Den Band zu diesem Call erhalten Sie beim Logos Verlag in Berlin
„Übersetzungsäquivalenzen in Textsorten“
Die Relation zwischen den Textsorten (Bhatia 1993; Fandrych/Thurmair 2011) und den angemessenen Übersetzungsverfahren liegt schon seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verstärkt im Fokus der theoretischen und angewandten Translationswissenschaft. Die Textsortenspezifik als eines der Definitionsmerkmale von Texten führt zu der Feststellung, dass die Übersetzungsanforderungen je nach Texttyp und ‑art verschieden sind. Schon auf der Grundlage einer übersetzungsrelevanten Texttypologie lassen sich demnach die Kategorien literarischer und fachsprachlicher Art ableiten, welche Orientierungsmarken für die Beurteilung einer gegebenen Übersetzung zur Verfügung stellen (Reiss 1982; Nord 1988). So erwähnt Wilss (1980: 14), dass das Übersetzen eine Folge von Formulierungsprozessen sei, die von einem schriftlichen ausgangssprachlichen Text zu einem möglichst äquivalenten zielsprachigen Text hinüberführen und – im Sinne der Semiotik – das syntaktische, semantische und pragmatische Verständnis der Textvorlage sowie eine textadäquate Transferkompetenz des Übersetzers voraussetzen.
Ferner könnte man bei unterschiedlichen Textsortentypen von einer eigenen Kulturgebundenheit sprechen, weil von Textsorte zu Textsorte unterschiedliche kulturspezifische Stile (Fix: 2001) verwendet werden. Ob es sich um einen Leserbrief, um ein Gerichtsurteil, eine Rezension handelt – immer wieder offenbaren sich kulturell bedingte Unterschiede. Sogar die international normierte Textsorte der Verbalnote zeugt von ihrer kulturbedingten Provenienz.
Der vorgesehene Band möchte die Beziehung zwischen der Textsortengebundenheit von Texten und der Äquivalenz in der Übersetzung von möglichst vielen Seiten beleuchten. Die AutorInnen der Beiträge sind in ihrer Themenwahl und Schwerpunktsetzung frei, sofern der Äquivalenz- und der Textsortenaspekt im Vordergrund stehen.
Zur Veranschaulichung sei hier eine Auswahl möglicher Themen, Themenaspekte oder -bereiche genannt:
1. Äquivalenzen in Fachtextsorten (Baumann 1992, Kalverkämper 1996, Schmitt 1999).
2. Äquivalenzen in ästhetischen Textsorten (Cercel 2009, Stolze 1992).
3. Äquivalenzen in religiösen Texten (Cercel 2013, Stolze 2003)
4. Äquivalenzen und Kulturspezifik (Witte 2000, Reinart 2009)
5. Äquivalenztheorien (Jakobson 1959, Nida 1964, Koller 1979, Baker 1992) aus heutiger Sicht.
Alle eingereichten Beiträge durchlaufen ein anonymes Review-Verfahren. Der vorgesehene Sammelband ist der erste Band der Publikationsreihe Internationale Perspektiven der Angewandten Translationswissenschaft (IPAT), die in 2017 im Berliner Logos-Verlag erscheinen wird. Für die Texteinrichtung wird gebeten, die einheitlichen Formatierungsrichtlinien für Linguisten zu beachten. Diese finden Sie hier:
http://linguistlist.org/pubs/tocs/JournalUnifiedStyleSheet2007.pdf
Der Beitragsumfang sollte zwischen 30.000 und 40.000 Zeichen liegen.
Bei Interesse wird darum gebeten, Beitragstitel mit einem Abstract möglichst bis zum 01. Mai 2016 einzureichen. Die Einreichung der vollständigen Beiträge sollte bis zum 30. Oktober 2016 an die unten angegebene E-Mail-Adresse erfolgen.
Prof. Dr. Dr. h.c. Christiane Nord
Priv.-Doz. Dr. Abdel-Hafiez Massud
Email: translationsperspektiven@gmail.com
Literatur
Baker, M. (1992): In Other Words. A Coursebook on Translation. London: Routledge.
Baumann, K.-D. (1992): Integrative Fachtextlinguistik. Tübingen: Narr.
Bhatia, V. K. (1993): Analysing Genre. Harlow: Longman.
Cercel, L. (2013): Übersetzungshermeneutik. Historische und systematische Grundlegung. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag.
Cercel, L. (Hg.) (2009): Übersetzung und Hermeneutik. Traduction et herméneutique. Bucharest: Zeta Books.
Fandrych, C./Thurmair, M. (2011): Textsorten im Deutschen: Linguistische Analysen aus sprachdidaktischer Sicht. Tübingen: Stauffenburg.
Fix, U. (Hg.) (2001): Zur Kulturspezifik von Textsorten. Tübingen.
Jakobson, R. (1959/2000): On linguistics aspects of translation. In Venuti, L. (ed.) (2000): The Translation Studies Reader. London and New York: Routledge, 113-118.
Kalverkämper, H./ Baumann, K.-D. (Hg.) (1996): Fachliche Textsorten. Komponenten –Relationen –Strategien. Tübingen: Narr.
Koller, W. (2011): Einführung in die Übersetzungswissenschaft. Heidelberg: Quelle and Meyer.
Nida, E. A. (1964): Towards a Science of Translating, Leiden: E. J. Brill.
Nord, C. (2009): Textanalyse und Ubersetzen. Heidelberg: Groos Verlag.
Reinart, S. (2009): Kulturspezifik in der Fachübersetzung. Die Bedeutung der Kulturkompetenz bei der Translation fachsprachlicher und fachbezogener Texte. Berlin: Frank & Timme.
Reiss, K. (1982): Texttyp und Übersetzungsmethode. Der operative Text, Kronberg: Scriptor Verlag.
Schmitt, P. A. (1999): Translation und Technik. Tübingen: Stauffenburg.
Stolze, R. (1992): Hermeneutisches Übersetzen. Linguistische Kategorien des Verstehens und Formulierens beim Übersetzen. Tübingen: Narr.
Stolze, R. (2003): Hermeneutik und Translation. Tübingen: Narr.
Wilss, W. (1980): Semiotik und Übersetzungswissenschaft. In: Ders. (Hg.): Semiotik. Tübingen: Narr Verlag.
Witte, H. (2000): Die Kulturkompetenz des Translators: Begriffliche Grundlegung und Didaktisierung. Tübingen: Stauffenburg.