Berichte über Veranstaltungen

Berichte über Veranstaltungen

  • Bericht über die Jahrestagung des Antoniter-Forums am 03. und 04. Juni 2016 in Nördlingen

Bericht hier zum Download.

  • Kurzbericht über die Jahrestagung des Antoniter-Forums am 08. und 09. Mai 2015 in Köln

Weil einige Mitglieder wegen des Bahnstreiks erst später am Tagungsort eintrafen oder aus diesem oder aus anderen Gründen gar nicht erst angereist waren, fand sich am Freitag, 8. Mai, nur eine recht kleine Schar gegen 16 Uhr bei der Antoniterkirche in der Kölner Schildergasse ein. Die Führung durch die Kirche und die angrenzenden Straßen wurde sehr sachkundig und engagiert von Asja Bölke, einer jungen Kunsthistorikerin, vorgenommen.

In der Kirche gab sie zunächst Hinweise auf deren Bau- und Besitzgeschichte. Nach Übernahme des Grundstücks durch die Antoniter (s.u.) errichteten diese zwischen 1350 und 1378 eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit Kreuzrippengewölbe und einem Dachreiter. Als die Franzosen 1794 Köln besetzten, wollten sie die freie Religionsausübung aller Konfessionen garantieren und übergaben die Antoniterkirche samt angrenzenden Häusern an die Protestanten. Um das Kirchengebäude an deren Bedürfnisse für Gottesdienste anzupassen, wurde es zwischen 1802 und 1805 umgebaut. Unter anderem entstanden durch Entfernung einiger Pfeiler vier weite rundbogige Seitenschiffarkaden anstelle der ursprünglichen acht spitzbogigen. Ungefähr in dieser Weise wurde die Kirche nach dem 2. Weltkrieg, in dem sie stark zerstört wurde, neu aufgebaut und 1952 wieder eingeweiht.

Antoniter-Tau auf einem der Schlusssteine

im Deckengewölbe der Antoniterkirche

Die heutige Ausstattung der Kirche kann, wie Frau Bölke zeigte, an immerhin zwei Stellen die Erinnerung an die Antoniter wachhalten: Im zentralen Chorfenster von 1520 mit der Kreuzigungsdarstellung – alle anderen Fenster wurden im 2. Weltkrieg zerstört – finden sich zwei Wappen der Antoniter am Fuß des Kreuzes, und auf einem der Schlusssteine im Deckengewölbe das Antoniter-Tau. Beeindruckend im Übrigen auch der Taufstein aus dem 12. Jahrhundert und die Kunstwerke von Ernst Barlach, darunter der „lehrende Christus“ (1931) oder „der Schwebende“ (Zweitguss aus der Zeit des 3. Reichs).

In der Antoniterkirche: Ernst Barlach,

„Der Lehrende Christus“ (Kopfpartie)

Anschließend geleitete Frau Bölke die Gruppe an einige Stellen der Kölner Altstadt, die zwar nicht im Zeichen der Antoniter oder des Antonius standen, aber doch sehr sehenswert und interessant waren. Die zwei faszinierendsten seien hier erwähnt: Zum einen Kolumba, das Kunstmuseum der Erzdiözese Köln, dessen Sammlung Exponate von der Spätantike bis zur Gegenwart umfasst und dessen architektonisch kühner Neubau an der Stelle der kriegszerstörten, ursprünglich romanischen Kirche St. Kolumba errichtet und 2007 eröffnet wurde.

Der Architekt Peter Zumthor versuchte hier, Altes und Neues einerseits gegenüberzustellen, andererseits harmonisch zu verbinden, indem er seinen grauen Backsteinbau auf die Steinreste der im Krieg zerstörten Kirche setzte. Dabei bezog er zugleich den ersten Ersatzbau für die Kirche mit ein, nämlich die ab 1947 errichtete Kapelle „Madonna in den Trümmern“. Diese beherbergt seit 1952 das einzige erhaltene Stück der früheren Kirchenausstattung von St. Kolumba, eine spätmittelalterliche, von den Kölnern hochverehrte Marienstatue.

„Kolumba“ (Foto: Elke Wetzig - lizenziert unter CC BY-SA 3.0)

Der zweite hier zu erwähnende Ort der Stadtführung war der Innenhof des Farina-Hauses, weil dort ein bemerkenswertes Kunstwerk, diesmal aus moderner Zeit, zu besichtigen ist: Der Kölner Frauenbrunnen der Bildhauerin und Keramikerin Anneliese Langenbach, erstellt 1987. Er reiht in Kreisform

Frauenfiguren aneinander, die durch entsprechende Kleidung unterschiedliche historische Zeitalter repräsentieren. Frau Bölke gelang es, am Beispiel einiger dieser Frauengestalten sehr anschaulich und aus Frauensicht von Kölner Geschichtsepochen bzw. -episoden zu erzählen. Mit viel Dank und Applaus wurde sie nach Ende ihrer Führung verabschiedet.

