Mit dem Hausboot auf dem Shannon, Teil 2

Von Shannonbridge bis Lough Ree

Der Weg von Shannonbridge aus ist nicht besonders schwierig. Jetzt wird sich jeder fragen, was beim Schippern auf einem Fluss schon schwierig sein kann. Man kann ja schlecht im Kreisverkehr falsch abbiegen. Ja klar! Man schippert aber eben auch zwischen diversen Bojen hindurch und hat dann doch gelegentlich mal die Augen links oder rechts. Wie sich herausstellte, hat es ja auch ein Freizeitkapitän geschafft, den Kutter auf Grund zu setzen. Sagen wir mal so: Blub Blub... Die Jungs vom Bergungskommando Banagher hatten es jedenfalls ziemlich eilig. Aber das ist sicher eine gute Geschichte eines anderen Schreiberlings.

Der Weg führt durch die irischen Weide- und Moorgebiete, der irischen Tiefebene und nach ca. 1 Stunde taucht auf der rechten Seite, sorry, auf Steuerbord die Klosterruine von Clonmacnoise auf. Für die Liebhaber des irischen Zungenyoga: Cluain Mhic Nóise heisst das Kloster, bzw. das was davon übrig ist, in Gälisch.

Die Gründung soll im Jahre 548 gewesen sein.

Schon aus der Ferne sind die Ruinen gut zu erkennen

Der Anblick ist schon beeindruckend

Der Anleger ist recht geräumig, soll aber im Sommer häufig überfüllt sein. Wir hatten da wohl richtig Glück!

Schon irre, dass das noch so steht. Sieht aus, als würde es jeden Moment ins Rutschen kommen

Die Anlage ist sehr gepflegt und übersichtlich

Die Ruinen mit den berühmten Hochkreuzen

Noch mal der fast leere Anleger

Die Wachkühe: Ey du kommst hier nisch rein

Man sollte es mal gesehen haben. Clonmacnoise gehört praktisch zum Pflichtprogramm eines jeden Touris. Ehrlich gesagt: "Alles kaputt", wie ich schon bei den griechischen Ausgrabungsstätten immer gesagt habe. Nicht ganz so mein Ding, gehört aber dazu und vermittelt auch einen Eindruck, wie es im frühchristlichen Irland gewesen sein mag.

Auf dem Rückweg zum Boot hatten wir das leichte Problem, dass sich Wachposten auf dem Weg bereit gemacht hatten, die Hausboote gegen jeden Eindringling zu verteidigen. Gefühlt werden die ja immer größer, je näher man kommt... Mit einem größeren Schlenker und unter Umgehung diverser Tretmienen ging es dann aber problemlos zurück.

Weiter geht´s flussaufwärts nach Athlone (na, wer will noch Mal? Áth Luain). Theoretisch sollte das in ca. 2 Stunden zu schaffen sein. Theoretisch wie gesagt. Will ja nicht meckern, aber wir haben deutlich länger gebraucht.

Mittlerweile hatte ich mich ans Steuern und Navigieren zwischen den Markierungen schon ganz gut gewöhnt. Markierung anvisieren, darauf zu halten und bei Erreichen die nächste Boje ins Ziel nehmen. Geht doch! Völlig tiefenentspannt... bis... ja bis das Lock in Sicht kam. Das war tatsächlich unsere erst Schleuse! Athlone-Lock. Kann mich jedenfalls nicht erinnern, vorher auf dem Weg eine gehabt zu haben (vielleicht sollte ich nächstes Mal nicht erst 1,5 Jahren warten, bis ich Reiseberichte schreibe). Was mich bei der Anfahrt auf die Schleuse etwas wunderte, keinerlei Wartezeit. Der Lock-Keeper hatte uns schon von Weitem gesehen, die Ampel auf grün geschaltet und die Tore geöffnet. Die Einfahrt war ... sagen wir mal ... etwas speziell. Der Schleusenwärter hat aber 1a geholfen und uns mit dem Seil an die richtige Stelle gezogen. Keine dummen Sprüche oder so. Der ist das wohl gewohnt. Übung macht auch hier den Meister. Ist ein irres Gefühl wenn die Tore sich schliessen und das Wasser einströmt. In kürzester Zeit ist man "oben" und die Tore zur Ausfahrt öffnen sich. Nicht darüber nachdenken was passieren würde, wenn die anderen zwei Tore wieder aufgingen... Surfing bis Clonmacnoise... Noch schnell die 1,50€ fürs Schleusen abgeben und schon hat man freien Blick auf Athlone.

