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Der in Wien lebende polnische Künstler Wojciech Krzywoblocki hat ein beachtliches Werk geschaffen. In internationalen Grafik-Ausstellungen werden seine Werke präsentiert, sie wurden von wichtigen Museen angekauft.

Krzywoblocki wurde 1938 in Lemberg geboren. Sein Vater, Aleksander Krzywoblocki war Architekt, Fotograf und Mitglied der Künstlergruppe ARTES, die in der Zwischenkriegszeit in Lemberg den künstlerischen Austausch mit der internationalen Avantgarde förderte.

Ab 1946 wuchs Wojciech Krzywoblocki in Breslau auf. Nach der Matura studierte er in Krakau Malerei. Er wurde von Surrealismus, Suprematismus und Kubismus beeinflusst. In den 1960er und 1970er Jahren lernte Wojciech Krzywoblocki Happening, Pop-Art und Konzeptkunst kennen. In seinem Selbstverständnis hat er sich von der Zweidimensionalität gelöst und sich auf eine Grafik konzentriert, in der das grafische Blatt in eine künstlerische Aktion einfließt oder von dieser ausgeht.

Nach seinem Studium hat sich Wojciech Krzywoblocki als freier Grafiker in Nova Huta niedergelassen. In der realsozialistischen Athmosphäre im Polen der 1970er Jahre gelangen ihm Erfolge bei künstlerischen Wettbewerben oder in Aktionen, wie dem öffentlichen Drucken von einer Schablone 1974 auf dem Pleinair-Symposium in Osieki.

Durch die Veränderung der politischen Lage in Polen Ende der 1970er Jahre hat Krzywoblocki seine Kunst Schritt für Schritt radikalisiert. Die kurze Zeit von der Streikwelle 1980 und der Gründung der Solidarność bis zur Verhängung des Kriegsrechts im Dezember 1981 hat Krzywoblocki intensiv erlebt. Er war in die Aktivitäten der Solidarność als Künstler eingebunden.

Im Jahr 1984 hat er die Auswanderung mit dem Ziel Wien gewählt. Die erste Zeit in Wien war von der Hoffnung getragen, die ihn in Polen beflügelt hatte. Es war ihm gelungen einige Siebdrucke von Fotos, die er bei einer spontanen Demonstration gemacht hatte, mit nach Wien zu nehmen. Diese Drucke hat Krzywoblocki auseinandergeschnitten und neu zusammengefügt und zu einem grafischen Zyklus gestaltet. Dekonstruktion und verstörte Rekonstruktion von Bildern eilender Menschen zeigen die Bewusstseinslage jener Jahre.

Später – und besonders nach dem Zerfall des Ostblocks und der Liberalisierung in Polen, hat sich die Kunst Krzywoblockis noch einmal gewandelt. Die agitatorischen Elemente sind verschwunden. Es werden fotografische Vorlagen mit „Strukturen“ so verfremdet, dass sie kaum mehr zu erkennen sind, aber einen optischen „Klang“ erzeugen. In einigen Installationen wird eine Verbindung mit zeitgenössischer Musik und Lyrik eingegangen.

Neben seiner künstlerischen Tätigkeit ist Krzywoblocki auch als Lehrer tätig. Er beteiligte sich an der Organisation der internationalen Grafik-Triennale Krakau. Ihm ist es zu verdanken, dass diese wichtige Ausstellung auch in Wien und Oldenburg gezeigt wird.

Das Buch enthält ein Vorwort von Jürgen Weichardt, Spezialist für Druckgrafik des ehemaligen Ostblocks.

Es gibt auch eine interessante von Jacek Krzywoblocki gestaltete Internetadresse:

http://www.krzywoblocki.eu/

Wojciech Krzywoblocki 1980 in Warschau.

Rainer Clauss: Ethnologe, Drucker, Verleger geboren 1949 in Nürnberg. Er lebt seit 1997 in Wien und nahm von 2003 bis 2009 an Wojciech Krzywoblockis Lithografie-Kursen teil.