Farina-Frauenbrunnen

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Um 19 Uhr traf man sich, nun in etwas größerem Kreis, im Saal des Gemeindezentrums der Antoni-terkirche, um dem höchst informativen Vortrag unseres Ehrenvorsitzenden Dr. Adalbert Misch-lewski zu folgen, der zum Thema „Die Antoniter und die Universität in Köln“ sprach.

Das Plakat zum Vortrag von A. Mischlewski

Dr. Mischlewski gab zunächst einen kurzen Überblick über Entstehung und Entwicklung des Antoniter-Ordens insgesamt und ging dann auf die Kölner Niederlassung ein.

Deren Anfänge liegen im Jahr 1298, als der Kölner Erzbischof Grund und Boden des Bettelordens der Sackbrüder, der soeben wegen Häresieverdachts verboten worden war, an die Antoniter übergab. Gute Quest-Ergebnisse, aber auch zahlreiche Schenkungen ermöglichten ab 1350 den Bau der Antoniterkirche.

1388 wurde die Universität von Köln gegründet, die erste Hochschule, die von Bürgern, nicht von einem Fürsten initiiert wurde. Sie war Teil einer Hochschul-Gründungswelle, die nicht zuletzt vom Schisma zwischen Rom und Avignon angetrieben wurde, unter anderem, weil es einen höheren Bedarf an Kirchenrechtlern gab. Kanonisches Recht war denn auch eine der wichtigsten Fakultäten in Köln, neben dem „Grundstudium“ der septem artes liberales (Logik, Grammatik, Rhetorik, Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Musik) und dem weltlichen (römischen) Recht.

Beim Blick in die Immatrikulationslisten stellt man fest, dass zunächst nur wenige, ab 1420 aber relativ viele Antoniter-Ordensleute in Köln eingeschrieben waren. 1420 hatte nämlich der Generalkonvent des Ordens bestimmt, dass sechs Professen Studierte sein müssten. Dazu kam Kirchenrecht oder Theologie in Frage, doch die meisten Ordensleute – insbesondere die romanisch-sprachigen – wählten Kirchenrecht. Unter ihnen gab es einige, die später das Präzeptoren-Amt bekleideten. Insgesamt befand sich unter den Antonitern eine große Zahl von Studenten; ihr Ansehen war so hoch, dass sie weniger Studiengebühren zahlen mussten als andere.

Um den Präzeptor von Köln bildete sich ein Kreis bedeutsamer Persönlichkeiten, die als reformorientierte Humanisten zu bezeichnen sind. Doch trotz solch ‚moderner’ Strömungen im Orden konnten die Antoniter sich dann gegenüber der von Luther ausgelösten Reformationsbewegung schwerlich öffnen, da sie diese im innersten Nerv traf. Im Zuge ihrer Ausbreitung ist denn auch der Antoniter-Orden in weiten Teilen Europas rasch zusammengebrochen. Folge war, dass bald keine Antoniter mehr als Studenten nach Köln kamen. Die Niederlassung der Antoniter hielt sich aber dort noch bis zur Säkularisation.

Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete Dr. Mischlewski noch verschiedene Fragen aus dem Publikum, wie immer höchst konzentriert und präzise.

Nur wenige Meter mussten wir anschließend gehen, um im Café-Restaurant Stanton direkt neben der Kirche unser Abendessen einzunehmen und den Tag in gemütlichem Zusammensein ausklingen zu lassen.

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Am nächsten Morgen setzte sich die Jahrestagung traditionsgemäß mit einem Gottesdienst fort, der in der Kölner Antoniterkirche stattfand. Die Besucher waren angenehm von dem schön gestalteten Programmblatt überrascht, das nicht zufällig eine Abbildung des hl. Antonius vom Isenheimer Altar zeigte. Der protestantische Pfarrer Markus Herzberg hielt nämlich seine Predigt, von der die Gottesdienstbesucher sehr angetan waren, zu Weisungen des hl. Antonius: „Vom Mitmenschen her kommen uns Leben und Tod. Gewinnen wir einen Bruder, so gewinnen wir Gott. Geben wir einem Bruder Ärgernis, so sündigen wir gegen Christus.“

Nach dem Gottesdienst

Anschließend begaben wir uns wieder ins benachbarte Gemeindehaus, um dort unsere Jahresversammlung abzuhalten.

