Wertschätzung begegnen, wird sein Name nicht nur geehrt – er wird durch unser Leben sichtbar geheiligt. Möge der HERR uns auch heute die Gnade schenken, dies zu tun (Phil 2:13).
Der HERR wird seinem Volk Kraft geben.
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
Manchmal hat Gott Humor: Die beiden heutigen Verse reden von Kraft und Stärke, während ich genau das Gegenteil fühle – eine bleierne Müdigkeit. Die Ursache ist eine beinahe schlaflose Nacht. Der Grund dafür waren keine schwerwiegenden Sorgen oder Probleme, sondern belanglose Gedanken, die sich im Kreis drehten und nicht zur Ruhe kamen. Als ich dann kurz nach zwei Uhr endlich in einen oberflächlichen Schlaf fiel, war ich erstaunt, dass mich der Herr trotzdem kurz vor vier geweckt hat.
Mein Herr hat mir Kraft gegeben, um aufstehen zu können – nicht so, dass ich mich völlig fit und energiegeladen fühle. Wenn wir in der Bibel lesen, dass der HERR den Seinen Kraft und Vermögen schenkt (Ps 68:36), stellen wir uns das oft anders vor, als es tatsächlich ist. Am liebsten hätten wir Kraft im Voraus und im Überfluss, mit möglichst vielen Reserven. Ein ständig voll geladener "Akku" entspräche unserer Wunschvorstellung. Doch zunehmend sorgt Gott dafür, dass unser Akku leer wird, damit wir auf die gute Idee kommen, uns an die "Steckdose" anzuschließen (2Kor 12:9). So lernen wir, aus einer kontinuierlichen Verbundenheit mit Jesus Christus zu leben, denn er sagte ganz klar:
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun." (Joh 15:5)
Wer in Abhängigkeit von Jesus lebt, verfügt über mehr Kraft, als jemand, der mit "vollem Akku" durch den Alltag geht – allerdings nicht im Voraus und nicht als Reserve (Phil 4:13)!
Wenn man alle Informationen über Timotheus zusammenträgt, gewinnt man den Eindruck, dass er alles andere als ein "Alphatier" war. Er fühlte sich anfangs – wie andere Gottesmänner auch – zu jung (1Tim 4:12), und er war eher schüchtern und harmoniebedürftig. Vermutlich war er ein sanfter, feinfühliger Mann. Heute würde man ihn vielleicht als "hochsensibel" bezeichnen. Mit diesem Grundcharakter neigte er jedoch auch zu Ängstlichkeit und Feigheit. So könnte man das griech. deilia auch übersetzen.
Paulus erinnert seinen geistlichen Sohn daran, dass Gott uns einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit gegeben hat. Gott lässt seine Kraft in unserer Schwachheit zur Vollendung kommen (2Kor 12:9), und er hat seine Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen gegossen (Röm 5:5). Zusammen mit der Besonnenheit, die uns zu göttlicher Vernunft führt und sich durch Mäßigung auszeichnet, können wir dem HERRN optimal dienen und für andere Menschen ein Segen sein – auch in Zeiten der Anfechtung und des Kampfes (Jak 1:2-4).
Nun freue ich mich darauf, mich noch einmal hinlegen zu können, und wünsche allen einen gesegneten und erholsamen Sonntag (Ps 127:2)!
Ich will euch heimsuchen, spricht der HERR, nach der Frucht eures Tuns.
Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!
In Jeremia 21 wird beschrieben, wie König Zedekia Paschur fragt, ob die Stadt Jerusalem, die vom babylonischen König Nebukadnezar erneut belagert wurde, wieder verschont bleiben würde. Dies war seine große Hoffnung, begründet auf Erfahrungen aus der Vergangenheit. Der HERR hatte früher geholfen und gerettet (Jes 37:36-37) – vielleicht würde er es auch jetzt wieder tun. Es scheint, als wäre Zedekias Hoffnung mit Glauben verbunden, eine Kombination, die oft zu einer Rettung durch Gott führte (Hebr 11:1 / Mk 11:24).
Doch der Kontext zeigt, dass der HERR durch Jeremia ein Strafgericht über Jerusalem ankündigen muss (Jer 21:5-7). Die Hoffnung und der vermeintliche "Glaube" des jüdischen Königs werden zunichte gemacht. Doch warum blieb Gottes Hilfe diesmal aus?
Die Antwort lässt sich so zusammenfassen: "Wie kann man auf eine Rettung von Seiten Gottes hoffen und gleichzeitig das Böse praktizieren? Wie kann der König von Jerusalem darauf hoffen, verschont zu bleiben, während er in seinen Gerichtsverhandlungen die Beraubten nicht befreit (Jer 21:12)?" Biblische Hoffnung und echter Glaube sind immer mit Liebe verbunden (1Kor 13:13 / Gal 5:6)! Wer böses Handeln nicht verabscheut und andere unterdrückt, kann nicht mit Gottes Rettung rechnen (Jes 1:15-17). Das musste auch Jakobus den „gläubigen Arbeitgebern" sagen, die ihren Arbeitern keinen Lohn ausgezahlt haben (Jak 5:4). Sie hatten ebenfalls einen Glauben ohne Liebe – und das ist kein echter Glaube (Jak 2:14-17)!
Inmitten dieser Gerichtsankündigung gibt es jedoch auch Hoffnung für diejenigen in der Stadt, die der Prophezeiung Jeremias glaubten. Wer aus der Stadt herausgehen und zu den Chaldäern überlaufen würde, konnte sein Leben retten (Jer 21:9). Dies war allerdings keine leichte Entscheidung, denn als Überläufer fühlte man sich wie ein Verräter. Zedekia weigerte sich, auf Jeremia zu hören, und verlor dadurch Gottes Schutz (Jer 39:7 / Jer 52:11)!
Ganz anders erging es dem guten und treuen Knecht, der über wenigem treu gewesen war. Er wurde belohnt (Mt 25:21). Der Herr eines großen Besitzes musste für längere Zeit ins Ausland reisen. Seinen verantwortlichen Knechten übergab er ein beachtliches Vermögen zur Investition und Vermehrung. Der erste erhielt 5 Talente, der zweite zwei und der letzte ein Talent – was 6.000 Denaren entsprach und den Lohn von etwa 20 Arbeitsjahren darstellte.
Der erste Knecht arbeitete "gut" – moralisch einwandfrei und tüchtig – sowie "treu", also zuverlässig und vertrauenswürdig. Dieses Gleichnis steht für Menschen, die vom HERRN während seiner Abwesenheit mit Begabungen ausgestattet werden, um für seine Sache zu arbeiten (1Petr 4:10 / Röm 12:6-8). Da der erste Knecht "im Kleinen" treu war, konnte er seine "Investition" verdoppeln. Als Folge erhielt er vom HERRN größere Verantwortung und durfte an der Freude seines HERRN teilhaben. Was bedeutet es eigentlich, im Kleinen treu zu sein? Mehr zu diesem Thema findest du hier!
Eine tätige Liebe führt nie zu einer Ablehnung Gottes, sondern letztlich immer zu einem Lob und seiner Anerkennung (1Kor 3:13-14 / 1Petr 1:7)!
Gott, wir haben mit unsern Ohren gehört, unsre Väter haben's uns erzählt, was du getan hast zu ihren Zeiten, vor alters.
Es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihrem eigenen Begehren werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken.
Gesundheit ist und war schon immer ein Thema, das uns alle beschäftigt. Wenn eine Frau ein Kind geboren hat, sagen viele: "Hauptsache, es ist gesund!" Damit bringen sie ihre Dankbarkeit über ein gesundes Baby zum Ausdruck, da wir uns alle Gesundheit wünschen. Es ist schön und durchaus legitim, wenn wir einander körperliche Gesundheit wünschen. Aber ist es wirklich die Hauptsache?
Als meine Patentochter mit einer Behinderung zur Welt kam, empfanden ihre Eltern die gut gemeinte Aussage „Hauptsache gesund!" als ziemlich schmerzhaft. Bis heute lebt meine Patentochter mit ihren Einschränkungen, doch durch ihre fröhliche und vertrauensvolle Art ist sie für uns zu einem besonderen Segen geworden (2Kor 12:9).
Es gibt nicht nur körperliche Gesundheit, sondern auch seelische und geistliche. Der Apostel Johannes schreibt seinem Bruder Gajus:
"Geliebter, es ist mein Wunsch und Gebet, dass es dir in jeder Hinsicht wohl gehe und du gesund seist, so wie es deiner Seele wohl geht." (3Jo 1:2 - HSN)
Hier wünscht Johannes seinem Bruder nicht nur körperliche Gesundheit, sondern auch ein "seelisches Wohlergehen" – ein tiefes innerliches Wohlbefinden. Seelische Krankheiten sind in der Regel noch belastender als körperliche Leiden (Spr 17:22).
Jesus spricht in Lk 5:31 von "Kranken", die ihn als "Arzt" benötigen. Aus dem Zusammenhang wird klar: Die wirklich Kranken sind jene, die ein sündhaftes Leben führen – sie leiden vor allem an geistlicher Krankheit (Jes 1:5-6).
Die Lutherbibel verdeutlicht nicht ausreichend, dass Paulus im heutigen Lehrtext von einer "gesunden Lehre" spricht (griech. hygiainousēs didaskalias). Auch in 2. Timotheus 1:13 erwähnt er "gesunde Worte". Von diesem griechischen Begriff leitet sich übrigens das deutsche Wort "Hygiene" ab. Wir könnten also von einer "hygienischen Lehre" sprechen, die Geist und Seele gesunden lässt.
Gottes Wort wirkt wie ein heilsames Medikament für Geist und Seele (Ps 107:20)! Ähnlich wie ein Arzt uns empfiehlt, ein Medikament einzunehmen, um Heilung zu erfahren, müssen wir das Wort Gottes "einnehmen". Dies bedeutet, es aufzunehmen und innerlich zu verarbeiten.
Die Söhne Korachs erfuhren von ihren Vorfahren, welche Wunder Gott in der Frühzeit vollbrachte. Sie hörten auf Gottes Wort und vertrauten auf die Hilfe des HERRN. Dieses Vertrauen bildet die unverzichtbare Grundlage, um Gott gehorchen zu können. Ohne Vertrauen in den HERRN kann niemand wahrhaft gehorchen und "geistlich gesund" werden (Hebr 11:6).
Leider leben wir zunehmend in der Zeit, von der Paulus in 2Tim 4:3 spricht. Unsere Gesellschaft erlebt einen "Informations- und Bilder-Tsunami", in dem die gesunden Worte Gottes regelrecht "überflutet" werden. Heute kann sich jeder als Lehre aussuchen, was ihm am besten gefällt. Aber wie in der Ernährung gilt auch hier: "Was einem am meisten schmeckt, ist nicht unbedingt auch das Gesündeste – und was einem am besten gefällt, entspricht nicht zwangsläufig der Wahrheit!" (Spr 14:12)
Die wachsende Selbstbezogenheit führt dazu, dass Menschen vermehrt nur jenen „Lehrern" Gehör schenken, die ihre eigenen Ansichten bestätigen, statt auf Gottes Wort zu hören. Folglich können immer weniger Menschen die heilsame Lehre des Wortes Gottes ertragen. Das Resultat ist eindeutig: Der Widerstand gegen diejenigen, die treu zum Wort Gottes stehen, nimmt zu (2Tim 3:12)!
Lasst uns davon jedoch nicht entmutigt werden. Wenn diese Dinge geschehen, sollten wir vielmehr unsere Häupter erheben und auf den blicken, der vom Himmel kommen wird, um uns zu erlösen (Lk 21:28).
Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen.
Eine Sünderin trat von hinten zu Jesu Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Jesus aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!
In vielen Kulturen ist die Meinung „Ein Mann weint nicht" stark verankert. Warum? Männer, die weinen, gelten als schwach und zu emotional. Manche meinen, es zeige mangelnde Selbstbeherrschung und untergrabe männliche Stärke. Diese Vorstellungen sitzen mancherorts so tief, dass Tränen bei Männern als unangemessen oder peinlich empfunden werden. Dabei wird oft vergessen, dass selbst der Sieger über Hölle, Tod und Teufel geweint hat (Joh 11:35 / Lk 19:41 / Hebr 5:7). Auch große Könige wie David und Hiskia weinten und vergossen Tränen (2Sam 15:30 / Jes 38:3).
In Psalm 39 beschreibt David die Vergänglichkeit des Menschen. Er befindet sich in tiefster Not und fühlt sich wie ein von Gott Gestrafter. Einige Bibelausleger vermuten, dass David diesen Psalm während seiner Flucht vor seinem Sohn Absalom verfasst hat. Dies war wohl die schrecklichste Situation, die sich ein Vater vorstellen kann: Der eigene, innig geliebte Sohn trachtet nach dem Leben seines Vaters. Davids Trauer war überwältigend, und er konnte nicht anders, als viele Tränen zu vergießen (2Sam 15:23). Während dieser Flucht wurde ihm vermutlich auch wieder bewusst, dass sein Schicksal teilweise die Folge seines begangenen Ehebruchs und Mordes war (2Sam 12:10-14).
Deshalb fühlte sich David als ein von Gott Gezüchtigter. Mit seiner Bitte "schweige nicht zu meinen Tränen" bringt er nicht nur seine Trauer zum Ausdruck, sondern auch seine tiefste Reue (Ps 51:19).
Tränen haben einen besonderen Stellenwert – sowohl geistlich als auch seelisch. Das Wort Gottes bezeugt dies einerseits (Ps 56:9 / Offb 21:4), während die Psychologie andererseits bestätigt hat, dass Tränen seelische Spannungen lösen und wichtige emotionale Prozesse anstoßen. Nach dem Weinen erleben viele Menschen ein Gefühl der Erleichterung oder inneren Klarheit. Tränen sind nicht nur Ausdruck von Trauer, sondern können auch Zeichen tiefer Reue sein. Zudem gibt es Freudentränen, die besonders dann fließen, wenn Menschen zutiefst berührt sind und die Liebe anderer spüren (1Mo 33:4 / 1Mo 45:14-15).
Das Schweizer Fernsehen strahlt eine Sendung namens „Happy Day" aus, in der Freunde und Verwandte Menschen nominieren können, die ein schweres Schicksal tragen. Sie schlagen vor, wie man diese Personen mit einer besonderen Überraschung erfreuen könnte. Die kreativsten Ideen werden umgesetzt, und die Reaktionen der Beschenkten werden gefilmt. Freudentränen fließen dabei regelmäßig, weil die Überraschten von der Zuwendung und Liebe ihrer Freunde oder Familie tief berührt sind.
Die Tränen der Sünderin aus Lukas 7:36-50 enthalten vermutlich mehrere Emotionen: Trauer über die Zerstörung, die ihre Sünden verursacht haben, eine tiefe, aufrichtige Reue und vor allem die Erfahrung, von Jesus bedingungslos geliebt und wertgeschätzt zu werden (1Jo 4:19). Wahrscheinlich hatte sie Jesu Liebe bereits vor dieser Begegnung erfahren – ein besonders kostbares Geschenk angesichts ihrer gesellschaftlichen Ächtung.
Jesus wurde von einem Pharisäer zum Essen eingeladen, wo die Männer vermutlich ein angeregtes theologisches Gespräch führten. Doch dann geschah das Unerhörte: Eine Sünderin betrat den Raum und wagte es, diese Unterhaltung mit ihrem "unangemessenen Verhalten" zu unterbrechen. Sie warf sich vor Jesu Füße nieder, sie weinte und benetzte seine Füße mit ihren Tränen, trocknete sie mit ihren Haaren, küsste sie und salbte sie mit kostbarem Öl. In dieser Männerrunde war dies ein äußerst anstößiges Verhalten (Lk 7:39). Doch es war ein Ausdruck ihrer tiefen Dankbarkeit und Liebe zu Jesus – wertvoller als alle theologischen Gespräche, die zuvor geführt wurden. Ihre vielen Sünden wurden ihr vergeben, weil sie viel geliebt hat – und ihre Liebe ist Ausdruck der bereits empfangenen Vergebung (Lk 7:47-48)!
Wer die Liebe Jesu erkannt und erfahren hat, kann ihn zurücklieben (1Jo 4:19). Diese Liebe zum Sohn Gottes ist wertvoller als alles, was wir mit unserer selbstgebauten Frömmigkeit sagen oder tun, denn sie bewirkt auch wahre göttliche Liebe zum Nächsten (1Jo 4:20-21)!
Der HERR führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich, denn er hat Gefallen an mir.
Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.
David war oft auf der Flucht und durchstreifte dabei in der Wüste zahlreiche Wadis, Schluchten und Höhlen (1Sam 22:1-5 / 1Sam 24:1-4). Einerseits wurden er und seine Leute an diesen Orten weniger schnell entdeckt und fanden eher schattige Plätze mit Wasserquellen. Andererseits waren diese Orte auch beengt. David wusste aus Erfahrung, dass sie zu Fallen werden konnten, in denen man plötzlich von Feinden eingekesselt wurde. Als sie dann eine Anhöhe erreichten und in der weiten Umgebung keinen Feind erblickten, empfanden sie eine enorme Erleichterung.
Vielleicht hatte David eine solche Begebenheit vor Augen, als er von seiner Befreiung sprach, die ihm große Erleichterung verschaffte. Beengte Situationen begegnen uns in vielfältiger Form: als innere und äußere Gefängnisse, als Zwänge oder Abhängigkeiten, die unsere wahre Freiheit einschränken (Joh 8:36). Mit zunehmendem Alter bringen körperliche Einschränkungen oft eine verminderte Bewegungsfreiheit mit sich, was ebenfalls ein Gefühl der Enge hervorrufen kann. Dabei erinnere ich mich an einen Satz, den ein Prediger meiner Jugendzeit oft zitierte:
Gott führt durch das „Tal der Bewährung" auf den „Berg der Verklärung"! (Ps 23:4 / Mt 17:1-9)
In den ersten Versen des Auferstehungskapitels beschreibt sich Paulus als unwürdiger Apostel, weil er vor seiner Bekehrung die Gemeinde Gottes verfolgte (1Kor 15:9). Als anerkannter Schriftkenner und als jemand, der Gott gefallen wollte, hätte man von ihm ein besseres Verhalten erwarten können. Doch er handelte nicht nach Gottes Willen. Wahrscheinlich war ihm kaum bewusst, wie sehr er in religiöser Gesetzlichkeit gefangen war (Gal 1:13-14).
Obwohl Paulus Gott mit seinem Verhalten nicht gefallen hatte, gefiel es Gott dennoch, ihn aus seinem engen pharisäischen Denken zu befreien. So wurde er in eine „geistliche Weite" und Freiheit geführt (Gal 5:1). Gott holte ihn aus der Schlucht der Gesetzlichkeit und führte ihn in eine Weite, in der er sowohl den größtmöglichen Weitblick als auch ein weites Herz empfangen durfte. Gott offenbarte ihm seine Endziele mit der ganzen Schöpfung (Eph 1:9-10), und Paulus durfte eine geistliche Freiheit erleben, die oft in starkem Kontrast zu seinen tatsächlichen Gefängnisaufenthalten stand (Phil 1:12-14).
Von der Gnade Gottes überwältigt, diente Paulus dem HERRN mit vollkommener Hingabe. Er verstand, dass seine neue Identität allein Gottes Gnade zu verdanken war. Die Tatsache, dass Gott ausgerechnet ihn – einen ehemaligen Christenverfolger – zum Apostel berufen hatte, bewegte ihn so tief, dass er seine Arbeit aus reiner Liebe und Hingabe zu Gott verrichten konnte (2Kor 5:14-15).
Wo fühlst du dich eingeengt, bedroht und unfrei? Rufe zu Gott, wie David es tat, und vertraue auf ihn (Ps 50:15). Er kann dich jederzeit befreien. Selbst wenn deine Befreiung noch aussteht und vielleicht später eintritt als erhofft – Gott kennt deine Enge. Und er hat die Kraft und die Gnade, dich in seine Weite zu führen – heute schon in deinem Herzen (2Kor 3:17), und eines Tages für immer (Offb 21:4).
Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort.
Jesus spricht zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
Früher fürchtete ich mich vor Demütigungen, weil sie mir ein Gefühl der Wertlosigkeit vermittelten. Fehlende Wertschätzung lässt uns fühlen, nicht geliebt zu sein – und das schmerzt. Heute jedoch beunruhigt mich mehr, wie ich mit einer Demütigung umgehe. Warum? Weil eine Demütigung zwei grundverschiedene Reaktionen auslösen kann: Entweder Ärger und Verbitterung, wenn ich an meinem Stolz festhalte, oder das demütige Eingeständnis, ein fehlerhafter Mensch zu sein, der auf Gottes Gnade und Vergebung angewiesen ist (Jak 4:6 / 1Jo 1:9).
In einem Demütigungsprozess durchlebe ich meist beide Phasen: Zunächst empfinde ich Ärger und aufkeimende Bitterkeit. Dann muss ich demütig erkennen, dass mein Zorn in etlichen Fällen eine Reaktion meines Stolzes und Hochmuts war. Das Festhalten am Stolz und Verharren in Bitterkeit wäre aus geistlicher Sicht eine Katastrophe – denn so verschließen wir uns selbst den Zugang zur Gnade (Jak 4:6-7). Deshalb fürchte ich einen falschen Umgang mit Demütigung mehr als die Demütigung selbst – obwohl jede Demütigung schmerzhaft bleibt. Allerdings ist es auch wahr: Mit Demut lässt sich eine Demütigung viel leichter ertragen (1Petr 5:5-6).
Stolz oder zumindest kleine Restbestände des Hochmuts gehen einer Demütigung meist voraus. Überheblichkeit ist nicht nur ein folgeschwerer Irrtum, sondern auch ein ernstes Problem für jede Gemeinschaft, die von Liebe und Wertschätzung geprägt sein sollte (Phil 2:3-4). Es ist ein Irrtum, weil uns oft nicht bewusst ist, dass alles, was wir sind und haben, ein Geschenk Gottes ist (1Kor 4:7). Und es schädigt die Gemeinschaft, weil Hochmut das Gegenüber entwertet und ihm die von Gott verliehene Würde abspricht – ganz unabhängig davon, ob unser Gegenüber schwächer oder vermeintlich weniger attraktiv erscheint.
Kurz vor seinem Tod sagte Jesus zu seinen Jüngern:
Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: »Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.« (Mt 26:31)
Daraufhin entgegnete Petrus mit absoluter Überzeugung: „Wenn alle an dir Anstoß nehmen werden, ich werde niemals Anstoß nehmen." Jesus antwortete ihm: „Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, mich dreimal verleugnen wirst." Doch Petrus, noch immer von seiner Standhaftigkeit überzeugt, erwiderte: „Selbst wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen." (Mt 26:33-35)
Vor seiner Demütigung überschätzte Petrus seine Standhaftigkeit im Vergleich zu den anderen. Er erkannte noch nicht, dass er ohne Gottes Kraft niemals treu bleiben konnte (Joh 15:5). Sein Irrtum wurde bald offensichtlich. Nach der dreimaligen Verleugnung wurde ihm schmerzlich bewusst: "Ich bin keinen Deut besser als die anderen und ohne Gottes Kraft vermag ich nichts!" Seine Demütigung – sein schmerzliches Versagen – beseitigte diesen Irrtum. Erst jetzt, als demütiger Apostel, war er fähig, "die Schafe zu weiden" – die Gläubigen mit geistlicher Nahrung zu versorgen und sie angemessen zu leiten (1Petr 5:2-3).
Um diese Aufgabe vollenden zu können, benötigte er jedoch die Liebe zu Jesus (Joh 21:15-17). Ohne diese Liebe zu Jesus bleibt jeder Dienst leer – und verliert seinen geistlichen Wert (1Kor 13:1-3). Der HERR schenke dir und mir sowohl Demut als auch diese tiefe Liebe zu Ihm.
Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen.
Gott hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alles.
Wenn wir auf die Menschheitsgeschichte zurückblicken, hat es wohl kaum eine Zeit gegeben, in der es auf unserer Erde keine kriegerischen Konflikte und militärische Auseinandersetzungen gegeben hat. Dass wir in Mitteleuropa seit 80 Jahren keinen Krieg erleben mussten, darf uns freuen, aber nicht weit von uns fliegen die Raketen und Drohnen laden ihre tödliche Fracht über den Städten ab. Kein Friede in Sicht – weder in der Ukraine noch im Sudan und erst recht nicht im Nahen Osten. Die Zivilbevölkerung leidet, die Flüchtlingsströme schwellen an und der Wunsch nach dauerhaftem Frieden ist weltweit groß. Wie kann Friede gelingen?
Das friedvolle Zusammenleben der Völker ist lediglich ein Aspekt des Friedens, der ein vielschichtiger Begriff mit vielen Facetten ist: Ehefrieden, Betriebsfrieden, Tariffrieden, Koalitionsfrieden, Religionsfrieden, Völkerfrieden, Weltfrieden – all diese Begriffe verdeutlichen, dass Friede ein Beziehungsbegriff ist (Ps 133:1 / Eph 4:3). Frieden herrscht zwischen Eheleuten, Arbeitskollegen, Persönlichkeiten oder Völkern (Röm 12:18). Oder zwischen Nachbarn: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt." So lässt Friedrich Schiller seinen Wilhelm Tell im vierten Aufzug des gleichnamigen Stückes sagen. Frieden hat es also immer mit Beziehung zu tun (Mt 5:9 / Jak 3:18).
Ein friedvolles Miteinander ist ein Grundbedürfnis eines jeden psychisch gesunden Menschen. Dann müssen wir uns die Frage stellen, warum ein friedvolles Miteinander so schwer zu leben ist. Warum wohl? Weil mit dem Sündenfall, also mit der Grundentscheidung des Menschen, sein Leben autonom und ohne Gott gestalten zu wollen, der erste entscheidende Beziehungsbruch vollzogen wurde (1Mo 3:6 / Jes 59:2). Was damals im Garten Eden geschah, hat zutiefst zerstörerischen Charakter! Die entscheidende Beziehung – die zwischen Geschöpf und Schöpfer, zwischen Mensch und Gott – wurde vom Geschöpf nachhaltig gestört. Diese Beziehungskrise ist die Ursache aller Krisen, die wir heute als belastend, störend, verstörend und unheilvoll wahrnehmen (Röm 8:22). Und so wird dauerhafter Friede auf allen Beziehungsebenen unerreichbar bleiben, wenn die Beziehungsfrage zwischen dem Menschen und Gott, zwischen dir und deinem Schöpfer nicht geklärt ist (Joh 14:27 / Kol 1:20).
Von Gottes Seite ist alles getan, um die Gemeinschaft zwischen ihm und dir wiederherzustellen. Das ist die zentrale Botschaft von Petrus in seiner Rede im Haus des Kornelius.
„Gott hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alles". (Apg 10:36)
Das Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, seiner Menschwerdung, seinem Stellvertretertod am Kreuz und seiner Auferstehung ist der Schlüssel, um die gestörte Beziehung zu Gott wiederherzustellen. Jesus Christus ist der Weg zum Vaterherz Gottes (Joh 14:6). Der Vorhang im Tempel Jerusalems zerriss in der Sterbestunde Jesu als Symbol dafür, dass der Weg zu Gott frei ist (Mt 27:51 / Hebr 10:20). In der persönlichen Annahme dieses gewaltigen Angebots Gottes im Glauben an seinen Sohn Jesus Christus wird die verlorene Beziehung zwischen dir und Gott wiederhergestellt – Friede wird möglich! Der Apostel Paulus formuliert das unmissverständlich: „Christus ist unser Friede" (Eph 2:14).
Der Friede als Frucht des Heiligen Geistes (Gal 5:22) strahlt auf alle anderen Beziehungsebenen aus, dafür garantiert Gott selbst, der ein Gott des Friedens ist (Röm 16:20). Gott ist auch der Garant dafür, dass Friede zwischen den Völkern herrschen wird, wenn sein Reich auf dieser Erde aufgerichtet wird (Jes 2:4 / Mi 4:3). Selbst das scheinbar unlösbare Nahostproblem wird er befrieden und die Friedenssehnsucht Israels erfüllen (Jes 9:6 / Sach 9:10).
„Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen.“ (Jes 57:19)
Wer sein Leben Jesus Christus anvertraut hat, darf heute schon – tagtäglich – die Verheißung aus Phil 4:7 in Anspruch nehmen:
„Der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus."
Du bist ja doch unter uns, HERR, und wir heißen nach deinem Namen; verlass uns nicht!
In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt.
Wenn sich heute jemand als Christ vorstellt, löst das ganz Unterschiedliches aus: Zustimmung, Neugier, Ablehnung – je nachdem, was der andere mit diesem Namen verbindet. Doch was sagt ein Name eigentlich über uns aus – und was sagen wir über einen Namen durch unser Leben? (Spr 22:1 / 1Petr 4:16)
Formt uns der Name – oder formen wir den Namen? Habe ich zuerst eine Identität und erhalte dann einen Namen? Oder prägt mich der Name, den ich trage, so sehr, dass daraus meine Identität erwächst? Die Antwort ist: Beides. Name und Identität beeinflussen sich gegenseitig. Der Name, den wir tragen, wirkt nach innen wie nach außen. (Jes 43:1)
Bezeichnungen, die uns gegeben werden – oder die wir annehmen – prägen unser Selbstbild. Sie schaffen Zugehörigkeit, Erwartungen und oft auch unbewusste Verhaltensmuster. Wer als Christ aufwächst, lebt aus einer bestimmten geistlichen Prägung – und das beeinflusst das Denken, Fühlen und Handeln. (Röm 8:14-15)
Gleichzeitig verleihen wir dem Namen, den wir tragen, durch unser Leben Bedeutung. Wer den Namen "Christ" trägt und Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Vergebung lebt, prägt mit, wie dieser Name in der Welt wahrgenommen wird. Umgekehrt wirft ein liebloses, selbstgerechtes oder gleichgültiges Leben ein schlechtes Licht auf den Namen Jesu – egal, wie oft man ihn bekennt. (Mt 5:16 / Jak 2:14-17)
Ein Name ist mehr als ein Klang. Er ist ein geistliches "Programm". Hören wir „Jesus Christus", denken wir an Liebe, Gnade, Wahrheit. Hören wir „Adolf Hitler", kommt uns das Gegenteil in den Sinn: Gewalt, Hass, Zerstörung. Namen speichern Bedeutung – und rufen sie ab. (Phil 2:9-11)
Wenn ich einem fremden Menschen sage: „Ich bin Christ", wird dieser Mensch all seine bisherigen Erfahrungen mit diesem Begriff auf mich projizieren – gute wie schlechte. Vielleicht sieht er im christlichen Glauben etwas Verstaubtes oder Rückständiges. Vielleicht erinnert er sich aber auch an Liebe, Hoffnung und Versöhnung. Ich selbst entscheide mit, welches Bild sich bestätigt oder korrigiert. (2Kor 3:2-3)
Ähnliches gilt in vielen Kontexten: Wenn sich ein Jude einem antisemitisch denkenden Menschen zu erkennen gibt, löst das oft Ablehnung aus. Ein Atheist wird von einem strenggläubigen Muslim möglicherweise unverständig oder mit Sorge betrachtet. Namen machen sichtbar – und sie machen angreifbar. (Joh 15:18-19 / 1Petr 4:14)
In Jeremia 14 bittet der Prophet um Gnade für sein Volk. Er erinnert Gott daran: „Wir heißen nach deinem Namen." Doch Gott weist die Bitte zurück – denn das Volk ist abgewichen, hört auf Lügenpropheten und lebt nicht nach Gottes Willen. Der Name allein reicht nicht aus. Entscheidend ist, ob das Leben diesem Namen Ehre macht. (Jer 14:7-10 / Mt 7:21-23)
Wer den Namen des HERRN trägt, steht in einer besonderen Beziehung – und Verantwortung. Als Christen tragen wir den Namen Jesu, des Erlösers. Das ist Ehre und Auftrag zugleich. Wenn wir diesen Namen bekennen, aber gleichgültig, unbarmherzig oder eigennützig leben, verunehren wir ihn – und verfehlen den Weg, den er uns gezeigt hat. (2Tim 2:19 / Tit 2:11-14)
In Antiochia wurden die Jünger Jesu erstmals „Christen" genannt. Ein Jünger (griech. mathetés) ist aber mehr als ein bloßer Anhänger – er ist ein Lernender, ein Nachfolger. Ein Christ ist also jemand, der Jesu Lehren hört, verinnerlicht – und umsetzt. Liebe, Gnade, Wahrheit – das sind keine frommen Etiketten, sondern gelebte Haltungen. (Joh 8:31-32 / Lk 9:23)
Möge der HERR uns die Gnade schenken, dass unser Leben nicht nur den Namen "Christ" trägt, sondern ihn auch widerspiegelt – in Barmherzigkeit, Wahrheit und Treue. Damit andere in uns den erkennen, dessen Namen wir bekennen.
Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.
Es ist gerecht bei Gott, dass er denen vergilt mit Bedrängnis, die euch bedrängen, euch aber, die ihr Bedrängnis leidet, Ruhe gibt zusammen mit uns, wenn der Herr Jesus offenbart wird vom Himmel her.
Psalm 62 zeigt deutlich, dass David von Feinden umgeben war, die ihn bedrängten. Er befand sich häufig in lebensbedrohlichen Situationen – so auch hier. Zu den schlimmsten Erfahrungen zählt es, in die Hände von Feinden zu geraten, die daran Freude finden, ihre Opfer zu demütigen und zu quälen. Normalerweise löst ein solches Schreckensszenario bei jedem Menschen eine lähmende Angst aus (Ps 34:5).
Wie gelang es David, ruhig und gelassen zu bleiben, obwohl er ständig von Feinden umgeben war? War er nicht besorgt, wenn seine Lage ausweglos erschien? Auch David war mit Angst vertraut – ebenso wie wir, doch er hatte bereits in jungen Jahren den allmächtigen Gott kennengelernt. Weil er dem Wort Gottes vertraute und bewusst in einer Vertrauensbeziehung zum HERRN lebte, erlebte er immer wieder, wie Gott ihm trotz zahlreicher Bedrängnisse beistand und half (Ps 34:7-8). Durch das Gebet sammelte David Glaubenserfahrungen, die sein Vertrauen nachhaltig stärkten. Die Verse 2+3 übersetzt die Elberfelder Bibel wie folgt:
"Nur auf Gott ⟨vertraut⟩ still meine Seele, von ihm ⟨kommt⟩ meine Rettung. Nur er ist mein Fels und meine Rettung, meine Festung; ich werde kaum wanken."
Auch David stand immer wieder in der Gefahr, von Sorge und Angst überwältigt zu werden. Doch dann erinnerte er sich an Gottes Wirken in seinem Leben, was seine aufgewühlte Seele zur Ruhe brachte (Ps 77:12-13). Indem er seine Gedanken ganz auf Gott richtete, erwuchs in ihm die Gewissheit: "Gott wird mir helfen – wie auch immer!" Diese Fokussierung auf Gott war wichtig, aber das Entscheidende war letztlich das gnädige Einwirken des Geistes Gottes, der Davids Seele Stille und Gelassenheit schenkte (Ps 131:2).
Die junge Gemeinde in Thessalonich kämpfte mit ähnlichen Problemen – auch sie wurde verfolgt und litt unter Angst. Paulus versprach den Gläubigen keine schnelle Lösung ihrer Bedrängnis. Er wusste, dass Christen immer wieder mit Verfolgung rechnen müssen – das hat sich bis heute nicht geändert (2Tim 3:12)! Doch der Apostel zeigte den Thessalonichern, dass Gott jedes Unrecht sieht und bei der Wiederkunft des Herrn Jesus den Bedrängten Ruhe schenken und die Verfolger zur Rechenschaft ziehen wird.
Eines Tages wird Gott das Recht wiederherstellen und einen großen Ausgleich schaffen. Unterdrückte und Bedrängte werden für immer ihre Ruhe finden, während die Unterdrücker – sofern sie nicht von ihrer Bosheit umgekehrt sind – ihrer gerechten Strafe zugeführt werden (Offb 20:11-15). In der Endzeit wird die Entrückung der Gläubigen stattfinden, wie Paulus in 1Thes 4:13-18 prophezeit hat. Auch Jesaja deutet dieses Ereignis an, als er weissagen durfte:
"Der Gerechte kommt um (damit sind Christus und auch seine Märtyrer gemeint), aber es gibt keinen, der es zu Herzen nimmt. Und die treuen Männer werden hinweggerafft, ohne dass jemand es beachtet. Ja, vor der Bosheit wird der Gerechte hinweggerafft; er geht ein zum Frieden. Sie ruhen auf ihren Lagerstätten, ⟨jeder,⟩ der seinen geraden ⟨Weg⟩ geht." (Jes 57:1-2)
Richte deinen Blick auf Jesus und vertraue Ihm (Hebr 12:2)! Wer weiß, vielleicht wird auch dir das Wunder der Entrückung zuteil – so Gott will. Ob in Bedrängnis oder Frieden – unsere Ruhe finden wir letztlich nicht in äußeren Umständen, sondern in der Nähe unseres Herrn (Mt 11:28-30). Deshalb: Lass dein Herz still werden vor Gott, vertraue Seinem Wort und halte fest an der Hoffnung, die in Christus verankert ist (Hebr 6:19).
Unsere Abtrünnigkeit steht uns vor Augen, und wir kennen unsere Sünden: abtrünnig sein und den HERRN verleugnen.
Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.
Die heutige Tageslosung stellt uns vor eine unbequeme, aber heilsame Wahrheit: Wir werden uns unserer eigenen Abtrünnigkeit bewusst. Doch gerade in dieser Erkenntnis liegt der Anfang echter Gnade.
Die wahre Selbsterkenntnis ist für jeden Menschen zunächst schmerzhaft, da er sich plötzlich so sieht, wie Gott ihn wahrnimmt (1Sam 16:7). Selbst Menschen mit einem vergleichsweise "vorbildlichen Leben" sind erschüttert, wenn der Heilige Geist ihnen zeigt, wie der HERR ihre Motive beurteilt (Spr 16:2). Es gleicht dem Erlebnis, Fenster im Halbdunkel zu putzen und bei Sonnenaufgang ernüchtert festzustellen, dass sie längst nicht so sauber sind wie gedacht. Besonders frustrierend ist, wie unbarmherzig das Tageslicht jeden einzelnen Flecken enthüllt.
So ähnlich ist es, wenn der Heilige Geist mein Herz durchleuchtet: Plötzlich erkenne ich, dass die Dinge, auf die ich einst stolz war, unvollkommen und mangelhaft sind. Ich sehe mit neuer Klarheit, wie nachlässig ich oft mit der Wahrheit umging und wie ich manchmal mehr Wert auf äußeren Schein als auf Authentizität legte (Mt 23:27-28).
Wer 1. Korinther 13, das wunderbare Kapitel über die göttliche Liebe, gelesen hat, freut sich einerseits über das liebevolle und barmherzige Wesen Gottes. Andererseits wird ihm schmerzlich bewusst, wie weit er selbst von dieser vollkommenen Liebe entfernt ist (Röm 3:23).
Interessanterweise erzeugt das Lesen dieses Textes längst nicht bei allen ein so tiefgehendes Bewusstsein über die eigene Unvollkommenheit. Manche erkennen nicht, dass mangelnde Liebe ihre Wurzel im Egoismus hat – der in Gottes Augen Sünde ist (Phil 2:3-4). Dies liegt oft an fehlender Selbstreflexion. Ich selbst mied lange eine ehrliche Selbstbetrachtung, weil ich unbewusst fürchtete, meinen Selbstwert zu verlieren. Dies geschah, weil ich meinen Wert durch Leistung und Ansehen definierte. Erst als ich erkannte, dass ich allein deshalb wertvoll bin, weil Gott mich unendlich liebt und für mich den höchsten Preis bezahlt hat (1Petr 1:18-19 / Joh 3:16), konnte ich beginnen, meine Fehler einzugestehen. Sogar für eine gesunde Selbstreflexion brauchen wir letztlich die Gnade Gottes (2Kor 12:9).
Wer sich selbst im Lichte Gottes betrachtet, erkennt – wie Jesaja – seine eigene Abtrünnigkeit, die ihm zuvor nicht bewusst war (Jes 6:5). Das hebräische Wort "pasha", das Luther mit "Abtrünnigkeit" übersetzt, beschreibt ein "Gehen" oder "Sich-Ausdehnen" und bedeutet im Kern ein "Weggehen von Gott" und seinen Werten. Wer diese Erkenntnis gewinnt, wird sich seiner Sündhaftigkeit bewusst – eine wesentliche Voraussetzung für ein aufrichtiges Sündenbekenntnis vor Gott. Dieses Bekenntnis, verbunden mit der Zusage aus Gottes Wort, führt zur Gewissheit der Vergebung. Deshalb schrieb Johannes:
"Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit." (1Jo 1:9)
Dies ist nur möglich, weil Jesus unsere Sünde ans Kreuz getragen hat und uns mit seiner Gerechtigkeit beschenkt (2Kor 5:21 / 1Petr 2:24). Zugleich ist er – gemeinsam mit dem Heiligen Geist – unser Fürsprecher und Beistand beim himmlischen Vater (Röm 8:26). Welch unbeschreibliches Geschenk der göttlichen Gnade!
Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.
Damit ihr wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat auf Erden, Sünden zu vergeben - sprach Jesus zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und sogleich stand er auf vor ihren Augen und nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott.
Der heutige Losungsvers steht inmitten von Versen über Untreue und Unglauben. In Vers 13 klagt der HERR, dass sein Volk ihn, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen hat. In Vers 15 zitiert Jeremia seine Spötter, die ihn zynisch fragen: "Wo ist denn das Wort des HERRN geblieben?" und höhnisch hinzufügen: "Es soll doch kommen!"
Dieser nationale Abfall machte dem Propheten einmal mehr zu schaffen. Es entsteht der Eindruck, dass der desolate Zustand seines Volkes ihn auch persönlich krank machte. Die Situation belastete seinen Geist und seine Seele schwer. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Jeremia sich dadurch körperlich krank fühlte oder es tatsächlich war. Vermutlich befand er sich in einem Zustand psychischer Erschöpfung (Jer 8:18-22). Ich kann das teilweise nachempfinden, da sich auch bei mir große körperliche Müdigkeit und Schwäche einstellt, wenn sich Probleme und scheinbar unüberwindbare Nöte vor mir auftürmen.
Deshalb bat Jeremia um Heilung – im Vertrauen, dass der HERR ihn wahrhaft heil machen konnte. Darin zeigt sich das tiefe Vertrauen Jeremias (Ps 103:3).
Vielleicht war diese Aussage auch eine stellvertretende Bitte um Heilung und Rettung für sein Volk. Es wäre nicht das einzige Mal, dass sich Jeremia mit der Krankheit und Not seines Volkes identifiziert und stellvertretend für sie um Heilung bittet (Jer 14:19-22).
So könnte man die Geschichte aus Lukas 5:17-26 auch überschreiben. Die Freunde eines Gelähmten wollten ihn zu Jesus bringen, was jedoch wegen des großen Andrangs im Haus unmöglich war. Da hatten sie eine erstaunliche Idee: Sie trugen ihn auf das Dach und deckten es so weit ab, dass ein Loch entstand, groß genug, um den Gelähmten ins Wohnzimmer hinunterzulassen (Mk 2:4). Man stelle sich die Szene vor: Jesus sitzt im Haus, umgeben von Menschen, die ihm zuhören und mit ihm diskutieren. Plötzlich ertönt ein Poltern an der Decke, Staub rieselt herab, und ein immer größeres Loch öffnet sich, durch das alle Anwesenden den Himmel sehen können. Wie der Hausbesitzer sich dabei fühlte, wissen wir nicht – aber erfreut war er vermutlich kaum.
Der Gelähmte wird durch das Loch im Dach von seinen Freunden zu Jesus herabgelassen, da er nicht selbst zu ihm kommen konnte. Als er vor Jesus lag, blieb er stumm. Er sagte nichts, bekannte nichts und bat um nichts. Ob er selbst Glauben hatte, wissen wir nicht. In Vers 20 heißt es nur, dass Jesus "ihren Glauben sah" – womit vermutlich in erster Linie der Glaube der Freunde gemeint ist. Der Gelähmte selbst verhielt sich völlig passiv, während seine Freunde voller Liebe, Glauben und Hoffnung waren, mit der Erwartung, dass Jesus ihm helfen würde (1Kor 13:7).
Doch Jesus heilt den Gelähmten nicht sofort, sondern sagt zuerst: "Mensch, deine Sünden sind dir vergeben." Für Jesus ist die Sünde, die von Gott trennt, das eigentliche Problem – nicht die körperliche Lähmung (Jes 59:2). Welche Erleichterung muss den Mann durchströmt haben, als er plötzlich begriff: "Mir ist vergeben! Jesus hat meine tiefste Not beseitigt und das größte Problem meines Herzens gelöst." Wie wunderbar! (Ps 103:2-3)
Den Schriftgelehrten hingegen war klar: Nur Gott kann Sünden vergeben (Jes 43:25). Durch diese Zusage hatte Jesus sich in ihren Augen Gott gleichgesetzt — was sie als Gotteslästerung betrachteten. Jesus bewies jedoch seine göttliche Vollmacht, indem er den Gelähmten heilte, sodass dieser aufstehen, nach Hause gehen und Gott verherrlichen konnte (Joh 10:37-38). Die Auslöser dieser ganzen „Heilsgeschichte" waren liebende, glaubende, hoffnungsvolle und kreative Freunde.
Gesegnet ist, wer Freunde hat, die ihn im Glauben tragen, wenn er selbst nicht mehr gehen kann (Spr 17:17 / Gal 6:2).
Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.
Betet für die Regierenden und für alle, die Gewalt haben, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, in Ehrfurcht vor Gott und in Rechtschaffenheit.
So könnte man den Psalm 127 auch überschreiben. Es ist ein Lied, das für die Wallfahrer, die zum Tempel hinaufzogen, gedichtet wurde. Wenn die Pilger nach Jerusalem reisten, um den HERRN anzubeten und eines seiner Feste zu feiern, sollten sie unter anderem dieses Lied singen. Richtige und gottgemäße Anbetung kann nur dann geschehen, wenn sich der Betende bewusst macht: Alles, was ich bin und habe, und alles, was ich tun konnte, ist ein Geschenk der Gnade Gottes (Jak 1:17)! Ja, der HERR möchte, dass wir "bauen", und er will, dass wir wachsam sind – aber stets mit dem Bewusstsein, dass nur Er das Gelingen und die Bewahrung schenken kann (Joh 15:5).
In den Versen 1 und 2 betont Salomo dreimal, dass alle menschlichen Bemühungen vergeblich sind, wenn nicht der HERR baut, bewacht und gibt. In Vers 2 heißt es dann:
"Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und spät aufbleibt und sauer erworbenes Brot esst; solches gibt er seinem Geliebten im Schlaf!"
Diese Aussagen werden manchmal als Ausrede für Trägheit missverstanden – etwa nach dem Motto: 'Warum arbeiten, wenn Gott alles im Schlaf schenkt?' Doch das wäre ein Missbrauch dieser biblischen Aussage.
Heute hat mich der HERR besonders früh geweckt – das Aufstehen war ein echter Kampf. Liebend gerne hätte ich noch weiter geschlafen und mir gesagt: "Heute gibt mir der HERR alles 'im Schlaf' und darum wird auch er die Morgenandacht schreiben!" Nein! So sind diese Aussagen nicht gemeint. Die Bibel fordert uns weder zur Trägheit noch zur Faulheit auf. Ein Wächter, der nicht warnt, wird zur Verantwortung gezogen (Hes 33:6), und Bauleute, die nicht bauen, erhalten keinen Lohn. Paulus sagt auch deutlich, dass diejenigen, die nicht arbeiten wollen, auch nichts essen sollen (2Thes 3:10).
Aber der Wachende soll sich bewusst machen: Wir sind nur dann geschützt, wenn der HERR wacht (Ps 121:4). Und der Bauende soll wissen, dass das Gebäude nur dann vollendet werden kann, wenn der HERR Gelingen schenkt (Spr 16:3). Ich darf mir auch immer wieder neu ins Bewusstsein rufen, dass meine Frühschicht nur dann ein Segen sein kann, wenn der HERR die richtigen Gedanken schenkt!
Genauso ist es mit dem Gebet für die Obrigkeit! Es ist eine wichtige Aufgabe, die wir von Gott erhalten haben. Unser Beten für die Regierenden trägt die wunderbare Verheißung, dass wir „ein ruhiges und stilles Leben führen können, in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit". Gott allein kann uns dieses ruhige und stille Leben schenken. Nur durch seine Gnade wird es möglich!
Aber was bedeutet dieses „ruhige, stille Leben" genau? Handelt es sich lediglich um äußeren Frieden, wie wir ihn seit Jahrzehnten in Westeuropa genießen dürfen? Im Griechischen steht für „ruhig" das Wort „eremos", welches auch „leicht, langsam, leise, sanft, bedächtig" bedeutet. Das Wort für „still" (hesychios) lässt sich auch mit „schweigend, geräuschlos, friedlich, gemächlich oder gelassen" übersetzen.
Das liebende Gebet für die Obrigkeit bewirkt in uns eine andere Einstellung. Ohne dieses regelmäßige Gebet stimmen wir vermutlich in das allgemeine Jammern und Klagen über die Regierenden ein. Wir werden oft wütend und unzufrieden, wenn wir mit bestimmten Entscheidungen nicht einverstanden sind. Wenn wir jedoch die Obrigkeit segnen, schenkt uns das einen inneren Frieden, weil wir die Gewissheit haben, dass Gott die Obrigkeit auch zu unserem Segen gebraucht (Röm 13:1-4).
Ja, es gilt: „An Gottes Segen ist alles gelegen"!
Salomo sprach: Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?
Die Stunde kommt, und sie ist jetzt da, in der die wahren Beter in Geist und Wahrheit zum Vater beten werden.
Wenn der Mensch durch Teleskope ins Weltall blickt, begegnet er einer Größe, die ihn an seine Grenzen führt – ähnlich wie Salomo in seinem Gebet Gottes Unermesslichkeit jenseits alles Sichtbaren anerkennt. Ständig entdecken wir neue Galaxien, Exoplaneten und andere Himmelskörper. Ein faszinierendes Beispiel ist ein Neutronenstern, der sich 716 Mal pro Sekunde dreht und dabei am Äquator eine Geschwindigkeit von etwa 19,4 Millionen km/h – ungefähr 18% der Lichtgeschwindigkeit – erreicht. Das Universum ist ein Raum voller Geheimnisse: schwarze und weiße Löcher, zahlreiche unbekannte Phänomene – ein Staunen ohne Ende (Ps 19:2).
Ebenso geheimnisvoll ist die Aussage von König Salomo, der von "Himmeln und Himmeln der Himmel" spricht. Tatsächlich verwendet die Bibel von Anfang an den Begriff "Himmel" in der Mehrzahl. So steht es bereits im ersten Vers der Bibel:
Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. (1Mo 1:1)
Salomo weist in seinem Gebet darauf hin, dass es Himmel von Himmeln gibt. Aber was bedeutet das? Wenn ich von "Äpfeln von Äpfeln" spreche, meine ich eine spezielle Auswahl einiger Äpfel aus einer Vielzahl. Möglicherweise gibt es auch zwei oder drei Himmel unter mehreren Himmeln. Manche Ausleger deuten diese Wortkombination lediglich als Metapher für die unermessliche Weite des Universums. Ich vermute hingegen, dass "die Himmel der Himmel" auf Räume einer höheren Dimension hinweisen. Während der Lufthimmel und das Weltall sichtbare Himmel sind, handelt es sich beim Thronhimmel Gottes (Hi 1:6 / Offb 4 / Hebr 9:24ff) und dem "dritten Himmel" (2Kor 12:2) vermutlich um Räume einer höheren, unsichtbaren Dimension – einer Dimension jenseits unserer Raum-Zeit, die für Raketen oder Raumschiffe unerreichbar bleibt.
Der allmächtige Gott, der weder vom Universum noch von den höheren Dimensionen erfasst werden kann, neigte sich zur Erde herab zu seinem auserwählten Volk (Joh 1:14 / Phil 2:6-8). Zuerst wohnte er in einem kleinen Zelt und zog mit seinem Volk durch die Wüste. Durch diese Stiftshütte erschuf er einen Ort der Begegnung (2Mo 25:8). Später baute Salomo ein steinernes Haus, das unter Nebukadnezar zerstört und nach dem babylonischen Exil wieder aufgebaut wurde. Jesus bezeichnete diesen Tempel als Bethaus (Mt 21:13) und zitierte dabei Jesaja 56:7, wo es heißt:
„Denn mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker."
Der Tempel war ein Ort der Gottesbegegnung und des Gebets. Die Samariter hatten auf dem Berg Garizim ihren eigenen Tempel errichtet, der allerdings um 128 v. Chr. von Johannes Hyrkanus zerstört wurde. Dennoch bestanden sie darauf, dass der Berg Garizim der rechtmäßige Ort zur Anbetung Gottes sei – eine Überzeugung, die den bereits vorhandenen Konflikt zwischen Samaritern und Juden weiter verschärfte (Joh 4:20).
Im Gespräch mit der Samariterin machte Jesus jedoch deutlich, dass eine neue Epoche der wahren Anbetung angebrochen ist. Der Vater im Himmel kann nicht nur an einem bestimmten Ort angebetet werden, sondern von überall her! Der himmlische Vater sucht 'wahre Anbeter', die ihn 'im Geist und in der Wahrheit' anbeten (Joh 4:23-24). Aber was heißt das?
"Im Geist" bedeutet, im Sinne des Heiligen Geistes zu beten und zu handeln. Es geht um eine göttliche Gesinnung, die uns die Bibel offenbart und die durch Vertrauen zu Gott und herzliche Liebe zu den Menschen gekennzeichnet ist. Das Beten "in der Wahrheit" umfasst eine ehrliche und authentische Anbetung, die von Herzen kommt (Ps 145:18). Sie entspringt keiner äußerlich-formalen Handlung, die nur auf einem religiösen Ritual basiert, sondern einem liebenden Herzen und damit einem lebendigen Glauben. "In der Wahrheit" bedeutet auch "In Christus". Durch den Sohn, der selbst die Wahrheit ist (Joh 14:6), haben wir jederzeit und überall freien Zugang zum himmlischen Vater und zu seinem Herzen (Hebr 4:16 / Eph 2:18)! - Was für ein Wunder der Liebe Gottes!
Bist du heute bereit, Gottes Gegenwart nicht im Äußeren, sondern in deinem Herzen zu suchen – im Geist und in der Wahrheit (1Kor 3:16 / Gal 4:6)?
Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht hast? Lass sie aufstehen; lass sehen, ob sie dir helfen können in deiner Not!
Meine Geliebten, flieht die Verehrung der nichtigen Götter!
Zur Zeit Jeremias war es bei den umliegenden Völkern gang und gäbe, dass man sich Figuren aus Holz, Stein und Metall anfertigte, die man dann anschauen und anbeten konnte. Fast jede Stadt hatte ihre eigene Gottheit, die Schutz und Bewahrung versprach und auf die man stolz war (Jes 44:12-17).
Die Frage liegt nahe: Warum nahm die Verehrung selbstgemachter Götter in der damaligen Gesellschaft einen so hohen Stellenwert ein und wieso war der Götzendienst fest im Alltag verankert? Hierfür gibt es mehrere Gründe:
Das Bewusstsein, dass es mehr gibt als nur die sichtbare und materielle Welt (Pred 3:11).
Die Erfahrung unkontrollierbarer Schicksalsschläge und der Glaube, dass diese durch unsichtbare Mächte oder "göttliche Wesen" verursacht werden.
Die Herstellung von Götzenbildern, deren Anbetung und das Darbringen von Opfern sollten diese "Schicksalsgötter" besänftigen, um ein glückliches Leben voller Wohlstand und Genuss zu ermöglichen.
Das Bedürfnis, selbst etwas Greifbares zu erschaffen, worauf man vertrauen kann. In einem Leben voller Unsicherheiten braucht der Mensch einen verlässlichen Bezugspunkt, auf den er sein Vertrauen setzen kann (2Mo 32:1-4).
Weitere Faktoren sind sozialer und kultureller Gruppendruck, der Wunsch nach Kontrolle sowie Tradition und Gewohnheit. Dies sind die hauptsächlichen psychologischen Ursachen für den Götzendienst, doch es gibt auch zwei geistliche:
Hinter dem Götzendienst stehen dämonische Mächte, die uns beherrschen wollen. Paulus macht dies deutlich, indem er die Teilnahme an heidnischen Kultmahlzeiten mit Dämonen in Verbindung bringt (1Kor 10:14-22). Vergleiche dazu auch 5Mo 32:17.
Die eigentliche Hauptursache liegt jedoch in der Rebellion gegen den wahren Gott! (Röm 1:21-23)
Den damaligen Heiden war dies vielleicht zu wenig bewusst, aber das von Gott auserwählte Volk Israel hätte es aufgrund seiner Geschichte und des Wortes Gottes wissen müssen. Darum stellte Gott durch den Propheten Jeremia seinem Volk folgende Frage:
"Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden, dass sie sich von mir entfernt haben und hinter dem Nichts hergelaufen und ⟨selber⟩ zu Nichts geworden sind?" (Jer 2:5)
In unserer heutigen Gesellschaft nimmt der dämonische Einfluss wieder zu, und die Götzen der Moderne umfassen alles Selbstgemachte, worauf wir mehr vertrauen als auf Gott (Kol 3:5). Wenn ich meiner eigenen Vorsorge mehr vertraue als Gott, werden meine Vorkehrungen zu meinem Götzen. Wenn ich der Technik oder unserem Gesundheitswesen mehr vertraue als Gott, sind diese Dinge zu meinen Götzen geworden. Und wer der künstlichen Intelligenz (KI) mehr vertraut als dem Schöpfer des Universums, der hat die KI zu seinem Gott gemacht! (Jes 2:8)
Keiner dieser "Götter" oder Götzen kann uns dauerhaft retten. Sie befreien uns weder von Schuld und Sünde, noch können sie uns mit göttlichem Leben beschenken (Jes 45:20). Dies vermag allein der Schöpfer des Menschen, der uns in Jesus Christus begegnet ist. Er beschenkt uns mit seiner Gerechtigkeit und Vollkommenheit – wenn wir Ihm allein unser volles Vertrauen schenken! (Joh 14:6 / Apg 4:12) Darum sollten wir uns bewusst von jeglicher Art des Götzendienstes distanzieren und uns vollständig dem Gott der Liebe und des wahren Lebens zuwenden (1Jo 5:21).
Wo könnte sich in deinem Leben ein moderner Götze eingeschlichen haben? Wem oder was vertraust du in der Tiefe deines Herzens wirklich? (Ps 139:23-24)
HERR, von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen.
Am Morgen, noch vor Tage, stand Jesus auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort.
Offenbar erging es Jesaja wie vielen von uns: Er litt wohl hin und wieder unter Schlafstörungen. Vielleicht war es die Last der Verantwortung, die Gott ihm durch das Prophetenamt aufbürdete (Jes 6:9-13), oder es waren körperliche Gegebenheiten, die ihn hin und wieder nachts aufschrecken ließen. Aber statt sich grüblerisch auf seinem Lager hin und her zu wälzen, gab er dem Verlangen seines Herzens nach (Jes 26:9a) und nutzte die schlaflosen Nachtstunden für die Begegnung mit Gott. Ganz offensichtlich ging er ins Gebet und schrie innerlich um Kraft für seinen Auftrag oder pries Gott für seine Bewahrung und wunderbaren Führungen (Jes 25:1 / Ps 63:7).
Er dachte über Gottes Gerichtshandeln (Jes 26:9b) und sein Heilshandeln (Jes 12:2) nach und staunte über die Größe und Herrlichkeit seines Gottes, die dieser ihm in einer Vision offenbarte (Jes 6:1-3). Vielleicht waren es genau diese Nachtstunden, in denen Gott dem Jesaja die prophetische Schau vermittelte, die wir im Buch des Jesaja nachlesen können. Was bewegt dich, wenn der Nachtschlaf von dir flieht? Worüber denkst du nach, wenn du nicht einschlafen kannst oder nachts voller innerer Unruhe aufschreckst? Mach es doch wie Jesaja:
Suche die Begegnung mit Gott im Gebet – ER wartet darauf!
Kaum ist Jesaja am Morgen erwacht, wenden sich seine ersten Gedanken wieder Gott zu: „… mit meinem Geist suche ich dich am Morgen." Es liegt ein großer Segen darauf, den Tag frühmorgens mit einer Gottesbegegnung zu beginnen (Ps 5:4 / Ps 143:8)! Noch ist alles still. Die Hektik des Tages liegt noch vor uns, und wir legen diesen Tag und alles, was er mit sich bringt, in die Hand unseres Herrn (Ps 37:5).
Jesus hat genau das praktiziert (Mk 1:35). Für Jesus waren die frühen Morgenstunden an einem einsamen Ort die Zeit, in der er in der Gemeinschaft mit seinem Vater Kraft schöpfte und Wegweisung und Zurüstung für das empfing, was ihm im Laufe des Tages begegnen und ihn beanspruchen würde. Und ganz sicher hat Jesus diese Stunden auch genutzt, um seinen Vater zu loben und ihm zu danken (Ps 92:2-3).
Die Söhne Korachs, die zur Zeit Davids als Musiker im Tempel tätig waren, haben ihrer Sehnsucht nach einer Begegnung mit Gott folgendermaßen Ausdruck verliehen:
„Wie der Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so lechzt meine Seele nach dir, o Gott. Wann endlich werde ich ´wieder zum Heiligtum` kommen und dort vor Gottes Angesicht stehen?“ (Ps 42:2-3)
Auch sie kannten die schlaflosen Nachtstunden, die ihnen zur Gottesbegegnungen wurden (Ps 42:9).
Hast Du Sehnsucht nach Gott, wie Jesaja, die Söhne Korachs und Jesus sie hatten? Wie gestaltest du die Zeit, in der du Gott ganz bewusst begegnest, um in seinem Wort zu lesen, ihm dein Herz auszuschütten, ihm zu danken und ihm deine Anliegen zu bringen (Phil 4:6 / Ps 62:9)? Gerade wenn unsere Arbeit kaum zu bewältigen scheint, meinen wir, keine Zeit für die Begegnung mit Gott zu haben. Stimmt – die Zeit haben wir nicht, die müssen wir uns nehmen! Luther wurde eines Tages danach gefragt, wie er es mit dem Gebet halte, wo doch die Arbeit so viel sei. Luther antwortete: „Ich habe heute viel zu tun, deshalb muss ich heute viel beten." (Kol 4:2 / 1Thes 5:17)
Letztlich ist es nicht entscheidend, wann du die Begegnung mit Gott suchst. Entscheidend ist, dass du Sehnsucht nach der Nähe und dem Gespräch mit deinem Herrn hast (Ps 27:4 / Ps 73:25). Manfred Siebald hat es in einem seiner Lieder folgendermaßen formuliert: „Du sollst wieder meine erste Freude früh am Morgen sein und der letzte der Gedanken vor der Nacht." (Ps 92:2-3)
Suche die Begegnung mit Gott im Gebet – ER wartet darauf!
So spricht der HERR: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen.
Jetzt ist sie da, die ersehnte Zeit, jetzt ist er da, der Tag der Rettung.
Wir wissen nicht, was uns der heutige Tag bringt. Wird es ein Tag der Freude oder des Leids? Erleben wir heute einen gewöhnlichen Samstag oder einen unvergesslichen? Wird es ein Tag, den wir nie vergessen wollen – oder einer, den wir am liebsten nie erlebt hätten? Wir wissen es nicht (Jak 4:14 / Spr 27:1).
Für viele war Samstag, der 7. Oktober 2023 ein schrecklicher Tag, an dem zahlreiche Menschen ums Leben kamen oder von der Hamas entführt wurden und in lange Geiselhaft gerieten. Für einige wurde es jedoch auch ein Tag der Rettung! Inmitten dieses schrecklichen Unheils konnten sich mindestens 30 Personen verstecken (beispielsweise in Ein HaShlosha), sodass die Terroristen sie nicht entdeckten. Schätzungen zufolge gelang es auch weit über hundert Menschen, zu fliehen und so der Gefangennahme durch die Hamas zu entgehen. Es war ein Tag voller Gebet – voller Angst, aber auch voller Hoffnung.
Jesaja 49:8 spricht von einem Gottesknecht, dessen Gebete erhört werden. In Vers 7 wird dieser als ein "Verabscheuter der Nation" beschrieben, der vom HERRN erwählt wurde. Dieser "Gottesknecht" ist niemand anderes als der Messias Jesus Christus (Jes 53:3). Über ihn lesen wir in Hebräer 5:7-10:
"Der hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit starkem Geschrei und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod retten kann, und ist um seiner Gottesfurcht willen erhört worden, und lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam; und vollendet ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden, von Gott begrüßt als Hoher Priester nach der Ordnung Melchisedeks."
Während seines Gebetskampfes in Gethsemane bat Jesus mit Flehen, starkem Geschrei und Tränen um Rettung (Mt 26:39). Am Tag der Auferstehung wurde er, der Retter der Menschheit, von seinem Vater aus dem Tod gerettet! Sein Todestag war der schrecklichste Tag seines Lebens, an dem er das Gericht trug, das eigentlich die Menschheit verdient hätte (1Petr 2:24). Sein Auferstehungstag wurde für ihn zum Tag der endgültigen Rettung, mit dem auch die ersehnte Zeit der Gnade begann (Röm 4:25).
In 2. Korinther 6:2 zitiert Paulus den Vers aus Jesaja 49:8 und wendet ihn auf die Gläubigen an, die in der gegenwärtigen Zeit der Gnade leben. Der Apostel macht damit deutlich, dass wir jetzt in den Tagen der Rettung leben. Doch ist diese Anwendung berechtigt? Ursprünglich bezieht sich die Stelle doch auf den "verabscheuten Gottesknecht" und nicht auf die Christen, oder?
Der Losungsvers bezieht sich eindeutig auf den Messias, doch zugleich dürfen gläubige Christen „in Christus" sein und sie sind auch „Glieder seines Leibes" (1Kor 12:27 / Eph 5:30). Dadurch werden sie Teil dieses Gottesknechtes und gehören zu Jesus Christus. Welch unbeschreibliches Vorrecht! Gerade weil Gläubige zu Christus gehören, leben sie in der Gnadenzeit und in den Tagen der Rettung (Röm 8:1)!
Vielleicht sagst du: „Ich bin kein gläubiger Christ …" Dann darfst du wissen: Gerade jetzt – in dieser Zeit der Gnade – ruft dich Jesus (Joh 10:27). Wenn du ihm heute dein Leben anvertraust, gehörst du zu ihm. Und das wird die beste Entscheidung deines Lebens sein (Apg 16:31 / Joh 1:12).
HERR, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke, so werde ich getröstet.
Wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.
Der Psalm 119 ist in 22 Abschnitte zu je 8 Versen gegliedert. Jeder Abschnitt beginnt mit einem Buchstaben des hebräischen Alphabets – die ersten acht Verse mit Aleph, die nächsten acht mit Beth und so weiter. Der siebte Abschnitt, der die Verse 49–56 umfasst, beginnt mit dem Buchstaben „Zajin". In diesem Teil geht es unter anderem um das Gedenken an Gottes Wort, seine Gerichte und seinen Namen.
Der Psalmist klagt darüber, dass er von den Übermütigen verspottet wird (Ps 119:51). Er erlebte eine Form von Ausgrenzung und Spott, die ihn tief verletzte. Womöglich fragte er sich auch, warum gerade ihm ein solches Schicksal widerfahren muss. In Vers 52 spricht der Psalmdichter von einem Trost, den er erfahren durfte, indem er an die Ordnungen Gottes dachte. Das hebräische Wort ‚mishpat', oft mit ‚Gericht' oder ‚Recht' übersetzt, meint mehr als nur juristisches Richten – es steht für die Wiederherstellung von Gerechtigkeit (Ps 37:28). Eine treffende Wiedergabe wäre auch „rechtschaffendes Gericht".
Der Psalmist wusste durch die Verheißungen des Wortes Gottes, dass Gott einmal alle Menschen richten wird und dass dieses Gericht absolut gerecht sein würde (Ps 96:13 / Apg 17:31). Die Gerichtsurteile Gottes werden allen Unterdrückten und Benachteiligten zu ihrem Recht verhelfen, und Gott wird ihnen das erlittene Unrecht erstatten (Ps 9:8-9). Die ungerechten und rücksichtslosen Übeltäter wird er hingegen ihrer gerechten Strafe zuführen. Die Gewissheit, dass Gott das Recht wiederherstellen wird, war für den Psalmisten ein großer Trost. Diesen hatte er jedoch nur, weil er das Wort Gottes kannte und an die Verheißungen Gottes glaubte (Röm 15:4).
Der Zustand des Unrechts und der Unterdrückung ist nur vorübergehend und keinesfalls bleibend! Es gibt jedoch noch andere Dinge, die nur vorübergehend existieren. Paulus spricht im Lehrtext von einem „irdischen Haus", von einer „Hütte", die abgebrochen wird. Was ist damit gemeint? Diese Bezeichnungen sind eine Metapher für unseren irdischen Körper, der einmal sterben wird und zurzeit für unsere Seele eine Art „Zelthütte" ist (2Kor 5:1-4). Das Zelt ist im Gegensatz zu einem festen Gebäude aus Stein nur eine vorübergehende „Unterkunft". Genauso verhält es sich auch mit unserem irdischen Körper, den wir nur für eine begrenzte Zeit besitzen.
Diese irdische Zeit ist jedoch kostbar. Hier lernen wir, aus Glauben zu leben – aus einem tiefen Vertrauen auf Gott (2Kor 5:7). In dieser Zeit, in der wir mit Schwachheiten und vielfältigen Nöten konfrontiert werden, haben wir die Möglichkeit, durch den in uns wohnenden Christus „geistliche Frucht" zu bringen (Gal 5:22-23).
Nach unserem Aufenthalt in der Zelthütte bzw. im irdischen Körper bekommen wir ein wunderbares „Haus", einen geistlichen Leib, der nicht mehr sterben wird. Dieser geistliche Leib ist das ewige Haus im Himmel, von dem Paulus im Lehrtext spricht (1Kor 15:42-44)!
Wie herrlich wird es sein, wenn wir nicht mehr in einem schwachen, vergänglichen Leib leben müssen – sondern in einem neuen, ewigen Leib, erfüllt von Gottes Kraft und Herrlichkeit (Phil 3:20-21 / 1Jo 3:2)!
Haltet meine Gebote und tut danach; ich bin der HERR.
Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.
