Die Zinnsoldaten marschierten ins Museum nach Ruhvana
Florian und Wolfgang Berger machten der Öffentlichkeit eine großartige Zinnfigurensammlung von fast 6000 Figuren zugänglich.
In Punkaharju, Savonlinna, wurde soeben ein privates Zinnfigurenmuseum eröffnet. Von den 6019 Figuren sind 5966 aus Zinn gegossen. Die Sammlung umfasst eine große Anzahl an Zinnsoldaten, aber auch andere Figuren wie Privatleute, Tiere, Gatter, Bäume und Laternen. Die Figuren und ihre Hintergrundbilder erhellen die Lebens- und Denkweise ihrer Zeit.
Wolfgang Berger aus Ruhvana und sein in Joensuu wohnender Sohn Florian haben das Museum zur Ehre Walter Bergers im Hauptgebäude ihres Bauerhofes in Ruhvana aufgebaut. „Das Interesse meines Vaters an Zinnsoldaten erwachte Anfang der 70er Jahre. Seit 1975 widmete er seinem Hobby einen Großteil seiner Freizeit. Mich selbst interessierte sein Hobby anfangs kaum, weshalb der Opa lieber mit seinem Enkelsohn über die Zinnsoldaten sprach“, lacht Wolfgang Berger.
Florian durfte als Kind während seiner Besuche an der Herstellung der Zinnfiguren teilnehmen. „Auf Opas Wunsch brachten wir die Zinnfiguren letzten April nach Finnland, um sie hier der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“ „Während dem Aufbau des Museums haben wir uns reichlich Zeit für die Figuren genommen und sie genauer studiert, wodurch ihr Wert für uns ganz neue Dimensionen erreichte. Sammlungen dieser Art gibt es offensichtlich in Finnland nicht. Jede Figur trägt individuelle Züge, auch in den Serien unterscheiden sich der Gesichtsausdruck und die Körperhaltung.“
Walter Berger entgratete und wusch die als Rohlinge gekauften Figuren, dann grundierte und bemalte er sie. Er mischte die Farben selbst und es war gerade die Vielfalt der Farben, die ihn so faszinierte. Die Bemalung hatte dem historischen Modell möglichst genau zu entsprechen. Schon aus diesem Grund musste er sich mit der Geschichte Europas vertraut machen. „Ein fester Bestandteil der Hintergrundforschung waren Reisen zu historischen Plätzen, Museumsbesuche und das Studien alter Bilder und Zeichnungen“, berichtet Wolfgang. Alle zwei Jahre gehört der Besuch der internationalen Zinnfigurenmesse in Kulmbach zum festen Programm Walter Bergers. Dort konnte er mit seinesgleichen Gedanken austauschen und neue Rohlinge kaufen.
Die Fertigung einer Figur mit Hilfe von historischen Vorlage, Pinsel, Vergrößerungsglas und anderen Spezialwerkzeugen konnte bis zu zwei Stunden dauern.
Der größte Teil der Figuren ist 3-4 Zentimeter hoch, einige bis zu 10 cm.
Walter Berger fertigte für seine Figuren entsprechende Hintergründe oder kunstfertige Dioramen aus Sperrholz an, das er in Punkaharju einkaufte.
Die Themen „Kultur und Leben im 17. und 18. Jahrhundert“ sowie „Zinnsoldaten 1730-1945“ machen den Besucher mit der Welt der Zinnsoldaten vertraut. Die Ausstellung umfasst weiterhin 53 Kleinmodelle zum Thema „Wehrmacht und Bundeswehr“, also Modelle der deutschen Armeen zur Nazi- und der Nachkriegszeit. Der größte Teil der Figuren ist 3-4 Zentimeter hoch, einige bis zu 10 cm.
Die Themen befassen sich mitunter mit historischen Begebenheiten wie zum Beispiel der Schlacht bei Leuthen 1757.
Die Thematik des Dritten Reiches wurde allein aus historischem Interesse aufgenommen. Der 1932 in Würzburg geborene Walter Berger erlebte als junger Heranwachsender persönlich die Schrecken des Krieges. Die Kriegsjahre verbrachte er in Würzburg und so erlebte er auch die vernichtende Bombardierung der Stadt im März 1945. Nach vielen Jahren ist er nun wieder nach Würzburg zurückgekehrt, um dort sein Rentenalter zu verbringen. Die Kleinmodelle, die sich auf die Nachkriegszeit und die Bundeswehr beziehen, verweisen auf das Berufsleben Walter Bergers. Als Berufssoldat der Bundeswehr wirkte er als Mechaniker und Fahrschullehrer.
Das private Museum ist täglich und ohne geregelte Zeiten geöffnet. Wolfgang Berger bittet die Besucher um Voranmeldung per E-Mail: wolfgang.berger.fin(at)gmail.com, bzw. Telefon: 050 - 3401620.
Bildtext:
Brillante Einzelheiten. Das Bemalen der Zinnfiguren erfordert genaue Hände und Augen, aber ebenso eine Vertiefung in die Geschichte, die Lebens- und Denkweisen der Epochen.
P.S.: Eine deutschprachige Seite wird eingerichtet unter „Zinnfigurenmuseum Hannuksela“