Diese Veranstaltung dauerte länger als vorgesehen, sodass beim weiteren Programm etwas improvisiert wurde. Statt der geplanten Sonderführung durch die Basilika St. Kunibert geleitete unser Mitglied Günter Regenberg aus Bonn eine kleine Gruppe an der Minoritenkirche vorbei zum Dom, in dem er uns bereits auf einige Ausstattungsmerkmale mit Bezug zu Antonius, insbesondere auf seine Abbildung in einem Kirchenfenster, aufmerksam machte. Nach dem Mittagessen im typisch Kölschen Restaurant „Peters Brauhaus“ führte Herr Regenberg die nun wieder etwas vergrößerte Schar Interessierter erneut zum Dom, um uns noch ein paar „Perlen“ zu zeigen, darunter das berühmte Gerokreuz – das älteste erhaltene Großkruzifix nördlich der Alpen, vom Ende des 10. Jahrhunderts – und, wenn auch nur aus Entfernung, den Dreikönigenschrein.

Anschließend holten wir den Besuch der Basilika St. Kunibert nach. Es handelt sich um die jüngste der zwölf romanischen Kirchen Kölns, erbaut in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie wurde schon im 19. Jahrhundert durch Einsturz und dann im 2. Weltkrieg durch Bombardierung sehr schwer beschädigt, aber immer wieder aufgebaut. Unser Augenmerk galt zunächst der 1998 im (wieder hergestellten) Westquerhaus errichteten Schatzkammer, die zwar verschlossen und an diesem Tag wegen Renovierung zum Teil verhängt war, deren verglaste Raumecken aber Blicke auf verschiedene Kopfreliquiare,

darunter die Bartreliquie des hl. Antonius in einer vergoldeten Kupferbüste, erlaubten. Im Chorraum war ebenfalls eine Abbildung des hl. Antonius zu erkennen, allerdings eher im byzantinischen Stil gehalten. Von Herrn Regenberg erfuhren wir, dass Antonius in Köln einer der beliebtesten Heiligen war und dort schon vor dem Auftreten der Antoniter sehr verehrt wurde.

Bartreliquiar des hl. Antonius

St. Antonius im Chorraum der St.-Kunibert-Basilika

Nach dieser aufschlussreichen und interessanten Führung verabschiedeten sich die Teilnehmer mit herzlichem Dank von Herrn Regenberg, und damit ging die ereignisreiche Kölner Tagung zu Ende.

Thomas Berger

Fotos (wenn nicht anders angegeben): Heinz Adlhoch

  • Kurzbericht über die Jahrestagung des Antoniter-Forums am 23. und 24. Mai 2014 in Memmingen

Die Jahrestagung begann, auch wenn sich einige der Teilnehmer zuvor schon am Memminger Grimmelhaus getroffen hatten, am 23. Mai in Buxheim. Denn dort fand für uns um 16 Uhr in der Kartause eine Führung statt, zu der über 20 Mitglieder und Gäste – einige sogar aus St. Antoine – gekommen waren.

Unsere Begleiterin war Frau Andrea Himmelsbach, die mit viel Engagement und Sachkenntnis über das 1402 gegründete Kloster informierte. Dazu zeigte sie deren Anlage anhand einer Übersicht im Eingangsbereich auf und betonte die strenge geistige und spirituelle Haltung der Kartäusermönche, die sich einer rigorosen Ordnung für den Ablauf von Tag und Nacht sowie in ihrer sonstigen Lebensführung unterwerfen mussten: Bei fast völligem Schweigen, strengem Fasten und häufigem Beten waren sie, äußerlich einsam, ganz auf Gott und sich verwiesen; die Mönchsgemeinschaft besaß nur nachgeordnete Bedeutung.

Drei Orte oder „Schau“-Plätze innerhalb der Kartause bildeten die Höhepunkte unseres vom 394 Meter langen Kreuzgang geleiteten Rundwegs:

  • Die Klosterkirche, insbesondere das berühmte Chorgestühl;

  • die Anna-Kapelle des Dominikus Zimmermann;

  • schließlich die Mönchszelle.

