Die Geschichte vom Mops

Die Geschichte vom Mops


Angenommen, Sie züchten Möpse. Und weiter angenommen, Sie züchten Möpse in Irkutsk, eine Stadt in Sibirien. Sind die Möpse dann sibirische Huskies?


Nun: aus Sicht der Franzosen wären sie das, sofern es sich um Menschen handelt. Denn jeder, der in Frankreich geboren ist, ist Franzose. “Unsere Vorfahren, die Gallier”, heißt es da so schön egalitär. Also wären die Möpse nach französischer Lesart sibirische Huskies.


Aus Sicht der deutschen Staatsangehörigkeit - des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes - gilt vor allem das Abstammungsprinzip. Dort müßte zumindest der Vater dann ein sibirischer Husky sein, und man könnte dann darüber reden, daß der Abkömmling ein Husky ist, sofern - ja sofern - er sein Mopsdasein aufgibt. Ist natürlich für einen Mops nicht ganz so einfach, denn ein Mops kommt selbst als Mopshuskymix nicht ganz aus seiner Haut raus - für einen Menschen soll das jedoch schon so sein. Nach Deutschem Recht könnte sich Mopsy übrigens auch das Huskydasein ersitzen, wenn er 12 Jahre lang als Husky angesprochen wird, im Rechtsverkehr. Ein Mops ist dann recht alt, wenn er so lange als Husky sich ausgeben kann - gut. Aber: Ist es sinnvoll, einen Mops zum Husky zu machen und ihn dann zum Beispiel einen Huskyschlitten ziehen zu lassen? Ein Mops kann dafür andere Dinge gut, die ein Husky nicht so gut kann - zum Beispiel Grimassen schneiden. 


Wir sehen bereits hier, daß wir es aufgrund einer Kulturfrage in der Art und Weise, wie man Zugehörigkeiten definiert - aufgrund einer örtlichen Gegebenheit oder aufgrund einer Abstammung - trefflich diskutieren kann und wie die Verdummung und die Bestimmung von Deutungshoheit einem in die eine oder andere Richtung lenken kann.