Das Vorbild


Einen letzten Schub des Fahrrads den sandigen, gut betretenen, mittlerweile einem Graben ähnelnden Pfad hinauf, welcher auf die Spitze des Walls, umkreisend den Fleck Landes und Wassers, der sich beim Entpuppen des lang erwarteten Sommers in ein Miniatur-Naturparadies verwandelte, führte. Die Aussicht, welche einen überwältigend grüßte, bestand aus einer Lawine Grün- und sonnengebrannter Gelbtonnuancen. Grüne Flecken von Buchenbäumen und Büschen verborgen die gurgelnden und radauenden Rohrsänger nach ihrer Entscheidung, vorübergehend aus ihren Schilfbetten, welche das Ufer des Sees umgaben, hochzuschießen um die Abendsonne zu genießen. Grünes Wasser umschwamm die kleine bewucherte Insel, auf welcher Schwäne nisteten und Silberreiher auf unter ihrem Gewicht schaukelnden Ästen verschnauften, ein blendender Schimmer in der noch anzutreffenden Dunkelheit, und die zahlreichen Sandbänke, auf welcher Enten flatternd und ununterbrochen quatschten.

Ein Blick bodenwärts von der erreichten erhöhten Position ließ den Blick auf ein Tüpfelchen Savanne fallen, Büschel goldenen Grases tanzten mit sich in die Lüfte begebenden Partnern, wie Grashüpfern und Schmetterlingen. Hin und wieder eine Rohrammer leistete ihnen Gesellschaft, pausierend auf ihrem Weg sich mit ihren Nachbarn, den hochschnäbligen Rohrsängern, über Nistplätze zu streiten.


Einen kurzen Stolper den mit hohen bewaffneten Disteln in violetter Blühte fortifizierten Hang herunter durch ein Dickicht aus Buchensprösslingen und Schilf offenbarte eine schlanke strandige Halbinsel, welche einen kleinen Einlass ruhiges und abgelegenes Wasser erschuf, einen sicheren Zufluchtsort für Mutter Haubentaucher und ihr Junges. Mutter patrouillierte das Gebiet während Jüngling sich daran erfreute durch das Schilf zu zickzacken und hin und wieder vor einer Seerose innezuhalten um an ihr fasziniert zu picken. Schließlich, nachdem Mutter mit ihrer Sicherheitskontrolle zufrieden war, forderte sie Jüngling auf eine kleine Sandbank. Somit begann die vorbettzeitliche Schönheitspflege. Ein paar Minuten lang zupften sie ununterbrochen an ihrem Federkleid bis sie befriedigt schienen und darauffolgend in Richtung eines kleinen Zweighaufens wippten, welcher plötzlich auf der Wasserfläche erschienen war. Ein tollpatschiges Tapsen später lagen beide auf dem Nest, hin und her schaukelnd mit eingesteckten Hälsen, und fielen in tiefen Schlummer.