Das Kartäuserkloster Buxheim in alter Darstellung

Betnische in der Mönchszelle

Kreuzgang

In der Kartäuserkirche erläuterte Frau Himmelsbach deren Gliederung in den Priesterchor (mit dem Gestühl) und das – durch den Kreuzgang abgetrennte – Langhaus für die Laienbrüder des Ordens, an das sich die Marienkapelle anfügt. Brüderkirche und Marienkapelle wurden 1709 – 1712 von Dominikus Zimmermann und seinem Bruder Johann Baptist barockisiert. Im Priesterchor beeindruckte uns naturgemäß am meisten das Chorgestühl, das Ignaz Waibel zwischen 1687 und 1691 anfertigte und dessen spannende Geschichte uns Frau Himmelsbach, ergänzt durch die Ausstellung im anschließenden Sakralmuseum, nahebrachte: 1883 war es vom adeligen Besitzer der säkularisierten Kartause versteigert worden, landete bei Hospital-Schwestern in London, wurde dort mit schwarzem Schiffslack überzogen, 1979/80 vom Bezirk Schwaben erworben und bis 1994 restauriert.

Ebenso stark, aber auf andere Weise zog uns die Anna-Kapelle in ihren Bann, die Dominikus Zimmermann zusammen mit Bruder und Sohn sowie dem Bildhauer Anton Sturm zwischen 1737 und 1740 (fast 30 Jahre nach seinem ersten Wirken in Buxheim, sechs Jahre vor dem Bau der Wieskirche) zu einem Meisterwerk des beginnenden Rokoko gestaltet und dabei eine grandiose Einheit von Bau- und Schmuckelementen, von Raum, Säulen, Gemälden, Skulpturen und Stuckornamenten geschaffen hat.

Teil des Chorgestühls

Anschließend begaben wir uns zu der „Mönchszelle“, die sich freilich eher wie eine komplette Wohnung darstellte, verfügt sie doch über Vorraum, Wohnraum (mit Ofen), Schlafraum, eine Werkstatt für Handwerksarbeiten (mit angefügter Toilette) sowie einen Garten, in dem der Mönch Nutzpflanzen und Blumen ziehen konnte und der – zumindest in heutiger Gestalt – durchaus idyllisch wirkt. Freilich machte uns die hohe Mauer um diese „Oase“, ebenso wie schon die verschließbare Durchreiche neben der Zellentür, durch die der Mönch sein karges Essen von einem Laienbruder oder Knecht erhielt, nochmals die außerordentliche Abgeschiedenheit, ja Einsamkeit bewusst, in der die Mönche ihr Leben verbrachten.

Mit großem Dank an Frau Himmelsbach für ihre intensive und informative Führung endete diese erste Unternehmung der Jahrestagung. Der nächste Treffpunkt war um 19 Uhr der Saal des Antonierhauses. Hier hielt unser Ehrenvorsitzender Dr. Adalbert Mischlewski einen weiteren seiner stets höchst aufschlussreichen, klug gegliederten und glänzend formulierten Vorträge. Der Titel lautete diesmal: „Die Memminger Präzeptoren – ihr Herkunft, ihr Wirken.“ Dr. Mischlewski gelang es, das

Anna-Kapelle

Im Gärtchen der Mönchszelle

komplexe, immerhin mehr als drei Jahrhunderte umgreifende Thema durch klare Strukturierung durchsichtig zu machen, indem er zunächst allgemein die Stellung der Präzeptoren und Generalpräzeptoren im Antoniter-Orden gegenüber dem Ordensleiter, also dem Abt in St. Antoine, sowie gegenüber ihren Untergebenen beschrieb und dann für die Generalpräzeptorei Memmingen drei Phasen unterschied, in denen sich die dortigen Amtsträger nach Herkunft und Wirken unterscheiden lassen. In der ersten waren es deutsche Konventsmitglieder, ab Mitte des 14. Jahrhunderts meist französische Landadelige aus der Dauphiné, bis hin zu Pierre Mitte de Chevrières (Petrus Mitte de Caprariis), dessen Wirken nicht nur wegen der Erbauung des in den Grundzügen bis heute bestehenden Antonierhauses den positiven Höhepunkt in der Geschichte der Memminger Ordensniederlassung bedeutete. Zuvor litt sie durchweg unter finanziellen Problemen, wurde nach 1378 durch das päpstliche Schisma in Mitleidenschaft gezogen und erlebte unter den Nachfolgern von Petrus Mitte einen extremen Niedergang wegen Streitigkeiten über die Auswahl der Generalpräzeptoren, wegen der Besetzung des Amtes durch Pfründenjäger – die zudem häufig außerhalb Memmingens in anderen Amtsgeschäften unterwegs waren – sowie durch die immense Verschuldung des Hauses.

