Was sagt der Kreatininwert aus?
Was ist Kreatinin?
Kreatinin ist ein Abbauprodukt von Kreatin, einer Substanz, die vor allem in den Muskeln vorkommt und eine Rolle bei der Energieversorgung der Zellen spielt. Kreatinin wird kontinuierlich in den Muskeln produziert, in den Blutkreislauf abgegeben und dann über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden.
Da die Kreatininproduktion relativ konstant ist und eng mit der Muskelmasse zusammenhängt, ist es ein nützlicher Marker zur Beurteilung der Nierenfunktion. Hohe oder niedrige Kreatininwerte im Blut können auf Nierenfunktionsstörungen hinweisen.
Bestimmung der Nierenfunktion mit Kreatinin
Die Kreatinin-Konzentration im Blut (Serumkreatinin) allein gibt bereits Anhaltspunkte über die Nierenfunktion, da eine beeinträchtigte Nierenleistung die Ausscheidung von Kreatinin reduziert und der Wert im Blut steigt.
Noch präziser lässt sich die Nierenfunktion mit der sogenannten glomerulären Filtrationsrate (GFR) beurteilen. Diese gibt an, wie viel Blut die Nieren pro Minute filtern. Die GFR wird häufig auf Basis des Kreatininspiegels, des Alters, des Geschlechts und manchmal der ethnischen Herkunft berechnet.
Eine der am häufigsten verwendeten Formeln zur Berechnung der GFR ist die CKD-EPI-Formel (Chronic Kidney Disease Epidemiology Collaboration) oder die MDRD-Formel (Modification of Diet in Renal Disease).
Normale GFR-Werte:
Gesunde Nieren haben eine GFR von 90 ml/min/1,73 m² oder mehr.
Werte unter 60 ml/min/1,73 m² über drei Monate gelten als Hinweis auf eine chronische Nierenerkrankung.
Kreatinin-Normalwerte
Die Normalwerte für Kreatinin im Blut variieren je nach Alter, Geschlecht und Muskelmasse:
Männer: 0,7 bis 1,3 mg/dl
Frauen: 0,6 bis 1,1 mg/dl
Was sind falsch-negative Kreatinin-Werte?
Ein falsch-negativer Wert bedeutet, dass der Kreatininwert im normalen Bereich liegt, obwohl die Nierenfunktion bereits beeinträchtigt ist. Dies kann in folgenden Fällen vorkommen:
Geringe Muskelmasse: Menschen mit geringer Muskelmasse (z.B. ältere Menschen, untergewichtige Personen) haben möglicherweise niedrige Kreatininwerte, obwohl ihre Nieren nicht optimal arbeiten. Der Kreatininspiegel hängt eng mit der Muskelmasse zusammen, sodass auch bei Nierenfunktionsstörungen der Kreatininwert niedriger sein kann.
Frühstadium der Nierenerkrankung: In den frühen Stadien einer Nierenerkrankung kann der Kreatininwert noch normal sein, da die Nieren die Filtrationsrate durch Kompensation aufrechterhalten. Erst wenn die Nierenfunktion stark eingeschränkt ist, steigt der Kreatininspiegel merklich an.
Schwangerschaft: In der Schwangerschaft erhöht sich das Blutvolumen, und der Nierenblutfluss nimmt zu. Dies kann zu niedrigeren Kreatininwerten führen, obwohl die Nierenfunktion beeinträchtigt sein könnte.
Übermäßige Flüssigkeitszufuhr: Eine hohe Flüssigkeitszufuhr kann die Kreatininwerte im Blut verdünnen und normal erscheinen lassen, obwohl die Nieren nicht korrekt arbeiten.
Diät und Ernährung: Bei Personen mit einer proteinarmen Ernährung kann das Kreatinin im Blut niedriger sein, ohne dass dies die tatsächliche Nierenfunktion widerspiegelt.
Fazit
Kreatinin ist ein wichtiger Marker zur Beurteilung der Nierenfunktion, insbesondere wenn es zur Berechnung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) verwendet wird. Falsch-negative Kreatininwerte können jedoch auftreten, wenn andere Faktoren wie Muskelmasse oder Flüssigkeitszufuhr die Messung beeinflussen. Daher ist es wichtig, den Kreatininwert immer im Kontext des Gesamtzustandes des Patienten zu betrachten.