Welcher Schweizer kann alle Gesetze seines Landes vollkommen einhalten? Oder welcher Deutsche hat jahrzehntelang nie gegen eine Verkehrsregel verstoßen? Vermutlich niemand. Und doch würden die meisten zustimmen, dass es sinnvoll ist, sich grundsätzlich an Regeln zu halten – zum Schutz aller (Röm 13:1-7).
Dass wir in einer Zeit der Überregulierung leben, steht auf einem anderen Blatt. Aber grundsätzlich erkennen wir den Wert von Gesetzen – auch wenn wir sie nicht immer perfekt umsetzen können.
Durch das Neue Testament wird deutlich: Aus eigener Kraft können wir Gottes Gebote nicht vollkommen einhalten (Röm 3:23). Selbst die zehn Gebote überfordern uns. Nur einer hat sie vollkommen erfüllt: Jesus Christus (Mt 5:17 / Hebr 4:15).
Deshalb wird auch niemand durch perfekte Gesetzeserfüllung vor Gott bestehen (Gal 2:16). Jeder Versuch, sich durch die genaue Einhaltung des Gesetzes das ewige Leben zu verdienen, endet in Frust, geistlicher Enge und letztlich in Selbsttäuschung. Denn statt auf den Sinn der Gebote zu schauen, verliert man sich in der äußeren Form.
Die Erkenntnis, dass das Gesetz uns nicht retten kann, führte bei manchen Christen zu einer Haltung der Gleichgültigkeit gegenüber den Geboten. Man wollte „nicht gesetzlich sein" – und hat damit das Kind mit dem Bade ausgeschüttet (Röm 6:15).
Doch die biblischen Begriffe sagen etwas anderes: Sowohl das hebräische Wort shamar als auch das griechische tereo (von Luther mit „halten" übersetzt) bedeuten ursprünglich nicht „fehlerlos erfüllen und einhalten", sondern: bewahren, behüten, achtsam beachten – so wie ein Hirte seine Herde behütet.
Kein vernünftiger Mensch sagt: „Weil ich beim Autofahren nicht perfekt bin, höre ich auf, Verkehrsregeln zu beachten." Genauso wenig sollte ein Christ sagen: „Weil ich nicht alle Gebote halten kann, ist es egal, was Gott will" (1Jo 5:3).
Ein liebender Ehemann wird das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen" nicht ignorieren, nur weil er mit sich ringt und sich selbst dabei ertappt hat, wie er eine andere Frau begehrlich anschaute. Seine Liebe bringt ihn dazu, sich dem Gebot zuzuwenden – nicht als Zwang, sondern als Ausdruck seiner Liebesbeziehung (Mt 5:27-28).
Wenn wir schon menschliche Gesetze ernst nehmen – wie viel mehr sollten wir dann Gottes Wort achten, bewahren und verinnerlichen? Er ist der höchste Gesetzgeber, der Herr über alle Instanzen. Seine Gebote zu ignorieren, nur weil wir sie nicht vollkommen einhalten können, ist gefährlich – und letztlich lieblos (Jak 4:12).
Doch wer Jesus liebt und seine Worte wie einen Schatz in sich bewahrt, der wird die tiefste Verheißung erfahren: Der Vater und der Sohn kommen und wohnen in dir. (Joh 14:23)
Christus in dir erfüllt das Gesetz – nicht durch Druck, sondern durch Liebe (Gal 2:20).
"Lass uns die Gebote Gottes nicht aus Angst oder Pflicht heraus beachten, sondern aus Liebe. Nicht, um erlöst zu werden – sondern weil wir erlöst sind." (1Jo 4:19)
Gleichwie ich über sie gewacht habe, auszureißen und einzureißen, so will ich über sie wachen, zu bauen und zu pflanzen, spricht der HERR.
Erschienen ist die Gnade Gottes, allen Menschen zum Heil. Sie erzieht uns dazu, der Gottlosigkeit und den Begierden der Welt abzuschwören und besonnen, gerecht und fromm zu leben in dieser Weltzeit.
Als meine Brüder und ich noch ein Architekturbüro hatten, hielten wir immer wieder Ausschau nach geeigneten Grundstücken, um diese mittels eines Investors zu erwerben. Dabei spielte der Zustand eines bereits vorhandenen Gebäudes eine untergeordnete Rolle: Wichtig war vor allem die Lage! Wenn das Grundstück an einer ruhigen, sonnigen, gut erschlossenen Lage mit steuergünstigen Verhältnissen war und womöglich auch noch über eine schöne Aussicht verfügte, dann war das „1a". Wenn es keine „Altlasten" hatte und auch noch der Preis stimmte, dann war das fast wie ein „Sechser im Lotto", wenn man dieses Grundstück kaufen konnte.
Damit auf diesem Grundstück ein schönes neues Gebäude mit Garten gebaut werden konnte, musste zuvor das baufällige Haus – das nicht denkmalgeschützt war – abgebrochen und das Dornengestrüpp ausgerissen werden.
Ein ähnliches Bild wird auch in Jeremia 31:28 gebraucht, um zu verdeutlichen, was Gott tun wird, um etwas Neues entstehen zu lassen. Israel war ein „baufälliges Haus" geworden! Warum? Am Stamm Ephraim hatte Gott keine Freude (Jer 31:20), und Israel wird hier als „abtrünnige oder widerspenstige Tochter" bezeichnet (Jer 31:22), die sich hin und her wendete, sich unstet und treulos verhielt. Israel war ein „abbruchreifes Haus" und „ein mit Dornengestrüpp überwuchertes Land", weil Gottlosigkeit und Gier überhandgenommen hatten. Darum musste der HERR aus- und einreißen bzw. abbrechen. Dies geschah unter anderem, indem Jerusalem erobert und die Bewohner durch die Babylonier gefangen weggeführt wurden. Das war ein schweres Gericht (Kla 1:3-5)!
Aber das war nicht das Ende. Die Gerichte Gottes verfolgen immer einen bestimmten Zweck (Hebr 12:10-11). Die Erziehungsmaßnahmen des HERRN zielen stets auf Buße und Umkehr, damit er sich der Betroffenen erbarmen und sie durch Gnade wieder aufbauen kann (Jes 54:8 / Hes 36:26-27)!
Durch Jesus Christus ist uns die Gnade Gottes erschienen, und durch sie werden wir auch von Gott erzogen. Nach wie vor brauchen auch wir gläubige Christen „eine Erziehung", weil wir uns täglich darin üben dürfen, uns von Gottlosigkeit und selbstsüchtigen Wünschen zu lösen, um aus der Liebe leben zu können (Röm 6:11-14). Es ist kein Unglück, sondern ein besonderes Privileg, wenn wir von der Gnade erzogen werden.
Durch die erziehende Gnade gelangen wir in einen geistlichen Wachstumsprozess, der uns befähigt, uns von weltlichen Begierden und Gottlosigkeit zu lösen und tugendhaft zu leben (2Petr 1:3-8). Daraus ergibt sich eine dreifache positive Lebensführung:
Besonnen. Dies beinhaltet ein vernünftiges, maßvolles Verhalten (1Tim 3:2).
Gerecht. Damit ist ein rechtschaffenes Handeln gegenüber anderen gemeint (Mi 6:8).
Gottesfürchtig. Hierdurch lebt man aus einer ehrfürchtigen und frommen Haltung gegenüber Gott (Spr 9:10).
Diese Tugenden sind Ausdruck des geistlichen Wachstums, das aus dem Heil in Christus erwächst (Gal 5:22-23). Ein tugendhaftes Leben ist weder langweilig, eintönig noch einengend, sondern erfüllend, weil es uns aus der Sklaverei der Begierde und Habsucht befreit (Joh 8:36 / Röm 8:1-2).
Möge der HERR uns schenken, dass wir die Schönheit eines tugendhaften Lebens entdecken dürfen (Ps 34:9).
Gott offenbart, was tief und verborgen ist.
Jesus betete: Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
„Das ist unmöglich!", sagten sinngemäß die Sterndeuter, als der große König Nebukadnezar von ihnen forderte, sie sollten ihm sagen, was er in der vergangenen Nacht geträumt hatte und ihm dann den Traum deuten (Dan 2:1-13). Wie sollte ein Mensch jemals wissen können, was ein anderer geträumt hat? Selbst wenn er in die Zukunft blicken könnte, bliebe ihm dies verborgen, denn er könnte nur tatsächliche Ereignisse sehen, nicht aber solche, die sich nur in Gedanken abgespielt haben.
Wie kam Nebukadnezar auf eine solch „verrückte Idee"? Er hätte doch wissen müssen, dass niemand in der Lage sein würde, ihm zu sagen, was er geträumt hat. Der Traum wühlte ihn jedoch dermaßen auf, dass er unbedingt seine wahre Bedeutung erfahren wollte. Ihm war auch klar: Würde er den Traum erzählen, würden ihm die Chaldäer – die in der Lutherbibel als „Sterndeuter" bezeichnet werden – eine willkürliche Deutung liefern, deren Wahrheitsgehalt er nicht überprüfen könnte.
Irgendwie ahnte der babylonische König auch, dass sein Traum einen göttlichen Ursprung hatte und es in seinem Reich jemanden geben würde, der über solche übernatürlichen Fähigkeiten verfügte – dies, obwohl seine Forderung an die Sterndeuter aus menschlicher Sicht eine absolute Zumutung war. Auch er zeigte ein gewisses Vertrauen in übernatürliche Wirkkräfte. Da ihm aber niemand diesen Traum sagen konnte, befahl der König, alle Wahrsagepriester, Beschwörer, Zauberer und Sterndeuter in seinem Reich umzubringen (Dan 2:12-13).
Als Daniel davon erfuhr, erbat er sich vom König eine Frist, um ihm die Deutung des Traums zu sagen (Dan 2:14-16). Auch Daniel wusste, dass ihm dies nicht möglich sein würde – es sei denn, Gott selbst würde ihm den Traum und dessen Deutung offenbaren. Daniel glaubte, dass Gott dies tun könnte, und so betete nicht nur er selbst zu Gott, sondern bat auch seine drei Freunde, „den Gott des Himmels um Erbarmen wegen dieses Geheimnisses" anzuflehen (Dan 2:17-18).
Nachdem Gott Daniel den Traum und seine Deutung offenbart hatte, lobte er seinen Gott mit den Worten (Dan 2:20-23):
"Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht, sie sind sein. Er ändert Zeiten und Fristen, er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen Weisheit und Erkenntnis den Einsichtigen; er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht. Dich, Gott meiner Väter, lobe und preise ich, dass du mir Weisheit und Kraft gegeben und mich jetzt hast wissen lassen, was wir von dir erbeten haben; denn du hast uns die Sache des Königs wissen lassen."
Die tiefsten Geheimnisse über die göttliche Realität können wir Menschen weder mit unserer Intelligenz noch mit spirituellen Fähigkeiten oder wissenschaftlichen Methoden ergründen (1Kor 2:7-10). Diese Geheimnisse können wir nur dann erkennen, wenn Gott sie uns offenbart – und wenn er es tut, dann ist es eine absolute Gnade (1Kor 2:12 / Eph 1:17-18)!
Nicht zuletzt deshalb betete Jesus zu seinem Vater: „Gerechter Vater, die Welt (griech. kosmos) kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast." (Joh 17:25) Das griechische Wort kosmos bezeichnet die von Gott abgefallene Weltordnung – das Denken der Welt, das ohne Offenbarung auskommt. Jesus stellt dem die Erkenntnis des Vaters gegenüber, die nur durch Ihn möglich ist (Joh 14:6-7 / Mt 11:27).
Diese höchste Erkenntnis – dass der Vater Seinen Sohn gesandt hat – ist das größte Geschenk göttlicher Offenbarung, weil wir nur durch den Sohn zur Erkenntnis des himmlischen Vaters gelangen können (Joh 3:16 / 1Jo 5:20). Wer dies erkennt, hat das Licht des Lebens gefunden (Joh 8:12). Dies wünsche ich jedem von Herzen.
Der HERR dachte an uns, als wir unterdrückt waren, denn seine Güte währet ewiglich.
Betet für mich, dass mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, freimütig das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen, dessen Bote ich bin in Ketten.
Der Psalm 136 ist als „Großes Hallel" bekannt und wurde bei jüdischen Festen gesungen, insbesondere beim Passahfest (Mt 26:30). Der hebräische Begriff "halal" bedeutet „loben", „rühmen" oder „preisen". Das bekannte Wort „Halleluja" leitet sich vom hebräischen "halal" ab und bedeutet wörtlich „Lobt Jahwe" – ein Ausdruck der Freude und des Lobpreises.
Dieser Psalm motiviert zum Lob und Dank gegenüber Gott und beschreibt ihn als Schöpfer des Universums, als Erlöser Israels und als allgegenwärtigen Helfer. Alle 26 Verse enden mit: „Denn seine Güte währt ewig!" Dieser Satz wurde vermutlich als Refrain von der Gemeinde gesungen, während der Vorsänger die erste Zeile jedes Verses zitierte. In Vers 1 heißt es da:
"Preist den HERRN, denn er ist gut. Denn seine Güte währt ewig!"
Bemerkenswert ist, dass das Tetragramm, also das hebr. Wort Jahwe (יהוה = JaHWeH = HERR) den Zahlenwert 26 aufweist und der Refrain, „Denn seine Güte währt ewig!", 26× gesungen wird. Das hebr. Wort „chesed" wird oft auch mit „Gnade" oder „Huld" übersetzt und hängt mit der Bundestreue Gottes zusammen – seiner verlässlichen Liebe zu seinem Volk trotz dessen Versagens (Klgl 3:22-23). Diese Eigenschaften – die alle aus der Liebe stammen – beschreiben das ewige Wesen Gottes! Jahwe, der Ewigseiende, wird damit 26× als der gütige, gnädige, barmherzige und huldvolle Gott beschrieben, der in besonderer Weise an die Unterdrückten und Erniedrigten denkt (Ps 9:10).
Niemand wünscht sich, unterdrückt oder gedemütigt zu werden – und doch wendet sich Gott gerade diesen Menschen in besonderer Weise zu (Jes 57:15). Gerade sie dürfen das Vorrecht erfahren, dass der allmächtige Erlöser sie nicht vergisst, sondern ihnen besonders nahe ist. Wer sich im liebenden Fokus Gottes befindet, ist aus göttlicher Sicht ein Privilegierter – und in dieser Welt paradoxerweise oft ein Benachteiligter (Mt 5:3-12).
Auch im Neuen Testament zeigt sich diese besondere Güte Gottes gegenüber den Leidenden. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist Paulus, der in einem römischen Gefängnis saß, als er den Epheserbrief schrieb und darin erwähnte, dass wir Gläubigen mit jedem geistlichen Segen aus den himmlischen Welten gesegnet wurden (Eph 1:3). Der Apostel beschreibt einen unübertrefflichen geistlichen Reichtum, den die Christen besitzen dürfen, obwohl sie die Menschengruppe sind, die damals wie heute am meisten verfolgt und unterdrückt wird (Joh 15:20). Heute betrifft dies laut Open Doors weltweit etwa 380 Millionen Menschen (Stand: 2024).
Trotz dieses geistlichen Reichtums war es dem Apostel Paulus wichtig, dass die Epheser für ihn beten. Die Gläubigen in Ephesus sollten nicht dafür beten, dass Paulus möglichst bald aus dem Gefängnis entlassen würde, sondern dafür, dass er in richtiger Weise das Geheimnis des Evangeliums weitergeben konnte (d.h. die zuvor verborgene, nun offenbarte Wahrheit über das Heil in Christus) (Kol 1:25-27). Paulus dachte nicht: „Weil Gott mir mehr Geheimnisse offenbart hat als allen anderen und weil ich der herausragendste aller Theologen bin, weiß ich stets, was zu sagen ist" — Nein! Ihm war bewusst, dass seine Verkündigung niemanden erreichen würde, wenn Gott ihm nicht die richtigen Worte schenken würde (2Kor 3:5). Paulus wusste auch, dass dabei die Gebete der Epheser eine entscheidende Rolle spielen würden (Röm 15:30)! Nur die ewige Gnade und Güte Gottes konnte Paulus befähigen, das zu sagen und die Dinge zu tun, die Ewigkeitswert besitzen (1Kor 15:10)!
Hoffe auch an diesem Tag ganz auf die Güte des HERRN und vertraue allein auf seine ewige Gnade!
Der Übeltäter lasse von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, denn bei ihm ist viel Vergebung.
Lasst euch versöhnen mit Gott!
Michael Franzese, der 1951 in Brooklyn, New York, geboren wurde, war der Sohn eines hochrangigen Mafioso. Er stieg selbst zum Boss der Colombo-Familie auf und verdiente Millionen durch illegale Benzinhandelssysteme. 1985 wurde er angeklagt und erhielt eine Haftstrafe von 10 Jahren, zahlte dann aber 14,7 Mio. $ und wurde 1989 entlassen. 1991 kam es zu einer erneuten Inhaftierung wegen Bewährungsbruch. Im Gefängnis erhielt er von einem Wärter eine Bibel und begann darin zu lesen. An einem einsamen Abend während einer Isolationshaft bekehrte er sich zu Gott (Apg 16:31). Er weigerte sich, weiterhin ein kriminelles Leben zu führen, und begann ein neues Leben (2Kor 5:17). Später wurde er ein bekannter Autor und Prediger.
Das ist eine von vielen Lebensgeschichten, die uns zeigen, wie Übeltäter umkehren und ihr von Egoismus geprägtes, böses Denken aufgeben, indem sie die Vergebung Gottes annehmen und sich mit seiner Liebe füllen lassen (1Jo 1:9 / Röm 6:23).
Jesaja 55 ist ein besonders beeindruckendes Kapitel. Es ermutigt die „Durstigen", zum „Wasser" zu kommen, und jene, die kein Geld haben, zu „kaufen" und zu essen. Gott lädt durch den Propheten ein:
"Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch!" (Jes 55:1)
Wie kann man ohne Geld "kaufen"? Was ist die göttliche Währungseinheit, mit der man erwerben kann, was Gott anbietet? Eine davon ist Zeit! Nimm dir Zeit für Gott! Komm zu ihm, neige ihm dein Ohr zu und höre auf seine Worte (Jes 55:3). Suche den HERRN, solange er sich finden lässt (Jes 55:6). Darum spricht der HERR zum Gottlosen und zum Mann der Bosheit:
"Kehre um! Verlasse deinen eingeschlagenen Lebensweg und deine Gedanken der Bosheit, so werde ich mich über dich erbarmen, denn ich bin reich an Vergebung!" (Jes 55:7)
Selbst König David, der bereits ein Leben aus Glauben führte und dennoch in Sünde fiel (er beging Ehebruch und Mord), schenkte Gott Vergebung und seine wunderbare Gnade (Ps 51)! Dies dürfte der Grund sein, warum Jesaja von den „unverbrüchlichen Gnadenerweisen an David" spricht (Jes 55:3).
Wer das Alte Testament liest, hat manchmal trotzdem den Eindruck, dass Gott „nachtragend" ist. Dem ist aber nicht so! Wenn Gott Menschen schwere und leidvolle Wege führt, dann tut er das unter anderem deshalb, weil er sie von ihrem bösen und egoistischen Lebensstil befreien und zu einem Leben aus der Liebe führen möchte (Hebr 12:5-6). Der allmächtige Gott ist nicht wie wir Menschen beleidigt oder nachtragend, sondern einer, der bedingungslos liebt und uns zu Wesen der göttlichen Liebe machen will (1Jo 4:16) – weil eine Ewigkeit nur dann Sinn ergibt, wenn alle mit seiner bedingungslosen Liebe erfüllt sind.
Darum haben wir Christen den wunderbaren Auftrag, allen Menschen – ganz egal, wie böse sie sind – zuzurufen: „Lasst euch versöhnen mit Gott!" (2Kor 5:20)
"Versöhnen" lautet im Griechischen "katalasso" und das hat vor allem den Bedeutungsinhalt von "verändern". Man könnte auch sagen: "Verändert, vertauscht eure Feindschaft zu Gott in eine Freundschaft zu ihm!" (Röm 5:10) Wörtlich übersetzt heißt es: "Seid verändert dem Gott." Das hat auch den Sinngehalt:
"Lasst die Veränderung, die Gott an euch vollzieht, geschehen, damit ihr einmal mit der von Gott geschenkten Gerechtigkeit in das ewige Haus des himmlischen Vaters einziehen könnt!" (2Kor 5:21)
Ach, HERR, sieh doch, wie bange ist mir. Mir dreht sich das Herz im Leibe um, weil ich so ungehorsam gewesen bin.
Die Frau sprach: Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei!
Wieder einmal bin ich Gedanken nachgegangen, die nicht der Liebe Gottes und seiner Heiligkeit entsprechen. Wieder einmal habe ich meine Zunge nicht im Griff gehabt und andere mit meinen Worten verletzt. Wieder einmal habe ich es mit der Wahrheit nicht so genau genommen und andere mit Halbwahrheiten getäuscht. Wieder einmal habe ich Dinge angeschaut, die mich beschmutzen und meine Phantasie in unguter Weise manipulieren. Wieder einmal habe ich etwas nicht getan, was mir durch den Heiligen Geist als Auftrag ins Herz gegeben wurde. Wieder einmal … und wieder einmal …
Und plötzlich ist mir das Wissen, dass Gott mich durch und durch kennt, unangenehm und macht mir Angst (Ps 139:1-4). Wird Er mir noch einmal vergeben? Und immer wieder? Wer kennt diese Gedanken nicht?
So ging es wohl auch Jeremia, der als Prophet und geistlicher Stellvertreter Israels den Ungehorsam und alle Schuld der Bewohner Jerusalems und des Volkes aus dem Südreich vor Gott brachte. Angesichts der übergroßen Not, die Gott als Gericht über Jerusalem und Israel brachte, war ihm bange und sein Herz drehte sich im Leibe um. Und doch tat er das einzig Richtige: Er trat in seiner Herzensnot vor Gott und bekannte die Sünde des Volkes (Kla 3:40-42).
Und Gott antwortete dem Jeremia. Im dritten Kapitel des Buches der Klagelieder, dem Höhepunkt dieses biblischen Buches, schrieb Jeremia, was Gott ihn in dieser notvollen Situation hat erkennen lassen: „Ja, die Gnadenerweise des HERRN sind nicht zu Ende, ja, sein Erbarmen hört nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue." (Kla 3:22-23) So lobt er Gott über das Wissen, dass dessen Gnade und Treue kein Ende haben (Ps 89:3, 89:15, 89:34).
Ja, Gott kennt mich und dich, er kennt uns durch und durch. Das braucht uns nicht zu beunruhigen, sondern darf uns zum Trost und zur Freude werden. Wenn wir unser Versagen und unsere Schuld vor seinen Thron bringen, werden wir die gleiche Erfahrung wie Jeremia machen: Gottes Gnade und Vergebungsbereitschaft und seine Treue auch angesichts unseres oft treulosen Verhaltens sind nie am Ende (Ps 100:5 / 2Tim 2:13).
Die Frau, mit der Jesus am Jakobsbrunnen ein heilbringendes Gespräch führte, war ganz sicher zunächst sehr erschrocken, dass dieser jüdische Wanderprediger ihre schuldbehaftete Lebensweise kannte und sie damit konfrontierte (Joh 4:17-18). Offenbar stand ihr ein Prophet gegenüber – oder war es sogar der verheißene Messias? „Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der Christus genannt wird; wenn jener kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin es, der mit dir redet." (Joh 4:25-26)
Diese Selbstoffenbarung Jesu konnte letzte Zweifel der Frau nicht ausräumen. Aber wenn es doch wahr wäre? Müsste sie dann nicht ihren Nächsten in der Stadt davon berichten? „Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Dieser ist doch nicht etwa der Christus?" (Joh 4:29) – so lud sie ihre Nächsten zu einer Begegnung mit Jesus ein. Die Frau am Jakobsbrunnen suchte erneut die Gemeinschaft mit Jesus – trotz ihrer Schuld. Die Frucht war eine Erweckung unter den Samaritern (Joh 4:39).
Scheuen wir die Begegnung mit dem, der uns durch und durch kennt, nicht! Bringen wir alles, was uns belastet, alle Not und Schuld unter das Kreuz Jesu und nehmen wir seine Vergebungsgnade und Barmherzigkeit in Anspruch (1Jo 1:9 / Hebr 4:16)! Aus der Gemeinschaft mit Jesus erwächst ganz gewiss gute geistliche Frucht (Joh 15:5 / Gal 5:22-23).
Du bist mein Schutz und mein Schild; ich hoffe auf dein Wort.
Das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
Psalm 119, der längste Psalm der Bibel, ist ein kunstvolles, alphabetisch gegliedertes Gebet. Der Vers 114 gehört zum Abschnitt „Samech" und spricht vom Schutz und der Hoffnung, die allein in Gottes Wort zu finden sind.
Vers 120, der diesen Abschnitt abschließt, verdeutlicht einen tiefen Respekt vor Gottes Gerichtsurteilen. Aus Vers 119 geht hervor, dass gottlose und böse Menschen diesen Urteilen nicht entkommen werden. Doch auch jene, die versuchen, vorbildlich zu leben und dabei auf ihre eigene Gerechtigkeit bauen, können Gottes Gerichtsurteil nicht entgehen (Röm 3:20 / Röm 3:23).
Der Psalmist hat erkannt, dass es letztendlich nur einen sicheren Bergungsort gibt, der ihn vor einem verdienten Strafgericht schützen kann – und das ist Gott selbst (Ps 18:3).
Als Mose die glanzvolle Herrlichkeit Gottes sehen wollte, sagte der HERR zu ihm:
"Du kannst ⟨es⟩ nicht ⟨ertragen⟩, mein Angesicht zu sehen, denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben." (2Mo 33:20)
Aber der HERR ermöglichte es Mose dennoch, ihn von hinten zu sehen, indem er ihn in eine Felsenhöhle stellte und seine Hand schützend über ihn hielt (2Mo 33:21-23). In dieser Begebenheit diente die Felsenhöhle als Schutz bzw. Bergungsort, und die Hand Gottes wirkte wie ein schützender Schild, der Mose vor dem sicheren Tod bewahrte. Diese Situation veranschaulicht, was im heutigen Losungstext beschrieben wird, wo wir gelesen haben, dass der HERR Schutz und Schild ist.
Alle Menschen sind durch ihren Ungehorsam Gott gegenüber verlorene Sünder. Darum sind sie dem Tod geweiht (Röm 6:23). Doch weil Gott seinen Sohn auf die Erde sandte – der zugleich das fleischgewordene Wort Gottes ist (Joh 1:14) – hat er uns die Möglichkeit eröffnet, den Sohn zu sehen und an ihn zu glauben. Vor 2000 Jahren konnten die Menschen Jesus buchstäblich sehen, heute jedoch können wir ihn nur mit den Augen des Herzens wahrnehmen, indem wir sein Wort lesen, darüber nachsinnen und seinen wunderbaren Charakter der Liebe erkennen (Eph 1:18 / 1Petr 1:8).
Wer Jesus mit den Augen des Herzens sehen darf, lernt, auf ihn zu vertrauen, und dieses Vertrauen vermittelt uns das ewige Leben. Darum sagte Jesus auch in Joh 5:24:
"Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, ⟨der⟩ hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen."
Am letzten Tag wird auch der verstorbene Leib auferweckt. Für wiedergeborene Christen, die in der Vergangenheit gestorben sind, wird dieser „jüngste Tag" der Tag der Entrückung sein, an dem zuerst die Toten auferweckt werden, bevor sie vom Herrn Jesus Christus in den Himmel entrückt werden (1Thes 4:16-17). Für die übrige Menschheit wird der jüngste Tag dann sein, wenn Jesus für alle sichtbar und mit großer Macht und Herrlichkeit erscheinen wird (Mt 24:30 / Offb 1:7). Dann werden auch die Märtyrer der letzten Zeit, die den Antichristen nicht angebetet haben, auferweckt werden (Offb 20:4).
Darum: Richte deinen Blick auf Jesus. Er ist dein Schutz, dein Schild, dein Leben (Hebr 12:2 / Kol 3:4). Wer ihm vertraut, findet Zuflucht, Hoffnung – und ewiges Leben (Joh 3:16). Dieses Vertrauen bewahrt vor dem Gericht und führt in das Licht der Herrlichkeit Gottes (Röm 8:1 / 2Kor 3:18).
Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.
Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Anfang dieses Jahrhunderts hegte ich zunehmend den Wunsch, eines Tages mehr Zeit für das Studium und die Verkündigung des Wortes Gottes zu haben. Mit meinen Brüdern zusammen leitete ich unser Architekturbüro, und diese Arbeit erforderte meine ganze Kraft. Ich plante, mein berufliches Pensum zu reduzieren, sobald meine vier Kinder auf eigenen Beinen standen. Doch Gott hatte andere Pläne (Jes 55:8-9).
Im Sommer 2004 machte mir der HERR klar, dass er mich ganz haben wollte: Er berief mich durch Charles Reichenbach in den vollzeitlichen Predigerdienst – ohne Anstellung, ohne Sicherheiten. Zuvor hatte ich anders geplant, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich als selbstständiger Prediger eine sechsköpfige Familie ernähren sollte. Es schien mir schlicht unmöglich (Phil 4:19).
Rückblickend kann ich nur sagen: Zum Glück hat Gott meine Pläne durchkreuzt! Einerseits hätte es noch längere Zeit gedauert, bis alle Kinder selbstständig gewesen wären, und andererseits hätte mich der Spagat zwischen Architekturbüro und Predigerdienst zerrieben.
Sprüche 16:9 erinnert uns daran: Planung gehört zum Menschsein – aber Führung ist Gottes Sache. Auch Paulus plante, nach Spanien zu gehen, und wir können heute nicht mit Gewissheit sagen, ob Gott ihm dies noch ermöglichte (Röm 15:24). In „Kleinasien" – der heutigen Türkei – plante er, in bestimmten Städten das Evangelium zu verkündigen. Doch an mindestens einer Stelle verwehrte ihm der Geist Gottes dies, weil Gott einen anderen Plan hatte: Er sollte schon bald nach Mazedonien aufbrechen (Apg 16:6-10).
Wir dürfen und sollen unseren Weg planen – aber stets im demütigen Bewusstsein, dass der HERR manchmal andere Pläne hat und uns auch jederzeit anders führen kann. Wer als Christ auf „Biegen und Brechen" seine eigenen Pläne durchsetzen will, verbrennt sich irgendwann die Finger! (Jak 4:13-15)
Die Planung „unseres Weges" sollte jedoch immer mit Gebet verbunden sein, indem wir uns fragen: „Ist das, was ich plane, auch im Sinne Gottes oder widerspricht es seinem Willen, den er uns durch die Bibel geoffenbart hat?" (Ps 143:10 / 1Thes 5:17-18)
In Kolosser 3 verdeutlicht Paulus die praktischen Auswirkungen einer geistlichen Gesinnung. Er beginnt mit einer neuen Fokussierung, indem er uns ermutigt, das zu suchen, was „droben" ist, wo Christus ist (Kol 3:1-2). Dann motiviert er uns zu einem Garderobenwechsel, bei dem wir das alte ungute „Kleid der Bosheit" ablegen und ein neues göttliches „Gewand" anziehen, das von Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut und herzlicher Liebe geprägt ist (Kol 3:12-14).
Paulus beschließt diesen Abschnitt mit dem Hinweis, dass all unser Reden und Handeln im Namen des HERRN geschehen soll, d.h. es soll alles in „Seinem Sinn" geschehen. Wer etwas im Namen einer anderen Person tut, tut es in ihrem Auftrag und mit ihrer Bevollmächtigung! (Kol 3:17)
Das ist das große Vorrecht von uns Christen: Wir dürfen lernen, alles im Sinne unseres Herrn Jesus Christus zu tun, sodass unser ganzes Reden und Handeln von seiner Liebe geprägt ist (1Kor 10:31 / Joh 13:35).
Der HERR ist hoch und sieht auf den Niedrigen und kennt den Stolzen von ferne.
Der reiche Mensch sprach: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat für viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Und wem wird dann gehören, was du bereitet hast?
Bruder Andrew, der Gründer von Open Doors, lebte viele Jahre lang hochriskant. Er schmuggelte Bibeln in kommunistische und später auch islamische Länder – ein Unterfangen, das jederzeit seine Verhaftung hätte bedeuten können. Und doch geschah es nie. Rückblickend sagte er:
„Es gibt keinen sichereren Ort, als im Zentrum von Gottes Willen."
Was für ein bemerkenswertes Zeugnis! Es macht deutlich: Wahre Sicherheit hängt nicht von menschlicher Kontrolle oder Vorsorge ab, sondern vom Leben in Gottes Willen und vom Vertrauen auf Gott (Ps 91:1-2).
In diesen Tagen bin ich mit einer Frau ins Gespräch gekommen, die sich von Gott dazu berufen wusste, leprakranken Menschen zu dienen. Diese Kranken leiden nicht nur körperlich, sondern vor allem unter Ausgrenzung und Stigmatisierung. Viele gelten als „unrein" und sind vom Rest der Gesellschaft isoliert – oft über Jahre hinweg ohne jede Berührung (Mt 8:2-3).
Diese Frau tat etwas Außergewöhnliches: Sie versorgte ihre Patienten häufig ohne Gummihandschuhe – nicht leichtsinnig, sondern aus Überzeugung und aus Liebe. In entlegenen Gegenden war dies manchmal die einzige Möglichkeit. Vor allem aber wollte sie den Kranken ihre Würde zurückgeben. Ihre Berührungen vermittelten mehr als medizinische Hilfe – sie gaben den Menschen das Gefühl, gesehen, angenommen und geliebt zu sein. So begann neben der körperlichen oft auch eine seelische Heilung (1Jo 4:18).
Bis heute hat sie sich nicht mit Lepra infiziert. Doch selbst wenn es anders gekommen wäre, hätte sie sich in Gottes Hand geborgen gewusst. Denn Sicherheit bedeutet nicht, schmerzfrei durchs Leben zu gehen – sie bedeutet, sich auch im Leid getragen zu wissen. Diese Frau erkrankte einmal schwer an Dengue-Fieber, aber auch da erlebte sie Gottes Nähe und Bewahrung (2Kor 12:9).
Jesus erzählt von einem reichen Mann, der durch eine große Ernte scheinbare Sicherheit gewann. Er baute größere Scheunen, wollte sich zur Ruhe setzen und das Leben genießen. Aber Gott nannte ihn einen Narren – denn noch in derselben Nacht musste er sterben. Seine Selbstsicherheit war trügerisch, seine Vorräte nutzlos (Lk 12:16-21).
Er hatte nicht gefragt, wie er mit dem Überfluss anderen dienen oder Gott ehren könnte. Stattdessen lebte er für sich selbst – und verlor am Ende alles (Mt 6:19-21).
Der Losungstext aus Psalm 138 zeigt uns: Gott sieht auf die Niedrigen und Demütigen. Wer auf ihn vertraut, ist ihm nahe. Die Stolzen aber erkennt er „von ferne" – sie leben in Distanz zu Gott und laufen Gefahr, am Leben vorbeizugehen, wenn sie sich nicht demütigen und umkehren (Jak 4:6 / 1Petr 5:5).
Wahre Sicherheit besteht nicht in Vorräten, Rücklagen oder Erfolg – sondern im Leben nach Gottes Willen. Wer aus Liebe zu Gott und zum Nächsten lebt, sammelt Schätze im Himmel. Diese sind unvergänglich – und vermitteln die Gewissheit einer tiefen Geborgenheit, die kein Mensch sich selbst geben kann (Phil 4:6-7 / Röm 8:38-39).
Gottvertrauen schenkt wahre Sicherheit.
In diesem Sinn wünsche ich allen einen gesegneten und ermutigten Tag!
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Der Seher Johannes schreibt: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige: Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.
Asaf ringt mit dem Gedanken, warum gerade die Gottesfürchtigen mit Schwierigkeiten kämpfen, während die Gottlosen scheinbar ein sorgloses Leben führen und Erfolg haben. Sollte es nicht umgekehrt sein? Sollten nicht die Gottergebenen zu jenen gehören, die auf einer „Erfolgswelle" reiten? Diese Fragen quälten Asaf, den Musiker und Psalmsänger zur Zeit Davids, und führten dazu, dass er wankte (Ps 73:2).
Während Asaf seine Vergänglichkeit spürt und die Kräfte seines Leibes schwinden, entdeckt er ein göttliches Geheimnis: Gott selbst wird für sein Herz zu einem unerschütterlichen Felsen und zu einem „Erbteil", das ihm niemand rauben kann (Ps 73:25-26). Den heutigen Losungsvers könnte man wörtlich wie folgt übersetzen:
"Vergeht (o. schwindet) mein (vergänglicher) Leib und mein Herz: Gott ist der (unerschütterliche) Fels meines Herzens und mein Anteil (o. Erbe) auf ewig!"
Schwachheit und Hilflosigkeit gefallen uns nicht, und wir meiden diese Zustände, wann immer möglich. Doch ausgerechnet diese Zustände öffnen uns den Zugang zu dem, was bleibt, und lassen uns Gott sowie das Erbe, das er für uns bereithält, immer besser erkennen (2Kor 12:9 / 1Petr 1:3-4).
Ich weiß nicht, wie sich die Raupe fühlt, wenn bei der Metamorphose ein Großteil ihres Körpers abgebaut wird und sie sich teilweise selbst auflöst, bevor sie zu einem Schmetterling wird. Bei dieser Verpuppung spricht man auch von einer Art Selbstverdauung. Dieser Prozess klingt keineswegs angenehm. Auch unser irdisches Vergehen ist Teil eines Wandlungsprozesses – für die, die Gott vertrauen, führt er zur Herrlichkeit: Gott selbst verleiht ihnen „Flügel", wie es Jes 40:31 beschrieben wird:
"Aber die auf den HERRN hoffen, gewinnen neue Kraft; sie heben die Schwingen empor wie die Adler, sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht."
Philadelphia war die sechste der sieben Gemeinden, die in Offb 2 und 3 angeschrieben wurden. Ihr Name heißt übersetzt „Bruderliebe". Diese Gemeinde, die vermutlich auch von der Bruderliebe geprägt war, hatte eine kleine Kraft, vielleicht auch einen kleinen Wirkungsbereich, aber sie war treu, indem sie am „Wort Gottes" festhielt und den Namen Jesu nicht verleugnet hat (Offb 3:8). Möglicherweise blieb ihr so mancher Zugang, den sie sich wünschte, versperrt, aber der HERR sagt zu ihr:
"Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann!"
Wer Jesus bekennt, seinen Namen nicht verleugnet und allem glaubt, was geschrieben steht, der darf – trotz oder gerade wegen seiner Schwachheit – die Tür entdecken, die ihm den Zugang zum Haus des himmlischen Vaters eröffnet (Joh 14:6 / Mt 10:32-33).
Vielleicht fühlst du dich schwach. Oder du stehst in einer Zeit, in der dir die Kraft fehlt. Dann darfst du wissen: Gerade darin liegt der Beginn einer Verwandlung. Gott selbst führt dich durch diese Metamorphose – wie bei der Raupe, die sich aufzulösen scheint und doch in etwas völlig Neues verwandelt wird. Es ist ein schmerzhafter, aber heiliger Prozess (Röm 8:28-29 / 2Kor 5:17).
Und während du vielleicht das Gefühl hast, dass Türen sich verschließen, spricht Christus:
„Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschließen kann."
Diese Tür führt dich nicht nur in einen neuen Lebensabschnitt – sondern in die ewige Herrlichkeit Gottes (Joh 10:9 / Offb 21:3-4).
Warum gibt Gott dem Leidenden Licht und Leben denen, die verbittert sind, die sich sehnen nach dem Tod, doch er kommt nicht?
Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.
Diese Frage quält viele – auch gläubige Menschen. Schon Hiob stellte sie. Doch seine Geschichte zeigt: Es ist erlaubt zu fragen – und möglich, dennoch zu vertrauen (Hiob 3:11 / Hiob 42:1-6).
Eine der wohl bekanntesten Fragen, die im Zusammenhang mit Gott gestellt wird, ist: „Wie kann ein Gott der Liebe so viel Leid zulassen?" Diese Frage ist durchaus berechtigt und wurde auch von gläubigen Menschen in der Bibel gestellt (Ps 73:1-17). Gott hat absolut nichts dagegen, wenn wir diese Frage stellen – im Gegenteil: Er wünscht sich, dass wir uns diese und andere Fragen stellen. Allerdings wird sie nicht selten nur deshalb gestellt, weil man damit „einen Beweis" ins Feld führen möchte, um deutlich zu machen, dass es keinen Gott gibt oder dass er kein „Gott der Liebe" sein kann!
Hiob erlebte den absoluten Worst Case: Er verlor sein ganzes Vermögen, alle seine zehn Kinder und am Ende noch seine Gesundheit, sodass er ständig Schmerzen hatte (Hiob 1:13-19 / Hiob 2:7-8). All das geschah auch noch mit der Zulassung Gottes! Hiob hätte allen Grund gehabt, sich von Gott abzuwenden – er war unschuldig, und doch ließ Gott sein Leid zu. Wenn ein böser Mensch, der andere gequält hat, ein solches Schicksal hätte erdulden müssen, dann hätten wohl die meisten gesagt: Der wird zu Recht von Gott bestraft.
Aber bei Hiob war es nicht so. Man hätte es verstanden, wenn er gesagt hätte: „Mit diesem Gott will ich nichts mehr zu tun haben! Ich habe mich mein ganzes Leben lang bemüht, das zu tun, was ihm gefällt, und jetzt lässt er es zu, dass ich wie sein allergrößter Feind ‚gestraft' werde!" – Aber er tat es nicht. Warum ist Hiob nicht „vom Glauben abgefallen"?
Die heutigen Losungsverse machen deutlich, dass Hiob ebenfalls die „Warum-Frage" gestellt hat – und ich bin überzeugt: Das hat Gott nicht gestört! Er hat ihn zutiefst verstanden und, man mag es glauben oder nicht: Gott hat auch mitgelitten und freute sich schon auf den Tag, an dem er Hiobs Schicksal zum Guten wenden konnte (Hiob 42:10-17)! Gott hätte Hiob bereits nach sieben Tagen Leid und nach seinem ersten Fragen erscheinen und ihm all seine Fragen beantworten können, aber er tat es nicht! Zuerst mussten noch wichtige Gespräche stattfinden, die uns bis zum heutigen Tag erhalten sind. Sie zeigen uns, dass wir Menschen nicht alles verstehen können und auch nicht müssen (5Mo 29:29) – genauso wie ein Dreijähriger nicht alles verstehen kann, was seine Eltern tun. Während Gott alles aus der Ewigkeitsperspektive sieht, ist unsere Sicht der Dinge stark eingeschränkt (Jes 55:8-9). Kann ein Grundschüler behaupten, die allgemeine Relativitätstheorie sei lediglich ein Hirngespinst von Albert Einstein, nur weil er sie nicht verstehen kann?
Durch das lange Schweigen Gottes und die Gespräche, die nach dem 3. Kapitel geführt wurden, kam es zu wichtigen Prozessen, die das treue und geduldige Warten Hiobs offenbaren. Hiob sagte sich nicht von Gott los, sondern glaubte weiterhin daran, dass derjenige, der ihn erlösen wird, lebt und dies zur rechten Zeit tun wird (Hiob 19:25). Wahrscheinlich hat auch die Engelwelt darüber gestaunt, dass Hiob seinen Glauben an Gott nicht aufgab (1Petr 1:12). Auch wenn Hiob sich in seiner Verzweiflung manchmal im Ton Gott gegenüber vergriffen hat, musste der Gegenspieler Gottes dennoch erkennen, dass Hiob sich nicht von Gott losgesagt hat (Hiob 2:9-10).
Hiob lernte Geduld und er hat „ausgeharrt". Das griechische Wort „hypomone" bedeutet wörtlich „Darunter-bleiben". Dies beschreibt ein geduldiges Verharren unter den von Gott gegebenen Umständen, während man weiterhin darauf vertraut, dass Gott gute Pläne hat (Jer 29:11) und jedes Leid zu seiner Zeit beenden wird (Offb 21:4). Hiob stellte Gott Fragen und konnte vieles nicht verstehen. Zeitweise machte er Gott, zumindest indirekt, Vorwürfe, aber er glaubte dennoch, dass Gott ihn eines Tages befreien würde! Ist das nicht bemerkenswert?
Wenn du Gott nicht verstehst, darfst du ihm trotzdem deine Fragen stellen. Auch wenn er dir deine Fragen längere Zeit nicht beantwortet, darfst du ihm dennoch dein Vertrauen schenken (Spr 3:5-6)! Gott erwartet keine blinde Unterwerfung, sondern ehrliches Ringen. Hiob durfte klagen – und blieb dennoch im Vertrauen (Hiob 13:15). Genau das ist Glaube: Fragen zu stellen, ohne sich von Gott abzuwenden (Hebr 11:1 / Mk 9:24).
Der HERR macht zunichte die Pläne der Völker.
Gamaliel sprach: Lasst ab von diesen Leuten und lasst sie gehen! Denn wenn das, was hier geplant und ins Werk gesetzt wird, von Menschen stammen sollte, dann wird es sich zerschlagen. Wenn es aber von Gott kommt, dann werdet ihr sie nicht aufhalten können.
Die heutige Losung in Ps 33:10 gilt sicherlich nicht generell. Nicht jeder Plan von jedem Volk wird zunichte. Es gibt viele Pläne von Völkern, die zustande kommen. Man denke an Pläne und Projekte zu Bildung, Infrastruktur und Wirtschaftsförderung (Spr 16:9), um nur einige Beispiele zu nennen, die zustande kommen – zum Wohle der Menschen.
Besonders aufschlussreich ist, was in Psalm 33 direkt im Anschluss an die Losung in Vers 11 steht: "Der Ratschluss des HERRN hat ewig Bestand, die Gedanken seines Herzens von Generation zu Generation." (Der Begriff Ratschluss kann hier synonym zu Plänen verstanden werden.) Jahwe, der ewige Gott, macht die Pläne der Völker zunichte, während Sein Ratschluss, Seine eigenen Pläne, zustande kommen. Diese Wahrheit bezeugt auch der Prophet Jesaja:
“Das ist der Ratschluss, der über die ganze Erde beschlossen ist, und das ist die Hand, die über alle Nationen ausgestreckt ist. Denn der HERR der Heerscharen hat es beschlossen. Wer wird es ungültig machen? Und seine Hand ist ausgestreckt. Wer wendet sie zurück?” (Jes 14:26-27)
Es gilt also: Gottes Ratschluss ist ewig gültig und kommt mit Sicherheit zustande (Jes 46:10 / Ps 115:3). Zur souveränen Durchführung Seines göttlichen Ratschlusses macht Er dann, nach Notwendigkeit, die Ratschlüsse der Völker zunichte (Spr 19:21 / Hi 42:2).
Das beste Beispiel dafür, dass Jahwe die Pläne der Völker zunichte macht, aber Seine Pläne zustande kommen, ist Gottes Handeln mit Seinem auserwählten und geliebten Volk Israel (5Mo 7:6-8 / Jer 31:3). So war es Gottes souveräner Plan, Sein Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten zu befreien und ins Land Kanaan zu bringen (2Mo 3:8 / 2Mo 6:6-8). Diesen Plan hat Er gegen den Plan Pharaos durchgesetzt, der das Volk Israel mit aller Gewalt als billige Arbeitskraft behalten wollte (2Mo 5:2 / 2Mo 14:8).
Und genau dieser Gedanke, dass Gott vor allem dann die Pläne der Völker zunichte macht, wenn es um Sein Volk Israel geht, steht dann nochmal einen Vers weiter in Ps 33:12:
“Glücklich die Nation, deren Gott der HERR ist, das Volk, das er sich erwählt hat zum Erbteil! “
Israel ist Gottes Volk – seit Tausenden von Jahren – und heute immer noch! (5Mo 7:6-8 / Ps 135:4) Und auch heute noch kommen Gottes Pläne für Sein Volk zustande, und die Pläne mancher Nachbarstaaten Israels, die Israel lieber heute als morgen „von der Landkarte auslöschen wollen", macht der lebendige Gott zunichte! (Ps 83:5)
Gottes Pläne kommen zustande und können letztlich nicht aufgehalten werden (Jes 46:10). Zu dieser klugen Einschätzung kam auch der angesehene „Theologieprofessor" zur Zeit Jesu, der schriftkundige Gesetzeslehrer und Ratsherr Gamaliel (Apg 5:34). Und zwar in einer Situation, in der sich die Apostel Jesu in ihrem Zeugendienst nach Jesu Auferstehung nicht einschüchtern ließen (Apg 4:19-20).
Die einst kleingläubigen und ängstlichen Jünger Jesu wurden durch die Gabe des Heiligen Geistes zu mutigen und wortkundigen Verkündigern, die sich nicht bremsen ließen (Apg 1:8 / Apg 4:31). Sie wussten: „Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen." (Apg 5:29b) und haben konsequent danach gehandelt und gelebt (Apg 4:19-20).
Angesichts solcher göttlichen Energie und Vollmacht war der Hohe Rat, das Synedrium – das höchste Gremium in Israel zur Zeit Jesu – völlig ratlos. In ihrer Ratlosigkeit dachten sie daran, die Apostel zu töten (Apg 5:33). Dann steht der Ratsherr Gamaliel auf und meldet sich mit einer einfachen, aber überzeugenden Logik zu Wort: Menschliches vergeht von selbst, Gottgewirktes ist nicht aufzuhalten! (Jes 14:27) Das saß. Diese Worte im heutigen Lehrtext (Apg 5:38-39) wurden dann in dieser Situation auch befolgt und umgesetzt.
Es sind zutiefst wahre, prophetische Worte, die Gamaliel hier ausspricht: Gottes Werk ist nicht aufzuhalten. Es läuft seit Jahrhunderten – trotz Widerstand, auch in Ländern mit größter Christenverfolgung (Mt 16:18 / Ps 2:1-4). Wohl uns, dass wir als Glaubende dabei sein dürfen (1Kor 3:9) und durch denselben Gottesgeist Diener, „Handlanger" an Gottes unaufhaltbarem Liebes-Rettungswerk sein dürfen (2Kor 5:20).
Er wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande.
Jesus sprach zu ihnen: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.
Bis heute ist es uns Menschen nicht gelungen, das weltweite Problem der Korruption in Regierung und Justiz zu beseitigen. Dafür gibt es mehrere Ursachen. In ärmeren Ländern wollen sich die zum Teil schlecht bezahlten Beamten bereichern, und in vielen Fällen ist es so, dass man nur mit viel Geld an die Macht kommen und sie sichern kann. Dabei wird die Korruption als eine wesentliche Einnahmequelle „benötigt". In der Menschheitsgeschichte sind Fälle, in denen Menschen ohne Reichtum und Korruption an die Macht kamen, leider rar (Pred 5:9-10).
Ein demütiger und sanftmütiger Wohltäter, der ohne Eigennutz den Armen und Elenden hilft, hat im Machtsystem dieser Welt praktisch keine Chance, nach oben zu gelangen, weil machthungrige Menschen Wohltätigkeit nur dann praktizieren, wenn sie ihnen mehr Ansehen und längerfristig mehr Macht bringt (Mt 20:25-26)!
Auch Jesus erlebte dies: Die Mächtigen dieser Welt räumten ihm keinen Platz auf einem irdischen Thron ein. Der Messias ist das pure Gegenteil eines machthungrigen und korrupten Herrschers, darum prophezeite Jesaja über ihn (Jes 53:3 / Joh 18:36):
"Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, und nicht zurechtweisen nach dem, was seine Ohren hören, sondern er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit und die Elenden des Landes zurechtweisen in Geradheit."
Zwar sitzt Jesus Christus heute auf dem allerhöchsten Thron im Himmel, aber nicht, weil die Menschen ihm das ermöglichten, sondern weil sein himmlischer Vater — der allmächtige Gott — ihn erhöht und zu seiner Rechten gesetzt hat (Eph 1:20-21 / Phil 2:9-11).
Von Anfang an vertraute Jesus auf das Wirken Gottes, und er baute nie auf menschliche Macht! Obwohl Jesus am Kreuz wie der größte Verlierer wirkte, hat er bereits heute einen größeren Namen als alle Mächtigen, die je über diese Erde gingen. Das nächste Mal kommt der Messias nicht als Leidensknecht, wie er in Jes 53 und Ps 22 beschrieben wird, sondern als der erhabene König, dem alle Macht in den Himmeln und auf der Erde gegeben ist. Dann wird er ein gerechtes Urteil über alle Menschen sprechen! Den Armen, Unterdrückten und Elenden wird Gerechtigkeit widerfahren, und für das erlittene Unrecht erhalten sie eine Erstattung. Aber den machthungrigen und korrupten Gewaltherrscher der Endzeit, der sich voller Stolz in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausweist, wird er mit dem Hauch seines Mundes töten (Jes 11:4 / 2Thes 2:8).
"Warum befreit mich Jesus nicht aus meinem Gefängnis, in dem ich schon seit längerer Zeit sitze? Bringt der verheißene Messias nicht das Friedensreich, und heißt es von ihm nicht, dass er die Gefangenen befreit und sich der Elenden erbarmt?" Vermutlich waren es solche oder ähnliche Fragen, die Johannes den Täufer quälten, nachdem er schon seit geraumer Zeit von Herodes Antipas gefangen gehalten wurde. Darum ließ er Jesus fragen: "Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?" (Mt 11:3) Damit Johannes erkennen konnte, dass Jesus wirklich der verheißene Messias ist, ließ Jesus ihm sagen:
"Blinde werden sehend, und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt. Und glückselig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt!"
Das waren eindeutig messianische Zeichen, die Johannes ermutigen sollten, weiterhin auf Jesus zu vertrauen, auch wenn er ihn anders führen würde, als er sich das erhoffte (Jes 35:5-6 / Jes 61:1)!
Vielleicht befindest auch du dich in einem ‚Gefängnis' – sei es äußerlich oder innerlich – und vielleicht führt dich Jesus Christus auch ganz anders, als du es dir vorgestellt hast. Doch glückselig bist du, wenn du ihm trotzdem vertraust, dass er es gut macht und du daran keinen Anstoß nimmst (Spr 3:5-6 / Röm 8:28)!
Der HERR tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf.
Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.
Hanna, die nach Jahren des Wartens ein Kind von Gott erbat, stimmte nach der Erhörung ihres Gebets ein einzigartiges Lobgebet an (1Sam 2:1-10). Darin machte sie u.a. die Aussage, dass der HERR tötet und wieder lebendig macht – dass er ins Totenreich hinabführt und wieder herauf. Diese Aussage widersprach damals jeglicher menschlichen Erfahrung. In Gottes Wort wird – bis zu diesem Zeitpunkt – von keiner einzigen Person berichtet, die aus dem Totenreich (hebr. Scheol) wieder zurückgekehrt wäre. Henoch wurde zwar von Gott entrückt und sah den Tod nicht (1Mo 5:24), doch auch dies war keine Rückkehr aus dem Scheol, sondern eine Ausnahmesituation göttlicher Gnade. Wie kam Hanna zu dieser „gewagten Aussage", die in einem so großen Kontrast zu jeglicher menschlichen Erfahrung stand? Eigentlich gibt es nur eine plausible Antwort: Der Geist Gottes offenbarte ihr dieses Geheimnis, das vermutlich nur wenige kannten. Von Abraham heißt es in Hebr 11:19, dass er damit rechnete, dass Gott seinen Sohn Isaak von den Toten erwecken würde, nachdem er ihn opfern müsste.
Sowohl bei Abraham als auch bei Hanna war zuvor innerlich etwas „gestorben". Abraham und Sarah empfingen in einem „hoffnungslosen Zustand" ihren verheißenen Sohn Isaak (Röm 4:18-21). Nachdem Gott von Abraham forderte, ihm seinen Sohn zu opfern (1Mo 22:2), sollte er sein Liebstes und Wertvollstes in den Tod geben. Das war ein absolutes Loslassen!
Und gerade in dieser scheinbar ausweglosen Lage schenkte Gott auch die Erwartung der Totenauferweckung. Hanna war wie Sarah unfruchtbar (1Sam 1:5). Für beide Frauen war ihre Unfruchtbarkeit ein innerliches Sterben. Beide konnten dem Tod kein „neues Leben" entgegensetzen, und Abraham stand in 1Mo 22 im Begriff, den einzigen Sohn von Sarah an den Tod zu verlieren. Nachdem Hanna ihren Sohn entwöhnt hatte, weihte sie ihn dem HERRN (1Sam 1:27-28), sodass auch sie ihn „loslassen" musste. Das war ebenfalls nicht einfach!
Sowohl bei Abraham als auch bei Hanna entstand während ihres Loslassens die von Gott geschenkte Gewissheit, dass der HERR nicht nur „tötet", sondern auch lebendig macht, dass er nicht nur in das Totenreich hinabführt, sondern auch wieder herauf (1Sam 2:6)! Daraus wird ersichtlich:
"Im Loslassen schenkt Gott einen großen Glauben - einen Glauben, dass bei Gott auch das Unmögliche möglich wird!" (Mk 10:27)
Gott ist der souveräne HERR über Leben und Tod; er allein entscheidet, wann ein Mensch aus dem Totenreich zurückgebracht wird (Offb 1:18). Wer sein Leben nicht selbst bestimmt, sondern Gott anvertraut, empfängt als Erster die Hoffnung der Auferstehung. Auch werden solche als Erste auferweckt (1Thes 4:16).
Paulus schreibt den Gläubigen in Rom:
"Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst." (Röm 14:7)
Dieser Satz und auch der heutige Lehrtext stehen im Kontext der gegenseitigen Rücksichtnahme und somit auch im Zusammenhang gelebter Liebe (Röm 14:1-23)! Wer liebt, ist bereit loszulassen, und wer den Herrn Jesus Christus liebt, lebt und stirbt dem Herrn. Wer „im Herrn" gestorben ist (1Thes 4:14), darf das erleben, was Paulus in 1Kor 15:42-44 über die Auferstehung der Toten schreibt:
"Es wird gesät in Vergänglichkeit, es wird auferweckt in Unvergänglichkeit. Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistlicher Leib. Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen."
Der HERR über Leben und Tod hat uns durch seine Verheißungen eine unübertreffliche Zukunftsperspektive geschenkt (Joh 14:1-3), und darum können wir aus Liebe zu ihm und zu den Menschen leben. — Was für ein Vorrecht!
Wo fordert dich Gott vielleicht gerade heute auf, etwas loszulassen – um dich in den Glauben an seine Auferstehungskraft zu führen (Phil 3:10)?
Der HERR sprach zu Mose: Versammle mir das Volk, dass ich sie meine Worte hören lasse und sie mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden und ihre Kinder lehren.
Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die Heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.
Timotheus, der jüngere Mitarbeiter des Apostels Paulus, hatte eine jüdische Mutter und Großmutter sowie einen griechischen Vater. Er wurde von seiner Mutter Eunike und seiner Großmutter Lois in den alttestamentlichen Schriften unterrichtet 2Tim 1:5. Dadurch kannte er die Tora, die mit „Weisung" oder „Gesetz" übersetzt werden kann und die fünf Bücher Mose umfasst. Zum Tanach (AT) gehören aber auch die Nevi'im, also die „Propheten", und die Ketuvim, die als die „Schriften" bezeichnet werden. Somit war nicht nur Paulus ein Kenner des Alten Testaments, sondern auch sein Mitarbeiter Timotheus!
In seinem allerletzten Brief motiviert Paulus „seinen geistlichen Sohn", in dem zu bleiben, was er bereits als Kleinkind lernen durfte und was ihm von klein auf anvertraut wurde 2Tim 3:14-15. Das mag vielleicht einige Liebhaber der paulinischen Lehre etwas erstaunen, weil sie den Tanach mit „jüdischer Gesetzlichkeit" assoziieren, die uns nachweislich nicht ans Ziel führen kann Röm 3:20. Um jedoch sowohl Paulus als auch die Evangelien richtig verstehen zu können, muss man sich auch im Tanach gut auskennen. Wer die Tora nicht kennt, versteht auch nicht wirklich, was Jesus über das Gesetz sagte Mt 5:17-19. Ebenso fehlt ihm das Verständnis für Paulus' Worte in 1Kor 10:1-11, wo dieser den beschenkenden Gott und die Treulosigkeit des Volkes Israel in der Wüste erwähnt.
Das Alte Testament ist eine unverzichtbare Grundlage für ein geistliches Verständnis und um die Worte Gottes richtig verstehen zu können Röm 15:4 / 1Kor 10:11. Auch wenn wir heute keine Tiere mehr opfern müssen und als Nichtjuden nicht daran gebunden sind, die „Feste Israels bzw. Gottes" zu feiern 3Mo 23, ist es doch sehr wertvoll, diese Texte zu lesen und darüber nachzudenken! Die Feste Gottes sind für das Volk Israel eine Zeit der Buße und Umkehr sowie Tage der Ruhe, Erholung und Freude. Zudem haben diese Feste auch eine eschatologische Bedeutung, d.h., sie offenbaren uns heilsgeschichtliche Abläufe. Sowohl die – für uns teilweise unverständlichen – Opfergesetze als auch die Festverordnungen sind Schattenbilder künftiger und bleibender Dinge Kol 2:16-17 / Hebr 10:1. Diese künftigen Dinge offenbaren uns das Ziel Gottes, welches wiederum mit unserem Gottesbild verknüpft ist.
Auch wenn die buchstäbliche Einhaltung des alttestamentlichen Gesetzes uns nicht von unseren Sünden erlösen und ans Endziel Gottes führen kann, so führt das Beachten und Studieren der Tora dennoch in einen wertvollen Prozess. Neben der Tatsache, dass sich z.B. das Beachten der zehn Gebote durchaus positiv auf jede menschliche Gemeinschaft auswirkt, bewirken die Gesetze Gottes ein Sündenbewusstsein Röm 3:20. Dieses führt uns einerseits die Notwendigkeit der göttlichen Vergebung vor Augen und macht uns andererseits demütig, um die überströmende Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu empfangen, die uns in Jesus Christus geschenkt ist Röm 5:20. Darum schreibt Paulus auch, dass das Gesetz ein „Pädagoge" ist, der uns zu Christus und somit auch zur Gnade Gottes führt Gal 3:24.
Durch das Gesetz erkenne ich, dass ich ein verlorener Sünder bin, der vollständig auf die Gnade Gottes angewiesen ist Röm 7:7. Wer voller Vertrauen auf die Gnade Gottes hofft und aus einer Vertrauensbeziehung mit dem himmlischen Vater lebt, dem wird dieser Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet 1Mo 15:6. Allein durch dieses Vertrauen wird er vor Gott gerechtfertigt Lk 18:13.
Vertraue nicht auf dein „Gutsein" oder auf deine Anstrengungen, ein „vorbildlich gläubiger Mensch" zu sein, sondern vertraue allein auf die wunderbare Gnade Gottes, die dich rechtfertigt Röm 3:24, rettet Eph 2:8-9 und an das ewige Ziel Gottes führt Phil 1:6!
Jene, die fern sind, werden kommen und am Tempel des HERRN bauen.
Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine Urteile sind offenbar geworden.
Im Textabschnitt von Sach 6:9-15 ist zunächst von der Krönung des Hohen Priesters Joschua die Rede. Dann ist von einem Mann die Rede, der den Namen ‚Spross' trägt. Dieser baut am Tempel des HERRN und er wird auf einem Thron sitzen und herrschen. Es ist also von einem Priester die Rede, der auf einem Thron sitzt.
Normalerweise war es so, dass das Königtum und das Priestertum im alten Israel strikt getrennt waren, weil die Priester aus dem Stamm Levi kamen und dem Stamm Juda das Königtum verheißen und somit auch zugeteilt wurde (1Chr 5:2). In 2Chr 26:16-21 wird berichtet, wie der jüdische König Usija in den Tempel des HERRN ging, um auf dem Räucheraltar zu räuchern, was ausschließlich den Priestern vorbehalten war (2Mo 30:7-8). Daraufhin sagten die Priester zu ihm:
"Es steht dir, Usija, nicht zu, dem HERRN zu räuchern, sondern den Priestern, den Söhnen Aarons, ... Geh aus dem Heiligtum, denn du hast dich versündigt!"
Als er jedoch zornig auf die Priester wurde, brach der Aussatz an seiner Stirn aus – direkt vor den Priestern im Hause des HERRN beim Räucheraltar. Nach dieser Erkrankung musste er für den Rest seines Lebens in Quarantäne leben (3Mo 13:46). König Usija war bis zu diesem Zeitpunkt sehr erfolgreich gewesen, was zu seiner Überheblichkeit führte. Vermutlich kam er deshalb auf die Idee, wie andere Könige in den umliegenden Reichen, das Königtum mit dem Priestertum zu vereinen, um noch mehr Ehre zu erlangen – mit verheerenden Konsequenzen.
In Sacharja 6 bekommt ein Hohepriester königliche Ehre und ein Priester sitzt plötzlich auf dem Thron eines Regenten. Dabei entsteht ein „Rat des Friedens". Hier wird eine harmonische Verbindung von Königtum und Priestertum angedeutet, die in Christus ihre endgültige Erfüllung findet, denn laut Eph 2:14 ist Christus unser Friede.
Vor dem aaronitischen Priesterdienst gab es einen König des Friedens und der Gerechtigkeit, der zugleich Priester Gottes, des Höchsten, war (1Mo 14:18). David verheißt über den Herrn (hebr. Adon) und damit auch über den Messias:
Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße! … »Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!« (Ps 110:1+4)
Somit war der erste Priester in der Bibel gleichzeitig auch König. Der letzte und ewige König ist ebenfalls Hoherpriester – und das ist, gemäß dem Hebräerbrief (Hebr 7:1-3), Jesus Christus.
Beim Wiederaufbau des zweiten Tempels unter Serubbabel und Jeschua waren auch „Ferne", also Nicht-Juden, beteiligt – insbesondere durch die materielle Unterstützung persischer Könige (Esr 1:1-4, Esr 6:3-5). Dies hat auch eine symbolische Bedeutung: Aus dem Neuen Testament wird ersichtlich, dass sowohl Juden als auch Nichtjuden an einem geistlichen Tempel bauen – und das ist die weltweite Gemeinde Gottes (Eph 2:19-22).
Der Lehrtext aus Offb 15:4 ist Teil des Liedes von Mose und des Lammes, das die Überwinder des Tieres in Offenbarung 15 singen. Das ‚Tier' wird vielfach als Symbol für ein antichristliches Machtsystem am Ende der Zeit verstanden. In diesem Lied prophezeien die „Überwinder" eine universale Anbetung Gottes! Da heißt es:
"Wer sollte nicht fürchten, Herr, und verherrlichen deinen Namen? Denn du allein ⟨bist⟩ heilig; denn alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, weil deine gerechten Taten offenbar geworden sind."
Diese Verheißungen erfüllen sich nicht nur in ferner Zukunft – sie laden uns heute ein, Teil dieses Tempelbaus zu sein, als lebendige Steine (vgl. 1Petr 2:5) und als Anbeter in Geist und Wahrheit (Joh 4:23-24).
Verlass dich auf den HERRN von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.
Jesus sprach zu Petrus: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst.
Die Verse aus Sprüche 3 bedeuten nicht, dass wir unseren Verstand abschalten sollen. Ein Beispiel: Auf einer Klippe warnt uns der Verstand vor dem Absturz – und das zu Recht! Es wäre falsch und „Gott versucht", zu denken: „Ich vertraue auf Gott, also kann ich springen!" (Mt 4:7) Der Verstand ist ein Geschenk Gottes – ein wertvoller Berater für kluge Entscheidungen (Jak 1:5).
Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen dem alleinigen Vertrauen auf den eigenen Verstand und dem primären Vertrauen auf Gott (Ps 118:8). Beim Autofahren nutze ich meinen Verstand, um Gefahren einzuschätzen, vertraue aber letztlich darauf, dass Gott mich bewahrt – deshalb beten wir vor einer Reise (Ps 121:7-8).
Manchmal bekommen wir von Gott einen Auftrag, bei dem unser Verstand sagt: „Das schaffe ich nicht!" In solchen Fällen sind Gottvertrauen und Gehorsam besonders gefordert (2Kor 12:9). Oder wir werden ungewollt in eine Situation geführt, aus der uns der Verstand sofort wieder herausführen möchte. Doch wenn Gott uns dort haben will, dürfen wir uns immer wieder daran erinnern, dass das Vertrauen auf den HERRN höhere Priorität hat als unser Verstand (Jes 55:8-9).
Diese Balance zwischen Verstand und Vertrauen spiegelt sich auch in der wörtlichen Bedeutung von Vers 5 wider:
"Sichere dich im HERRN mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand"
Unser Verstand ist eine brauchbare Stütze, die jedoch keine umfassende Sicherheit bietet — die gibt es nur im HERRN, ganz besonders in ausweglosen Situationen (Ps 46:2).
Sprüche 3:6 übersetzt die Elberfelder Bibel wie folgt:
"Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn, dann ebnet er selbst deine Pfade!"
Hinter allem, was dir in deinem Leben begegnet, steht letztendlich Gott, der dich in wertvolle Prozesse führt, die dich reifen lassen (Röm 8:28). Als harmoniebedürftiger Mensch schmerzt es mich besonders, wenn ich mit feindlicher Gesinnung konfrontiert werde. Doch wenn Gott dies zulässt, darf ich gerade in solchen Situationen lernen, diese Menschen zu segnen und zu lieben (Mt 5:44). Das ist leichter gesagt als getan – darum muss es immer wieder geübt werden.
Auf schweren und notvollen Wegen können wir Geduld üben und Vertrauen lernen (Jak 1:2-4)! Wo dies geschieht, dürfen wir eine einmalige Erfahrung machen: „Gott ebnet unsere Pfade! Er führt uns auf direktem Weg zum Ziel!" Obwohl der Weg vielleicht schwierig erscheint, wird er durch Gottes segnendes Einwirken gut begehbar (Ps 23:4).
Als Petrus noch jung war, „gürtete er sich selbst", d. h., er wählte voller Selbstbewusstsein seinen Weg. Vermutlich dachte er, dass er mit seiner dominanten Art weit kommen würde. Doch am Ende seines Lebens wurde er einen schweren Weg geführt, den er niemals selbst gewählt hätte (Joh 21:18-19). In seiner Hingabe an Jesus Christus durchlitt er den Märtyrertod. Gott stand ihm jedoch bei, trug ihn hindurch und bewirkte dadurch einen Segen und eine künftige Herrlichkeit, von der wir heute kaum eine Vorstellung haben (2Kor 4:17).