Dessen letzte Phase als Antoniter-Niederlassung, die nicht schon mit der Einführung der Reformation in Memmingen 1525, sondern aus verschiedenen, teils bizarren Gründen erst 1563 endete, schilderte Dr. Mischlewski besonders anschaulich.

Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete der Referent in bewundernswerter Frische und Souveränität noch eine Reihe von Fragen, sodass wir uns erst mit einiger Verzögerung dem sogenannten gemütlichen Teil des Abends widmen, d.h. traditionsgemäß im „Goldenen Löwen“ Speisen und Getränke zu uns nehmen konnten.

Adalbert Mischlewski

Der zweite Tag unserer Memminger Veranstaltung (Samstag, 24.5.) begann, ebenso traditionsgemäß, mit dem ökumenischen Gottesdienst in der Kinderlehrkirche (ehemalige Antoniuskapelle). Anschließend begaben wir uns ins benachbarte Antonierhaus, um in dessen Saal unsere Jahresversammlung 2014 abzuhalten.

Nach deren Ende bot der Memminger Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer Gelegenheit zu einem kurzen Besuch des Antoniter-Museums unter seiner sachkundigen Führung, bevor wir uns in der Rathaushalle zum traditionellen Empfang durch den Memminger Oberbürgermeister Dr. Holzinger einfanden. Mit dieser harmonischen Zusammenkunft, über die auch die örtliche Presse berichtete (vgl. unten), und dem anschließenden gemeinsamen Mittagessen im „Strauß“ endete die Tagung, die bei den Teilnehmern wieder großen Anklang fand.

In der Kinderlehrkirche

Presse-Echo

Thomas Berger / Dieter Sprich, Fotos: H. Adlhoch

  • Kurzbericht über die Jahrestagung des Antoniter-Forums am 24. und 25. Mai 2013 in Freiburg

Nachdem sich am Freitagnachmittag die Besucher der Jahrestagung auf dem Freiburger Karlsplatz eingefunden und begrüßt hatten, begann, nach kurzer Wegstrecke, im Augustiner-Museum der erste, hoch interessante Programmpunkt: Die Führung durch dieses Museum, auf äußerst sachkundige und informative Weise vorgenommen vom stellvertretenden Leiter Peter Kalchthaler. Zunächst gab er uns einen Überblick über den bisher durchgeführten und den künftig geplanten Umbau des Museums. In der ersten Phase, die vor kurzem abgeschlossen wurde, hat man mit viel Geschick schon einen Teil des Gebäudes für moderne Ausstellungszwecke tauglich gemacht. Insbesondere die Gestaltung der ehemaligen Klosterkirche beeindruckte sehr: Die früher am Freiburger Münster angebrachten Prophetenfiguren und Wasserspeier (heute dort durch Kopien ersetzt) lassen sich nun bei einem Rundgang im oberen Stockwerk durch Mauerdurchblicke aus großer Nähe und „auf Augenhöhe“ betrachten. Befindet man sich jedoch auf der Parterre-Ebene, erfasst man die Sandsteinfiguren aus ähnlicher („Frosch“-)Perspektive wie am Münster selbst. Faszinierend auch die Abteilungen mit sakraler Glasmalerei, meist aus dem Freiburger Münster – hier interessierte uns natürlich am meisten die Darstellung des Heiligen Antonius nach dem Entwurf von Hans Baldung Grien. Ebenso ließen sich in der Nische eines Fensters mit Blick auf das gegenüber liegende Freiburger Antoniterhaus (s.u.) noch Wandmalereien aus dem Kloster selbst erkennen, die sich mit Antonius befassen.

Nach dem Museumsbesuch führte uns Dr. Iso Himmelsbach, den Dieter Sprich für die Jahrestagung als ständigen Begleiter hatte gewinnen können, durch die Innenstadt Freiburgs. Er legte den Schwerpunkt seiner Erläuterungen auf die jahrhundertealte „Wasserkunst“ der Kommune und informierte an verschiedenen aufschlussreichen Standorten – Bächen, Brunnen, Mühlen – über die Freiburger Wasserversorgung und -nutzung. Zum Abschluss des Rundgangs wandten wir unsere Aufmerksamkeit jener Dachpartie des Antoniterhauses (Salzstraße 51, Herrenstraße 62) zu, die den uralten, inzwischen renovierten und insofern gesicherten Glockenstuhl trägt. Offenbar besteht Hoffnung, dass dort wieder eine Glocke – neugegossen – eingefügt werden kann.

