Technikkram Blog
Technikkram Blog
07.08.2024, K. Latt
Oft ist einem bei dem Gedanke an einem Anbieterwechsel gleich unwohl zumute. So ist es neben dem bürokratischen und dem technischen Aufwand immer auch eine Frage der Funktionalität und Zuverlässigkeit - gerade in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling. Doch viele Haushalte verschenken, indem sie ihrem bisherigen Anbieter aus Bequemlichkeit oder anderen Gründen seit vielen Jahren treu bleiben, bares Geld und/oder sogar einem zustehende Leistungen. Doch nicht nur ein Anbieterwechsel birgt Potentiale. Auch eine Optimierung Ihres laufenden Vertrags kann eine Option sein.
Ihr Vertrag - und Ihr Vorteil als (langjähriger) Kunde
Werfen wir zunächst einen Blick auf ihren aktuellen Anbieter. Wie lange sind Sie schon Kunde? Wie viel zahlen sie monatlich? Welche Leistungen und Zusatzpakete haben Sie gebucht? Nutzen Sie gar Mietgeräte? Dann sollten Sie jetzt weiterlesen: Oft lassen sich auch ohne einen Anbieterwechsel vielleicht ungeahnte Potentiale erreichen. Oft sind diese nur einen Anruf entfernt. Denn viele Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen ruhen sich auf ihrer damals erbrachten Erstleistung aus, lassen die Verträge laufen und haben somit ohne zusätzliche Kosten mit Ihnen einen kleinen, natürlich sprichwörtlich gemeinten, Goldesel im Keller. Altverträge haben oft inflationsbedingt noch bessere Konditionen. Jedoch gibt es mittlerweile auch viele zusätzliche Leistungen, die Neukunden ihres Anbieters vielleicht sogar im Preis inkludiert haben. Je nach Vertragslaufzeit ist ihr Mietgerät vielleicht schon doppelt und dreifach abbezahlt. Und nicht zuletzt: Sind die Kosten-Nutzen-Verhältnisse ihres Vertrags noch zeitgemäß?
Nach der Analyse ihres Vertrags gibt es letztendlich 2 Ergebnisse, zu denen Sie kommen können:
1. Sie möchten Ihren Anbieter behalten
Dann lohnt sich oft ein Anruf bei ihrem bestehenden Anbieter. Sie sollten sich vorher genau über ihren bestehenden Vertrag informieren:
Vertragslaufzeit
Vertragsbestandteile
Gebuchte Pakete
Ist ihre Verbindungsqualität und ihr Datenvolumen/Freiminutenvolumen zeitgemäß im Vergleich zur Konkurrenz?
Gibt es woanders bessere Konditionen für die selben Leistungen?
Wie lange mieten sie ihre Geräte bereits?
usw.
Anschließend haben Sie eine gute Gesprächsgrundlage und werden als ernstzunehmender Gesprächspartner wahrgenommen.
Gehen Sie nun, sobald sie einen menschlichen Mitarbeiter am Telefon haben (alternativ wäre es stressfreier, sofern vorhanden, eine Filiale aufzusuchen), freundlich und bestimmend auf Ihr Anliegen ein:
"Wenn ich seit 4 Jahren Miete für meinen Router bezahle, sollte ich dann nicht [die Miete erlassen bekommen / einen neuen Router erhalten], da ich diesen längst abbezahlt habe?"
"Bei Anbieter XYZ bezahle ich für die selben Konditionen 20 Euro weniger als Neukunde."
"Bei den aktuellen Entwicklungen der Datenbandbreiten ist meine Verbindungsgeschwindigkeit / meine Inklusivminuten nicht mehr zeitgemäß."
"Ihre Neukunden erhalten ein viel besseres Angebot, als ich, obwohl ich seit Jahren Stammkunde bin."
...wären einige Beispielsätze, mit denen Sie Ihr Anliegen äußern können.
Lassen sie sich nicht sofort mit einem "da kann ich leider nichts machen" abspeisen. Viele Vertriebsmitarbeiter sind darauf geschult, zunächst diese Antwort zu geben. Sollte sich nicht die von Ihnen erhoffte Antwort ergeben, hilft oft nur ihr Drohen mit einer Kündigung. Und auch hier folgt oft eine taktische Antwort á la "da kann ich wirklich nichts mehr machen, das ist schon der beste Preis" usw..
Schrecken Sie nicht vor Kündigung zurück!
Keine Angst. Eine Kündigung bedeutet heutzutage nicht, dass Sie in wenigen Monaten ohne Anschluss zuhause vereinsamen. In jedem Fall greift bei einer Kündigung bei wirklich jedem großen Telekommunikationsanbieter die sogenannte zweite Stufe: die Kundenrückgewinnungsabteilung. Das heißt konkret, dass Sie einen Anruf oder ein Schreiben erhalten (In der Regel aber einen Anruf), in dem ein sehr freundlicher Mitarbeiter versucht, Sie umzustimmen und zum Bleiben zu überreden. Jetzt haben Sie auch einen anderen Stand und können besser verhandeln. Lassen Sie sich nicht gleich vom ersten Angebot locken. Bleiben Sie cool, denken Sie an Ihre Vertragsanalyse, an das was sie möchten. Notfalls vertrösten Sie die nette Person und bitten um Bedenkzeit. Besprechen Sie das Angebot in Ruhe mit ihrer Familie oder jemandem im Freundeskreis, der sich gut auskennt.
