Niedergang und Revitalisierung der „Copa Cagrana“ in Wien
Sie haben sich nichts geschenkt. Sechs Jahre standen die Stadt Wien und der Generalpächter Norbert Weber wegen der „Copa Cagrana“ vor Gericht. Dazwischen lagen unzählige Vorwürfe und Nebenverfahren, mit Steuergeld finanzierte Anwälte – und ungefähr jeder rechtliche Trick, den Rathaus und Weber gegeneinander ausspielen konnten.
Um die Geschichte zu verstehen, muss man ihre Anfänge kennen: Norbert Weber war einer der Ersten, der die Idee hatte, die Donauinsel und die Ufer der Donau als Freizeitort für die Wiener urbar zu machen. In den 1980ern eröffnete die „Copa Cagrana“ - und Weber war ihr Pächter. Ein Strandbad für die junge und hippe Lokalszene - gelegen an der 300 Meter langen Donau-Wasserfront in nächster Nähe zu den Bezirken Kagran und Kaisermühlen. Das ging über 20 Jahre mehr oder weniger gut. Bis die Situation dann 2010 eskalierte.
Schon davor war die Stadt mit der alten Partymeile, die nur mehr als heruntergekommenes „Caorle für Daheimgebliebene“ verschrien war, unzufrieden. Immer wieder gab es Konzepte für die Neugestaltung des Areals, doch Weber und die Stadt konnten sich nicht einigen. Bei Kontrollen, bei denen zuvor jahrelang ein Auge zugedrückt wurde, wurde daher auf einmal rigoros vorgegangen.
2010 reichte die Stadt dann eine Räumungsklage gegen Weber wegen nicht erfolgter Pachtzahlungen ein. Längst war klar: Hinter der mittlerweile schmuddeligen „Copa Cagrana“ würde die Stadt Wien mit dem DC-Tower das höchste Gebäude Österreichs bauen.
Der Gerichtsstreit ging nur zäh voran. Im Endeffekt half jedoch alles nichts. 2016 wurde die wichtigste Klage zugunsten der Stadt Wien entschieden. Webers Firma ging im Juli 2016 in den Konkurs.
Und die „Copa Cagrana“ wurde im Jahr 2020 von der Stadt Wien in neuem Gewand als „Copa Beach“ wiedereröffnet. Statt Beton und heruntergekommenen Szene-Strandbars entstanden auf dem Areal nun mehr Grünflächen, große Bäume als Schattenspender, Sandstrände, Nebelduschen und ein neuer Skaterpark. Ein neues und fast schon cleanes „Beachfeeling“ inmitten der millionenstarken Alpenmetropole.
Meine Bilder dokumentieren den Höhepunkt des Verfalls der ehemals trendigen Partymeile am Donauufer. Das letzte Bild - quasi außer der Reihe - zeigt als Kontrast in einer ganz schlicht mit dem Smartphone aufgenommenen Collage die neue „Copa Beach“ aus dem Jahr 2023.