Das dichtgedrängte Programm des Tages bot anschließend im Kolpinghaus (Stadthotel) einen weiteren Höhepunkt: Den Vortrag von Herrn Prof. Klaus Starke mit dem Titel „Die illustrierte Biographie des heiligen Antonius aus Saint-Antoine-l’Abbaye – eine Handschrift der Biblioteca Medicea Laurenziana“.

In komprimierten, präzisen Ausführungen legte der Referent dar, dass vieles zusammenkommen und vorhanden sein musste, damit um 1430 die illustrierte Biografie des heiligen Antonius entstehen – und Prof. Starke selbst dazu seinen Vortrag verfassen konnte: Unter anderem die Biographie des Athanasius zum Leben des Antonius aus dem 4. Jh.; die ordensoffiziöse Antonius-Biographie des Antoniters Jean Macellard vom Beginn des 15. Jh.; ein Geldgeber (Jean de Montchenu); das große Leinentuch (14./15. Jh.) mit 200 Bildern zum Leben des heiligen Antonius aus Saint-Antoine-l’Abbaye; der Illustrator Robin Fourniers, der zweimal Kleinkopien dieser 200 Bilder anfertigte (Bildgröße etwa 20 x 20 cm); die Überlieferung des einen Exemplars in der Nationalbibliothek von Malta in Valletta (Valletta-Manuskript), des anderen in der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz (Florenzer Manuskript – Thema des Vortrags); die wissenschaftliche Untersuchung beider Handschriften und die Herausgabe des Valletta-Manuskripts durch Rose Graham (1875 – 1963); die problemlose Überlassung des Florenzer Manuskripts als Digitalisat an Prof. Starke durch die italienische Bibliothek.

Im Vortrag wurden die Seiten der Florenzer Handschrift – genauer gesagt eine Auswahl von 86 der 200 Seiten – jeweils komplett und farbig gezeigt sowie von Prof. Starke sehr engagiert und aufschlussreich kommentiert. Der Vortrag folgte Antonius’ Leben in vier Abschnitten:

  • Kindheit und Jugend (251 – 271),

  • erster Abschnitt des Eremitenlebens, westlich des Nils (271 – 281; in den Gräbern),

  • zweiter Abschnitt des Eremitenlebens, östlich des Nils am Äußeren Berg (281 – ~ 315; im verlassenen Kastell, die ersten Klöster) und

  • dritter Abschnitt des Eremitenlebens, östlich des Nils am Inneren Berg (~315 – 356; die Teufelskönigin, Predigt gegen Arius, Briefwechsel mit Kaiser Konstantin, Besuch bei Paulus und Tod).

Die Illustrationen von Fourniers erfreuten durch zeichnerische Könnerschaft, Detailreichtum und auch durch Humor, der Referent durch seinen rhetorisch geschliffenen und ebenfalls oft humorvollen Vortrag. Dieser schloss mit den letzten Seiten des Florenzer Manuskripts, auf denen Jean de Montchenu dem im Himmel vorgestellten Antonius die Handschrift überreicht.

Es folgte die Mitgliederversammlung des Antoniter-Forums (vgl. Protokoll), sodass erst ab 21.30 h, aber mit umso größerem Appetit das Abendessen eingenommen wurde.

Am nächsten Morgen (Samstag, 25.5.) begaben sich die Teilnehmer der Jahrestagung in Fahrgemeinschaften nach Stegen, das ca. 10 km von Freiburg entfernt liegt. Der ökumenische Gottesdienst in der Schlosskapelle Stegen wurde vom örtlich ansässigen Pater Roman und Dieter Sprich gestaltet. In seiner Predigt zu 4. Mose 6, 22-27 (Aaronitischer Segen) nahm Dieter Sprich Bezug auf die wertvolle Zeit, die wir mit den Antonitertreffen jeweils geschenkt bekommen, und bat auch für die Zukunft um die segensreiche Begleitung Gottes für das weitere Wirken des Forums. Große Begeisterung weckte Pater Roman mit seinem Sologesang in polnischer Sprache zum Lied „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“. Nach dem Gottesdienst bot sich Gelegenheit, die geschnitzten Altarfiguren der Schlosskapelle zu besichtigen, wovon eine den Hl. Antonius darstellt.