Die Anfahrt auf Athlone-Lock

Der Bootsfahrstuhl ist schon oben; wieder raus

Falls einer gerade nicht weiss, wo er ist

Wenn man sich vorstellt, wieviel Wasser dahinter steht...

Irgendwie waren wir trotz Besichtigung und wenig Geschwindigkeit doch noch recht früh dran. Wie uns ging es aber wohl doch vielen. In der Marina herrschte Hochbetrieb. Kaum freie Anlegeplätze zu finden. Nach einem Blick auf die Karte haben wir uns dann entschlossen, bis zu Quigleys Marina durchzukuttern. Kann ja nicht so weit sein.... und an Athone kommen wir ja auf dem Rückweg noch einmal vorbei.


Von Athlone in die Inner Lakes

Nicht wunder, warum ich für dieses kurze Stück ein eigenes, kleine Kapitel beginne. Es war haarig, zu Quigleys Marina bei Killinure Point zu kommen. Die Strecke selbst ist ganz interessant. Man sieht lustige Ausflugsboote, diverse Wracks und private Anleger mit schönen Booten. Dann kommt´s: Nach einer langgezogenen Rechtskurve fährt man auf eine kleine Insel zu. Little Yellow Island. Rechte Hand sollte dann auch so ein Inselchen sein, oder zwei, drei... irgendwie so. Voraus muss dann ja auch Hare Island sein, wo es ein Tor aus zwei Bojen zu durchfahren gilt. Die Fahrrinne soll hier recht eng sein. Gleichzeitig ist das dann auch die Einfahrt in die Inner Lakes. Hört sich doch einfach an, oder? Kommt man aber gerade vom Shannon und fährt in den Lough Ree ein, gestaltet sich die Sache für den Bootsneuling dann doch etwas anders. Wer kennt den Spruch nicht. „Der See, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2016. Dies sind die Abenteuer des Bootes Carlow-N4, das mit seiner 2 Mann starken Besatzung 10 Tage unterwegs ist, um fremde Gewässer zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Kilometer von zu Hause entfernt dringt die Carlow in Gewässer vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

Anders ausgedrückt: Wenn sich vor einem dieser riesige See auftut, verliert man völlig die Übersicht und Orientierung. Uns jedenfalls ging es so. Karte hin oder her. Es kommt Panik auf, wenn man die nächste Boje nicht mehr sofort findet und man nicht mehr weiß, wo genau man eigentlich ist. Es kam natürlich, wie es kommen musste. Wir haben uns völlig verfranst. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo genau ich war und in welche Richtung ich weiter musste. Also mit minimalem Tempo in die Richtung aus der ich gekommen bin. Jedenfalls so ungefähr... Irgendwann war dann auch wieder Land in Sicht. Geht doch, oder doch nicht? Der Haken der Geschichte war, dass wir in der ganz südöstlichen Ecke des Lough Ree angekommen waren. Ein Blick auf die Karte und das Entsetzen war mir ins Gesicht geschrieben. Verbotene Zone. Also gaaaaaanz langsam da raus. Ich will mal so sagen. Mehr Glück als Verstand gehabt. Der Wasserstand war hoch genug und wir hatten das kleinste Boot mit ganz wenig Tiefgang... Oder einfach nur Dusel gehabt. Wir kamen im Schneckentempo und unbeschadet wieder ins Fahrwasser. Gott sei dank war ich nicht so weit da rein gekommen. Man kann das auch schlecht abschätzen. Aber 20, 30 Meter dürften es schon gewesen sein. Vielleicht ist auch die Zone auf der Karte großzügig markiert...

Macht das blos nicht nach!! Das war mir eine Lehre! Als ich mich wieder orientieren konnte, habe ich dann auch die nötigen Bojen gefunden. Es dauert halt seine Zeit, bis man das mit den Markierungen und den Abständen auf die Kette kriegt. Bei den anschliessenden Fahrten auf dem Ree war es dann auch kein Problem mehr. Man muss halt mit dem Fernglas suchen und sich dann eine gut sichtbare Marke zum Navigieren merken. Die Abstände zwischen den Markierungen sind zum Teil richtig groß. Vor allen wenn es diesig ist... Wir fanden jedenfalls das Fahrwasser wieder und kamen dann zu Quigleys Marina. Es wurde nach der Aktion schon langsam dunkel und damit auch langsam Zeit; für uns höchste Eisenbahn. Das Fahren im Dunkeln ist übrigens für Mietboote verboten!