2. Sie möchten Ihren Anbieter wechseln
Die zweite Option ihrer Analyse könnte natürlich sein, dass sie zu dem Schluss gekommen sind, ihren Anbieter wechseln zu wollen. Auch dann erfolgt natürlich eine Kündigung ihrerseits. In der Regel wird diese dann von ihrem Neuanbieter vorgenommen. Die Kundenrückgewinnung des Altanbieters wird sich dennoch bei Ihnen melden und Sie zum Bleiben überreden wollen. In jedem Fall also eine Win-Win-Situation.
Gut verglichen ist "die halbe Miete"
Ein seriöses Vergleichsportal, welches Sie nutzen sollten, ist Check24. Natürlich erhält jedes "kostenlose" Vergleichsportal genau wie jeder Versicherungsvertreter, der vor Ihrer Haustür steht oder in seinem Büro in der Innenstadt fungiert, eine Prämie für vermittelte Abschlüsse. Das sollte uns aber nicht stören, da wir über Check24 oft sogar noch bessere, sogenannte Partnerkonditionen, erhalten können. Hier sollten sie nun möglichst genau Ihre aktuellen Vertragsparameter eingeben, und anschließend ihren Standort und ihre zukünftigen Wunschparameter des neuen Vertrags, unter anderem sind hier zu berücksichtigen:
Direktvertrag beim Anbieter (immer besser als Vermittler wie bspw. Freenet)
Anschlussoption (DSL, Glasfaser, Kabel)
Flatrate-Optionen (Telefon, Internet) - Achtung: manche Internettarife werden nach Verbrauchen eines gewissen "Inklusivvolumens" ähnlich den Handyverträgen gedrosselt - das ist praktisch für Wenig-Surfer/Streamer da hier gespart werden kann - aber nervig für Viel-Surfer/Streamer, da hier das Risiko einer "lahmen Leitung" viel höher ist
gewünschte Bandbreite (Mbit/s sind hier der entscheidende Faktor)
als Single sollten es heutzutage mindestens 16.000 Mbit/s sein
Als Paar, WG oder Familie mit Kind sind 50.000 Mbit/s Pflicht
Mit mehreren Kindern oder in einer größeren WG / Mehrparteienhaushalt sollten mindestens 100.000 Mbit/s drin sein - mehr ist besser
weitere Faktoren für die Bandbreite: Homeoffice? Homeschooling? Streamen mehrere Personen gleichzeitig? Finden viele Downloads statt? Ist 4k-Streaming relevant? ...etc.
Das Vergleichsportal zeigt Ihnen nun automatisch die an Ihrem Standort verfügbaren Anbieter und Bandbreiten an. Wählen Sie einen aus - und das Portal führt sie anschließend durch die Vertragsabwicklung.
Trotz der guten Konditionen der Portale lohnt sich immer auch ein Blick auf die Website des Anbieters selbst. Oft gibt es saisonal und im Direktvertrieb auch lohnenswerte Angebote.
Mietgerät - Ja oder Nein?
Zuletzt möchte ich noch bei der Entscheidungsfindung helfen, ob ein Mietgerät sich lohnt - und welche Vor- und Nachteile diese mit sich bringen. Achten Sie deshalb bei Vertragsabschluss auf alle Fälle, sobald Geräte inkludiert sind, auf die Konditionen. Einige Geräte gibt es bei Vertragsabschluss kostenlos on top - es fallen also keine weiteren Kosten oder nur eine einmalige Gebühr an. Meistens jedoch werden die gelieferten Geräte als Mietgeräte ausgegeben, die sich monatlich auf Ihrer Rechnung bemerkbar machen.
Vorteile von Mietgeräten:
"Wenn etwas damit ist"...
...so sind Sie ganz aus der Verantwortung. Der Anbieter hat in der Regel für Ersatz zu sorgen und die Funktion zu gewährleisten.
Sofern Sie aufmerksam Ihren Vertrag im Auge behalten, haben Sie aller paar Jahre Anspruch auf ein neues Gerät. Anruf genügt in der Regel.
Das gelieferte Gerät ist vom Anbieter "zertifiziert und getestet", die Funktion somit (theoretisch) gewährleistet
Nachteile von Mietgeräten:
Die monatlichen Gebühren
Beispiel: Routergebühr monatlich 4,99€, entspricht nach 3 Jahren Gesamtkosten von knapp 180€
Bei Umzug oder Kündigung müssen Mietgeräte zurückgesandt werden, Sie haben kein Recht auf Behalten, egal wie viel Miete sie inzwischen gezahlt haben.
In der Regel kann man sich nicht jedes beliebige Gerät bzw. seinen Wunschrouter aussuchen. Man ist also an die Gerätevorauswahl des Anbieters gebunden.
Es ist also letztendlich keine Ja- oder Nein-Frage, sondern ein Abwägen. Auf alle Fälle lohnt sich das Fragen nach der aktuellsten Fritzbox (meine Empfehlung ist derzeit die Fritzbox 7590 AX) sowie nach einer Kaufoption für das Gerät. Somit haben Sie nach 3 Jahren immernoch einen Restwert auf dem Gebrauchtmarkt, falls Sie umsteigen möchten. Mit einer Zusatzgarantie lässt sich auch der Faktor Absicherung bei vielen Elektronik-Anbietern inzwischen klären. Klingt das nach zu viel Stress für Sie? Dann ist ein Mietgerät vielleicht die weisere Entscheidung.