Anschließend trug Dr. Iso Himmelsbach seine Erkenntnisse über die „Relikte des Antoniterordens in Freiburg“ vor. Es handelt sich lediglich um drei Hinterlassenschaften (den Antonius-Altar von Hans Wydyz – heute außerhalb von Freiburg –, einen Antoniter-Kelch im Freiburger Münster sowie den erwähnten Glockenstuhl auf dem Freiburger Antoniterhaus). Dr. Himmelsbach erklärte die Spärlichkeit der Relikte damit, dass die Antoniter in Freiburg von Beginn an und im Bistum Konstanz durchgehend eine schwache wirtschaftliche Basis besessen hätten, was verhindert habe, „Reichtümer“ zu sammeln. Außerdem vermutet er, dass mit der Übersiedlung der Freiburger Generalpräzeptoren nach Uznach in der Schweiz auch einiges Materielle sowie das vormalige Freiburger Antoniter-Archiv dorthin gelangt seien. Letzteres könnte das heutige Fehlen eines solchen Archivs (oder von Resten davon) in der Stadt erklären. Vielleicht ließen sich in der Schweiz noch Bestandteile finden.

Zurück in Freiburg führte uns Iso Himmelsbach noch durch Teile des Freiburger Münsters. Leider waren an diesem Spätvormittag Stadt und Münster stark frequentiert, so dass nur Wesentliches, wie z.B. das Hauptportal, das Antoniusfenster und einige Seitenaltäre vorgestellt werden konnte. Entschädigt wurden wir durch die Beiträge eines britischen Chors, der im Münster zu Gast war und mit seinen geistlichen Gesängen eine eindrucksvolle Stimmung schuf, als er diese zu Gehör brachte.

Nach dem Mittagessen im „Rappen“ verabschiedeten wir uns mit dem Eindruck, gute Gespräche und wertvolle Begegnungen erlebt zu haben. Einige Mitglieder setzten ihre Reise nach Colmar fort, um dort im Musee Unterlinden noch den Isenheimer Altar zu besuchen.

Thomas Berger / Dieter Sprich

  • Kurzbericht über die Jahrestagung des Antoniter-Forums am 11. und 12. Mai 2012 in Memmingen

Dies bestätigte sich durch die zahlreichen Passanten, die unsere Gruppe in besagtem „Innenhof“ stets umgaben, bis wir über ein neu errichtetes Restaurant den Kreuzgang durchquerten und das Memminger Theater betraten. Dieses ist im Bereich von Zuschauerraum und Hauptbühne durch die Umgestaltung kaum betroffen, sehr wohl aber in seinem vormals abgeschotteten Hintergrund: Die Theaterwerkstätten, die Probebühnen und das neue Studiotheater – die wir alle mit großem Interesse besichtigten – hat man durchlässig und transparent, offen für die Kommunikation zwischen Publikum und Theater konzipiert. Zuletzt bewies sich das, als wir hoch oben Zutritt zu den Verwaltungsräumen erhielten, der unterm Dach angesiedelt sind.

Den Höhepunkt des Rundgangs bildete allerdings eine genauere Besichtigung des mehrfach erwähnten Kreuzgangs. Hier erhielten wir von Dr. Bayer die fachlich wie rhetorisch beeindruckende Erklärung einer zunächst schwer erkennbaren Korrespondenz zwischen modernem Theaterfoyer und früherem Kreuzgang: Die im Foyer aufleuchtende elektrische Wandschrift ist genau an der Ostseite jener Mauer angebracht, die auf der Westseite – im Kreuzgang – die spätmittelalterlichen Fresken von Hans Strigel d.J. trägt; und auf die Spruchbänder in diesen Gemälden bildet die moderne Schrift des Vorraums gewissermaßen die Antwort.

Der zweite Höhepunkt des Begleitprogramms zu unserer Jahresversammlung war der Vortrag, den unser Ehrenvorsitzender Dr. Adalbert Mischlewski am Freitagabend im Antonierhaus hielt. Unter dem Titel „Zwischen Rom und Memmingen. Der Präzeptor Balthasar Bermond – ein Wanderer in Europa“ befasste sich Dr. Mischlewski mit einem bisher wenig beachteten Kapitel der Ordens- und der allgemeinen Geschichte. Er zeigte auf, dass es sich bei Bermond, dem Nachfolger von Petrus Mitte de Capriariis in der Generalpräzeptorei Memmingen, um einen sehr tatkräftigen und diplomatisch versierten Ordensvertreter handelte. Bei seiner Bewerbung um das Amt – mit Erfahrungen aus anderen hochkarätigen Posten – musste er sich mit den geradezu kriminellen Methoden eines mehr oder weniger selbst ernannten Gegenkandidaten befassen. Eine Einigung kam durch Vermittlung des Memminger Magistrats zustande, der sich bei dieser Gelegenheit aber Einfluss auf die Auswahl des Hauspersonals der Memminger Antoniter verschaffte. – Näheres ist im Jahresheft 2013 des „Antoniter-Forums“ zu lesen, in dem der Beitrag von Adalbert Mischlewski abgedruckt sein wird.