Jesus prophezeit Petrus nicht nur das Leiden, sondern auch, dass seine Hingabe Frucht tragen wird. Es ist ein Bild für den geistlichen Reifungsprozess: Vom selbstgewählten Weg zur göttlichen Führung – selbst wenn dieser durch Leid führt (1Petr 1:6-7).
Das Vertrauen auf Gott ist nicht immer einfach - aber es lohnt sich in jedem Fall! Denn wer sich Gott anvertraut, wird nicht enttäuscht (Röm 10:11) – auch wenn der Weg durch dunkle Täler führt, ist sein Ziel Licht und Leben (Ps 23:4-6).
Der HERR ist allen gütig und erbarmt sich aller seiner Werke.
Auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.
Gibt es in der Weltliteratur für die gesamte Schöpfung so hoffnungsvolle und wunderbare Texte wie die der Bibel? Ich kenne keine! Das Wort Gottes verheißt Zustände, die wir uns kaum vorstellen können, weil unsere Erfahrungen zeigen, dass Egoismus, Streit und Konflikte noch nie dauerhaft aus der Welt geschafft werden konnten. Seitdem die Sünde jegliche Harmonie zwischen Gott und seinen Geschöpfen sowie untereinander zerstört hat (1Mo 3:1-24), herrscht ein chaotischer Zustand, den wir bis zum heutigen Tag nicht beseitigen konnten. In der Tierwelt gilt „Fressen und Gefressen-werden" und bei uns Menschen vielfach „das Recht des Stärkeren".
Umso erstaunlicher ist es, dass Paulus in Römer 8 eine alles umfassende Hoffnungsperspektive aufzeigt, die nicht nur die kühnsten Wunschvorstellungen übertrifft, sondern auch eine göttliche Verheißung beinhaltet (Röm 8:18-25).
Der heutige Losungstext wird von einer Beschreibung des Wesens Gottes und einem Blick in die Vollendung umrahmt. Über den Charakter Gottes lesen wir in Vers 8:
"Gnädig und barmherzig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade."
Diese wunderbaren Eigenschaften führen dazu, dass sich der Schöpfer über alle seine Werke und damit über die gesamte Schöpfung erbarmt (Ps 103:8). Gottes Barmherzigkeit wird noch intensiver und liebevoller sein als das Erbarmen einer liebenden Mutter über ihr Kind (Jes 49:15).
Nachdem der Psalmist das Wesen Gottes beschrieben hat, kommt er zum Schluss, dass der HERR sich über alle seine Werke erbarmt. Dies hat dann zur Folge, was wir in Vers 10 lesen:
"Es werden dich loben, HERR, alle deine Werke und deine Getreuen dich preisen."
Das Allerbarmen Gottes greift Paulus auch in Röm 11:32 auf, wo er einen sehr gewagten Satz schreibt:
"Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt."
Den ersten Satzteil können wir kaum verstehen und empfinden ihn vielleicht auch als etwas unfair. Durch das „Eingeschlossensein" in den Ungehorsam erscheint es, als sei ein sündloses Leben für uns unmöglich geworden (Röm 3:23). Vielleicht hätten wir auch gerne dieselbe Chance gehabt wie das erste Menschenpaar, das noch in vollkommener Harmonie mit Gott und untereinander leben durfte.
Warum hat Gott uns in den Ungehorsam eingeschlossen? Weil die persönliche Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes überaus wertvoll ist und weil sie uns die tiefe Liebe des himmlischen Vaters offenbart (Eph 2:4-5).
So wie alle in den Ungehorsam eingeschlossen wurden, so wurde auch die ganze Schöpfung unfreiwillig der Nichtigkeit unterworfen — auf Hoffnung hin, dass die Schöpfung selbst von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes (Röm 8:20-21). Dabei handelt es sich nicht um eine vage Hoffnung, sondern um eine Erwartung, die auf einer göttlichen Verheißung basiert und deshalb unweigerlich zur Realität werden wird.
Die Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes beinhaltet die völlige Befreiung von der Sünde, das Beschenktwerden mit göttlicher Gerechtigkeit und ewigem Leben (Röm 6:22-23)! Aber nicht nur das: Die ganze Schöpfung wird auch an der Herrlichkeit der Kinder Gottes Anteil bekommen und somit mit der ewigen Herrlichkeit Gottes beschenkt werden (Offb 21:1-5). Ich kann mir keine schönere Zukunftsperspektive vorstellen, und wie sehr wünschte ich, es wäre schon so weit.
Möge uns diese göttliche Verheißung im Alltag stärken und unsere Hoffnung auf das kommende Reich Gottes lebendig halten (Tit 2:13 / Hebr 6:19).
Der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.
Jesus sprach: Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind's, die von mir zeugen.
Als Christoph Kolumbus und seine Leute 1492 in See stachen, um Indien auf dem westlichen Seeweg zu erreichen, waren ihre Gefühle wahrscheinlich eine Mischung aus Hoffnung, Ehrgeiz, Aufregung, Faszination, Angst und Skepsis. Es war eine Fahrt ins Ungewisse: Würden sie wirklich Land finden oder das Ende des Meeres erreichen, wo eine unendliche und gefährliche Leere auf sie wartete und keine Rückkehr mehr möglich wäre? Allein der Glaube daran, dass die Welt eine Kugel ist und Indien somit auch über einen „Westweg" erreichbar sein würde, sowie die ehrgeizige Aussicht auf Ruhm und Reichtum ließen diese Seeleute aufbrechen.
Der Auszug aus Ägypten bzw. der "Exodus" war zwar auch eine Reise ins Ungewisse, aber er geschah aus anderen Gründen. Die Israeliten waren seit langer Zeit versklavt und hatten kaum eine Ahnung davon, wie man als ganzes Volk durch die Wüste ziehen und dabei überleben kann. Obwohl sich vermutlich alle nach einer Befreiung aus der Sklaverei sehnten (2Mo 2:23-25), war eine solche Reise für sie aus mehreren Gründen undenkbar:
Die ägyptischen Herren würden sie niemals ziehen lassen (2Mo 5:2)
Als Sklaven fehlten ihnen die nötigen Mittel (2Mo 3:21-22)
Ein solches Unternehmen würde an ganz praktischen Problemen scheitern, wie mangelnde Erfahrung, logistische Schwierigkeiten, unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser in der Wüste usw. (2Mo 16:3)
Erst durch Gottes mächtiges Eingreifen – mit Zeichen und Wundern – wurde der Glaube möglich, dass dieses „unmögliche Unternehmen" Wirklichkeit werden konnte (2Mo 7:3-5). Nachdem sie aus Ägypten ausgezogen waren, wird das berichtet, was wir in unserem heutigen Losungstext gelesen haben. Daraus werden drei wunderbare Dinge ersichtlich:
"Ich gehe euch voran!" Da, wo ihr hinkommt, habe ich den Weg bereits gebahnt und bin schon dort. Darum müsst ihr euch nicht fürchten! (5Mo 31:8)
"Ich führe euch ans Ziel!" Mit einer Wolkensäule zeige ich euch den Weg, den ihr gehen sollt. Diese Wolkensäule war gleichzeitig ein richtunggebendes „Feldzeichen" und ein wichtiger „Schattenspender". (Ps 78:14)
"Ich bin immer da!" Auch wenn ihr stehenbleibt und nicht weiterwisst, bin ich da – als Licht in der Dunkelheit und Wärme in der Kälte. (Jes 43:2)
Auch in unserem Leben als Christen dürfen wir wissen: „Der Herr Jesus Christus geht uns voran, er führt uns zu seinem Ziel und er ist immer da, auch wenn es um uns herum dunkel und kalt ist!" (Mt 28:20)
In Johannes 5 waren die bibelkundigen Juden empört, weil Jesus am Sabbat heilte und sich Gott gleichstellte (Joh 5:18). Diese Juden erforschten die Schriften, den Tanach (das AT), und waren überzeugt, dadurch zum ewigen Leben zu gelangen. Sie vertrauten auf ihren Intellekt, der sie durch das Erforschen göttlicher Geheimnisse und das Analysieren heiliger Texte ans Ziel und somit zum ewigen Leben führen würde. Dabei weist das ganze Alte Testament auf den Messias und den Sohn Gottes hin (Lk 24:27), der sowohl den Juden als auch allen Menschen das ewige Leben vermitteln kann.
Nicht die Analyse heiliger Texte bringt uns ans Ziel, sondern die Begegnung mit dem lebendigen Gott – in einer Beziehung voller Vertrauen und Liebe. (Joh 17:3 / 1Jo 5:12)
In diesem Sinne wünsche ich allen einen gesegneten Tag!
Danket dem Herrn aller Herren, der allein große Wunder tut, denn seine Güte währet ewiglich.
Das Volk neigte einmütig dem zu, was Philippus sagte, als sie ihm zuhörten und die Zeichen sahen, die er tat, und es kam große Freude auf in jener Stadt.
Der Psalmist ist von der Größe und Güte Gottes tief ergriffen und voller Dankbarkeit (Ps 103:1-5). Mit dem Blick auf die gewaltige Schöpferkraft Gottes (Ps 136:5-9) und im Rückblick auf Gottes wunderbares Handeln an seinem Volk Israel (Ps 136:10-22) kommt er gar nicht mehr aus dem Staunen heraus (Ps 40:6). Wunder über Wunder hat der Schöpfer der Welt und Erhalter Israels vollbracht und seine unendliche Güte immer wieder neu erwiesen (Klgl 3:22-23)!
Kannst du in diesen Jubel einstimmen? Es ist eigentlich unbegreiflich, dass nur wenige Menschen in den erstaunlichen und wunderbaren Zusammenhängen in der Tier- und Pflanzenwelt Gottes Schöpferkraft und göttliche Majestät erkennen (Röm 1:20). Stattdessen werden verschiedenste Hypothesen aufgestellt, um die Naturwunder ohne ein göttliches Handeln erklären zu können. Der Apostel Paulus bezeichnet dieses Verhalten als Torheit und als Frucht eines unverständigen Herzens (Röm 1:21). Wenn der Zufall für alles Leben und die eigene Existenz verantwortlich ist – wem gegenüber kann man dann dankbar sein, dass man leben darf?
Wer seinen Gott und Schöpfer als Vater – als „Papa" – anreden darf, weil er durch den Glauben an Jesus Christus den „Geist der Sohnschaft" empfangen hat (Röm 8:15), der wird ganz sicher im Rückblick auf das Handeln Gottes in seinem persönlichen Leben ebenfalls ins Staunen und Danken kommen und mit Freude erfüllt werden. Allein die Tatsache, dass Gott uns, die wir natürlicherweise ohne jede Beziehung zu ihm waren, erweckt hat und uns das Geschenk des Glaubens und damit auch die Gnade der Errettung zuteilwerden ließ (Eph 2:1-5), ist ein Grund tiefer Freude und Dankbarkeit. Und in wie vielen Lebenslagen hat Gott uns bewahrt, gute Wege geführt und seine Güte sehen lassen (Ps 23:1-6 / Ps 34:10).
Der Psalmist hat das wunderbare Wirken Gottes an seinem Volk Israel in Psalm 136 aufgeschrieben. Das ist doch eine gute Anregung, es ihm gleich zu tun: Wenn wir im Rückblick auf unser Leben aufschreiben, wie die Güte Gottes in unserem Leben zum Ausdruck kommt, dann wird das sicherlich eine lange Liste, die im Hinblick auf die Gnade und Treue Gottes (Ps 89:3, 15, 25, 34) immer länger werden wird. Das macht Mut für die schweren Zeiten unseres Lebens (Ps 46:2-3 / Jes 41:10) und wir werden dankbare Menschen. Von Friedrich von Bodelschwingh sind folgende Worte überliefert:
Das Reifwerden eines Christen ist im tiefsten Grunde ein Dankbarwerden … Da wird es hell in einem Menschenherzen, wo man für das Kleinste danken lernt.
Gottes Wirken im Leben eines Menschen führt schlussendlich immer zur Freude. So war es auch damals in Samaria, als Philippus das Heil, das uns in Jesus Christus geschenkt wurde, verkündigte und seine Worte in apostolischer Vollmacht durch Zeichen bekräftigte: Unreine Geister mussten weichen und Gelähmte und Kranke wurden geheilt (Apg 8:7). Große Freude über das Evangelium und über die mächtigen Erweise der Güte und Gnade Gottes kam in jener Stadt in Samaria auf (Joh 15:11).
Große Freude darf die Grundstimmung eines durch Christus erlösten Menschen sein – und das sogar, wenn die äußeren Umstände wenig Anlass zur Freude bieten (Phil 4:4 / Jak 1:2-3). Denn es ist die Freude am Herrn, die unsere Stärke ist (Neh 8:10)!
Gotteskinder haben also allen Grund, in den Jubel des Psalmisten einzustimmen und sich über die Größe und Herrlichkeit ihres Vatergottes zu freuen, denn „der HERR hat den Himmel gemacht. Majestät und Pracht sind vor seinem Angesicht, Kraft und Freude in seiner Stätte." (1Chr 16:26b-27 / Ps 96:5-6)
Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend.
Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
In unserer modernen Welt fühlen sich immer mehr Menschen einsam – trotz sozialer Netzwerke und ständiger Erreichbarkeit. Doch Einsamkeit ist mehr als das Alleinsein. Sie kann uns schmerzhaft bewusst machen, dass wir uns nicht gesehen oder verstanden fühlen, selbst wenn wir von anderen umgeben sind. Der US-amerikanische Schauspieler und Komiker Robin Williams sagte einmal:
"Ich dachte, das Schlimmste im Leben sei, allein zu sein. Das ist es nicht. Das Schlimmste im Leben ist, mit Menschen zusammen zu sein, die dich einsam fühlen lassen."
Diese Worte zeugen von einer tiefen persönlichen Erfahrung – dass Einsamkeit nicht nur bedeutet, allein zu sein, sondern sich nicht gesehen oder verstanden zu fühlen, selbst in Gesellschaft (Hiob 19:14). In dieser Not entwickelte Robin Williams eine besondere Sensibilität und Einfühlsamkeit für andere, die ebenfalls mit psychischen Belastungen zu kämpfen hatten.
Obwohl jeder Mensch Zeiten der Einsamkeit braucht, ist das Sich-einsam-Fühlen sehr schmerzhaft! Grundsätzlich ist der Mensch für die Gemeinschaft geschaffen (1Mo 2:18), weil zum Lieben die Gemeinschaft gehört und wir nur in ihr richtig lieben lernen (1Jo 4:7-8). Doch die Zeiten der Einsamkeit lassen uns besser still werden und bringen uns in ein wichtiges Nachdenken, bei dem wir uns ganz grundsätzliche Fragen stellen können.
"Die wertvollste Möglichkeit, die uns die Einsamkeit bietet, ist eine vertiefte Gemeinschaft mit Gott — und nur aus dieser Gemeinschaft erwächst auch eine wertvolle und tiefgehende Gemeinschaft mit unseren Mitmenschen."
In seiner Einsamkeit wendet sich David an Gott, und weil er auf ihn vertraute, entstand eine einmalige Vertrautheit mit dem HERRN. Durch dieses Vertrauen spürte er zunehmend die Nähe Gottes und lernte dabei seinen liebevollen Charakter kennen (Ps 25:4-5). Darum konnte er in den Versen 8-10 bezeugen:
"Gütig und gerade ist der HERR; darum unterweist er die Sünder in dem Weg. Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg. Alle Pfade des HERRN sind Gnade und Treue denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren."
Das hebräische Wort "yachid" bedeutet aber nicht nur "einsam", sondern wird mehrheitlich mit "einzig" übersetzt. Es wird sehr häufig auch im Zusammenhang mit einem "einzigen Sohn" gebraucht (1Mo 22:2). Das Wort leitet sich von der Wurzel "yachad" (H3161) ab, die "vereinigen, eins sein" bedeutet. Diese Wurzel vermittelt den Grundgedanken der Einheit oder Einzigartigkeit.
"Der Einzigartige ist oft einsam, aber durch sein Eins-sein mit dem Ewigseienden schafft er eine Vereinigung, die zu einer harmonischen Einheit führt!"
Der blinde Bartimäus kannte die Einsamkeit zur Genüge! Aber gerade er erkannte mehr als mancher Sehende! Er wusste, dass Jesus von Nazareth ein Sohn Davids war und dass er der Messias ist, der den Blinden das Augenlicht schenken kann (Jes 35:5). Er glaubte daran, dass Jesus ihn auch von seiner äußeren Blindheit heilen würde (Mk 10:46-52).
Glückselig alle, die in ihrer größten Not und Einsamkeit ihr ganzes Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus setzen können, denn das führt sie zu einer Vereinigung und harmonischen Einheit mit ihm! (Joh 17:21)
Vielleicht hilft es, heute einen Moment der Stille zu suchen, Gott unsere Einsamkeit hinzulegen (1Petr 5:7) und ihn um neue Gemeinschaft zu bitten – mit ihm (Jak 4:8) und mit anderen Menschen (Hebr 10:24-25).
Gott der HERR spricht: Ich will noch mehr sammeln zu der Schar derer, die versammelt sind.
Es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.
Gestern war im Lehrtext von einem hohen äthiopischen Beamten – einem Eunuchen – die Rede, der nach Jerusalem reiste. Vermutlich hatte er als Kämmerer der Königin einen diplomatischen Auftrag dort zu erfüllen. In jedem Fall wollte er den Tempel besuchen, um den Gott Israels anzubeten (Apg 8:27). Er erwarb eine Jesaja-Schriftrolle und las auf seiner Heimreise das 53. Kapitel. Philippus erklärte ihm die Bedeutung dieses Textes – dass hier der Messias beschrieben wird, der die Schuld der Menschen auf sich nahm (Jes 53:4-6), damit sie durch den Glauben mit göttlicher Gerechtigkeit beschenkt werden können. Daraufhin bekehrte sich der Kämmerer und ließ sich taufen (Apg 8:36-38).
Wie es mit ihm weiterging, wissen wir nicht, aber es ist sehr naheliegend, dass er kurze Zeit später Jesaja 56 las. Da heißt es in den Versen 3-5:
"Und der Sohn der Fremde, der sich dem HERRN angeschlossen hat, soll nicht sagen: Der HERR wird mich sicher von seinem Volk ausschließen. Und der Eunuch sage nicht: Siehe, ich bin ein dürrer Baum! Denn so spricht der HERR: Den Eunuchen, die meine Sabbate bewahren und das erwählen, woran ich Gefallen habe, und festhalten an meinem Bund, denen gebe ich in meinem Haus und in meinen Mauern einen Platz und einen Namen, besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen werde ich ihnen geben, der nicht ausgelöscht werden soll."
Wie müssen ihn diese Zeilen zu Tränen gerührt haben! Obwohl er nach den Bestimmungen der Tora (5Mo 23:2) nicht in die Versammlung des HERRN kommen durfte, wurde er von Gott angenommen, weil er mit dem Gott Israels in eine Beziehung treten wollte – indem er seine Sabbate hielt, das tat, was Gott gefiel, und an Gottes Bund festhielt. Durch die Sabbatruhe konnte er von seiner Arbeit abschalten und sich intensiver auf seine Beziehung mit Gott konzentrieren.
Die äthiopisch-orthodoxe Kirche ist eine der ältesten christlichen Kirchen der Welt und datiert ihre Ursprünge traditionell ins 1. Jahrhundert zurück. Möglicherweise gehen ihre Anfänge auf das Wirken dieses Mannes zurück.
Die Israeliten aus dem Exil wurden von Gott gesammelt, um wieder in ihr Land zurückzukehren (Jer 31:10). In Jes 56:8 haben wir gelesen, dass Gott „noch mehr sammeln will". Damit sind nicht nur jüdische Heimkehrer gemeint, sondern auch Fremde, Eunuchen und letztlich alle Menschen, da in Jes 56:7 gesagt wird, dass der Tempel „ein Bethaus für alle Völker" sein wird. Das ist eine gute Botschaft für alle Völker!
Jesus erklärte der Samariterin, dass nun die Zeit gekommen sei, in der Gott nicht mehr im Tempel angebetet werden müsse, sondern „im Geist und in der Wahrheit" (Joh 4:23-24). Daher könne die Anbetung Gottes an jedem Ort geschehen.
Das Evangelium, das der Kämmerer von Äthiopien hören durfte, wurde nun in die ganze Welt getragen – so wie es Jesus in seiner Endzeitrede prophezeit hatte (Mt 24:14).
Der heutige Lehrtext steht im Kontext der Endzeitrede Jesu (Matthäus 24-25), die als Antwort auf die Frage der Jünger nach den Zeichen seines Kommens und des Endes der Welt gegeben wird (Mt 24:3). Jesus nennt verschiedene Zeichen: Verführung (Mt 24:4-5), Kriege, Hungersnöte, Erdbeben, Verfolgung der Gläubigen, falsche Propheten (Mt 24:6-11) – doch die weltweite Verkündigung des Evangeliums wird als besonderes Merkmal hervorgehoben. Sie bildet den Abschluss, bevor die Zeit des Antichristen kommt (Mt 24:15).
Obwohl die gute Botschaft Gottes bereits in jeder Nation gepredigt wurde (Kol 1:23), hat sie noch nicht jeden Menschen erreicht. Darum dürfen wir diese Botschaft weiter bezeugen, bis der HERR wiederkommt – und das kann jederzeit geschehen, weil das Evangelium bereits in jeder Nation verkündet wurde!
Gottes Einladung gilt allen – auch heute. Wo auch immer du dich befindest, wie auch immer deine Geschichte aussieht: Die gute Botschaft von Jesus Christus gilt auch dir (Röm 10:13). Lass dich einladen, Teil seiner weltweiten Familie zu werden (Eph 2:19). Maranatha – unser Herr kommt bald (1Kor 16:22)!
Dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, HERR, Gott Zebaoth.
Philippus und der Eunuch stiegen ins Wasser, und Philippus taufte ihn. Als sie aus dem Wasser herausstiegen, wurde Philippus vom Geist des Herrn fortgenommen. Der Eunuch sah ihn nicht mehr. Aber er setzte seinen Weg voller Freude fort.
Als Sechszehnjähriger fragte ich meinen Großvater: „Warum soll ausgerechnet die Bibel Gottes Wort sein? Es gibt doch viele andere Religionen und ‘heilige Schriften’, die ebenfalls behaupten, die Wahrheit zu besitzen. Könnten nicht auch sie Gottes Wort sein?" (2Tim 3:16 / 2Petr 1:21)
Mit viel Geduld und großer Freude zeigte er mir zahlreiche biblische Prophezeiungen, die sich erst Jahrhunderte oder Jahrtausende später erfüllten. Das Alte Testament, nachweislich vor Jesu Leben geschrieben, enthält Dutzende – wenn nicht Hunderte – Prophezeiungen, die während seines Lebens in Erfüllung gingen (Jes 53:1-12 / Mi 5:1). Doch das ist nicht alles – einige Prophezeiungen erfüllen sich sogar in unserer Zeit. Von Mose bis zu den späteren Propheten wurde die Zerstreuung des Volkes Israel und seine spätere Sammlung aus allen Nationen der Erde mehrfach vorhergesagt (5Mo 30:3 / Jes 11:12). Die Bibel prophezeite auch, dass Menschen einmal "Nester zwischen die Sterne bauen werden" (Ob 1:4) (z.B. Raumstationen auf dem Mars) und dass es ein "sprechendes Bild" geben wird (Offb 13:15) (z.B. Bildschirme, sprechende Roboter). Sie beschreibt zudem eine Kriegsführung "ohne den Boden zu berühren" (Dan 8:5) und spricht von jenen, die "ihren Mund in den Himmel setzen und ihre Stimme über die ganze Erde ergehen lassen werden" (Ps 73:9) (Satellitentechnik).
Die letzten vier Prophezeiungen über Gaza im Alten Testament lesen sich wie Schlagzeilen aus der heutigen Tageszeitung (Jer 47:1-7 / Am 1:6-7 / Zef 2:4 / Sach 9:5). Und über Elam, das im heutigen Iran liegt, heißt es in Jer 49:35-36:
"So spricht der HERR der Heerscharen: Siehe, ich zerbreche den Bogen Elams, seine wesentliche Stärke (aktuell sind es die Raketen des Iran). Und ich werde die vier Winde von den vier Enden des Himmels her über Elam bringen und es in alle diese Winde zerstreuen. Und es soll keine Nation geben, wohin nicht Vertriebene Elams kommen werden."
Möglicherweise geht auch diese Prophezeiung in unseren Tagen in Erfüllung!
Damals, vor 47 Jahren, wurde mir klar, dass die Schreiber der Bibel von Gott inspiriert sein mussten – die vielen Prophezeiungen hätten sie unmöglich aus eigener Vorstellungskraft erschaffen können (Joh 16:13).
Die Bibel ist nicht nur das Buch mit den meisten erfüllten Prophezeiungen, sondern eines, das Leben verändert (Hebr 4:12). Sie hält uns einen Spiegel vor, ist zugleich herausfordernd und tröstlich (2Tim 3:16-17). Dieses Buch mag uns oft überfordern, eröffnet uns aber eine Hoffnungsperspektive, die alles andere in den Schatten stellt! Im Büchlein meines Großvaters "Realität und Einmaligkeit der Bibel" schreibt er unter Punkt 10:
"Die Bibel ist das einzige Buch, worin Liebe und Barmherzigkeit als das ewige Wesen des einzigen, wahrhaftigen Gottes bezeugt wird. Darum ist für die ganze Schöpfung eine herrlichste Erlösung und Vollendung garantiert." (Röm 8:19-21 / 1Jo 4:8)
Trotz der großen Not, die Jeremia erleiden musste, konnte er sich am Wort Gottes erfreuen. Es wurde ihm zur geistlichen Kraft und ließ ihn die wunderbare Zukunft erkennen, die Gott ihm verheißen hatte (Jer 29:11).
Als der Kämmerer der Königin von Äthiopien Jesaja 53 las, verstand er die Worte zunächst nicht. Doch als Philippus ihm erklärte, dass dieser Text den Messias beschreibt – der unsere Strafe trug, damit wir von Sünde befreit und mit göttlicher Gerechtigkeit beschenkt werden –, wurde er von solcher Freude erfüllt, dass er sich taufen ließ und frohen Herzens seinen Weg fortsetzte (Apg 8:26-39)!
Ich wünsche allen, dass sie diese ewige Freude über Gottes Wort entdecken und erfahren können (Ps 119:162)!
Gott sprach zu Jakob: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht. Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen und will dich auch wieder heraufführen.
Petrus sprach: Siehe, wir haben, was wir hatten, verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlässt um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfach wieder empfange in dieser Zeit und in der kommenden Welt das ewige Leben.
Loslassen fällt uns Menschen oft schwer – doch gerade darin liegt ein besonderer Segen. Das „salomonische Urteil" dürfte allen bekannt sein: Zwei Mütter stritten um ein lebendes Baby, nachdem eines der Kinder morgens tot im Bett gefunden wurde und niemand wusste, wer die wahre Mutter war. Salomo gab den unglaublichen Befehl, das lebende Baby mit dem Schwert in zwei Hälften zu teilen. Aus Liebe zu ihrem Kind entschied sich die echte Mutter, ihr Liebstes loszulassen, damit es überleben konnte. Sie sagte: „Bitte, mein Herr! Gebt ihr das lebende Kind, aber tötet es ja nicht!" (1Kö 3:26) Durch das Loslassen ihres Kindes durfte sie es erneut empfangen! Es sagte mal jemand:
„Im Loslassen liegt das Geheimnis überströmenden Empfangens"
Nachdem Jakob als hochbetagter Mann erfuhr, dass sein totgeglaubter Sohn Josef noch lebte, konnte er es zunächst nicht glauben. Erst als seine anderen Söhne von Josefs Worten berichteten und er die von Josef gesandten Wagen sah, „lebte der Geist Jakobs auf" (1Mo 45:27), sodass er sagte:
"Genug! Mein Sohn Josef lebt noch! Ich will hinziehen und ihn sehen, bevor ich sterbe."
Trotz seiner freudigen Entscheidung, nach Ägypten zu gehen, brauchte der betagte Mann in Beerscheba eine göttliche Ermutigung. In der Nacht erschien ihm Gott und sprach: „Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen, denn ich will dich dort zu einer großen Nation machen! Ich selbst ziehe mit dir nach Ägypten hinab, und ich werde dich auch wieder heraufführen." (1Mo 46:3-4)
Möglicherweise zweifelte Jakob plötzlich daran, ob es richtig sein würde, nach Ägypten zu ziehen. Er kannte die Verheißung, die Gott seinem Großvater Abraham gegeben hatte: „Deinem Samen will ich dieses Land geben" (1Mo 12:7). Vielleicht fiel es ihm auch nicht leicht, als betagter Mann seine Heimat loszulassen – und deshalb brauchte er noch einen göttlichen Zuspruch.
Der heutige Lehrtext aus Lukas 18 wird manchmal als ein allgemein gültiger Befehl Jesu verstanden, wonach jeder Jünger Jesu um des Reiches Gottes willen all das verlassen muss, was Jesus hier auflistet: Haus, Frau, Brüder, Eltern und Kinder! Das ist hier aber nicht gemeint, denn es gibt mehrere biblische Anweisungen, wonach man sich nicht von einer Frau scheiden lassen soll (1Kor 7:10-11), und es ist auch eine Selbstverständlichkeit, dass ein christlicher Mann seinem Haus gut vorsteht, indem er seine Familie mit dem versorgt, was sie braucht (1Tim 5:8).
Jesus verdeutlichte damit, dass das Reich Gottes – und somit auch die Liebe zu Gott – höchste Priorität haben muss (Mt 6:33). Man sollte innerlich bereit sein, alles loszulassen, wenn Gott es so fügt. Manche werden so geführt, dass sie ihr vertrautes Umfeld verlassen sollen, indem sie umziehen, die Arbeit wechseln oder von Gewohntem Abschied nehmen, um dem HERRN zu dienen. Dies zeigt sich beispielsweise auch bei Menschen, die vom Islam zum Christentum konvertieren und sich taufen lassen. Sie verlieren manchmal nahezu alles: Heimat, Haus, Familie – manche sogar ihr Leben (Mt 10:39). Sie sind bereit, alles, was ihnen lieb und teuer ist, um des Reiches Gottes willen loszulassen.
Jesus verheißt denen, die das tun, eine vielfache Wiedererstattung – bereits in dieser Zeit und in der kommenden Welt das ewige Leben! Doch wie zeigt sich das bei jemandem, der alles aufgeben musste? Wie empfängt ein Muslim ein Vielfaches in dieser Zeit, wenn er aufgrund seines Glaubens alles verloren hat? Diese vielfache Wiedererstattung bezieht sich nicht primär auf Materielles oder Sichtbares, sondern auf den geistlichen Reichtum, den ein Mensch empfängt, wenn er bereit ist, um des Reiches Gottes willen alles loszulassen. Er empfängt Vergebung (1Jo 1:9), göttliche Gerechtigkeit und Weisheit (Jak 1:5), einen Frieden, der allen Verstand übersteigt (Phil 4:7), und eine „geistliche Familie", die von Liebe und Wertschätzung geprägt ist!
Wer loslässt, hat „zwei geöffnete Hände", die der HERR mit seinen göttlichen Gaben füllen kann (Ps 81:11). Vielleicht liegt gerade darin das größte Geheimnis des Glaubens: Im Vertrauen loszulassen und darauf zu bauen, dass Gott uns nicht leer ausgehen lässt – sondern uns beschenkt, oft anders, aber immer reicher, als wir es uns vorstellen können (Eph 3:20).
Eine linde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort erregt Grimm.
Halte dich an das Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus.
Wie findet man in einer angespannten Situation, die zu eskalieren droht, eine „milde und sanfte" Antwort, die einen drohenden Konflikt beruhigen kann? Ist so etwas angesichts zunehmender Aggressivität und aufkommendem Hass überhaupt möglich? (Jak 1:19-20)
In angespannten Situationen ist es oft leichter, verletzende Worte zu wählen, als besonnen und beruhigend zu reagieren. Doch gerade dann zeigt sich wahre Weisheit: Wer es schafft, mit einer sanften Antwort Zorn zu besänftigen, handelt im Geiste Gottes (Gal 5:22-23). Es ist eine anspruchsvolle und überaus wertvolle Kunst, in einem handfesten Streit etwas sagen zu können, das alle Gemüter beruhigt! Dazu braucht es eine besondere Weisheit (Jak 3:17).
In den Sprüchen finden wir ein weiteres bemerkenswertes Zitat:
"Durch langen Atem wird ein Richter überredet, und eine sanfte Zunge zerbricht Knochen." (Spr 25:15)
Ein Löwe zerbricht die Knochen seiner Beute mit seinen Zähnen, aber kennen wir einen Fall, wo ein Knochen mit einer Zunge zerbrochen wird? Ich kenne keinen! Die Aussage aus Spr 25:15 ist keine physikalische Beschreibung eines bekannten Vorgangs, sondern vielmehr eine bildhafte Redewendung. Sie zeigt, wie selbst verhärtete Positionen durch eine sanfte und weisheitsvolle Antwort entschärft und aufgeweicht werden können. So wie die Worte Gottes „schärfer als jedes zweischneidige Schwert sind" (Hebr 4:12), so kann auch „eine sanfte Zunge Knochen zerbrechen"! Diese metaphorischen Zitate beschreiben letztendlich die Auswirkungen des Geistes!
Durch die Worte Gottes und durch seinen Geist hat der HERR alles geschaffen (Ps 33:6). Durch seine Worte wird er auch alles Böse zerstören, den Zorn stillen und kranke Seelen heilen (Ps 107:20). Mit seinem Erscheinen und einer einzigen Frage befreite der HERR den schnaubenden Christenverfolger Saulus von seinem Grimm (Apg 9:4-5).
Hast du dich schon einmal gefragt, wie du mit sanften Worten einen aufgebrachten Menschen beruhigen kannst? Dafür benötigen wir die Weisheit Gottes (Jak 1:5). Diese wird uns geschenkt, wenn wir in einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Gott leben und täglich über seine weisheitsvollen Worte nachsinnen (Ps 1:2). Grundlegend ist auch eine wertschätzende, liebende Haltung gegenüber allen Menschen. Denn ein Herz, das seinen Nächsten verachtet, wird niemals in der Lage sein, mit einer sanften und milden Antwort den Zorn zu stillen (1Jo 4:20).
Paulus fordert Timotheus dazu auf, sich ein „Muster gesunder und heilsamer Worte" anzueignen. Diese Worte sind vom Evangelium geprägt und stimmen mit der apostolischen Lehre überein (2Tim 3:16-17). Solche Wortmuster sind klar und verständlich und fördern den Glauben und die Liebe in der Gemeinschaft (1Tim 1:5). Sie sind christuszentriert und dienen der Auferbauung der christlichen Gemeinde.
Das ist eine der schönsten Aufgaben unseres Lebens: „Sanfte, milde, weisheitsvolle und heilsame Antworten zu finden, die der göttlichen Liebe entspringen und zur Heilung der Seelen beitragen!" Die Bibel macht Mut, auf Gottes Weisheit zu vertrauen und im Alltag ein „Muster gesunder Worte" zu entwickeln (Kol 4:6). Das gelingt, wenn wir im Glauben und in der Liebe leben und unser Herz für den Nächsten öffnen. Lasst uns diese wertvolle Herausforderung annehmen!
Richtet recht, und ein jeder erweise seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit!
Ein Diener des Herrn soll sich nicht streiten. Er soll zu allen freundlich sein, ein guter Lehrer, der stets geduldig bleibt. Diejenigen, die sich widersetzen, soll er mit Freundlichkeit zurechtweisen. Vielleicht gibt ihnen Gott die Möglichkeit, ihr Leben zu ändern.
Die beiden Bibelverse in Losung und Lehrtext enthalten ein ganzes Bündel an Aufforderungen Gottes, wie Menschen sich verhalten sollen, damit das Leben gelingt. Ob solche Aufforderungen von den Menschen damals und von uns heute dankbar aufgenommen werden als hilfreiche Wegweisung (Ps 32:8) oder auf Unverständnis oder gar widerwillige Ablehnung stoßen, hängt von unserer inneren Haltung ab (Spr 4:23).
Gottes Worte, durch Sacharja vor ca. 2540 Jahren an Israeliten im Land Judäa gesprochen, hatten einen konkreten Hintergrund:
Älteste aus der Stadt Bethel waren nach Jerusalem gekommen (Sach 7:2), um die Priester und Propheten dort zu fragen, wie sie es dieses Jahr mit dem Fasten halten sollten. Dieses Fasten hatten die Juden in der siebzigjährigen Gefangenschaft in Babylon eingeführt und eingehalten (Jer 29:10), um in besonderer Weise der Belagerung, Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch das babylonische Heer zu gedenken. Nun, nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft zurück nach Israel (Esra 1:1-3), ging es um die Frage, ob sie dieses Fasten beenden dürften, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.
Die Antwort kommt von Gott selbst durch den Propheten Sacharja (Sach 7:1-4). Die Botschaft Sacharjas knüpft an die der Propheten Jesaja (Jes 58) und Amos (Am 5:21-24) viele Jahrzehnte vorher an. Fritz Laubach sagt in seiner Sacharja-Auslegung treffend dazu [Wuppertaler Studienbibel, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1984]:
„Sie (die Propheten) wiesen die Verantwortlichen in Israel auf die sozialen Sünden in den eigenen Reihen hin und zeigten ihnen, dass rechter Gottesdienst an der Frucht der Nächstenliebe erkennbar wird. Sacharja […] zeigt seinen Hörern, was Gott in der gegenwärtigen Situation Israels als rechtes Fasten wirklich haben möchte. Die Botschaft der alten Propheten hat gegenüber der Zeit des Sacharja […] nichts an Dringlichkeit und Gegenwartsnähe verloren: Übt gerechtes Gericht, und jeder erweise seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit! Gottes Wesen soll sich im Verhalten der Glieder des Volkes Gottes untereinander widerspiegeln. Wahrhaftiges, unparteiisches Urteil – Vorurteilslosigkeit – und herzliche Freundlichkeit sollen den Stil des Umgangs miteinander prägen. Weil die Glaubenden die unerschöpfliche, helfende Liebe Gottes erfahren, in der Er seinem Volk die Treue hält, sollen sie sein Erbarmen an ihre Nächsten weitergeben. Güte und Barmherzigkeit, d.h. Liebe und Erbarmen sollen nicht nur die Gesinnung formen, sondern auch zum Tun anleiten, das sich gerade den Schwächsten helfend zuwendet: Witwe, Waise, Fremdling und Armen bedrückt nicht.“
Als Paulus die Verse im Lehrtext an seinen engen Mitarbeiter Timotheus schrieb, war er selbst im Gefängnis in Rom und wartete auf seinen Gerichtsprozess vor dem Kaiser. Paulus spürte, dass es Zeit ist, den Stab der Wortverkündigung in Evangelisation und Lehre an jüngere Mitarbeiter wie Timotheus weiterzugeben (2Tim 2:2). Was ist Paulus dabei wichtig? Natürlich soll Timotheus ein guter Lehrer sein, mit einer gesunden Theologie, wie er sie von Paulus gelernt hat (2Tim 3:14). Aber noch ganz andere Eigenschaften sind Paulus für Timotheus wichtig: Nämlich nicht zu streiten, sondern in Geduld und Freundlichkeit seinen Dienst zu tun. Sogar dann, wenn frecher Widerspruch und Widerstand den Puls nach oben treibt und eine „angemessene Antwort" schon auf der Zunge liegt (Spr 15:1). „Diejenigen, die sich widersetzen, soll er mit Freundlichkeit zurechtweisen. Vielleicht gibt Gott ihnen die Möglichkeit, ihr Leben zu ändern."
Die Nächstenliebe und alles wirklich gute Verhalten im Leben von uns gläubigen Jesus-Leuten ist Werk und Frucht des Heiligen Geistes in uns. Diese Frucht beschreibt Paulus in Gal 5:22-23a:
“Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.”
Jesus muss in uns regieren und wirken, dann kann unser Tag gelingen – zu Gottes Ehre und unserem Nächsten zum Guten.
Die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte.
Die Welt vergeht, mit ihrem Begehren; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.
Wer kennt das nicht? Wir sehen ein verlockendes und attraktives Angebot, das ein großes Begehren in uns weckt (Jak 1:14). Vor diesem Anblick fehlte uns nichts – erst durch das Sehen entstand der Wunsch, das Angepriesene zu besitzen. Manchmal wird das Verlangen danach so übermächtig, dass wir überzeugt sind: „Das muss ich einfach haben, sonst fehlt mir etwas Entscheidendes!" Nach der Aneignung spüren wir vielleicht ein kurzzeitiges Glücksgefühl, das nicht nur schnell verfliegt, sondern auch eine Gier „nach mehr" entfacht (Pred 5:10).
Das erste Menschenpaar erhielt ein „ultimatives Angebot": „Greift zu, genießt und werdet dabei wie Gott! Euch fehlt noch etwas, das Gott hat – nämlich die Erkenntnis von Gut und Böse. Und weil Gott nicht wollte, dass ihr so erhaben werdet wie er selbst, hat er euch verboten, von dieser schönen Frucht dieses ‚wunderbaren Baumes' zu essen!" (1Mo 3:4-5) Eva dachte vermutlich: „Das klingt einleuchtend!" Das Angebot weckte Misstrauen gegenüber Gott und entfachte eine Neugier, die zur Begierde nach mehr Wissen wurde. Hinzu kam der unbändige Wunsch, ebenso klug und allwissend zu sein wie Gott.
Ich bin überzeugt: Wir alle hätten uns genauso verführen lassen – und wir lassen uns auch heute noch verführen! Der Historiker und Philosoph Yuval Noah Harari schreibt auf seiner Webseite:
"Die Geschichte begann, als die Menschen Götter erfanden, und wird enden, wenn die Menschen zu Göttern werden"
Klingt das nicht ganz ähnlich? Ist das nicht dieselbe Verführung – nur mit anderen Worten? Die Menschheit träumt von Unsterblichkeit durch Genmanipulation und erhofft sich Allwissenheit durch künstliche Intelligenz. Und noch immer glaubt sie daran, dies auch ohne Gott erreichen zu können (Jes 14:14).
Was war die Folge der ersten Verführung? Das erste Menschenpaar griff zu – und bis heute leidet die Menschheit unter diesem „Zugriff" (Röm 5:12). Das Vertrauensverhältnis zu Gott wurde zerstört, und wir tragen noch heute ein tiefes Misstrauen Ihm gegenüber. Diese zerstörte Verbindung zu dem, der das Leben in Person ist, führte zum Verderben: Sterblichkeit und Tod. Wie eine Frucht verfault, wenn sie vom Baum getrennt wird, so verfallen alle Menschen dem Tod, weil ihre Verbindung zum lebendigen Gott – und damit zum Leben selbst – durch Misstrauen zerbrochen wurde (Joh 15:6).
Der heutige Losungstext enthält eine dreifache Verlockung und Anziehungskraft des Baumes:
Die physische Begierde Da lesen wir, dass die Frucht „gut zur Speise" ist. Die Frau dachte vielleicht: Diese Frucht wird bestimmt mein körperliches Verlangen stillen.
Die ästhetische Anziehung Der Baum und die Frucht waren eine „Lust für die Augen". Was schön und begehrenswert aussieht, muss – so meinen wir – auch gut sein. Äußere Schönheit täuscht oft darüber hinweg, dass der Inhalt manchmal alles andere als gut ist. Gleichzeitig verbirgt Unscheinbarkeit manchmal eine innere Schönheit, die wir übersehen (1Sam 16:7).
Der „geistliche" Stolz Die Frucht schien „Einsicht zu geben" und das erste Menschenpaar in eine Gottgleichheit zu erheben. Wir Menschen stehen immer wieder in der Versuchung, uns selbst zu erhöhen. Jesus dagegen hat sich voller Demut zu uns erniedrigt, um uns zu erhöhen, wenn auch wir von Demut und Selbsterniedrigung geprägt sind (Phil 2:8).
Der Vers unmittelbar vor dem heutigen Lehrtext aus 1. Johannes 2,17 zeigt uns diese gleichen Begierden:
"… denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt." (1Joh 2:16)
Lasst uns daher von diesen vergänglichen Begierden abwenden und dankbar sein für das, was Gott uns bereits geschenkt hat (Jak 1:17). Lasst uns neu seinen Willen tun, indem wir in Vertrauen auf Gott leben, sodass wir durch diese liebevolle Verbindung zum wahren, ewigen Leben zurückfinden (Joh 17:3)!
Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?
Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte Jesus sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen.
Ein roter Faden zieht sich durch die ganze Bibel: Gott, der Allmächtige, verheißt immer wieder Dinge, die aus menschlicher Sicht undenkbar, ja geradezu unmöglich erscheinen. Doch der Ewigseiende, der über Raum und Zeit steht und alles ins Dasein rief, kennt keine Grenzen (Jer 32:27). Für den Schöpfer der Himmel und der Erde gibt es kein „Unmöglich".
Nachdem Gott Abraham einen Nachkommen versprochen hatte, geschah zunächst jahrelang nichts. Sara meinte dann, sie müssten der Verheißung Gottes nachhelfen, und bewegte Abraham dazu, mit ihrer Magd Hagar einen Sohn zu zeugen. Daraus entstand Ismael, der erste Gegner des verheißenen Sohnes und somit auch ein Prototyp für eine antisemitische Gesinnung. Isaak, der verheißene Sohn, wurde erst 14 Jahre später geboren und wurde von Ismael angefeindet (1Mo 21:9). Ismael wurde zum Stammvater der arabischen Völker – was auch die Araber bis heute bestätigen. Über Ismael prophezeite der Engel des HERRN:
"Und er, er wird ein Mensch ⟨wie⟩ ein Wildesel sein; seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und allen seinen Brüdern setzt er sich vors Gesicht." (1Mo 16:12)
Bereits vor 4000 Jahren prophezeite die Bibel das, was wir bis heute beobachten können: eine durchgängig feindselige Haltung gegen alle anderen und untereinander!
Als der HERR Abraham im Alter von 99 Jahren erschien und ihm die baldige Geburt des verheißenen Sohnes ankündigte (1Mo 17:1), sagte Abraham zum HERRN:
"Sollte einem Hundertjährigen ⟨ein Kind⟩ geboren werden, und sollte Sara, eine Neunzigjährige, etwa gebären?" (1Mo 17:17)
Kurz darauf erschien der HERR Abraham erneut und verkündete dem betagten Ehepaar:
"Wahrlich, übers Jahr um diese Zeit komme ich wieder zu dir, siehe, dann hat Sara, deine Frau, einen Sohn. Und Sara horchte am Eingang des Zeltes, der hinter ihm war." (1Mo 18:10)
Sara lachte in ihrem Innern und sagte: „Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich ⟨noch⟩ Liebeslust haben? Und ⟨auch⟩ mein Herr ist ja alt!" (1Mo 18:12) Da fragte der HERR: „Warum hat Sara gelacht?" Dann sprach er den entscheidenden Satz, den wir uns alle verinnerlichen sollten:
"Sollte dem HERRN eine Sache zu wunderbar (oder unmöglich) sein?"
Abraham und Sara lebten in einer Vertrauensbeziehung zu Gott. Nach Ismaels Geburt und im hohen Alter schienen sie sich damit abgefunden zu haben, keinen gemeinsamen Sohn mehr zu bekommen. Ihre Erwartungen waren gegen den Nullpunkt gesunken. Und ausgerechnet in diesem Moment erscheint der HERR und verheißt erneut das scheinbar „Unmögliche". Dann geschah das Unglaubliche: Die 90-Jährige wurde schwanger und gebar den verheißenen Sohn! (1Mo 21:2)
Bevor Jesus starb, verhieß er seinen Jüngern mindestens dreimal, dass er von den Toten auferstehen würde (Mk 8:31). Doch nach seinem Tod konnten sie zunächst nicht glauben, dass er wirklich auferstanden war. Ihre menschlichen Erfahrungen und seelische Niedergeschlagenheit überblendeten die Verheißung Jesu so sehr, dass daraus Unglaube und „Herzenshärte" entstanden.
Bevor Jesus wiederkommt und seine Gemeinde durch die Entrückung zu sich in den Himmel holt (1Thes 4:17), wird sehr wahrscheinlich das Gleiche passieren: Die Christen wissen durch die Verheißung der Bibel seit langem, dass der HERR wiederkommt. Doch bevor er tatsächlich erscheint, werden Ereignisse geschehen, die seine Wiederkunft zunehmend unwahrscheinlich erscheinen lassen. Wie damals werden Niedergeschlagenheit und unsere bisherigen Erfahrungen die Verheißung Jesu überblenden, sodass wir es womöglich kaum glauben können, wenn sich die Anzeichen seiner Wiederkunft immer deutlicher zeigen!
Das Wort Gottes und seine Verheißungen sind zuverlässiger als all unsere Erfahrungen, Überlegungen und momentanen Gefühlslagen! (2Petr 1:19) Dies sollten wir stets vor Augen haben – gerade jetzt, wo die weltweiten Spannungen eskalieren und Israel den Iran angegriffen hat!
Euer Herz erschrecke nicht (Joh 14:1), sondern lasst uns unsere Häupter erheben (Lk 21:28) und mit den Augen des Herzens auf den wiederkommenden Jesus schauen, damit das aktuelle Geschehen nicht die Verheißung Gottes überblendet!
Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr folgen und ihn fürchten und seine Gebote halten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhangen.
Ihr scheint als Lichter in der Welt, dadurch dass ihr festhaltet am Wort des Lebens.
In unserer Zeit wird vieles durch neue Gesetze, Vorschriften und Richtlinien geregelt. Sie sollen Ordnung schaffen und Konflikte lösen – doch je mehr es davon gibt, desto unübersichtlicher wird das Ganze. Was ursprünglich zur Klarheit beitragen sollte, führt oft zu Verwirrung oder Gleichgültigkeit (Mt 23:4).
Ganz anders sind die Gebote Gottes. Die Zehn Gebote sind kurz und prägnant, aber von zeitloser Tiefe – sie bilden das Fundament einer funktionierenden, menschenfreundlichen Gesellschaft. Gottes Gebote sind nicht kompliziert, sondern lebensspendend (Ps 19:8-9).
Trotzdem werden sie heute oft als einengend oder „gesetzlich" abgestempelt – als Ausdruck eines rigiden Glaubens. Aber ist die Einladung, sich an 5. Mose 13:5 zu orientieren, wirklich gesetzlich? Nein – dieser Vers entfaltet vielmehr sechs liebevolle Dimensionen einer lebendigen Gottesbeziehung: Nachfolge, Gottesfurcht, das Beachten der Gebote, Gehorsam, Dienen und ein tiefes Verbundensein mit dem HERRN.
Diese Eigenschaften ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel – und sie haben Strahlkraft in einer dunklen Welt (Mt 5:14-16).
Die Nachfolge Wörtlich heißt es da: „Geht hinter dem HERRN, eurem Gott, her!" – Der Ausdruck macht deutlich: Jesus Christus geht uns voran. Er ist nicht fern, sondern unser guter Hirte, der uns liebevoll den Weg zeigt (Joh 10:11). Nachfolge heißt: auf Ihn schauen, Ihm vertrauen und Seinem Weg folgen – auch wenn er manchmal schmal ist. Wer Jesus nachfolgt, geht dem Licht entgegen (Joh 8:12).
Die Gottesfurcht Was wir am meisten fürchten, prägt unser Leben. In autoritären Systemen wie etwa zur Zeit des Nationalsozialismus lebten viele Menschen aus Angst vor Bespitzelung und Strafe. Gottesfurcht ist das Gegenteil von Angstgehorsam: Sie ist Ehrfurcht vor dem vollkommen Guten. Gott ist allmächtig – ja, aber auch durch und durch liebevoll. Ihm gilt unsere tiefste Achtung. Wer Gott fürchtet, verliert die Furcht vor Menschen (Ps 34:10).
Die Gebote Gottes Das „Halten der Gebote Gottes" wird oft mit einem „makellosen Einhalten der Gebote" gleichgesetzt – dabei fühlt man sich überfordert. Doch biblisch geht es zuerst darum, Gottes Weisungen zu kennen, zu schätzen und zu beherzigen. Wir sollen sie beachten und behüten, indem wir über sie nachdenken und durch sie eine Orientierung für ein Leben aus der Liebe finden. Johannes schreibt, dass wir Christus erkannt haben, wenn wir seine Gebote hüten (1Jo 2:3). Jesus sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander so, wie ich euch geliebt habe" (Joh 13:34). Paulus ergänzt, dass die „Liebe aus reinem Herzen" das eigentliche Ziel aller Weisung ist (1Tim 1:5).
Der Gehorsam Das hebräische Wort "schama" bedeutet sowohl Gehorchen als auch Hören. Es geht nicht um blinden Pflichtgehorsam, sondern um ein Leben, das das Gehörte umsetzt. Gehorsam ist, wer auf die Stimme des guten Hirten hört und Gottes Wort mit seinem Leben verbindet, indem er zu einem "Täter" des Wortes wird (Jak 1:22). Auch wenn mir das oft nicht gelingt – entscheidend ist, dass ich es von ganzem Herzen will und danach strebe.
Das Dienen Jesus kam nicht, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mt 20:28). Wer Ihm begegnet, will zurücklieben – durch liebevolles, freudiges Dienen. Christlicher Dienst ist keine lästige Pflicht, sondern Ausdruck der Freude über das, was Jesus für uns getan hat. „Dienet dem HERRN mit Freuden!" (Ps 100:2)
Dem HERRN anhangen Das hebräische Wort „dabaq" bedeutet „fest verbunden sein" oder „kleben an". So wie ein junges, verliebtes Ehepaar unzertrennlich aneinander haftet, so dürfen auch wir mit unserem Herrn Jesus Christus in inniger Liebe verbunden sein. Dies ist die kostbarste Verbundenheit überhaupt (1Kor 6:17)!
All diese Aspekte beschreiben einen Lebensstil, der von Liebe, Vertrauen und Hingabe geprägt ist – und der ausstrahlt. Wer sich an Gottes Wort orientiert, lebt anders. Nicht aus Zwang, sondern aus Freude. Nicht gesetzlich, sondern befreit. Die Liebe Jesu verändert unser Herz – und dadurch auch unser Verhalten.
„Ihr scheint als Lichter in der Welt." (Phil 2:15)
Wenn wir am Wort des Lebens festhalten, wird unser Leben selbst zu einem Wort des Lebens für andere. Es ist nicht unser Glanz, sondern der Glanz Christi, der durch uns scheint (2Kor 4:6).
Freue dich über die unermessliche Liebe Jesu – dann wird dieser Lebensstil keine Last, sondern deine tiefste Erfüllung. Und du wirst zum Licht in einer Welt, die Orientierung sucht (Mt 5:14).
Lass dein Herz im Licht seiner Liebe brennen – dann wird dein Leben zu einem hellen Lichtstrahl in dunkler Nacht (Joh 1:5).
Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun.
Jesus sprach zu ihnen: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes tun oder Böses tun, Leben retten oder töten?
Heute wollen wir uns ganz auf das Losungswort konzentrieren:
Der Sabbat hat im Judentum höchsten Stellenwert. Der Talmud verbindet den Sabbat mit der messianischen Hoffnung. Rabbi Schimon ben Jochai lehrte: „Würden die Israeliten zwei Sabbate vorschriftsmäßig halten, so würden sie sofort erlöst.“ Im Midrasch heißt es: „Ein einziger wirklich gehaltener Sabbat – und der Messias käme.“
Wurzeln des Sabbats
Seinen Ursprung hat der Sabbat in der Schöpfungsordnung: Am siebten Tag ruhte Gott, segnete und heiligte ihn. Im Sabbatgebot an Israel heißt es als Begründung ausdrücklich:
„Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn“ (2Mo 20:11).
Die Woche endet erstaunlicherweise nicht mit dem sechsten, sondern mit dem siebten Tag – obwohl kein neues Werk entsteht. Oder doch? Erst im „Ruhen“ wird das Werk vollendet. Gott „ruhte“ nicht aus Erschöpfung, sondern weil alles bereit war, sich in Harmonie mit ihm und untereinander zu entfalten.
Bedeutung des Siebten
Der siebte Tag ist geheiligt – aber im Schöpfungsbericht ergeht kein Gebot für den Menschen (1Mo 2:3). Das Sabbatgebot richtet sich nur an Israel im Rahmen des Sinai-Bundes (2Mo 20:8-11). Der Kolosserbrief warnt sogar davor, den Sabbat bei Christen zur Pflicht zu machen (Kol 2:16).
Doch die Ruhe Gottes ist mehr als ein wöchentlicher Ruhetag. Am siebten Tag heißt es nicht wie sonst „und es wurde Abend und Morgen", da dieser Tag andauert bis heute – er ist ewig. Ausleger sprechen vom „Weltensabbat". Gottes Ruhe kommt aus seiner Welt und führt in seine Welt und seine Heilszeit. Der Siebte ist den Sechs übergeordnet – er ist Vorgeschmack der ewigen Ruhe.
„Wir gehen nämlich in die Ruhe ein als die, die geglaubt haben... Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig" (Hebr 4:3-11). Der siebte Tag ist der Tag der Vollendung und so Teil der Heilsgeschichte Gottes mit dieser Welt.
Der Sabbat heute
Was heißt das für uns? Ohne den „Siebten“ verlieren wir uns in den „Sechs“. Ohne Gott verlieren wir uns in der Welt. Ohne das Heilswirken Gottes in Kreuz und Auferstehung Jesu bliebe uns nur der Alltag – ohne Ziel, ohne Tiefe. Thomas von Aquin sagte treffend: Wir sollten alles „sub ratione Dei“, aus Gottes Perspektive, sehen. Leben, Arbeit und Wirken bekommen erst Sinn im Blick auf ihn. Im Siebten wird der Mensch vollendet – die Ruhe Gottes wird seine Mitte.
Rhythmus der Schöpfung
Der Sieben-Tage-Rhythmus ist tief in uns verankert. Wer ihn missachtet, zahlt einen Preis – wie etwa die Sowjetunion mit ihrem Revolutionskalender 1929 oder Frankreich im Zuge der Einführung der Zehn-Tage-Woche während der Terrorherrschaft der Französischen Revolution 1794. Auch heute versuchen Mammonsgeist und Hedonismus, den Menschen auf 7/24-Betrieb zu trimmen: immer verfügbar, immer produktiv, immer reizgetriggert. Selbst in Gemeinden herrscht Dauerbetrieb. Kein Raum für Stille, Besinnung, echte Begegnung mit Gott. Unser Denken wird blockiert, das Wesentliche geht verloren.
Leben aus dem Siebten
Was wir brauchen: regelmäßige Zeiten der Ruhe vor Gott –
täglich 15–30 Minuten,
wöchentlich einen ganzen Tag,
jährlich eine längere Auszeit.
Gott lädt uns ein in seine Ruhe (Mt 11:28). Die sechs Tage kosten Kraft, der Siebte gibt neue Orientierung, Kraft und Mut. Er hilft, Prioritäten zu ordnen und das Ziel im Blick zu behalten (Phil 3:14). Wer nie innehält, verliert sich – auch im Dienst für Gott. Immer mehr Menschen leiden unter Erschöpfung, weil sie die Balance zwischen Arbeit und Ruhe verloren haben (Pred 4:6).
„24/7" ist längst auch in den Gemeinden Realität. Manche fallen ins andere Extrem: Passivität statt Dienst. Doch biblischer Rhythmus bedeutet schöpferische Arbeit in Balance mit heiliger Ruhe.
Der Ruhetag wird oft zweckentfremdet: Termine, Reisen, Arbeit. Doch Gott schenkt ihn nicht als Pflicht, sondern als Gnade – zum Atemholen, zur Besinnung, zum Beschenktwerden.
Diese Zeit ist keine verlorene, sondern gewonnene Zeit – Qualitätszeit mit Gott. Wer bei Jesus zur Ruhe kommt, erlebt: Das ganze Leben wird durchdrungen, geheiligt, gesegnet. Durch den Siebten werden auch die Sechs mit neuer Qualität erfüllt.
Der HERR ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter.
Paulus schreibt: Der Herr stand mir bei und gab mir Kraft. Denn die Verkündigung seiner Botschaft sollte durch mich ihr Ziel erreichen: Alle Völker sollten sie hören. Und ich wurde aus dem Rachen des Löwen gerettet.
Die heutigen Verse zeigen eindrucksvoll: Gott ist Schutz und Retter – damals wie heute. Dieser Schutz ist nicht nur symbolisch, sondern sehr real erlebbar.
In biblischen Zeiten wurden Burgen und Festungen oft auf Felsmassiven errichtet. Ein Beispiel dafür ist die Felsenfestung Masada am Toten Meer – ein Ort, der bis heute von dieser Schutzsymbolik zeugt.
Die Felsen boten aber auch natürliche Höhlen, die sowohl Schutz vor Feinden als auch vor Unwettern gewährten. Ein bekanntes Beispiel ist die Höhle Adullam, in der David während seiner Verfolgung durch Saul längere Zeit Zuflucht fand (1Sam 22:1).
Sowohl Burgfestungen als auch Höhlen bieten einen natürlichen Schutz vor Gefahren – dabei symbolisieren sie den wunderbaren Schutz Gottes. Agur aus Massa, der Sohn des Jake, erwähnt vier kleine Tiere, die er als weise bezeichnet (Spr 30:24). Darunter sind die Klippdachse, die er als "schwaches Volk" beschreibt. Ihre Weisheit zeigt sich darin, dass sie ihre Wohnungen in den Felsen bauen (Spr 30:26). Diese niedlichen Tiere, die man heute noch in En-Gedi und anderen Orten beobachten kann, finden also Zuflucht und Schutz in den Felsen.
Der Fels ist ein Bild eines beständigen Schutzes, in dem man Zuflucht finden kann! Paulus schreibt in 1Kor 10:4, dass Christus ein geistlicher Fels ist, der das Volk Israel in der Wüste begleitete und aus dem sie einen geistlichen Trank getrunken haben.
Der HERR bietet nicht nur umfassenden Schutz, sondern rettet auch aus lebensbedrohlichen Gefahren. Ein Beispiel dafür ist David, der sich mit seinen Kriegern in einer Höhle bei En-Gedi vor Saul versteckte (1. Sam 24). Als Saul die Höhle zur Verrichtung seiner Notdurft betrat, gelang es David, unbemerkt einen Zipfel von Sauls Gewand abzuschneiden. David hätte in diesem Moment Saul töten können, unterließ es jedoch aus Respekt vor dem „Gesalbten Gottes". Als David sich später Saul zu erkennen gab, hätte dieser ihn töten können – doch Gott rettete David aus Sauls Hand. Während die Höhle als passiver Schutz diente, zeigte sich in der Bewahrung vor Saul Gottes aktives Eingreifen und Retten.
Nicht nur David erlebte Gottes Eingreifen, auch der Prophet Daniel wurde durch Gottes übernatürliche Macht bewahrt, als er eine Nacht in einer Grube mit hungrigen Löwen verbringen musste (Dan 6).
In 2Tim 4 beschreibt Paulus eine Begebenheit, bei der er vermutlich ganz allein vor Kaiser Nero stand und sich rechtfertigen musste. Der HERR rettete ihn aus dieser gefährlichen Situation, die Paulus mit einem Aufenthalt im „Rachen des Löwen" verglich. Die Erwähnung des Löwen könnte sich hier sowohl auf Nero als auch metaphorisch auf Satan beziehen.
Paulus erfuhr also eine übernatürliche Errettung durch den HERRN. Obwohl er wusste, dass sein baldiges Martyrium bevorstand, schrieb er einen Vers später:
"Der Herr aber wird mich auch künftig retten aus allem bösen Werk und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen." (2Tim 4:18)
Als Paulus starb, erfuhr er zwar keine körperliche Rettung, doch Gott rettete seinen Geist und seine Seele in das himmlische Reich – Satans böses Werk konnte ihn nicht überwältigen.
So dürfen auch wir in allen Lebenslagen Zuflucht bei unserem Herrn Jesus Christus suchen – im Vertrauen darauf, dass er uns nicht nur hier auf Erden bewahrt (Ps 91:11), sondern uns sicher in sein ewiges Reich führen wird (Joh 14:3). Er allein ist unser Fels und unsere Rettung!
Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der HERR.
Und wenn man euch abführt und vor Gericht stellt, dann sorgt euch nicht im Voraus, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde eingegeben wird, das redet. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der heilige Geist.
David schrieb den 34. Psalm in einer schrecklichen Notlage: Auf seiner Flucht vor dem König Saul sah er keine andere Möglichkeit, als ausgerechnet in der Philisterstadt Gat Schutz zu suchen (1Sam 21:11). Würde er von den Bewohnern von Gat erkannt werden, wäre sein Schicksal besiegelt – in der Heimatstadt des von David getöteten Kämpfers Goliath (1Sam 17:4) hatte man die Schmach und die darauffolgende militärische Niederlage sicherlich nicht vergessen!
Aber das Unvermeidliche geschah: David wurde erkannt und seine Anwesenheit Achisch, dem König von Gat, berichtet. Eine fürchterliche Angst bemächtigte sich Davids, als er davon erfuhr (1Sam 21:12-13). Jetzt konnte nur noch eine List helfen: „Er stellte sich wahnsinnig vor ihren Augen und tobte unter ihren Händen, und er kritzelte an die Flügel des Tores und ließ seinen Speichel in seinen Bart fließen" (1Sam 21:14). Was für eine Demütigung musste das für David, den künftigen König Israels, bedeutet haben!
Warum mutete Gott dem von ihm selbst auserwählten und gesalbten David diesen schmachvollen Weg zu? David war immerhin ein Gerechter, stand er doch in einer Bundesbeziehung zu Gott (1Kö 14:8). Warum dann so viel Leid? Die Geschichte Gottes mit seinem alttestamentlichen Bundesvolk Israel (5Mo 7:6) und sein Weg mit der neutestamentlichen Gemeinde Jesu (1Petr 2:9) war immer eine leidvolle Geschichte und ist ein Leidensweg bis heute (Joh 16:33).
Es hat wohl mit der Art und Weise zu tun, wie Gott sich uns offenbaren möchte (2Kor 12:9 / Jes 55:8-9). Es hat einmal jemand festgestellt, dass Gott sich immer im Gegenteil offenbart:
In unserer Ohnmacht offenbart Gott seine Macht;
in unserem Zerbruch offenbart Gott seine Gnade;
in unserer Tiefe offenbart Gott seine Höhe;
in unserer Drangsal offenbart Gott seinen Trost;
in unserer Niederlage offenbart Gott seinen Sieg;
in unserem Tod offenbart Gott sein Leben.
Gott bewahrt uns also nicht vor der Not, aber er bewahrt uns in der Not und offenbart sich damit als der Gott, der unser Helfer in der Not ist.
Hast du eine Not, die dich quält und nicht zur Ruhe kommen lässt? Mach es wie David: Öffne dein Herz vor Gott, bringe dein Gefühl der Ungerechtigkeit, dein Unverständnis über deine Situation, deine Leiderfahrung, deine Ängste und Nöte vor den Thron des Höchsten. Ganz sicher wirst du die gleiche Erfahrung wie David machen: „Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er." (Ps 34:19). Und auch Hiskia betete nach seiner tiefen Leiderfahrung Folgendes: „Zum Heil wurde mir bitteres Leid!" (Jes 38:17). Leiderfahrungen in unserem irdischen Leben haben für Kinder Gottes ein „über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit" zur Folge, so bezeugt es uns der Apostel Paulus (2Kor 4:17).
Während in vielen Teilen der Erde unsere Glaubensgeschwister Leiderfahrungen wegen ihres Bekenntnisses zu Jesus machen, haben wir in Westeuropa noch weitgehend Glaubensfreiheit. Wie lange noch? Die jüngsten politischen Entwicklungen weltweit sollten uns aufhorchen lassen: Alles kann sich sehr schnell ändern. So sollten auch wir uns darauf einstellen, dass unsere Freiheiten eingeschränkt und wir uns um unseres Glaubens willen verantworten müssen.
Aber auch in dieser Not wird sich unser Gott als Helfer erweisen: „Und wenn man euch abführt und vor Gericht stellt, dann sorgt euch nicht im Voraus, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde eingegeben wird, das redet. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der heilige Geist." (Mk 13:11) Gott hat uns mit seinem Heiligen Geist einen Tröster und Beistand in unseren Nöten geschenkt – dafür dürfen wir dankbar sein (Joh 14:16)! Dieses Geschenk ist nur dadurch möglich geworden, dass sogar der einzige sündlose Gerechte schwere Leiderfahrungen bis hin zu einem grausamen Foltertod erdulden musste – und dies ganz freiwillig (Joh 10:18): Jesus hat durch sein Sterben am Kreuz und durch seine Auferstehung aus den Toten den Weg zu Gott frei gemacht (Joh 14:6 / Hebr 10:19-20) – IHM sei Lob, Dank und Anbetung dafür!
HERR, du machst alles lebendig, und das himmlische Heer betet dich an.
Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.
1945 war die weltweite Zerstörung beispiellos. Viele Städte und Dörfer lagen in Schutt und Asche, unzählige Menschen waren verwitwet oder verwaist, und viele standen vor dem Nichts. Der Wiederaufbau Europas wurde zur größten Herausforderung dieser Zeit. Erstaunlicherweise erholte sich die Bundesrepublik Deutschland verhältnismäßig schnell, und es gelang ein beachtenswerter Neuanfang. Dies geschah, obwohl Deutschland ein Aggressor des Zweiten Weltkriegs war und im Holocaust systematisch sechs Millionen Juden ermordet hatte.
Nach dem Krieg waren – ganz im Gegensatz zu heute – viele Kirchen voll, und in weiten Teilen der Bevölkerung vollzog sich eine echte Umkehr (Joe 2:12-13). Viele Menschen bekannten ihre begangene Schuld vor Gott und baten um Vergebung. Unter Bundeskanzler Konrad Adenauer unternahm Deutschland wichtige Schritte, um Verantwortung für die nationalsozialistischen Verbrechen an den Juden zu übernehmen und eine Form der Wiedergutmachung zu leisten. Trotz der dunklen Vergangenheit und Schuld des deutschen Volkes hat Gott Gnade geschenkt. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wiederaufbau zeigt, dass Gottes Erbarmen selbst dort wirken kann, wo tiefe Schuld liegt – wenn echte Umkehr geschieht (2Chr 7:14).
