Reißverschluss

Reißverschluss wellt sich beim Einnähen: Was tun?

Das kennst du auch: Du hast eine schöne Jacke genäht und freust dich schon darauf, sie zum ersten Mal “auszuführen”. Aber was ist das? Der Reißverschluss wellt sich beim Einnähen! Dabei hast du doch alles richtig gemacht. Oder?


Es ist leider tatsächlich so: Die gesamte Optik der Jacke leidet unter einem wellig eingenähten Reißverschluss. Das muss aber nicht so sein! In diesem Blog-Beitrag verrate ich dir meine besten Tipps um einen Reißverschluss richtig einzunähen.


Im ersten Teil des Beitrags gebe ich dir einige allgemeine Tipps zum wellenfreien Einnähen des Reißverschlusses.


Im zweiten Teil gebe ich dir eine Anleitung wie ein Profi einen Reißverschluss einnäht. Und zwar so, dass du es zuhause ganz einfach nachmachen kannst.


Du wirst sehen: Wellige Reißverschlüsse gehören auch bei dir künftig der Vergangenheit an! 🙂


Reißverschluss wellt sich beim Einnähen

Reißverschluss ohne Wellen einnähen: 10 geniale Tipps!

Warum passiert es überhaupt, dass sich der Reißverschluss beim Einnähen oder beim anschließenden Waschen wellt?


Grundsätzlich kannst du dann davon ausgehen, dass die Länge von Stoff und Reißverschluss dann nicht exakt aufeinander abgestimmt ist.


Aber wie kann das sein?, fragst du vielleicht. Du hast doch vorher alles genauestens ausgemessen! Da bin ich mir sicher. Allerdings genügt das noch nicht ganz um die Anatomie eines eingenähten Reißverschlusses zu verstehen.


Hier kommen meine besten Tipps zum richtigen Einnähen von Reißverschlüssen. Manchmal genügt es, nur einen der Tipps zu befolgen. Gelegentlich benötigt man aber auch alle zusammen um ein gutes, wellenfreies Näh-Ergebnis zu bekommen. 🙂


Tipp Nr. 1: Vorwaschen

Oft ist es so, dass Stoff oder Reißverschluss beim Waschen einlaufen.


Ja, du liest richtig: Auch Reißverschlüsse laufen ein! Mein erster Tipp: Wenn du den Stoff vorwäschst, gib einfach den Reißverschluss mit in die Waschmaschine.


Das klingt erstmal merkwürdig, hilft aber dabei, Wellen zu vermeiden.


Tipp Nr. 2: Bügeln

Auch Bügeln hat einen Einfluss darauf, wie ein Stoff sich beim Nähen und Tragen verhalten wird. Bügle grundsätzlich sowohl den Stoff als auch den Reißverschluss.


Achte aber darauf, die Kunststoffzähnchen nicht mit zu bügeln. Sie vertragen meist keine Bügelhitze und können schmelzen.


Reißverschluss wellt sich beim Einnähen

Tipp Nr. 3: Nahtband

Wellige Reißverschlüsse sind oft ein Ergebnis zweier Faktoren: Eines festen Reißverschlusses und eines mehr oder weniger elastischen Stoffes.


Um den Stoff nach dem Waschen und Bügeln zu stabilisieren solltest du ihn verstärken. Dazu eignet sich Nahtband ganz wunderbar! Einfach bündig auf die Rückseite des Stoffes bügeln und auskühlen lassen. Du wirst sehen, das wirkt Wunder!


Alternative: Stütznaht

Es muss nicht immer Nahtband sein: Auch eine einfache Stütznaht kann helfen! Dabei nähst du einfach innerhalb der Nahtzugabe einen langen Geradstich an der Stoffkante entlang.


Was so einfach klingt, bringt gerade bei Walk- und Fleecestoffen zusätzliche Stabilität.


Natürlich kannst du auch beides kombinieren! Dann führst du zuerst die Stütznaht aus und verstärkst anschließend die Stoffkante mit Nahtband.


Reißverschluss einnähen ohne Wellen

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Tipp Nr. 4: Obertransportfuß

Kennst du das auch von Softshelljacken? Eigentlich lässt sich Softshell super nähen. Aber wenn es an den Reißverschluss geht, schiebt der Reißverschluss-Fuß den Stoff vor sich her.


Das kannst du mit einem Obertransportfuß verhindern. Meine Janome ist serienmäßig mit einem schmalen OTF ausgestattet. Wenn ich bei eingesetztem OTF die Nadel ganz nach links stelle, kann ich damit phantastisch Reißverschlüsse einnähen!


Tipp Nr. 5: Nähfußdruck

Solltest du keinen schmalen Obertransportfuß dein eigen nennen, kannst du mal versuchen, den Nähfußdruck zu verringern. Welche Einstellung richtig ist, entnimmst du am besten der Bedienungsanleitung deiner Nähmaschine.


