Carlgeorg Stoffregen

Erinnerungen an Carlgeorg Stoffregen (1917-2011)

Rainer Clauss

Carlgeorg Stoffregen wurde für mich in den letzten sieben Jahren zu einem Freund. Vorher war er „nur“ mein Cousin. Vor sieben Jahren ist er auf mich zugegangen und hat mich gefragt, ob ich nicht ein Buch mit ihm zusammen machen wollte, ein Buch mit den Texten und Zeichnungen seiner Frau aus ihrer Zeit in Frankreich in den 1950er Jahren. Er hat es verstanden, mich mit meinen frankophilen und bibliophilen Interessen anzusprechen und zu gewinnen. Carlgeorg verdanke ich es, dass ich den Verlag „Edition Sonnberg“ begründete.

In den Gesprächen mit Carlgeorg ist mir schnell klar geworden, dass ich es mit einem hoch gebildeten Mann zu tun hatte, der ständig seine Nerven und Sinne angespannt hatte, um neue Informationen aufzunehmen. Blitzartig und überraschend konnte er eine Frage an sein Gegenüber richten, aus der zu erkennen war, wie gut er zugehört hatte. Es ist ein Vorurteil, dass extrovertierte Menschen wie Carlgeorg weniger aufnehmen könnten, weil sie damit befasst sind, auf ihre Umwelt einzuwirken. Im Fall von Carlgeorg, der immer aktuelle sozialwissenschaftliche und philosophische Literatur las und täglich intensiv die (Süddeutsche) Zeitung studierte, können wir guten Gewissens von einen „Homme de lettres“ sprechen, er interessierte sich auch für Poesie und ging regelmäßig zu Dichterlesungen. All das hielt ihn geistig frisch und wach. Ich war begeistert, wie sich in der Arbeit an dem Buch im Gespräch neue Ideen und Wege ergaben und er auf meine Vorschläge einging.

Unvergessen ist mir, sein Besuch in Wien im Frühjahr 2005. Der schon 87jährige kam von München mit seinem eleganten Landrover, er schien von der Reise überhaupt nicht angespannt und wollte gleich mit der Redaktion des Buches anfangen. Auch mit meiner Frau verband Carlgeorg eine herzliche Freundschaft. Hier waren Frankreich und Nordafrika eine Verbindung und der gemeinsame Geburtstag am 19. Oktober. Mit viel Anteilnahme erkundigte er sich immer nach Helenes Gesundheit. Von ihr soll ich auch die heute hier Anwesenden grüßen.

In der Zeit seines Besuches in Wien waren gerade in einer Straße in der Nähe meines Büros (wo ich ihn auch fotografierte) die Bäume der Allee in roter Blüte. So habe ich Carlgeorg in Erinnerung, wie er vor dieser blühenden Allee steht.

Nürnberg, den 24. September 2011

Carlgeorg Stoffregen in Wien

Frühjahr 2005