Das Buch Nehemia berichtet vom Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems, nachdem die Hauptstadt Israels durch die Babylonier vollständig zerstört worden war. Gott schenkte Gnade für deren Fertigstellung – trotz vieler Widerstände (Neh 4:9). Nach Vollendung der Mauer feierten die Israeliten das Laubhüttenfest und hörten der Lesung aus dem Buch des Gesetzes des Mose, der Tora, zu. Drei Stunden lang lauschten sie dem Wort Gottes, was zu einem neuen Bewusstsein führte. Dies bewirkte in ihnen eine tiefe Sündenerkenntnis und ließ sie ihre Gnadenbedürftigkeit erkennen. Und dann lesen wir in Neh 9:2:
"Und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Verfehlungen ihrer Väter."
Dies war eine wahrhaftige Umkehr, durch die sie die Gnade und Vergebung Gottes erfahren durften (1Jo 1:9). Dabei erkannten sie den Gott, der alles lebendig macht und verwandelt. Diese Erkenntnis führte das Volk in eine tiefe, aufrichtige Anbetung.
Nichts verändert und erfüllt uns mehr als die Anbetung Gottes! (Ps 22:4)
Selbst das himmlische Heer – zu dem auch viele herrliche Engelwesen gehören – betet den lebendig machenden Gott an! (Offb 5:11-12)
Wie zur Zeit Nehemias Gottes Geist Umkehr und Erneuerung bewirkte, so tut er es auch heute – durch den Heiligen Geist, den wir an Pfingsten feiern (Apg 2:38). Fünfzig Tage nach dem Passahfest feierten die Israeliten Schawuot (das Wochenfest). Dieses Fest erinnert daran, dass das Volk Israel am Berg Sinai die Tora – insbesondere die Zehn Gebote – empfing. Zugleich ist es ein Erntedankfest, das den Abschluss der Gerstenernte und den Beginn der Weizenernte markiert.
50 Tage nach der Kreuzigung Jesu wurde der Heilige Geist auf die Gemeinde in Jerusalem ausgegossen (Apg 2:1-4). Der heutige Lehrtext aus Apg 4:31 beschreibt zwar nicht das Pfingstfest selbst, doch er erinnert uns an dieses wunderbare Ereignis. Seit jener ersten Ausgießung des Heiligen Geistes vor nahezu 2000 Jahren darf jeder, der sein Leben dem Herrn Jesus anvertraut, dieses Geschenk des Heiligen Geistes empfangen.
Der Heilige Geist ist Gottes größtes Geschenk an uns: Er gibt uns Anteil an Seinem Wesen und erfüllt uns mit Seiner Liebe (Röm 5:5).
HERR, in deiner Hand ist Kraft und Macht, und es ist niemand, der dir zu widerstehen vermag.
Sie trieben Jesus aus Nazaret hinaus - bis an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war. Dort wollten sie ihn hinunterstürzen. Aber Jesus ging mitten durch die Menge hindurch und zog weiter.
Ist Gott, der HERR, wirklich allmächtig, oder ist er nur einer von vielen mächtigen Akteuren? Wer die täglichen Ereignisse betrachtet, gewinnt zunächst den Eindruck, dass verschiedene Kräfte am Werk sind. Es scheint, als würde mal das Gute und ein andermal das Böse die Oberhand gewinnen. In den aktuellen Geschehnissen ist es für uns oft schwer zu erkennen, dass ein Gott alles lenkt und regiert (Ps 103:19). Da stellt sich die Frage: "Warum zeigt sich Gott nicht deutlicher als der allmächtige Herrscher?"
Wäre Gottes Allmacht für alle zweifelsfrei sichtbar, bräuchte es keinen Glauben mehr. Der Glaube – das tiefe Gottvertrauen – ist jedoch die Grundlage für eine Liebesbeziehung zu Gott (Hebr 11:6). Denn ohne Vertrauen kann keine wahre Liebesbeziehung bestehen. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum Gott sich noch verborgen hält und seine Allmacht noch nicht offen zeigt.
König Joschafat glaubte den Boten, die ihm berichteten, dass ein gewaltiges Heer gegen Jerusalem in den Krieg zog. Diese Nachricht erfüllte ihn mit Furcht. Doch er glaubte nicht nur den bedrohlichen Nachrichten, sondern vertraute auch auf einen Gott, dem alle Kraft und Macht gegeben ist (2Chr 20:6). Er war sich gewiss, dass dem Gott Israels niemand widerstehen kann und keine Macht im Universum ihm erfolgreich entgegentreten könnte.
Dieses große Vertrauen erfreute Gott so sehr, dass er Joschafat zusagte, selbst in den Kampf zu ziehen – die Armee musste gar nicht kämpfen (2Chr 20:15). Joschafat vertraute dem HERRN aufs Neue und ließ die Sänger vor den Kriegern herziehen.
Die Zusage Gottes wurde für ihn zu einer größeren Realität als seine Erfahrung, die ihm unmissverständlich sagte: Niemand schickt Sänger an die Front – sie wären dort schutzlos ausgeliefert.
Durch Glauben, Lob und Anbetung geschah das Unmögliche: Gott allein zog in den Kampf und besiegte alle Feinde, sodass Joschafat und seine Leute nur noch die Kriegsbeute einsammeln durften (2Chr 20:25)!
In Nazareth war Jesus allen ein Begriff, und die Bewohner der Stadt wussten, dass er bei Maria und Josef aufwuchs und bei seinem Vater eine Ausbildung als einfacher Bauhandwerker genoss. Bei einem seiner Besuche in Nazareth wurde ihm in der Synagoge die Schriftrolle des Propheten Jesaja gereicht – genau an der Stelle, wo vom Messias die Rede ist (Lk 4:17). Jesus verkündete, dass sich diese Worte vor ihren Augen erfüllt haben. Die Menschen warteten gespannt darauf, dass er ähnliche Wunder vollbringen würde wie in Kapernaum. Doch Jesus lehnte ab und wies darauf hin, dass kein Prophet in seiner Heimatstadt Anerkennung findet. Diese Worte erzürnten die Menschen so sehr, dass sie ihn aus der Stadt führten, um ihn einen Abhang hinunterzustürzen!
Jesus zeigte ihnen zwar nicht die gewünschten Wunder, doch er erwies sich dennoch als derjenige, der die Kontrolle behielt. Seine Vollmacht war so groß, dass der wütende Mob ihn nicht ergreifen und in die Tiefe stürzen konnte – seine Zeit war noch nicht gekommen (Joh 7:30).
Als er in Jerusalem zum Tode verurteilt wurde, schien er der große Verlierer zu sein. In Wirklichkeit geschah jedoch genau das, was er wollte – durch seinen Tod besiegte er die Sünde und den Tod (1Kor 15:55-57).
Lasst uns wie Joschafat Gottes Zusagen mehr vertrauen als dem, was unsere Augen sehen oder unsere Erfahrungen uns sagen (2Kor 5:7). Denn seine Macht bleibt – auch wenn sie verborgen scheint.
Um Jerusalem her sind Berge, und der HERR ist um sein Volk her von nun an bis in Ewigkeit.
Jesus betete: Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
„Bewahrung!" – Was für ein wunderbares Wort! In der Bibel beschreibt es eine aktive Handlung Gottes, deren Bedeutung wir nur zu einem Bruchteil erfasst haben (Ps 91:11). Wie oft hat uns der gnädige HERR schon bewahrt – und wir haben es nicht einmal bemerkt? Wie zahlreich war Er schon eine schützende Mauer um uns her und wir haben es gar nicht realisiert (Ps 18:3)? Ich bin fest davon überzeugt, dass wir vor Gottes Angesicht einmal aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, wenn wir erkennen werden, wie oft uns der HERR behütet hat.
Wie ließe sich von Bewahrung sprechen, gäbe es keinen, der uns schützt und behütet (Ps 121:7)? Ein eindrückliches Beispiel dafür ereignete sich im Walliser Dorf Blatten: Fast alle Einwohner überlebten einen verheerenden Bergsturz – nur ein Hirte, der seine Schafe versorgen wollte, kam dabei ums Leben. Die Menschen verloren zwar ihr gesamtes Hab und Gut, doch sie wurden vor dem sicheren Tod bewahrt. Dies geschah, weil Geologen den Berg sorgfältig überwacht und erkannt hatten, dass die Eis- und Gesteinsmassen unweigerlich auf das Dorf stürzen würden. Die Behörden, die daraufhin die Dorfbewohner evakuierten, waren es, die sie retteten. Ohne dieses verantwortungsvolle Handeln könnte man kaum von Bewahrung sprechen – es sei denn, Gott hätte die Einwohner ohne menschliches Zutun davor bewahrt.
Der Psalm 125 ist ein Wallfahrtspsalm, der gesungen wurde, als die Israeliten nach Jerusalem pilgerten, um eines der „Feste Gottes" zu feiern (5Mo 16:16). Die Reise war oft beschwerlich und gefährlich. Doch diejenigen, die auf den HERRN vertrauten, rechneten fest mit seiner Bewahrung. Als sie Jerusalem erblickten, umgeben von Bergen, sahen sie darin ein Sinnbild für Gottes schützende Gegenwart. Die Berge um Jerusalem erschienen ihnen wie „göttliche Wachtürme" um diese einzigartige Stadt.
Wenn Jesus im „hohenpriesterlichen Gebet" von Johannes 17 um Bewahrung vor dem Bösen spricht, wirft das eine schwierige Frage auf: Wie können wir diese Bitte um Bewahrung verstehen, wenn Stephanus von einem wütenden Mob gesteinigt wurde (Apg 7:54-60) und die meisten – womöglich sogar alle – Apostel den Märtyrertod erlitten? In unseren Ohren mag dies zunächst wie ein leeres Versprechen klingen.
Die göttliche Bewahrung vor dem Bösen zeigt sich im Martyrium auf mehreren Ebenen:
Die geistliche Bewahrung steht über der physischen Sicherheit – Märtyrer bleiben trotz äußerer Bedrohung im Glauben standhaft. Stephanus wurde während seines schrecklichen Todes wunderbar durchgetragen, als er kurz vor seinem Tod „Jesus im Himmel" sehen durfte (Apg 7:55-56)
Christen haben eine Ewigkeitsperspektive. Der endgültige Sieg ist durch die Auferstehung gewiss, auch wenn der irdische Körper stirbt (Offb 2:10)
Gott schenkt innere Stärkung und seine Bewahrung bedeutet nicht Abwesenheit von Leid, sondern Kraft zum Durchhalten in der Verfolgung (2Kor 12:9)
Das Martyrium wird zum mächtigen Zeugnis für das Evangelium und erfüllt damit den Auftrag der Christen in der Welt (Offb 12:11)
Diejenigen, die auf Gott vertrauen, werden vom Bösen bewahrt – auch wenn dies anders geschehen mag, als wir es uns vorstellen (Jes 55:8-9). David brachte diese Wahrheit in Psalm 18:3 treffend zum Ausdruck:
„Der HERR ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und das Horn meines Heils und mein Schutz."
So dürfen wir auch heute – in allen Herausforderungen – mit Gottes bewahrender Nähe rechnen: nicht als Garantie für ein Leben ohne Leid, aber als Zusage seiner Gegenwart und seines Sieges (Mt 28:20).
Gott spricht zum Frevler: Was redest du von meinen Geboten und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich?
Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.
Ein Trainer, der seine Mannschaft zum Sieg führen möchte, verordnet ihr Trainingseinheiten, die alles andere als Spaß machen. Als Kind war ich für kurze Zeit in einem Fußballclub, und dort gab es zuerst ein knallhartes Konditionstraining, das mir überhaupt keine Freude bereitete. Eine gute Kondition beziehungsweise eine große Ausdauer ist aber ein wichtiger Baustein, um an die Tabellenspitze zu gelangen.
Die allermeisten Sportler akzeptieren die Tortur eines Konditionstrainings, aber die noch viel wichtigere Vatererziehung Gottes wird oftmals verachtet und abgelehnt (Hebr 12:5-6).
Gott redet mit großer Klarheit: Nicht jeder, der fromme Worte gebraucht oder religiöse Rituale ausübt, lebt wirklich in Beziehung zu ihm. Vielmehr fragt Gott nach unserem Gehorsam und unserer inneren Haltung ihm gegenüber (1Sam 15:22).
Die beiden Verse vor unserem heutigen Losungstext erfreuen sich großer Beliebtheit und werden oft zitiert. Der 15. Vers trägt den liebevollen Beinamen „Himmelstelefon". Da lesen wir:
"Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde; und rufe mich an am Tag der Not; ich will dich retten, und du wirst mich verherrlichen!"
Dann folgt die traurige Feststellung, dass der Frevler zwar fromme und religiöse Worte von sich gibt, aber zugleich die väterliche Erziehung Gottes ablehnt und seine mahnenden Worte hinter sich wirft. Was ist der Grund dafür? Gottes liebevolle Zurechtweisung passt nicht zu einem egoistischen Lebensstil. In einer von Religion geprägten Gesellschaft benutzt man vielleicht ein frommes Vokabular, doch die Ermahnungen des HERRN will man weder hören noch beherzigen (Jes 29:13). So wirft man die Worte Gottes – sprichwörtlich – hinter sich!
In Matthäus 7 berichtet Jesus von einer Gruppe Menschen und ihren Worten:
"Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt (o. prophezeit) und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan?" Und dann werde ich ihnen bekennen: "Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir, ihr Übeltäter!" (Mt 7:22-23)
Wie ist das möglich? Menschen prophezeien im Namen des HERRN, treiben Dämonen aus und vollbringen sogar Wunderwerke – und dennoch kennt der Herr Jesus sie nicht! Das griechische Wort für „Übeltäter" lautet anomian und bedeutet „Gesetzlosigkeit" oder „ohne Gesetz sein". Es beschreibt nicht bloß einzelne Verfehlungen, sondern eine grundsätzliche Haltung der Ablehnung gegenüber Gottes Ordnung (1Jo 3:4). Diese Übeltäter verwenden zwar christlich-religiöse Handlungen, mit denen sie sich in gläubigen Kreisen profilieren können, doch sie leben nicht im Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Und das Tragischste daran: Sie geben vor, Christen zu sein, ohne in einer vertrauensvollen Liebesbeziehung zu Jesus Christus zu stehen. Deshalb sagt der HERR: „Ich habe euch niemals gekannt!"
Wer aus dem Vertrauen zu Jesus Christus lebt, sucht den Willen des Vaters zu tun – nicht aus Zwang, sondern aus Liebe (Joh 14:15). Auch wenn es nicht immer gelingt und Fehler passieren: Der Wunsch, aus der Liebe zu Gott und den Menschen zu leben, prägt sein Herz. Deshalb stellt er das Wort Gottes vor sich und lässt sich von ihm leiten.
Vertrauen und Gehorsam gehören zusammen. Sie sind kein Widerspruch, sondern Ausdruck echter Nachfolge (Joh 15:10). Wer Jesus liebt, will ihm auch folgen – aus einer inneren Freude heraus. In dieser Beziehung liegt die wahre Lebenserfüllung und die Tür zum Himmelreich.
Du bist mein Vater, mein Gott und der Hort meines Heils.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Obwohl der Koran häufig auf biblische Figuren Bezug nimmt und Noah, Abraham, Mose und Jesus als Propheten bezeichnet, lehnen sie die Vorstellung eines allmächtigen Gottes, der auch Vater sein will, vollständig ab. Der Islam begründet dies damit, dass Allah einzigartig und nicht menschlich ist. Er steht außerhalb jeder biologischen oder familiären Beziehung.
Sowohl das Alte als auch das Neue Testament bezeichnen Gott als Vater (5Mo 32:6). Da stellt sich die Frage: Weshalb bezieht sich der Islam dennoch auf die Bibel und Jesus? Muslime behaupten, die „jüdische bzw. christliche Bibel" sei verfälscht worden und enthalte deshalb viele Aussagen, die dem Koran widersprechen. Aus historischer und archäologischer Sicht lässt sich diese Behauptung jedoch nicht nachweisen. Die Schriftrollen von Qumran aus dem 1. und 2. Jahrhundert v. Chr. enthalten alle Schriften des Alten Testaments – mit Ausnahme des Buches Ester. Diese Schriftrollen stimmen weitgehend mit dem Alten Testament überein, besonders in den theologischen Aussagen. Die Behauptung der Verfälschung lässt sich also nicht beweisen, zumal der Koran erst zwischen 610 und 632 n. Chr. entstanden ist.
Natürlich ist Gott, der himmlische Vater, kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern Geist (Joh 4:24), aber das schließt nicht aus, dass er „geistliche Kinder" hat (Joh 1:12-13) und somit auch ein „geistlicher Vater" ist (Röm 8:15). So heißt es in Eph 4:6:
"... ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist."
Und in Hebr 12:9 lesen wir:
"Sollen wir uns nicht vielmehr dem Vater der Geister unterordnen und leben?"
Etan, der Esrachiter, der als außerordentlich weise galt, schrieb den Psalm 89. Durch den Heiligen Geist inspiriert (2Petr 1:21), schrieb er, dass David seinen Gott mit „Mein Vater bist du" ansprechen wird.
Ich finde es wunderschön, dass der allmächtige Gott Vater sein will und tatsächlich ein Vater für alle ist (Mal 2:10). Dies zeigt nicht nur, wie er sich selbst versteht, sondern offenbart auch sein wahres Wesen. Allerdings können nur wenige menschliche Väter als würdiges Abbild dieses himmlischen Vaters dienen.
Gott ist nicht nur ein fürsorgender Vater (Mt 6:26), sondern einer, der sich von Herzen freut, uns zu seinen Kindern zu machen. Er liebt uns unendlich und bedingungslos – wie David, der seinen Sohn Absalom trotz dessen Bosheit nicht anders als lieben konnte (2Sam 18:33). Er ist der Vater, der voller Sehnsucht auf unsere Umkehr wartet (Lk 15:20). Er ist der geduldige, barmherzige Vater, der seinen Kindern gerne vergibt (Ps 103:13). Er ist der Vater, der uns nicht nur das tägliche Brot schenkt, sondern uns auch das „Brot des Lebens" gegeben hat (Joh 6:35). Er ist der Vater, der in uns einen geistlichen Menschen zeugt, damit wir zu Kindern und Söhnen Gottes werden und dadurch unsere höchste Identität finden können (1Jo 3:1). Darum haben wir allen Grund, uns ihm ganz anzuvertrauen!
Obwohl Gott auch „mütterliche" Eigenschaften besitzt (Jes 66:13), wird er in der Bibel durchgehend als Vater bezeichnet. Dies lässt sich durch eine bildhafte Analogie verstehen: Bei der Entstehung eines Kindes gibt der Vater den „Samen", den die Mutter empfängt, um nach neun Monaten ein Kind zur Welt zu bringen. So verkörpert der Vater das Prinzip des Gebenden, die Mutter das der Empfangenden.
Der Vater im Himmel gibt uns alles, was wir brauchen, und noch viel mehr (Röm 8:32)! Er freut sich darauf, seine Kinder mit allen seinen wunderbaren und göttlichen Gaben zu beschenken (Jak 1:17). Durch Paulus hat er uns sogar versprochen, alles zu schenken – welch ein Wunder der Gnade und Liebe des himmlischen Vaters!
Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!
Der Engel sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen!
Jesaja 6 schildert die Berufungsgeschichte des gleichnamigen Propheten (Jes 6:1-13). Diese Begebenheit bildet die Grundlage für seine außergewöhnliche Aufgabe als Prophet und Verkündiger der Botschaft Gottes. Er sah den HERRN der Heerscharen (hebr. Jahweh Zebaoth) auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen. Um ihn herum befanden sich Serafim, jeder mit sechs Flügeln ausgestattet. Diese himmlischen, feurig brennenden Engelwesen gaben dem „Himmelskönig" alle Ehre. Einer rief dem anderen zu:
"Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen! Die ganze Erde ist erfüllt mit seiner Herrlichkeit!" (ELB)
Für uns mag das zunächst etwas schlicht, unspektakulär und vielleicht sogar langweilig klingen, doch es beinhaltet viel mehr als wir erahnen. In Offenbarung 4 ist von vier lebendigen Wesen die Rede, die ebenfalls sechs Flügel haben und auch „heilig, heilig, heilig …" sagen (Offb 4:8).
Wenn sie sich das Trishagion*, dieses dreimal „heilig", zurufen, offenbart sich ihr tiefes Staunen über Gottes Herrlichkeit – jedes Wesen bringt dabei seine eigene Perspektive ein. Es ist ein Akt des Proklamierens, des bewussten Wahrnehmens und des Teilens der persönlichen Gotteserfahrung. Jedes Wesen gibt seine eigene Sichtweise vom Allmächtigen weiter. Sie rufen einander zu: „Schau, wie heilig er ist!"
„Heilig" bedeutet in diesem Zusammenhang die absolute Erhabenheit des HERRN, der sich völlig vom weltlichen Denken abhebt und sich ganz der vollkommenen Liebe geweiht hat (1Jo 4:8). Diese Liebe zeigt sich besonders in seiner Gnade und Barmherzigkeit, welche seine Herrlichkeit widerspiegeln.
Das gegenseitige Sich-Zurufen macht auch Folgendes deutlich:
Die himmlischen Wesen blicken in jeder neuen Offenbarung Gottes eine weitere Tiefe seiner Heiligkeit.
Sie rufen sich das Trishagion zu, weil jede neue „Sichtung" oder „Erkenntnis" seiner Herrlichkeit erneut Erstaunen auslöst.
Es ist ein unendlicher Prozess der Anbetung, weil Gott nie vollständig erfasst werden kann – jede neue Begegnung mit ihm ist Grund für erneutes Staunen und Rufen.
Das dreifache „heilig" kann auch als Hinweis auf den dreieinigen Gott verstanden werden – den Heiligen Vater, den Heiligen Sohn und den Heiligen Geist (2Kor 13:13). Ihm allein gebührt alle Anbetung!
Was aber beinhaltet Anbetung? Der Anbeter gibt dem Angebeteten die höchste Ehre und Würde. Er wirft sich vor dem, den er anbetet, nieder und unterordnet sich bereitwillig dessen Autorität – völlig freiwillig und mit ganzer Hingabe (Ps 95:6). Der Anbeter blickt nicht mehr auf sich selbst, sondern allein auf den, den er anbetet, weil er von ihm vollkommen fasziniert und erfüllt ist.
Egal, ob es uns bewusst ist oder nicht: Jeder betet etwas an! Jeder hat einen „Gott", den er anbetet – auch der Atheist (Röm 1:25). Manche beten ein Idol an, andere sich selbst oder einen Götzen. Doch nur wer den Erschaffer alles Lebens anbetet, wird mit göttlicher Liebe erfüllt werden.
Auch Satan begehrt Anbetung und ist eifersüchtig auf die Anbetung, die Gott erhält. Dies zeigt sich deutlich bei der Versuchung Jesu, als Satan von ihm Anbetung forderte (Mt 4:9-10). Am Ende dieses Zeitalters wird jeder Mensch vor der Entscheidung stehen: Wird er den allmächtigen Gott anbeten oder das von Satan inspirierte „Tier der Endzeit"? Dabei dürfte es sich um ein antichristliches, diktatorisches System handeln, das alle Bereiche des menschlichen Lebens beherrschen will (Offb 13:4)!
Darum ruft ein Engel vom Himmel her allen Menschen auf der Erde zu: „Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre! Denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Und betet den an, der Himmel und Erde, Meer und Wasserquellen gemacht hat!" (Offb 14:7)
* Trishagion ist ein griechisches Wort und bedeutet wörtlich „dreimal heilig“ (tris = drei, hagios = heilig). Es bezeichnet die dreifache Anrufung der Heiligkeit Gottes
Jeremia sprach: Mich jammert von Herzen, dass die Tochter meines Volks so zerschlagen ist. Ist denn keine Salbe in Gilead, oder ist kein Arzt da?
Jesus sprach zu Zachäus: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Am 1. Februar 1933 – nur zwei Tage nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler – warnte Dietrich Bonhoeffer in einer Radioansprache zum Thema „Führer und Führerprinzip" vor der Vergötzung eines politischen Führers (2Thes 2:4). Ein sinngemäßes Zitat von ihm lautete damals:
„Ein Führer, der sich selbst zu Gott macht, wird zum Verführer."
Auch in den Jahren danach warnte Bonhoeffer immer wieder öffentlich vor dem Nationalsozialismus. Die Mehrheit des deutschen Volkes wollte oder konnte jedoch nicht auf solche kritischen Stimmen hören – stattdessen wurden diese Mahnungen zensiert (Joh 3:19).
Dietrich Bonhoeffer, Paul Schneider und viele andere ahnten, dass ihr geliebtes Volk trotz ihrer Warnungen geradewegs ins Verderben lief. Wie müssen sich diese Männer gefühlt haben, als sie hilflos mitansehen mussten, wie ihre Warnungen ignoriert und unterdrückt wurden? Vermutlich empfanden sie ähnlich wie der Prophet Jeremia, der den Untergang Jerusalems kommen sah und machtlos dagegen war (Jer 20:8).
Den Vers 21 aus Jeremia 8 könnte man wörtlich auch wie folgt übersetzen:
„Wegen des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes bin ich zerbrochen. Verdüstert trauere ich, und Entsetzen hat mich ergriffen."
Hier zeigt sich die tiefe persönliche Betroffenheit Jeremias und seine emotionale Anteilnahme am Schicksal seines Volkes. Das Volk Jerusalems steuerte sehenden Auges auf den Untergang zu, weil es am Trug festhielt und sich weigerte, Buße zu tun (Jer 8:5). Jeremia zeigte keine lieblose Gleichgültigkeit, sondern eine mitleidende Verbundenheit zu seinem Volk. Darin spiegelte sich auch das innige Mitgefühl Gottes wider (Hos 11:8).
Durch ihre Sünde war das Volk zerbrochen und blieb krank, obwohl es einen Balsam und einen Arzt gegeben hätte, der sie durch Umkehr hätte heilen können. Die Schriftgelehrten, Priester und selbsternannten Propheten hielten jedoch an ihren Lügen fest (Jer 8:8).
Und wie ist es heute? Welche Warnungen schlagen wir in den Wind, und wo fehlt es uns an Umkehr, weil wir an Lügen festhalten? Bei der Beantwortung dieser wichtigen Fragen sollte ich nicht auf andere oder auf „die böse Gesellschaft" von heute zeigen – stattdessen sollte ich in erster Linie mein eigenes Leben kritisch hinterfragen (Mt 7:5).
Auch Jesus war über die Verlorenheit der Menschen tief betroffen und suchte intensiv nach jenen, die bereit waren, sich heilen und verändern zu lassen. In seiner Liebe ging er auf die Verlorenen zu und suchte Gemeinschaft mit ihnen (Mt 9:12-13).
Zachäus, ein reicher und verhasster Oberzöllner, kletterte auf einen Baum, um Jesus zu sehen. Als er vom Messias solch große Zuneigung und Liebe erfuhr, kehrte er von seinen gierigen, betrügerischen Taten um und tat Buße. Die gemeinschaftliche Verbundenheit mit dem HERRN wurde ihm wichtiger als all sein Reichtum. Dadurch erwies er sich als ein wahrer „Sohn Abrahams" (Gal 3:7).
Siehst du auch Jesu große Zuneigung und Liebe zu dir? Sie ist der Balsam, der deine Wunden heilt! Lass dich also heute von Jesu heilender Nähe berühren – seine Arme sind offen für dich (Mt 11:28).
Hanna betete: Ach, HERR Zebaot, sieh das Elend deiner Magd an! Denk doch an mich und vergiss deine Magd nicht! Schenk deiner Magd einen Sohn! Dann will ich ihn dem HERRN überlassen sein ganzes Leben lang.
Für Elisabeth kam die Zeit, dass sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass der Herr große Barmherzigkeit an ihr getan hatte, und freuten sich mit ihr.
In den heutigen Versen begegnen uns zwei Frauen, die unter ihrer Unfruchtbarkeit litten. In biblischen Zeiten war dies für Frauen eine besonders schwer zu ertragende „Schmach", da sie dadurch mit vielfältigen Schwierigkeiten konfrontiert waren (1Mo 30:23). Dieses Schicksal war in mehrfacher Hinsicht besonders belastend:
weil Kinderlosigkeit als gesellschaftliches Stigma betrachtet wurde
weil es als Zeichen göttlicher Missbilligung gedeutet wurde (1Sam 1:6-7)
weil ohne Nachkommen die Familienlinie nicht weitergeführt werden konnte
weil Kinder für die Altersversorgung und als Arbeitskräfte benötigt wurden
weil die Situation zu seelischer Niedergeschlagenheit führte (1Sam 1:10)
Wenn eine Frau jahre- oder jahrzehntelang unter ihrer Kinderlosigkeit litt, führte das verständlicherweise oft zu Verbitterung oder Resignation. Es gab sicher auch einige, die Gott die Schuld für ihre Kinderlosigkeit gaben und sich enttäuscht von ihm abwandten.
Hanna glaubte nicht nur, dass es einen Gott gibt, sondern auch daran, dass es diesem Gott jederzeit möglich ist, eine unfruchtbare Frau mit einem Kind zu beschenken (1Mo 18:14). Für Hanna war die Entstehungsgeschichte Israels und somit auch diejenige von Isaak bekannt, und sie glaubte daran, dass der Gott Abrahams immer noch Wunder tun kann. Darum betete sie intensiv und „schüttete" ihr Herz vor Gott aus. Dabei machte sie auch ein Gelübde: Ihr Sohn soll ein Nasir, ein Gottgeweihter, werden. Gott erhörte ihr intensives Flehen und schenkte ihr Samuel, den großen Richter und Propheten in Israel. Später bekam sie noch drei weitere Söhne und zwei Töchter (1Sam 2:21).
Elisabeth hatte sich vermutlich damit abgefunden, kinderlos zu bleiben, doch dies bedeutete keineswegs, dass sie sich von Gott abgewandt hätte. Von ihr und ihrem Mann Zacharias lesen wir in Lk 1:6:
"Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn."
Trotz ihrer Kinderlosigkeit blieben sie Gott treu ergeben. Gott erhörte ihr jahrelanges Flehen, obwohl sie vermutlich nicht mehr damit rechneten, noch Eltern zu werden. Es ist zweifelhaft, dass die beiden älteren Menschen noch Hoffnung auf Nachwuchs hatten, bevor der Engel des HERRN dem Zacharias erschien (Lk 1:11-13). Wahrscheinlich hatten sie ihre Hoffnung bereits aufgegeben – ähnlich wie Abraham und Sara, die vermutlich dachten, dass Ismael der verheißene Sohn sei und nicht mehr mit einem gemeinsamen Kind rechneten.
Die Geschichte dieser beiden Senioren ist für mich ein Beispiel einer Gebetserhörung, die erst dann eintrat, als die Hoffnung bereits so sehr geschwunden war, dass man kaum mehr damit rechnete. Elisabeth durfte dann Johannes den Täufer zur Welt bringen, von dem Jesus sagte, dass er der Größte sei, der je von einer Frau geboren wurde (Mt 11:11).
Vielleicht gibt es auch in deinem Leben eine Situation, in der du nicht mehr mit einer Gebetserhörung rechnest. Dann darfst du gewiss sein: Gott wird jedes Gebet, das in seinem Willen gesprochen ist, zu seiner Zeit auf wunderbare Weise beantworten (1Jo 5:14) – vielleicht ganz anders, aber gewiss nicht weniger liebevoll, als du es dir erträumt hast.
Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist!
Die Reichen sollen Gutes tun, reich werden an guten Werken, freigebig sein und ihren Sinn auf das Gemeinwohl richten. So verschaffen sie sich eine gute Grundlage für die Zukunft, die dazu dient, das wahre Leben zu gewinnen.
Wäre ich Bildungsminister eines Landes und hätte die nötigen Befugnisse, würde ich Weisheit als Pflichtfach in der Schule einführen. In diesem „Fach" müssten vor allem die Weisheitsbücher der Bibel – insbesondere die Psalmen, Sprüche und der Prediger – unterrichtet und studiert werden (Spr 1:1-7). Das Studium dieser Bücher würde Kindern ermöglichen, in ihrer Lebensführung die richtigen Prioritäten zu setzen. Die Beachtung göttlicher Weisheit wirkt den egoistischen Bestrebungen – wie Hochmut und Gier – entgegen und leitet uns zu Demut und Liebe (Jak 4:6).
In einem säkularen, demokratischen Staat wäre dies jedoch kaum umsetzbar, da unmittelbar eine Debatte über die Definition von Weisheit entstünde. Viele Bürger würden die Bezeichnung der Bibel als alleinige Weisheitsquelle ablehnen – es erschiene ihnen zu intolerant und einseitig.
Wenn es aber einen allmächtigen Gott gibt, der sowohl Himmel und Erde als auch die Menschen erschuf, dann kann nur Sein Wort die Quelle wahrer Weisheit sein, denn nur Er kann uns die Einsicht vermitteln, die Ewigkeitswert besitzt (2Tim 3:16-17). Darum heißt es in der Bibel:
"Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und Erkenntnis des ⟨allein⟩ Heiligen ist Einsicht." (Spr 9:10)
Psalm 112 zeigt uns, was ein weiser und verheißungsvoller Lebensstil beinhaltet. Er preist denjenigen glückselig, der den HERRN fürchtet (V. 1) und sich an den Anweisungen Gottes und seinen Geboten erfreut, weil er in ihnen eine Quelle geistlichen Reichtums entdeckt hat (Ps 19:8-12).
Der ganze Psalm offenbart die charakteristischen Eigenschaften des Gottesfürchtigen. Diese sind:
Aufrichtigkeit bzw. Redlichkeit, Geradlinigkeit oder Rechtschaffenheit (hebr. yashar - Vers 2+4)
Gerechtigkeit (hebr. zedakah - Vers 3)
Gnädig sein (hebr. channun - Vers 4)
Barmherzigkeit, die sich in tiefem Mitgefühl zeigt (hebr. rachum - Vers 4)
Großzügigkeit (hebr. lavah - Vers 5)
Rechtschaffenheit, die kein Unrecht tut (hebr. mishpat - Vers 5)
Gottvertrauen, das die Furcht vertreibt (hebr. batach - Vers 7)
Fürsorglichkeit, die den Armen bereitwillig gibt (hebr. nathan - Vers 9)
Wer aus göttlicher Sicht weise geworden ist, besitzt all diese Eigenschaften (Jak 3:17). Diesem Menschen wird im Psalm vieles verheißen: Glückseligkeit, mächtige Nachkommen im Land, Segen, Vermögen und Reichtum, Erleuchtung, Festigkeit, Furchtlosigkeit und Ehre.
Wohlhabende und vermögende Christen, die sich von den Eigenschaften eines Gottesfürchtigen leiten lassen, können als weise bezeichnet werden. Wenn sie die Anweisungen des Apostels Paulus in 1Tim 6:18-19 befolgen, sind sie für eine christliche Gemeinschaft ein besonderer Segen und leben zur Ehre Gottes (2Kor 9:6-8). Sie haben sich von Gier und Geiz befreit und sind zur wahren Freiheit in Christus gelangt.
Lasst uns großzügige und freudige Geber sein – darin liegt nicht nur wahre Weisheit, sondern auch ein Widerschein göttlicher Liebe (2Kor 9:7).
Heute bin ich zum ersten Mal einer Psalmsängerin begegnet, die Bibeltexte spontan vorsingt, ohne vorher eine Melodie einzuüben. Das Besondere an Sarah, die uns gerade mit ihrer Familie besucht: Sie ist erst 10 Jahre alt! Inspiriert von der heutigen Losung aus Psalm 112:5 trug sie uns den gesamten Psalm 112 vor. Hört mal rein!
Fröhlich lass sein in dir, die deinen Namen lieben!
Die Apostel gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden, und sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.
Von Ingo Mees
Die Glücksforschung hat festgestellt, dass mindestens vier Faktoren zum Glücklichsein gehören: Liebeserfahrung, Freude, Zufriedenheit und Dankbarkeit. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Suche nach Freude einen starken Antrieb im Leben eines jeden Menschen darstellt. Nicht ohne Grund kennen wir Begriffe wie „Vergnügungsindustrie" und „Spaßgesellschaft". Die Freude, die der Zeitgeist anbietet, ist aber oberflächlich und vergänglich. Spaß und Vergnügen befriedigen nicht wirklich: Das erwünschte Glücksgefühl ist schnell wieder vergangen oder will sich gar nicht erst einstellen. So beginnt eine immer intensivere Suche nach neuer Freude, die sich jedoch in einer Spirale der Unzufriedenheit verliert. Aus Sehnsucht wird Sucht.
Die Freude, mit der unser Schöpfer uns beschenken möchte, ist von ganz anderer Qualität, denn sie ist verknüpft mit ihm selbst: „Fröhlich lass sein in dir, die deinen Namen lieben!" (Ps 5:12) Echte Freude, die einen Baustein zu einem glücklichen Leben darstellt, finden wir nur in der Bindung an Gott. Sie ist nicht flüchtig, sondern trägt – auch in schwierigen Zeiten.
„Freut euch im Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch!" – so formuliert es der Apostel Paulus (Phil 4:4). Aber Moment mal: Kann man denn eine emotionale Bewegung wie Freude anweisen oder gar befehlen? Ist Freude nicht vielmehr ein Gefühl, das sich einstellt – oder eben nicht? Es ist eine geistliche Wahrheit, dass wir unseren Gemütsbewegungen nicht hilflos ausgeliefert sind.
Es ist von entscheidender Bedeutung, worauf wir unser Denken, Reden und Tun ausrichten. Wenn wir unsere Blicke auf unseren Herrn und Heiland Jesus Christus richten (Hebr 12:2), unser Denken, Reden und Tun von ihm prägen lassen und dem Geist Gottes in uns Raum geben, wird die Freude im Herrn uns ganz gewiss erfüllen, denn sie ist eine Frucht des Heiligen Geistes (Gal 5:22).
Mit der Gabe der göttlichen Freude verfügen wir über eine gewaltige Kraftquelle: „Seid nicht bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke." (Neh 8:10) Mit diesen Worten stärkte Esra das Volk der Juden in einer Zeit schwerer Anfechtungen, und diese Worte haben ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren. Schon im Alten Bund wussten die Menschen, die Gott ihr Leben anvertraut haben, um Quellen der Freude: „Freuen, ja, freuen will ich mich in dem Herrn! Jubeln soll meine Seele in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan" (Jes 61:10). Gott ist ein Gott, der uns umfassendes Heil erfahren lassen möchte – welch ein Grund zur Freude! „Deine Zeugnisse sind mein Erbe für ewig, denn die Freude meines Herzens sind sie." So lesen wir es in Psalm 119:111. Gott ist nicht unnahbar, sondern ein Gott, der sich in seinem Wort offenbart und uns nahekommt!
Mit der Menschwerdung des Sohnes Gottes haben sich die Gründe für ein Leben mit tiefgreifender Freude vervielfältigt (Lk 2:10). In Jesu Person haben sich die Liebe und die Gnade Gottes auf überragende Weise geoffenbart und seine Worte sind Worte des Lebens, die zur Freude führen (Joh 15:11).
Die Jünger Jesu wurden mit dieser Freude erfüllt und sie machten die Erfahrung, dass die göttliche Freude auch in Situationen Bestand hat, die von außen betrachtet eigentlich keinen Grund zur Freude darstellen. Sie befanden sich in einer lebensgefährlichen Situation vor dem Hohen Rat (Apg 5:33), wurden geschlagen und geschmäht – und gingen dennoch „fröhlich von dem Hohen Rat fort" (Apg 5:42, vgl. Mt 5:12, 1Petr 4:13). Eigentlich unfassbar! Auch der Apostel Paulus hat die Beständigkeit der göttlichen Freude in notvollen Lebenslagen erfahren (2Kor 7:4).
Ein besonderer Grund zur Freude wartet noch auf uns: Wir werden unseren Herrn von Angesicht zu Angesicht sehen, ja – ihm gleich sein (1Jo 3:2, vgl. Joh 16:22)! Wenn das kein Grund zum Jubel und zum Lob Gottes ist! Jesus wird wiederkommen, um uns zu sich zu nehmen – in seine liebenden Arme. Das ist unsere Hoffnung, darauf warten wir, und auch dieses Warten wird uns zur Freude werden (Spr 10:28).
So beginnen wir diesen Tag mit einem frohen Herzen – so wie es auch in Ps 118:24 heißt: „Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat! Seien wir fröhlich und freuen wir uns in ihm!"
Der HERR spricht: Ich will Frieden geben in eurem Lande, dass ihr schlaft und euch niemand aufschrecke.
Jesus spricht: Ich treibe die bösen Geister mit dem Finger Gottes aus, und daran könnt ihr sehen, dass Gott schon angefangen hat, mitten unter euch seine Herrschaft aufzurichten.
Als ich noch im Architekturbüro tätig war, sollte ich innerhalb von drei Wochen einen riesigen Auftrag ausführen. Der Auftrag war eigentlich zu groß – ich hätte ihn nicht annehmen dürfen. Doch da der Betrieb in einem finanziellen Engpass steckte, sah ich keine andere Möglichkeit. Ich rechnete bereits damit, 14–16 Stunden pro Tag arbeiten zu müssen – was ich mir mit meiner beschränkten Kraft kaum vorstellen konnte. Selbst bei diesem enormen Arbeitspensum war nicht sicher, ob ich den Auftrag würde vollenden können.
Dann geschah etwas Unerwartetes: Zunächst beunruhigend, doch letztlich ein Segen: Der Auftrag wurde mir unerwartet entzogen, und ich wusste nicht, wie wir dies finanziell bewältigen würden. Stattdessen erhielt ich einen anderen, wesentlich kleineren Auftrag, der jedoch so viel Honorar einbrachte, dass wir weitermachen konnten (Röm 8:28). Es war damals, als würde Gott sich in seiner Gnade zu mir herabneigen und zu mir sagen: „Ich weiß, dass du das nicht schaffst, und ich weiß auch, was ihr braucht, um als Architekturbüro überleben zu können!"
In 3. Mose 26 zeigt der HERR, was er von seinem Volk erwartet und welche Folgen es haben würde, wenn sie seine Anforderungen erfüllen. Zusammengefasst lassen sich diese Verse so darstellen:
Wenn du …
keinen anderen Gott anbetest (2Mo 20:3)
das Heiligtum ehrfürchtig achtest
den Sabbat und alle Gebote hältst
Dann wird der HERR …
Regen schenken
reichen Ertrag geben
vor Krieg und wilden Tieren schützen
Frieden und Sicherheit schenken
Dies käme dem Reich Gottes sehr nahe!
Die ganze Geschichte des Alten Testaments zeigte deutlich, dass das Volk diese Anforderungen nicht erfüllen konnte. Zu Beginn wollten sie zwar alles tun, was der HERR verlangte – und glaubten wohl auch, es aus eigener Kraft schaffen zu können (2Mo 19:8 / Jos 24:24). Doch was folgte, war ein ständiges Versagen. Mehr noch: Die Treulosigkeit Israels gegenüber ihrem Gott war geradezu beispiellos (Jer 2:13).
Es folgte das, was Mose in den sogenannten „Fluchbestimmungen" (5Mo 28:15-68) bereits angekündigt hatte: Dürre, Mangel, Hunger, Ernteausfälle, Krieg, Verfolgung und das Gefühl der Unsicherheit – unter anderem durch die Bedrohung von wilden Tieren und bösen Mächten.
Das auserwählte Volk war unfähig, Gott treu zu dienen und seine Gebote einzuhalten, wodurch es an einen Tiefpunkt gelangte. Der beständige Götzendienst führte zu einer Verbindung mit bösen Geistern, bis hin zu dämonischer Besessenheit (5Mo 32:17).
Doch dann neigte sich der gnädige Gott herab, indem er seinen Sohn auf die Erde sandte und mit dem „Finger Gottes" die Menschen von ihren „finsteren Gebundenheiten" befreite (Joh 8:36). Der Paralleltext in Mt 12:28 verwendet statt „Finger Gottes" den Ausdruck „Geist Gottes", was die enge Verbindung zwischen dem Finger Gottes und dem Heiligen Geist verdeutlicht.
Durch die Gegenwart Jesu und den Heiligen Geist hat Gott bereits begonnen, seine Herrschaft mitten unter den Menschen aufzurichten (Lk 17:21). Heute geschieht dies in den Herzen der Menschen – doch es wird der Tag kommen, an dem die Herrschaft Gottes für alle sichtbar in Erscheinung tritt (Offb 11:15)!
Möge jeder von uns diese wunderbare Gewissheit erleben: Jesus ist da – mitten unter uns, durch seinen Geist, voller Frieden und Kraft (Mt 28:20).
Zur letzten Zeit wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird.
Im Garten des UNO-Hauptquartiers in New York City steht eine Bronzeskulptur mit dem Namen „Wir werden unsere Schwerter zu Pflugscharen schmieden". Diese wurde 1959 von der Sowjetunion als Geschenk an die Vereinten Nationen übergeben. War diese Geste vom aufrichtigen Wunsch nach globalem Frieden geprägt, oder spielten andere Motive eine Rolle? Eine Sehnsucht nach Frieden trägt vermutlich jeder Mensch in sich – auch wenn es ihm nicht immer bewusst ist (Ps 34:15). Doch das Geschenk der UdSSR sollte wohl eher dazu beitragen, ihr internationales Ansehen zu verbessern. Im Kalten Krieg inszenierten sich sowohl die USA als auch die Sowjetunion als Friedensmächte – ungeachtet ihrer tatsächlichen politischen oder militärischen Handlungen.
Die Metapher „Schwerter zu Pflugscharen" wurde von zwei Propheten geprägt, die zur gleichen Zeit lebten und vermutlich persönlichen Kontakt miteinander hatten. Während Jesaja hauptsächlich in Jerusalem wirkte, war Micha als „Landprophet" in Moreschet (nahe Gat) tätig (Mi 1:1).
Der Losungsvers aus Jesaja 2:4 lautet in der Elberfelder Bibel wie folgt:
"Und er (der HERR) wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen für viele Völker. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht ⟨mehr⟩ wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen."
In Micha 4:3 lesen wir fast wortgleich:
"Und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen für mächtige Nationen bis in die Ferne. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht ⟨mehr⟩ wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie werden das Kriegführen nicht mehr lernen."
„Diese Vision ist zu schön, um wahr zu werden!", werden vermutlich viele denken. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust hörte man sowohl in Deutschland als auch international immer wieder die Aussage: „Nie wieder!" Der globale Weltfriede bleibt ein Dauerthema und wird von vielen Politikern und Organisationen unermüdlich angestrebt.
Warum schaffen wir Menschen es nicht, diesen Frieden zu verwirklichen, obwohl sich eine große Mehrheit danach sehnt? Eine der Hauptursachen ist die weltweit praktizierte Ungerechtigkeit, die durch systematische Korruption genährt wird. Diese wurzelt im Egoismus und einer unersättlichen Gier nach mehr Reichtum, Macht und Ansehen (1Tim 6:10). Deshalb braucht es eine grundlegende Veränderung der Herzen – oder moderner ausgedrückt: „eine Transformation der Gesinnung" (Röm 12:2)!
Die gemeinsame Vision der jüdischen Propheten wird erst zur bleibenden Realität, wenn Gott die Völker gerecht richtet und die Herzen der Menschen durch den Heiligen Geist mit seiner bedingungslosen Liebe erfüllt (Röm 5:5). Dies wird geschehen, wenn Jesus in großer Macht und Herrlichkeit vom Himmel wiederkommt (Mt 24:30).
Zuvor kommt aber noch ein anderer, der durch einen siebenjährigen Bund einen vorübergehenden Frieden schaffen wird (Dan 9:27 / 1Thes 5:3 / Offb 6:4) und von sich behaupten wird, der „wahre Messias" zu sein. Er wird sich in den Tempel Gottes setzen und sich selbst als Gott ausgeben (2Thes 2:4). Doch er wird der Falsche sein – der Antichrist!
Der Retter der Menschheit kam vor 2000 Jahren als Mensch zu uns, um uns als Lamm Gottes von der Sünde zu befreien (Joh 1:29). Das nächste Mal kommt er nicht als Mensch aus Fleisch und Blut zu uns, sondern als mächtiger, hell strahlender himmlischer König (Offb 19:16)!
Jeder, der bereits heute den Heiligen Geist und dadurch die Liebe Gottes in sich trägt, strebt nach Frieden mit allen Menschen und folgt dem Weg der Heiligung (Hebr 12:14), indem er sich Gott und seiner Liebe weiht bzw. hingibt (Röm 12:1).
Wo ist ein Fels außer unserm Gott?
Paulus schreibt: Wir dachten bei uns selbst, zum Tode verurteilt zu sein. Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten.
Mitten im Rheinfall steht ein markanter Felsen mit einer Treppe und einer kleinen Aussichtsplattform (Ps 62:3). Mit seiner Schweizer Fahne ist er ein beliebtes Fotomotiv. Ich weiß nicht, seit wie vielen Tausend Jahren die gewaltigen Wassermassen des Rheins gegen diesen Felsen brausen (Ps 93:4), aber eines weiß ich: Er hat ihnen bis heute standgehalten, und kein noch so starkes Hochwasser konnte ihn je zu Fall bringen (Mt 7:24-25).
Dieser Fels inmitten des Rheins ist ein anschauliches Bild für Gottes Beständigkeit, Stärke und Festigkeit (5Mo 32:4). In Psalm 18:3 bezeugte David zudem:
"Der HERR ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter, mein Gott ist mein Hort, bei dem ich mich berge, mein Schild und das Horn meines Heils, meine hohe Feste."
David dachte vermutlich weniger an einen Felsen inmitten eines Stromes, sondern vielmehr an ein Felsmassiv, auf dem eine Burg stand, die allen Feinden trotzen konnte (Ps 61:4). Der HERR war für ihn eine solche unerschütterliche Feste, die ihm in allen Lebenslagen Schutz bot. Diese Erfahrung durfte er immer wieder machen, und deshalb bezeugte er zu Beginn dieses Psalms:
„Herzlich lieb habe ich dich, HERR!" (Ps 18:2 nach der Lutherbibel 1912)
Auch Paulus bezeugte, wie Gott ihn und seine Mitarbeiter aus größter Not errettete. In 2. Korinther 1:8 schildert er ihre tiefe Bedrängnis – sie waren dem Tod so nahe, dass sie am Leben verzweifelten. Obwohl sich niemand eine solche Erfahrung wünscht, durfte Paulus selbst in dieser scheinbar hoffnungslosen Situation die wunderbare Rettung des HERRN erleben (2Tim 4:18).
Aber nicht nur das: Er durfte auch erkennen, dass sie durch diese Not lernen durften, sich vom Selbstvertrauen zu lösen und zu einem absoluten Gottvertrauen zu gelangen (Spr 3:5-6). Wir sollten darin wie kleine Kinder werden, die – im Idealfall – wissen: ‚Ich habe eine fürsorgliche Mama und einen lieben Papa, die mir alles geben, was ich brauche.' Doch auch wenn menschliche Fürsorge manchmal fehlt oder enttäuscht, dürfen wir wissen: Gott ist ein vollkommen treuer Vater, der seine Kinder niemals verlässt (Hebr 13:5). Ihm dürfen wir unser ganzes Vertrauen schenken.
Gerade in jungen und erfolgreichen Lebensphasen neigen viele dazu, stark auf ihr eigenes Können und Selbstvertrauen zu bauen – was an sich nichts Schlechtes ist. Doch wenn das Selbstvertrauen Gottvertrauen verdrängt, wird es gefährlich. Der Glaube lädt uns ein, Schritt für Schritt zu lernen, unser Vertrauen von uns selbst auf Gott zu verlagern – aus dem Wissen heraus, dass seine Kraft größer ist als unsere eigene. Wer zum Glauben an Jesus Christus findet, darf lernen, sein Vertrauen nicht mehr auf sich selbst, sondern in allen Bereichen zunehmend auf Gott zu setzen.
Wenn wir wie Kinder auf Gott vertrauen – genauso bedingungslos wie sie ihren Eltern vertrauen – dann ehren und lieben wir Ihn (Mt 18:3). Wir haben allen Grund, dem HERRN unser vollkommenes Vertrauen zu schenken, denn Er allein hat die Macht, die Toten aufzuerwecken und ihnen ewiges Leben zu geben – und genau das wird Er auch tun (Joh 5:21)!
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.
Der Engel sprach zu Maria: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.
Der Prophet Sacharja lebte in der Zeit des Wiederaufbaus des zerstörten Tempels in Jerusalem (Esr 1:1-4). Als der persische König Kyrus es anordnete, kehrten einige Juden aus dem babylonischen Exil nach Jerusalem zurück. Unter ihnen war Serubbabel, ein in Babylon geborener Nachkomme Davids, der als jüdischer Statthalter eingesetzt wurde (Hag 1:1).
Die Widerstände gegen den Wiederaufbau des Tempels waren immens. Sie führten unter anderem dazu, dass die Bauleute den Mut verloren und ihre „Hände erschlafften" (Esr 4:4) – sie wurden kraftlos und verloren die Motivation weiterzumachen. In solchen Zeiten richtet man seinen Blick oft auf die Mächtigen und Starken und denkt: „Ach, hätten wir doch auch so viel Macht und Kraft!"
Wenn ich entmutigt bin und mich kraftlos fühle, spüre ich oft eine „bleierne Müdigkeit", die von tiefer Erschöpfung begleitet wird. In solchen Momenten überkommt mich eine Schläfrigkeit, gegen die ich nur mit größter Mühe ankämpfen kann (Ps 73:26).
In Sacharja 4 wird der Prophet von einem Engel geweckt (Sach 4:1)! Ob er unter Erschöpfung litt, wissen wir nicht. Jedenfalls wurde er durch ein übernatürliches Wesen aufgeweckt. Daraufhin empfing Sacharja die fünfte Nachtvision, in der ein Ölgefäß, ein goldener Leuchter mit sieben Gießröhren, zwei Ölbäume und zwei Gesalbte erscheinen.
Man fragt sich unweigerlich, was diese Symbole mit dem Wiederaufbau des Tempels zu tun haben. Der goldene Leuchter – die Menora – war zwar einer der heiligen Gegenstände des Tempels, konnte aber erst nach dessen Fertigstellung dort aufgestellt werden (2Mo 25:31-40).
Das „Öl", das „Licht" und die „Salbung" sind Symbole für den Geist (1Jo 2:27). Der „aufgeweckte Prophet" überbrachte dem vielleicht mutlosen Statthalter Serubbabel eine klare Botschaft: „Für den Bau des Hauses Gottes brauchst du weder eine schützende Armee noch menschliche Stärke – du brauchst allein den Geist Gottes, der das für Menschen Unmögliche möglich macht!"
Zwar kann man den Geist Gottes nicht sehen, doch er ist die entscheidende Macht, die alles ins Dasein rief, alles zusammenhält und alles zu dem von Gott bestimmten Ziel führt (Joh 3:8).
Wir Christen wünschen uns manchmal auch mehr Kraft und mehr wahrnehmbare Präsenz in dieser Welt, um noch effizienter an der Gemeinde Gottes bauen zu können, die ja ein geistlicher Tempel ist (1Kor 3:16). Der wahre und bleibende Tempel Gottes wird weder durch unsere gut durchdachten Programme und Strategien noch durch unser beeindruckendes Auftreten gebaut — sondern allein durch das Wirken des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist war es, der die Zeitenwende einleitete, indem er in einer jungen, unscheinbaren Frau den Sohn Gottes zeugte (Lk 1:35) – das Lamm Gottes, das geboren wurde, um die Welt von ihrer Sünde zu befreien. Der Heilige Geist erfüllte Jesus vollständig und gab ihm die Kraft für das Menschenunmögliche (Lk 4:1). Er ist es auch, der schwache und fehlerhafte Menschen zu Kindern Gottes macht und ihnen damit die höchste denkbare Identität schenkt (Röm 8:16).
Vertrauen wir nicht auf unsere Kräfte und Fähigkeiten, sondern allein auf das Wirken des Heiligen Geistes in uns (2Kor 12:9)!
Du sollst dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder.
Meine Brüder und Schwestern! Was nützt es, wenn jemand behauptet zu glauben, sich der Glaube aber nicht in Taten zeigt?
Was denken wir über einen Prediger, der über die Liebe spricht, aber gleichzeitig seine eigene Frau herablassend und verächtlich behandelt (1Petr 3:7)? Wie beurteilen wir einen Missionar, der fremden Völkern das Evangelium verkündigen will, während er die Einheimischen körperlich oder psychisch missbraucht (1Jo 4:20)? Was sagen wir zu einem wohlhabenden Christen, der um die materielle Not seiner Glaubensschwester weiß, ihr aber nicht hilft, die grundlegendsten Bedürfnisse zu stillen? Oder was denken wir über einen vermögenden Pfarrer, der einem Hungernden begegnet – und ihm nicht einmal genug zu essen gibt (1Jo 3:17)?
Wir kämen wohl alle zum gleichen Schluss: Diese Personen sind nicht nur unglaubwürdig – ihnen fehlt vor allem die Liebe, die ein untrennbarer Bestandteil des christlichen Glaubens ist (1Kor 13:2)!
Der gesamte Vers aus dem Losungstext lautet in der Elberfelder Bibel wie folgt:
"Wenn es einen Armen bei dir geben wird, irgendeinen deiner Brüder in einem deiner Tore in deinem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt, dann sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand vor deinem Bruder, dem Armen, nicht verschließen."
Der arme „Bruder", der am Tor zum eigenen Haus sitzt, erinnert an den armen Lazarus aus der Erzählung Jesu in Lk 16:19-31. In dieser Geschichte lebte ein gesunder und wohlhabender Mann, der zwar die Überlieferungen von Mose und den Propheten kannte (Lk 16:31), sich aber nicht um den kranken Lazarus vor seinem Tor kümmerte. Der Grund? Er verhärtete sein Herz und verschloss seine Hand vor einem Menschen in seinem unmittelbaren Umfeld – er unternahm nichts, um Lazarus' Not zu lindern. Dies hatte für den Reichen verheerende Konsequenzen, wie die Geschichte eindringlich zeigt.
Die Gründe, warum wir Menschen uns vor der Not anderer verschließen, sind vielfältig:
Hilfsbereitschaft „kostet Zeit", die wir lieber für unseren Genuss nutzen würden. Dabei übersehen wir, dass hilfsbereite Nächstenliebe langfristig viel mehr Freude schenkt als ein Leben voller Konsum und Vergnügen (Apg 20:35)!
Die Weitergabe finanzieller und materieller Hilfe verringert rechnerisch das eigene Vermögen und damit die vermeintliche Absicherung. Man hat auch weniger Geld für die eigenen Wünsche. Dabei vergisst man, dass Geben seliger ist als Nehmen, und es mangelt am Vertrauen darauf, dass Gott uns auch in Zukunft mit allem Nötigen versorgen wird (Mt 6:33).
Vielleicht spielt auch das Leistungsdenken eine gewisse Rolle: „Der Arme ist entweder faul oder jemand, der von Gott für eine Sünde bestraft wurde, während ich ein von Gott Gesegneter bin – das zeigt sich ja an meinem materiellen Reichtum." Folglich sei der Arme an seiner Situation selbst schuld und müsse sie deshalb einfach ertragen. Dieses Denken offenbart aber pure Unbarmherzigkeit (Röm 1:31 / Lk 6:36)!
Es gibt zwar noch viele weitere Gründe, warum wir uns vor der Not unserer Nächsten verschließen – doch keiner davon entspringt der Liebe!
Für den Apostel Paulus war es selbstverständlich, dass wahrer Glaube und Liebe untrennbar zusammengehören (Gal 5:6). Echte Liebe zeigt sich darin, dass man seinem Nächsten wohltut und beisteht. Wahrer Glaube bringt Glaubenswerke hervor – Werke, die Gott zuvor bereitet hat (Eph 2:10). Diese Glaubenswerke entstehen aus dem Vertrauen zu Gott und der Liebe zu den Menschen. Sie unterscheiden sich grundlegend von Gesetzeswerken, durch die ein Mensch versucht, eine eigene Gerechtigkeit aufzubauen, um sich vor Gott zu rechtfertigen.
Wer auf Gott vertraut und aus der Liebe lebt, hat einen echten Glauben – und dieser Glaube rettet. Ein Glaube ohne Liebe hingegen ist kein echter Glaube. Dieser unechte Glaube, von dem Jakobus spricht (Jak 2:14), kann nicht retten.
Lasst uns auf Gott vertrauen und aus der Liebe leben (1.Joh 4:16)!
Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.
Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich?
Normalerweise kennt uns der Mensch am besten, der uns über längere Zeit am nächsten steht. Das ist oft der Ehepartner, ein guter Freund oder ein Familienmitglied. Diesem Menschen kann man kaum etwas vormachen, da er sehr gut weiß, wie man „tickt". Ein solch tiefes Kennen und Verstehen setzt also eine besondere innere Nähe und Offenheit voraus! (Spr 17:17)
In 1. Könige 8 spricht Salomo eines der längsten Gebete der Bibel (neben Ps 119, Neh 9:5-38 und Joh 17). Er sprach dieses Gebet zur Einweihung des ersten Tempels. Der Tempel war als „Haus des Gebets" gedacht, in dem die Beziehung zu Gott vertieft werden konnte. Die Vollendung des Tempels machte Gottes Treue sichtbar, und dieses Haus des HERRN symbolisierte die Nähe des allmächtigen Gottes – zu dem jeder Mensch kommen kann, auch der größte Sünder! (Jes 56:7)
Es gibt jedoch eine wichtige Bedingung, um von Gott gehört zu werden: absolute Ehrlichkeit. Diese Authentizität und Wahrhaftigkeit führt zu einer von Herzen kommenden Demut. Und gerade diese Demut ist die Voraussetzung, um Gottes Gnade empfangen zu können. (Jak 4:6)
Auch wenn uns nahestehende Menschen sehr gut kennen, so gibt es doch nur einen, der uns durch und durch kennt und versteht – nämlich Gott allein! Er kennt nicht nur unsere oberflächlichen Beweggründe, sondern auch die tiefsten und verborgensten Motive unseres Herzens und unsere innerste Gesinnung. Er sieht alles und kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Er allein weiß, was wir brauchen, damit unsere Herzen gesund werden können. (Ps 139:1-4)
Salomo spricht von den Wegen, die wir einschlagen. Jede Entscheidungssituation gleicht einer Wegkreuzung, an der wir eine Richtung wählen und damit einen bestimmten Weg einschlagen. Wenn wir erkennen, dass Gott all unsere Motive und „Herzenswege" kennt, erwächst daraus eine heilsame Ehrfurcht vor ihm. Deshalb betete Salomo weiter: „... damit sie dich fürchten alle Tage ..." Diese „Gottesfurcht" bedeutet vor allem eine respektvolle Liebe und Vertrauen zum HERRN. (Spr 3:5-6)
Die Begegnung zwischen Jesus und Nathanael ist bemerkenswert. Philippus sagte zu Nathanael, dass er und seine Freunde denjenigen gefunden hätten, von dem Mose und die Propheten geschrieben haben – Jesus von Nazareth. Darauf fragte Nathanael: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?" Philippus antwortete schlicht: „Komm und sieh!" Bei ihrer Begegnung sprach Jesus die erstaunlichen Worte: „Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist!" Diese Aussage spiegelte Nathanaels aufrichtigen Charakter wider – er lebte ein Leben ohne Falschheit und Täuschung. (Joh 1:45-47)
Sofort spürte Nathanael: Dieser Jesus kennt mich, obwohl ich ihm noch nie wissentlich begegnet bin! Dann sagte Jesus: „Ehe Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich." Diese Aussage führte dazu, dass Nathanael in Jesus den Sohn Gottes erkannte. Warum war diese Aussage Jesu für Nathanael so besonders? Die Bibel sagt uns nichts dazu, aber es ist naheliegend, dass Nathanael unter dem Feigenbaum betete und dort vor Gott sein Herz ausschüttete. Vielleicht schrie er zum Gott Israels und bat ihn inständig um Vergebung. Die Aussage Jesu „Ich sah dich unter dem Feigenbaum" berührte ihn so tief, dass er sofort wusste: „Nur der Sohn Gottes allein kann meine Gedanken unter dem Feigenbaum kennen!" Damit machte Jesus deutlich: „Gott hat dein aufrichtiges Gebet erhört!" (Joh 1:48-49)
Wo ist dein Feigenbaum? — Sei gewiss: Gott kennt und versteht dich vollkommen und liebt dich unendlich! Du kannst ihm alles anvertrauen, was dein Herz zutiefst bewegt. Es lohnt sich immer, denn dieser Weg führt zur inneren Heilung! (1Jo 1:9)
Ich will sie sammeln von den Enden der Erde, unter ihnen Blinde und Lahme, Schwangere und junge Mütter, dass sie als große Gemeinde wieder hierher kommen sollen.
Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein.
Jedes Jahr organisiert unser Partnerverein Moria in Rumänien Freizeiten für Menschen mit Behinderungen. Die Teilnehmer werden von zu Hause abgeholt, um eine Woche in Gemeinschaft zu verbringen und Gottes Wort zu hören. Da viele von ihnen das Jahr über isoliert leben, ist diese Zeit besonders wertvoll. Die Ferienwoche wird durch Spenden finanziert und ist für die Teilnehmer, die meist nur eine Minimalrente beziehen, kostenlos. Unser Schweizer Verein "Hilfe für Rumänien" unterstützt dieses Projekt. Wenn möglich, begleiten meine Frau und ich die Gruppe für einige Tage. Hier darf ich das Evangelium verkündigen und werde dabei ins Rumänische übersetzt.
Diese wertvolle Zeit macht uns immer wieder bewusst, wie mühsam das Leben von „Blinden und Lahmen" ist. Es waren auch schon Tetraplegiker dabei, die fast vollständig auf fremde Hilfe angewiesen waren. Während heute viele Menschen mit Behinderungen in Europa verhältnismäßig gut versorgt sind, war die Situation für Blinde und Lahme in biblischen Zeiten deutlich schwerer. Die meisten mussten betteln, litten unter Hunger und Kälte und lebten am Rande der Gesellschaft – auch weil viele glaubten, sie seien „von Gott bestraft". Selbst die Jünger Jesu fragten sich, ob der Blindgeborene oder seine Eltern gesündigt hätten, worauf Jesus sagte:
"Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart werden." (Joh 9:3)
Die Rückkehr von Vertriebenen in ihr Land war in biblischen Zeiten bereits ein besonderes Ereignis. Dass aber Blinde und Lahme, Schwangere und junge Mütter in ihr Heimatland zurückkehren konnten, war geradezu außergewöhnlich – ein Geschehen, das man durchaus als Wunder bezeichnen kann. In Jer 31:8 verheißt Gott, ein solches Wunder zu tun!
Sowohl der Losungstext als auch der Lehrtext zeigen deutlich, dass Gott für die Blinden und Lahmen etwas ganz Besonderes bereithält. In Lukas 14:21 werden sie zum großen Gastmahl eingeladen, nachdem die ursprünglich Geladenen „zu beschäftigt" waren. So werden die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen zu den Bevorzugten (Mt 5:3). Dies ist ein wundervolles Gleichnis dafür, wie Gott sich den Benachteiligten zuwendet: „Sie sind es, die einst am großen himmlischen Gastmahl teilnehmen werden!"
Aber die Einladung Gottes geht nicht nur an die Benachteiligten, sondern auch an jene, die bereit sind, ihre Bedürftigkeit zu erkennen – unabhängig von ihrer sozialen oder körperlichen Situation (Mt 11:28). In diesem Sinne ist geistliche Armut kein Mangel, sondern ein Zugang zur Gnade.
Der allmächtige Gott – der zugleich die Liebe selbst ist (1Jo 4:16) – hat eine besondere Zuneigung zu den Schwachen und Unterprivilegierten. Obwohl sie in dieser Welt benachteiligt sind, werden sie häufig als Erste den himmlischen Segen erfahren. Deshalb preist Jesus auch in der Bergpredigt zuerst die Benachteiligten glückselig (Mt 5:1-12).
Es gibt nicht nur körperlich Blinde und Lahme, sondern auch Menschen, die es im „geistlichen" Sinne sind. Gerade intellektuell begabte Menschen, die sich über andere erheben, erkennen oft nicht, dass all ihre Gaben und Fähigkeiten ein Geschenk Gottes sind (1Kor 4:7). Hochmut und Stolz sind deutliche Zeichen geistlicher Blindheit. Wer nicht auf Gott vertraut, kann den Weg nicht gehen, den Gott für ihn vorgesehen hat – dieser Mensch ist im geistlichen Sinne lahm.
Lasst uns daher in Gottesfurcht, Demut und vollem Vertrauen auf Gott unseren Weg gehen (Spr 3:5-6), damit wir nicht zu den geistlich Blinden und Lahmen gehören.
HERR, lass den Geringen nicht beschämt davongehen.
Die kanaanäische Frau fiel vor Jesus nieder und sprach: Herr, hilf mir! Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.
Psalm 74 beginnt mit einer rhetorischen Frage, die tief hoffnungslos klingt:
"Ein Maskil. Von Asaf. Gott, warum hast du verworfen für immer, [warum] raucht dein Zorn gegen die Herde deiner Weide?" (Ps 74:1)
Dieser Psalm wurde vermutlich von einem Nachkommen Asafs verfasst, der – wie sein Vorfahre – als levitischer Sänger im Tempel zur Zeit Davids diente. Der Text beschreibt die trostlose Situation nach der Zerstörung Jerusalems und des ersten Tempels.
Asafs Frage spiegelt seine tiefe Verzweiflung wider, in der er emotional eine dauerhafte Verwerfung der „Herde Gottes" – und damit seines Volkes – empfindet. Die Frage deutet auf einen endgültigen Zustand hin, besonders weil der „Tempelsänger" seiner Aufgabe für immer beraubt wurde. Dieser Psalm zeigt deutlich, dass Asaf „ein Mann des Glaubens" war! Umso schwerer wiegt die Erkenntnis, dass er vermutlich zeitlebens seine Berufung als Tempelsänger nicht mehr ausüben konnte. Für ihn schien die Sache aussichtslos, weshalb er von einer „ewigen bzw. dauerhaften Verworfenheit" spricht (Klgl 5:19-22).
Jedoch machen sowohl die Geschichte als auch die Verheißungen Gottes deutlich, dass die Verwerfung des Volkes Israel kein endloser Zustand ist (Röm 11:1-2).
Trotz des Gefühls der Endgültigkeit wendet sich Asaf voller Vertrauen an seinen Gott. Seine Bitten zeigen, wie sehr er trotz allem an eine Rettung durch Gott glaubte (Ps 74:18-23). Wahrer Glaube endet nie in Hoffnungslosigkeit, sondern weiß, dass Verwerfung und Gericht nicht das Ende sind – darum gilt:
„Ein Ende, das nicht vollkommen gut ist, ist noch nicht das Ende!"