Am Samstagmorgen trafen wir uns, traditionsgemäß, zum ökumenischen Gottesdienst in der Kinderlehrkirche (ehemalige Antoniuskapelle) in Memmingen. Der zwischenzeitlich renovierte und in hellem Weiß erstrahlende Kirchenraum verfehlte seine Wirkung auf viele unserer Besucher nicht. Hatten sie doch von früheren Besuchen herrührend einen eher dunklen Raum im Gedächtnis. Nach dem Gottesdienst erläuterte uns Herr Dekan Kräß mit viel Engagement und hoher Sachkenntnis das Fresko der Schutzmantelmadonna und den Sternenhimmel im Kircheninnern. Der Aufstieg zu einem von zwei Außenfreskos war ein besonderes Erlebnis. Dieses Fresko stellt den Hl. Antonius und den Kirchenvater Augustinus dar, liegt aber durch die verschiedenen Bauergänzungen heute an einer umbauten und ansonsten nicht einsehbaren Giebelwand. (Siehe auch Beiträge im Antoniter-Forum 2011) Dieses Fresko wurde uns von unserem Mitglied Frau Ingrid Stetter, die auch als die für die Renovierung zuständige Architektin fungierte, vorgestellt.

Nach der anschließenden Jahresversammlung empfing uns, ebenfalls langjähriger Tradition entsprechend, der Memminger Oberbürgermeister Dr. Holzinger in der Rathaushalle. Beim Wechseln der Grußworte zwischen dem OB und unserem Vorsitzenden Dieter Sprich kamen die gegenseitige Wertschätzung und das vertrauensvolle Verhältnis zwischen der Stadt und unserer Gesellschaft gebührend zum Ausdruck. Nicht zuletzt aber dankte Dieter Sprich auch für die große Unterstützung, die das Antoniter-Forum seit vielen Jahren von Seiten Memmingens erfährt.

Thomas Berger / Dieter Sprich

  • Internationales Symposion »Das sozial-caritative Wirken der Antoniter« in Memmingen, 04.05. / 05.05.2007

Siehe hierzu die Wiedergabe verschiedener Vorträge des Symposions in ANTONITER-FORUM 15 (2007).

  • Internationales Symposion »Die Antoniter und die Kunst« in Memmingen, 30.09. / 01.10.2000

Siehe hierzu den zusammenfassenden Bericht in ANTONITER-FORUM 8 (2000), S. 47-49 und die Wiedergabe verschiedener Vorträge des Symposions in ANTONITER-FORUM 9 (2001).

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Der erste, bereits sehr interessante Programmpunkt der Jahrestagung war am Freitagnachmittag (11.5.) der Rundgang durch einen Teil der südlichen Memminger Altstadt, der vor kurzem architektonisch neu gestaltet worden ist. Dafür trafen wir uns um 16 Uhr im Hof des Antonierhauses, und von dort ging es unter Führung von Dr. Bayer, Leiter des Memminger Kulturamts, und von Herrn Rothdach, zuständig für Stadtentwicklung im Memminger Magistrat, innerhalb weniger Minuten zum sog. Elsbethen-Areal. Bei ihm handelt es sich um jenen Bezirk im alten Schrannenplatz-Viertel, dessen Kern das 1529 aufgelöste Elsbethen-Kloster der Augustinerinnen bildete, zusammen mit dem später errichteten, eng benachbarten Gebäude des Memminger Theaters (vgl. auch die nebenstehende Abbildung eines Frescos von Hans Strigel d.J. im Kreuzgang des ehem. Elsbethenklosters Memmingen; Foto: H. Adlhoch).

Dieser Bereich also wurde in den letzten Jahren teilweise neu bebaut oder erheblich umgestaltet. Die ersten Erläuterungen hierzu erhielten wir von Herrn Rothdach dicht beim bis heute erhaltenen Teil des historischen Kloster-Kreuzgangs, für dessen Umfeld man nun durch Neubauten den Hofcharakter zurückgewonnen hat. Gleichzeitig war es Absicht der Planer, Innenhöfe mit Durchgängen zu schaffen, also mit Durchlässigkeit für die Menschen, um insgesamt eine Belebung des Areals zu erreichen. Lt. Herrn Rothdach ist bereits eine Steigerung der Fußgängerzahlen eingetreten.

Fresco von Hans Strigel d.J.

im Kreuzgang des ehem.

Elsbethenkloster Memmingen

(Foto: H. Adlhoch).