Der Anleger gegenüber Quiggleys, den ich zuerst ins Auge gefasst hatte, war besetzt. Dort hatten sich ein paar Familien mit Kindern ausgebreitet. Also rüber... Überraschung: Der für Besucher ausgewiesene Anleger war komplett mit zu vermietenden, also nicht belegten Booten zugeparkt. Was also tun? Wir sind in der Not dann rein und auf den hintersten freien Platz... Erst mal Fragen gehen. Wir haben einen der Mieter eines Liegeplatzes gefunden, sonst war niemand anzutreffen. Der Kollege meinte aber, es wäre kein Problem. Haben uns dann am nächsten Morgen bei den Kollegen angemeldet und was soll ich sagen? Die wollten nichts, haben noch unseren Tank abgepumpt (das allerdings für 10€) und uns über ihre zu vermietenden Boote geführt (man kann ja mal gucken, was es noch so gibt). Super freundlich...

Bevor wir dann wieder abgefahren sind, es lag ja das Abenteuer der Überfahrt über den Ree vor uns, haben wir noch einmal Kevin auf dem Weg in die Inner Lakes vorbeirauschen sehen. Das war unsere letzte Begegnung, leider. Der nette Mitarbeiter bei Quiggleys hat uns noch ein paar Tipps für die Überfahrt gegeben und auch noch mal nach dem Wetter geguckt... no problem... was ihm auch ein nettes Trinkgeld einbrachte. Wir konnten also los.


Tag 4: Von Quiggleys Marina nach Lanesborough

Lanesborough - Bellyleague (wer immer noch nicht aufgegeben hat: Béal Átha Liag ) sollte in gut 3,5 bis 4 Stunden erreichbar sein. 2,5 Stunden für die Überfahrt des Lough Ree und dann noch mal ein Stündchen bis Lanesborough, bzw. Bellyleague. Wer sich hier gerade wundert... In der Karte steht die Marina mit Lanesborough, nur auf der Ausschnittvergrößerung sieht man, dass sich der Ort Lanesborough / Bellyleague nennt. Die Grenze zwischen dem County Roscommon und Longford ist genau die Brücke über den Shannon. Ob es deshalb zwei Namen gibt, oder einfach nur alt / neu für einen Ort. Ich habe es bis dato nicht raus bekommen...

Zurück auf Anfang. Nach der Ausfahrt aus den Inner Lakes habe ich es nach dem Schreck von gestern vorgezogen, westlich von Hare Island vorbei nach Norden zu fahren. Meine Copilotin hatte ab da fast ständig das Fernglas an den Augen um die Bojen zu suchen. Genau genommen ging es nordwestlich quer über den Ree, um sich an den großen roten Tonnen entlang zu hangeln. Der Ree hat übrigens eine Ausdehnung von 25 Km in nord / süd - Richtung und eine maximale Breite von ungefähr 10 Km. Nur mal, um sich die Dimensionen vorzustellen. Da auch heute die Sicht auf dem See am Vormittag etwas eingeschränkt war, musste man gut aufpassen. Mir war es tatsächlich wieder passiert, dass ich an einer Tonne war, aber die neue Richtung nicht wirklich feststellen konnte. Gut das moderne Handys auch einen Kompass anzeigen können. Dieser ist auf den Mietbooten ebenso nicht vorhanden wie eine Anzeige für Motortemperatur, Tankinhalt oder Geschwindigkeit. Normalerweise ist das ja auch nicht nötig... aber manchmal... Für meinen nächsten Törn werde ich entsprechend vorsorgen... Die Überfahrt selbst ist ansonsten ein wahnsinnig tolles Erlegbis. Gegenüber dem engen Fahrwasser auf dem Shannon bekommt man hier fast das Gefühl ein richtiger Kapitän zu sein... Auch der Seegang ist teilweise klasse. Es schaukelt gewaltig und das Wasser spritzt bis an die Frontscheibe hoch. Tassen nur noch zur Hälfte füllen... es schwappt. Macht aber irre Spass. Für diesen schönen Tag viel zu schnell, waren wir in Lanesborough. Stolz und glücklich, die Überfahrt fast perfekt hingelegt zu haben. An der Brücke zwischen den beiden Orten wurde bei unserer Ankunft gerade gearbeitet, also langsam durch. Am Anleger hatten sich die Arbeitsschiffe breit gemacht und an der Einfahrt zur Marina bin ich erst mal vorbei gebrummt. Diese ist kaum breiter als das Boot selbst und befindet sich direkt im Anschluss der Anlegemauer. Man übersieht sie aber sehr schnell. Wir haben es rechtzeitig gemerkt, kurz gedreht und gaaaanz langsam rein. Das so genannte Hafenbecken ist super eng. Also langsam rein, sonst hängt man direkt an der gegenüber liegenden Seite in einem anderen Boot. Direkt scharf links rum ist ein super Liegeplatz...und sogar frei. Rückwärts einparken ist angesagt. Erster Versuch, den Schleppanker zur Seite, vorsichtig ran und den Rückwärtsgang drin lassen...passt... schnell vorne festzurren, dann hinten noch etwas beiziehen, festmachen, Gang raus, Motor aus und vor Stolz platzen...lach...