Kanaan war ein Enkel Noahs, den ein schwerer Fluch traf – er wurde von Gott verworfen (1Mo 9:25). Jahrtausende später – zur Zeit Jesu – lebte eine kanaanäische Frau mit ihrer Tochter in der Nähe von Tyrus und Sidon. Ihre Tochter war von einem Dämon besessen, wodurch beide Frauen unsägliches Leid erfuhren. Als die Frau hörte, dass Jesus in ihrer Nähe war, wandte sie sich voller Hoffnung an ihn und rief: „Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen." Doch dann folgte die große Ernüchterung: Jesus gab ihr keine Antwort und schien sie zu ignorieren. In solch einem Moment kann schnell das Gefühl aufkommen: Jesus interessiert sich nicht für mich! Ich bin und bleibe eine von Gott Verworfene – eine „Nullnummer"!
Nachdem die Jünger Jesus zum Handeln drängten, sagte er: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel" (Mt 15:24). Warum ging die Frau nach dieser Aussage nicht traurig und frustriert weg? Stattdessen warf sie sich vor ihm nieder und flehte: „Herr, hilf mir!"
Doch selbst diese intensive Bitte bewegte Jesus nicht zum Handeln. Stattdessen äußerte er etwas, das wir heute als diskriminierend empfinden würden: „Es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen und es den kleinen Hunden vorzuwerfen" (Mt 15:26). An dieser Stelle hätte die Frau allen Grund gehabt zu denken: „Ich gehöre offensichtlich nicht zur ‚Zielgruppe' von Jesus – es ist zwecklos!"
Nicht so die kanaanäische Frau! Sie gab die Hoffnung immer noch nicht auf. Vielleicht war ihr auch klar: „Jesus ist meine einzige Hoffnung!" Darum äußerte sie noch ein letztes Argument und sagte: „Ja, Herr; doch es essen ja auch die Hunde von den Krumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen" (Mt 15:27).
Dieses auf den ersten Blick befremdliche Gespräch – das unser gewohntes Jesusbild erschüttern mag – zeigt weder Gleichgültigkeit noch Diskriminierung. Vielmehr offenbart es ein gezieltes Handeln Jesu, das einen einzigen Zweck verfolgte: das Sichtbarmachen eines außergewöhnlichen Glaubens, gepaart mit tiefer Demut, Weisheit und Beharrlichkeit (Jak 1:3-4)!
Diese Geschichte lehrt uns: „Wenn Jesus schweigt und scheinbar kein Interesse an uns zeigt, dürfen wir gewiss sein – das entspricht nicht der Wahrheit!" Vielleicht möchte er in uns etwas ganz Besonderes hervorbringen (Röm 8:28). Verzage nicht, vertraue auf Jesus und setze deine ganze Hoffnung auf ihn, auch wenn er momentan schweigt. Zu seiner Zeit wirst auch du seine Hilfe erfahren (Ps 27:14)!
Fürchte dich nicht, Zion! Lass deine Hände nicht sinken! Denn der HERR, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland.
Erbarmt euch derer, die zweifeln.
Kennst du das auch? – Das Zweifeln! Manchmal stehst du vor einer Entscheidung und wägst die Argumente dafür und dagegen ab. Doch je länger du darüber nachdenkst, desto unsicherer wirst du. Die Zweifel werden nicht kleiner, sondern immer größer, und du fühlst dich zunehmend unfähig, eine Entscheidung zu treffen (Jak 1:6-8).
Das griechische Wort „diakrino" bedeutet sowohl „unterscheiden" und „beurteilen" als auch „zweifeln" – je nach Textzusammenhang (1Kor 11:29 / Jak 1:6). Die Apostel ermutigen uns zwar, in menschlichen Angelegenheiten zu unterscheiden und zu beurteilen (1Kor 6:5). Jedoch sollten wir die Zusagen Gottes nicht kritisch hinterfragen oder anzweifeln (Röm 4:20).
Zugegeben: Es gibt Menschen, die Entscheidungen leicht treffen können, und solche, denen selbst kleine Entscheidungen schwerfallen. Doch auch die Entscheidungsfreudigen stoßen irgendwann an einen Punkt, an dem sie unsicher werden und zweifeln, ob sie das Richtige tun. Jeder Mensch erreicht früher oder später „seine Grenzen" – dann spürt er diese beunruhigenden Zweifel, die ihn verunsichern (Ps 73:2). Umso wertvoller ist es, verständnisvolle und barmherzige Menschen an seiner Seite zu haben (Gal 6:2).
Zweifeln ist menschlich – das Gottvertrauen jedoch geistlich.
Der Kontext der Losungsverse beschreibt die wohl turbulenteste Übergangszeit in der Heilsgeschichte: In Zeph 3:8 wird vom glühenden Zorn Gottes gesprochen und von einem Strafgericht, das der HERR über alle Völker ausgießen wird. Zugleich verheißt Vers 9, dass der HERR den Völkern reine Lippen geben wird, damit sie alle seinen Namen anrufen und ihm einmütig dienen werden.
Auch Zion bzw. Jerusalem wird einen Läuterungsprozess durchleben, bei dem alle hochmütigen Prahler aus seiner Mitte entfernt werden, sodass Israel auf dem heiligen Berg nicht mehr überheblich sein wird (Zeph 3:11). In den Versen 12-13 heißt es dann:
"Und ich werde in deiner Mitte ein demütiges und geringes Volk übrig lassen, und sie werden beim Namen des HERRN Zuflucht suchen. Der Rest Israels wird kein Unrecht tun und keine Lüge reden, und in ihrem Mund wird keine trügerische Zunge gefunden werden, sondern sie werden weiden und lagern, und niemand wird sie aufschrecken."
In dieser Zeit wird der HERR die Selbstgefälligkeit Seines Volkes beseitigen, sodass es demütig wird (Jes 2:11). Israel braucht dann aber auch Ermutigung, da es möglicherweise an der Liebe des HERRN zweifelt. Deshalb gibt Gott durch den Propheten Zefanja diese Verheißung:
"Juble, Tochter Zion, jauchze, Israel! Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Der HERR hat deine ⟨Straf⟩gerichte weggenommen, deinen Feind weggefegt. Der König Israels, der HERR, ist in deiner Mitte, du wirst kein Unglück mehr sehen. An jenem Tag wird in Jerusalem gesagt werden: Fürchte dich nicht, Zion, lass deine Hände nicht erschlaffen! Der HERR, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet; er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel." (Zeph 3:14-17)
Nach dieser schweren Gerichtszeit wird der König Israels kommen und das messianische Friedensreich, das Millennium, aufrichten (Offb 20:4). Dann wird die Zeit der Trauer und des Zweifelns zu Ende sein – wie wunderbar!
So spricht der HERR: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen.
Der königliche Beamte sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und während er noch hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt.
Tiefe Verzweiflung machte sich in dem heftig erkrankten Hiskia, dem König von Juda, breit: Soeben hatte der Prophet Jesaja ihm im Auftrag Gottes die niederschmetternde Botschaft seines bevorstehenden Todes überbracht (2Kö 20:1). Konnte das sein? Hiskia war doch gerade einmal 39 Jahre alt – das ist doch kein Alter zum Sterben! Und überhaupt: Seit Hiskia 14 Jahre zuvor im jugendlichen Alter von 25 Jahren zum König von Juda erhoben wurde, hatte er von Gott immer nur Lob erhalten – immerhin beseitigte Hiskia die Stätten der Götzenanbetung, setzte sein ganzes Vertrauen auf den Gott Israels und bewahrte die Gebote, die der HERR dem Mose geboten hatte – und der HERR war stets mit ihm (2Kö 18:2-7)! Und nun das! War das der Dank dafür, dass er in den guten Wegen des legendären und gottesfürchtigen Königs David lebte und regierte?
Wie reagieren wir auf erhaltene „Hiobsbotschaften" (Hi 1:13-19), die schlimme Diagnose unseres Arztes, die Nachricht vom Tod eines uns liebgewordenen Menschen (Joh 11:4) oder die Erfahrung, dass unsere Lebenspläne ganz plötzlich durchkreuzt wurden (Spr 16:9)?
Hiskia tat das einzig Richtige: Unmittelbar nach dem Erhalt der schlimmen Nachricht schrie er in seiner Not zu Gott (2Kö 20:2), schüttete vor ihm sein Herz aus und breitete vor ihm sein ganzes Elend aus (Ps 62:9). Dabei verschwieg er auch nicht das schmerzende Gefühl der Ungerechtigkeit, das er empfand. Und all das tat Hiskia nicht im Zorn oder gar im Hass auf Gott, sondern im tiefen Vertrauen darauf, dass Gott ihn hört und sich seiner erbarmt (Ps 103:13). Und so geschah damals, was Kinder Gottes auch heute erleben, wenn sie Gott ihr Leid klagen (Ps 50:15): Gott hört unser vertrauensvolles Gebet und sieht unsere Tränen!
Rund 750 Jahre nach der tiefgreifenden Erfahrung Hiskias erlebte ein königlicher Beamter Ähnliches: Angesichts der Erkrankung seines Sohnes, der im Sterben begriffen war (Joh 4:47), sah er nur einen Weg, das Leben seines Sohnes zu retten – er wandte sich an Jesus:
Der königliche Beamte sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und während er noch hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt. (Joh 4:49-51)
Hier ist es Jesus, der die vertrauensvolle Bitte des verzweifelten Vaters hört und seine tiefe Not sieht. Und wie Hiskia gesund wurde und noch 15 weitere Lebensjahre von Gott geschenkt bekam (2Kö 20:6), so durfte auch der königliche Beamte eine Frucht seines Vertrauens auf Jesus ernten – sein Sohn lebte. Diese Erfahrung machte ihn und sein ganzes Haus zu treuen Anhängern des Messias (Joh 4:53).
Beide Begebenheiten machen deutlich, dass Gott ein Erbarmer ist (Jes 54:10). Er hört unser vertrauensvolles Gebet und sieht unsere Tränen! Gottes Erbarmen äußert sich nicht immer so, dass wir gesund werden oder dass er uns die Not, die in unser Leben getreten ist, nimmt. Manchmal lässt er die Schwierigkeiten unseres Lebens bestehen, aber er sorgt dafür, dass sie uns "dienen" müssen (Röm 8:28). Gott wird uns dann die Kraft schenken, unsere Lebenslast zu tragen, und wir werden die wunderbare Erfahrung machen, dass er mitträgt (Ps 68:20).
Kurt Scherer hat es treffend formuliert:
„Weil ich getragen werde, kann ich tragen und ertragen. Weil ich gehalten werde, kann ich festhalten und durchhalten."
Manches Leid dient dazu, dass unser verzerrtes Gottesbild eine Korrektur erhält und Gott uns nur noch größer wird (2Kor 12:9). So wächst in uns die Sehnsucht, uns ihm ganz hinzugeben und uns dem Licht seiner Liebe immer mehr auszusetzen (Jak 4:8). Halten wir fest: Gott hört unser vertrauensvolles Gebet und sieht unsere Tränen, und freuen wir uns darauf, dass Gott selbst einmal alle Tränen abwischen wird (Offb 21:4)!
Wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir.
Jesus sprach zu den zweiundsiebzig Jüngern: Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause!
Wer kennt das nicht? Man befindet sich in einer sogenannten "Zwickmühle" bzw. in einer scheinbar ausweglosen Lage und weiß nicht, was man tun soll. Egal, wie man sich entscheidet, jeder mögliche Schritt scheint irgendwie schlecht zu sein. Manchmal spricht man auch von einer "Wahl zwischen Pest und Cholera".
König Joschafat und die Bewohner von Jerusalem befanden sich in einer aussichtslosen Situation: Die Moabiter und Ammoniter hatten sich mit einem großen Heer aufgemacht, um Jerusalem anzugreifen (2Chr 20:1). Joschafat erkannte sofort, dass seine Streitkräfte dieser feindlichen Armee unterlegen waren. Eine solche Nachricht löste verständlicherweise große Angst aus – gefangengenommene Könige wurden häufig öffentlich gedemütigt, gefoltert und hingerichtet.
Joschafat fühlte sich kraft- und ratlos, da er keine Möglichkeit sah, diese Feinde im Kampf zu besiegen. Dennoch war er nicht ohne Hoffnung, denn er glaubte an den allmächtigen Gott, der auch das scheinbar Unmögliche möglich macht (Lk 1:37). Er wusste: Unser Gott hat Mittel und Wege, uns zu retten. So betete er und sprach den entscheidenden Satz:
"Denn in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns kommt. Wir erkennen nicht, was wir tun sollen, sondern auf dich sind unsere Augen ⟨gerichtet⟩." (ELB - 2Chr 20:12)
Joschafat und alle Juden standen vor Gott und richteten ihren Blick auf ihn. Äußerlich schauten sie zum Tempel, denn sie waren überzeugt: Hier „wohnt" Gott, und er wird uns retten, wenn wir ihm vertrauen und auf seine Hilfe bauen (Ps 121:1-2).
Heute brauchen wir keinen sichtbaren Tempel mehr, um auf Gott zu schauen. Wenn wir mit den Augen des Herzens auf Jesus schauen – durch Besinnung auf seinen Charakter und Gottes Wort – erkennen wir den himmlischen Vater (Joh 14:9). Dieses „Schauen auf Jesus" schenkt uns Ruhe in scheinbar ausweglosen Situationen.
Nach seinem Gebet schenkte der HERR dem bedrohten Volk durch Jahasiël eine prophetische Zusage:
"Fürchtet euch nicht und seid nicht niedergeschlagen vor dieser großen Menge! Denn der Kampf ist nicht eure ⟨Sache⟩, sondern Gottes!" (2Chr 20:15)
Alle, die dieser göttlichen Zusage glaubten, konnten innerlich zur Ruhe kommen, weil sie wussten: „Gott wird uns retten!" (Ps 46:2) Diejenigen jedoch, die nicht glaubten, wurden weiterhin von der Angst gequält.
Jesus sandte zweiundsiebzig Jünger in die umliegenden Städte und Dörfer (in manchen Handschriften ist von siebzig die Rede). Dabei sagte er:
"Geht hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe. Tragt weder Börse noch Tasche noch Sandalen, und grüßt niemand auf dem Weg! In welches Haus ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus! … Heilt Kranke und sprecht: 'Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen'." (Lk 10:3-9)
Ganz ohne eigene Mittel und ohne Reserven erhielten sie von Jesus einen alles andere als einfachen Auftrag: „unter Wölfen" sollten sie Kranke heilen und die Botschaft Gottes verkündigen. Dies war nur möglich, weil sie zuvor auf Jesus schauten und seinen Worten vertrauten (Mt 28:20). Darum gilt auch heute noch: Der Blick auf Jesus und das Vertrauen auf ihn können uns in einer ausweglosen Situation Ruhe schenken. Ich schließe mit dem ultimativen Tipp aus Hebr 12:2:
"Lasst uns hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens!"
Der HERR kennt die Gedanken der Menschen: Sie sind nur ein Hauch!
Niemand betrüge sich selbst. Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, dass er weise werde. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott.
Das Wissen – oder der Glaube daran –, dass Gott alle unsere Gedanken und die Motive des Herzens sieht (Hebr 4:13), hat weitreichende Konsequenzen für unser Menschsein. Eine Mehrheit der Menschen glaubt vermutlich an einen Gott oder zumindest an die Existenz eines höheren intelligenten Wesens. Allerdings bezweifle ich, dass eine Mehrheit auch daran glaubt, dass Gott alle unsere Gedanken sieht und sich dafür interessiert.
Von Jesus lesen wir an mehreren Stellen, dass er die Gedanken der Menschen genau kannte. In Matthäus 9:4 wird beispielsweise berichtet, wie Jesus die bösen Gedanken der Schriftgelehrten erkannte. Sie dachten bei sich, Jesus hätte gelästert, als er dem Gelähmten die Sünden vergab. Daraufhin sprach Jesus zu ihnen:
"Warum denkt ihr Arges in euren Herzen? Denn was ist leichter zu sagen: Deine Sünden sind vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben … Dann sagt er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm dein Bett auf, und geh in dein Haus! Und er stand auf und ging in sein Haus." (Mt 9:4-7)
Wer glaubt, dass niemand seine Gedanken sieht, denkt anders als jemand, der davon überzeugt ist, dass Gott die Gedanken sieht und sich dafür interessiert (Ps 139:2). Doch selbst wenn kein Gott unsere Gedanken sähe, wirken sie sich dennoch auf unser Reden und Handeln aus. Mit der Zeit bekommen dadurch auch unsere Mitmenschen ein zunehmend deutlicheres Bild davon, welche Gedanken ein Mensch in sich trägt (Mt 12:34).
Wenn wir glauben, dass Gott unsere Gedanken sieht und sich dafür interessiert, achten wir bewusster darauf, womit wir uns gedanklich beschäftigen. Dies weckt in uns eine Gottesfurcht, die uns prüfen lässt, welche Motive dem HERRN gefallen und welche Ihm zuwider sind (Spr 16:2).
Psalm 94 beschreibt unter anderem rücksichtslose, gottlose Menschen, die Witwen, Fremde und Waisen unterdrücken und sogar ermorden (Ps 94:6). Sie glauben, es gäbe keinen Gott, der sie sieht und sich für ihr Handeln interessiert – nicht zuletzt deshalb, weil sie diesen "gewinnbringenden Lebensstil" schon lange ohne sichtbare Konsequenzen führen können. Doch sie täuschen sich gewaltig! Sie bedenken nicht, dass ihr Denken – gemessen an der Ewigkeit – wie ein Hauch vergehen wird (Ps 94:11).
Die junge Gemeinde in Korinth war – Gott sei Dank – nicht mehr von dieser skrupellosen Gottlosigkeit dominiert, aber sie war dennoch stark von der griechischen Philosophie und Rhetorik beeinflusst. Dies führte zu einer Überbewertung menschlicher Weisheit. Die Gemeinde ließ sich von redegewandten, selbstgefälligen und scheinbar „frommen" Menschen beeindrucken – von jenen, die sich für besonders weise hielten (1Kor 1:20).
Diese Überheblichkeit mag in weltlichen Denksystemen als Weisheit gelten, doch aus Gottes Sicht ist sie nichts als vergänglicher Selbstbetrug und Torheit, weil sie auf andere Menschen herabschaut und ihnen ihre Würde nimmt. Diese Gesinnung mag in der Welt erfolgreich erscheinen – mit göttlicher Liebe hat sie jedoch nichts gemein (1Kor 13:4).
Wer weiß, dass Gott jeden Gedanken sieht und sich vor jeglicher Form der Überheblichkeit und Selbstgefälligkeit ekelt (Spr 16:5), der tut Buße, sobald er diese Gesinnung bei sich selbst entdeckt. Für einen weltlich gesinnten Menschen erscheint es töricht, wenn man Gott um Vergebung bittet, nur weil man sich in Gedanken über andere erhoben hat. Doch in Wahrheit bildet genau dies die Grundlage für ein neues, göttliches Denken aus Demut und Liebe!
Zum Abschluss möchte ich die wegweisenden Worte des Apostels Paulus aus Römer 12:2 zitieren:
"Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt." (HFA)
Die Gnade des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten.
Weil du mein Wort bewahrt hast, das dir die Kraft gibt, auszuharren, werde auch ich dich bewahren in der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, die Erdenbewohner zu versuchen.
Wer erinnert sich nicht an die ersten Wochen des weltweiten Lockdowns im März 2020? Plötzlich stand das öffentliche Leben still, Grenzen wurden geschlossen, Flugzeuge blieben am Boden. Eine Situation, die sich bis kurz davor kaum jemand hätte vorstellen können.
Diese Erfahrungen zeigen uns, wie schnell sich vermeintlich stabile Strukturen wandeln können (Jak 4:14). Sie erinnern uns auch daran, wie wertvoll ein fester Halt im Leben ist. Die Bibel spricht in Offenbarung 3,10 von einer „Stunde der Versuchung", die über die ganze Erde kommen wird. Auch wenn die genaue Bedeutung uns verborgen bleibt, wird eines deutlich: Es wird eine Zeit sein, die unseren Glauben auf die Probe stellt (1Petr 1:7). Dabei lässt sich Folgendes festhalten:
Ohne die Bewahrung des HERRN können wir diese Prüfung nicht bestehen (Joh 15:5).
Der HERR bewahrt all jene, die Sein Wort bewahren (Ps 91:1).
In dieser Stunde der Versuchung wird es eine große Herausforderung sein, an der Verheißung der Wiederkunft Jesu Christi festzuhalten – besonders weil viele Spötter auftreten werden, die das Kommen des HERRN in Zweifel ziehen (2Petr 3:3-4).
Doch diese Bibelstelle ist nicht in erster Linie eine Drohung – sondern eine Zusage: Gott wird die bewahren, die an seinem Wort festhalten (Joh 10:28). Das ist kein Leistungsdruck, sondern eine Einladung zum Vertrauen. Denn Gottes Wort ist nicht zuerst eine Forderung, sondern eine Quelle der Kraft (Röm 1:16).
Es bedeutet nicht, perfekt zu sein oder niemals zu zweifeln. Es bedeutet, an Gottes Verheißungen festzuhalten – selbst dann, wenn vieles dagegenzusprechen scheint (Hebr 11:1). Gerade in herausfordernden Zeiten dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott uns nicht verlässt (Hebr 13:5).
Die Bibel kennt solche Prüfungszeiten: Adam und Eva scheiterten, weil sie Gottes Wort nicht vertrauten. Jesus hingegen hielt in jeder Versuchung an Gottes Willen fest – selbst am Kreuz (Hebr 4:15). In ihm finden wir ein Vorbild, aber vor allem einen Retter, der uns durchträgt.
Diese „Stunde der Versuchung" ist kein Grund zur Angst, sondern ein Aufruf, heute in der Nähe Jesu zu leben (2Tim 1:7). Wer sich ihm anvertraut, wird getragen – nicht weil wir stark sind, sondern weil er treu ist (2Thes 3:3).
Der Psalm erinnert uns: Gottes Gnade gilt denen, die ihn fürchten – das heißt: die ihn ernst nehmen, ihm vertrauen und in Beziehung mit ihm leben. Diese Ehrfurcht ist kein Zittern vor Strafe, sondern ein Ausdruck von Liebe und Hingabe (1Jo 4:18).
Vielleicht fühlst du dich manchmal schwach oder zweifelst daran, ob dein Glaube ausreicht. Dann erinnere dich: Gott bewahrt nicht die Perfekten, sondern die, die ihn lieben und sich nach ihm ausstrecken (2Kor 12:9). Wer in Christus bleibt, bleibt in der Gnade – heute und in jeder zukünftigen Herausforderung (Joh 15:4).
Lass uns deshalb schon heute lernen, Jesus zu lieben, auf sein Wort zu hören und ihm zu vertrauen – nicht aus Angst vor der Zukunft, sondern aus Freude über seine Nähe (1Jo 4:19). Dann werden wir wie Paulus einmal sagen können:
"Nun liegt der Siegeskranz für mich bereit, die Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem großen Tag geben wird – und nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die ihn lieben und auf sein Kommen warten." (NGÜ - 2Tim 4:8)
Ich will hoffen auf den HERRN, der sein Antlitz verborgen hat vor dem Hause Jakob.
Sie sind doch Israel, das von Gott erwählte Volk. Ihnen gehört das Vorrecht, Kinder Gottes zu sein. Ihnen offenbarte er seine Herrlichkeit. Mit ihnen hat er wiederholt seinen Bund geschlossen. Ihnen hat er sein Gesetz gegeben und die Ordnungen für den Opferdienst zu seiner Verehrung. Ihnen hat er das künftige Heil versprochen.
Jerusalem war und ist in vielerlei Hinsicht eine einzigartige Stadt. Zur Zeit der jüdischen Könige besaß sie einen prächtigen Tempel, der die Stadtbewohner stets daran erinnerte: Gott hatte diese Stadt auserwählt (Ps 132:13). Der Tempel sollte ihnen zeigen, dass der HERR des Himmels und der Erde gegenwärtig ist und die Menschen reich beschenkt (1Kö 8:27).
In Jesaja 8:6 wird ein „sanft und still dahinfließendes Wasser Siloah" erwähnt, das den Teich Siloah stetig mit frischem Quellwasser versorgte. Dies sicherte der Stadt eine verlässliche Wasserversorgung. Dieses sanfte Wasser steht als Symbol für Gottes beständige Fürsorge und Herrschaft über Jerusalem (Ps 46:5).
Die Bewohner Jerusalems hatten sich jedoch so sehr an dieses „Wunder" gewöhnt, dass es für sie nichts Besonderes mehr war. Händler, die die assyrische Hauptstadt Ninive besuchten, berichteten vom mächtigen Euphratstrom, den man überqueren musste, um nach Ninive zu gelangen – einer Stadt, die ebenfalls an einem gewaltigen Fluss lag, dem Tigris. Ninive war im Vergleich zu Jerusalem riesig, und die Pracht der Stadt überwältigte jeden Besucher. Die militärische Stärke und Grausamkeit Assyriens waren zugleich beeindruckend und furchteinflößend.
Solche Erzählungen faszinierten König Ahas weitaus mehr als das Geschenk, das Gott ihm durch die Stadt Jerusalem gegeben hatte. Die Bewohner Jerusalems, allen voran Ahas selbst, praktizierten Okkultismus, Zauberei und Totenbeschwörungen (2Kö 16:3). Sie verübten zudem den schlimmsten vorstellbaren Götzendienst, indem sie ihre eigenen Söhne „durchs Feuer gehen ließen" und sie lebendig in den Feuerschlund des Moloch warfen.
Darum wurde der Tempel des HERRN zunehmend zu einem „Stein des Anstoßes", von dem Jesaja in diesem Kapitel ebenfalls spricht (Jes 8:14). Dies war der Grund, warum der HERR sein Angesicht vor dem Hause Jakobs verbarg – nicht nur, weil sie die Geschenke Gottes verachtet hatten, sondern weil sie zugleich auch das Böse praktizierten.
Mitten in dieser finsteren Zeit bezeugt Jesaja: „Ich will hoffen auf den HERRN!" Er setzt sein ganzes Vertrauen auf Gott, obwohl um ihn herum alles aus den Fugen gerät (Jes 8:17).
Steht unsere heutige Gesellschaft nicht auch in der Gefahr, den Segen, den Gott uns in den vergangenen Jahrzehnten geschenkt hat, als selbstverständlich anzusehen? Statt in Dankbarkeit und Bescheidenheit zu leben, lassen wir uns oft von den Mächtigen dieser Welt beeindrucken, die ihre Imperien durch Skrupellosigkeit aufgebaut haben (1Jo 2:15-17).
Gott hat Israel erwählt, sie zu seinen Kindern gemacht und mit göttlicher Herrlichkeit beschenkt. Er gab ihnen Bündnisse, göttliche Gesetze, Gottesdienste und wunderbare Verheißungen. Doch diese einmaligen Geschenke fanden damals wie heute kaum Beachtung – einfach weil man sich an sie gewöhnt hatte und sich zu wenig Gedanken darüber machte (Röm 9:4-5).
Der Tempel in Jerusalem war das sichtbare Zeichen der Gegenwart Gottes. Mit dem Kommen Jesu änderte sich alles grundlegend. Jesus selbst ist der neue Tempel (Joh 2:19-21) – durch seinen Tod und seine Auferstehung wurde Gottes Gegenwart real und greifbar. Wer ihn sieht, sieht den Vater (Joh 14:9).
Das Wasser Siloahs findet in Jesus seine Erfüllung: Als „lebendiges Wasser" stillt er nicht nur körperlichen, sondern den tiefsten Lebensdurst (Joh 4:10-14). In einer Welt von Macht und Oberflächlichkeit bietet er innere Erfüllung, Vergebung und ewiges Leben (Joh 7:37-38).
Für die Begegnung mit Gott brauchen wir heute keinen Tempel aus Stein – Christus selbst ist dieser Ort (Joh 4:21-24). Statt imposanter Weltreiche genügt uns das sanfte, lebendige Wasser Jesu.
Wenn Jesus in Macht und Herrlichkeit wiederkommt (Offb 1:7), werden wir dies nur ertragen können, wenn wir uns zuvor mit seiner unsichtbaren Herrlichkeit beschäftigt haben. Dafür brauchen wir Zeit mit ihm und seinem Wort, um zu erkennen, was er uns geschenkt hat und noch schenken wird.
Ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.
Jesus sprach: Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus.
David spricht in Ps 51:19 von seiner Erfahrung, dass Gott ein geängstetes, zerschlagenes Herz nicht verachtet. Er schreibt diesen Satz, nachdem er gegenüber Gott und Menschen in große Schuld gefallen war und von Gott eigentlich nichts erwarten konnte als tiefe Verachtung und schwerste Bestrafung (2Sam 11:1-27).
Gott verachtet nicht ein geängstetes, zerschlagenes Herz. Gott verachtet ganz anderes: Er verachtet die, die Ihn verachten (1Sam 2:30) und Gott verachtet die Gottlosen (Ps 73:20) – Gott verachtet die, die Ihm die Ehre verweigern und ihn mit ihrem Leben ignorieren (Mal 1:6).
Was es bedeutet, ein geängstetes, zerschlagenes oder zerbrochenes Herz (Ps 34:19) zu besitzen, können wir beim Zöllner lernen, von dem Jesus spricht (Lk 18:13-14). Ein Zöllner war damals ein verachteter Mann, oftmals reich, aber am Rande der Gesellschaft, weil er für die verhasste römische Besatzungsmacht die Zölle eintrieb und dabei kräftig in die eigene Tasche wirtschaftete.
Der Zöllner im Gleichnis Jesu sieht nicht selbstgefällig und selbstsicher auf seinen Reichtum, sondern er sieht sich und sein Leben im Licht Gottes (1Jo 1:7), konfrontiert mit Gottes Wirklichkeit, Klarheit und Reinheit – im Elend der eigenen Schuld und Unzulänglichkeit (Jes 6:5). Wie der Zöllner diese Sicht auf sein Leben bekam, wird uns nicht berichtet. David bekam nach seiner großen Sünde (= Verfehlung) diese Sicht durch den von Gott gesandten Propheten Nathan, der David den Spiegel vors Gesicht hielt (2Sam 12:1-7).
Wie gehen wir damit um, wenn wir vor Gott und Menschen schuldig geworden sind und uns vielleicht selbst verachten? Es gibt nur einen Weg, auf dem wir Hilfe erfahren. Es ist der Weg, den der Zöllner und auch David gingen – der Weg zu Gott, in Seine Gegenwart – im Gebet (Ps 32:5), vielleicht zusammen mit einem gläubigen Menschen, dem wir vertrauen (Jak 5:16). Für David und den Zöllner ist es der Weg in den Tempel.
Aber der Zöllner traut sich gar nicht richtig in den Tempel hinein. Er steht von ferne. Er spürt, er passt nicht zu Gott, er passt nicht in Gottes Gegenwart, zwischen ihm und Gott ist ein himmelweiter Unterschied (Jes 59:2). So ging es übrigens auch dem späteren Apostel Petrus, als er Jesus in seiner Größe und Macht erlebte und im Vergleich dazu seine eigene Kleinheit empfand (Lk 5:1-11).
Aber dort, von ferne, spricht der Zöllner den alles entscheidenden Satz: „Gott, sei mir Sünder gnädig!" (Lk 18:13). David findet in seiner Schuld-Situation die Worte: „Ich habe gegen den HERRN gesündigt." (2Sam 12:13). Beide bringen damit zum Ausdruck: Ich bin schuldig geworden gegenüber dem großen, lebendigen und heiligen Gott (Jes 6:3). Ich bin einer, dessen Leben nicht in Gottes guter Spur läuft, sondern Gott und Seine Ziele verfehlt (Röm 3:23).
Der vom Zöllner im Glauben, im Vertrauen auf Gottes Erbarmen und Gnade, gesprochene Satz „Gott, sei mir Sünder gnädig", bringt nach Jesu eigenen Worten die alles entscheidende Wendung. Es ist letztlich der Satz, den Gott, von Herzen aufrichtig gesprochen, von uns hören möchte. Der Apostel Johannes hat genau für so eine Situation die richtigen Worte:
„Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er (Gott) treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.“ (1Jo 1:8-9).
Jesus sagt dazu: „Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus." Hinab vom Tempel auf dem Berg wieder in das eigene Haus in der Stadt. Wieder hinab von der besonderen Gottesbegegnung in den Alltag, aber: Gerechtfertigt, von Gott gerecht gesprochen – aus Gnaden! (Röm 3:24) Von einem anderen Mann, der Gottes Liebe und Vergebung ganz konkret und persönlich erfuhr, heißt es: „Er zog seine Straße fröhlich" (Apg 8:39).
Das wünsche ich Ihnen und mir für diesen Tag!
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Paulus sprach: Letzte Nacht stand plötzlich ein Engel vor mir – ein Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene. Er sagte: »Hab keine Angst, Paulus! Du musst noch vor den Kaiser treten. Deinetwegen schenkt Gott auch all denen das Leben, die mit dir auf dem Schiff sind.«
In einigen chinesischen Städten überwachen Kameras und künstliche Intelligenz nahezu jeden Schritt der Menschen. Der Konzern Google erfasst praktisch das gesamte Internet. Die Menschheit strebt nach einer Art technologischer Allwissenheit.
George Orwell warnte 1948 in seinem Buch „1984" mit dem Slogan „Big Brother is watching you" vor der totalen Kontrolle der Gesellschaft – eine Vision, die heute zunehmend Realität wird.
Die Bibel spricht in Offb 13 von ähnlichen Kontrollbestrebungen, die allerdings zeitlich begrenzt sind und nicht einmal ansatzweise an Gottes wahre Allwissenheit und Allgegenwart heranreichen. Technologische Kontrolle ist oft angsteinflößend oder missbräuchlich, Gottes Gegenwart hingegen ist heilend und fürsorglich (Ps 23).
David erkannte in Ps 139, wie Gott um alles weiß und wie er jeden Bereich der sichtbaren und unsichtbaren Welt umfasst. Dieser Psalm ist einzigartig und vermittelt uns eine tiefe Erkenntnis über die Allwissenheit und Allgegenwart Gottes. Gott umspannt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und existiert auch außerhalb von Raum und Zeit (Offb 1:8). Er kennt alle unsere Gedanken und versteht unsere wahren Absichten. Ja, Gott versteht uns sogar besser, als wir uns selbst verstehen. Zum Glück ist Gott nicht nur derjenige, der die Haare unseres Hauptes gezählt hat (Mt 10:30) und alles bis ins kleinste Atom hinein kontrolliert, sondern auch derjenige, der die Welt unendlich liebt (Joh 3:16)! Wäre dem nicht so, dann wäre seine Allmacht für uns eine Katastrophe!
Für David wurde klar: „Auch wenn ich mich mit den Flügeln der Morgenröte fortbewegen würde – Gott wäre immer da und würde mich halten!" Würde ich heute bei Sonnenuntergang in Tel Aviv mit einem Flugzeug starten und mit 1.417 Kilometern pro Stunde Richtung Westen fliegen, bliebe die Sonne scheinbar am Horizont stehen. Dies entspräche einer Geschwindigkeit mit „Flügeln der Morgenröte". Vielleicht ist mit der Aussage Davids auch die Lichtgeschwindigkeit gemeint. Doch ganz gleich, wie schnell ich mich „von Gott entferne" – er ist immer und überall da (Jer 23:23-24)!
Als der Prophet Jona eine Schiffsreise buchte, hoffte er wohl, dass Gott ihn nicht weiter mit einem Auftrag „belästigen" würde, den er auf keinen Fall ausführen wollte. Außerhalb Israels, so dachte er, würde Gott vielleicht nicht mehr mit ihm reden. Aber weit gefehlt! Zuerst sandte Gott einen Sturm, dann wurde durch ein Los seine Schuld aufgedeckt, und schließlich landete er im Verdauungstrakt eines Fisches (Jon 1-2). Obwohl Jona dem Reden Gottes hatte entfliehen wollen, musste er nun selbst zu Gott beten. Nach seinem Gebet aus dem Inneren des Fisches rettete Gott ihn – trotz seines Ungehorsams – und bewahrte ihn vor dem sicheren Tod.
Der Apostel Paulus befand sich ebenfalls auf einer Schiffsreise Richtung Westen. Anders als eine komfortable Kreuzfahrt war er als Gefangener des römischen Reiches unterwegs. Er warnte die Seeleute davor, vor dem Winter weiterzureisen, da in dieser Jahreszeit gefährliche Stürme drohten. Die Verantwortlichen ignorierten jedoch seinen Rat – sie hielten ihn für einen Laien. So gerieten sie in einen Sturm, der sie tagelang orientierungslos über das Meer trieb. Die Lage schien hoffnungslos, doch Gott sandte seinen Engel zu Paulus. Dieser verkündete, dass alle 276 Menschen gerettet würden, auch wenn das Schiff samt Ladung dem „Untergang geweiht" war (Apg 27).
Was heißt das für meine Sorgen, meine Entscheidungen, meine Fluchtversuche?
Egal, wie schwierig und aussichtslos deine Lage erscheinen mag – Gott ist immer und überall da, und es fällt ihm leicht, dich zu retten (Jes 59:1)! Er selbst sagt dir in Ps 50:15:
"Rufe mich an am Tag der Not; ich will dich retten, und du wirst mich verherrlichen!"
Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.
Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.
Wer heute etwas besonders Wertvolles besitzt, sorgt gut dafür – vielleicht mit einem Safe zu Hause oder einem Schließfach bei der Bank. In biblischer Zeit jedoch vergruben Menschen ihre Schätze im Boden, in der Hoffnung, dass nur sie selbst den Ort kannten (Mt 6:19-21). Doch wenn sie starben oder fliehen mussten, blieben diese Schätze oft unentdeckt – verborgen und vergessen.
In einem Gleichnis erzählt Jesus von einem Mann, der vielleicht beim Pflügen auf einen solchen Schatz stößt (Mt 13:44). Die Entdeckung erfüllt ihn mit großer Freude – so groß, dass er alles verkauft, um den Acker zu kaufen und damit den Schatz rechtmäßig zu besitzen. Nach jüdischem Recht gehörte ein Fund nämlich dem Eigentümer des Grundstücks.
Ob dieser Mann gezielt suchte oder ob er den Schatz rein "zufällig" entdeckte, bleibt offen. Doch wie oft ist es auch in unserem Leben so: Unerwartet stoßen wir auf etwas, das unser Herz berührt – eine Wahrheit, eine Erkenntnis, ein geistlicher Reichtum (Spr 2:4-5). Nicht selten geschieht das genau dann, wenn wir gar nicht damit rechnen.
Und wie bei einem Schatz im Boden gilt: Man sieht oft nur eine Ecke, einen Hinweis, einen Anfang. Doch wer dranbleibt, wer gräbt, entdeckt nach und nach den wahren Wert (Kol 2:3). Es braucht Geduld und Ausdauer – aber am Ende steht große Freude.
Ein gefundener Schatz kann zum Segen werden – wenn er nicht Gier entfacht, sondern Großzügigkeit. Denn wahrer Reichtum zeigt sich nicht im Haben, sondern im Geben (Apg 20:35). Wer das erkennt, hat etwas viel Wertvolleres gefunden als Gold: ein Herz, das mit Freude teilt.
Wer anfängt, in der Bibel zu lesen, wird oft von Neugier gepackt und liest weiter. Mit der Zeit stößt man jedoch auch auf Textpassagen, die man nicht versteht, die befremden oder verunsichern (2Petr 3:16) – besonders dann, wenn man erkennt, dass sich im eigenen Leben etwas verändern sollte, was man aber nicht verändern möchte. Dies könnte der Grund sein, warum die Bibel wieder ins Regal gestellt wird, wo sie dann „verstaubt".
Wer aber dranbleibt und die Bibel nicht nur einmal durchliest, sondern mehrere Male und anfängt, sie zu studieren, der erkennt immer mehr, welch kostbaren Schatz er entdecken durfte (Ps 119:162). Es ist ein Schatz mit Ewigkeitswert, der mit der Zeit alles andere farblos erscheinen lässt.
Für die ersten Christen rund um den Mittelmeerraum war das Wort Gottes von unschätzbarem Wert. Sie begannen, das griechische Alte Testament (die Septuaginta), die Briefe der Apostel und die Evangelien sorgfältig abzuschreiben und als Kopien weiterzugeben (2Tim 3:16). Dafür gaben sie alles. Einigen war dieser ewige Schatz so kostbar, dass sie sogar ihr Leben dafür hingaben.
Seit 45 Jahren studiere ich regelmäßig die Bibel, und sie ist mir zu einem so großen Schatz geworden, weil sie mir das ewige Wesen der Liebe Gottes offenbart hat (1Jo 4:8) und mir eine hoffnungsvolle Ewigkeitsperspektive eröffnet hat, die allen Reichtum dieser Welt verblassen lässt!
Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.
Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren den Blutfluss hatte, trat von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes. Denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Gewand berühre, so werde ich gesund. Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau wurde gesund zu derselben Stunde.
Wer etwas mit Eifer und an der richtigen Stelle sucht, wird es auch finden (Mt 7:7). Wer jedoch nie zum richtigen Ort gelangt, wird das Gesuchte nicht entdecken. Nehmen wir zum Beispiel die Bundeslade – den goldenen und allerheiligsten Schatz des Tempels (2Chr 35:3). Auch wenn ich allen möglichen Hinweisen zu ihrem Verbleib folge, werde ich sie niemals finden, wenn keiner dieser Hinweise zum tatsächlichen Aufbewahrungsort führt. Die andere Frage ist freilich, ob sie überhaupt noch existiert.
Ich habe viele Menschen getroffen, die mir ihre Lebensgeschichte erzählten. Einige von ihnen suchten jahrzehntelang nach Gott und der Wahrheit. Sie erkundeten die Philosophie, die Esoterik und verschiedene Religionen. Anfangs übte das Neue stets eine besondere Faszination aus, und jedes Mal keimte die Hoffnung auf, die eine Wahrheit zu finden – doch nach einiger Zeit blieben sie unerfüllt zurück. Erst als sie den liebenden Erlöser Jesus Christus fanden, wurde die tiefste Sehnsucht ihres Herzens gestillt (Joh 14:6).
Viele Menschen heute kennen diese Suche – oft ohne es zu benennen. Sie versuchen, ihr Leben durch Erfolg, Konsum, Reisen oder digitale Ablenkung zu erfüllen. Doch trotz all dieser Angebote bleibt oft eine innere Unruhe zurück – ein Fragen, ein Mangel an echter Tiefe. Diese Sehnsucht deutet auf etwas Größeres hin: die Suche nach dem, der uns wirklich kennt und liebt (Ps 139:1).
In Jeremia 29 verspricht Gott den Vertriebenen seines Volkes, dass er sich von denjenigen finden lassen wird, die ihn von ganzem Herzen suchen. Die Exilanten wussten durch ihre Geschichte und Jeremias Schreiben genau, wer der Gott Israels war und an wen sie sich wenden mussten, um ihn zu finden (Jer 29:13-14).
Das hebräische Wort für „suchen" (baqash) bedeutet ein aktives, intensives Suchen mit Absicht und Ausdauer. Wer Gott nur oberflächlich sucht – etwa um eine schnelle Lösung seiner Probleme zu erhalten und danach zu einem selbstzentrierten Leben ohne Gott zurückzukehren – wird den Gott der Bibel womöglich nicht finden.
Ich finde den liebenden Gott und Erlöser dann, wenn ich ihm von ganzem Herzen nahekommen will, um ihn „berühren" zu können. Paulus sagte einst zu den Athenern auf dem Areopag:
"Und er (Gott) hat aus einem (Adam) jede Nation der Menschen gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, wobei er festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat, dass sie Gott suchen, ob sie ihn vielleicht tastend fühlen und finden, obwohl er ja nicht fern ist von jedem von uns." (Apg 17:26-27)
Dies ist Gottes Wunsch für die Menschen: dass sie ihn von ganzem Herzen und mit Ausdauer suchen, um ihm nahe zu sein – so wie er uns in Jesus Christus nahe gekommen ist (Hebr 7:25).
Die blutflüssige Frau galt als unrein und war daher von der Gesellschaft ausgegrenzt (3Mo 15:25). In diesem Zustand durfte sie nicht einmal den Vorhof des Tempels betreten – es war ihr gesetzlich unmöglich, sich Gott zu nahen. Doch Gott selbst kam ihr in Jesus entgegen. Sie wusste, dass Jesus ein „Mann Gottes" war, und glaubte fest daran, dass eine einzige Berührung mit ihm Heilung bringen würde. Ihr Glaube führte nicht nur zu ihrer körperlichen Heilung, sondern ermöglichte ihr auch, Jesus – und damit Gott – ganz nahe zu kommen (Mt 9:20-22). Nach dieser Erfahrung konnte sie vermutlich auch das bezeugen, was Richard J. Foster einmal schrieb:
"Nichts kann uns so tief berühren wie die Erfahrung, dass Gott uns aus tiefstem Herzen liebt."
Und selbst wenn unsere Suche noch tastend und unvollkommen ist – Gott sieht unser Herz (1Sam 16:7). Er ist kein ferner Gott, der auf perfekte Anstrengung wartet, sondern ein Vater, der mit offenen Armen auf uns wartet (Lk 15:20). Seine Gnade begegnet uns oft dort, wo wir es am wenigsten erwarten – und dann kann eine einzige Berührung unser Leben verändern.
Du sollst nicht stehlen.
Wer stiehlt, stehle nicht mehr, sondern arbeite und tue etwas Rechtes mit seinen Händen, damit er etwas hat, das er dem Notleidenden geben kann.
Im Einkaufsladen rutschte mir versehentlich ein Artikel unter die Einkaufstüte, sodass ich ihn nicht auf das Förderband an der Kasse legte. Erst beim Ausräumen des Einkaufswagens in der Tiefgarage bemerkte ich, dass ich diesen Artikel nicht bezahlt hatte. Ich ging in den Laden zurück und bezahlte ihn nachträglich. Dies löste überraschtes Erstaunen aus. In den vergangenen Jahrzehnten ist mir das vielleicht zwei- oder dreimal passiert, und in einem Fall war der Filialleiter so erfreut, dass er mir als Dankeschön eine Tafel Schokolade schenkte.
Stehlen ist nicht nur das unrechtmäßige Entwenden von fremdem Eigentum, sondern betrifft viele Bereiche des Lebens: Wenn ich die vereinbarte Arbeitszeit nicht einhalte, stehle ich meiner Firma Zeit. Wer seinem Angestellten keinen angemessenen Lohn zahlt, bestiehlt den Arbeitnehmer (Jak 5:4). Wenn ich in der Steuererklärung nicht alle Einnahmen angebe, stehle ich dem Staat das ihm zustehende Geld (Röm 13:7). Wenn ich geistiges Eigentum für meine Zwecke verwende, ohne den Autor zu nennen, stehle ich die Ehre eines anderen. Wenn ich einen Menschen verächtlich behandle, beraube ich ihn seiner von Gott gegebenen Würde (1Mo 1:27), und wenn ich Anerkennung, die Gott zusteht, für mich beanspruche, stehle ich Gott die Ehre (Mal 3:8-10).
Eine Gesellschaft, in der niemand stiehlt, würde ein tiefes Gefühl von Sicherheit und Vertrauen schaffen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn ausnahmslos alle mitmachen. Schon wenn nur ein Prozent der Bevölkerung stiehlt, fühlen sich die übrigen 99 Prozent nicht mehr sicher. Ein solcher diebstahlfreier Zustand mag heute unrealistisch erscheinen – und doch lohnt sich jeder Schritt in diese Richtung.
Es besteht jedoch ein wesentlicher Unterschied darin, ob jemand aus reiner Habgier stiehlt oder aus existenzieller Not heraus. In ärmeren Regionen dieser Welt stehlen Menschen aus Hunger oder purer Verzweiflung. Dies rechtfertigt zwar keinen Diebstahl, muss aber anders beurteilt werden, als wenn jemand stiehlt, der bereits alles zum Leben Notwendige besitzt. Zu biblischen Zeiten war es vorgeschrieben, dass Bauern bei der Ernte etwas auf den Feldern übrig lassen sollten, damit die Armen eine Nachlese halten konnten (3.Mo 19:9-10). Diese Regelung war für die damalige Zeit außerordentlich sozial und bemerkenswert!
Der Apostel Paulus ermutigt die Gläubigen, die noch in irgendeiner Form Diebstahl begehen, damit aufzuhören und sich nur das zu nehmen, was sie mit ihren „eigenen Händen" erarbeitet haben (Eph 4:28). Wer dies befolgt, erfüllt das achte der zehn Gebote. Würden alle Menschen danach leben, wäre die Welt um vieles besser.
Die Ursache für das weit verbreitete Stehlen liegt in der Nichtbeachtung des 10. Gebots. Dieses besagt, dass wir nicht begehren sollen (2Mo 20:17). Wer durch Dankbarkeit und Zufriedenheit von der Gier befreit ist, lebt nicht nur rücksichtsvoller, sondern tut sich selbst einen großen Gefallen. Mit einem guten Gewissen ist er wesentlich glücklicher als derjenige, der nach dem Besitz des Nächsten strebt – denn dieses Begehren führt zu einer ständigen Unzufriedenheit.
Das Nicht-Stehlen ist für einen liebenden Menschen eine Selbstverständlichkeit. Wer jedoch mit Freude und aus Liebe die Notleidenden beschenkt, geht weit über die Einhaltung des achten Gebots hinaus: Er strebt nach Vollkommenheit, die sich darin zeigt, dass die Liebe alle Lebensbereiche durchdringt (1.Kor 13:13). Genau dazu ermutigt Paulus die Epheser im Lehrtext. Die Neue Genfer Übersetzung gibt diesen Vers wie folgt wieder:
"Wer bisher ein Dieb gewesen ist, soll aufhören zu stehlen und soll stattdessen einer nützlichen Beschäftigung nachgehen, bei der er seinen Lebensunterhalt mit Fleiß und Anstrengung durch eigene Arbeit verdient; dann kann er sogar noch denen etwas abgeben, die in Not sind."
Geben ist seliger als Nehmen (Apg 20:35), und Lieben ist die ultimative Lebenserfüllung!
Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
Zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama sabachtani? Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Dieses Selbstzeugnis, das Gott durch den Mund des Propheten Jeremia ausspricht, kann uns zu einer echten Herausforderung werden. Gründet unser Glaube nicht auf der Tatsache, dass Gott uns in Jesus Christus nahegekommen ist (Joh 1:14) und die Gemeinschaft mit uns sucht (1Jo 1:3)? Wie kann unser Gott, der die personifizierte Liebe ist (1Jo 4:16), auf Distanz gehen, uns fern sein?
Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir uns eingestehen, dass es Tage oder sogar längere Phasen in unserem Leben gibt, in denen wir eine Distanz zu Gott empfinden (Ps 22:2): Unsere Gebete scheinen an der Zimmerdecke abzuprallen (Kla 3:44) und das beglückende Gefühl der Nähe Gottes will sich nicht einstellen. Vielleicht ist es schon länger her, dass Gott in seinem Wort oder unter einer Predigt ganz direkt zu uns gesprochen und unser Herz angerührt hat (Ps 28:1). Wir sehnen uns so sehr nach dem Eingreifen Gottes in einer Problematik unseres Lebens, und nichts geschieht (Hab 1:2) ...
Das ging auch dem Psalmisten vor ca. 3000 Jahren so. In Ps 10:1 schreit er zu Gott: „Warum, Herr, stehst du fern, verbirgst dich in Zeiten der Drangsal?" Die Ungerechtigkeit, die er täglich miterleben musste, der scheinbare Erfolg der Menschen, die ohne Gott hochmütig ihren Geschäften nachgehen (Ps 10:3-4), ohne eine Sünde auszulassen – all das brachte den Psalmisten an den Rand der Verzweiflung! Ihm erging es ganz so wie Asaph, der im Ps 73 seine Verzweiflung über die scheinbare Tatenlosigkeit Gottes angesichts der Ungerechtigkeit und der Not in dieser Welt hinausschrie (Ps 73:2-14).
Der Dichter des 10. Psalms und Asaph verband eine Gemeinsamkeit: Sie hielten am Vertrauen auf Gott fest und erlebten beide eine entscheidende Perspektivänderung. So lesen wir in Ps 10:14: „Du hast doch alles genau gesehen! Du achtest darauf, ob jemand Not leidet oder Kummer hat, und nimmst das Schicksal dieser Menschen in deine Hände! Die Armen und die Verwaisten dürfen dir ihre Anliegen anvertrauen, denn du bist ihr Helfer." Und auch Asaph kam innerlich zur Ruhe, wie wir in Ps 73:23 lesen:
„Aber nun bleibe ich für immer bei dir, und du hast mich bei meiner rechten Hand gefasst.“
Wenn schon im Alten Testament der Glaube und das Vertrauen auf Gott über die menschliche Empfindung der Gottesferne und das momentane Gefühl der Verlassenheit triumphieren (Ps 42:6), wie viel mehr gilt das für uns, die wir durch die Gnade Jesu Christi im Glauben in den neuen Bund eingetreten sind (Hebr 8:6): Gott ist uns in Jesus Christus Vater geworden (Joh 1:12) – ein Vater, der seine Kinder nie im Stich lässt (Hebr 13:5). Mag auch das Gefühl eine andere Sprache sprechen, der Glaube weiß: Gott ist seinen Kindern immer nahe. Und dies trotz mancher Schuld und Sünde, die wir in Gedanken, in Wort und in Tat immer wieder auf uns laden (1Jo 1:9).
Wie ist das möglich? Gott und Sünde – das kann doch nie zusammengehen! Das ist nur möglich, weil der menschgewordene Sohn Gottes am Kreuz auf Golgatha sich selbst opferte und die Sünde der ganzen Welt auf sich nahm (Joh 1:29). Jesus Christus wurde als der einzig Sündlose für uns zur personifizierten Sünde gemacht, so lesen wir es in 2Kor 5:21. Die Konsequenz, die Jesus am Kreuz wohl tausendmal mehr schmerzte als die Folterungen durch die römischen Soldaten, war die Trennung von Gott (Jes 59:2) – denn Gottesnähe und Sünde schließen sich aus.
Zu der neunten Stunde rief Jesus laut: „Eli, Eli, lama sabachtani?" Das heißt übersetzt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mk 15:34 / Ps 22:2)
Welch ein Schmerz steckt in diesem Schrei! Nie war jemand ferner von Gott als sein Sohn Jesus Christus (Mk 15:34 / 2Kor 5:21), der am Kreuz meine und deine Schuld und die der ganzen Schöpfung auf sich nahm (Joh 1:29 / 1Jo 2:2)!
Der Opfertod Jesu am Kreuz und seine leibhaftige Auferstehung von den Toten (1Kor 15:3-4) ist die Garantie, dass Gott denen, die ihm vertrauen, niemals fern ist (Mt 28:20 / Hebr 13:5), auch wenn wir das manchmal anders empfinden. Wer um die Vergebung seiner Schuld und Sünde weiß und im Glauben an den Zusagen Gottes festhält (2Kor 1:20), darf sich der Nähe und liebenden Zuwendung des himmlischen Vaters gewiss sein (Röm 8:38-39)!
Dein Volk spricht: »Der HERR handelt nicht recht«, während doch sie nicht recht handeln.
Geht es bei Gott etwa ungerecht zu? Gewiss nicht!
Als die Juden ins babylonische Exil verschleppt wurden, litten sie unter Unterdrückung. Aus menschlicher Sicht ist nachvollziehbar, dass sie dachten: „Der HERR handelt nicht recht, indem er uns einen solch leidvollen Weg führt!" (Kla 1:5) Doch Gott machte ihnen mehrfach deutlich, dass ihr eigenes böses und rücksichtsloses Handeln sie auf diesen Weg gebracht hatte (Jer 2:19).
Es gibt ein Phänomen, das man immer wieder beobachten kann: Je ungerechter ein Mensch handelt, desto eher neigt er dazu, sich über die Ungerechtigkeit anderer zu empören – und desto überzeugter ist er davon, dass Gott ihn auf ungerechte Wege führt (Röm 2:1). Wer sich die Reden diktatorischer Führer der Geschichte anhört, erkennt dies deutlich: Oft empören sie sich über die vermeintliche Arroganz und Ungerechtigkeit anderer – und übersehen dabei ihre eigene Schuld. Ist das nicht seltsam?
Aus menschlicher Sicht hätte vor allem einer das Recht gehabt zu sagen, dass er von Gott ungerecht behandelt wurde – und das war sein Sohn! Aus unserer Perspektive war es die „größte Ungerechtigkeit", dass der einzig Schuldlose die schlimmste Strafe tragen musste (1Petr 2:22-24). Warum hat Jesus sich nicht über diese Ungerechtigkeit beschwert? Weil er sich – trotz seines schweren Weges – von seinem Vater unendlich geliebt wusste und weil er diesen Weg freiwillig aus Liebe zu uns gegangen ist (Joh 10:17-18).
In den vorangehenden Versen des Losungstextes aus Hesekiel 33 macht der HERR deutlich: Wenn der Gerechte am Ende seines Weges anfängt, Unrecht zu tun, muss er sterben. Andererseits bleibt der Ungerechte am Leben, wenn er umkehrt und beginnt, Gerechtigkeit zu üben (Hes 33:18-19). Die Juden empfanden dieses Verhalten Gottes möglicherweise als ungerecht, weil der HERR das anfängliche Verhalten – ob gerecht oder ungerecht – nicht anrechnet. Für Gott zählt nicht, wo man gestartet hat, sondern wo und wie man endet!
Aus menschlicher Sicht mag man dieses Verhalten Gottes als ungerecht empfinden, doch objektiv betrachtet ist es eine wunderbare Gnade, dass Gott das anfängliche Unrecht nicht anrechnet (Ps 103:12). Andererseits ist es tragisch, wenn jemand, der zunächst Gerechtigkeit geübt hat, sich später der Ungerechtigkeit zuwendet – denn für Gott zählt, wohin das Herz sich wendet (1Sam 16:7).
In Römer 9 beleuchtet Paulus dieses Thema aus einer anderen Perspektive: Etliche Juden versuchten, durch die Einhaltung des Gesetzes gerecht zu werden – sie strebten nach einer eigenen Gerechtigkeit, lebten dabei aber nicht aus einer Vertrauensbeziehung zu Gott (Röm 9:31-32). Die Nichtjuden hingegen achteten das Gesetz Gottes nicht und lebten zunächst im Unrecht. Doch als sie die wunderbare Gnade und Liebe Gottes erkannten, begannen sie, aus einer liebevollen Beziehung zu ihm zu leben. Und das rechnete Gott ihnen als Gerechtigkeit an und nahm sie als seine Kinder an (Röm 9:30).
Gott schaut nicht auf unseren Startpunkt, sondern auf unser Herz – jetzt, heute (2Kor 6:2). Er rechnet uns unser vergangenes Unrecht nicht an, wenn wir uns ihm zuwenden. Und selbst wenn wir auf Abwege geraten sind, streckt er uns immer wieder seine Hand entgegen. Das ist keine Härte, sondern unbeschreibliche Gnade (2Petr 3:9).
Die Einladung Gottes gilt jedem Menschen, unabhängig von Herkunft, Vergangenheit oder momentaner Schwäche (Apg 10:34-35). Wer sein Vertrauen auf Jesus Christus setzt, wird nicht verurteilt, sondern durch ihn gerecht gesprochen – aus Gnade, nicht aus eigener Leistung (Eph 2:8-9).
Gott sucht keine perfekten Menschen, sondern solche, die bereit sind, ihm zu vertrauen. Und genau das genügt ihm – weil seine Liebe alles trägt (1Kor 13:7).
Deshalb dürfen wir heute mit Zuversicht leben, im Vertrauen darauf, dass Gottes Gerechtigkeit immer auch seine Barmherzigkeit ist (Jak 2:13). Und wer diesen Weg mit Jesus geht, wird nie verlassen – denn Gottes Liebe endet nicht an unseren Grenzen (Röm 8:38-39).
Gott verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu halten, nämlich die Zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.
Jesus sprach: Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Kürzlich erzählte mir eine Frau eine sehr bildhafte Geschichte. Ich bin mir allerdings nicht mehr sicher, ob es sich um eine wahre Begebenheit oder eine erfundene Erzählung handelt:
Eine Familie zog in ein schönes Haus mit Garten. Am Ende des Gartens befand sich ein Abgrund, in den man hinabstürzen konnte. Wenn die Mutter mit den Kindern im Garten war, stand sie stets unter Anspannung – sie fürchtete, die Kinder könnten sich zu nah an den Abgrund wagen und in Lebensgefahr geraten. Sie wies die Kinder daher an, großen Abstand zum Abgrund zu halten, was ihre Spielfläche stark einschränkte. Nachdem ihr Mann einen hohen Zaun am Abgrund errichtet hatte, wurde der Aufenthalt im Garten deutlich entspannter. Die Kinder gewannen mehr Bewegungsfreiheit, konnten unbeschwert spielen, und die Mutter brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen, dass die Kinder abstürzen könnten.
Diese Geschichte veranschaulicht die wahre Funktion des Gesetzes: Es bietet den Unmündigen Schutz und schafft einen sicheren Rahmen, in dem sie sich frei entfalten können (Gal 3:24).
Die meisten Christen haben ein zwiespältiges Verhältnis zum Gesetz: Einerseits erkennen sie dessen Notwendigkeit, andererseits empfinden sie ein „gesetzliches Verhalten" als befremdlich. Paulus schreibt in Bezug auf manche „Gesetzeslehrer" Folgendes:
"Das Ziel der Weisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich leerem Geschwätz zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein und verstehen nichts, weder was sie sagen noch was sie fest behaupten." (1Tim 1:5-7)
Das ganze Gesetz und die Propheten basieren auf zwei Geboten: „Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst!" (Mt 22:37-40) Die Zehn Gebote – von denen im Losungstext die Rede ist – gliedern sich in zwei Abschnitte: Die ersten vier Gebote zeigen die Auswirkungen der Liebe zu Gott, während die Gebote 5–10 die Auswirkungen der Nächstenliebe verdeutlichen.
Der Gesetzliche stiehlt nicht, weil er weiß, dass er bestraft wird, während der Liebende nicht stiehlt, weil er seinem Nächsten keinen Schaden zufügen will. Der Gesetzliche versucht, die Ehe nicht zu brechen (obwohl er sie in Gedanken schon gebrochen hat) (Mt 5:28), weil Gott es so befohlen hat. Dagegen will derjenige, der seinen Ehepartner liebt, die Ehe nicht brechen, weil er dem Partner Gutes tun und ihm keinen Schmerz zufügen möchte. Wer im Sinne Gottes liebt, braucht kein Gesetz mehr, denn er ist geistlich mündig geworden (Gal 5:23)! In 1Tim 1:9 erklärt Paulus, dass das Gesetz nicht für die Gerechten bestimmt ist, sondern für die Gesetzlosen und Ungehorsamen.
Die minutiöse Einhaltung des Gesetzes erlöst uns nicht von unserer Sündhaftigkeit, und sie führt uns auch nicht ans Ziel. Durch die Einhaltung des Gesetzes erreichen wir auch nie eine Gerechtigkeit, die vor Gott gültig wäre, und wir könnten uns damit auch nicht rechtfertigen (Röm 3:20).
Nur derjenige, der das ganze Gesetz erfüllt hat, konnte uns erlösen, von Sünde befreien und uns mit seiner göttlichen Gerechtigkeit beschenken. Das griechische Wort „plerosai" bedeutet „erfüllen, vollenden, vollständig machen". Jesus erfüllte das Gesetz durch sein vollkommenes Leben (Hebr 4:15), durch die Erfüllung der Prophezeiungen (Lk 24:44) und durch die Offenbarung des tieferen Sinns des Gesetzes (Mt 5:21-48).
Lasst uns nicht gesetzlich sein, sondern einander mit der Liebe Gottes lieben – jener Liebe, die der Heilige Geist in unsere Herzen ausgegossen hat (Röm 5:5)!
Der HERR antwortete Hiob: Wo warst du, als ich die Erde gründete und zum Meer sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!«?
Jesus stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; und es ward eine große Stille. Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?
In unserer modernen, technisierten Welt haben wir Menschen Erstaunliches erreicht. In einem Artikel las ich von einem bemerkenswerten Experiment: Forschern gelang es, das Leuchtgen eines Glühwürmchens in eine Tabakpflanze einzubauen, sodass diese im Dunkeln schwach leuchtete. Heute kann die Wissenschaft Pflanzen, Tiere und sogar den Menschen genetisch verändern und auf diese Weise neue Lebensformen schaffen. Seit Jahrzehnten reisen wir ins All, und die Forschung arbeitet daran, das Wetter gezielt zu beeinflussen, etwa durch sogenannte „Cloud-Seeding"-Verfahren, um Regen in trockenen Regionen zu erzeugen. China schafft in flachen Küstengewässern künstliche Inseln, um territoriale Ansprüche durchzusetzen – und verschiebt so den Einflussbereich im Südchinesischen Meer.
Doch welcher Wissenschaftler könnte je mit einem einzigen Wort den Sturm stillen (Ps 107:29)? Wer vermag aus 6.000 Metern Meerestiefe einen Berg zu erschaffen, der sich 4.000 Meter über den Meeresspiegel erhebt – wie der Mauna Kea auf der Vulkaninsel Hawaii? Gibt es einen Menschen, der die Grenzen der Meere festlegt, indem er ganze Kontinente verschiebt (Hi 38:8-11)?
Als Hiob ohne ersichtlichen Grund und ohne erkennbare Schuld schweres Leid traf, konnte er Gottes Handeln nicht verstehen. Er versuchte, sich vor Gott zu rechtfertigen, und stellte damit indirekt Gottes Entscheidungen infrage (Hi 40:2). Wir Menschen verstehen Gottes Wege mit uns oft nicht, und viele meinen, sie wüssten, wie er es besser hätte machen können.
Die Freunde Hiobs hielten sein Leiden für eine Folge verborgener Schuld. Doch Hiob suchte vergeblich nach einer solchen Sünde und rang mit der Frage, warum Gott ihn, den Unschuldigen, so sehr leiden ließ. Anstatt eine direkte Antwort zu geben, stellte Gott selbst ihm eine Vielzahl von Fragen – die Hiob alle nicht beantworten konnte (Hi 38-41). Dabei wurde ihm klar: „Ich weiß so vieles nicht! Ich kenne weder den Anfang der Schöpfung noch verstehe ich Gottes große Ziele. Wer bin ich, dass ich Gottes Handeln infrage stelle?" Am Ende seines Leidens sagt er:
"Ich habe erkannt, dass du alles vermagst und kein Plan für dich unausführbar ist. … So habe ich denn ⟨meine Meinung⟩ mitgeteilt und verstand ⟨doch⟩ nichts, Dinge, die zu wunderbar für mich sind und die ich nicht kannte." (Hi 42:2-3)
Nachdem Jesus dem Wind und dem Meer geboten hatte, fragten die Jünger erschrocken: „Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?" (Mt 8:27) Sie begannen zu ahnen, dass nur der Messias solche Macht haben konnte. Was für ein überwältigender Moment muss es gewesen sein, als ihnen bewusst wurde: Wir sind mit dem Herrn des Himmels und der Erde im selben Boot!
Und was gilt für gläubige Christen heute? Sie dürfen „in Christus" sein (2Kor 5:17) – und gleichzeitig wohnt Christus in ihren Herzen (Eph 3:17). Auch wenn man das nicht sehen oder fühlen kann: Es ist sogar noch mehr, als mit Jesus im selben Boot zu sitzen. Es ist eine intime, bleibende Gemeinschaft – und dafür gebührt ihm die Anbetung!
Der HERR verstößt nicht ewig; sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte.
Zacharias forderte eine kleine Tafel und schrieb: Er heißt Johannes. Und sie wunderten sich alle. Und sogleich wurde sein Mund und seine Zunge aufgetan, und er redete und lobte Gott.
Die Klagelieder könnten als das traurigste und verzweifeltste Buch der Bibel bezeichnet werden. Jahrelang versuchte der Prophet Jeremia, die Bevölkerung Jerusalems zur Umkehr zu bewegen (Jer 7:1-7). Er sehnte sich danach, dass die Stadt Buße tun und sich von ihren bösen Taten abwenden würde – vergeblich. Die Menschen hörten nicht auf Jeremia; im Gegenteil: Sie verspotteten ihn und zeigten ihm gegenüber offene Feindseligkeit (Jer 20:7-8).
Dann kam der Tag, an dem die Babylonier die Stadt einnahmen, viele Menschen töteten und in die Gefangenschaft oder Sklaverei führten (2Kön 25:1-21). Als Reaktion darauf schrieb Jeremia die Klagelieder – ein Ausdruck tiefster Traurigkeit und Verzweiflung. Diese Klage Jeremias beinhaltet letztlich auch das Klagen Gottes über sein Volk.
Das Anstimmen eines Klageliedes als Verarbeitung der eigenen Trauer entspricht zwar nicht unbedingt unseren heutigen Gewohnheiten, doch ich bin überzeugt, dass dieser Prozess äußerst wertvoll ist und zu Trost und Heilung beiträgt (Ps 42:6).
Trotz der Traurigkeit dieser Kapitel besitzt der Text eine bemerkenswerte literarische und mathematische Schönheit. Das Buch ist mathematisch symmetrisch aufgebaut und folgt im Hebräischen einer alphabetischen Struktur. Mehr dazu siehe hier.
Inmitten der Klage und Trauer leuchtet ein Hoffnungsstrahl auf, als Jeremia diese drei Verse niederschreibt, die in der Elberfelder Bibel folgendermaßen übersetzt sind:
31 Denn nicht für ewig verstößt der Herr,
32 sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise.
33 Denn nicht von Herzen demütigt und betrübt er die Menschenkinder.
Diese Verse offenbaren das Herz Gottes: Sie zeigen, dass der Ungehorsam zwar Strafe und Betrübnis erforderte, aber Gott dies nicht von Herzen tut und seine Erziehungsmaßnahmen zeitlich begrenzt sind (Hos 11:8-9). Gott will sich über sein Volk erbarmen, weil er es liebt. Wie auch Jesaja in Kapitel 57 feststellen durfte:
"Denn ich will nicht ewig rechten und nicht für immer ergrimmt sein; denn der Geist würde vor mir verschmachten, und die Seelen, die ich ja gemacht habe." Jes 57:16
Weil Geist und Seele in einem endlosen Gericht verschmachten würden, hat Gott aus Liebe zu seinen Geschöpfen die Dauer seiner Gerichte zeitlich begrenzt – so auch bei der Strafe des Zacharias:
Obwohl Zacharias und seine Frau Elisabeth „gerecht vor Gott" waren (Lk 1:6), konnte Zacharias dem Engel des HERRN nicht glauben, dass sie als altes Ehepaar noch einen Sohn bekommen sollten. Daraufhin wurde er mit neunmonatiger Stummheit bestraft (Lk 1:20).
