G.E. Lessing:

Nathan der Weise

G. E. Lessing:

Nathan der Weise

Inhaltsangabe


Jerusalem zur Zeit des Waffenstillstands nach dem 3. Kreuzzug im 12. Jh. Der ebenso reiche wie weise und edelmütige jüdische Kaufmann Nathan kommt von einer langen Geschäftsreise zurück. Während seiner Abwesenheit brannte es in seinem Haus, und seine Pflegetochter Recha verdankt einem Christen ihr Leben. Von ihm wird erzählt, dass Sultan Saladin ihn als einzigen von zwanzig gefangenen Tempelherren am Leben ließ, weil er seinem verschollenen Bruder Assad ähnlich sehe. Nathan schickt Daja, die verwitwete christliche Erzieherin Rechas, um den Tempelherrn einzuladen, aber der lehnt es ab, mit Juden zu verkehren. Nathan passt ihn auf der Straße ab, und obwohl sich der Christ zunächst schroff abweisend verhält, gelingt es dem jüdischen Kaufmann allmählich, ihn durch seine tolerante Haltung für sich einzunehmen.

Sultan Saladin, weil seine Kassen leer sind, sucht einen Kreditgeber. Als Nathan zum Sultan gerufen wird, erwartet er, dass dieser wissen wolle, was er während seiner Reise beobachtet habe. Doch zu seiner Verblüffung fragt ihn Saladin nach einiger Zeit, welche Religion er für die wahre halte. Nathan wittert eine Falle und antwortet mit einem Märchen, der Ringparabel.

Saladin reagiert betroffen und bietet dem Juden seine Freundschaft an. Während Nathan noch beim Sultan ist, folgt der Tempelherr seiner Einladung, wobei er sich verwirrt eingesteht, wie sehr Recha ihm gefällt. An Rechas Reaktion merkt Daja, dass auch sie sich verliebt hat.

Ungeachtet der verschiedenen Religionen und seines Keuschheitsgelübtes hält der Tempelherr um die Hand Rechas an. Nathan reagiert ausweichend und erkundigt sich nach der Herkunft des Tempelherrn.

Daja trifft sich heimlich mit dem Tempelherrn und verrät ihm, dass Recha nicht die leibliche Tochter Nathans ist, sondern ein christlich getauftes Kind, das dieser aufgezogen habe. Die Vorstellung einer von einem Juden erzogenen Christin entsetzt den Tempelherrn. In seiner Verwirrung beschuldigt der Tempelherr den jüdischen Kaufmann beim Patriarchen.

Ein Klosterbruder warnt Nathan. Es handelt sich um den Mann, der ihm vor 18 Jahren in Darun ein Kind anvertraute, dessen Mutter -- eine Schwester des Tempelherrn Conrad von Stauffen -- gestorben war. Der Vater, Wolf von Filnek, fiel wenig später vor Askalon. Nathan hatte wenige Tage zuvor seine Frau und seine sieben Kinder bei einem Überfall verloren. Sie waren im Haus seines Bruders in Darun verbrannt.

Im Palast des Sultans klärt Nathan den Tempelherrn über dessen Herkunft auf. Sein Vater war Wolf von Filnek, seine Mutter eine Schwester des Tempelherrn Conrad von Stauffen. Bevor Wolf von Filnek nach Palästina ging, vertraute er seinem Schwager die Erziehung seines Sohnes Leu an. Recha heißt in Wirklichkeit Blanda von Filnek und ist die Schwester des Tempelherrn.

Saladin vergewissert sich durch einen Blick in das Brevier Wolf von Filneks, das der Klosterbruder Nathan überbracht hat, und weiß nun, dass es sich beim Vater von Leu und Blanda um niemand anderen handelte als um seinen Bruder Assad, der vor vielen Jahren von einem Ausritt nicht zurückgekehrt war. Ein christlicher Tempelherr und die Pflegetochter eines Juden sind also in Wahrheit Neffe und Nichte eines muslimischen Herrschers: Obwohl sie drei verschiedenen Religionen angehören, sind sie Mitglieder ein und derselben Familie.

Quelle: https://www.philipphauer.de/info/d/nathan-der-weise-szenarium/

Das Drama bei Aristoteles und Lessing

Def. Parabel: eine Parabel modelliert immer von einer Alltagssituation herausgehend eine allgemeine Wahrheit. Man spricht von einer Bildebene (was im Text erzählt wird), die in der Interpretation auf die Gedankenebene übertragen werden soll.