Das "Umdrehen" des Unterrichts wirkt sich natürlich auch auf den Präsenzunterricht aus. Denn das Ziel des Modells ist nicht lediglich die Auslagerung der Erklär- oder Vermittlungsphase, sondern stattdessen eine Veränderung des Präsenzunterrichtes, die die intensivere Auseinandersetzung mit den Lerninhalten ermöglicht:
Da die Vermittlung bzw. EinfĂĽhrung von Inhalten in der Selbstlernphase geschieht, sind Sie im sich anschlieĂźenden Unterricht vielmehr in Ihrer Rolle als Moderator:in und Lerncoach gefragt.
Die konkrete Ausgestaltung dieses Unterrichts ist in hohem Maße abhängig davon, in welchem Fach, welcher Lerngruppe etc. Sie das Modell des "Flipped Classrooms" einsetzten und welche Lernziele Sie verfolgen. Trotzdem lassen sich für diese Phase grundlegende Hinweise festhalten. Viele Ansätze und Methoden sind Ihnen vermutlich bekannt, andere möchten Sie vielleicht ausprobieren und in Ihren Unterricht integrieren.
Die Schüler:innen hatten in der Flip-Phase die Gelegenheit, sich in ihrem eigenen Tempo mit Ihrem Input auseinanderzusetzen, nutzen Sie die Unterrichtszeit, um gemeinsam bestehende Fragen, Schwierigkeiten und Probleme zu thematisieren und zu klären.
Achtung! Das Flipped-Classroom-Modell lebt davon, dass die Lernenden tatsächlich die Vorbereitung in der Flip-Phase erledigen. Sie sollten daher - auch wenn es im ersten Moment schwerfällt - auf keinen Fall in der Präsenz-Phase die Inhalte der Flip-Phase (bzw. der Erklärvideos) wiederholen!
Im Unterricht können die Lerninhalte angewendet, geübt und vertieft werden. Hier erweisen sich besonders Unterrichtsmethoden und Sozialformen als hilfreich, die den Austausch zwischen den Schüler:innen fördern, wie z.B. Formen des kooperativen Lernens.
Die Diskussion ĂĽber die Inhalte und der Transfer in die eigene Lebenswirklichkeit kann z.B. durch Phasen selbstregulierten Lernens oder im Rahmen von Projektarbeit oder handlungs- und produktionsorientierten Arbeitsphasen angeregt werden.
Als Lehrer:in können Sie die gewonnene Zeit dazu nutzen, einzelne Schüler:innen gezielt zu fördern, Anregungen und Impulse zur Vertiefung zu geben und individuell auf die Lernenden einzugehen.
Neben diesen Aspekten gehört zur Präsenzphase auch die Evaluation der Flipped-Phase, sodass Sie ausgehend von den Rückmeldungen der Schüler:innen die Passung zwischen den Angeboten in der Flipped-Phase und der Leistungsfähigkeit Ihrer Lerngruppe immer weiter verbessern können.
Durch die Auslagerung der Erklärphase in die Flip-Phase bleibt im Unterricht mehr Zeit, um die neuen Inhalte anzuwenden und zu analysieren und so übergeordnete Lernziele zu erreichen.
Mit den aufgeführten Methoden könnte eine produktive Präsenzphase gestaltet werden. Die höchste Stufe erreichen sie dann, wenn Schüler:innen selber zu Produzenten werden und z.B. mit der App "Bookcreator" ihr neues Wissen in einem Ebook veröffentlichen.
Wenn Sie Zeit haben, um mit Ihren Schüler:innen selber Inhalte zu produzieren, kann Ihnen die Übersicht helfen, die passende Anwendung bzw. das passende Produkt für den geplanten Zweck (Erklären, Erinnern/Verstehen, digitale Produkte) zu finden.
Im Flipped Classroom-Modell verändert sich auch die Rolle der Lehrkraft: Anstatt der Gruppe gemeinsam die Inhalte zu erklären, können Sie die gewonnene Zeit in der Präsenz-Phase dazu nutzen, einzelne Schüler:innen gezielt zu fördern, Anregungen und Impulse zur Vertiefung zu geben und individuell auf die Lernenden einzugehen.
Ihre Aufgabe besteht nun eher darin, Hindernisse aus dem Weg zu schaffen, Gruppenprozesse zu moderieren oder anregende Impulse und Materialien bereitzustellen.
Neben diesen Aspekten gehört zur Präsenzphase auch die Evaluation der Flipped-Phase, sodass Sie ausgehend von den Rückmeldungen der Schüler:innen die Passung zwischen den Angeboten in der Flipped-Phase und der Leistungsfähigkeit Ihrer Lerngruppe immer weiter verbessern können.
Sie wissen nun, worauf Sie bei der Gestaltung der gemeinsamen Lernphase achten sollten. Probieren Sie es aus!
Überlegen Sie nun, wie Sie in der Präsenzphase an die Flip-Phase anknüpfen können, in der Ihre Schüler:innen Ihr Erklärvideo gesehen haben.
Notieren Sie sich Ideen, wie Sie z.B. auf Fragen der Schüler:innen eingehen können und wie Sie die Themen vertiefen / anwenden wollen.
Lassen Sie sich zu Ihrem Video von den SchĂĽler:innen ein Feedback geben.
Optional: Wie können Ihre Schüler:innen zu Produzenten werden?
Übrigens: Auch in der Präsenzphase können Sie voneinander profitieren und sich Ihre Arbeit erleichtern: Teilen Sie hier Ihre Unterrichtsplanungen bzw. Materialien für die Präsenzphase z.B. in Ihrer Fachkonferenz oder anderen Fachlehrer:innen aus Ihrem Jahrgang.