Der kleine Hafen, voll belegt

Perfekter Liegeplatz, perfekt eingeparkt ..oder?

Sehr geschützt gelegen

-ohne Worte-

Die Zufahrt zum Hafen

Blick flussaufwärts von der Einfahrt aus

Blick flussabwärts von der Einfahrt aus

Am nächsten Morgen sind alle weg

Lanesborough / bellyleague

Was gibt es über die Marina und den Ort zu erzählen? Gute Frage. Mir persönlich hat unser Anlegeplatz super gut gefallen, wie fast alle Plätze die wir zum Übernachten aufgesucht haben. Wir lagen etwas abseits der Straße und des Ortes, was zu einer sagenhaften Ruhe führte. Zwar führt oberhalb des "Hafenbeckens" eine Straße entlang, diese führt aber zu einem privaten Gelände, wird daher mehr als selten befahren. Jedenfalls war das zu unserer Zeit so. Im Ort selbst kann man im SuperValu einkaufen und wenn ich mich recht erinnere, gibt es auch noch ein nettes Cafe. meine Frau hat an der Hauptstraße noch einen "Asthmahilfeladen" gefunden. Anders gesagt, einen Second Hand von der Asthmahilfe. Hier hat sie erst mal günstig noch ein paar Sachen zum Anziehen gekauft, die wir später noch gut gebrauchen konnten. So ganz die richtigen Sachen hatten wir halt doch nicht mit und ein paar Sachen zum Auftragen auf dem Boot kamen gerade richtig.

Zum Abend hin wollten wir auch noch mal ein paar Schritte in die andere Richtung gehen. Wetter sah ganz gut aus. Jedenfalls bis wir ungefähr 500 Meter vom Boot weg waren. Ein kleiner Wolkenbruch kam runter und wir waren frisch geduscht. Auf dem Rückweg sprachen uns dann ein paar Leute an, die gerade dabei waren, sich zum abendlichen Schwimmen bereit zu machen. Die Einladung zum Mitschwimmen haben wir allerdings freundlich abgelehnt. In der Folge des kleinen Regenschauers haben wir eine Wäscheleine quer durchs Boot gespannt um die Wäsche zum Trocknen aufzuhängen. War irgendwie lustig...

Auf jeden Fall ein klarer Tipp zum Anhalten!

Zu erwähnen wäre bestenfalls noch das große Kraftwerk, welches auch vom Fluß aus gut zu sehen ist. Man sollte es nicht glauben, aber es wird mit Torf befeuert. Wir befinden uns in einem riesigen Torfabbaugebiet. Man kann ja mal probehalber in den Shannon springen, dann wisst ihr was ich meine.

Tag 5: Von Lanesborough bis Dromod

Die heutige Tour ist laut Plan etwa 3 Stunden lang, also 4. Oder ich vergesse nach dem Ablegen einfach den Schleppanker. Natürlich nicht! Komischerweise kommen wir seit Athlone auch wieder etwas besser voran. Die in den Tabellen angegebenen Zeiten passen wieder ganz gut. Auch wenn ich den Gashebel nicht bis auf den Tisch durchdrücke.

Also los geht´s. Raus aus der Marina, hart Backbord und los. Es gibt jede Menge zu sehen, wie eigentlich überall auf der Strecke. Einfach mal die Augen auf halten und rechts wie links gucken. An jeder Ecke gibt es was zu entdecken. Nur dabei die Fahrrinne nicht aus dem Sinn verlieren.

