Der Kurier, Berlin
15.2.1955
Ein Maler des Maßes
Dem Vernehmen nach ist Kurt Lambert einer der wenigen deutschen Maler, die vom Verkauf ihrer Bilder zu leben verstehen. Das wird verständlich, wenn man die Arbeiten besieht, die das Antiquariat Wasmuth präsentiert:
Dicht und genau gefügte Strand- und Meereslandschaften, Interieurs und gemalte Rückerinnerungen an den Zauber nördlicher Mittsommernächte. Die Farben Lamberts haben einen eigentümlich weichen Schmelz, und manchmal weht es wie weicher Nebeldunst über die Bildfläche hin. Man merkt es den Arbeiten an, daß ihr Schöpfer die freie Luft den Ateliers vorzieht und daß er ein sensibel reagierendes Organ für das Atmosphärische einer Landschaft besitzt.
Der Maler, der in früheren Jahren mit dem Preußischen Staatspreis und dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnet worden ist, lebt sommers auf Sylt, winters in Hamburg, und so ist auch allmählich sein Temperament geworden: hanseatisch. Eine sympathische Begegnung mit einem Maler, der ein Gefühl für das Maß und das ihm Gemäße hat und nicht mehr scheinen will, als er ist.
H.K.
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Morgenpost, Berlin
15.2.1955
Aus dem Kulturleben
Die Galerie des Kunstantiquariats Wasmuth in der Hardenbergstraße zeigt Strandbilder aus Kampen auf Sylt von Kurt Lambert. Es ist zu spüren, daß dieser Maler - er erhielt den Villa-Romana-Preis - außerhalb des Kampfes der Ismen blieb, sich keinem Schema verschrieben hat. Seine Landschaften sind wirklich "Bilder" durch die Sorglosigkeit ihrer Durchgestaltung: zur Schlichtheit des linearen Aufbaues kommen Farben und Tonschönheiten, die umso eindringlicher empfunden werden, je behutsamer ihre Stufungen sind.
Zd.
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Der Tag, Berlin
16.2.1955
Zwischen hell und dunkel
Vielgestaltig sind die Werke der letzten beiden Jahre, die Kurt Lambert im Wasmuth-Antiquariat ausstellt. Vergebens sucht man zunächst das Originale und Einmalige seiner künstlerischen Aussage zu erfassen. Schließlich erkennt man jedoch, daß Lambert in seinen Bildern zwei polare Seiten seines Wesens zum Ausdruck bringen will; zwei Stimmungen von solcher Gegensätzlichkeit, wie sie ein neblig-grauer Novembernachmittag und ein sonniger Maienmorgen in uns zu wecken vermögen. Aber die trüben Stimmungen, die dunkel-verhangenen Farben überwiegen im Werk dieses norddeutschen Malers, der im Banne der Nordsee lebt und schafft. Seltener sind es die Sommerfreuden des Strandlebens, die er in leuchtenden Farben schildert. - Etwas unruhig und kompositorisch nicht immer ganz gelöst sind die sehr lebendigen Aquarelle und Gouachen.-
K.Lamberts Bilder haben - als moderner Wandschmuck im besten Sinne - heute bereits viele Freunde gefunden.
K.G.
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Telegraf, Berlin
19.2.1955
Zwei neue Ausstellungen
(...) Bei Wasmuth in der Hardenbergstraße 9a ist aus Hamburg Kurt Lambert zu Gast. Als Meisterschüler von Plontke ein Zögling der Akademie in Berlin. Jetzt lebt er an der Elbe und im Sommer auf Sylt. Von dort stammt die Mehrzahl seiner Motive: Signalmast und Leuchtturm, Segelboote und Mädchen am Strand. Mit Geschmack und Geschick aufgebaute Bilder mit einer Vorliebe für Dämmerungen. Und vielleicht auch für den großen Norweger Edvard Munch. Doch er vergaß nicht die Insel zwischen Havel und Spree: das letzte Bild feiert das Wiedersehen mit dem Funkturm.
F.D.