Rückblick
Kleine Geotechnik Exkursion Mitteldeuschland 2023
Kleine Geotechnik Exkursion Mitteldeutschland 2023 - Feldversuchstechnik und Messen in der Geotechnik
Am Montag, dem 26. Juni 2023 fand die diesjährige studentische Exkursion im Fach Feldversuchstechnik und Messen in der Geotechnik zum in das Mitteldeutsche Bergbaurevier statt.
Im Rahmen der Exkursion wurde das Unternehmen GGB GbmH in Espenhain, die Zentraldeponie Cröbern mit der mechanisch-biologischen Müllaufbereitungsanlage sowie der Tagebau Profen der MIBRAG GmbH besichtigt.
Das Unternehmen GGB GbmH in Espenhain hat sich in Kooperation mit dem Baumesstechnikhersteller Glötzl Baumesstechnik GmbH sowie mit weiteren Herstellern auf Problemstellungen mit Messen in der Geotechnik spezialisiert. Zur Lösung diverser messtechnischer Aufgaben wurden modernste messtechnische Methoden der Porenwasserdruckmessung, Kraftmessung, Spannungsmessung, Verformungsmessung bis hin zur Anwendung von faseroptischen Messmethoden unter anderen auch mit dem Einsatz von dehnfähigen Polymerfasern vorgestellt und besichtigt (GGB GmbH). Ein Verfahren zur Überwachung von Senkungen an Bauwerken wurde anhand eines sehr modernen Schlauchwaagenmesssystems verdeutlicht. Eine Vielzahl weiterer Exponate gab einen sehr interessanten Einblick in das Arbeitsgebiet der Baumesstechnik.
Inmitten des heutigen Leipziger Neuseenlandes entstand Anfang der 90 er Jahre des letzten Jahrhunderts im Tagebau Espenhain die Zentraldeponie Cröbern. Der Name Cröbern stammt übrigens von einem Ort, der dem Bergbau weichen musste. Genau wie bei der Sanierung von Tagebauen wird auch beim Bau, der Rekultivierung und der Nachsorge von Deponien Verantwortung für einen sehr langen Zeitraum übernommen. Strenge gesetzliche Auflagen zur gefahrlosen Beseitigung von nicht verwertbaren Abfällen werden umgesetzt. Der Schutz von Mensch und Umwelt hat dabei stets oberste Priorität. Eine knapp 5 Meter mächtige Basisabdichtung schützt das Grundwasser und gibt der Deponie Stabilität. Eine Gasdränschicht verhindert das Freisetzen von klimaschädlichem Methan in die Atmosphäre. Hochtechnische Messsysteme überwachen permanent das Setzungsverhalten des Deponiekörpers. So entsteht über Jahrzehnte ein Generationsbauwerk mit höchsten technischen Standards und einem größten Maß an Sicherheit (Zentraldeponie Cröbern). Eine 4,9 Meter mächtige Multibarrierenschicht schützt das Grundwasser. Sie besteht aus mehreren Schichten Tonmineralien, einer Kunststoffbahn und der Entwässerungsschicht. Einmalig in Deutschland ist der Kontrolltunnel unterhalb des Abfalls, der sich über die gesamte Längsachse der Deponie erstreckt. Von hier kann die im Deponiekörper installierte Messtechnik zur Setzungsüberwachung, ausgewertet werden. Weiterhin ermöglicht der Tunnel den Zugang zu den langen Sickerwassersammelrohren, die in regelmäßigen Intervallen gereinigt werden müssen.
Der Tagebau Profen liegt im Süden von Sachsen-Anhalt und erstreckt sich über die Abbaufelder Profen Süd, Schwerzau sowie Domsen. Der Tagebau ist technologisch auf die Auskohlung von Muldenstrukturen angelegt und fördert jährlich etwa 8 Millionen Tonnen Braunkohle. Zur Freilegung des Rohstoffes ist die Bewegung von bis zu 26 Millionen Kubikmeter Abraum und das Heben von bis zu 70 Millionen Kubikmeter Grund- sowie Oberflächenwasser erforderlich. Abraum und Kohle werden mit Schaufelradbaggern, Eimerkettenbaggern und mobiler Technik gewonnen. Etwa 36 Kilometer lange Bandanlagen übernehmen den Transport des gewonnenen Materials, die auf einem Hauptmassenumschlagplatz zwischen den einzelnen Bandanlagen umgelenkt werden (Tagebau Profen). In detaillierten Ausführungen zu den geotechnischen Bedingungen der bergbaulichen Betriebsführung in der Vergangenheit und in der Gegenwart wurde auch auf die gezielte Gestaltung der Tagebaufolgelandschaft mit der geplanten Entstehung des Schwerzauer Sees als Tagebaurestlochsee in der Zukunft eingegangen.
In hochwertigen studentischen Exkursionen kann das Fachwissen der Studierenden an praktischen Beispielen und Anwendungen gezielt vertieft und untermauert werden.
Für die finanzielle Unterstützung der Exkursion sei an dieser Stelle dem Verein Freiberger Geotechniker e.V. ganz herzlich gedankt.