Es dauert gar nicht lange und man kommt zur Bord Na Mona Rail Bridge. Wir hatte das Glück, dass eine für mein Gefühl asbachuralte Lok gerade da rüber fuhr. Ein tolles Bild! Die Strecke schlängelt sich dann rechts, links durch die Landschaft praktisch bis Tarmonbarry. Kurz vor dem Lock hat man dann noch die Möglichkeit, rechts eine Schleife durch den Clondra Canal und den Camlin River zu fahren. Das reizte mich zwar, eine Schleusung bleibt einem aber nicht erspart... Ausserdem stand im Reiseführer einiges über "verkrautet" und "verstopfte Kühlwasserfilter". Also ich hatte Abenteuer genug. Vielleicht beim nächsten Mal...

Also routiniert durch die Schleuse...lach... und weiter durch Lough Forbes, zur nächsten Schleuse bei Roosky. Schnell waren wir dann auch schon auf dem Lough Bofin. Etappenziel für heute war ja Dromod (für Fetischisten der Wortakrobatik auch Cuan Dhromaid). Wir hatten uns deshalb Dromod ausgesucht und die Etappen so gelegt, weil in fast jedem Reiseführer den wir gelesen hatten, Cox´s Steakhouse hoch über den Klee gelobt und angepriesen wurde. Da man mich für ein gutes Steak nachts wecken könnte.... nix wie hin. Da führt kein Weg dran vorbei (ja ihr Vegetarier und Veganer, Frutarier oder was weiß ich nicht alles. Ich bin bekennender Nordrhein-Vandale und Tierverspeiser. Keine Angst, es gibt da auch Essen mit ohne totem Tier).

Der Hafen selbst liegt sehr gut geschützt, was mich persönlich nach der Ruhe in Lanesborough sehr freute. Die Einfahrt selbst habe ich als recht zackigen Kurs in Erinnerung. Also nicht zu viel Gas bei der Einfahrt. Es ist wahrscheinlich der Jahreszeit geschuldet, dass wir praktisch freie Platzwahl hatten. Ausgesucht hatten wir uns einen Platz ganz am Ende, direkt neben den Duschen. Praktisch genau vor dem Slipway. So konnte man am Abend praktisch aus der Dusche ins Boot hüpfen. Schlau, gelle? Der zweite Vorteil war, dass ich das mitgeschleppte Beiboot auch am Anleger festmachen konnte. Es klopfte nämlich gelegentlich an, als wolle es auch mit rein.

In Dromod selber gabe es nicht soooo viel zu sehen. Ein Eisenbahnmuseum, einen frei laufenden Pitbull der aber ganz verschmust war, ein paar kleinere Läden am Ende der Hauptstraße (die aber alle nicht offen waren) und eben Cox´s. Wir haben uns dann da auch mächtig den Bauch voll geschlagen mit Steak und Lamm und jeder Menge Beilagen die uns Touris zum Probieren aus der Küche gereicht wurden. Dazu lecker Guinness und Bulmers. Eine fast sinnlose Völlerei für knapp über 50€. Echt supergünstig und irre gut. Danach will man nur noch ins Bett. Aber vorher noch bitte eine Dusche. Der Kartenleser schien aber andere Pläne zu haben und machte mir leichte Probleme; oder ich hatte einfach ein Bierchen zu viel. Wie auch immer. Super sauber, schönes warmes Wasser und man musste das Bad im Boot nicht trocken legen. Die Nacht war dann super ruhig.

In jedem Hafen lernt man auch neue Leute kennen! Hier waren es zwei Franzosen, die mit so einem motorisiertem Schleppanker durch die Gegend fuhren und dem Spike nachstellten. Leider wollten die Hechte nicht so, wie die zwei es sich vorgestellt hatten. Apropos Angeln. Wer sich wundert das ich noch so gar nichts übers Angeln geschrieben habe, obwohl das ja eigentlich der Dänemark-Ersatz-Angelurlaub sein sollte: Ich hatte das Angeln fast völlig vergessen und wenn ich es dann doch versuchte... Pustekuchen. Das Einzige was ich rausgezogen hatte war eine alte Ruderpinne. Irgendwas machte ich wohl falsch. Was mich wiederum auf die nächsten Bekannten bringt, die wir in Dromod kennenlernten. Eine Familie aus Nordirland. Der Sohn lebte in New York und war zum gemeinsamen Urlaub mit Eltern und Schwester da. Die stellten sich etwas ... ääähhh... dusselig an beim "Pump Out". Nachdem sich der Inhalt des Schlauches teils auf dem Boot und teils über den Anleger verteilte, ich vor Lachen fast ins Wasser gefallen wäre und die Kolonne auseinander sprang als würde der Teufel gerade zwischen ihnen aufsteigen, kam man ins Gespräch. Das brachte mir ein paar Angelköder, einige Tips und Tricks ein (die übrigens auch nichts brachten) und ihnen dafür einige Spezialitäten aus good old Germany aus unserem Vorrat. Auch diese so symphatische Familie haben wir leider nicht wieder getroffen.