Falls du das vorher noch nie gemacht hast: Mach vorab ein Foto des Reglers. Daran kannst du dich im Anschluss orientieren um alles auf die Grundeinstellung zurückzustellen.


Tipp Nr. 6: Stretch-Stich für Stretch-Stoffe

Wer sagt, dass ein Reißverschluss immer mit einem Geradstich eingenäht werden muss? Probier mal einen schmalen Zickzack aus, wenn du den Reißverschluss in besonders stretchige Stoffe nähen möchtest!


Tipp Nr. 7: Heften oder Kleben

Es widerstrebt meinem Verlangen nach Einfachheit und schnellen Lösungen. Aber nach vielen Stunden mit dem Nahttrenner habe ich es inzwischen eingesehen: Heften ist wichtig!


Indem du deinen Reißverschluss vor dem eigentlichen Nähen heftest, behältst du die Kontrolle darüber, ob und wie sehr der Stoff sich dehnt.


Beim Heften kannst du die Möglichkeit, den Stoff Stück für Stück an den Reißverschluss anzupassen. Und zwar symmetrisch: Du kannst dabei auch justieren, dass das Muster des Stoffes auf beiden Seiten des Reißverschlusses passgenau liegt. Cool, oder?


Wichtig ist, dass du die Nähstrecke dabei in gleiche Teile unterteilst. So wird es schön gleichmäßig.


Das Heften kannst du mit der Hand oder mit einem langen Geradstich erledigen. Ich verwende für wenig elastische Stoffe die Nähmaschine mit 5 mm Stichlänge.


Bei weichen, dehnbaren Stoffen hefte ich den Reißverschluss mit Nadel und Faden und einem Hand-Heftstich ein.


Alternative: Einkleben mit Wondertape

Statt zu Heften kannst du den Reißverschluss auch wunderbar mit Wondertape einkleben. Das Tolle an dieser Methode ist, dass du das Tape immer wieder lösen und den Reißverschluss justieren kannst.


Wenn du diese Methode wählst, solltest du dir ein paar Anti-Glue-Nadeln besorgen. Anti-Glue bedeutet, dass die Nadeln mit einer Art Teflon beschichtet sind. Wondertape klebt nämlich wie Hölle an Nähmaschinennadeln.


Gerade, wenn du viele neue Tipps beherzigen willst, kannst du nicht auch noch darauf achten, ob die Nadel zufällig ins Wondertape sticht! Das kann leicht stressig werden.


Und wenn die Naht dann unschön wird, weil der Faden abreißt oder der Stoff nicht mehr richtig transportiert wird, weil alles verklebt: Ist das einfach besonders nervig.


Zugegeben: Auch die Anti-Glue-Nadeln (die gerne im Stick-Bereich eingesetzt werden!) verhindern das Verkleben nicht zu 100%. Aber sie reduzieren es sehr. Wenn ich merke, dass die Nadel Klebstoff angenommen hat, wische ich sie mit Nagellackentferner ab (das Öhr nicht vergessen!). Dann näht sie wieder einwandfrei!


Reißverschluss wellt sich beim Einnähen

Tipp Nr. 8: Reißverschluss kürzer als der Stoff

Wellen oder Reißverschluss-Spitzen, die sich aus dem Stoff drücken sind ein sicheres Zeichen dafür, dass dein Reißverschluss zu lang ist!


Ein Tipp für sehr dehnbare Stoffe: Wähle deinen Reißverschluss 10 – 15% kürzer als der Stoff! Teile den Reißverschluss in gleichmäßige Nähstrecken.


Nähe dann den Reißverschluss bei leicht vor die Nadel geschobenem Accessoires Stoffe ein. Du wirst staunen! 🙂


Tipp Nr. 9: Differenitaltransport

Wenn deine Nähmaschine mit einem Differentialtransport ausgerüstet ist, kannst du ihn bei dehnbaren Stoffen auf “Einhalten” stellen. Die genaue Einstellung solltest du an einem Probestück testen.


Tipp Nr. 10: Nicht aufregen!

Das Einnähen eines Reißverschlusses bringt für viele Gerne-Näher eine gewisse Nervosität mit sich. Klar, alles ist soweit paletti, die Nähte sehen toll aus, die Kapuze sitzt. Der Reißverschluss soll jetzt den letzten Schliff verleihen.


Oft ist es sogar so, dass man den ganzen Tag über die Jacke genäht hat und den Reißverschluss abends noch schnell einnähen will. Einfach, damit man fertig ist. An kleine Extras wie Heften oder Verstärken denkt man in so einem Moment eher selten…


Also sitzt man beim Einnähen oft mit feuchten Händen an der Nähmaschine. Im Grunde kennt man ja das Risiko. Und weiß schon vorab, dass es schief gehen kann.


Ich rate dir davon ab, einen Reißverschluss am Ende eines langen Näh-Tages einzunähen.


Schlaf eine Nacht drüber! Und näh den Reißverschluss am nächsten Tag ausgeruht und mit frischer Konzentration ein. Das bringt’s!