Zacharias' Stummheit war aber nicht nur Strafe – sie war auch Gnade. In der erzwungenen Stille bekam er Zeit, über die Worte des Engels nachzudenken, über sein eigenes Herz und Gottes Plan. Vielleicht hätte er sonst weiter diskutiert, gezweifelt, geredet – aber durch das Schweigen wurde er zum Hören gezwungen. Gerade in der Sprachlosigkeit konnte Gott tiefer wirken. Manchmal redet Gott am klarsten, wenn wir selbst nichts mehr sagen können (Ps 46:11). In einer Welt voller Lärm kann das Schweigen zu einem Ort der Begegnung mit Gott werden – zu einem stillen Raum, in dem unser Vertrauen wächst.
Als Zacharias nach der Geburt des Johannes gehorsam den Namen seines Sohnes auf eine Tafel schrieb, wurde er von seiner Stummheit geheilt und lobte Gott (Lk 1:63-64)!
Wer Gott nicht glaubt und ihm nicht vertraut, mag zwar sprechen können, doch seine Worte des Unglaubens bleiben ohne Ewigkeitswert (Mt 12:36-37). Lasst uns stattdessen auf Gott vertrauen und ihn loben, denn er ist barmherzig!
Der HERR ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil.
Maria sprach: Gewaltiges hat er vollbracht mit seinem Arm, zerstreut hat er, die hochmütig sind in ihrem Herzen.
Gibt es eine Macht der Ohnmächtigen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Ein Ohnmächtiger ist ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass er keine Macht besitzt. Dies stimmt zwar grundsätzlich – doch sobald der ewige Gott „ins Spiel" kommt, ändert sich alles!
Als Sklaven waren die Israeliten in Ägypten vollkommen machtlos. Ägypten war eine Supermacht mit hochentwickelter Technik und einer gut ausgerüsteten Armee. Auch in spiritueller Hinsicht besaßen die Ägypter außergewöhnliche Kräfte – ihre Magier konnten sogar übernatürliche Wunder vollbringen (2Mo 7:10-22 / 2Mo 8:2-3).
Nachdem Gott Mose berief und zehn Plagen über Ägypten brachte, sah sich der Pharao gezwungen, die aus menschlicher Sicht ohnmächtigen Israeliten ziehen zu lassen. Dies war nur durch Gottes übernatürliches Eingreifen möglich. Am Schilfmeer gerieten die Israeliten erneut in eine ausweglose Situation, als sie zwischen dem Meer und der ägyptischen Armee eingekesselt waren. Doch der HERR teilte das Meer, sodass die Israeliten trockenen Fußes hindurchziehen konnten (2Mo 14:21-22). Als danach alle ägyptischen Soldaten im Meer ertranken, hatten die Ohnmächtigen die Mächtigen endgültig besiegt – nicht durch eigene Kraft, sondern durch die Stärke des HERRN.
Nach diesem Wunder sangen Mose und die Israeliten ein Lied, das in 2Mo 15:1-21 zu finden ist. Im heutigen Losungsvers werden drei Dinge aufgezählt, was der HERR für die Sänger ist:
Der HERR ist meine Stärke. Nicht ich bin stark, sondern der HERR! Dies betont die persönliche Erfahrung der göttlichen Kraft. Ich bin ohnmächtig, aber der HERR ist mächtig, und weil er mir beisteht, bin ich stark (Ps 28:7)!
Der HERR ist mein Lobgesang. Dies zeigt ein Dreifaches:
Der HERR ist die Quelle und der Grund meines Lobpreises
Er selbst ist der Inhalt des Lobgesangs. Seine Person, sein Charakter und seine Taten werden besungen.
Der HERR ist der Ermöglicher: Er gibt die Fähigkeit und Kraft zum Loben.
Der HERR wurde mir zur Rettung. Die Israeliten wurden aus dieser „ausweglosen Situation" gerettet, weil der HERR ihnen half.
Der Ohnmächtige, der den HERRN an seiner Seite hat, ist stärker als der mächtigste Mensch (1Jo 4:4)!
Maria war eine „unbedeutende Jugendliche", die in einer „unbedeutenden Familie" und an einem „unbedeutenden Ort" aufgewachsen ist. Nach der Begegnung mit dem Engel Gabriel, der ihr die Empfängnis eines göttlichen Kindes verkündete (Lk 1:26-38), besuchte sie ihre Verwandte Elisabeth. Dort lobte sie Gott und staunte darüber, dass er ihre Niedrigkeit angesehen und sie auserwählt hatte, den Sohn des lebendigen Gottes zu gebären. Nicht die Frauen der mächtigen Römer oder der religiösen Elite hatte Gott erwählt, sondern sie, die Niedrige und Unbedeutende. Dies war ein gewaltiges Zeichen, das im Laufe der Zeit immer mehr offenbar wurde und die Hochmütigen früher oder später zerstreute und auch künftig jeden Stolzen erniedrigen wird (1Kor 1:27-29).
Paulus schrieb in 2Kor 12:9: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!" Vielleicht fühlst auch du dich heute schwach und ohnmächtig – aber wenn du auf den Allmächtigen vertraust, bist du bereits jetzt auf der Seite des Siegers (Röm 8:37)!
HERR, neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zur Habsucht.
Sei du selbst ihnen ein Vorbild im Tun des Guten und, was die Lehre betrifft, ein Beispiel deines unbestechlichen Urteils, von allen geachtet und untadelig in der Verkündigung des gesunden Wortes, so dass dein Gegenspieler beschämt wird und nichts Schlechtes mehr über uns zu sagen weiß.
Stell dir vor, du besuchst ein großes Volksfest mit vielen bunten Ständen, die leckeres Essen und feine Getränke anbieten. Überall gibt es Vergnügungsangebote wie Achterbahnen, Karusselle, Autoscooter, Los- und Schießbuden. Zwischen zwei Ständen steht ein einfacher Tisch – ohne Reklameschild, ohne Schmuck. Auf dem Tisch liegt eine große, aufgeschlagene Bibel. Sie zeigt Johannes 3, und der 16. Vers ist mit einem gelben Leuchtstift markiert, wo der weltbekannte Satz steht:
"Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat." (Joh 3:16)
Normalerweise würden diese beiden alltäglichen Gegenstände kaum einen Vorübergehenden interessieren. Doch weil sie an dieser Stelle so deutlich aus der Reihe fallen, könnten sie die Neugierde einzelner Festbesucher wecken. Wenn ein Leser diesen Vers zum ersten Mal bewusst wahrnimmt, könnte diese eine Aussage sein Leben vollständig verändern. Vielleicht würde ihm erstmals bewusst werden, dass es einen Gott gibt, der alle Menschen liebt (1Joh 4:16) – einen Gott, der aus Liebe zu uns sein Liebstes gab, um mit uns in eine Liebesbeziehung zu treten.
Wie der Besucher eines Volksfestes, der seinen Blick auf die bunten Stände richtet, so wird unser Herz von allen möglichen Dingen abgelenkt, die uns wesentlich mehr faszinieren als das Wort Gottes. Die Aussage des Psalmisten ist daher zeitlos und bedeutsam, wenn er Gott darum bittet: „Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zur Habsucht." (Ps 119:36) Der Schreiber dieses Verses hat erkannt, was auch uns heute bewusst werden sollte: „Ich brauche Gottes Hilfe, damit mein Herz nicht von den vielen Informationen und Bildern der Medien dominiert wird und sich stattdessen vermehrt dem Wort Gottes zuwenden kann!" Das Ablenkungspotenzial war vermutlich noch nie so groß wie heute.
Die Habsucht ist ebenso ein größeres Problem, als vielen Christen bewusst ist (Kol 3:5). Während manche Sünden offensichtlich sind, verbirgt sich die Habsucht oft hinter einem scheinbar „materiell gesegneten Leben", und der Geiz tarnt sich häufig als „vorbildliche Sparsamkeit".
Die wichtigsten Ursachen für Habsucht und Gier sind:
Die Vorstellung, dass mehr Besitz zu mehr Glück und Lebensgenuss führt. Dies ist jedoch ein Betrug Satans, denn wahres Glück und Genuss sind viel stärker mit Dankbarkeit und Genügsamkeit verbunden als mit großem Vermögen (1Tim 6:6).
Menschen glauben oft, dass viel Besitz ein sicheres Leben garantiert. Große Reserven geben uns zwar ein Gefühl von Sicherheit, doch Jesus erzählte von einem reichen Mann, der neue Scheunen für seine reiche Ernte baute, um jahrelang sorglos leben zu können (Lk 12:16-21). Noch in derselben Nacht starb er – und all sein Reichtum war bedeutungslos (Lk 12:20).
Wer nach Macht strebt, braucht viel Geld. Doch was nützt uns alle Macht der Welt, wenn wir nicht den allmächtigen Gott auf unserer Seite haben? Absolut nichts! (Mt 16:26)
Wir dürfen uns bewusst machen: Unsere Herzen wenden sich nicht automatisch von der Habsucht ab. Wir können uns nicht einfach selbst umpolen – dazu sind wir zu tief verstrickt in das Denken dieser Welt (Röm 12:2). Genau deshalb ist das Evangelium so entscheidend: Gott hat uns in Christus nicht nur ein Vorbild gegeben, sondern einen Retter. Jesus ist nicht gekommen, um uns einfach ein besseres Leben zu predigen, sondern um uns durch seinen Tod und seine Auferstehung ein neues Herz zu schenken (Hes 36:26) – eines, das ihn liebt, ihm vertraut und sich nicht mehr auf Besitz oder Macht verlässt.
In Jesus sehen wir, wie wahre Genügsamkeit und vollkommene Liebe aussehen. Und in ihm empfangen wir beides: Vergebung für unser oft habsüchtiges Herz – und Kraft für ein neues Leben (2Kor 5:17). Er verändert nicht nur unser Verhalten, sondern unsere Motivation: aus Zwang wird Liebe, aus Pflicht wird Freude. Nur wer das Evangelium im Herzen trägt, kann wirklich ein Vorbild im Tun des Guten sein – nicht aus Stolz, sondern aus Dankbarkeit (2Kor 9:7).
Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.
Siehe, da tat sich Jesus der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.
Kennst du das? Plötzlich ist das Vorbild, der Mentor oder der Coach weg, und du stehst allein da! Jahrelang konntest du dich an deinem Lehrer orientieren, von ihm lernen, profitieren und dich auch ein Stück weit „anlehnen" – aber dann ist er plötzlich nicht mehr da. Es fühlt sich an, als würde dir eine wichtige Stütze weggenommen.
Als Teenager und junger Mann war mein Großvater mein „Bibellehrer". Zu ihm konnte ich mit jeder Frage kommen, und er gab mir stets treffende und wertvolle Antworten. Durch ihn konnte ich das Wort Gottes immer besser verstehen und die wunderbare Liebe Gottes erkennen (2Tim 3:14-15). Er war mir in vieler Hinsicht ein Vorbild. Solche Vorbilder sind in jungen Jahren eine große Kostbarkeit, da sie uns auf künftige Aufgaben vorbereiten. Doch irgendwann kommt der Tag, an dem man sich nicht mehr auf sie stützen kann und selbstständig seinen Weg gehen muss. Dies ist zwar herausfordernd, aber auch wichtig!
Fast 40 Jahre lang konnte sich Josua an Mose orientieren und viel von ihm lernen. Doch nach Moses Tod schien Josua zunächst „allein" dazustehen (5Mo 34:5). Von außen betrachtet mochte das stimmen, aber in Wirklichkeit war er nicht allein, denn der unsichtbare und allmächtige Gott begleitete ihn. Als Josua die Führung des Volkes Israel übernahm, sagte der HERR in Jos 1:5 zu ihm:
"Wie ich mit Mose gewesen bin, werde ich mit dir sein; ich werde dich nicht aufgeben und dich nicht verlassen."
Bereits 38 Jahre zuvor war Josua ein Mann des Glaubens. Als er mit Kaleb und zehn anderen Kundschaftern aus dem verheißenen Land Kanaan zurückkehrte, waren er und Kaleb fest davon überzeugt, dass der HERR ihnen dieses Land geben würde – trotz der „Riesen" und der gut befestigten Städte (4Mo 13:30). Die zehn anderen Kundschafter hielten es für unmöglich, dieses Land einzunehmen, weil sie nur auf ihre eigene Kraft schauten und nicht mit der Kraft ihres allmächtigen Gottes rechneten. Josuas jahrzehntelanges Gottvertrauen qualifizierte ihn zum Nachfolger von Mose.
Durch Mose führte Gott sein Volk aus der Sklaverei, und durch ihn erhielten sie das Gesetz (2Mo 20:1-17). Doch ins verheißene Land konnte Mose sie nicht führen – diese Aufgabe war Josua vorbehalten. Dies hat auch eine symbolische Bedeutung: In das „verheißene Land" – also in den Himmel – gelangt man nicht durch das Gesetz – indem man alle Gebote hält –, sondern nur durch „Josua" (hebr. jehoschua), dessen Name im Griechischen „Jesus" lautet (Apg 7:45) und „Jahwe ist Rettung" bedeutet. Jahwe lässt sich auch als „der Ewig-Seiende" übersetzen, und da Jahwe im Neuen Testament als „kyrios" bezeichnet wird, finden wir in deutschen Übersetzungen häufig das Wort „HERR" (vgl. dazu Ps 110:1 und Mt 22:44)
Nachdem sich Jesus taufen ließ und damit zum Ausdruck brachte: „Ich bin bereit, mich in den Tod zu geben", öffnete sich der Himmel, und der Geist Gottes kam in Gestalt einer Taube auf ihn herab (Mt 3:16). Durch Jesu Tod am Kreuz öffnete sich für uns der Himmel vollends, denn durch den Glauben wurden wir von der Sünde befreit und mit der Vollkommenheit Jesu beschenkt (2Kor 5:21). Seit Pfingsten kommt der Heilige Geist auf alle, die sich dem HERRN anvertraut haben (Apg 2:38).
Allein durch den „himmlischen Jehoschua" kommen wir in das „verheißene Land" (Joh 14:6), und nur durch ihn öffnet sich für uns der Himmel, sodass wir einst in das himmlische Vaterhaus einziehen können! Wie sehr wünschte ich, es wäre schon so weit!
All sein Tun ist Wahrheit, und seine Wege sind recht, und wer stolz einherschreitet, den kann er demütigen.
Der Hauptmann aber, der dabeistand, Jesus gegenüber, und sah, dass er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!
Heute von Eberhard Klein
In den Bibelversen des Losungs- und des Lehrtextes sprechen zwei Männer auf völlig unterschiedliche Art und Weise davon, dass sie Gott – zumindest ein Stück weit – kennengelernt haben.
In Dan 4:34 spricht der mächtige und reiche babylonische König Nebukadnezar. Er wird von Gott als König der Könige (Dan 2:37) und als goldenes Haupt (Dan 2:38) bezeichnet. Nebukadnezar erlebte Gottes machtvolles Handeln: Er ließ drei Freunde Daniels in einen glühend heißen Ofen werfen, weil sie ihm die Anbetung verweigerten. Gott schickte einen Engel und bewahrte die Männer in der Gluthitze, sodass kein Haar an ihnen versengt wurde (Dan 3:20-27). Trotz dieses erlebten Wunders überhob er sich und gab Gott nicht die Ehre (Dan 4:27). Er hielt sich, wie so viele Mächtige dieser Welt, für den Größten und wurde daraufhin von Gott gedemütigt (Dan 4:30-33). Der Vers in Dan 4:34 enthält die letzten von Nebukadnezar in der Bibel überlieferten Worte und bezeugt, was Nebukadnezar in einer harten „Gnadenschule" über den lebendigen Gott gelernt hat: Gottes Handeln an Seinen Menschen und Gottes Wege mit Seinen Menschen sind durch und durch richtig, wahr und gerecht (Ps 145:17). Und Nebukadnezar erkannte, dass Stolz und Hochmut Gottes Widerstand hervorrufen (1Petr 5:5; Jak 4:6) und früher oder später unweigerlich zur Demütigung des Menschen führen (Spr 16:18).
In Mk 15:39 spricht der römische Zenturio, der das Hinrichtungskommando leitete, das Jesus kreuzigte. Sechs Stunden lang erlebte der Zenturio den Todeskampf Jesu am Kreuz (Mk 15:25-34) und die besonderen Umstände der dreistündigen Finsternis von 12 Uhr bis 15 Uhr, der Todesstunde Jesu (Mt 27:45). Die Evangelisten berichten uns einige Worte, die Jesus am Kreuz sprach (Lk 23:34-46), aber darüber hinaus wenig von Seinem schmerzvollen Leiden und Sterben.
Aber auf den Zenturio, der vermutlich schon manche andere Kreuzigung miterlebt hatte, machten Jesu Leiden und Sterben am Kreuz einen tiefen Eindruck (Mt 27:54). Einen so tiefen Eindruck, dass er zu der Erkenntnis kam: „Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen" (Mk 15:39). Er erkannte in dem Menschen Jesus von Nazareth den Sohn des lebendigen Gottes (Mt 16:16)! Ein absolutes Minimum an Gotteserkenntnis erwartet Gott von jedem Menschen, und das kann Er auch von jedem Menschen erwarten (Röm 1:19). So ist Gottes unsichtbares Wesen, Seine ewige Kraft und Seine Göttlichkeit in Seiner Schöpfung erkennbar (Röm 1:20). Somit kann jeder Mensch Gott als Schöpfer erkennen und Ihm die entsprechende Ehre und den angemessenen Dank dafür bringen (Ps 19:2; Apg 14:17).
Im großen Priestergebet Jesu in Johannes 17 betet Jesus zu Seinem Vater im Himmel, dass die Erkenntnis des wahren Gottes und Seines Gesandten Jesus Christus ewiges Leben bedeutet. Da heißt es in Vers 3:
"Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen."
Diese Erkenntnis geht über das Erkennen eines Schöpfergottes hinaus (Joh 1:14; Joh 14:7). Erkenntnis Gottes und Seines Sohnes, wie Jesus es meint, bedeutet Gottes Liebe zu erkennen – Gottes unfassbar große Liebe in der Sendung Seines Sohnes auf unsere Erde (1Jo 4:9) und in der allumfassenden Rettung durch Jesu Tod am Kreuz von Golgatha (Joh 1:29). Solches Erkennen Gottes, das sich im Glauben äußert (Hebr 11:6), bedeutet, das ewige Leben zu finden. Darum sagt Jesus zu Nikodemus in Johannes 3:16:
“Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.”
Die Erkenntnis Gottes mag in jedem Menschen anders geprägt und ausgeprägt sein. Aber das Lesen der Bibel, verbunden mit gläubigem, hörendem Gebet zu dem lebendigen Gott, lässt uns alle in der Erkenntnis Gottes wachsen (Eph 1:17). Das ist Gottes Anliegen für uns (Kol 1:10 / 2Petr 3:18) und macht uns fest und gewiss in der Hoffnung des ewigen Lebens (1Jo 5:13).
Dein, HERR, ist die Größe und die Macht und die Herrlichkeit und der Ruhm und die Hoheit. Denn alles im Himmel und auf Erden ist dein.
Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn.
Wenn ein König einen neuen Palast bauen lassen will, beauftragt er einen Architekten für die minutiöse Planung. Der Architekt macht sich zunächst mit den Vorstellungen des Königs vertraut und entwickelt erste Ideen – zunächst unsichtbar in seinen Gedanken. Aus diesen Ideen entstehen erste Skizzen, die sich nach und nach zu detaillierten Plänen entwickeln. Gemeinsam mit dem König werden die Materialien, Ornamente und Mosaike ausgewählt. Wenn die ersten Pläne fertiggestellt sind, zeigt der König seinen Söhnen ihr künftiges Zuhause. Dies weckt in ihnen große Vorfreude auf ihren zukünftigen Wohnsitz.
Doch zunächst muss der Bau beginnen. Der erste Schritt ist das Ausheben einer Baugrube. In früheren Zeiten musste dies von Hand geschehen – eine mühsame Arbeit. Das Ausheben von Erde und Steinen sowie der Abbau des felsigen Untergrunds bereitete zwar niemandem Freude, wurde aber dennoch ausgeführt, weil am Ende ein prächtiger Palast entstehen sollte.
König David wollte seinen wunderbaren Gott ehren und ihm ein herrliches Haus bauen (2Sam 7:1-3). Obwohl Gott ihm mitgeteilt hatte, dass erst sein Sohn dieses Haus bauen würde (1Chr 17:11-12), beschäftigte er sich bereits intensiv mit der Planung. Er sammelte wertvolles Baumaterial, damit sein junger Sohn das Haus errichten konnte. In 1. Chronik 29 wird deutlich, wie großzügig David von seinem Reichtum spendete, um den HERRN zu ehren. David war zu dieser Zeit sehr wohlhabend geworden. Ihm war jedoch bewusst, dass dies nur durch Gottes reichen Segen möglich geworden war (1Chr 29:12). Deshalb sagte er: „Dein, HERR, ist die Größe und die Stärke und die Herrlichkeit und der Glanz und die Majestät!" Dies sind alles Attribute von Gottes Erhabenheit und seiner alles umfassenden Souveränität.
So wie ein König seine Söhne in seine Baupläne einweiht, so hat auch Gott seine Söhne in sein universales Heilsprojekt einbezogen (Röm 8:29) und durch Paulus offenbart, welche Pläne er mit seiner Schöpfung verfolgt: Wenn alle von Gott gesetzten Zeiten und Fristen zur Vollendung kommen, wird alles im Himmel und auf Erden in Christus zusammengefasst. Das griechische Wort "anakephalaiosasthai" setzt sich aus "ana" (wieder/hinauf) und "kephalaion" (Haupt) zusammen. Es bedeutet "unter einem Haupt zusammenfassen" oder "vereinigen". Am Ende der Zeiten wird also alles im Himmel und auf Erden unter dem Haupt Christi vereinigt (Kol 1:18). Dies ist der Zeitpunkt, den Paulus in 1Kor 15:28 beschreibt:
"Wenn ihm (dem Christus) aber alles untergeordnet ist, dann wird auch der Sohn selbst dem untergeordnet sein, der ihm alles untergeordnet hat, damit Gott alles in allem ist."
In der Vollendung wird alles so herrlich sein, dass wir uns das heute noch nicht vollständig vorstellen können (1Kor 2:9). Um das Bild des Baus noch einmal aufzugreifen: Wahrscheinlich befinden wir uns gegenwärtig in der „Rohbau-Phase", wo noch im Kellergeschoss gebaut wird. Der Eckstein ist zwar bereits auf dem Baugrund gesetzt (Eph 2:20), doch wir stehen noch in der Baugrube – der herrliche Palast ist noch nicht sichtbar. Wer jedoch durch die Prophezeiungen des Paulus die Zukunftspläne Gottes erfassen durfte, erhielt bereits einen Einblick in Gottes wunderbaren Heilsplan. Dies ist ein besonderes Gnadengeschenk Gottes!
Wer seinen Nächsten verachtet, versündigt sich; aber wohl dem, der sich der Elenden erbarmt!
Wenn ihr alles getan habt, was Gott euch befohlen hat, dann sagt: Wir sind Diener, weiter nichts; wir haben nur getan, was uns aufgetragen war.
Zum Glück musste ich noch nie an einer Hinrichtung teilnehmen, und ich hoffe, es auch nie zu müssen. Emotional würde mich ein solches Ereignis enorm erschüttern – nicht zuletzt deshalb, weil ich mich unweigerlich in den Verurteilten hineinversetzen würde. Noch schlimmer wäre es, wenn der Verurteilte ein Freund von mir wäre. Ich kann mir kaum vorstellen, was ich empfinden würde, wenn ich dabei einen Menschen beobachtete, der mit vollem Eifer und eiserner Überzeugung diese Hinrichtung befürwortet. Würde ich ihn zutiefst verachten oder gar hassen? Ich hoffe nicht. Doch da mir eine solche schreckliche Erfahrung – zum großen Glück – erspart geblieben ist, kann ich kaum voraussagen, wie ich in einer solchen Situation reagieren würde.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Christen mit ansehen mussten, wie Stephanus gesteinigt wurde (Apg 7:54-60). Möglicherweise beobachteten auch einige den Pharisäer Saulus, wie er voller Eifer und mit grimmiger Miene dieser Hinrichtung zugestimmt hatte. Was mögen diese Christen damals empfunden haben? Sie waren gewiss entsetzt und wütend – und es wäre nur allzu verständlich gewesen, wenn sie diesen Saulus von Tarsus verachtet oder sogar gehasst hätten.
Nicht so Stephanus, der unschuldig hingerichtet wurde! Sein letzter Satz lautete:
"Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu!" (Apg 7:60)
Da war kein Hass und auch keine Verachtung für die, die ihn umbrachten, sondern nur die inständige Bitte, dass der HERR ihnen diese Sünde nicht zurechnen möge (Mt 5:44)! Was für eine vergebende Liebe und eine, die das Böse nicht zugerechnet hat! So etwas kann nur derjenige, der zuvor mit dieser göttlichen Liebe erfüllt wurde (1Jo 4:19)!
Heute gibt es wohl kaum einen Christen, der Saulus von Tarsus, der später Paulus genannt wurde, verachten würde! Warum? Weil jeder weiß, was aus diesem ehemaligen Christenverfolger geworden ist (Apg 9:1-22)! Wir sehen heute Paulus vom Ziel her! Wären wir bei der Hinrichtung von Stephanus dabei gewesen und hätten wir schon damals gewusst, was aus diesem eifrigen – und vielleicht auch hasserfüllten Mann – einmal wird, wir hätten ihn damals wie Stephanus nicht verachtet!
Dieses Beispiel macht deutlich: Es ist falsch, einen „bösen Menschen" zu verachten – auch wenn es manchmal verständlich erscheinen mag. Jeder Mensch – auch der böse – ist in Gottes Augen eine Kostbarkeit (1Tim 2:4). Jede Form der Verachtung entwertet einen Menschen und nimmt ihm seine Würde!
Wer sich von der Liebe Jesu erfüllen lässt, kann jedem Menschen Wertschätzung entgegenbringen, da er ihn durch den Glauben vom göttlichen Ziel her betrachtet (2Kor 5:16). Diese Haltung erfordert Demut – und nur durch sie können wir einander wahrhaft achten.
Die liebende Hingabe des Paulus war so außergewöhnlich, dass er mit der Zeit – trotz allem – in Gefahr stand, überheblich zu werden. Dies lässt sich aus 2Kor 12:7 erkennen. Doch Gott sorgte dafür, dass er demütig blieb und am Ende seines Lebens vielleicht auch sagte:
"Ich bin (von Natur aus) ein unnützer Sklave, ich habe getan, was ich zu tun schuldig war!"
Demütig sein und bleiben – das allein bildet die Grundlage für eine dauerhafte und liebevolle Wertschätzung (Phil 2:3)! Möge uns der HERR diese Gnade schenken!
Eile, mir beizustehen, Herr, meine Hilfe!
Jesus fragte den Blinden: Was soll ich für dich tun? Er sagte: Herr, mach, dass ich wieder sehen kann! Und Jesus sagte zu ihm: Du sollst wieder sehen! Dein Glaube hat dich gerettet. Und auf der Stelle sah er wieder, und er folgte ihm und pries Gott.
„Beeil dich! Trödel nicht so rum! Mach mal endlich!" Das sind Aufforderungen, die wohl alle Eltern ihren Kindern schon einmal sagen mussten. Diese Imperative verbinden wir vor allem mit Personen, die Autorität haben. In unseren Ohren klingt es daher fast anmaßend oder respektlos, wenn ein Kind zu seinem Vater – oder ein Knecht zu seinem HERRN sagt: „Beeile dich! Hilf mir!"
Doch Davids Aussage war eine eindringliche Bitte, die aus tiefer Not heraus kam. Es war kein ungeduldiger, herrischer Befehl eines Knechtes an seinen Herrn, sondern ein Verzweiflungsschrei, der zum Ausdruck brachte: „HERR, ich kann nicht mehr, ich bin am Ende! Bitte zögere nicht, mir zu helfen!" (Ps 18:7)
Wer den ganzen Psalm 38 liest, kann die tiefe Not Davids nachempfinden. Dieser Psalm ist kein Lied der Glückseligkeit oder ausgelassenen Freude, sondern der Ausdruck einer verzweifelten Klage – ein Hilfeschrei, der Davids große Authentizität zeigt. Gleichzeitig wird aber auch sein tiefer Glaube sichtbar. David wusste: „Nur mein Gott kann mir wirklich helfen!" (Ps 62:2) Genau dieses beständige Gottvertrauen macht diesen Psalm so besonders!
Der Begriff „Psalm" lautet im Hebräischen „mizmor" und bezeichnet eine musikalische Komposition, die häufig im Tempeldienst vorgetragen wurde. Die Psalmen beschreiben nahezu alle Gefühlszustände des menschlichen Seins und verbinden diese mit dem Vertrauen auf Gott. Sie werden dabei in eine melodische Form gebracht. Dies geschieht aus mehreren Gründen: Gesang vermittelt Emotionen intensiver als das gesprochene Wort. Durch Melodie, Rhythmus und Harmonie wird die Botschaft tiefer aufgenommen. Viele Menschen empfinden Gesang als erhebender und verbindender. Zudem bleiben gesungene Worte länger im Gedächtnis, da sie mit einer Melodie verknüpft sind.
Der Blinde, der vor der Stadt Jericho am Wegrand bettelte, bemerkte eine größere Volksmenge, die vorbeizog, und erkundigte sich nach dem Grund. Als die Leute ihm sagten, dass Jesus, der Nazoräer, vorübergehe, wurde ihm klar: Das ist meine Chance! Darum schrie er: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" (Lk 18:38) Sein Rufen war so eindringlich, dass sich die Leute ärgerten und ihn zum Schweigen bringen wollten – doch er schrie nur noch lauter! Es war ihm völlig gleichgültig, was die Menschen dachten; er war felsenfest davon überzeugt, dass nur Jesus ihm helfen konnte.
Dieses intensive Schreien und die große Sehnsucht nach Hilfe führten dazu, dass Jesus stehen blieb, auf den Blinden zuging und ihn fragte: „Was soll ich für dich tun?" Der Blinde antwortete: „Herr, mach, dass ich wieder sehen kann!" (Lk 18:41) Noch nie hatte jemand dem Blinden das Augenlicht zurückgeben können, dennoch vertraute er auf Jesu Kraft – vermutlich, weil er bereits viele außergewöhnliche Berichte über ihn gehört hatte.
Wenn Jesus wiederkommt, wird er erneut Blinde sehend machen! (Jes 35:5) Neben der körperlichen Blindheit existiert jedoch eine geistliche Blindheit, die noch schwerwiegender ist. Diese verhindert, dass viele Menschen die wahre geistliche Realität erkennen: nämlich die Tatsache, dass Gott die Weltgeschichte lenkt und er der einzige ist, der uns bleibend retten kann.
Geistliche Blindheit lässt uns orientierungslos und ratlos zurück. Doch wer sich dem Herrn anvertraut und ihm sein Leben übergibt, empfängt das Geschenk des Heiligen Geistes und damit geistliche Sehkraft (2Kor 4:6). Dieses bedeutsamere Wunder vollbringt der Herr auch heute noch – vermutlich öfter, als wir wahrnehmen!
Das ist mir lieb, dass der HERR meine Stimme und mein Flehen hört.
Jesus erzählt im Gleichnis: Der Schuldner warf sich vor ihm nieder und bat: Hab doch Geduld mit mir! Ich will dir ja alles zurückzahlen. Da bekam der Herr Mitleid; er gab ihn frei und erließ ihm auch noch die ganze Schuld.
Der Psalm 116 ist in mancherlei Hinsicht sehr bemerkenswert. Seine 19 Verse offenbaren eine tiefe Liebe und Dankbarkeit gegenüber Gott. Der Psalmist, der die Rettung des HERRN erfahren durfte, ist zutiefst bewegt von Gottes Gnade und Barmherzigkeit. Die Psalmen 115–118 dienten jeweils als „Schlussgebet" beim Passahmahl. Es ist daher naheliegend, dass auch der 116. Psalm beim letzten Abendmahl Jesu gesungen wurde (Mt 26:30). Liest man den Psalm in diesem Kontext, eröffnet sich eine ganz neue Dimension. So heißt es in den Versen 3–9:
"Es umfingen mich die Fesseln des Todes, die Ängste des Scheols erreichten mich. Ich geriet in Not und Kummer. Da rief ich den Namen des HERRN an: »Bitte, HERR, rette meine Seele!« Gnädig ist der HERR und gerecht, und unser Gott ist barmherzig. Der HERR behütet die Einfältigen. Ich war schwach, doch er hat mich gerettet. Kehre zurück, meine Seele, zu deiner Ruhe! Denn der HERR hat dir Gutes erwiesen. Denn du hast meine Seele vom Tod gerettet, meine Augen von Tränen, meinen Fuß vom Sturz. Ich werde wandeln vor dem HERRN in den Landen der Lebendigen."
Jesus wusste, dass sein Tod am Kreuz kurz bevorstand – und trotzdem rühmte er mit seinen Jüngern die Gnade und Barmherzigkeit Gottes (Hebr 12:2)! Obwohl seine Seele dem Tod preisgegeben wurde, rettete ihn sein Vater aus den Klauen des Todes, indem er ihn von den Toten auferweckte (Apg 2:24). Selbst auf diesem schweren Weg war Jesus von Dankbarkeit erfüllt. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Jesus liebte seinen himmlischen Vater über alles und vertraute ihm vollkommen!
Durch seinen Opfertod am Kreuz schuf der HERR die Grundlage dafür, dass er jede Schuld – und sei sie noch so groß – vergeben kann, ohne dabei ungerecht zu sein (1Jo 1:9). Damit stellte Gott seine Gnade und Barmherzigkeit auf ein gerechtes Fundament!
In Mt 18:21-34 erzählte Jesus ein Gleichnis über einen Knecht des Königs, der ihm eine so hohe Summe schuldete, dass er sie in seinem ganzen Leben niemals hätte zurückzahlen können. Als der Herr befahl, ihn samt seiner Frau, seinen Kindern und seinem gesamten Besitz zu verkaufen, um die Schuld zu begleichen, warf sich der Knecht vor ihm nieder und flehte um Geduld. Er versprach, die gesamte Schuld zurückzuzahlen – obwohl dies praktisch unmöglich war.
Voller Gnade und Barmherzigkeit erließ der König ihm daraufhin die gesamte Schuld (Kol 2:13-14)! Dies zeigt uns: Gott vergibt jede noch so große Schuld, wenn wir ihn darum bitten. Seine Gnade und Barmherzigkeit sind unfassbar groß!
Leider endet die Geschichte tragisch! Dieser begnadigte Knecht hat aus der großen Barmherzigkeit des Königs nichts gelernt: Anstatt selbst barmherzig zu sein, zeigte er sich unbarmherzig gegenüber seinem Mitknecht, der ihm lediglich 100 Tageslöhne schuldete. Statt die vergleichsweise kleine Schuld zu erlassen, ließ er ihn ins Gefängnis werfen. Durch dieses Verhalten verspielte er die Barmherzigkeit, die ihm selbst zuteilgeworden war. Als der König von dieser verwerflichen Tat erfuhr, ließ er den Knecht ins Gefängnis werfen, wo er nun seine gesamte Schuld abbezahlen musste.
Dieses Gleichnis zeigt, wie wichtig es ist, dass wir unsere Vergebungsbereitschaft zeigen, nachdem wir selbst die Barmherzigkeit Gottes erfahren durften (Mt 6:14-15). Vergebung ist aber oft mit einem inneren Kampf verbunden. Besonders tiefe Verletzungen lassen sich nicht leicht loslassen. Doch Gott ruft uns nicht nur zur Vergebung auf – er schenkt auch die Kraft dazu (Phil 4:13). Wenn wir merken, dass wir aus eigener Kraft nicht vergeben können, dürfen wir ihn darum bitten. Er hört unser Flehen und hilft uns, wirklich loszulassen. Vergebung ist letztlich ein Wunder, das Gott in uns wirkt.
Unsere Vergebungsbereitschaft ist die angemessene Antwort auf Gottes großes Erbarmen, das er uns geschenkt hat (Eph 4:32). Die Bereitschaft zu vergeben bildet nicht nur die Grundlage für die Heilung unserer Verletzungen, sondern ist auch die Voraussetzung für jede Versöhnung! Lasst uns daher barmherzig und vergebungsbereit sein – so wie Gott uns vergeben hat!
Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt, und wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen davon haben.
Wir haben nichts in die Welt gebracht; darum können wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns damit begnügen.
Das Zitat aus Prediger 5 stammt von einem der wohlhabendsten Männer der Antike. Die jährlichen Einnahmen von König Salomo betrugen unter anderem 666 Talente Gold – knapp 23 Tonnen (1Kön 10:14). Heute entspräche das einem Wert von über 1,5 Milliarden Euro. Salomo konnte praktisch alles genießen, was das „Herz begehrt". Kaum ein Genuss blieb ihm verwehrt. Das Predigerbuch entstand in den späteren Jahren seines Lebens, und Salomo zieht darin eine ernüchternde Bilanz: Neunmal spricht er davon, dass alles ein „Haschen nach Wind" ist. So heißt es bereits zu Beginn des Buches:
"Ich habe alle Taten gesehen, die unter der Sonne geschehen; und siehe, alles ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind." (Pred 1:14)
Man könnte den zweiten Teil dieses Verses auch so übersetzen: „... alles ist wie ein Dunst oder der Versuch, den Wind einzufangen (oder wie das Behirten eines Geistes)". Was bedeutet das? Es dürfte klar sein, dass wir den Wind nicht kontrollieren können und keine Macht über ihn haben. Genauso wenig können wir den Geist Gottes manipulieren und ihn für unsere Zwecke instrumentalisieren (Joh 3:8). Auch die Mächtigen dieser Welt irren sich, wenn sie glauben, sie könnten die vielen Geister beherrschen, die auf dieser Erde „herumschwirren".
Wir Menschen stehen in der Gefahr, das Geld zu lieben, weil wir fälschlicherweise glauben, mehr Besitz würde uns glücklicher, sicherer und mächtiger machen (1Tim 6:10). Viele denken auch, dass mehr Geld automatisch zu mehr Genuss führt. Doch der erfahrene und „superreiche" Salomo stellt fest, dass die Geldliebe eine Unersättlichkeit zur Folge hat – mit anderen Worten: „Man will immer noch mehr, und wer nicht satt wird, der leidet an einem Mangel." Aber warum ist das so?
Die Geldliebe versklavt uns in ein Denksystem, das vom Egoismus beherrscht wird. Unser Denken kreist dann ständig um die Frage: „Was muss ich tun, um noch mehr Geld zu verdienen?" So sperren wir unseren Geist in ein selbst geschaffenes Gefängnis. Statt in Freiheit zu leben, bleiben wir Gefangene unserer Selbstsucht (Mt 6:24).
Unser Sprichwort „Das letzte Hemd hat keine Taschen" geht vermutlich auf die Aussage des Apostels Paulus zurück, der an Timotheus schrieb, dass wir nichts in die Welt gebracht haben und auch nichts hinausbringen können (1Tim 6:7). Den Reichtum, den wir hier anhäufen, können wir nicht in die jenseitige Welt mitnehmen – vielmehr hindert er uns daran, uns von dieser Welt zu lösen.
Die Übersetzung „Nahrung und Kleidung" greift etwas zu kurz. Das griechische Wort „diatrophas" meint den gesamten Lebensunterhalt, nicht nur Nahrung. „Skepasmata" bedeutet wörtlich „Bedeckungen" und umfasst Kleidung, Unterkunft und Schutz. Wenn wir diese lebensnotwendigen Dinge haben und uns damit zufriedengeben, befreit uns das von dem versklavten Denken, immer mehr haben zu müssen (Phil 4:11-13).
Genügsamkeit entsteht durch eine große Dankbarkeit für alles, was Gott uns geschenkt hat – und diese Dankbarkeit macht uns zufriedener und vor allem frei, um aus der Liebe zu leben (1Thess 5:18)! Nur die Dinge, die aus Liebe geschehen, bleiben bestehen und sind in der unsichtbaren und künftigen Welt Gottes von Bedeutung.
Die Israeliten sprachen zu Samuel: Lass nicht ab, für uns zu schreien zu dem HERRN, unserm Gott, dass er uns helfe.
Paulus schreibt aus dem Gefängnis: Ich weiß: Alles, was ich jetzt durchmache, wird zuletzt zu meiner Rettung führen. Darin unterstützen mich eure Gebete und der Geist, durch den Jesus Christus mir beisteht.
Als Schweizer hätte ich kaum eine Chance auf ein Treffen mit unserer Bundespräsidentin. In Deutschland wäre es vermutlich noch schwieriger, den Bundeskanzler persönlich zu treffen. Würde ich jedoch einen guten Freund des Bundeskanzlers kennen, sähen die Chancen deutlich besser aus. Dieser Freund könnte dann als wichtiger Vermittler fungieren und einen solchen Zugang ermöglichen.
Samuel war in Israel Richter und Prophet und hatte eine entscheidende Rolle als Vermittler zwischen dem Volk Israel und Gott (1Sam 7:8-9). Diese Vermittlerrolle verpflichtete ihn, priesterlich für sein Volk einzustehen, indem er vor Gott Fürbitte tat. Im Alten Testament finden wir mehrere bewegende Fürbittegebete, die aus einer tiefen Liebe zum Volk getan wurden. Besonders denke ich an Mose, der in 2Mo 32 und 33 in priesterlicher Weise für sein Volk eintrat. Auch das Gebet des Propheten Daniel in Dan 9 berührt mich immer wieder aufs Neue.
Ein geistlicher Leiter hat die Aufgabe, für die ihm anvertraute Gemeinschaft Fürbitte zu tun – wobei ich hier bewusst nicht von „Pflicht" spreche, da dies vor allem aus Liebe geschehen sollte (1Petr 5:2-3).
Betrachte ich den heutigen Losungstext, sehe ich beim Volk Israel ein großes Vertrauen zu ihrem Richter Samuel – was durchaus positiv zu bewerten ist. Allerdings ist dies noch nicht der Idealzustand. Die Bitte der Israeliten offenbart, dass sie sich nicht zutrauen, sich direkt an Gott zu wenden. Dies zeigt indirekt ihre mangelnde Beziehung zu Gott. Auch aus 2Mo 20:18-21 wird deutlich, dass das Volk Mose bat, er allein solle mit Gott reden, weil sie sich vor der mächtigen Erscheinung des Herrn fürchteten.
Das Problem des Volkes Israel war häufig ihr mangelndes Vertrauen zum Herrn, da sie geteilte Herzen hatten (Hos 10:2). Der Herr allein genügte ihnen nicht – sie strebten nach unrechtmäßigem Gewinn, und die Neugier, andere Götter kennenzulernen, war stets präsent.
Auch wenn die neutestamentliche Gemeinde ähnliche Fehler begehen kann wie damals das Volk Israel, hat sich die Situation grundlegend geändert. Nicht nur die geistlichen Leiter sind mit dem Heiligen Geist erfüllt, sondern auch jedes Gemeindemitglied, das sein Herz dem Herrn Jesus Christus anvertraut hat (Apg 2:38-39). Dies ermöglicht, dass nicht allein der geistliche Leiter, sondern jeder Einzelne Fürbitte tun kann. Darin zeigt sich der Idealfall – dass nämlich alle Mitglieder einer christlichen Gemeinde eine Vertrauensbeziehung zu Gott haben dürfen und alle fähig sein sollten, Fürbitte zu tun.
Der Apostel Paulus bringt an mehreren Stellen deutlich zum Ausdruck, dass er sich die Gebete aller Gemeindemitglieder wünscht (Eph 6:18-19). Ihm war durchaus bewusst, dass er auf diese Gebete angewiesen war. Die gegenseitige Fürbitte ist nicht nur ein Zeichen der Liebe – sie trägt mit dazu bei, dass wir in das Bild Jesu verändert werden (2Kor 3:18)!
Ein Herz, das mit dem Heiligen Geist erfüllt ist, ist auch ein Herz, das mit Liebe gefüllt ist und daher Fürbitte für andere tun will (Röm 5:5).
Wer für andere betet, lernt, mitfühlender, barmherziger und weniger ich-zentriert zu leben.
Deshalb schreibt der Apostel Paulus in 1Tim 2:1-2 auch:
"Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit."
Lasst uns deshalb füreinander beten – nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe (Gal 5:13). Darin liegt eine große Kraft, die wir wahrscheinlich weitgehend unterschätzen!
Mein Herz freut sich, dass du so gerne hilfst.
Sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hören und die Sprachlosen reden.
Vielleicht kennst du das auch: Andere erzählen begeistert, wie Gott ihnen geholfen hat und wie sehr sie sich über sein wundervolles Wirken in ihrem Leben freuen – während du selbst es zurzeit anders erlebst. Als du den Losungs- und Lehrvers gelesen hast, dachtest du möglicherweise auch: „Der Psalmist berichtet davon, welche Hilfe er von Gott erfahren durfte, während ich mich schon so lange danach sehne, dass der HERR endlich eingreift und meine Situation verändert" (Ps 42:2-3).
Wenn wir jedoch den ganzen Psalm 13 lesen, stellen wir fest, dass David zu Beginn einen völlig anderen Ton anschlägt. Da heißt es:
"Bis wann, HERR? Willst du für immer mich vergessen? Bis wann willst du dein Angesicht vor mir verbergen? Bis wann soll ich Sorgen hegen in meiner Seele, Kummer in meinem Herzen bei Tage? Bis wann soll sich mein Feind über mich erheben?" (Ps 13:2-3)
David fühlte sich von Gott vergessen, und seine dreimalige Frage „Bis wann ..." verdeutlicht, dass er bereits lange auf Gottes Eingreifen wartete (Ps 13:2). Diese Verse stehen in starkem Kontrast zum letzten Vers und vermitteln einen völlig anderen Eindruck. Man könnte sich fragen: „Spricht hier wirklich ein und derselbe Mensch?"
Dieser Kontrast lässt sich auf zwei Arten interpretieren:
David schrieb diesen Psalm erst, nachdem er Gottes Hilfe erfahren hatte – wobei er zuvor lange darauf warten musste (Ps 40:2).
Während seines Gebets erinnerte sich David an frühere Zeiten, in denen der HERR rechtzeitig half. Dadurch entstand die Gewissheit, dass der HERR ihm auch künftig gerne helfen würde – ähnlich wie bei Hiob, der mitten im größten Leid sagte: „Doch ich weiß: Mein Erlöser lebt; und als der Letzte wird er über dem Staub stehen" (Hi 19:25).
Ein von Herzen kommendes Gebet kann uns mit Zuversicht erfüllen – auch wenn die gegenwärtige Situation schon lange unverändert geblieben ist (Phil 4:6-7). Der vollständige Vers des Losungstextes lautet in der Elberfelder Bibel:
"Ich aber, ich habe auf deine Gnade vertraut; mein Herz soll jauchzen über deine Rettung. Ich will dem HERRN singen, dass er mir ⟨Gutes⟩ erwiesen hat."
Zur Zeit Jesu war ein stummer und gehörloser Mensch vom sozialen und religiösen Leben der Gemeinschaft weitgehend ausgeschlossen. Viele Menschen waren jahrzehntelang gehörlos, und mancher fragte sich: „Warum können andere Dinge tun, die ich nicht kann, und warum hat Gott mich anders geschaffen als die Menschen um mich herum?" (Joh 9:2-3)
Erst nach einer langen Zeit des Fragens und des Leidens begegnete ihnen der Sohn Gottes, der ihnen das Hören und Sprechen schenkte (Mk 7:37). Welch bewegender Moment muss es gewesen sein, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben Worte hören durften – und womöglich waren es die Worte Jesu selbst. Es war ein unbeschreibliches Glück, das sie nie für möglich gehalten hätten. Alle staunten, und viele erkannten darin ein messianisches Zeichen, denn in Jes 35:5-6 heißt es:
"Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Zunge des Stummen."
Eines Tages wird der HERR auch unser Schicksal – unter dem wir vielleicht schon lange leiden – verwandeln, und dann werden wir vor Staunen überwältigt sein (2Kor 4:17).
Albert Frey dichtete ein Lied, das zu diesen Gedanken passt. Im Refrain heißt es dann jeweils: "Gott ist anders als du denkst". → Hier kannst du es hören!
Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm.
Jesus spricht zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Wenn eine Frau als Model bei einer Modeschau über einen Laufsteg geht, ist ihr bewusst, dass viele Augen auf sie gerichtet sind. Sie weiß, dass alles „stimmen" muss: ihre Kleidung, ihr Gang, ihr Blick und ihre Bewegungen. Für einen perfekten Auftritt muss jedes Detail sitzen und gut eingeübt sein. Das Bewusstsein, vor vielen Zuschauern aufzutreten, spielt dabei eine wichtige Rolle – es motiviert das Model, sich besonders anmutig und vollendet zu bewegen.
Was löst es in uns aus, wenn wir uns vorstellen, im Angesicht Gottes zu wandeln (Ps 56:14)? Würden wir uns überfordert fühlen und denken, dass wir Gott niemals genügen können, oder würde es uns motivieren, ihm wohlgefällig zu leben? Ist es überhaupt möglich, Gott zu gefallen, da wir doch fehlerhafte Menschen sind (Röm 3:23)? Wenn wir glauben, dass wir Gott nur dann gefallen können, wenn wir alles richtig machen und nie mehr sündigen, dann müssen wir kapitulieren – denn dieses Ziel können wir nicht erreichen.
Wir gefallen Gott nicht durch erreichte Perfektion, sondern durch unser Vertrauen, unsere Liebe und unsere Freude an ihm (Hebr 11:6). Das hebräische Wort „tamim", das Luther mit „fromm" übersetzt, bedeutet „völlig", „ganz", „vollständig", „komplett" oder „ohne Tadel". Wer sich mit seinem ganzen Sein dem HERRN zur Verfügung stellt und von Herzen nach seiner Ehre strebt, der verdient wahrhaftig die Bezeichnung „fromm". Dies ist keine oberflächliche Frömmigkeit, sondern eine tiefe, vertrauensvolle Hingabe an Gott (5.Mo 6:5). Dabei geht es dem HERRN nicht in erster Linie darum, dass uns das immer gelingt, sondern dass wir es von ganzem Herzen wollen!
“Ein gottgefälliges Frommsein ist nur dann möglich, wenn wir den Herrn Jesus lieben und ihm völlig vertrauen.”
Der Apostel Thomas wird oft als der „ungläubige Thomas" oder als „der Zweifler" bezeichnet. Es wäre jedoch völlig verfehlt, geringschätzig auf ihn herabzuschauen. Wir alle haben Bereiche in unserem Leben, in denen wir manchmal mit Unglauben kämpfen oder Situationen begegnen, die Zweifel aufkommen lassen (Mk 9:24). Zweifel sind ein Teil unseres Lebens – und wenn wir sie durch Gebet überwinden dürfen, stärkt das unseren Glauben!
Der zweifelnde Thomas ist ein wichtiges Zeugnis für die Glaubwürdigkeit der Auferstehung Jesu Christi. Aus göttlicher Perspektive betrachtet, könnte man sagen, dass Thomas' Zweifel notwendig waren, damit wir alle fester glauben können, dass Jesus tatsächlich von den Toten auferstanden ist (1.Kor 15:20). Seine Auferstehung war nicht nur metaphysisch oder geistlich, sondern auch körperlich, denn die Wundmale der Kreuzigung waren an seinem Leib noch immer sichtbar und fühlbar.
Durch den Unglauben des Thomas darf unser Vertrauen gestärkt werden. Wenn wir lernen, auf Gott zu vertrauen, ohne etwas zu sehen oder zu fühlen, haben wir die Verheißung der Glückseligkeit, denn Jesus sagte zu Thomas:
"Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!" (Joh 20:29)
Ich schließe mit einem Liedvers von Julie Katharina Hausmann:
“Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!”
Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.
Christus hat unsre Sünden selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.
Die heutige Überschrift stammt von Arno Backhaus und passt hervorragend zum heutigen Losungs- und Lehrtext. Jeder Mensch hat sich in seinem Leben schon mehrmals geirrt und ist eigene Wege gegangen (Ps 119:176). Dies führte stets dazu, dass wir das von Gott vorgegebene Ziel verfehlten. Das griechische Wort hamartia, das üblicherweise mit „Sünde" übersetzt wird, bedeutet treffender „(Ziel-)Verfehlung".
Irrtümer und eigene Wege gehören zum Menschsein, denn wir beginnen als Unwissende – daher ist es unmöglich, von Anfang an alles richtig zu machen (Jak 3:2). Entscheidend ist, dass wir aus unseren Fehlern lernen! Doch mindestens genauso wichtig ist es, dass wir korrekturfähig und demütig bleiben (Jak 4:6). Wer von seiner Unfehlbarkeit überzeugt oder beratungsresistent ist, der bleibt nicht nur stehen, sondern fällt zurück!
Es gibt sowohl kleine Verirrungen als auch schwerwiegende Irrwege. Die gravierendsten Verirrungen entstehen dort, wo Menschen ohne Gott leben wollen oder sich von Hochmut und Egoismus leiten lassen (Spr 16:18).
Wer hingegen danach strebt, im Vertrauen auf Gott und aus der Nächstenliebe zu leben, kann sich zwar auch mal irren, aber hat zumindest eine gute Richtung eingeschlagen (Spr 3:5-6). Wer eigene Wege geht und nicht Buße tut, landet in einer Sackgasse, aus der es keinen Ausweg gibt – es sei denn, man kehrt um (1Jo 1:9)!
Jesaja 53 enthält sehr detaillierte Prophezeiungen über das Leiden des Gottesknechtes und damit des Messias. Er trug unsere Krankheit – dies bezieht sich besonders auf die geistliche „Krankheit" der Sünde und ihre Auswirkungen auf Leib und Seele (Jes 53:4-5). Er nahm unsere Schmerzen auf sich, indem er die Strafe trug, die wir verdient hätten. Er wurde durchbohrt wegen unserer Treulosigkeit und zerschlagen wegen unserer Sünden. Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden (mit Gott) hätten, und durch seine Wunden sind wir – von der Sünde des Unglaubens und der Lieblosigkeit – geheilt worden.
Über drei Jahre lang wurden die Jünger von Jesus geführt und geleitet. Doch nach seiner Gefangennahme waren sie völlig verwirrt – keiner wusste mehr, wohin er gehen oder was er tun sollte (Mt 26:56). Ihre schöne Welt mit dem Messias und ihre Hoffnung auf ein baldiges Friedensreich brach vollständig zusammen, wodurch sie jegliche Orientierung verloren.
Erst nach der Auferstehung und besonders nach Pfingsten konnten sie dieses erschütternde Ereignis richtig einordnen (Lk 24:45). Sie erkannten, dass Jesus Christus unsere Sünden ans Kreuz trug, um uns von der Sünde zu befreien. Der HERR beschenkte uns zugleich mit seiner Gerechtigkeit und Vollkommenheit – Gaben, durch die wir ins ewige Reich Gottes einziehen und für immer leben dürfen (2Kor 5:21)!
Was für ein Wunder der Liebe Gottes!
Wenn ihr euch von ganzem Herzen zu dem HERRN bekehren wollt, so tut von euch die fremden Götter.
Für uns gilt: Nur einer ist Gott - der Vater. Alles hat in ihm seinen Ursprung, und er ist das Ziel unseres Lebens. Und nur einer ist der Herr: Jesus Christus. Alles ist durch ihn entstanden, und durch ihn haben wir das Leben.
In den ersten Jahren nach einer Hochzeit besteht in vielen Ehen die Gefahr, dass der Ehepartner als „selbstverständlich" wahrgenommen wird. Mit der Zeit lernt man die Schwächen des Partners kennen, die dann oft zu vermehrten Spannungen führen können (Hld 2:15).
Deshalb ist es wichtig, dass jedes Paar regelmäßig Zeit und Liebe in die Ehe investiert und sich in Dankbarkeit übt (Eph 5:33). Dazu gehören wertschätzende und liebevolle Worte an den Partner. Gegenseitige Treue, Vergebung, Versöhnung und Fürsorge müssen ebenso feste Bestandteile einer ehelichen Gemeinschaft sein (1Kor 13:4-7). Wo diese Elemente vernachlässigt werden, gerät die Liebesbeziehung in Gefahr!
Die eheliche Liebe dient in der Bibel häufig als Bild für die Beziehung zwischen Gott und den Menschen (Eph 5:32). Es überrascht daher nicht, dass wir viele Parallelen finden. Wie die Liebe zum Ehepartner zweitrangig werden kann, so wird manchmal auch die Liebe zu Gott in den Hintergrund gedrängt und nur noch auf „Sparflamme" gesetzt.
Wer seine Beziehung zu Gott nur als „Pflichtübung" betrachtet, die man absolvieren muss, um „in den Himmel" zu kommen, gleicht einem Mann, der das Zusammensein mit seiner Frau lediglich als notwendige Aufgabe sieht, um seine Wünsche erfüllt zu bekommen. Eines ist dabei klar: So sieht keine echte Liebesbeziehung aus!
Eine Liebesbeziehung zu Gott ist geprägt von Vertrauen, Freude und Dankbarkeit (Ps 16:11)! Wir haben allen Grund, ihm zu vertrauen, denn er hat seine Treue und Liebe vielfach bewiesen (Joh 3:16 / Klgl 3:23). Wer durch die Bibel Gottes Wesen und Handeln erkannt hat, kann sich von Herzen an ihm freuen und ihm dankbar sein.
Sowohl das Volk Israel als auch wir Christen betrachten die Beziehung zu Gott manchmal als bloße Pflichtübung. Dadurch nimmt sie eine untergeordnete Rolle ein, und Gott steht nicht mehr an erster Stelle (Mt 6:33). In der Folge rückt etwas anderes als der HERR in den Mittelpunkt des Lebens – dieser neue Mittelpunkt wird zum „Gott" oder „Götzen". Eine solche Verschiebung der Prioritäten vollzieht sich oft als schleichender Prozess, den man zu Beginn kaum wahrnimmt.
Samuel rief das Volk zur aufrichtigen Umkehr zum HERRN auf, da Gott in ihrem Leben nur noch eine „Nebenrolle" spielte. Zwar wurden die religiösen Rituale weiterhin praktiziert, doch die Herzen hatten sich von Gott abgewandt und sich neugierig fremden Göttern zugewendet (Jes 29:13). Je weiter sich ein Herz von Gott entfernt, desto schwerer fällt es, ihm völlig zu vertrauen.
Darum ist es von zentraler Bedeutung, dass ich mir immer wieder neu bewusst mache: Gott ist mein liebender himmlischer Vater, der mich geplant, gewollt, geliebt und erschaffen hat (Ps 139:16). Er allein ist der Ursprung meines Lebens, und nur durch ihn kann ich überhaupt existieren! Das „Vaterhaus" ist das ultimative Ziel meines Lebensweges, und Jesus Christus allein kann und wird mich zu diesem Ziel führen (Joh 14:6)!
Lasst uns an Gott erfreuen und ihm dankbar sein, damit wir ihm von ganzem Herzen dienen und ihn lieben können!
Hier noch ein Link zu einem passenden Lied: "Ursprung und Ziel"
Als Hiskia den Brief gelesen hatte, ging er hinauf zum Hause des HERRN und breitete ihn aus vor dem HERRN.
Jesus nahm mit sich Petrus, Johannes und Jakobus und ging auf einen Berg, um zu beten.
„Christus ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!" (Lk 24:6) So rufen sich viele Christen heute einander zu. Es ist der ultimative Siegesjubel, eine Botschaft, die auf die große Zeitenwende in der Heilsgeschichte Gottes hinweist.
Diesem Sieg ging ein intensiver Gebetskampf voraus (Lk 22:44), begleitet von einer Agonie – einem Sterbekampf voller seelischer und körperlicher Qual. Danach folgte die Zeit, in der sich die Seele Jesu drei Tage und drei Nächte im Tod befand (Jes 53:12). Doch dann wurde Jesus von seinem himmlischen Vater auferweckt! Petrus bezeugt in seiner Pfingstpredigt:
"Diesen Jesus hat Gott auferweckt und damit die Macht des Todes gebrochen. Wie hätte auch der Tod über ihn Gewalt behalten können!" (Apg 2:24 - HFA)
Der Tod ist für immer besiegt, und deshalb werden in Christus alle lebendig gemacht – jeder nach der von Gott bestimmten Reihenfolge (1Kor 15:22-23).
Der heutige Losungstext berichtet von König Hiskia, der einen Brief vom assyrischen Großkönig Sanherib erhielt (2Kön 19:14). Darin forderte dieser die Kapitulation – obwohl Hiskia bereits alle verlangten Tributzahlungen geleistet hatte. Wie heute, so waren auch damals die Mächtigen dieser Welt wortbrüchig!
"Wortbrüchigkeit ist letztendlich ein Zeichen fehlender göttlicher Autorität!"
Aus menschlicher Sicht erschien die Situation hoffnungslos. Jerusalem war der assyrischen Armee von 185.000 Mann weit unterlegen. Sanheribs Brief wirkte wie ein Todesurteil, denn die berüchtigte Grausamkeit der Assyrer versetzte ihre Gegner regelmäßig in lähmende Angst.
Doch Hiskia tat genau das Richtige: Er ging zum Tempel, breitete diesen Brief vor dem HERRN aus und betete! Nachdem der Prophet Jesaja ihm mitteilte, dass die Assyrer weder in die Stadt eindringen noch einen Pfeil hineinschießen würden (2Kön 19:32), hatte Hiskia eine Verheißung, die ihm neuen Mut gab und an die er glauben konnte. Gott schenkte ihm den Sieg, indem der Engel des HERRN die gesamte assyrische Armee vernichtete!
Viermal lesen wir in den Evangelien, dass Jesus auf einen Berg ging, um zu beten (Mt 14:23 / Mk 6:46 / Lk 6:12 / Lk 9:28). Vermutlich suchte er diese Orte auf, weil er dort allein sein und Ruhe finden konnte. Der Berg symbolisiert zudem die Nähe Gottes. Auf einem solchen Berg ereignete sich auch die Verklärung Jesu, bei der sich sein Gesicht verwandelte und sein Gewand strahlend weiß leuchtete (Lk 9:29). Traditionell wird dieser Ort als Berg Tabor identifiziert, manche Ausleger vermuten jedoch den Berg Hermon (Ps 133:3).
Hier geschah ein Gebet in der Höhe. In Gethsemane folgte später das intensive Gebet im Tal Kidron – in der Tiefe (Joh 18:1). Dort unterordnete sich Jesus dem Willen seines Vaters (Lk 22:42). Dies wurde zur Grundlage für Tod und Auferstehung und damit zum größten Sieg aller Zeiten! - Dem HERRN allein gebührt alle Ehre und Anbetung!
„Christus ist auferstanden! – Er ist wahrhaftig auferstanden!"
Der HERR hat mich gesandt, zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Rache unseres Gottes.
Jesus sagte zu dem Verbrecher: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Der Prophet Jesaja verhieß König Hiskia die Rettung vor der assyrischen Bedrohung: Ein Engel Gottes schlug 185.000 feindliche Soldaten vor den Toren Jerusalems (Jes 37:36). Dies war nur eine von mehreren Prophezeiungen, die sich bereits zu Jesajas Lebzeiten erfüllten. Darüber hinaus sagte Jesaja viele zukünftige Ereignisse voraus: den Aufstieg und Fall Babylons (Jes 14), die babylonische Gefangenschaft (Jes 39:6-7), das Erscheinen des persischen Königs Kyrus (Jes 44:28 / Jes 45:1) und zahlreiche Prophezeiungen über den Messias, die sich teilweise während des ersten Kommens Jesu erfüllten (so z.B. Jes 53 u.a. - siehe hier!). Jesaja prophezeite auch Ereignisse, die sich erst in unserer Zeit erfüllen (Jes 11:11-12), sowie solche, die das Tausendjährige Reich (Jes 2:2-4) und noch spätere Zeiten betreffen (Jes 40:5 u.a. - siehe hier).
Daher stimme ich nicht mit modernen Bibelwissenschaftlern überein, die behaupten, der sogenannte „Deuterojesaja" müsse von späteren Autoren stammen – nur weil er das babylonische Exil und Kyrus erwähnt und weil sich die Kapitel 1-39 und 40-66 stilistisch unterscheiden. Schließlich zeigen auch meine eigenen Texte von vor 30 Jahren deutliche stilistische Unterschiede zu meinen heutigen!
Die beiden Verse der heutigen Losung enthalten eine Verheißung, die sich bei Jesu erstem Kommen erfüllte, und eine Prophezeiung, die vermutlich nahe bevorsteht. Jesus nimmt in Lk 4:18-19 direkt Bezug auf Jes 61:1-2a und spricht in der Synagoge von Nazareth:
»Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Freiheit auszurufen und Blinden, dass sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.«
Dann erklärte er, dass sich diese Verheißung jetzt erfüllt hat (Lk 4:21). Bemerkenswert ist dabei, dass Jesus den „Tag der Rache unseres Gottes" nicht erwähnte. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Dieser Tag sollte – aus damaliger Sicht – erst in ferner Zukunft kommen und mit dem „Tag des HERRN" beginnen, der vermutlich schon bald anbricht!
Die Bezeichnung „das wohlgefällige, gnädige Jahr" ist eine metaphorische Bezeichnung für eine anhaltende Gnadenzeit. Diese begann mit dem sichtbaren Wirken Jesu und setzt sich nach der Ausgießung des Heiligen Geistes (Apg 2:1-4) bis in unsere Zeit fort. Seit nahezu 2.000 Jahren wird den Armen die gute Botschaft verkündigt, werden seelisch Gebundene befreit, geistlich Blinde sehend und zerbrochene Herzen geheilt.
Der „Tag der Rache Gottes" beginnt mit den Ereignissen, die Jesus in Mt 24 prophezeit hat und die in Offb 6 ausführlich beschrieben werden. Im Vergleich zum „gnädigen Jahr" wird er wesentlich kürzer sein!
Wir leben noch in der Zeit der Gnade – auch heute können sich Schwerverbrecher, wie der Schächer am Kreuz (Lk 23:39-43), an Jesus wenden, indem sie an ihn glauben und ihn um Gnade bitten. Allein seine Gnade genügt (2Kor 12:9), um gerecht vor ihm zu stehen und eines Tages in das himmlische Paradies zu gelangen, das Paulus in 2Kor 12:2-4 mit dem dritten Himmel verbindet. Dort wird es viel herrlicher sein, als wir es uns heute auch nur vorstellen können (1Kor 2:9)!
Er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.
Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich mit aller Kraft versuchte, so zu leben, wie es Gott gefallen würde (Kol 1:10). Wenn ich eine Schwäche bei mir entdeckte, versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, um es besser zu machen. Doch dann bemerkte ich, dass ich andere Dinge übersehen hatte und mir an anderer Stelle Fehler unterliefen. Jede Fokussierung auf einen Mangel führte unweigerlich dazu, dass ich etwas anderes aus dem Auge verlor und einen neuen Fehltritt beging. Es war zum Verzweifeln, denn ich erkannte, dass ich dem Vollkommenheitsanspruch Gottes nie würde genügen können (Röm 3:23).
Paulus beschrieb seine Not mit folgenden Worten: „Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich." (Röm 7:19) Auch ich fühlte mich genau wie Paulus, der einige Verse später schrieb: „Ich unglückseliger Mensch! Mein ganzes Dasein ist dem Tod verfallen. Wer wird mich aus diesem elenden Zustand befreien?" (Röm 7:24)
Eines Tages leuchtete mir das Wort aus Phil 1:6 ganz neu auf, wo es heißt:
"Ich bin ebenso in guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu."
Dies war für mich eine absolute Befreiung: Gott hat in mir ein Werk begonnen, und er wird es auch vollenden! Er selbst garantiert, dass ich das Ziel erreiche! Und warum? Weil er am Kreuz von Golgatha alles vollbracht hat (Joh 19:30)!
Gott tat das Unmögliche, weil er voller Wunder ist und stets einen Rat weiß – selbst dort, wo weder Mensch noch Engel einen Ausweg sehen (Jes 55:8-9)! Jesus Christus, der Sohn Gottes, ist der große Held, der am Kreuz die Schuld der ganzen Welt tilgte, durch seinen Tod den Tod besiegte und die Grundlage für den Frieden mit Gott schuf!
Durch Jesu vollbrachtes Werk am Kreuz legte er den Grundstein für eine göttliche Erneuerung, die letztlich alles erfassen wird (Kol 1:20). Das Wort „Versöhnung" heißt im Griechischen „apokatalasso" und besteht aus drei Teilen:
ἀπό (apo): von, weg von – bezeichnet eine Trennung oder Vollendung
κατά (kata): herab, gemäß – verstärkt die Bedeutung
ἀλλάσσω (allasso): ändern, austauschen, verwandeln
Der heutige Lehrtext lässt sich wörtlich auch so übersetzen:
"… weil Gott in Christus war und die Welt in jeder Beziehung für sich selbst verändernd, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend und in uns das Wort der Veränderung legend."
In diesem Vers finden wir dreimal das Partizip Präsens mit den Begriffen „verändernd", „zurechnend" und „legend". Dies zeigt einen fortlaufenden Prozess des Austausches und der Veränderung, durch den die zerstörte Vertrauensbeziehung zu Gott wiederhergestellt wird (2Kor 5:18).
Heute, an Karfreitag, werden wir daran erinnert: Gott hat alles vollbracht und er wird auch künftig alles in und durch uns bewirken (Phil 2:13). Dies geschieht, wenn wir auf ihn schauen und in einer vertrauensvollen Liebesbeziehung mit ihm leben. Dazu möge der HERR uns immer mehr Gnade schenken (2Petr 3:18).
Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.
Jesus betete: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.
Bevor die Israeliten – nach vielen Jahren der Knechtschaft – Ägypten verlassen konnten, feierten sie das Passah (hebr. pesach / griech. pas-cha) (2Mo 12:1-28). Das Passahlamm wurde am 14. Nisan (bei oder kurz vor Vollmond) nachmittags um etwa 15:00 Uhr geschlachtet. Mit Sonnenuntergang begann nach jüdischer Zeitrechnung der 15. Nisan, und nach Einbruch der Dunkelheit wurde das Pesach gefeiert. Nach unserem heutigen gregorianischen Kalender fanden diese Ereignisse am selben Tag statt, da bei uns der neue Tag erst um Mitternacht beginnt. In diesem Jahr fiel der 14. Nisan auf die Zeit von Freitagabend, 11. April (Sonnenuntergang), bis Samstagabend, 12. April. Die Pesachfeier fand dann am Samstagabend, 12. April 2025, bei Einbruch der Dunkelheit (15. Nisan) statt.