Bord Na Mona Rail Bridge

Tarmonbarry Lock

Langsam bekommen wir Routine

Die Hubbrücke von Tarmonbarry...wir passten so durch

Cox´s Steakhouse. Ein Muss für jeden Besucher

Seeehhhrrr lecker und unglaublich viel

Die Marina von Dromod

Ein Ortsschild halt....

Abendlicher Blick vom Anleger in Dromod auf den Lough Bofin

Gibt es wen, der das nicht schön findet?

Tag 6: Von Dromod bis Carrick on Shannon

Da war sie auch schon. Die Hälfte unserer Bootstour. Wie in jedem Urlaub, besser gesagt wie in jedem SCHÖNEN Urlaub hat man am Anfang unendlich viel Zeit und plötzlich ist die Hälfte rum. Die Zeit verfliegt einfach. Aber nicht jammern! Ist ja erst die Hälfte.

Laut einschlägiger Literatur (um nicht immer den gleichen Wortlaut zu benutzen ;-) ) soll die Fahrzeit etwa 3 Stunden betragen. Also weiter gen Norden. Raus aus dem Hafen, rechtes rum in den Logh Bofin. Von da weiter nordwestlich in den Lough Boderg, hart Steuerbord zurück gen Norden bis zum Lough Tap. Sach ma, bin ich aufm Golfplatz? Ein Loch, äähhh Lough nach dem Nächsten...

Knapp oberhalb des Lough Tap geht es in eine 90 Grad Linkskurve und man befindet sich praktisch im Jamestown Canal. Der eigentliche Kanal beginnt aber hinter einer der größeren Schleusen des Shannon, Albert Lock. Die Schleuse ist mittlerweile Routine. Man gewöhnt sich wirklich daran und betrachtet das Schleusen schon als kleine Auszeit.

Schweißperlen auf der Stirn hatte ich dann erst als sich die Schleuse so weit gefüllt hatten, dass ich den Kanal sehen konnte. "Der ist ja kaum breiter als die Emscher" schoss mir durch die Birne. "Das kann ja heiter werden." Noch mal fix in den Navigationsunterlagen nachlesen. Der Kanal ist aus dem Fels gehauen, nicht zu nah an den Rand kommen. Höchstgeschwindigkeit 5 Km/h. Wenigstens kann ich mal mithalten (ja liebe CarrickCrafts, ich höre jetzt auf zu lästern). Die Strecke ist wirklich sehr eng und man sollte sich wirklich an die 5 km/h halten. Das geht dann mit dem Gegenverkehr ganz gut. So eng ist es dann doch wieder nicht. Es erscheint einem nur Anfangs so. Mir sind allerdings bei beiden Fahrten Boote entgegen gekommen, in deren Pläne wohl nix von 5 km steht. Unter uns... mal bei Emerald nachfragen. Beide Kollegen schipperten nämlich mit deren Känen. Sollte mir ja egal sein. Mir treten sie ja nicht in den Hintern, wenn sie erwischt werden. Der Haken ist aber, dass deren Bug- und Heckwellen mich leicht in Schwierigkeiten brachten, weil ich ziemlich nah am Ufer gefahren bin und mit so wenig Druck auf dem Ruder ziemlich ins Kurbeln kam. Gegenlenken und Gas geben... was ich ja eigentlich nicht wollte. Den Kahn abfangen und wieder langsam auf Kurs. Schwachköpfe!

Nach der Kanaldurchfahr sind wir dann zu einem Zwischenstop rechts ab nach Jamestown. Wenn man schon den gleichnamigen Kanal befährt...

Die Anfahrt auf die Anlegestelle von Jamestown ist etwas kriminell; um es mal vorsichtig auszudrücken. "End of Navigation". Da ich gegen die Strömung anlegen wollte, also im weiten Bogen vor der Brücke rum und Vollgas. Die Strömung ist echt heftig und ich war froh, schon ein paar Tage Erfahrung mit dem Boot zu haben. Solltet ihr da auch mal hin fahren, passt bitte auf, nicht zu nahe an die Brücke ran zu kommen. Das könnte unter Umständen blöd enden. Also Vorsicht walten lassen. Wenn man aber erst mal angelegt hat und sich selbst beweihräuchert hat, ist es wirklich schön da. Nicht unbedingt ein Ort zum Übernachten, aber sonst ganz hübsch gelegen und ein guter Platz zum Angeln.

Jamestown, also wie "wir" Iren sagen, Cill Srianáin, ist ein Dorf. Gefunden haben wir einen Pub, eine alte Stadtmauer und einen Fishing Tackle Shop mit dem besten Schild aller Zeiten!

Der nette Herr in dem Angelzeug-Laden hat mich dann auch noch mal in Sachen Pike beraten. Also ehrlich, der hat mir das verkauft, was er keinem sonst andrehen konnte. Ein Twister in neongelb für den ich einen Besenstil mit Rolle dran gebraucht hätte. Nach drei Versuchen damit ist der in meiner Kuriositätenkiste gelandet. Dafür habe ich an userer Anlegestelle einen goldfarbenen Blinker gefunden. Wenn ich den schon bei unserer Ankunft gefunden hätte... ach wurscht... Ich wäre bei dem Twister wohl stutzig geworden. So hatte er wenigstens einen Spaß und im Pub was zu erzählen.

Weiter nach Carrick!

Der Rest der Strecke ist etwas kurvig, aber ganz easy zu fahren. Ruck zuck ist man da und muss sich erst mal einen Überblick verschaffen. Die Marina ist riesig. Alle bekannten Vermieter haben in Carrick on Shannon eine Station. Dementsprechend viele Boote liegen dort.

Wenn man aber erst mal seine Basis gefunden hat, findet sich auch schnell eine Lücke. Meine war dann an der Tankstation. Ihr erinnert euch? Keine Tankuhr und schon diverse Stunden unterwegs, dazu Motor warm laufen lassen um die Batterien zu laden, das Wasser warm zu kriegen und bevor man morgens loskuttert sowieso. Mir war es wohler, den Tank wieder voll zu haben. Dazu kam ein kleines Problem mit unserem Boot, welches sich nach dem kleinen Wolkenbruch in Lanesborough einstellte. Des Nachts wurden wir nämllich von Wasser geweckt. Nein, mir ist klar, ohne Wasser kann man nicht Boot fahren. Ich meine das Wasser, welches sich irgendwo gesammelt hat und dann vom über uns liegenden Steuerstand auf meine Rübe und auf´s Kopfkissen tropften. Und wenn ich eins hasse, dann ein nasses Kopfkissen! Haben in der Nacht dann oben alles trocken gelegt und dann war auch gut.

Also, die Jungs haben nach unserer Ankunft dann im Laufschritt den Tank voll gemacht und versucht den Kutter mit jeder Menge Silikon wieder dicht zu kriegen. Kam wohl irgendwo an der Frontscheibe rein. Noch 2 dicke Handtücher bekommen, die vorne vor die Scheibe kamen, neue Bettwäsche und neue Kopfkissen und eine riesige Rolle saugender Einwegtücher. Zur Strafe habe ich ihnen meinen Schleppanker dagelassen. Auch hier kann man nur sagen: "Der Service ist erstklassig". Unser N4 ist halt schon etwas älter und da kann das schon mal vorkommen, gelle? Und mal unter uns: Wer gibt so Flachlandtirolern wie uns, die Hausboote nur aus Büchern und dem Fernehen kennen auch ein Boot für zig tausend Euro im Neuzustand mit? Also ich sicher nicht! Wenn man gerade den Führerschein gemacht hat, kauft man sich ja auch nicht einen 80000 Euro Sportwagen, sondern eher eine gebrauchte, ältere Asphaltblase wo es nicht tragisch ist, eine weitere Beule reinzufahren.

Noch schnell einen freien Liegeplatz gesucht und eingeparkt, Kiste abgeschlossen und ab in die Stadt. Carrick ist ja eine der größeren Orte entlang des Flusses. Da sollte man schon etwas Zeit mitbringen. Einkaufen wollten wir ja auch noch.