In Israel begann die Pesachfeier also letzten Samstagabend, während in den christlichen Kirchen erst morgen, am Freitag, der Kreuzigung Jesu und damit des geschlachteten Lammes Gottes gedacht wird (1Kor 5:7). Diese unterschiedliche Terminierung erklärt sich dadurch, dass die Kirche die Auferstehung Jesu stets am Sonntag (dem ersten Tag der Woche) feiern möchte, während der 14. Nisan jährlich auf verschiedene Wochentage fällt. Die jüdisch-messianischen Gemeinden feiern deshalb die Auferstehung in der Regel am 16. Nisan – in diesem Jahr wäre das am vergangenen Montag, dem 14. April, gewesen.
In der Nacht vor der Kreuzigung, am 14. Nisan, durchlitt Jesus die schwerste Nacht seines Lebens (Mt 26:36-46). Er war so tief angefochten, dass er – aufgrund seiner Empfindungen – etwas wollte, das im Widerspruch zum Willen seines Vaters zu stehen schien. Dennoch brachte er unmissverständlich zum Ausdruck, dass allein der Wille des Vaters geschehen solle und er sich diesem vollständig unterordnen wollte. In dieser Nacht und am darauffolgenden Tag wurde Jesu absoluter Gehorsam vollendet und erhielt das Siegel der Vollkommenheit (Hebr 5:8-9).
Heute ist „Gründonnerstag". Dieser Name ist irreführend, denn er hat nichts mit der Farbe „Grün" zu tun. Er stammt vom mittelhochdeutschen Wort „grinen" oder „greinen", was „weinen" bedeutet. Man könnte also von einem „Weindonnerstag" sprechen – allerdings nicht wegen des Getränks Wein, auch wenn dieser beim Herrenmahl eine wichtige Rolle spielte (Mt 26:27-29).
Asaf, der Dichter von Psalm 73, schildert zu Beginn seines Textes eine tiefe Anfechtung. Er beobachtet, dass es den Gottlosen gut geht, während er selbst viele Nöte durchlebt. In seiner Bedrängnis kommen ihm diese Gedanken:
"Fürwahr, umsonst habe ich mein Herz rein gehalten und in Unschuld gewaschen meine Hände; doch ich wurde geplagt den ganzen Tag, meine Züchtigung ist jeden Morgen da." (Ps 73:13-14)
Asaf fragte sich: „Was bringt es mir eigentlich, wenn ich mich bemühe, ein reines Herz zu behalten und ein gottesfürchtiges Leben zu führen? Im Vergleich zu den Gottlosen geht es mir schlechter, weil Gott mich in eine Erziehungsschule genommen hat, die mir nicht gefällt!"
Als Gott ihn jedoch an das Ende der Gottlosen erinnerte, erkannte er, dass sein eigenes Schicksal letztlich gnädiger war als das der scheinbar unbeschwert lebenden Gottlosen (Ps 73:17-19).
Wie Jesus entschied sich auch Asaf dafür, bei Gott zu bleiben und sich seinem Willen zu fügen, weil er wusste, dass Gott ihn an seiner rechten Hand hält (Ps 73:23-24). Dadurch wurden sowohl er als auch Jesus „vom Himmel her" gestärkt!
Jesus und Asaf – beide waren auf ihre Weise angefochten, und vielleicht bist auch du heute bedrängt. Folge ihrem Beispiel und entscheide dich, trotz allem an Gott festzuhalten (Jak 4:7)!
Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da. Die Gnade aber des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Denn was jetzt vergänglich ist, muss mit Unvergänglichkeit bekleidet werden, und was jetzt sterblich ist, muss mit Unsterblichkeit bekleidet werden.
Ganz am Anfang war alles gut! Es gab kein Leid, kein Sterben und kein Tod. Das erste Menschenpaar lebte in völliger Harmonie mit ihrem Schöpfer (1Mo 1:31). Aber dann kam die Schlange und säte ganz raffiniert und auf perfide Weise ein Misstrauen gegenüber Gott. Es begann mit der Frage: „Hat Gott wirklich gesagt …?" (1Mo 3:1) Nachdem die Frau antwortete und sagte, dass Gott ihnen verboten habe, von dem Baum zu essen, der in der Mitte des Gartens steht, weil sie sonst sterben würden (was nicht ganz präzise war), brachte die Schlange eine Lüge ins Spiel, die absolut plausibel klang:
"Keineswegs werdet ihr sterben! Sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses." (1Mo 3:4)
Daraus entstand ein Misstrauen gegenüber Gott, das bis heute fortbesteht. Durch dieses tief verwurzelte Misstrauen hat die Menschheit ihre Verbindung zum wahren Leben verloren — und genau deshalb sind wir sterblich (Röm 6:23). Seither ist der Tod allgegenwärtig, und der Mensch vergeht wie das Gras und die Blume, die verwelken.
Wenn man jung, gesund, schön und erfolgreich ist, verdrängt man meist die Tatsache der eigenen Vergänglichkeit und schenkt dem Gebet des Mose in Psalm 90:12 kaum Beachtung, der sagte:
"So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!"
Mit anderen Worten: „HERR, mach uns bewusst, dass wir sterblich sind, damit wir ein weises Herz erlangen." Dieses Bewusstsein wirft unweigerlich die Frage auf, warum wir sterblich sind. Die Antwort darauf habe ich gerade ausgeführt. Nun stellt sich die Frage: „Was geschieht, wenn wir ein weises Herz bekommen haben?"
Ein weises Herz hat gelernt, erneut auf Gottes Worte zu achten und ihm Vertrauen zu schenken (Spr 3:5-6) – auch wenn vieles von dem, was Gott verheißen hat, noch unsichtbar ist. Durch den Glauben an Jesus Christus und das Vertrauen auf Gott wird die Verbindung zum wahren Leben wiederhergestellt, sodass der Mensch nach dem Sterben nicht ins Totenreich, sondern zu Gott kommt (Joh 5:24)! Darum sagte Jesus:
"Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist!" (Joh 11:25)
Im Kontext von 1. Korinther 15 beschreibt Paulus ein einzigartiges Ereignis: die Entrückung der Gläubigen in der Endzeit (1Thes 4:16-17). Bevor die schwere Zeit – die uns im Buch der Offenbarung beschrieben wird – über die Menschheit hereinbricht, holt Christus seine Gemeinde zu sich. Er steigt vom Himmel herab und lässt alle, die im Glauben an Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden diese und auch die noch Lebenden verwandelt, indem sie einen neuen, geistlichen und somit unsterblichen Leib erhalten. Dies meinte Paulus, als er schrieb, dass das Vergängliche mit Unvergänglichkeit und das Sterbliche mit Unsterblichkeit bekleidet wird.
Alle, die ihr ganzes Vertrauen auf Gott und sein Wort setzen, werden dabei sein (Joh 14:1-3)! Bist du bereit und möchtest du dein Leben ganz dem HERRN Jesus Christus anvertrauen?
Was können die Weisen Weises lehren, wenn sie des HERRN Wort verwerfen?
Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?
In diesem Lehrtext stellt Paulus vier Fragen, wobei er mit den ersten drei rhetorischen Fragen Gruppen anspricht, die uns durch ihre Weisheit beeindrucken können.
In der Lutherbibel ist zunächst von den „Klugen" die Rede. Das griechische Wort „sophos" wäre jedoch treffender mit „Weise" zu übersetzen. Damit waren die griechischen Philosophen mit ihrer weltlichen Weisheit gemeint (1Kor 2:6). Die Aussagen der Philosophen sind oftmals tiefgründig und können uns derart faszinieren, dass sie uns in ihren Bann ziehen. So mancher denkt: „Durch die Philosophie finde ich die Weisheit, mit der ich mein Leben meistern und der Wahrheit näher kommen kann!" Doch welchen Wert hat eine Weisheit, die den Schöpfer der Menschen nicht einbezieht? Spätestens im Angesicht des Todes wird auch sie an ihr Ende kommen.
Der „Schriftgelehrte" (griech. grammateus) verweist auf die jüdischen Gesetzeslehrer. Diese beschäftigten sich intensiv mit der Auslegung der Thora (1.-5. Mose) und dem Tanach (AT) sowie mit ihren Überlieferungen. Diese Überlieferungen bezeichnete Jesus allerdings als Menschengebote und nicht als Gottesgebote (Mk 7:6-9). Vielfach geht es dabei darum, durch Werke des Gesetzes eine eigene Gerechtigkeit zu erlangen (Röm 10:3). Für viele ist der Talmud genauso wichtig wie die Bibel, und bei manchen spielt auch die Kabbala eine wesentliche Rolle. Doch auch diese teils beeindruckenden Lehren verschleiern die göttliche Wahrheit, weil sie das eigene erworbene Wissen statt Christus in den Mittelpunkt stellen.
Die dritte Gruppe bezieht sich auf die Debattierer und Wortstreiter. Das griechische Wort „suzetetes" beschreibt schlagfertige Menschen, die geschickt Dispute führen und gewinnen können. In Diskussionen sind sie ihren Gegenübern meist überlegen – wie beispielsweise erfolgreiche Anwälte und Politiker. Diese Personen verlassen sich oft mehr auf ihre intellektuellen Fähigkeiten als auf Gott, der sie als Einziger von ihrer Sünde befreien und ihnen ewiges Leben schenken kann (Joh 14:6).
Das Wort vom Kreuz ist für die gelehrten Juden ein Ärgernis und für die von Weisheit geprägten Griechen eine Torheit (1Kor 1:23). Für die Juden ist es ein Skandal, dass Jesus – der „schmählich" am „Fluchholz" hing – der siegreiche Messias und Gottes Sohn sein soll. Den griechischen Philosophen und Intellektuellen erschien es völlig töricht, dass ein Gott sich von Menschen derart demütigen und ans Kreuz schlagen lassen würde.
Alle drei Gruppen steigen mit ihren Fähigkeiten immer höher, bis sie schließlich an ihre Grenzen stoßen und kapitulieren müssen. Dann erkennen sie: „Ich bin verloren und erreiche das gewünschte Ziel nicht, denn all meine Bemühungen können mich weder von meiner Sünde befreien noch vor dem Tod erretten."
In 1Kor 1:25 schreibt Paulus:
"Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen."
Als Jesus sich bis zum Tod am Kreuz erniedrigte (Phil 2:8), war er in den Augen der Menschen ein Tor - er war schwach und ohnmächtig, aber immer noch stärker als die Menschen, und ausgerechnet da besiegte er die stärkste Kraft innerhalb der Schöpfung, und das war der Tod!
Deshalb schenkt Gott jedem, der glaubt und ihm vertraut, seine Vergebung, Gerechtigkeit, Vollkommenheit und sein göttliches Leben (Joh 3:16) – völlig unabhängig von dessen intellektuellen Fähigkeiten.
Die Erde ist voll der Güte des HERRN.
Gott hat sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt.
In der Elberfelder Bibel lautet der Kontext des Losungstextes wie folgt:
"Denn richtig ist das Wort des HERRN, und all sein Werk geschieht in Treue. Er liebt Gerechtigkeit und Recht; die Erde ist voll der Gnade des HERRN. Durch des HERRN Wort ist der Himmel gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes." (Ps 33:4-6)
Hier zeigt sich Gott ein weiteres Mal als derjenige, der alles durch sein Wort ins Dasein rief (Joh 1:3). Gott ist der Einzige, der aus dem Nichts etwas entstehen lassen kann (Hebr 11:3). Wir Menschen können nur mit vorhandenen Dingen etwas erschaffen – Gott hingegen braucht das nicht.
Die Tatsache, dass Gott alles durch sein Wort erschuf, kann man nur im Glauben fassen und lässt sich wissenschaftlich nicht beweisen – auch wenn viele Indizien für einen Schöpfer des vielfältigen Lebens auf dieser Erde sprechen (Röm 1:20).
Kürzlich sah ich auf Arte eine Dokumentation über die „Architekten der Natur". Darin wurden verschiedene Tiere mit außergewöhnlichen Baufähigkeiten vorgestellt – vom kleinen Siedelweber, der in Bäumen für seine Kolonie ein tonnenschweres „Wohnhaus" aus Grashalmen errichtet, bis zu den Blattschneiderameisen, die für ihr Volk riesige unterirdische Städte anlegen.
Je intensiver man die Pflanzen- und Tierwelt erforscht, desto mehr kommt man ins Staunen! Jede Art verfügt über einzigartige, außergewöhnliche Fähigkeiten. Doch das ist nicht alles – gemeinsam bilden sie ein perfekt ausgewogenes Gleichgewicht, solange der Mensch nicht eingreift. Dabei erhält jedes Lebewesen genau das, was es zum Leben braucht (Mt 6:26)!
Gott schenkt nicht nur Regen und fruchtbare Zeiten – er hat in seiner großen Liebe und Güte alles wunderbar und mit außergewöhnlicher Kreativität geschaffen (1Mo 1:31). Wenn ich an die vielfältigen Farben und Formen unserer schmackhaften Früchte denke, staune ich immer wieder aufs Neue! Es ist auch jedes Mal ein Wunder, wenn im Frühjahr die Natur „erwacht" und eine überwältigende Vielfalt an Blüten hervorbringt. Gott hat sie alle zu unserer Freude geschaffen!
Es braucht einen noch größeren Glauben, wenn man davon ausgeht, dass dies alles nicht geplant war, sondern lediglich als ein Produkt des Zufalls entstanden ist.
Je bewusster wir die Wunder der Schöpfung wahrnehmen und je dankbarer wir für diese Gaben sind, desto tiefer wird unsere Freude! Zugleich wächst das Bewusstsein, dass der HERR allen alles gibt, was sie brauchen – und weit darüber hinaus (Phil 4:19)! Gott ist der Gebende und wir die Beschenkten – er der Schenkende und wir die Empfangenden.
Menschen, die das wirklich verstanden haben, können nicht mehr stolz oder hochmütig sein, da sie in allem die beschenkende Gnade Gottes erkennen (1Kor 4:7). Diese Erkenntnis führt sie zum frohen Teilen mit anderen und schützt sie auch vor Habgier.
Der Lehrtext aus der Apostelgeschichte spricht von einer Erfüllung mit Freude. Das griechische Wort „euphrosynes" meint dabei mehr als nur oberflächliche Freude – es beschreibt ein tiefes Wohlbefinden und Glücksgefühl.
Von Herzen wünsche ich allen heute diese dankbare Freude, die ein tiefes inneres Wohlbefinden auslöst (Ps 16:11)!
Es übervorteile keiner seinen Nächsten, sondern fürchte dich vor deinem Gott.
Seid so unter euch gesinnt, wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.
Die Mächtigen dieser Welt, die Gott nicht fürchten, sehen keinen triftigen Grund, auf schwache, ohnmächtige und mittellose Menschen Rücksicht zu nehmen – sie erkennen in ihnen keine Gefahr (Ps 82:3-4). Ganz anders verhält es sich bei einem Regenten, der Gott fürchtet! Er weiß, dass Gott auf die Geringen achtet und sich mit ihnen solidarisiert (Ps 72:12-14). Ihm ist bewusst: Wer die Geringen unterdrückt, macht sich Gott zum Gegner (Spr 14:31)!
Genau deshalb brauchen wir gottesfürchtige Regenten – nicht solche, die sich nur religiös geben, um eine demokratische Wahl zu gewinnen (Mt 6:1), sondern Menschen, die in ihrem Herzen einen tiefen Respekt vor dem Allmächtigen tragen. Leider scheint es heute nur noch wenige Mächtige zu geben, die eine solche echte Gottesfurcht besitzen (Spr 29:2).
Das hebräische Wort, das mit „übervorteilen" übersetzt wird, lautet „yanah" und bedeutet auch „bedrücken", „schinden" oder „ausnutzen". Diese Eigenschaften sind typisch für rücksichtslose und lieblose Menschen. Die Begriffe „Nächstenliebe" und „Wertschätzung" verwenden sie nur als schmeichelnde Worte, um sich als Wohltäter darzustellen – in Wirklichkeit halten sie diese Eigenschaften für überflüssig (Mt 23:5).
Jesus sprach zu seinen Jüngern in Lukas 22:25:
"Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die Gewalt über sie üben, lassen sich Wohltäter nennen."
Jesus verhielt sich völlig anders! Er ließ sich nicht Wohltäter nennen – er war der wahre Wohltäter (Apg 10:38)! Als Heiler, Befreier und echter Helfer bewies er eine außergewöhnliche innere Größe: Er konnte sich klein machen und sogar auf seine Allmacht verzichten. Obwohl er alle Macht besaß und die Gewaltigen dieser Welt mit einem einzigen Wort hätte bezwingen können, ertrug er es, geschlagen und angespuckt zu werden, ohne Fluch oder Verbitterung (1Petr 2:23). In seiner absoluten Demut schenkte er zugleich seinen Jüngern höchste Wertschätzung (Joh 15:15).
Jesus Christus war nicht nur der König des Himmels – er hat sich als einziger auch als König des Alls qualifiziert (Offb 19:16).
Nur mit seiner göttlichen Gesinnung können wir wahre, vollkommene Nächstenliebe praktizieren (Phil 2:5). Diese Gesinnung ist zugleich die Grundlage für echte Gemeinschaft. Was wäre ein ewiges Leben ohne vollkommene göttliche Liebesgemeinschaft? Es würde mit der Zeit unerträglich werden. Deshalb ist für Gott eine Ewigkeit nur möglich, wenn alle von seiner vollkommenen Liebe erfüllt sind (1Jo 4:16). Lassen wir uns doch heute schon von seiner wunderbaren Liebe erfüllen!
Josua fiel auf sein Angesicht zur Erde nieder, betete an und sprach: Was sagt mein Herr seinem Knecht?
Saul sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst; steh nun auf und stell dich auf deine Füße. Denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zu erwählen zum Diener und zum Zeugen für das, was du gesehen hast und wie ich dir erscheinen will.
Hast du jemals einen Menschen getroffen, der dich so tief berührt hat, dass diese Begegnung dich verändert hat und du nicht mehr dieselbe Person warst wie zuvor? Es ist einer jener Momente im Leben, die wir nie vergessen.
Wie viel einschneidender und bewegender muss es sein, wenn wir eine Gottesbegegnung (griech. Theophanie) erleben (2Mo 33:18-23). Hast du dir schon einmal vorgestellt, wie es sein wird, wenn du dem allmächtigen HERRN begegnest? Wird er dir freundlich und verständnisvoll zulächeln – so wie es in Hiob 29:24 beschrieben wird, wo Hiob als ein Christus-Darsteller gezeigt wird? Oder wird sein Blick eher von Trauer geprägt sein? Manche befürchten vielleicht sogar, einem ernsten, strengen oder gar zornigen Angesicht des HERRN zu begegnen.
Gläubige Christen, die ein zorniges Angesicht Gottes befürchten, haben entweder ein falsches oder verzerrtes Gottesbild (1Jo 4:18), oder sie tragen eine schwere Sünde mit sich, von der sie noch nicht umgekehrt sind und die sie noch nicht mit Gott bereinigt haben (1Jo 1:9).
Wer respektlos über Gott spricht, den Heiligen Geist lästert oder Jesus Christus verspottet, steht fern von Gott und versteht nicht im Geringsten, wer Gott wirklich ist (Mt 12:31-32). Solche Menschen müssen den Zorn Gottes fürchten – nicht jene, die ehrfürchtig vor dem HERRN stehen!
Wie der HERR uns anschauen wird, können wir vielleicht erahnen – aber ich glaube kaum, dass jemand auch nur ansatzweise weiß, was der HERR persönlich zu ihm sagen wird. Es wird wohl etwas völlig Unerwartetes sein, aber mit Sicherheit genau das, was dieser Mensch braucht und was ihn zutiefst berührt (Röm 8:28).
Die Bibel berichtet von vielen Gottesbegegnungen, die ausnahmslos lebensverändernd waren. Anders als Josua oder Paulus hatte ich keine solch unmittelbare Gottesbegegnung. Ich habe den HERRN weder mit eigenen Augen gesehen noch seine Stimme direkt gehört. Bisher spricht der HERR zu mir durch die Bibel, durch innere Eindrücke und durch andere Menschen, die vom Geist Gottes inspiriert sind (2Tim 3:16). Bis zum heutigen Tag durfte ich den HERRN nur mit den Augen meines Herzens sehen und seine Stimme mit meinen „Herzensohren" wahrnehmen. So bereitet er mich auf sein sichtbares Erscheinen vor.
Durch die Gottesbegegnung wurde Josua mit der Kraft ausgestattet, das verheißene Land einzunehmen – ein Land, das teilweise von Riesen bewohnt war (4Mo 13:33). Er entwickelte sich zu einem erfolgreichen Heerführer des Volkes Israel!
Paulus wurde durch das Erscheinen des HERRN radikal verändert (Apg 9:3-6)! Als Christenverfolger hätte er den Zorn Gottes verdient, doch stattdessen wurde er von der unvergleichlichen Gnade und Liebe Gottes überwältigt. Er wurde zu einem einzigartigen Werkzeug der Gnade Gottes, entfaltete das Evangelium – die gute Botschaft Gottes – in seiner Fülle und entwickelte sich zu einem außergewöhnlichen Evangelisten, Lehrer und Missionar. Nach Jesus Christus hat niemand die Welt so nachhaltig verändert wie er!
Wenn du dem HERRN begegnest – sei es heute im Stillen oder eines Tages von Angesicht zu Angesicht (1Kor 13:12) – dann wird er dich mit genau dem ansprechen, was du brauchst. Und du wirst nie wieder derselbe sein.
Es kommt der Tag, an dem wir den HERRN Jesus Christus sehen werden, und dann werden wir so sein wie er! So schreibt es Johannes in seinem ersten Brief (1Jo 3:2) – welch unfassbare Verheißung!
Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft währet für und für.
Der Seher Johannes schreibt: Jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!
Wenn ich in der Schweiz eine Kindertagesstätte besuche und mich mit den Drei- bis Fünfjährigen unterhalte, wissen die wenigsten Kinder, dass die Schweiz von sieben Bundesräten regiert wird. Kaum eines könnte die Namen der Bundesräte nennen. Unter tausend Kindern würde ich vielleicht eines finden, das dazu in der Lage wäre – ein besonders wissbegieriges Kind mit Eltern, die ihm solche Dinge bereits erklärt haben.
Auch wenn kaum ein Kleinkind weiß, wer die Schweiz regiert und wie die sieben Bundesräte heißen – dies ändert nichts an der Tatsache, dass die Schweiz von ihnen regiert wird. Ähnlich verhält es sich mit allen Menschen auf dieser Erde. Eine Mehrheit vermutet zwar, dass es eine höhere Macht gibt, die über allem steht, aber nur eine Minderheit glaubt daran, dass es sich dabei um den Vater Jesu Christi handelt (Joh 14:6).
Obwohl es noch nicht offenbar ist und die Mehrheit es noch nicht erkannt hat – es ändert nichts an der Tatsache, dass der Gott der Bibel der allmächtige Gott ist! Er regiert auf seinem himmlischen Thron und er setzt Könige ein und ab (Dan 2:21)! Bereits der große König Nebukadnezar musste erkennen, dass „die Himmel herrschen" und nicht er derjenige ist, der alles bestimmt (Dan 4:23). Gott allein bestimmt, was auf unserer Erde geschieht. Er genehmigte die schweren Schicksalsschläge Hiobs (Hi 1 / Hi 2) und ließ zu, dass ein Lügengeist die 400 Propheten des Königs Ahab täuschen konnte (1Kö 22:6 / 1Kö 22:23).
Jesus macht auch deutlich, dass sich die Herrschaft Gottes bis in die kleinsten Details unseres Alltags erstreckt. Er sagt, dass kein Spatz vom Himmel fällt, ohne dass der himmlische Vater dies zugelassen hätte. Dabei betonte er auch, dass jedes Haar auf unserem Haupt gezählt ist (Mt 10:29-30). Wer meint, der Schöpfer des Himmels und der Erde hätte die Kontrolle über das Weltgeschehen verloren, kennt die Bibel nicht gut genug! Es ist auch nicht so, dass Gott „ganz verzweifelt" versucht, den entstandenen Schaden in Grenzen zu halten! Trotz unserer chaotischen Weltsituation dürfen wir wissen: Gott hat alles im Griff, und er allein hält das Zepter in der Hand (Ps 103:19)!
Manche fragen sich vielleicht: Wenn Gott alles in der Hand hat, warum sollten wir dann überhaupt noch beten, Entscheidungen treffen oder uns für das Gute einsetzen? Doch genau darin liegt ein großes Geheimnis: Gottes Herrschaft entmündigt uns nicht – sie befreit uns (Joh 8:36)! Weil er alles im Griff hat, dürfen wir mit Zuversicht handeln, beten und glauben. Unsere Verantwortung bleibt bestehen, aber sie ruht auf dem festen Fundament seiner souveränen Führung. Unser Tun ist kein verzweifelter Versuch, etwas zu retten – sondern eine Beteiligung an dem, was Gott bereits vollenden wird (Phil 1:6).
Es kommt der Tag, an dem alle Geschöpfe erkennen werden, wer der Allherrscher (griech. pantokrator) ist – derjenige, der seit jeher regiert. Das Königreich Gottes überdauert alle Zeitalter (Dan 7:14)!
Die finale Auswirkung der Königsherrschaft Gottes zeigt sich darin, dass jedes Geschöpf erkennt und bezeugt: Dem allmächtigen Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Segnung, Wertschätzung, Herrlichkeit und Macht (oder Haltekraft) bis in die Zeitalter der Zeitalter! Dies ist eine wortgetreue Übersetzung des heutigen Lehrtextes.
Diese allumfassende Erkenntnis und dieses universale Bekenntnis – das bei allen von Herzen kommen wird – bildet die Grundlage dafür, dass Gott einmal alles in allen sein wird (1Kor 15:28), sodass jeder vollständig mit der Liebe Gottes erfüllt sein wird. Nur die Bibel gewährt uns einen solch tiefen Einblick in die Vollendung der Heilsgeschichte! Welch hoffnungsvolle Zukunftsperspektive (Offb 21:4)!
In deiner Hand, HERR, steht es, jedermann groß und stark zu machen.
Beugt euch also demütig unter die starke Hand Gottes, damit er euch zu seiner Zeit erhöhe.
Unser Verhältnis zur Demut ist oft zwiespältig. Einerseits verbinden wir sie mit der Demütigung, die uns scheinbar entwertet. Andererseits erleben wir wahrhaft demütige Menschen als wohltuend, da wir uns in ihrer Gegenwart wertvoll und angenommen fühlen (Phil 2:3).
Das Gefühl der Entwertung entstammt bitteren Erfahrungen mit lieblosen Menschen, die uns durch höhnisches Lächeln gedemütigt und ihre Verachtung zur Schau gestellt haben. Narzisstische und herrschsüchtige Menschen sehen Demut als Schwäche an. Sie fühlen sich nur dann wohl, wenn andere sich unterordnen – während sie selbst jede Form von Demut verabscheuen (Spr 16:18).
Mit Gott verhält es sich völlig anders. Er demütigt uns nicht, um uns zu entwerten – im Gegenteil: Er möchte uns in das Ebenbild seines Sohnes verwandeln, damit wir höchste Würde erlangen (2Kor 3:18).
Der Psalmist stellt in Psalm 119,67 Folgendes fest:
"Bevor ich gedemütigt wurde, irrte ich."
Dies zeigt uns, dass Gott uns durch die Demütigung von einem Irrweg zurückführt. Wenn Gott uns demütigt, dann ist das ein Ausdruck seiner erziehenden Liebe (Hebr 12:6). Eine Demütigung Gottes wirkt sich früher oder später immer heilsam aus – früher, wenn wir uns demütigen lassen, und später, wenn wir am eigenen Stolz durch Herzenshärte festhalten.
Um die Kostbarkeit der Demut und der Demütigung durch Gott zu verstehen, müssen wir auf Jesus blicken. Seine vollkommene Demut ermöglichte es ihm, vom Himmel herabzusteigen und ein einfacher Mensch zu werden. In dieser Demut diente er voller Liebe, wusch seinen Jüngern die Füße und gab sein Leben für uns alle (Phil 2:8). Seine tiefe Demut bewahrte ihn vor Selbstgefälligkeit (Röm 15:3) und schenkte uns dadurch höchste Würde!
Jesus demütigte sich unter die Hand Gottes und ging den von ihm vorgegebenen Weg der Schmach und Schande. In seiner vollkommenen Demut konnte er sich selbst bis zum schmählichen Tod am Kreuz erniedrigen – ohne dabei bitter zu werden (1Petr 2:23)!
Dies verlieh seiner Demut das Siegel der Vollkommenheit! Wegen dieser Demut erhöhte ihn Gott so sehr, dass er nun einen Namen trägt, der über allen anderen Namen steht. Niemand wird so sehr geachtet, geliebt und angebetet wie Jesus Christus (Phil 2:9)!
Liebe, Demut und gegenseitige Wertschätzung sind untrennbar miteinander verbunden (1Petr 5:5)! Der Mut zur Demut ist ein kostbares Gut und zeigt sich unter anderem in folgenden Verhaltensweisen:
Zuhören, ohne sofort zu antworten
Oft wollen wir unsere Meinung sagen, Recht haben und klären. Aber Demut bedeutet auch: Dem anderen Raum geben (Jak 1:19).
Fehler eingestehen können
Ein demütiges Herz kann sagen: „Da lag ich falsch" oder „Es tut mir leid." Das ist kein Zeichen von Schwäche – im Gegenteil: Es zeigt Reife, Ehrlichkeit und stärkt Beziehungen (1Jo 1:9).
Andere mit Wertschätzung ehren
Statt sich selbst in den Vordergrund zu stellen, können wir andere aktiv ermutigen, ehren und fördern (Röm 12:10).
Demut im Gebet
Demut beginnt oft im Verborgenen. Wer betet, anerkennt: „Ich brauche Gott." Das ist kein Rückzug – sondern ein bewusstes Loslassen von Kontrolle (Jak 4:10).
Sich nicht zu schade sein
Echte Demut beginnt im Kleinen: Den Abwasch machen, den Müll rausbringen, jemandem helfen, ohne gesehen zu werden – dies sind starke Zeichen gelebter Liebe (Mt 6:3).
Sich selbst nicht zu wichtig nehmen
Humor hilft dabei, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Wer über sich selbst lachen kann, zeigt: Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin (Röm 12:3).
Diesen Mut zur Demut wünsche ich allen!
Die auf den HERRN sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Jesus spricht: Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.
Was ist der Hauptfokus in deinem Leben? Worauf richtest du deinen Blick am liebsten, und wie beeinflusst das dein Leben? Macht es dich auf lange Sicht glücklicher, zufriedener und gelassener – oder verursacht es eher Stress und Unzufriedenheit?
Manche Dinge, die wir anschauen, vermitteln uns vielleicht ein kurzfristiges Glücksgefühl, lassen uns aber auf lange Sicht nur leer zurück (Pred 1:2). Diese Erfahrung machen auch Menschen, die fast alles genießen konnten, was die Welt zu bieten hat – sie mussten mit der Zeit jedoch feststellen, dass diese scheinbar begehrenswerten Dinge keine bleibende Erfüllung bringen konnten (1Jo 2:17).
Das, was wir anschauen, prägt und formt uns entscheidend. Unsere Blickrichtung beeinflusst unser Denken, unser Bewusstsein, unsere Motive und unsere Bedürfnisse (Phil 4:8).
Der Vers aus Psalm 34:6 (in manchen Übersetzungen Vers 5) zeigt uns eine Blickrichtung, die unser Bewusstsein auf die Ewigkeit vorbereitet und unsere Identität tiefgreifend zum Positiven verändert! David schrieb diesen Psalm in einer Zeit großer Not, als er sich aus Verzweiflung vor Abimelech wahnsinnig stellte – er fürchtete, die Philister könnten ihn foltern und umbringen. Ob David in diesem Moment bereits den HERRN vor Augen hatte, wissen wir nicht. Doch danach richtete er seinen Blick ganz bewusst auf Gott, was ihn vor Freude strahlen ließ und ihm neue Zuversicht und Kraft gab.
Manchmal sind wir derart auf unsere Probleme oder andere Dinge fixiert, dass es uns schwerfällt, den Blick davon abzuwenden und stattdessen bewusst den HERRN mit den Augen des Herzens anzuschauen (Hebr 12:2).
In 2. Chronik 20 wird berichtet, wie die Stadt Jerusalem von einem gewaltigen Heer der Ammoniter und Moabiter bedroht wurde. Als König Joschafat diese Gefahr erkannte, wandte er sich im Gebet mit folgenden Worten an Gott:
"Unser Gott, willst du sie nicht richten? Denn in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns kommt. Wir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sind auf dich gerichtet."
Diese Aussage zeigt, dass Joschafat genau das Richtige tat: Er richtete seinen Blick auf den HERRN und setzte sein ganzes Vertrauen auf ihn (Spr 3:5-6)!
Wenn wir die Bibel lesen und über das Wesen Gottes nachdenken, schauen wir mit unseren Herzensaugen auf den HERRN. Und wenn wir auf das Reden und Handeln Jesu achten, haben wir ein „Beispiel der Liebe" vor Augen, das uns ermöglicht, ebenso aus der Liebe zu leben, wie er es tat (1Jo 4:19)!
Ich möchte mit zwei zentralen Aussagen von Paulus und Johannes schließen. In 2. Korinther 3:18 schreibt Paulus:
"Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht."
Und in 1. Johannes 3:2 finden wir diese wunderbare Verheißung:
"Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist."
Wenn wir Jesus sehen, werden wir ihm gleich sein! – Wer kann dieses Wunder fassen?
Der HERR, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch wenden, wenn ihr euch zu ihm bekehrt.
Jesus sprach zu Simon: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dann umkehrst, so stärke deine Brüder.
Nach der einmaligen Blütezeit Israels unter König Salomo kam es zu einer Teilung des Volkes (1Kö 12:16-20). Daraus entstanden das Nordreich Israel und das Südreich Juda. Die Könige des Nordreichs missfielen dem HERRN, denn sie praktizierten ununterbrochen Götzendienst – dies, obwohl Gott ihnen bedeutsame Propheten sandte, die zur Umkehr aufriefen: Elia, Elisa, Hosea, Amos, Micha (der Sohn Jimlas) und Jona!
Schließlich kam das lange angekündigte Gericht Gottes (2Kö 17:6-23): Die Assyrer eroberten Israel und verschleppten große Teile des Volkes in die Fremde. Nur ein kleiner, geschwächter Überrest blieb zurück. Das Nordreich Israel geriet unter assyrische Herrschaft, und es schien, als sei alles verloren.
Zu derselben Zeit regierte im Südreich Juda der gottesfürchtige König Hiskia (2Chr 29:1-2), der regelmäßig Weisung vom großen Propheten Jesaja empfing. Unter seiner Führung vollzog sich eine vollständige Umkehr – das Volk wandte sich mehrheitlich wieder dem HERRN zu. In Jerusalem kehrte man zu den Ordnungen Gottes zurück: Die verschlossenen Tempeltüren wurden geöffnet, die Priester und Leviten versammelt, und der Tempel wurde von allen Götzen gereinigt. Die Stadtoberen kamen zusammen, brachten Sündopfer dar und erhoben ihre Stimmen zum anbetenden Lobpreis.
Hiskia kam auf die Idee, das Passahfest nach langer Zeit wieder einzuführen und auch alle Übriggebliebenen aus Israel dazu einzuladen (2Chr 30:1). Am 14. Tag des ersten Monats waren die Priester allerdings noch nicht geheiligt, und auch das Volk konnte sich noch nicht in Jerusalem versammeln. Deshalb entschied man, das Passah einen Monat später zu feiern. Diese Feier wird heute „Pesach Scheni" genannt und findet am 14. Tag des Monats Ijar statt. Das Passahfest wurde also nicht aufgehoben, sondern aufgeschoben – ganz nach dem Motto: „Besser ‚zu spät' als gar nicht!" In seinem Schreiben an die Übriggebliebenen in Israel zitiert er unter anderem die bedeutsamen Worte aus 2Chr 30:9, wo es heißt:
"Denn wenn ihr zu dem HERRN umkehrt, dann werden eure Brüder und eure Kinder Barmherzigkeit finden bei denen, die sie gefangen weggeführt haben; und sie werden in dieses Land zurückkehren. Denn gnädig und barmherzig ist der HERR, euer Gott, und er wird das Angesicht nicht von euch abwenden, wenn ihr zu ihm umkehrt. -"
Diese Umkehr führte dazu, dass die Gefangenen Barmherzigkeit fanden (2Chr 30:11-12). Welch große Hoffnung für die Verlorenen, die vielleicht schon aufgegeben hatten! Bemerkenswert ist: Die Umkehr der Zurückgebliebenen bewirkte Hoffnung und Barmherzigkeit für die Weggeführten – die „verlorenen Schafe des Hauses Israel" (Mt 15:24). Hier zeigt sich deutlich:
Die Umkehr Einzelner hat Auswirkungen auf die ganze Gemeinschaft (Jes 55:7).
Nachdem Simon Petrus seinen HERRN dreimal verleugnet hatte (Lk 22:54-62), drohte sein Glaube zu zerbrechen – doch Jesus hatte inständig für ihn gebetet. Durch Gottes Gnade und seine aufrichtige Umkehr blieb sein Glaube erhalten (Joh 21:15-19). Diese tiefgreifende Erfahrung von Versagen und Wiederherstellung befähigte ihn, der Gemeinde zu dienen und seine Brüder zu stärken. Welch kostbares Geschenk der Gnade Gottes!
Der HERR schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden.
Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist's Sünde.
Als Teenager erlitt Josef schweres Unrecht von seinen eigenen Brüdern (1Mo 37:18-28). Aus Eifersucht und weil sie ihn für überheblich hielten, verkauften sie ihn als Sklaven. In Ägypten widerfuhr ihm eine weitere große Ungerechtigkeit: Die Ehefrau von Potifar verleumdete ihn und beschuldigte ihn der versuchten Vergewaltigung (1Mo 39:7-20). Daraufhin kam er ins Gefängnis, wo er mehrere Jahre verbringen musste. Es dauerte lange Zeit, bis der HERR ihm Recht verschaffte und die Gerechtigkeit wiederhergestellt war (1Mo 41:37-44).
Auch das Volk Israel musste in Ägypten lange warten, bis der HERR ihm zu seinem Recht verhalf (2Mo 3:7-10). Es gibt jedoch viele Fälle, in denen Menschen zu Lebzeiten keine ausgleichende Gerechtigkeit erfahren. Dies gilt besonders für jene, die unschuldig getötet wurden oder bis zu ihrem Tod unter Ungerechtigkeit leiden mussten.
Der arme Lazarus war ein solcher Fall. Er lag am Tor eines reichen Mannes und hoffte, von dessen Tischabfällen satt zu werden. Jesu Beschreibung aus Lukas 16:19-31 zeigt, dass er bis zu seinem Tod ein Leben in Armut und Krankheit führte. Hatte Gott etwa vergessen, ihm – der unter Unrecht litt – zu seinem Recht zu verhelfen?
Auch wenn er zu Lebzeiten keine ausgleichende Gerechtigkeit erfuhr, war die Geschichte noch nicht zu Ende! Jesus erzählte, wie es nach dem Sterben weiterging: Lazarus wurde in den Schoß Abrahams getragen, wo er getröstet wurde, während der Reiche, der das Leben in vollen Zügen genossen und sich nicht um Lazarus gekümmert hatte, an einem Ort der Qual aufwachte. Der reiche Mann wusste, was er hätte Gutes tun können – aber er tat es nicht, und darum war es ihm eine Sünde, von der er zu Lebzeiten nicht umkehrte (Jak 4:17). Er hätte die Not des armen Lazarus lindern und ihm helfen können – so wie sich Hiob als reicher Mann um viele Notleidende gekümmert hatte (Hi 29:12-17). Im Falle von Lazarus stellte Gott das Recht erst nach seinem Sterben her!
Die Tatsache, dass der HERR Gerechtigkeit und Recht schafft, können wir in vielen Fällen zwar nicht sehen – wir können aber glauben, dass er es noch tun wird, weil er es uns verheißen hat (2Thes 1:6-7)!
Das Wort „Gerechtigkeit" ist sowohl im Hebräischen als auch im Griechischen und Deutschen eng mit dem Begriff „Recht" verbunden.
Der hebräische Begriff „zedakah" betont die gemeinschaftliche Dimension: Eine absolute Gerechtigkeit entsteht nur, wenn alle Beteiligten zu ihrem Recht kommen. Dies umfasst individuelles gerechtes Verhalten ebenso wie soziale Gerechtigkeit und die Verantwortung für die Schwachen in der Gesellschaft (5Mo 10:18). Gottes Gerechtigkeit offenbart sich besonders in seinem rettenden und erlösenden Handeln (Ps 98:2).
Das hebräische Wort für „Recht" (hebr. mishpat) bedeutet auch „Gericht" – dies verdeutlicht, dass Gott durch sein Gericht das Recht wiederherstellt (Ps 9:5).
Das Neue Testament zeigt noch deutlicher, dass die Gerechtigkeit (griech. dikaiosyne) ein „Beziehungsbegriff" ist. Gott schenkt dem Menschen seine eigene göttliche Gerechtigkeit durch den Glauben – durch eine lebendige Vertrauensbeziehung zu ihm (Röm 3:21-22). Dies bildet die absolute Grundlage für das zukünftige Reich Gottes, in dem Recht und Gerechtigkeit herrschen werden (2Petr 3:13)!
Ich wünsche allen von Herzen dieses wunderbare Gottvertrauen!
Die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!
Der König wird den Gerechten zur Antwort geben: Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Jemand sagte einmal: „Ein ‚halber Christ' ist ein ganzer Unsinn!" Doch was bedeutet es eigentlich, ein halber Christ zu sein? Spontan fallen mir dazu zwei mögliche Antworten ein:
Er ist jemand, der nur mit halbem Herzen Gott dient und nicht wirklich aus der Liebe lebt (Offb 3:16)
Es ist ein Christ, der sich nur in bestimmten Bereichen seines Lebens christlich verhält, in anderen hingegen nicht (Jak 1:8)
Ein „halber Christ" lässt das Christentum in einem falschen Licht erscheinen, wodurch der Name des HERRN in Verruf geraten kann (Röm 2:24). Es ist nicht glaubwürdig, wenn ein Christ von Gnade und Vergebung spricht, sich aber selbst unversöhnlich zeigt. Ebenso ist es ein schlechtes Zeugnis, wenn jemand Liebe und Güte predigt, sich jedoch streitsüchtig, rechthaberisch und lieblos verhält (1Jo 4:20).
Im 58. Kapitel stellt der Prophet Jesaja fest, dass die Israeliten zwar religiöse Rituale praktizierten und fasteten, sich fromm gaben, aber gleichzeitig rücksichtslos verhielten. In Vers 2 heißt es da:
"Zwar befragen sie mich Tag für Tag, und es gefällt ihnen, meine Wege zu kennen. Wie eine Nation, die Gerechtigkeit übt und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hat, fordern sie von mir gerechte Entscheidungen, haben Gefallen daran, Gott zu nahen."
In den nachfolgenden Versen beklagt der HERR, dass diejenigen, die aus religiösen Gründen fasten, zugleich ihre Arbeiter unterdrücken, streiten und mit „gottloser Faust" zuschlagen (Jes 58:4). Zwar gefällt es dem HERRN, wenn Menschen sich ihm nahen, ihn im Gebet suchen und nach ihm fragen. Doch diese Handlungen werden für Gott bedeutungslos, wenn man sich gleichzeitig rücksichtslos verhält und keine Nächstenliebe zeigt. Der HERR identifiziert sich mit allen elenden und bedrängten Menschen – darum kann es keinen wahren Gottesdienst ohne liebevolle Fürsorge geben (Jak 1:27). Jesaja beschreibt dann ab Vers 6, was „ein Gott wohlgefälliges Fasten" ist:
"Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und dass ihr jedes Joch zerbrecht? ⟨Besteht es⟩ nicht ⟨darin⟩, dein Brot dem Hungrigen zu brechen und dass du heimatlose Elende ins Haus führst? Wenn du einen Nackten siehst, dass du ihn bedeckst und dass du dich deinem Nächsten nicht entziehst?"
Hier beschreibt der Prophet die Auswirkungen echter Frömmigkeit und praktizierter Liebe!
In Mt 25:31-46 wird beschrieben, wie der König des Himmels am Ende dieses Zeitalters die Menschen richtet! Interessanterweise werden dann die Menschen nicht aufgrund einer Sündenliste gerichtet, sondern nach dem, was sie an den geringsten Brüdern Jesu getan bzw. nicht getan haben. Wer den Brüdern Jesu geholfen hat, indem er Hungernde gespeist, Dürstende getränkt, Nackte bekleidet sowie Kranke und Gefangene besucht hat, bekommt das ewige Leben! Warum? - Weil er Liebe praktiziert hat!
Ich schließe mit den Worten aus 1Jo 3:18:
Deshalb, meine Kinder, lasst uns einander lieben: nicht mit leeren Worten, sondern mit tatkräftiger Liebe und in aller Aufrichtigkeit. (HFA)
Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht.
Ich sage jedem Einzelnen von euch: Überschätzt euch nicht und traut euch nicht mehr zu, als angemessen ist. Strebt lieber nach nüchterner Selbsteinschätzung. Und zwar jeder so, wie Gott es für ihn bestimmt hat - und wie es dem Maßstab des Glaubens entspricht.
Wer kennt sie nicht – die bitteren Erfahrungen der Erfolglosigkeit, des Zurückgestelltseins, der Demütigung oder einer fehlenden Begabung, die man sich so sehr wünscht? Als Jugendlicher litt ich darunter, dass ich im Vergleich zu Gleichaltrigen keine schnelle Auffassungsgabe hatte, dass mir das Erlernen einer Fremdsprache große Schwierigkeiten bereitete und dass ich nicht so schlagfertig wie andere war – und es noch immer nicht bin. Ich beneidete meine Mitschüler, die vieles schnell und unkompliziert begriffen, während bei mir – so fühlte es sich an – alles doppelt so lange dauerte.
Hanna litt jahrelang unter ihrer Kinderlosigkeit und fühlte sich dadurch erniedrigt (1Sam 1:2). In biblischen Zeiten war es nicht nur ein gesellschaftlicher „Makel", wenn eine Frau keine Kinder bekam – sie musste zusätzlich eine Unterversorgung im Alter befürchten, da es damals weder Altersrente noch Altenheime gab. Hanna tat das einzig Richtige: Sie ging mit ihrer Not zu Gott und schüttete ihm ihr Herz aus (1Sam 1:15). Dies tat sie, weil sie nicht nur an einen allmächtigen Gott glaubte, sondern auch daran, dass er Gebete erhört (1Sam 1:27). Dieses Gottvertrauen gefiel Gott so sehr, dass er ihr nicht nur einen Sohn schenkte, den sie ihm weihte, sondern ihr darüber hinaus weitere Kinder gab. Nachdem Hanna ihren jungen Sohn dem Priester Eli übergeben hatte, betete sie zu Gott, und daraus entstand der „Lobpreis der Hanna", der in 1Sam 2:1-10 zu finden ist.
Wenn wir den Losungsvers lesen und erkennen, dass der HERR arm und reich macht und dass er derjenige ist, der erniedrigt und erhöht, empfinden wir dies vielleicht als unfair. Wir fragen uns: „Warum macht der HERR die einen arm und andere reich?" Doch wir können auch die Frage stellen, ob ein Leben in Reichtum und Erhabenheit – aus dem Blickwinkel der Ewigkeit – wirklich das bessere Schicksal ist. Der große König Salomo hatte alles, was das Herz begehrt: Erfolg, Weisheit, Ansehen, Macht, Gesundheit und Reichtum (1Kö 10:23). Er konnte nahezu alles umsetzen, was er wollte, und kaum ein Genuss blieb ihm verwehrt. Doch er endete nicht gut, weil er von seinen vielen ausländischen Frauen zum Götzendienst verleitet wurde (1Kö 11:4)! Im Gegensatz zu seinem Vater David, der zu Lebzeiten sehr viel litt, hatte er am Ende seines Lebens keinen „Frieden mit Gott"!
Hanna erkannte: Gott ist es, der Vermögende arm und Mittellose reich macht – er ist es, der Erhabene erniedrigt und Verachtete erhöht (1Sam 2:7). Anders ausgedrückt: „Gott schafft einen Ausgleich!" Dies geschieht manchmal erst nach dem Tod, wie die Geschichte vom armen Lazarus und dem reichen Mann zeigt (Lk 16:25).
Ein lang andauernder Erfolg birgt die Gefahr, dass man sich selbst überschätzt und sich für bedeutender hält, als es angemessen ist (Röm 12:3). Wir vergessen dann, dass alles, was wir sind und haben, ein Geschenk Gottes ist (1Kor 4:7). Der Hochmut schleicht sich ein, während die Demut schwindet. Dieser Zustand ist weitaus gefährlicher, als wenn wir einen unbeabsichtigten Fehler begehen.
Wenn du dich in gewissen Bereichen „arm" oder benachteiligt fühlst, dann hat das den Vorteil, dass du erkennen kannst: „Ich bin vom HERRN abhängig und habe allen Grund, demütig zu sein! Auch darf ich glauben, dass den ‚Armen im Geist' das Reich der Himmel gehört (Mt 5:3)!" Und darum darf ich – trotz meiner momentanen Benachteiligung – ein reich Gesegneter sein!
Von Herzen wünsche ich dir dieses Bewusstsein!
Er wird sich unser wieder erbarmen und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.
Wenn wir unsere Schuld eingestehen, ist Gott treu und gerecht: Er vergibt uns die Schuld und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben.
Der tiefste Punkt des Meeres ist der Challenger-Tief im Marianengraben – etwa 10.984 Meter unter dem Meeresspiegel. Dort herrscht ein Druck von ca. 1.100 Bar, der 1.100-mal höher als der Luftdruck auf Meereshöhe ist. In dieser Tiefe herrscht absolute Dunkelheit, und die Temperatur liegt bei 1–4 °C. Ohne ein Spezial-U-Boot kann kein Mensch dorthin gelangen. Würde ich über diesem Punkt eine Münze ins Meer werfen, wäre sie für immer verschwunden – unauffindbar in der Tiefe!
So unerreichbar wie eine verlorene Münze im Marianengraben, so unauffindbar sind unsere Sünden vor dem Angesicht Gottes! Was der Prophet Micha im Losungstext prophezeite (Mi 7:19), erfüllte sich, als Jesus die Sünde der ganzen Welt auf sich lud und ans Kreuz trug. Als Jesus starb, schüttete er seine Seele in den Tod (Jes 53:12). Er stieg hinab in die tiefsten Bereiche des Todes, in die tiefste Finsternis und an den Ort des „höchsten Drucks". Dorthin warf er unsere Sünden, damit sie niemand mehr hervorholen und finden kann.
Der Auslöser für diese Heilstat Gottes war sein unendliches Erbarmen – ein Erbarmen, das über jedes Gericht triumphiert (Jak 2:13) und alle miteinschließt (Röm 11:32). Dieses Erbarmen Gottes zeigt sich als tiefes, mütterliches Mitgefühl. Die Gebärmutter symbolisiert Gottes große Barmherzigkeit. Dies bestätigt nicht nur Jes 49:15, sondern auch die hebräische Wortverwandtschaft zwischen Erbarmen (RaChaM) und Mutterleib (ReCheM). Die Vorgänge in einer Gebärmutter spiegeln die Prozesse des göttlichen Erbarmens wider: Hier wird neues Leben gezeugt, eine Verbindung zwischen befruchteter Eizelle und Mutter entsteht, das Embryo wird ernährt und mit Sauerstoff versorgt – eingehüllt und geschützt. In diesem geschützten Raum wächst und reift es zu einem lebensfähigen Menschen heran.
Die Barmherzigkeit Gottes lässt neues Leben entstehen. Sie trägt, versorgt und umgibt dieses Leben, während es heranreift. Unser irdisches Leben gleicht diesem Reifungsprozess in einer Gebärmutter – ein Prozess, der mit der Geburt „ins Licht" endet, welche beim Sterben eines Gläubigen geschieht (2Kor 5:8).
Der alte Apostel Johannes legt großen Wert darauf, dass wir unsere Sünden bekennen (1Jo 1:9). Warum ist das so wichtig, obwohl Gott unsere Sünden unwiderruflich „in die Tiefen des Meeres" versenkt hat? Das griechische Wort „bekennen" – „homologeo" – bedeutet „das Gleiche sagen". Wenn wir unsere Sünden bekennen, bestätigen wir Gottes Sicht: Sünde ist eine Zielverfehlung, bei der wir das Ziel der göttlichen Liebe und des Vertrauens auf Gott verfehlen (Röm 3:23). Ohne dieses Bekenntnis haben wir Sünde noch nicht vollständig als solche erkannt und uns daher noch nicht wirklich von ihr gelöst.
Mit dem Sündenbekenntnis machen wir uns die umfassende Vergebung Gottes bewusst, und es ist eine wichtige Voraussetzung für die Reinigung von jeder Ungerechtigkeit (1Jo 1:7)! Das Bekennen der eigenen Sünde fällt zunächst schwer, weil es uns demütigt, aber danach wirkt es unglaublich befreiend – so als hätte man nach Jahren endlich ein Gefängnis verlassen können.
Ich wünsche jedem diesen Mut zur Demut, damit er durch das Sündenbekenntnis wahre Befreiung und Reinigung für sich persönlich erleben darf (Jak 4:10)!
Mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und das Wasser nicht halten.
Jesus spricht: Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
Der Landstreifen am Westufer des Toten Meeres besteht hauptsächlich aus Wüste. In diesem trockenen Gebiet ist Wasser daher eine besondere Kostbarkeit. Einzelne Seitentäler verfügen über Bäche und damit auch über Quellen. In En-Gedi beispielsweise gibt es zwei Hauptwasserläufe: den „Nachal Arugot" (Bach der Blumenbeete) und den „Nachal David". Letzterer war möglicherweise der Bach, bei dem sich David vor König Saul verstecken musste (1Sam 24). Diese beiden Bäche führen das ganze Jahr über Wasser. Wer sich längere Zeit in der Wüste aufhält und an einem solchen Wasserlauf bleiben kann, muss keinen Wassermangel befürchten. Man könnte dort sogar einen bewässerten Gemüse- und Fruchtgarten anlegen und mit einigen Tieren dauerhaft leben. Niemand käme auf die unsinnige Idee, einen Brunnen zu graben oder eine Zisterne auszuhauen, da die ständige Versorgung mit frischem Wasser gesichert ist.
Der HERR bezeichnet sich selbst als die Quelle des lebendigen Wassers (Jer 2:13): Aus ihm quillt das wahre Leben, er ist der Lebensgeber, und nur er allein kann alle Bedürfnisse des Menschen dauerhaft stillen. Er schuf das Wasser, um unseren Leib zu tränken, und nur er allein ist auch das „geistliche Wasser", das den Durst der Seele und des Geistes stillt (Joh 7:37-38)!
Der HERR beklagt in Jeremia 2, dass sein Volk ihn – die wahre und lebendige Quelle – verlassen hat und sich stattdessen Zisternen baute, die weder das Wasser halten konnten noch frisches Wasser bereithielten. Das Volk wandte sich von ihrem Gott ab und folgte anderen Göttern (Jer 2:11). Manch einer fragt sich vielleicht: „Wie kann man nur so unvernünftig sein und das Schlechtere wählen?"
Ich glaube aber, dass dieses törichte Verhalten uns alle betrifft – wir alle haben schon das Schlechtere gewählt (Röm 3:23). Ein Teller mit frischen Früchten ist gesünder als eine Sahnetorte mit Zuckerguss, doch der Kuchen übt auf viele eine größere Anziehungskraft aus. Liebevolle Demut ist besser als eine auf Unrecht basierende Macht, doch die Macht lockt viele Menschen. Dankbare Bescheidenheit ist besser als ein Leben in Luxus ohne Herzensfrieden, doch der Luxus ist für etliche begehrenswerter. Eine treue Liebe ist weitaus besser als ein vom Lustprinzip gesteuertes Leben, doch die schnelle Befriedigung zieht viele an. Ein respektvolles und wertschätzendes Dienen ist besser als ein mürrisches Dominieren, doch das Herrschen scheint mehr Lebensqualität zu bieten. Diese Liste ließe sich endlos fortführen.
Die fremden Götzen lockten mit freiem Sex, mysteriöser Zauberei und Wahrsagerei – diese Dinge übten eine stärkere Anziehungskraft aus als ein gottesfürchtiges Leben, dessen Fundament das Vertrauen auf einen unsichtbaren Gott ist (Hebr 11:27).
Die Samariterin aus Sychar hatte einen seelischen Durst – eine tiefe Sehnsucht des Herzens: Sie wollte sich bedingungslos geliebt fühlen. Diese Sehnsucht nach Liebe versuchte sie durch Beziehungen zu Männern zu stillen. Vermutlich erkannte sie auch beim sechsten Mann, dass keiner ihre Sehnsucht stillen konnte. Erst als sie Jesus begegnete und er ihr das wahre Lebenswasser anbot (Joh 4:13-14), wurde ihre Sehnsucht gestillt, weil Jesus selbst das wahre Leben ist und weil nur er uns allen die bedingungslose göttliche Liebe geben kann!
Wenn du Jesus in dein Herz lässt, dann trägst auch du die wahre Quelle des lebendigen Wassers in dir, die deine tiefste Herzenssehnsucht dauerhaft stillt (Offb 22:17)!
Ein Sohn soll seinen Vater ehren. Bin ich nun Vater, wo ist meine Ehre?, spricht der HERR.
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes.
Wenn wir an Gott als Vater denken, schiebt sich oft die Erinnerung an unseren leiblichen Vater dazwischen. Unser Gottesbild ist stark geprägt von den Erfahrungen, die wir mit unseren Vätern gemacht haben (Ps 103:13). Dass Gott sich als Vater offenbart, empfinden deshalb nicht alle als erfreuliche Botschaft. Die Bandbreite der Väter ist groß: Vom jähzornigen, brutalen Vater bis hin zum liebevollen und fürsorglichen Vater gibt es alle Schattierungen. Manche Väter "glänzen" durch ihre Abwesenheit, während andere viel Zeit mit ihren Kindern verbringen und ihnen alles Mögliche erklären und beibringen. In der Kriegs- und Nachkriegszeit waren viele Väter oft sehr hart und brachten kaum ein Lob über die Lippen, sodass – vor allem die Söhne – den Eindruck hatten, dem Vater nie wirklich genügen zu können. Heute gibt es teilweise Väter, die ihre Kinder mit so viel Lob überschütten, dass es schon fast inflationär wirkt und die Kinder möglicherweise das Gefühl bekommen, sie seien die Größten und Besten!
Je negativer unser eigenes Vaterbild ist, desto wichtiger ist es zu erkennen, dass der himmlische Vater ganz anders ist (Mt 7:11). Er übertrifft selbst den besten irdischen Vater um ein Vielfaches. Jesus Christus und die Apostel haben uns den himmlischen Vater in einzigartiger Weise gezeigt (Joh 14:9 / Lk 15:11-32). Er ist es, der allen alles schenkt und für jeden einen wunderbaren Plan bereithält, der zum schönsten Ziel führt! Er ist der große Versorger, Beschützer, Erzieher und Tröster. Er ist es, der uns trägt, leitet und von allen Seiten umgibt (Ps 139:5)!
Obwohl es im Alten Testament noch nicht häufig vorkommt, wird Gott dort bereits als der eine wahrhaftige Vater vorgestellt (siehe hier). Damit zeigt Gott, dass er nicht nur unser Schöpfer ist, sondern dass er uns durch seinen Heiligen Geist zu seinen Kindern machen will, indem er in uns einen neuen Menschen zeugt (Röm 8:15). Bereits in der Thora beschreibt Mose Gott als Vater. So heißt es in 5. Mose 32:6:
"Ist er nicht dein Vater, der dich geschaffen hat? Er hat dich gemacht und zubereitet."
Im letzten Buch des Alten Testaments wird der HERR zweimal als Vater bezeichnet (Mal 1:6 / Mal 2:10). Israel fehlte es jedoch an Wertschätzung und Respekt gegenüber ihrem "himmlischen Vater", da sie ihm minderwertige Opfer darbrachten. Obwohl Gott sie als Vater großzügig beschenkte, meinten sie, sie könnten ihn mit belanglosen Opfergaben abspeisen. Mit diesem Verhalten zeigten sie ihre Verachtung und verweigerten Gott die gebührende Ehre (Mal 1:6-8). Diese Haltung erinnert auch an das Opfer Kains, das der HERR nicht annahm (1Mo 4:5).
Paulus verhielt sich diesbezüglich ganz anders. Der Apostel opferte Gott nicht nur seinen "Zehnten" und das "Beste seines Ertrages", sondern sich selbst – und damit auch alles (Röm 12:1)! Äußerlich betrachtet führte er ein schweres, von Leid geprägtes Leben mit vielen schweren Schicksalsschlägen (siehe dazu 2Kor 11:23-33 / 2Kor 12:7-10). Man könnte sich fragen, warum sich Paulus nicht enttäuscht von Gott abwandte und ihn stattdessen als "Vater der Barmherzigkeit" und "Gott allen Trostes" bezeichnete. Er tat dies, weil er den allmächtigen Gott genau so erfahren durfte, auch wenn ihn der himmlische Vater schwere Wege führte. Gott hat ihn mit Liebe überschüttet und ihm eine Herzensfreude, einen inneren Frieden und eine Zukunftserwartung geschenkt, die alle weltlichen Freuden in den Schatten stellen (Phil 3:8)!
Wenn du den himmlischen Vater noch nicht so erlebt hast, bitte ihn darum und warte geduldig, bis er sich dir auf diese Weise offenbart (Jer 29:13-14).
Der HERR schafft Recht den Unterdrückten, den Hungrigen gibt er Brot.
Der aber Samen gibt dem Sämann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen geben und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit.
Wenn ein Bauer Weizen säen möchte, kauft er in der Regel das entsprechende Saatgut ein. In früheren Zeiten legte er nach der Weizenernte einen Anteil beiseite, um genügend Samen für die künftige Aussaat zu haben. Nach meinen Recherchen sind das in Deutschland durchschnittlich etwa 2,7%. In Mt 13:8 erwähnt Jesus einen hundert-, sechzig- sowie dreißigfachen Ertrag. Die Aussaat beträgt dabei 1% bis 3,3% der zu erwartenden Ernte.
Nicht nur der Bauer investiert einen Teil seines Ertrages, um auch künftig eine Ernte einfahren zu können, sondern auch viele andere: Der Investor kauft Aktien in der Hoffnung, sie später mit Gewinn weiterzuverkaufen, und der Bauunternehmer kauft Maschinen, um effizienter arbeiten und seinen Ertrag steigern zu können.
Im 2. Korinther 9 spricht der Apostel Paulus von einer anderen Art der Investition: Er ermutigte die Gläubigen in Korinth, Spenden für die notleidende Gemeinde in Jerusalem zu sammeln. In Vers 10 macht er deutlich, dass Gott nicht nur Brot zur Speise gibt, sondern auch Samen für den Sämann (2Kor 9:10). Gott schenkt uns gute Gaben – nicht nur zum eigenen Gebrauch und Genuss, sondern auch damit wir sie für das Reich Gottes einsetzen können. Dabei meine ich nicht nur finanzielle und materielle Spenden, sondern auch unsere Fähigkeiten und Zeit. Wer in die „Sache Gottes" investiert, sammelt „Schätze im Himmel" für die Zeit nach unserem irdischen Leben (Mt 6:20).
Während Paulus zum großzügigen Spenden aufruft, zieht er einen Vergleich zum Sämann und betont:
"Wer spärlich sät, wird auch spärlich ernten, und wer in Segensfülle sät, wird auch in Segensfülle ernten." (2Kor 9:6 - HSN)
Dem Apostel war besonders wichtig, dass dies völlig freiwillig und mit Freude geschieht (2Kor 9:7), wobei jeder nach seinem Herzensentschluss geben soll. Er ermutigt zur Großzügigkeit, die besonders dann wächst, wenn man auf Gott vertraut und an das glaubt, was Paulus in den Versen 8 und 9 schreibt:
Gott aber vermag euch jede Gnade überfließend darzureichen, damit ihr in allem allezeit alles Nötige zur Genüge besitzt und [noch] Überfluss habt zu jedem guten Werk, wie geschrieben steht: "Er streute aus, er gab den Armen, seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit."
Wir können nur dann großzügig spenden und Nöte lindern, wenn wir darauf vertrauen, dass der HERR uns auch künftig mit allem Notwendigen versorgt (Phil 4:19). Diese Liebesgaben sind eine geistliche Saat und bringen „Früchte der Gerechtigkeit" hervor.
Wenn es im Losungstext heißt, dass der HERR den Unterdrückten Recht verschafft und den Hungrigen Brot gibt (Ps 146:7), dann tut er dies oft durch Menschen, die sich von ihm zum freudigen Geben bewegen lassen. Darum sagte Jesus auch: „Geben ist seliger als Nehmen." (Apg 20:35)
Wer nur spendet, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, handelt aus Pflichtgefühl – wer aber gerne gibt, der tut es aus Liebe (2Kor 9:7)!
Ich wünsche allen viel Freude beim großzügigen Geben!
Alle deine Geschöpfe sollen dich preisen, HERR, alle, die zu dir gehören, sollen dir danken!
Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
Es ist allgemein bekannt, dass die Bibel zukünftige Ereignisse prophezeit und uns viele Verheißungen schenkt (Hebr 1:1). Da sich bereits Hunderte von Prophezeiungen des Wortes Gottes erfüllt haben, können wir zuversichtlich sein, dass auch alle weiteren Prophezeiungen eintreffen werden (2 Petr 1:19).
Während es viele Vorhersagen gibt, die sich in naher Zukunft erfüllen werden, gibt uns die Bibel auch Verheißungen, die Einblicke in die Vollendung der Heilsgeschichte Gottes gewähren (Offb 21:5). Psalm 145, ein Lobpreis Davids, schenkt uns solche wunderbaren Einblicke und göttlichen Verheißungen.
Zunächst möchte ich den Begriff "Verheißung" erläutern. Während dieser Begriff im Alten Testament so nicht vorkommt, finden wir dort dennoch viele göttliche Zusagen und Versprechungen. Im Neuen Testament wird das Wort "Verheißung" als "epangelia" bezeichnet und beinhaltet eine göttliche Zusage oder ein zuverlässiges Versprechen, das sich unweigerlich erfüllen wird, da es vom allmächtigen Gott selbst gegeben wurde (2 Kor 1:20).
Die Verse 8-10 werden in der Elberfelder Bibel folgendermaßen übersetzt:
"Gnädig und barmherzig ist der HERR, langsam zum Zorn und groß an Gnade. Der HERR ist gut gegen alle, sein Erbarmen ist über alle seine Werke. Es werden dich loben, HERR, alle deine Werke und deine Getreuen dich preisen."
Diese absolut zuverlässigen Verheißungen Gottes werden durch weitere biblische Aussagen bestätigt. Paulus erklärt, dass Gott alle in den Ungehorsam (oder Unglauben) eingeschlossen hat, damit er sich aller erbarme (Röm 11:32). In Phil 2:10-11 zitiert er Jes 45:23-24 und verkündet: Im Namen Jesu wird sich jedes Knie beugen und jede Zunge bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist – zur Ehre Gottes, des Vaters.
Welch unvorstellbarer Lobpreis wird es sein, wenn alle Geschöpfe Gottes den HERRN singend anbeten (Offb 5:13)! Es wird ein Lobpreis sein, der von ganzem Herzen kommt und unsere Vorstellungen eines schönen Chores bei Weitem übertreffen wird.
Gläubige haben das besondere Vorrecht, dies bereits heute tun zu dürfen (Ps 96:1-2). Ich bin überzeugt, dass wir die positiven Auswirkungen eines von Herzen kommenden Lobpreises oft unterschätzen. Dem Apostel Paulus war es ein wichtiges Anliegen, dass wir uns gegenseitig zum Lobpreis ermutigen, und er nennt in Kol 3:16 drei verschiedene Formen:
Psalmen (griech. psalmois). Dies bezieht sich hauptsächlich auf die alttestamentlichen Psalmen. Paulus legte Wert darauf, dass wir die 150 Psalmen nicht nur lesen und studieren, sondern auch singen (sofern wir eine Melodie dazu haben), da dies sich positiv auf unser ganzes „Menschsein" auswirkt.
Hymnen (griech. hymnois). Dies bezeichnet Loblieder, die sich direkt an Gott richten, wie wir das aus Apg 16:25 sehen können, als Paulus und Silas im Gefängnis sangen.
Geistliche Lieder (griech. odais pneumatikais) – Dies bezeichnet vom Geist inspirierte Gesänge. Auch in Eph 5:19 motiviert Paulus die Gemeinde: „Ermuntert einander mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern; singt und spielt dem Herrn in euren Herzen".
Manche Christen sehen das Singen als bloße Pflichtübung an und stufen es als „seelisch" ein. Doch wer dem HERRN von ganzem Herzen Loblieder singt, erfrischt nicht nur die eigene Seele, sondern drückt auch seine Liebe und Dankbarkeit gegenüber Gott aus (Ps 103:1).
Noch eine Frage zum Schluss: "Wie erlebst du Lobpreis in deinem Alltag? Gibt es eine Form des Lobes, die dich besonders berührt?"
Er ist der HERR, unser Gott, er richtet in aller Welt.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Manchmal berichten Zeitungen von Menschen, die jahrelang unschuldig im Gefängnis saßen, weil während der Gerichtsverhandlung viele Indizien für ihre Täterschaft sprachen und Richter oder Geschworene von ihrer Schuld überzeugt waren. Solche Fehlurteile sind in einem gut funktionierenden Rechtsstaat zwar selten. Häufiger kommt es jedoch vor, dass schwerwiegende Vergehen vergleichsweise milde bestraft werden, während kleinere "Vergehen" unverhältnismäßig hart geahndet werden.
Jeder Staat braucht ein gut funktionierendes Rechtssystem mit Richtern, die gerechte Urteile fällen (5Mo 16:18-20). Doch selbst die besten menschlichen Richter können keine absolut gerechten Urteile sprechen, da sie nicht alle Faktoren und Beweggründe vollständig erfassen können.
Wenn der HERR einmal die Welt richten wird, wird sein Gericht absolut gerecht sein (Ps 96:13)! Er beurteilt die Menschen nicht nach ihrem Ansehen, sondern wird alle verborgenen Motive der Herzen offenbaren (1Kor 4:5).
Aus Mt 25:31-46 wird ersichtlich, nach welchen Maßstäben der HERR das Weltgericht durchführt: Diejenigen, die Barmherzigkeit üben, indem sie Hungernde sättigen, Nackte kleiden und Kranke besuchen, erhalten vom HERRN einen großen Lohn! Es sind keine sündlosen Menschen, die nie Fehler gemacht hätten – aber es sind solche, die Mitgefühl zeigen und Leidenden mit praktischer Hilfe beistehen (Jak 2:13). Im Gegensatz dazu gibt es auch Menschen, die ihr Herz vor der Not verschließen und Hilfe verweigern, obwohl sie die Möglichkeit zur Hilfe hätten. Ihr Verhalten ist von Gleichgültigkeit und Unbarmherzigkeit geprägt – das ist das Gegenteil von Liebe (1Jo 3:17)!
Gemäß Angaben von Open Doors sind derzeit mehr als 380 Millionen Christen in 78 Ländern aufgrund ihres Glaubens schwerer Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt (2Tim 3:12). Warum nehmen Christen solche großen Nöte und Benachteiligungen auf sich? Und warum wenden sie sich nicht mehrheitlich von Gott ab, indem sie sagen: „Ich kann nicht mehr an diesen Gott der Liebe glauben, der uns so viel Leid zumutet!"?
Eine wesentliche Antwort liegt darin, dass diese Verfolgten das Geschenk des Heiligen Geistes empfangen und dadurch die große Liebe des himmlischen Vaters erkennen durften (Röm 5:5). Diese Erfahrung ist für sie so kostbar, dass sie sie gegen nichts eintauschen möchten. Wäre die persönliche Erfahrung der Liebe Gottes nur eine Illusion, würden nicht so viele Gläubige diese lebensbedrohlichen Diskriminierungen auf sich nehmen.
Der HERR hat gesagt, dass das Reich der Himmel denen gehört, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden (Mt 5:10). Wenn alle die unvorstellbare Schönheit dieses Reiches kennen würden, würden alle danach streben! Die Nachfolge Jesu ist in dieser Welt zwar oft herausfordernd – aber es lohnt sich in jedem Fall (Röm 8:18).
Der HERR ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt!
Jesus lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: Mein Haus wird ein Bethaus heißen für alle Völker?
Vor einigen Jahren führten wir in Tschiertschen, oberhalb von Chur im Kanton Graubünden, regelmäßig eine Skifreizeit für junge Erwachsene durch. In diesem Gebiet gibt es eine selten befahrene Abfahrtsstrecke, die in ein abgelegenes Tal führt. Eines Tages wählte ich diese Route und fand mich völlig allein wieder. Dort erlebte ich einen Moment absoluter Stille: Kein Skifahrer weit und breit, völlige Windstille, kein Flugzeug am Himmel. Der Pulverschnee verstärkte diese vollkommene Stille noch. Das Einzige, was ich hörte, war das Pfeifen in meinen Ohren aufgrund meines Tinnitus. Dennoch war diese Stille ein außergewöhnlicher Moment. Diese völlige Geräuschlosigkeit wirkte wohltuend und beruhigend – ein seltener, wunderbarer Augenblick!
Stille ist nicht nur eine Frage des Geräuschpegels, sondern auch ein Aspekt des inneren Friedens und der Ruhe. Im Zeitalter der sozialen Medien, technischen Geräte und der ständigen Informations- und Bilderflut ist es nicht nur schwer, diese innere Ruhe zu finden – sie ist für viele auch kaum auszuhalten! Mir selbst fällt es ebenfalls schwer, einfach einmal nichts zu tun, weil ich beim Ausruhen am liebsten lese. Dazu kommt, dass mir während der Ruhephasen ständig die To-do-Listen durch den Kopf gehen.
Die Anbetung spielt für das „Stillwerden" eine entscheidende Rolle (Ps 95:6). Der wesentliche Unterschied zwischen allgemeiner Meditation und Anbetung besteht darin: Bei der Meditation versucht man, sich selbst durch bestimmte Übungen und Konzentration zu beruhigen. Bei der Anbetung hingegen richtet man den Fokus auf das Du und die Liebe des allmächtigen Gottes. In einer von Herzen kommenden Anbetung wendet man den Blick von sich selbst ab und schaut voller Bewunderung und Liebe auf das herrliche Wesen des himmlischen Vaters (Joh 4:23)!
Als Jugendlicher dachte ich manchmal, das Stillsein müsse etwas völlig Langweiliges sein und die Anbetung sei nur ein religiöser Akt einiger frommer Heuchler. Dabei ist die Anbetung der beste Weg, um sich von sich selbst zu lösen, aus dem Hamsterrad des alltäglichen Stresses auszusteigen und die wohltuende Gegenwart Jesu Christi zu erfahren (Mt 11:28).
Als Elia auf dem Berg Gottes war, vernahm er zuerst einen mächtigen Wind, dann ein Erdbeben und schließlich ein Feuer! Doch Gott war in keiner dieser beeindruckenden Naturgewalten. Am Ende kam „ein Ton eines leisen Wehens" (1Kö 19:12). Eine wörtliche Übersetzung lautet auch: „Die Stimme einer dünnen Stille". Dies beschreibt wohl eine zarte, fragile Stille, die im Nu verfliegen kann.
Wenn Gott in seinem heiligen Tempel ist, dann ist Stille angesagt! Warum? Weil wir nur in der Stille die „Stimme einer dünnen Stille" vernehmen können. Diese Stimme Gottes spricht zu unseren Herzen, wenn wir uns auf ihn konzentrieren, ihn anbeten und völlig still werden (Ps 37:7).
Das zweite Kapitel des Propheten Habakuk beginnt mit einem Warten auf Gottes Antwort. Als der HERR zu Habakuk sprach und ihm befahl, die folgenden Worte deutlich auf Tafeln aufzuschreiben, verkündete er den alles entscheidenden Satz: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben" (Hab 2:4). Durch das absolute Vertrauen auf Gott können wir von unseren eigenen Aktivitäten und To-do-Listen zur Ruhe kommen und in der Stille die Gegenwart des HERRN erfahren – eine Erfahrung, die zur höchsten Glückseligkeit führt!
Diese Glückseligkeit wünsche ich allen von ganzem Herzen!
Der HERR Zebaoth wird Jerusalem beschirmen, wie Vögel es tun mit ihren Flügeln, er wird beschirmen und erretten, schonen und befreien.
Jesus sprach zu den Jüngern: Geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
Der Fischadler patrouilliert oft über seinem Nest und hat eine ausgeklügelte Verteidigungstaktik: Sobald sich ein potenzieller Eindringling nähert, steigt er in die Luft, um einen guten Überblick zu gewinnen, und stürzt sich dann mit überraschender Geschwindigkeit herab, um den Eindringling zu vertreiben. Dieses Verhalten, bei dem aufmerksames Kreisen mit einem gezielten Sturzflug kombiniert wird, dient dazu, das Nest und die Jungen effektiv zu schützen.
Jesaja hatte vermutlich solch ein Verhalten der Vögel vor Augen, als er diese Worte des heutigen Losungsverses niederschrieb (Jes 31:5). In der Elberfelder Bibel lautet die Übersetzung:
"Wie schwebende Vögel, so wird der HERR der Heerscharen Jerusalem beschirmen: beschirmen und erretten, schonen und befreien."
Diese Zusage durfte der Prophet den Stadtbewohnern im Auftrag des HERRN geben, nachdem sie die Bedrohung durch die assyrische Großmacht unter Sanherib erkannt hatten (2Kön 18:13). So wie schwebende Vögel über ihre Jungen wachen und den Überblick behalten, so wachte auch der HERR über der Stadt Jerusalem.
Doch statt die Hilfe bei ihrem Gott zu suchen, wollten sich die Verantwortlichen der Stadt mit Ägypten verbünden, das über eine mächtige Armee verfügte. Jesaja warnte jedoch in Kapitel 31 Vers 1:
"Wehe denen, die nach Ägypten hinabziehen um Hilfe, sich auf Pferde stützen und die ihr Vertrauen auf Wagen setzen, weil es viele sind, und auf Reiter, weil sie zahlreich sind; die aber auf den Heiligen Israels nicht schauen und nach dem HERRN nicht fragen!”
Und in Vers 3 sagte er:
“Auch die Ägypter sind Menschen und nicht Gott, und ihre Pferde sind Fleisch und nicht Geist. Und der HERR streckt seine Hand aus, da stürzt der Helfer, und der, dem geholfen wird, fällt. Und alle miteinander gehen sie zugrunde."
Diese typische Verhaltensweise hat sich bis heute wenig verändert. Wenn sich ein Volk oder ein einzelner Mensch bedroht fühlt, werden zunächst alle menschlichen Möglichkeiten geprüft, um der Gefahr zu begegnen (Ps 20:8). Dies betrifft nicht nur militärische Bedrohungen, sondern auch finanzielle, gesundheitliche, psychische oder zwischenmenschliche Probleme. Eine solche Reaktion ist zwar natürlich – doch wer an Gott glaubt und weiß, dass der allmächtige HERR helfen kann, darf lernen, das Problem zuerst im Gebet mit Gott zu besprechen (Phil 4:6) und darauf zu vertrauen, dass er uns den richtigen Weg weist.
Wie ein Vogel von oben den Überblick behält, so sieht auch der HERR alles und sendet uns seine Hilfe zur rechten Zeit (Ps 46:2).
Zur Zeit Jesu war das Himmelreich besonders nah, denn der König des Himmels selbst stieg herab und wurde Mensch, um die Menschheit zu retten (Joh 1:14). Jesus gab den zwölf Aposteln den Auftrag, diese Botschaft den verlorenen Schafen des Hauses Israel zu verkünden, damit sie gefunden und gerettet werden konnten (Mt 10:6). Diese Menschen waren verloren, weil sie sich durch ihren Unglauben von dem Gott Israels entfernt hatten.
Jesus Christus ist die ultimative Hilfe, die vom Himmel kam, um uns von unserer Schuld zu befreien (1Jo 4:14). Er wird bald wiederkommen, um alle Gläubigen zu sich in den Himmel zu holen (Joh 14:3)!
Glaubst du daran und vertraust du darauf, dass er dir zur richtigen Zeit Hilfe vom Himmel senden wird?
Lobet Gott in den Versammlungen.
Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk.
Das gemeinsame Loben und die Tischgemeinschaft – wenn sie im Sinne Gottes geschieht – ist eine große Kostbarkeit, die wir möglicherweise unterschätzen (Ps 133:1). Zu einer wertvollen Tischgemeinschaft gehört …
das dankbare Lob Gottes (Ps 34:2),
das Genießen der guten Gaben Gottes (1Tim 4:4)
der wertschätzende und interessierte Austausch untereinander (1Thes 5:11).
Wenn wir diese Dinge beachten, kann jede, noch so einfache gemeinsame Mahlzeit zu einem kleinen Festmahl werden.
Wenn Jesus Brot nahm und dafür dankte, war dies wirklich einzigartig und beeindruckend! Woher wissen wir das? Die Geschichte der Emmausjünger gibt uns einen deutlichen Hinweis (Lk 24:30-31): Als zwei Jünger – ohne es zu bemerken – ein intensives Gespräch mit dem auferstandenen Jesus führten, erkannten sie ihn erst, als er das Brot nahm, es segnete, brach und austeilte. Jesus vollzog diese Handlung auf eine so beeindruckende Weise, dass sie ihn allein daran erkannten!
Ich bin fest überzeugt: Hätten wir dies selbst miterleben dürfen, wären wir von Jesu einfachem und zugleich tiefgründigem Verhalten zutiefst bewegt gewesen. Wenn wir vor dem Essen von Herzen gemeinsam loben und danken (1Thes 5:18), wird auch eine einfache Mahlzeit zu einem besonderen Erlebnis. Dies sollten wir nicht nur regelmäßig, sondern auch viel bewusster tun!
Wo dies geschieht, wird selbst die einfachste Mahlzeit zu einem großen Genuss. Man kann ein Brot oder einen Apfel „verschlingen", oder man kann jeden einzelnen Bissen langsam, mit Wertschätzung und Dankbarkeit einnehmen. Essen ist zwar ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis, doch es ist ein wunderbares Geschenk Gottes (Jak 1:17), dass Essen kein „notwendiges Übel" ist, sondern ein täglicher Genuss – wenn es denn in seinem Sinne geschieht!
Der letzte Punkt ist wohl der wichtigste: das gemeinsame Essen. Die Tischgemeinschaft war für Jesus ein zentrales Element seines Lebens. Die Evangelien berichten häufig, wie Jesus mit den Menschen aß und mit ihnen „zu Tische lag" (siehe hier) (Lk 15:2). Ein liebevoller und wertschätzender Austausch in entspannter Atmosphäre wurde für viele zu einem besonderen Segen – nicht weil das Essen außergewöhnlich war, sondern weil Menschen dabei einander näherkommen und voneinander lernen können.
Deshalb ist Gastfreundschaft ein wichtiger und wertvoller Bestandteil des christlichen Lebens (Röm 12:13). Manche glauben, Gastfreundschaft sei nur möglich, wenn man gut kochen kann – doch das ist ein Irrtum. Gastfreundschaft lässt sich auch mit einfachen Vesperbroten oder einem Teller Spaghetti leben. Das Wesentliche sind die Gemeinschaft und der liebevolle Austausch.
Wie wäre es, wenn du heute eine einsame Person zu einem einfachen Essen einlädst (Hebr 13:2)?
Als einer im Elend rief, hörte der HERR und half ihm aus allen seinen Nöten.
Jesus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Vermutlich kennst du diese Erfahrung: Dir ist etwas besonders gut gelungen, und dafür wirst du gelobt und vielleicht sogar geehrt. Zuerst freust du dich, und je länger dieser Zustand anhält, desto sicherer fühlst du dich. Ohne dass du es bemerkst, schleicht sich heimlich ein gewisser Stolz ein, und du fühlst dich überlegen gegenüber jenen, die sich blamiert haben und gedemütigt wurden (Spr 16:18). Doch dann geschieht auch dir ein Missgeschick, etwas Peinliches, und plötzlich fühlst du dich selbst gedemütigt und niedergeschlagen.
Wenn wir an David denken, fällt uns meist zuerst sein ruhmreicher Sieg über den Philister Goliath ein (1Sam 17)! Doch kaum jemand erinnert sich daran, dass sich dieser „Held" vor den Philistern in Gat als Wahnsinniger verstellen musste, um sein Leben zu retten. Welch eine Demütigung und Schande! Wenn wir diese Geschichte in 1Sam 21:11-16 lesen, möchte man sich fast fremdschämen. Es ist verständlich, dass sich der verfolgte und gedemütigte David völlig elend fühlte.
Ausgerechnet nach dieser „peinlichen Geschichte" entstand Psalm 34! Die meisten Übersetzungen geben das hebräische Wort „ani" mit „Elender" wieder, doch man könnte es auch als „Gedemütigter" übersetzen. David empfand sich in dieser Situation als elend und gedemütigt. Er tat daraufhin das, was für ihn charakteristisch war: Er rief zu Gott, und der HERR rettete ihn aus allen seinen Nöten (Ps 50:15).
In Mt 11:28 lädt Jesus alle Mühseligen und Beladenen ein, zu ihm zu kommen. Der griechische Ausdruck "kopiontes" beschreibt Menschen, die bis zur völligen Erschöpfung arbeiten oder sich abmühen. Wer zu Jesus geht und ihm alles „hinlegt", darf erfahren, wie er Ruhe schenkt und erquickt (griech. anapauō).
Nach dieser liebevollen Einladung fährt Jesus fort:
Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und »ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen« (Mt 11:29)
Leider lassen wir uns allzu oft unter ein „fremdes Joch" einspannen oder legen uns selbst eine „Arbeitslast" auf, die möglicherweise gar nicht gottgewollt ist und uns zur völligen Erschöpfung führt (2Kor 6:14). Wer sich in ein fremdes Joch einspannen lässt, macht früher oder später die Erfahrung, einen „unbarmherzigen Treiber" zu haben – einen, der nie zufrieden ist und stets mehr fordert.
Wer sich hingegen unter das Joch des HERRN begibt, erfährt, dass er sanftmütig und demütig ist – und dass er als „Jochgenosse" die Hauptlast getragen hat und sie weiterhin trägt (1Petr 5:7). Dadurch findet die Seele ihre Ruhe.
Alle Gedemütigten und Beladenen finden nur bei dem Ruhe, der selbst von Herzen sanftmütig und demütig ist!
Komm zu Jesus – bei ihm findest du diese Ruhe (Joh 6:37)!
Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott.
Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.
Als Zwanzigjähriger absolvierte ich in der Schweizer Armee meine Grundausbildung zum Sanitätssoldaten. Zu Beginn mussten wir täglich exerzieren, das heißt im Gleichschritt marschieren. Dabei galt es, genau auf die Befehle des Unteroffiziers zu hören und die Kameraden zu beobachten, damit wir ein „einheitliches Bild" abgaben. Dies erforderte höchste Konzentration. Gegen Ende unserer Ausbildung sah es dann recht ordentlich aus – auch wenn wir uns bei Weitem nicht mit einer Parade der chinesischen Armee messen konnten, da wir glücklicherweise auch nicht so stark gedrillt wurden wie diese!
Wenn Noah mit Gott wandelte, bedeutete dies, dass er „mit Gott Schritt hielt", auf Gottes Stimme achtete und ganz auf ihn ausgerichtet war (1Mo 5:22). Er wollte dem HERRN stets nahe sein – das hieß: gehen, wenn der HERR „ging", und ruhen oder warten, wenn Gott „stehen blieb" (5Mo 13:5).
Das Bild des Gleichschritts im Exerzieren zeigt uns, dass das Leben mit Gott eine bewusste Ausrichtung erfordert. Doch „mit Gott zu wandeln" bedeutet nicht nur Disziplin, sondern auch eine tiefe Freude und Geborgenheit (Ps 16:11). In der Bibel wird unser Verhältnis zu Gott oft mit einer Vater-Kind-Beziehung verglichen (Röm 8:15). Ein kleines Kind hält sich an der Hand seines Vaters, ohne sich zu sorgen, wohin der Weg führt. Es geht nicht darum, perfekt zu marschieren, sondern um Vertrauen und Nähe.
Wie aber können wir „mit Gott Schritt halten"? Ich bezweifle, dass ich dieses Geheimnis bereits vollständig entdeckt habe, doch einiges ist mir klar geworden: Jesus muss in unserem Leben die „erste Liebe" sein und bleiben (Offb 2:4). Dazu braucht es uneingeschränktes Vertrauen auf Gott und die absolute Bereitschaft zum Gehorsam. Diese Eigenschaften entwickeln sich nicht über Nacht – sie sind Teil eines Wachstumsprozesses und erfordern Geduld und Ausdauer (Jak 1:4).
Die Aussage „er wandelte mit Gott" findet sich in der Bibel nur bei drei Patriarchen: Henoch, Noah und Abraham. Henoch, der Siebte nach Adam, wurde von Gott entrückt und musste nicht sterben (1Mo 5:24). Noah, der Zehnte, fand durch den Bau der Arche Rettung vor der weltweiten Flut (1Mo 6:8-9). Abraham, der Einundzwanzigste nach Adam, glaubte Gott – was ihm als Gerechtigkeit angerechnet wurde (1Mo 15:6). Sein Vertrauen auf Gott wurde so stark, dass er fest damit rechnete, der HERR würde seinen Sohn von den Toten auferwecken (Hebr 11:19).
Neben der Aussage, dass Noah mit Gott wandelte, finden wir noch zwei sehr interessante Charaktereigenschaften:
Er war „fromm" (w. gerecht, hebr. zadyq). Dies beschreibt einen Menschen, der in rechter Beziehung zu Gott lebt und seinen Willen tut. Im Gegensatz zur griechischen Philosophie, die Gerechtigkeit als abstrakte Tugend verstand, bezieht sich die hebräische Vorstellung von zadyq auf eine lebendige Beziehung (Ps 11:7). Für Gott ist Gerechtigkeit ein Beziehungs- und Gemeinschaftsbegriff. Absolute Gerechtigkeit entsteht erst durch eine vollkommene Liebesbeziehung zu Gott und den Mitmenschen (1Jo 4:16).
Er war „untadelig" (o. vollkommen, hebr. tamim). Dieser Begriff beschreibt einen Zustand der Unversehrtheit, Makellosigkeit, Aufrichtigkeit und Integrität – sowohl in physischer als auch in geistlicher Hinsicht (Ps 19:8). Ein vollkommener und aufrichtiger Mensch ist durch und durch authentisch. In der Bibel bedeutet „Vollkommenheit" nicht absolute Perfektion, sondern göttliches Lieben (Kol 3:14).
Wer das alles erkennt, merkt sehr schnell, dass er dazu gar nicht in der Lage ist. Göttliche Vollkommenheit scheint ein unerreichbares Ziel zu sein! Doch Jesus hat nicht nur gefordert, sondern auch verheißen, dass wir einmal so vollkommen sein werden wie der himmlische Vater vollkommen ist (Mt 5:48). Es ist aber auch klar, dass wir dieses Ziel nur „in Christus" erreichen können (Phil 3:12-14). Nur wer sich ganz in Christus birgt und alles für sich in Anspruch nimmt, was Christus für uns getan hat, wird das Ziel erreichen – denn nur er allein kann uns seine Gerechtigkeit und Vollkommenheit schenken!
Christus hat uns geheiligt und für Gott berufen, damit wir ihm geweiht und für ihn abgesondert sein dürfen (1Petr 2:9). Mit diesem neuen Bewusstsein können wir einen Lebenswandel führen, der von Demut, Liebe und Wertschätzung geprägt ist. Dies ist die wahre Lebenserfüllung, die ich allen von Herzen wünsche!
Es ist der HERR; er tue, was ihm wohlgefällt.
Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten: Es ist der Herr.
Paulus spricht davon, dass die Gläubigen von Gott vor Grundlegung der Welt auserwählt wurden und dass er sie zur Sohnschaft vorherbestimmt hat (Eph 1:4-5). Dies umfasst ein großes Geheimnis, das für uns Menschen nur schwer zu begreifen ist. Bei einigen Christen führt das Wissen um die göttliche Vorherbestimmung zu einem mangelnden Verantwortungsbewusstsein. Sie glauben, unser Denken, Wollen und Handeln spiele kaum noch eine Rolle. Diese Sichtweise reduziert Menschen jedoch zu willenlosen Marionetten.
Das ist aber nicht Gottes Plan! Er möchte seine Kinder zu verantwortungsvollen Söhnen heranwachsen lassen, die mitdenken und handeln, indem sie sich die Gesinnung Jesu zu eigen machen (Phil 2:5). Als Söhne Gottes vereinen sie sich mit seinem liebenden Willen und übernehmen Verantwortung. Abraham, Mose, David, Paulus und andere haben sogar manchmal mit Gott „gerungen" – sie waren keine willenlosen Marionetten.
Der heutige Losungstext vermittelt den Eindruck einer demütigen Gottergebenheit. Als der alte Priester Eli von seinem jungen Schüler und Diener Samuel das schwere Urteil hörte, das der HERR über ihn und seine Familie aussprach, sagte er: „Er ist der HERR; er tue, was in seinen Augen gut ist!" (1Sam 3:18) Diese Aussage zeigt einerseits eine demütige Gottergebenheit, andererseits fehlt etwas Entscheidendes: Die Bibel berichtet weder von einem Sündenbekenntnis noch von Reue und Umkehr vonseiten Elis.
Seine Söhne Hofni und Pinhas, die ebenfalls Priester waren, verhielten sich völlig gewissenlos. Sie verachteten die Opfergaben für den HERRN, und vor dem Eingang zum Heiligtum schliefen sie mit den Frauen (1Sam 2:22). Für diese beiden Männer war der Priesterdienst lediglich ein „guter Job", der ihnen Macht über Menschen verlieh, um sie missbrauchen zu können. Als die beiden Söhne Elis im Volk für Gerede sorgten, wies Eli sie zwar zurecht, doch blieb dies ohne weitere Konsequenzen. Der Tadel ihres Vaters war so schwach, dass Hofni und Pinhas ihr gewissenloses Verhalten ungeniert fortsetzen konnten.
War Eli harmoniebedürftig und führungsschwach? Zeigte er mangelnde Verantwortung, oder war er demütig gegenüber Gottes Willen? Wahrscheinlich trifft von allem etwas zu.
Die Begebenheit aus Johannes 21 ist eine andere Geschichte. Hier wird Jesus zwar auch als "Herr" bezeichnet und er tat hier ebenfalls, was ihm gefiel, aber hier geht es mehr um eine ehrfurchtsvolle Scheu der Jünger (Joh 21:12).
Der auferstandene Jesus lädt seine Jünger am See Genezareth zum Frühstück ein: Es gibt gegrillten Fisch und Brot! Was für eine wunderbare Atmosphäre! Nach der Auferstehung war Jesu Erscheinung vermutlich etwas verändert. Die Jünger erkannten ihren Herrn zwar, doch blieb eine gewisse Unsicherheit. Sie hätten gerne gefragt: „Bist du es, Herr?", wagten es aber nicht – vielleicht aus Sorge, als Zweifler zu erscheinen.
Eines Tages werden alle Gläubigen nicht nur zum Abendmahl, sondern zu einem großen Festmahl eingeladen, wenn der Tag des HERRN anbricht (Offb 19:9). Dies wird dann das "ganz große Frühstück" mit dem HERRN sein!
Ich will des Morgens rühmen deine Güte; denn du bist mir Schutz und Zuflucht in meiner Not.
Paulus schreibt: Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Klein und Groß.
Unter König Saul hatte David vor allem zwei Aufgaben: Er war Heerführer und Musiker. Es war vermutlich eine seltene Kombination, dass ein Kriegsmann vor dem König mit seiner Lyra (hebr. kinnor) spielen musste, um ihm Linderung zu verschaffen, wenn dieser von einem bösen Geist geplagt wurde (1Sam 16:23). David erwies sich sowohl auf dem Schlachtfeld als auch als Musiker als äußerst begabt. Doch noch bedeutsamer war seine absolute Treue und Loyalität gegenüber seinem König.
Anstatt diesem wertvollen Diener dankbar zu sein, hasste Saul David. Zum einen war er eifersüchtig auf Davids Erfolge, zum anderen spürte er wohl unbewusst, dass Gott auf Davids Seite stand – besonders nachdem Samuel ihm verkündet hatte, dass er vom HERRN verworfen wurde (1Sam 15:26-28).
Nach einer siegreichen Schlacht kehrte David zurück und spielte bei Saul die Kinnor. Doch Saul versuchte, ihn zu töten. David musste noch in derselben Nacht aus seinem Haus fliehen (1Sam 19:8-11). Während Saul Davids Haus bewachen ließ und David auf der Flucht war, verfasste er den Psalm 59. Die Verfolgung durch Saul belastete David schwer. Zum einen fürchtete er um sein Leben, zum anderen schmerzte es ihn zutiefst, dass Saul ihn trotz seiner treuen Dienste so sehr hasste. So ist es verständlich, dass der Psalm 59 als Klagelied beginnt, in dem David seine große Not zum Ausdruck bringt.
Doch inmitten dieses Klageliedes geht David in einen Lobpreis Gottes über! Dies ist bemerkenswert, und es wirft die Frage auf: Welchen inneren Weg ging David, als er von der Klage zum Lobpreis fand, obwohl seine Lage unverändert blieb? Wie gelang es ihm, Gott in dieser bedrängten Situation zu loben (Ps 34:2)?
Während David vor Gott klagte und ihm "sein Herz ausschüttete" (Ps 62:9), entstand in ihm die Gewissheit: "Egal was passiert – Gott steht mir bei und ist für mich wie eine starke Festung! Ich habe den Allmächtigen auf meiner Seite, darum brauche ich mich nicht zu fürchten! Deshalb kann ich ihn von ganzem Herzen loben!"
Dies verdeutlicht, wie wertvoll es ist, wenn wir unsere Not vor Gott bringen und ihm unser Herz ausschütten (1Petr 5:7). Es stärkt nicht nur unsere Beziehung zu ihm, sondern vertieft auch unser Vertrauen in seine Führung!
Auch der Apostel Paulus machte immer wieder diese Erfahrung, obwohl er durch viele Schwierigkeiten ging (2Kor 11:23-28). Deshalb konnte er vor König Agrippa bezeugen, dass er bis zum heutigen Tag Gottes Hilfe erfahren hatte.
Als Nachfolger Jesu dürfen wir in der Not klagen – und anschließend Gottes Treue loben und bezeugen! Diese kostbare Erfahrung steht allen offen, die durch ihren Glauben in schweren Zeiten den Weg von der Klage zum Lobpreis finden (Jak 1:12). Das Klagen in der Not gehört als natürlicher Teil zu unserem Weg. Doch während Menschen ohne Glauben in ihrer Klage oft in Verzweiflung und Verbitterung versinken, führt das Klagen mit Gottvertrauen in einen heilsamen und wertvollen Prozess.
Ich wünsche allen von Herzen dieses kostbare Gottvertrauen (Spr 3:5-6)!
Es kommt die Zeit, da werde ich meinen Geist ausgießen über alle Menschen.
Petrus sprach: Jesus ist nun zur Rechten Gottes erhöht und hat vom Vater die verheißene Gabe, den heiligen Geist, empfangen, den er jetzt ausgegossen hat, wie ihr seht und hört.
Während einer Israelreise in der Negev-Wüste zeigte uns die Reiseleiterin eine völlig ausgetrocknete, unscheinbare Knospe. Als sie etwas Wasser darüber goss, öffnete sich die Knospe und enthüllte eine wunderschöne Blüte. Dies war eines der vielen faszinierenden Geheimnisse der Wüste.
Für mich war dies ein eindrückliches Bild dafür, was geschieht, wenn Gott seinen Heiligen Geist auf die Menschen ausgießt: Göttliches Leben durchströmt sie und bringt sie zum Erblühen. Der Heilige Geist ist das kostbarste und größte Geschenk, das ein Mensch auf dieser Erde empfangen kann, denn er umfasst alles, was wir für Gegenwart und Ewigkeit brauchen (Joh 14:26).
Durch den Heiligen Geist wird die Liebe Gottes in das Herz eines Menschen ausgegossen (Röm 5:5), und durch ihn wohnt Jesus Christus, der Sohn Gottes, in uns. Durch den Heiligen Geist dürfen wir Kinder Gottes und Miterben Jesu Christi sein (Röm 8:17). Er allein macht uns zu Heiligen Gottes – zu Menschen, die Gott geweiht und für seinen Dienst bestimmt sind. Durch ihn haben wir einen Tröster, der uns führt und leitet (Joh 16:13). Der Heilige Geist erklärt uns das Wort Gottes, damit wir es immer besser verstehen können. Er schenkt uns vielfältige Gnadengaben (griech. charisma), mit denen wir einander dienen können (1Kor 12:4-11). Er allein gibt uns die Weisheit, die Kraft und die Orientierung, die wir nicht nur in diesem irdischen Leben benötigen, sondern auch weit darüber hinaus. Er vermittelt uns die göttliche Gerechtigkeit und Vollkommenheit.
Der Heilige Geist lässt sich mit elektrischem Strom vergleichen: Erst durch ihn kann eine Lampe leuchten, ein Motor Kraft entwickeln, ein Elektroherd Wärme erzeugen, können Informationen fließen und ein Computer arbeiten.
Der Heilige Geist ist aber nicht wie ein Geldautomat, der alles gibt, was wir uns wünschen – er ist noch viel besser: Er gibt uns genau das, was aus Gottes Sicht und im Hinblick auf die Ewigkeit wirklich gut für uns ist (Röm 8:27-28).
Alle Schätze und Freuden dieser Welt sind nicht vergleichbar mit dem Geschenk des Heiligen Geistes! Warum? Weil alle weltlichen Dinge vergänglich sind, während der Heilige Geist uns etwas unvergleichlich Schöneres schenkt als alles, was diese Welt zu bieten hat (1Kor 2:9). Durch den Heiligen Geist haben wir alles – ohne ihn ist alles nur „Schall und Rauch"!
Da der Heilige Geist ein Geschenk ist und man sich Geschenke nicht verdienen kann, stellt sich natürlich die Frage: Wie kann man dieses Geschenk erhalten? Der Weg beginnt damit, dass man an das glaubt, was Gott durch sein Wort (die Bibel) zu uns gesagt hat. Man bekennt ihm seine Schuld, dankt für die Vergebung und schenkt Jesus Christus sein Herz und Leben (Apg 2:38). Wer diesen Schritt getan hat, hat den Heiligen Geist empfangen – unabhängig davon, ob damit ein Gefühl verbunden ist oder nicht!
Hast du diesen Schritt schon gewagt? Er lohnt sich auf jeden Fall!
Den Demütigen wird der HERR Gnade geben.
Es entstand auch ein Streit unter den Jüngern, wer von ihnen als der Größte gelten könne. Jesus aber sagte zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker, und die Macht über sie haben, lassen sich als Wohltäter feiern. Unter euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch werde wie der Jüngste, und wer herrscht, werde wie einer, der dient.
Eine offizielle Definition des Jesus-Prinzips gibt es meines Wissens nicht. Man könnte jedoch das Leben und die Lehre Jesu als Jesus-Prinzip bezeichnen. Seine Lehre, die sich vollständig in seinem Leben widerspiegelte, basierte auf absolutem Gottvertrauen (Hebr 11:6), Liebe (Joh 13:34) sowie der Bereitschaft zur Vergebung und Aufopferung (Mt 6:14). Auch die demütige Selbsterniedrigung und das liebevolle Dienen waren zentrale Elemente dieses Prinzips (Phil 2:8).
Aus menschlicher Sicht ist es mit dem Jesus-Prinzip nahezu unmöglich, in einem korrupten Land an die Spitze eines Staates zu gelangen. Eine demütige und sanftmütige Grundhaltung führt oft dazu, dass man „unter die Räder" kommt und von despotischen Herrschern unterdrückt wird. Ohne einen gerechten und liebenden Gott und ohne ein Leben nach dem Tod würde sich ein demütiges und sanftmütiges Verhalten kaum lohnen – es würde nur zu wesentlichen Benachteiligungen führen.
Das Jesus-Prinzip lässt sich nur dann leben, wenn man davon überzeugt ist, dass es einen Gott gibt, der das demütige und liebende Dienen eines Tages belohnen wird (Mt 5:5).
Jesus führte weder eine Armee an noch besiegte er Länder – stattdessen hat er seit nahezu zweitausend Jahren unzählige Herzen erobert! Seine tiefe Demut und Sanftmut ermöglichten es ihm, sich selbst bis in den Tod zu erniedrigen. Dafür schenkte Gott ihm so viel Gnade, dass sein Name heute schon über allen anderen Namen steht (Phil 2:9). Im Vergleich zu Jesu Namen verblassen alle Namen der einst Mächtigen und Erfolgreichen dieser Welt!
Als Jesus mit seinen Aposteln das Passahfest feierte, stand er während des Mahls auf und wusch – als „König des Himmels" – seinen Jüngern die Füße (Joh 13:5). Er, der über allen steht, verrichtete diese Sklavenarbeit, weil sich vermutlich sonst niemand dazu berufen fühlte. Bei diesem Abendmahl deutete er auch sein Leiden und Sterben an. Kurz nachdem Jesus offenbarte, dass einer unter ihnen ein Verräter sei, entstand ein Streit darüber, wer von ihnen als der Größte gelten könne.
Seit über drei Jahren lehrte und lebte Jesus die Demut, und die Fußwaschung war wohl das bis dahin deutlichste Zeichen seiner Bescheidenheit. Man stelle sich das vor: Jesus verkörpert wahre Demut, kündigt aus Liebe sein Leiden und Sterben an – und seine Anhänger wissen nichts Besseres zu tun, als darüber zu streiten, wer von ihnen der Größte sei! Die großen Apostel verhielten sich damals alles andere als vorbildlich. Adolf Heller sagte einmal sinngemäß:
"Es menschelt überall, und da, wo es nicht menscheln sollte, da menschelt es noch viel mehr!"
Wenn der Größte sich wie der Kleinste oder Geringste gibt, dann vermittelt er allen anderen eine maximale Wertschätzung. Wenn der Herrschende die anderen bedient, dann fühlen sich auch die "Kleinen" geehrt, und dann entsteht eine wunderbare Atmosphäre der Liebe! Das ist aber nur möglich, wenn man weiß, dass es einen Gott der Liebe gibt, der die Demütigen mit Gnade überschüttet (Jak 4:6)! Man könnte auch sagen:
Demut lässt die kraftvolle und alles überwindende Gnade Gottes wirksam werden!
Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft.
Jesus spricht: Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
Wenn ich – so wie die Jünger – mit Jesus hätte zusammenleben können: Worum hätte ich ihn gebeten? Was wäre meine Bitte an ihn gewesen? Hätte ich etwa um Erfolg oder eine besondere Begabung gebeten?
Was wäre deine Bitte gewesen, was hättest du dir von ihm gewünscht? Es lohnt sich, über diese Frage nachzudenken, denn sie macht uns bewusst, was uns wirklich wichtig ist. Unweigerlich führt dies zur nächsten Frage: „Würde die Erfüllung meiner Bitte zu wahrer Lebenserfüllung führen oder würde sie nur vorübergehende Bedürfnisse stillen?"
Mir wurde deutlich: Hätten wir das Glück gehabt, in Jesu Nähe zu leben, so wären unsere Ziele und Sehnsüchte von Grund auf neu ausgerichtet. Vieles, was uns jetzt noch wichtig erscheint, würde in die Bedeutungslosigkeit versinken, weil seine Anwesenheit uns die Ewigkeitsperspektive eröffnet (2Kor 4:18). Wer die Liebe Jesu sehen und erkennen durfte, strebt nicht mehr nach materiellem Reichtum, beruflichem Erfolg oder Ansehen bei Menschen, weil das alles in der Gegenwart Jesu verblasst.
Als Jesus betete, erkannte ein Jünger, was wirklich wichtig ist: eine vertrauensvolle Liebesbeziehung zum himmlischen Vater – und der Schlüssel dazu ist das Gebet. Deshalb bat er Jesus in Lk 11:1: „Herr, lehre uns beten!" Dieser Jünger hatte erkannt, dass Jesus auf eine besondere und unvergleichliche Art betete. Er spürte, dass Jesus seine Gebete aus einer tiefen Vertrautheit mit seinem Vater sprach (Joh 10:30), und genau diese Verbundenheit wünschte er sich auch!
David war ein Mann des Gebets und durfte immer wieder erfahren, wie Gott ihn erhörte und ihm Kraft gab, wenn er ihn von ganzem Herzen anrief (Ps 18:7)! Vielleicht denkst du: „Das mag ja stimmen, aber als ich zu ihm betete, spürte und hörte ich nichts. Er hat mir auch nicht geholfen, als ich ihn um Hilfe bat!"
Eines der großen Missverständnisse im Hinblick auf Gott ist, dass manche ihn wie einen Geldautomaten sehen, den man bei Bedarf einfach bedienen kann, oder wie eine Künstliche Intelligenz, die man nach Belieben befragen kann. Zwar hat Gott schon viele Menschen aus ihrer Not befreit, als sie ihn um Hilfe baten – doch er tat dies stets mit dem Ziel, mit ihnen in eine gegenseitige Liebesbeziehung zu treten. Der himmlische Vater erfüllt nicht alle unsere Wünsche, weil nicht alle unsere Bedürfnisse zielführend sind und er noch viel Besseres für uns bereithält (Jes 55:8-9).
Wer aus einer Vertrauensbeziehung zu Gott lebt, lernt ihn immer besser kennen und versteht, was ihm wirklich wichtig ist und seinem Willen entspricht (Phil 1:9-10). Das Erkennen und Tun von Gottes Liebeswillen ist die beste Voraussetzung, um Gebetserhörungen zu erleben. Doch diese Erhörungen sind nicht das eigentliche Ziel – sie sind vielmehr die natürliche Folge eines vertrauten Umgangs mit dem himmlischen Vater, der von Vertrauen, Gehorsam und Liebe geprägt ist (1Jo 5:14). Die Vertrautheit mit Gott übertrifft alles irdische Glück! Das wünsche ich allen von ganzem Herzen!
Hiob antwortete dem HERRN: Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen.
Paulus schreibt: Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.
Kinder verstehen die Entscheidungen ihrer Eltern häufig nicht. Erst wenn sie selbst Eltern werden, können sie diese Entscheidungen nachvollziehen. Ähnlich erging es mir während meiner Ausbildung zum Hochbauzeichner – die Entscheidungen meines damaligen Chefs erschienen mir oft rätselhaft. Als ich später selbst ein Architekturbüro leitete, verstand ich die Anordnungen meines früheren Ausbildners besser, da ich die größeren Zusammenhänge erkannte und mehr Erfahrung hatte.
Auch Hiob konnte während seiner Leidenszeit nicht nachvollziehen, warum der Allmächtige so viel Leid in seinem Leben zuließ (Hiob 3). Trotz intensiven Nachdenkens fand er für sein Schicksal keine plausible Erklärung, während für seine Freunde feststand, dass Hiob eine verborgene Sünde haben müsse, für die Gott ihn nun bestrafte. Zeitweise war Hiob überzeugt, sich vor Gott rechtfertigen zu können, wenn dieser nur endlich sein Schweigen brechen und mit ihm reden würde (Hiob 13:3). Verzweifelt fragte Hiob, warum Gott ihm – ohne ersichtlichen Grund – solches Leid zumutete.
Kürzlich sah ich einen Film über Billy Graham. Der Film zeigte hauptsächlich die jungen Jahre des weltbekannten Evangelisten und seine tiefe Freundschaft mit Charles Templeton, seinem frühen Predigtpartner. Als Templeton sich intensiver mit den Gräueln des Holocaust und anderen schrecklichen Schicksalen auseinandersetzte, verlor er zunehmend seinen Glauben an Gott. Mit der Zeit wurde es für ihn undenkbar, dass ein Gott der Liebe solches Leid zulassen könnte – und so wurde er zum Agnostiker.
Als Gott dem Hiob begegnete, beantwortete er ihm keine Warum-Frage – stattdessen überschüttete er Hiob mit vielen Fragen, die dieser nicht beantworten konnte (Hiob 38). Dabei wurde Hiob klar: „Wenn ich so vieles nicht weiß, wer bin ich, dass ich die Entscheidungen Gottes infrage stellen kann?" Demütig erkannte er: „Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen."
Wir Menschen können die Frage, warum Gott den Holocaust und andere schreckliche Dinge zuließ, nicht beantworten. Erst wenn wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen, wird uns alles klar werden (1Kor 13:12). Heute können wir aber an das glauben, was Gott durch sein Wort versprochen hat – nämlich dass die Leiden der jetzigen Zeit eine unvorstellbare Herrlichkeit zur Folge haben und unsere kühnsten Erwartungen übertreffen werden (Röm 8:18). Wir können schon jetzt darauf vertrauen, dass die Leiden in diesem Leben nicht mit der zukünftigen Herrlichkeit vergleichbar sind, die Gott uns schenken wird.
Als „kleine Menschen" sind wir nicht in der Lage, Gottes Handeln zu beurteilen, da wir zurzeit nur Bruchstücke des großen Ganzen erkennen können (1Kor 13:9). Doch wenn wir einst bei Gott sind, werden wir ihn vollständig erkennen und alles verstehen. Wie Jeremia schreibt, werden wir am Ende der Tage völlige Klarheit haben (Jer 23:20). Welch wunderbare Aussicht!
🎵 Morgenstund hat Wort im Mund
HERR, du bist meine Stärke und Kraft und meine Zuflucht in der Not!
Paulus schreibt: Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, dass er bewahren kann, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.
Jeremia, einer der großen Propheten in der Bibel, ruft aus und bekennt: „HERR, du bist meine Stärke und Kraft und meine Zuflucht in der Not! Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, will ich mich von euch finden lassen." (Jer 16:19, Jer 29:13)
Wir dürfen uns in jeder Lage mit unserem ganzen Herzen und Sein an Gott hängen und IHM vertrauen. Er ist kein Wunschautomat – Er möchte eine persönliche Beziehung zu uns Menschen haben (Joh 17:3). ER lebt, ER ist erfahrbar, ER kann jederzeit Hilfe schenken, wenn es Sein Wille ist. Ihm sind alle Dinge möglich (Mk 10:27).
Vor einigen Jahren waren wir in Berlin zum Predigtdienst. An einem Morgen konnte ich nicht mehr aufstehen. Ich litt an Drehschwindel, wie ich ihn zuvor noch nicht kannte und mir auch nicht vorstellen konnte. Aufstehen, Essen, Trinken und der Gang zur Toilette waren kaum und nur mit Erbrechen möglich. Zwei Tage später war der Rückflug geplant – in diesem Zustand für mich undenkbar.
Damals habe ich zu Gott intensiv um Hilfe gerufen (Ps 50:15). Es war eine Vertrauensschule, in der ich Schritt für Schritt Vertrauen übte, um Hilfe bat und darauf vertraute, dass ER HERR der Lage ist und Besserung schenken kann. ER tat das für mich Unmögliche: Am Vorabend packte ich die Koffer und konnte – welch Wunder – am nächsten Tag heimfliegen. Es kam mir vor, als würde ich wie Petrus übers Wasser gehen, den Blick auf Jesus gerichtet (Mt 14:28-29). Das war eine unvergesslich starke Vertrauenserfahrung.
So kann auch ich bekennen: „HERR, du bist meine Stärke und Kraft und meine Zuflucht in der Not!" (Jer 16:19) Man kann es auch erweitert so formulieren: „HERR, DEINE Worte sind meine Stärke und Kraft und meine Zuflucht in der Not!" (Ps 119:114) Seine Worte aus der Bibel sind uns anvertraut. Diese dürfen wir bewahren wie einen Schatz (Ps 119:11, Ps 119:162).
🎵 Morgenstund hat Wort im Mund
Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade!
Maria sprach: Gott gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf.
In Westeuropa leben wir mehrheitlich in Gegenden, wo „Milch und Honig" fließt (2Mo 3:8). Über weite Landstriche erstrecken sich wunderbare Wiesen mit Blumen und herrlichen Fruchtbäumen. Diese Landschaft schafft die Voraussetzungen für Milch und Honig. Sie ist nicht nur fruchtbar und somit ertragreich – sie ist auch eine Wohltat für die Seele, besonders wenn alles grünt und blüht. Dafür bin ich meinem Gott jedes Jahr aufs Neue überaus dankbar!
Wenn der beste Baum eines Landes ein „Dornstrauch" ist, befindet man sich in einer öden Wildnis – oder gar in einer Wüste. So beschreibt der Prophet Micha im letzten Kapitel den geistlichen Zustand des Volkes Israel (Mi 7:4). Das Land bringt nicht die Früchte hervor, die sich der Gott Israels wünscht. Paulus beschreibt in Gal 5:22-23 und Eph 5:9, welche geistlichen Früchte gemeint sind: „Liebe, Freundlichkeit, Güte, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Sanftmut" – um nur einige zu nennen!
Micha klagt in Vers 2, dass der Fromme und Gütige aus dem Land verschwunden ist (Mi 7:2). Die Menschen wurden gierig und rücksichtslos. Die Folge war verheerend: Überall entstand Misstrauen und gegenseitige Verachtung – selbst innerhalb der Familien.
In den Versen 8-10 solidarisiert sich der Prophet mit seinem Volk und sagt:
"Freue dich nicht über mich, meine Feindin (damit dürfte vmtl. eine feindliche Nation gemeint sein)! Denn bin ich gefallen, stehe ich wieder auf; wenn ich auch in Finsternis sitze, ist der HERR doch mein Licht. Das Zürnen des HERRN will ich tragen – denn ich habe gegen ihn gesündigt …" (Mi 7:8-10)
Die letzten drei Verse des Propheten Micha gehören zu den schönsten und hoffnungsvollsten des Buches, denn sie offenbaren uns Gottes liebende Wesenszüge. Sie beschreiben Gottes Einzigartigkeit in seiner Bereitschaft, Schuld zu vergeben (oder wie es in Joh 1:29 heißt, dass das Lamm Gottes die Sünde der Welt wegnimmt). Gott hält nicht ewig an seinem Zorn fest, weil er Freude an Gnade und Erbarmen hat. Jemand sagte einmal: „Der Zorn Gottes ist die erhöhte Liebestemperatur Gottes!" Warum? Weil Gott durch seinen Zorn und seine Gerichte alles Böse und Finstere aus dem Menschen herausbrennt, um ihn zu läutern und zu reinigen (1Petr 1:7). So kann der Mensch zu seiner eigentlichen Bestimmung zurückkehren – ein Wesen der Liebe zu werden!
In Marias Lobpreis (Magnifikat) bezeugte sie die große Barmherzigkeit Gottes und erkannte, dass der HERR seinem Diener Israel aufhilft (Lk 1:54). Wie kam es dazu? Ein Engel verkündete Maria, dass sie durch den Heiligen Geist schwanger werden und einen Sohn gebären würde (Lk 1:35). Daraufhin besuchte sie ihre Verwandte Elisabeth, die in hohem Alter mit Johannes dem Täufer schwanger war. Als Elisabeth die junge Maria – vermutlich noch im Teenageralter – begrüßte, sagte sie:
"Und woher geschieht mir dies, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als die Stimme deines Grußes in meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!" (Lk 1:43-45)
Daraufhin pries Maria den HERRN. Sie erkannte, dass das in ihr heranwachsende Kind der größte Beweis der Gnade und Barmherzigkeit Gottes war – denn es würde als einziges die Schuldfrage der ganzen Welt lösen (1Jo 2:2)! Wo ist solch ein Gott?!
Ich sprach, als es mir gut ging: Ich werde nimmermehr wanken. Aber als du dein Antlitz verbargest, erschrak ich.
Jesus spricht: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.
Wenn es mir in fast allen Bereichen ziemlich gut lief – was eher selten der Fall war –, spürte ich, wie sich dieses „erhebende Gefühl" einschlich: „Jetzt habe ich alles im Griff, jetzt weiß ich, wie es ‚funktioniert'!" Besonders stark war dieses Empfinden, wenn ich meinen Alltag genau nach meinen Vorstellungen meistern und mein geistliches Leben wie geplant führen konnte, zum Beispiel mit der Einhaltung meiner „stillen Zeit". In solchen Zeiten erging es mir ganz ähnlich wie David, der glaubte, dass ihn nichts mehr aus der Bahn werfen könne (Ps 30:7)!
In Zeiten des Erfolgs und der Sicherheit verfiel auch David manchmal einer gefährlichen Selbstüberschätzung, die Gott durch verschiedene Umstände korrigieren musste. Das „verborgene Angesicht Gottes" beschreibt dabei ein Gefühl der Bestürzung und Verwirrung, das durch die fehlende Gegenwart Gottes ausgelöst wurde. Dies erlebte David besonders in Ps 32:3-4, als er versuchte, seine Schuld vor Gott zu verschweigen und vor sich selbst zu verdrängen.
Unsere Selbstüberschätzung zeigt sich besonders dann, wenn wir uns für außergewöhnlich gute Christen halten oder meinen, bestimmte Fehler könnten uns niemals unterlaufen (1Kor 10:12). In solchen Fällen haben wir uns – oft unbewusst – bereits über diejenigen Menschen erhoben, die genau diese Fehler begangen haben.
Gestern berichtete ich vom ehemaligen brutalen Sklavenhändler John Newton. Wie schnell denken wir vielleicht, dass wir niemals so tief fallen würden wie er! Doch ist das wirklich so? Stellen wir uns vor, wir hätten die gleiche charakterliche Veranlagung und wären unter denselben Umständen aufgewachsen wie er. Könnten wir dann mit absoluter Sicherheit behaupten, dass wir uns besser entwickelt hätten? Ich glaube, ich wäre zu Gleichem fähig gewesen. Deshalb habe ich nie das Recht, mich über irgendjemanden zu erheben, der etwas getan hat, das ich vermeintlich nie tun würde (Röm 3:23)!
Nachdem die Jünger etwa drei bis vier Jahre mit Jesus zusammen waren und miterleben durften, wie er jedes Problem löste, jede Krankheit heilte und auf jede Frage eine Antwort hatte, machte sich in ihnen eine gewisse Euphorie breit! Sie dachten: „Mit Jesus an unserer Seite kann uns nichts mehr passieren!" Als Jesus dann gefangen genommen und getötet wurde, brach ihre ganze Welt zusammen (Lk 24:21). Die Abwesenheit ihres HERRN war für sie nur schwer zu ertragen – selbst die dreimalige Ankündigung seiner Auferstehung nach drei Tagen vermochte sie damals nicht zu trösten. Sie versanken in eine so tiefe Niedergeschlagenheit, dass sie die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen mit Jesus nahezu oder sogar gänzlich verloren hatten.
Doch als ihnen der Auferstandene mehrmals begegnete, war ihre Freude überschwänglich (Joh 20:20)! Und mehr noch: Sie wurden mit einer bleibenden Freude beschenkt, die ihnen niemand mehr rauben konnte, weil sie wussten – unserem Herrn Jesus ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben (Mt 28:18).
Eines Tages werden auch wir dem auferstandenen Jesus begegnen und ihn von Angesicht zu Angesicht sehen (1Kor 13:12). Dann wird uns dieselbe überschwängliche Freude geschenkt, die uns niemand mehr nehmen kann!
Du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des HERRN Mund nennen wird.
Wenn jemand zu Christus gehört, gehört er schon zur neuen Schöpfung. Das Alte ist vergangen, etwas Neues ist entstanden!
Er hatte alles andere als einen guten Namen! Sein Name stand für Skrupellosigkeit und Brutalität. Ohne jegliche Rücksicht behandelte er Menschen wie Ware, aus der er Profit schlagen konnte. Doch in seiner unendlichen Liebe beschloss Gott, diesen rücksichtslosen Kapitän zu verwandeln und ihn zu einem Werkzeug seiner unbegreiflichen Gnade zu machen (1Tim 1:13-14). John Newton (1725–1807) war im transatlantischen Sklavenhandel tätig. Während eines heftigen Sturms auf See fürchtete er um sein Leben und dabei flehte er Gott um Gnade und Rettung an. Er fand zum lebendigen Glauben an Jesus Christus, und Gott veränderte sein Leben grundlegend. Er wurde anglikanischer Priester und verkündete anderen Menschen die befreiende Kraft der göttlichen Gnade. Aus seiner Feder stammt der berühmte und wunderbare Hymnus „Amazing Grace".
In der Bibel bedeutet ein Name weit mehr als eine bloße Bezeichnung. Ein Name steht für Identität, Bestimmung und Berufung – und ein neuer Name symbolisiert eine grundlegende Verwandlung des Wesens (1Mo 17:5). Wie der Sklavenhändler John Newton und der Christenverfolger Saulus von Tarsus von Gott eine neue Identität erhielten (Apg 9:1-19), so soll auch die Stadt Jerusalem einen neuen Namen – und damit eine neue Bestimmung – bekommen.
Die Vergangenheit dieser Stadt war alles andere als rühmlich. Sie verhielt sich wie eine treulose Frau und lief fremden Göttern nach (Jer 3:20). In ihren Mauern wurden zahlreiche Propheten und schließlich sogar der Sohn Gottes getötet (Mt 23:37). Jeremia musste feststellen, dass ihre Sündhaftigkeit sogar größer war als die von Sodom (Klag 4:6). Auch der Prophet Hesekiel bestätigt dies in Kapitel 16.
Darum ist es umso erstaunlicher, dass Gott dieser Stadt einen neuen Namen schenkt und durch Jesaja in Vers 1 sagt:
Zions wegen will ich nicht schweigen, und Jerusalems wegen will ich nicht ruhen, bis seine Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und sein Heil wie eine Fackel brennt.
Wenn Jerusalem von Gott einen neuen Namen erhält, dann leuchtet nicht nur ihre Gerechtigkeit hervor, sondern es offenbart sich auch Gottes unfassbare Gnade (Jes 54:8)!
Der heutige Lehrtext wird in der Elberfelder Bibel wie folgt übersetzt:
Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Diese Aussage erklärt, warum ein Mensch trotz einer düsteren Vergangenheit – wie die von John Newton – als gerecht bezeichnet werden kann (Röm 3:24). Als Jesus Christus unsere Sünden auf sich nahm und ans Kreuz ging, tilgte er unsere gesamte Schuld (Kol 2:14). Alle, die ihr Leben Christus anvertraut haben, sind in ihn hineinversetzt worden und dürfen sich nun in dem einzig Gerechten geborgen wissen (1Jo 5:20). Das Alte ist wahrhaftig vergangen, und sie gehören zu einer neuen Schöpfung! Welch erstaunliche Gnade – ganz wie John Newton es in „Amazing Grace" beschrieb!
Der HERR wird König sein über alle Lande. An jenem Tag wird der HERR der einzige sein und sein Name der einzige.
Es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.
Vor einigen Jahren begegnete ich einer Person, die in einer kleinen Firma mit zwei Chefs arbeitete. Das kommt gelegentlich vor und ist auch nicht problematisch, solange die Chefs eine einheitliche Strategie verfolgen. In diesem Fall jedoch bekam der Angestellte regelmäßig von einem Chef diese und vom anderen eine andere, gegenteilige Anweisung. Die Chefs stimmten sich kaum oder gar nicht miteinander ab, was ein effizientes Arbeiten unmöglich machte. Diese unhaltbare Arbeitssituation führte dazu, dass sich der Angestellte nach einer neuen Stelle umsah!
Jesus lehrte, dass niemand zwei Herren zugleich dienen kann. Er verdeutlichte dies mit den Worten, dass man den einen lieben und den anderen hassen wird (Mt 6:24). Dann fuhr Jesus fort:
"Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon."
Der Mammon ist ein Götze, der die Verlockung materieller Dinge symbolisiert und unweigerlich zu Geldgier führt. Wir können nicht gleichzeitig dem HERRN dienen und nach materiellem Reichtum streben, indem wir unsere Zeit dem Mammon opfern (1Tim 6:10). Der Mammon ist nur einer von vielen vermeintlichen Herren dieser Welt.
In der heutigen Zeit gibt es viele sogenannte Herren, die danach streben, Macht über uns zu gewinnen und uns zu beherrschen. Zahlreiche Stimmen versuchen, uns zu beeinflussen und zu dominieren. Inmitten dieser vielen Stimmen stellt es eine große Herausforderung dar, auf die Stimme des HERRN zu hören, um sich vom Guten Hirten leiten zu lassen (Joh 10:27).
Das 14. Kapitel des Propheten Sacharja beschreibt den Tag des HERRN, an dem er sein Gericht über Jerusalem und die Nationen vollstreckt (Sach 14:1-21). Der Text schildert, wie der HERR in Jerusalem erscheint, seine Füße auf den Ölberg setzt und sein Friedensreich errichtet. Mit Beginn des Millenniums wird die sichtbare Herrschaft Jesu Christi auf dieser Erde anbrechen – er wird der einzige HERR und König sein, der Autorität besitzt (Offb 20:4). Dann werden alle den deutlichen Unterschied zu der Zeit erkennen, in der viele Mächtige versuchten, über die Menschen zu herrschen.
Wir können uns kaum vorstellen, wie wunderschön es sein wird, wenn dieser eine regiert, der die Liebe in Person ist (1Joh 4:8), und wenn es nur noch einen HERRN gibt, der alle reich macht, die seinen Namen anrufen. Schon heute trägt Jesus Christus einen Namen, der über allen Namen steht (Phil 2:9), doch dann werden alle seine wunderbare und überwältigende Herrlichkeit sehen. Darum schreibt Paulus in Phil 2:10-11:
“Und weil Jesus diesen Namen trägt, werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen, alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind. Alle werden anerkennen, dass Jesus Christus der Herr ist, und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben.” (NGÜ)
Zur selben Zeit und in jenen Tagen wird man die Missetat Israels suchen, spricht der HERR, aber es wird keine da sein, und die Sünden Judas, aber es wird keine gefunden werden; denn ich will sie vergeben.
Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.
In der Regel haben wir Menschen ein ausgeprägtes „Fehlersuchprogramm", wenn es um die Fehler anderer geht, während wir die eigenen Fehler entweder geschickt rechtfertigen oder verdrängen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Es hebt scheinbar unser Selbstwertgefühl und hilft uns, uns nicht ganz so schlecht zu fühlen! (Mt 7:3-5)
Auch auf internationaler Ebene existiert ein bedenkliches Fehlersuchprogramm:
Zwischen 2015 und 2022 gab es etwa 140 UN-Resolutionen gegen Israel, und von 2006 bis 2024 wurde der Staat Israel 108-mal vom UN-Menschenrechtsrat verurteilt. Im Vergleich dazu gab es gegen Nordkorea, das die Menschenrechte „mit Füßen tritt", zwischen 2006 und 2024 nur 17 UN-Resolutionen, und gegen den Iran, der erwiesenermaßen verschiedene Terrororganisationen unterstützt, lediglich 15. Dabei ist Israel ein demokratischer Staat mit Religionsfreiheit, in dem Juden, Christen, Muslime und Drusen ins Parlament gewählt werden können. Zudem genießen Frauen hier deutlich mehr Rechte und Wertschätzung als in vielen Nachbarstaaten. Dennoch steht Israel immer wieder auf der Anklagebank! Warum? Weil der Feind Gottes das auserwählte Volk hasst und viele Menschen zu diesem Hass verleiten kann! (1Petr 5:8)
Wenn der HERR sein Volk kritisiert, tut er dies nie aus Hass, sondern stets aus Liebe, weil er sich ihre Umkehr wünscht! (Hebr 12:6) Der Gott Israels verfolgt das Ziel, sein auserwähltes Volk vollständig zu verwandeln – vom Egoismus hin zur vollkommenen Liebe! (2Kor 3:18)
Um dieses Ziel zu erreichen, musste der HERR sein Volk zunächst von aller Sünde befreien. Dies wird im ersten Teil des heutigen Lehrtextes deutlich, wo es heißt:
"… er, der unsere Sünden an seinem eigenen Leib ans Kreuz hinaufgetragen hat, sodass wir jetzt den Sünden gegenüber gestorben sind und für das leben können, was vor Gott richtig ist. Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt." (NGÜ - 1Petr 2:24)
Jeremia beschreibt im Kapitel 50 das Gericht über Babylon, das an das Gericht über die Hure Babylon in der Endzeit aus Offenbarung 18 erinnert. Es handelt sich dabei um ein weltweites religiöses Handelssystem, das zugleich gläubige Christen verfolgt. Ab Offenbarung 19:6 wird das Hochzeitsmahl des Lammes (1*) sowie die Wiederkunft Jesu beschrieben, bei der alle satanischen Kräfte besiegt werden, um das messianische Friedensreich aufzurichten (Offb 20). Dann wird offenbar werden, dass der HERR alle Missetat Israels und alle Sünden Judas am Kreuz beseitigt hat, sodass man sie trotz intensiven Suchens nicht mehr finden wird. Was für ein großes Wunder der Gnade und Liebe Gottes! (Röm 11:33)
Josua sprach zum Volk: Ihr seid Zeugen gegen euch selbst, dass ihr euch den HERRN erwählt habt, um ihm zu dienen. Und sie sprachen: Ja!
Brüder und Schwestern, bemüht euch umso eifriger, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr niemals straucheln, und so wird euch reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilands Jesus Christus.
Wenn ich mit meinen kleinen Enkeln über eine mögliche Aktion spreche und sie etwas tun wollen, von dem ich weiß, dass sie es alleine nicht schaffen können, frage ich sie: „Meinst du wirklich, dass du das schaffst?" Manchmal antworten sie dann mit überschäumendem Selbstbewusstsein: „Ja klar schaffe ich das!"
Ähnliches geschieht auch bei uns, wenn wir Gottes Anweisungen und Gebote lesen und meinen, wir könnten diese irgendwann aus eigener Kraft befolgen (Röm 7:18). Wir denken, durch beharrliche Anstrengung und Übung müsste dies möglich sein – oder etwa nicht? Dabei wissen wir eigentlich, dass wir dies nicht aus eigener Kraft schaffen werden. Dennoch streben wir oft unbewusst danach, indem wir uns selbst zu disziplinieren versuchen.
Als Josua am Ende seines Lebens seine Abschiedsrede vor dem Volk hielt und dieses beteuerte, auch in Zukunft dem HERRN dienen zu wollen, sprach er einen bemerkenswerten Satz:
"Ihr könnt dem HERRN nicht dienen. Denn er ist ein heiliger Gott, er ist ein eifersüchtiger (w. eifernder) Gott. Er wird euer Vergehen und eure Sünden nicht vergeben." (Jos 24:19)
Josua erkannte die Unfähigkeit des Volkes, dem HERRN mit ungeteiltem Herzen zu dienen. Er sah, wie sie immer wieder den HERRN verließen und fremden Göttern dienten, und als Prophet wusste er, dass dies auch in Zukunft so sein würde (Jos 24:20)! Deshalb sagte er: "Ihr könnt dem HERRN nicht dienen." Als die Israeliten ihre Bereitschaft erklärten, dem HERRN zu dienen, vertrauten sie auf ihre eigene Kraft – doch genau diese reicht nicht aus, um dem HERRN in rechter Weise zu dienen.
Als Petrus beteuerte, für Jesus sterben zu wollen, war er noch von seiner eigenen Stärke überzeugt (Mt 26:33-35). Doch kurz darauf fehlte ihm sogar der Mut, sich zu Jesus zu bekennen – er verleugnete ihn dreimal (Mt 26:69-75). Seine Bereitschaft war zwar vorhanden, aber die nötige Kraft fehlte, weil er sich nur auf seine eigene Stärke verließ!
Dies zeigt uns, dass wir nicht einmal das „Kleinste" tun können, wenn Gott uns nicht die nötige Kraft dazu gibt (Joh 15:5). Diese Erfahrung machen besonders diejenigen, die einst enorm leistungsfähig waren und durch einen Burnout plötzlich selbst kleinste Aufgaben nicht mehr bewältigen können.
Wie aber sollen wir verstehen, dass ausgerechnet Petrus in seinem letzten Brief die Christen auffordert, sich eifrig um ihre Berufung und Erwählung zu bemühen? Und wie verstehen wir Paulus' Aufforderung an Timotheus, "sich zu befleißigen"? (2Tim 2:15) Bedeutet dies nun doch, dass es auf unsere eigene Anstrengung ankommt?
In Phil 2:13 schreibt Paulus, dass Gott in uns sowohl das Wollen als auch das Wirken bewirkt! Dies geschieht durch seinen Heiligen Geist in uns. Wir können also aus eigener Kraft keine Dinge bewirken, die Ewigkeitswert haben. Doch wo liegt dann unsere Verantwortung? Wenn Paulus den Thessalonichern schreibt, dass sie den Geist nicht löschen oder dämpfen sollen (1Thess 5:19), zeigt dies: Wir können zwar nicht das bewirken, was der Geist bewirkt, aber wir können durch eine ichbezogene Gesinnung sein Wirken dämpfen. Wer auf den HERRN schaut, ihn liebt und auf ihn ausgerichtet bleibt, schafft die beste Voraussetzung dafür, dass der Geist Gottes in uns das Wollen und Handeln bewirken kann, das dem HERRN gefällt. Genau darin liegt unsere Verantwortung!
Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, HERR, hilfst mir, dass ich sicher wohne.
Jesus spricht: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.
Am 8. Mai dieses Jahres jährt sich das Ende des 2. Weltkriegs in Europa zum 80. Mal. Gemessen an der jahrtausendealten Geschichte Europas ist dies eine beachtliche Zeit. Wir können unserem Gott für diese lange Friedensperiode nicht genug danken. Sie war ein außergewöhnliches Gnadengeschenk und keineswegs selbstverständlich. Seit Beginn des Ukrainekriegs vor drei Jahren steht dieser Friede in Europa auf wackeligen Beinen, und wir wissen nicht, wie lange er uns noch erhalten bleibt.
Obwohl diese bald 80-jährige Friedenszeit ein ganz besonderes Geschenk ist, lässt sich dieser Friede nicht annähernd mit dem Frieden vergleichen, den Gott für die Ewigkeit geplant hat (Jes 9:6). Auch wenn Deutschland und die Schweiz in den vergangenen Jahrzehnten von militärischen Konflikten verschont blieben, gab es dennoch vielerorts unschöne Auseinandersetzungen und Streitereien – in Familien, Gemeinden und natürlich auch auf geschäftlicher und politischer Ebene.
Gott hat ein ewiges Friedensreich verheißen, das alle unsere Erwartungen und Vorstellungen weit übertreffen wird (Offb 21:4). Dieses Reich wird bis in die kleinsten Details von Liebe, Freude und Frieden durchdrungen sein. Es wird kurz nach der Wiederkunft Jesu Christi anbrechen, wenn er in großer Macht und Herrlichkeit vom Himmel kommt (Mt 24:30) – auch wenn wir den Zeitpunkt nicht kennen.
In den gegenwärtigen unruhigen Zeiten können wir jedoch einen inneren Frieden erfahren, wenn wir die vergebende Liebe des Herrn Jesus Christus erkennen dürfen (Phil 4:7). Der Friede Gottes, der alles Denken und jeden Verstand übersteigt, ist unabhängig von äußeren Umständen. Wenn Gott ein Herz mit diesem Frieden erfüllt, kommt es völlig zur Ruhe und darf eine wohltuende Gelassenheit erfahren. Das hebräische Wort „Schalom" beschreibt einen Zustand der Vollständigkeit, des Wohlbefindens und der Harmonie. David durfte diesen Schalom erfahren, obwohl er in Psalm 4 unter Ungerechtigkeit litt. Allein die Gegenwart des HERRN schenkte ihm diesen wunderbaren Frieden.
Die Gegenwart des HERRN bringt den wahren göttlichen Frieden in das Herz eines jeden, der Jesus Christus aufgenommen hat und im Vertrauen auf ihn seinen Weg geht (Röm 5:1). Durch die Gegenwart Jesu erlebten die Jünger einen einzigartigen Frieden! Als sich seine sichtbare Gegenwart dem Ende zuneigte, sprach er die wunderbare Verheißung von Joh 14:27, die ich jetzt noch einmal sinngemäß mit etwas anderen Worten wiedergeben möchte: „Den Frieden, den ihr durch mich erfahren habt, lasse ich euch zurück, und durch den Heiligen Geist, der kommen wird, werde ich euch auch künftig meinen Frieden geben!"
Jesus ist der wahre Friedensbringer (Eph 2:14), und Er allein wird auch künftig der Garant des Friedens sein – denn Sein Reich wird auf Liebe und Gerechtigkeit gründen!